Giovan Battista Carpi

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Giovan Battista Carpi, oder kurz G.B. Carpi (* 16. November 1927 in Genua; † 8. März 1999 ebenda), gehört neben Romano Scarpa zu den bedeutendsten Altmeistern der italienischen Disney-Comics und war maßgeblich an der Entwicklung von deren typischem Stil beteiligt. Er gilt als der erste „absolute“ Disney-Zeichner, der Enten und Mäuse gleichermaßen hochklassig aufs Papier brachte. Später löste er Pier Lorenzo de Vita als wichtigsten Zeichner von Disney-Parodien ab und entwickelte zusammen mit Guido Martina die Figur Phantomias.

Biografie[Bearbeiten]

Giovan Battista Carpi (links, Foto von M. Barlotti

Nach einer Ausbildung zum bildenden Künstler an der Akademie der Schönen Künste sowie im Studio des Malers Giacomo Picollo führte ihn sein Weg zum Trickfilm und zur Mitarbeit an Jugendzeitschriften. Seine ersten Comics fertigte Carpi 1945 für die Wochenzeitschrift „Faville“ an. Nach Mitarbeit an weiteren Magazinen arbeitete er auch eine Zeitlang im Trickfilmstudio der Gebrüder Pagot als Phasenzeichner.

Im Jahre 1953 stieß er zur Riege der italienischen Disney-Zeichner, wo er anfangs im Team mit Giulio Chierchini arbeitete. Seine Vorliebe für alte Moden und Kostüme prädestinierte Carpi geradezu für Persiflagen und Parodien, von Donald, Prinz von Duckenmark bis Das Geheimnis der Silberleuchter, in denen Shakespeares Hamlet und Victor Hugos Die Elenden humorvoll aufbereitet wurden. Während die Parodien fast immer den Enten vorbehalten waren, steuerte Carpi vor allem in den 60er Jahren auch die Zeichnungen zu einigen unvergesslichen Maus-Klassikern bei, darunter Die Reise zum Mond, Micky und die Rebellion der Schatten, Micky und die Erbschaft von Goofy Goofinger und Micky als Kurier des Zaren. 1969 zeichnete er die „Origin-Story“ Die Verwandlung von Phantomias, für dessen visuelle Gestaltung er verantwortlich war, mit dem er aber nach dieser Geschichte nur noch wenig zu tun hatte.

Nach der Koproduktion Glanz und Gloria derer von Duck mit Scarpa (1970, LTB 93) durchlebte Carpi in den 70er Jahren – mit Ausnahme von Micky the Kid und Greenhorn Goof und vor allem Die Perle von Labuan – eine künstlerische Durststrecke, was allerdings nicht an seinen nach wie vor schönen Zeichnungen lag, sondern an den Skripten, die er zur Umsetzung erhielt. In den 80ern konnte er dank eines reduzierten Titelausstoßes dann noch einmal auftrumpfen, wobei er sich gelegentlich auch als Autor betätigte. Die 90er schließlich brachten vor allem eine große Anzahl von Titelbildzeichnungen sowie u.a. seine Umsetzung von Carl Barks' Fieselschweif-Story Das Ungeheuer vom Schwefelsee.

Obwohl er hauptsächlich für Disney gearbeitet hat und lange Zeit Vorsitzender der Universität Disney war, die in Italien Nachwuchszeichner für Topolino ausbildet, hat Carpi auch bei anderen Comics Spuren hinterlassen. Unter anderem entstanden für den Verlag Bianconi die Serien Nonna Abelarda und Geppo, bei denen auch Chierchini mitwirkte. Auch an der von Giorgio Rebuffi kreierten Serie Trottolino, die hierzulande in den 60ern unter dem Titel Bob und Bello im Magazin Felix lief, war das Team Carpi/Chierchini wahrscheinlich zeichnerisch beteiligt. Für den deutschen Markt zeichnete Carpi von 1965 bis 1967 einige Kauka-Comics um Professor Knox, dessen Universum der Zeichner trotz der eher geringen Anzahl seiner Geschichten mitgeprägt hat. Insgesamt schuf er für Rolf Kauka 18 Knox-Episoden im klassischen Vierseiter-Format (vgl. Daniel Düsentrieb von Carl Barks!), deren Szenarios ebenfalls von ihm stammen sollen.

Trivia[Bearbeiten]

Carpi illustrierte die erste Disney-Briefmarkenserie, die zu Weihnachten 1970 in San Marino herauskam – gleichzeitig die allerersten Marken mit Comic-Motiven überhaupt.

Comics[Bearbeiten]

Alle Parodien[Bearbeiten]

  • Donald, Prinz von Duckenmark – Parodie auf „Hamlet“ von William Shakespeare (1960, mit Gian Giacomo Dalmasso, LTB 58)
  • Duck Dorado – Der Goldkönig – Parodie auf „Der König vom goldenen Wildbach“ von John Ruskin (1961, mit Guido Martina, LTB 81)
  • Die Reise um die Welt in 8 Tagen – Parodie auf „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne (1961, mit Carlo Chendi, LTB 16)
  • Donald als venezianischer Bäckerlehrling – Parodie auf das Theaterstück „Il fornaretto di Venezia“ von Francesco Dall'Ongaro (1964, mit Osvaldo Pavese, LTB 18)
  • Pippo e il maniero del prozio Veniero – Parodie auf den Film „Leiche auf Urlaub“ von Pat Jackson (1964, mit Abramo Barosso und Giampaolo Barosso)
  • Donald in geheimer Mission – Parodie auf „James Bond: Goldfinger“ von Ian Fleming (1964, mit Carlo Chendi, LTB 77)
  • Micky als Kurier des Zaren – Parodie auf „Michael Strogoff“ aka „Der Kurier des Zaren“ von Jules Verne (1966, mit Gian Giacomo Dalmasso, LTB 17)
  • Aus dem Leben Traugott Taugerichs – Parodie auf „Le roman d'un jeune homme pauvre“ von Octave Feuillet (1967, mit Guido Martina, LTB 22)
  • Die Befreiung Entenhausens – Parodie auf Torquato Tassos Versepos "Das befreite Jerusalem“ (1967, mit Guido Martina, LTB 18)
  • Die Perle von Labuan – Parodie auf „Sandokan“ von Emilio Salgari (1976, auch als Co-Autor von Michele Gazzarri, LTB 88)
  • Die Jagd nach dem Phönix – Parodie auf Tarzan von Edgar Rice Burroughs (1978, mit Guido Martina, LTB Spezial 44, bis 1980 folgten sechs lose Fortsetzungen)
  • Drei Neffen auf Abwegen – Parodie auf den Film „Drei Bruchpiloten in Paris“ von Gérard Oury (1978, mit Guido Martina, LTB 113)
  • Tulpen aus dem All – Parodie auf den Film „Krieg der Sterne“ von George Lucas (1978, mit Guido Martina, LTB 126)
  • Der Zwillingsplanet – Parodie auf die japanische Anime-TV-Serie Grendizer (1979, mit Guido Martina, LTB 139)
  • Carmen olé – Parodie auf die Oper „Carmen“ von Georges Bizet (1979, mit Guido Martina, LTB 88)
  • Die schöne Francesca – Parodie auf Dantes „Inferno“, 5. Gesang (1980, mit Guido Martina, LTB 88)
  • Ritter Donald von Bergerac – Parodie auf das Versdrama „Cyrano de Bergerac“ von Edmond Rostand (1981, mit Guido Martina, DD 206)
  • Paperino e la piccola Butterfly – Parodie auf die Oper „Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini (1981, mit Guido Martina)
  • Die Ducks... vom Winde verweht – Parodie auf „Vom Winde verweht“ von Margaret Mitchell (1982, mit Guido Martina, LTB 117)
  • Aus dem Leben des bedeutenden Seefahrers Christoph Kolumbus alias Micky Maus – Parodie auf Christoph Kolumbus (1983, mit Guido Martina, LTB 123)
  • Krieg und Frieden – Parodie auf „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoi (1986, auch als Autor, LTB 122)
  • Der Tiger von Masalia – Parodie auf „Sandokan: Die zwei Tiger“ von Emilio Salgari (1988, auch als Autor, LTB 141)
  • Das Geheimnis der Silberleuchter – Parodie auf „Die Elenden“ von Victor Hugo (1989, auch als Autor, LTB 143)

Sonstige Geschichten (Auswahl)[Bearbeiten]

Veröffentlichungen im LTB[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]