Die Irokesenkette

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Die Irokesenkette
Topolino e la collana Chirikawa
Erstveröffentlichung: 10.03.1960
Entstehungsdatum: 1960
Storycode: I TL 230-AP
Story: Romano Scarpa
Zeichnungen: Romano Scarpa
Tusche:

Rodolfo Cimino

Seiten: 59
Deutsche Übersetzung: Gudrun Penndorf
Deutsche Erstveröffentlichung: LTB 9
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Romano Scarpa

Ind.PNG Infos zu Die Irokesenkette

beim I.N.D.U.C.K.S.

Die Irokesenkette ist eine Geschichte von Romano Scarpa, die im LTB 9 erstveröffentlicht wurde. In dieser Geschichte haben Karlos Freundin Trudi und Mickys Tante Linda ihren Erstauftritt.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Tante Linda ist erstaunlich ungesprächig… (© Egmont Ehapa)

Micky und Atömchen gehen über eine Baustelle. Plötzlich wird Micky schwindelig und er bricht zusammen. Nachdem der Doktor ihm Ruhe verordnet hat, fahren sie zu Mickys Tante Linda. Während des Essens spricht Micky sie auf ein altes Bild an, auf dem sie eine Kette trägt, doch sie scheint darüber nicht sprechen zu wollen. Stattdessen schickt sie die beiden ins Bett. Micky will noch Radio hören, doch es funktioniert erst, als Atömchen Energie zuführt. Im Radio wird über die rapide steigende Zahl an Diebstählen in Entenhausen berichtet. Die Nachrichtensendung endet mit einer Sonderdurchsage: „Der Löwe schläft nicht“.

Dies schreckt Micky auf, denn es handelt sich um eine geheime Botschaft von Kommissar Hunter, der Micky sofort zu sich ruft. Die ständigen Diebstähle in Entenhausen, die offenbar von einer organisierten Bande ausgehen, bringen die Polizei an den Rand des Zusammenbruchs und Micky soll helfen. Er vermutet, dass Kater Karlo dahinterstecken könnte, doch der ist im Gefängnis. Obwohl die Ganoven den Motor von Mickys Auto gestohlen und ihm eine eindeutige Warnung hinterlassen haben, gelingt es ihm mit Atömchens Hilfe zum Gefängnis zu fahren.

Kater Karlo hat Besuch, eine gewisse Trudi, die Micky noch nie zuvor gesehen hat. Da Trudi Karlo mit Waffen versorgt, nimmt Micky sofort an, dass Karlo auch hinter den Diebstählen steckt. An Trudis Hals fällt ihm zudem die Irokesenkette auf, die einst Tante Linda gehört hat. Micky und Atömchen folgen Trudi – mit einigen Schwierigkeiten unterwegs – bis zu einer Baracke. Micky wird plötzlich wieder schwindlig und Atömchen späht hinein, doch Trudi ist nicht drinnen und die Baracke hat weder Fenster noch eine andere Tür. Micky erkennt am Boden noch den Abdruck einer Babyflasche, dann wird er ohnmächtig.

Als er wieder aufwacht, befindet er sich bei Tante Linda. Diese erzählt nun, dass sie einst einige Tage für Micky zu sorgen hatte, doch als sie einmal nicht aufpasste, wurde Klein-Micky entführt. Um ihn wieder zurückzubekommen, musste Tante Linda ihre Irokesenkette in eionen Mülleimer legen und fand dann Micky bei eben der Baracke wieder. Mittels Atömchens Gedächtnisstrahlen kann Micky selbst die Ereignisse der Vergangenheit sich wieder ins Bewusstsein holen und erkennt, dass es Karlo und Trudi als Kinder waren, die ihn damals entführten.

Organisierte Kriminalität im Entenhausener Untergrund (© Egmont Ehapa)

Da Micky nun im Bild ist, spürt er auch keinen Schwindel mehr, als er wieder in der Baracke steht. Er findet den Mechanismus für eine Falltür und steigt mit Atömchen hinunter, während er Tante Linda zu Kommissar Hunter schickt. Am Ende der Treppe landen sie im Wasser und werden beinahe von einem Krokodil gefressen, doch Atömchen kitzelt es mit seinem Energiestrom, dadurch entkommen die beiden. Sie dringen weiter in die Räuberhöhle vor und stoßen auf eine Schule, in der den Dieben das Handwerk beigebracht wird. Mit einem Trick verschafft sich Micky Zugang zu den Listen der Bandenmitglieder, die er dem ominösen Chef bringen soll. Als der Chef die Liste allerdings nicht bekommt, alarmiert er die anderen Mitglieder, die Micky und Atömchen einige Strafen angedeihen lassen. Nur mit Mühe entkommen sie wilden Stieren, indem sie in einen Entlüftungsschacht klettern. In diesem rutschen sie jedoch ab und schlagen schließlich Trudi bewusstlos, die sich als der Chef der Gaunerbande herausstellt. Mit einem Funkgerät stellt Micky Kontakt zur Außenwelt her, doch er hört Kater Karlo, der vom Gefängnis aus Trudi Anweisungen gegeben hat. Kommissar Hunter konnte inzwischen die Gaunerbande außer Gefecht setzen und Micky kann nun Tante Linda ihre Irokesenkette zurückgeben.

Hintergrund und Bedeutung[Bearbeiten]

Trudi bei ihrem Erstauftritt – hier ist sie Chefin des Entenhausener Untergrunds, allerdings vorsorglich von Micky und Atömchen ausgeschaltet (© Egmont Ehapa)

Die Irokesenkette entstand 1960 mitten in Scarpas früher Phase, in der Scarpa seine Texte in der Regel selber schrieb und in der allgemein viele seiner besten Geschichten entstanden, so auch diese hier. Die Geschichte wird im Inducks sehr gut bewertet. Es ist die dritte Geschichte, in der Scarpa seine eigene Schöpfung Atömchen verwendet, nach Micky und die vierte Dimension und Auf den Spuren der Indianer. Weiters führt er in dieser Geschichte zwei neue bedeutende Figuren ein: Zunächst Tante Linda, die er nur einmal noch verwenden sollte, in Das Geheimnis der alten Damen. Die Geschichte lehnte sich stark an die Irokesenkette an und kann damit als Fortsetzung betrachtet werden. Von Bruno Sarda und Massimo De Vita wurde die Figur schließlich wiederverwendet, die sie zur Frau (im Deutschen Schwester) von Mickys Onkel Maximilian machten und somit auch erklärten, warum Linda als Mickys Tante nichts von dessen Äußerem teilt. Als noch bedeutsamer als Tante Linda sollte sich allerdings Karlos Freundin Trudi erweisen, die bereits im folgenden Jahr von Scarpa für Gefangen in Shangri-La wiederverwendet wurde und sich rasch im Maus-Kosmos als Nebenfigur etablierte. In den ersten Geschichten war Trudi Karlo noch in der Regel lästig, erst später entwickelte sich die Beziehung der beiden zu einer tiefgreifenderen.

Referenz auf Vertigo: Mickys Schwindelgefühl (© Egmont Ehapa)

Wie in vielen seiner Comics referenzierte Scarpa in dieser Geschichte auf Filme von Alfred Hitchcock. Dies betrifft zunächst einmal, und relativ offenkundig, Vertigo (1958), aus dem Scarpa das Schwindelgefühl Mickys entlehnte, das bereits bei schwankenden Böden einsetzte. Dass sich Micky an die Geschehnisse seiner Kindheit zurückerinnert und dadurch von seinem Problem (in Mickys Fall der Schwindel) befreit wird, entstammt dem Film Ich kämpfe um dich, in dem der Schuldkomplex des Protagonisten John Ballantyne auf diese Weise aufgelöst wird.[1]

Ein Bezug existiert auch zur Floyd-Gottfredson-Geschichte Micky Maus und die Gangsterbande / The Syndicate of Crime, in der sich Micky ebenfalls einer organisierten Verbrecherbande stellen muss.[1] Im italienischen Original referenziert Scarpas zudem auf seine eigene Geschichte Der rätselhafte Severin, indem Micky Kommissar Hunter daran erinnert, dass Karlo einmal einem Mitgefangenen seinen Platz überlassen und so seinen Ausbruch verschleiert hatte.[2] Diese Art der Referenzierung auf eigene Geschichten ist außergewöhnlich in Disney-Comics, die in den meisten Fällen wenig Kontinuität voraussetzen.

Frühkindliche Erinnerungen (© Egmont Ehapa)

Mit der Thematisierung eines frühkindlichen Traumas – ein Aspekt, der in Disney-Comics kaum Erwähnung findet – bei Micky greift Scarpa die Psychoanalyse Sigmund Freuds auf. Die Darstellung eines Mickys mit ganz gravierenden Schwächen steht ziemlich in Kontrast zur üblichen Charakterisierung der Maus als perfekter Held. Während Scarpa seine Hauptfigur wie schon in Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms außer Gefecht setzt, sind es Atömchen und Gamma, die in beiden Geschichten die Auflösung ermöglichen und Micky zu seiner gewohnten Form zurückverhelfen.

Bemerkenswert sind ferner noch die Zeichnungen bei der Rückblende, die einen viel kindlicheren Eindruck vermitteln und gut zum Alter Kater Karlos in dieser Rückblende zu passen scheinen.

Die Geschichte ist eine der am besten bewerteten Geschichten von Scarpa und belegt derzeit (Stand Januar 2023) den 32. Platz im Inducks.[3]

Auf der ehemaligen Fanseite www.lustige-taschenbuecher.de erhielt die Geschichte 101 top, 13 gut Bewertungen, drei mittelmäßig sowie zwei schlecht Bewertungen (von insgesamt 119 Bewertungen) und lag damit auf den vorderen Plätzen der Toplisten. Die Geschichte wurde als „Lesetipp“ ausgezeichnet.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Fortsetzung[Bearbeiten]

Die Geschichte erhielt mit „Das Geheimnis der alten Damen“ ein Sequel, das in der LTB Maus-Edition 12 veröffentlicht wurde.

Einzelnachweise[Bearbeiten]