Balduin Beutelschneider

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Balduin Beutelschneider.

Balduin Beutelschneider (englisch Sylvester Shyster) ist ein krimineller Anwalt und Gegenspieler von Micky Maus. Es handelt sich um die erste wichtige direkt für den Comic erfundene Figur. Der intelligente Winkeladvokat arbeitet häufig mit dem brutalen Kater Karlo zusammen und trat erstmals im Abenteuer Micky Maus im Tal des Todes aus dem Jahre 1930 auf. Während er in Floyd Gottfredsons (insbesondere frühen) Comicstrips unerlässlich war, tritt er heute nur noch selten auf.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

„Pete“ aus den Alice Comedies, der gemeinsame Vorfahr von Kater Karlo und Balduin Beutelschneider (© Egmont Ehapa)

Auch wenn Beutelschneider erst deutlich später in seiner endgültigen Form erscheinen sollte, so reichen seine Wurzeln sehr weit – weiter als die von Micky selber. Tatsächlich trat bereits im Cartoon Alice Solves the Puzzle (1925) ein gewisser Gegenspieler namens „Bootleg Pete“ auf, ein bösartiger Bär mit Holzbein. Dieser Bär wird heute zwar allgemein als Vorgänger Kater Karlos gesehen – tatsächlich war er aber vor allem optisch auch der Vorgänger Beutelschneiders. Als dann Karlo nach und nach immer dümmer wurde und sich vor allem von einem Bären in eine Katze verwandelte, schien der Ur-Pete verschwunden zu sein. War er aber nicht, denn einige Jahre später tauchte ein neuer Charakter auf: Balduin Beutelschneider. Oberflächlich gesehen ein neuer Charakter, doch als sich der gewitzte Winkeladvokat mit Kater Karlo zusammentat war der Ur-Pete wieder zurück – in zwei Figuren.[1]

Bei seinem ersten Auftritt in Micky Maus im Tal des Todes versucht Beutelschneider, Minnie zu hintergehen (© Egmont Ehapa)

Balduin Beutelschneider hatte seinen ersten richtigen Auftritt in Micky Maus im Tal des Todes. Somit ist er die erste direkt für die Disney-Comics geschaffene Figur und wurde wahrscheinlich noch von Walt Disney höchstselbst in die Comicstrips eingeführt. Verantwortlich für das Erscheinungsbild des schurkischen Winkeladvokaten – rattengesichtig, bebrillt, groß und schlank – war der damalige Micky-Zeichner Win Smith. In der Geschichte, die von Floyd Gottfredson fertiggestellt wurde, stellt er zusammen mit Kater Karlo den Hauptgegner Mickys dar. Die Figur des verschlagenen Anwalts war für die Zeit typisch, da sie das Publikum während der Weltwirtschaftskrise dieser Jahre besonders ansprachen.[2] Auch in den folgenden Abenteuern von Floyd Gottfredson tritt er regelmäßig auf, wobei sein größter Auftritt unter der Feder Gottfredsons wohl in Im Netz der Luftpiraten (1933) ist. 1941 kommt er noch einmal in Verbrechen am versteckten Fluss vor, danach wird er nicht mehr von Gottfredson verwendet.

Wie viele andere Figuren wurde er jedoch bald auch von anderen Autoren in Italien und bei Egmont aufgegriffen. Seinen ersten richtigen Extra-Gottfredson-Auftritt hat er in Südseezauber von Gian Giacomo Dalmasso und Giovan Battista Carpi (1961, LTB 2, in der deutschen Übersetzung wird er hier als „Kilby“ bezeichnet). Auch in den folgenden Jahren hat er noch halbwegs regelmäßig Auftritte in italienischen Comics, stets in Begleitung von Kater Karlo. Ab 1965 geriet er dort jedoch zunehmend in Vergessenheit und wurde nur noch drei Mal verwendet, das letzte Mal 2000 von Alessandro Perina im auf Deutsch noch unveröffentlichten Bad Boys. Dafür trat er regelmäßig in Egmont-Geschichten auf, unter anderem in Schwer erziehbar von David Gerstein, Scarpa und Sandro Del Conte (2000, unter anderem in MM 6/2000 und Die besten Geschichten von Romano Scarpa) oder Piraten im Weltraum von Andreas Pihl und Joaquin (2001, LTB 282 & LTB Spezial 39), allerdings oft mit dem sogenannten Kaschperlmicky. In letzter Zeit sind die einzigen nennenswerten Auftritte in einigen Bänden der Disney-Hommage-Reihe, unter anderem in Horrifikland und Terror Island.

Charakter[Bearbeiten]

Beutelschneider dreht alles so, dass Micky und Rudi als Verdächtige dastehen, während er das Geld aus einem Waisenhaus (!!) gestohlen hat. In kaum einer Geschichte sind seine Skrupellosigkeit und seine Schläue so gut zu sehen wie in Der große Waisenhausraub (© Egmont Ehapa)

Balduin ist ein sehr intelligenter Rechtsanwalt, der seine Intelligenz und seine Stellung jedoch nicht für das Recht sondern leider genau gegen das Recht verwendet. Daher auch sein englischer Name, Sylvester Shyster („Shyster“ = Rechtsverdreher)[2]. Dank seiner juristischen Kenntnisse schafft er es, sich das eine oder andere Mal aus einer scheinbar aussichtslosen Situation zu winden. Seine Stellung missbraucht er, in dem er zum Beispiel versucht, Minnie ein Haus abzuknöpfen, das er ihr eigentlich übermitteln sollte (Micky Maus im Tal des Todes). Doch wenn seine Rechtsverdreherei und seine Lügen nicht reichen, wird er auch gern mal richtig gewalttätig und schreckt auch vor Mord nicht zurück, wobei hierfür meistens sein Komplize Kater Karlo zuständig ist (siehe weiter unten). Doch nicht nur in Rechtssachen ist Beutelschneider ein Genie. In Im Netz der Luftpiraten beispielsweise ist er Erfinder eines riesigen Luftschiffs und wird damit zusätzlich zum genialen Erfinder und Wissenschaftler. Beutelschneider ist von einer Skrupellosgkeit ohnegleichen. So bestiehlt er in Der große Waisenhausraub ein Waisenhaus (!) und richtet danach alles so, dass Micky und Rudi Ross beschuldigt werden und hingerichtet werden sollen (!!). Sein Ziel ist Geld und Macht, so versucht er, Minen zu stehlen oder, skrupellos wie er ist, Waisenhäuser auszurauben oder sogar den ganzen Luftverkehr zu kontrollieren, um Post abzufangen. Nach und nach kommt als oberstes Ziel allerdings auch noch die Rache an Micky hinzu, der ihm immer im Weg steht. Außerdem ist Beutelschneider in Minnie verliebt und will sie heiraten.

Balduin und Karlo[Bearbeiten]

Kater Karlo und Balduin Beutelschneider in Im Netz der Luftpiraten (© Egmont Ehapa)

Wie weiter oben bereits erwähnt, hatten Kater Karlo und Beuteschneider die gleichen Wurzeln. So stellen die beiden das perfekte Duo dar: Beutelschneider der Schlaue Rechtsanwalt, der die Pläne schmiedet, Karlo der brutale Dummkopf, der sie ausführt. Kein Wunder also, dass sie anfangs nur zusammen zu sehen sind. Bis 1934 bildeten die beiden ein festes Duo, das die Welt unsicher machte. In der zweiten Hälfte der Dekade legte der bisher erstaunlich blasse Karlo jedoch an Charisma und an Schläue zu, sodass er sich bald alleine mit Micky herumschlagen durfte, während Beutelschneider für einige Jahre pausieren musste. Bei einem letzten Gottfredson-Auftritt in Das Geheimnis vom Hollerbach (1941/42) wirkte der Anwalt schließlich nur noch wie ein überflüssiges Anhängsel des Katers und verschwand konsequenterweise aus den Strips. Hinzu kam, dass Karlo mit Kurt Kropp bald noch einen zweiten Gegenspieler an die Seite bekam. So wurde Beutelschneider langsam verdrängt, während Karlo weiter munter sein Spielchen treibt und heute zum regelmäßigsten Gegner Mickys geworden ist.[1]

Name in anderen Sprachen[Bearbeiten]

  • Englisch: Sylvester Shyster
  • Italienisch: Lupo
  • Französisch: Chicaneau
  • Niederländisch: Sylvester Slibber
  • Dänisch: Sylvester Snyd
  • Portugiesisch: Zé Ratão
  • Schwedisch: Fusky
  • Finnisch: Samu Suutari
  • Chinesisch: 赛持斯
  • Serbisch: Мрки Мргудић
  • Norwegisch: Advokat Lur
  • Litauisch: Silvestras
  • Polnisch: Chytrus

Trivia[Bearbeiten]

  • Bei Ehapa wurde Beutelschneider gelegentlich mit der Figur Eli Squinch verwechselt und daher wie diese mit Kurt Kropp übersetzt

Literatur[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 David Gerstein: Kater Karlo und Balduin Beutelschneider. Floyd Gottfredson Library 2, S. 248 (2021)
  2. 2,0 2,1 Thomas Andrae: Von Mäusen und Menschen. Floyd Gottfredson Library 1, S. 10–15 (2021)