Lambiek

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Lambiek ist eine traditionsreiche niederländische Comicfachhandlung in Amsterdam, die seit 1968 besteht und damit die älteste Comicfachhandlung Europas sowie das älteste noch bestehende Comicfachgeschäft der Welt ist. Angeschlossen an Lambiek ist die Lambiek Comiclopedia, eine Online-Enzyklopädie, die sich auf Comics und Cartoon-Kunst konzentriert und seit 1998 von Lambiek betrieben wird.

Geschichte

Die Comicbuchhandlung Lambiek wurde am 8. November 1968 in der Kerkstraat 104 in Amsterdam durch Kees Kousemaker eröffnet. Damals war es die erste Buchhandlung Europas, die sich rein auf Comics konzentrierte, was zu jener Zeit einer kleinen Revolultion gleich kam. Seither ist sie einige Male innerhalb der Kerkstraat umgezogen und hatte zeitweise auch einen kleinen Shop in der Utrechtswaardstraat. Seit 2015 ist der Laden in der Koningsstraat 27 beheimatet und bietet auf zweieinhalb Etagen Platz für neue und auch gebrauchte Ware.

Als Lambiek 1968 seine Pforten öffnete, war ein Kommilitone Kousemakers, genauer Onno Docters van Leeuwen (1941–2010), für das Design des Schriftzugs verantwortlich, der auch heute noch über dem Geschäft in der Koningsstraat prangt. Docters van Leeuwen gestaltete zudem Werbebroschüren für das neue Geschäft, meist mit inkludierter Bitte, ausgemusterte Comichefte an Lambiek abzutreten. Diese Werbebroschüren benutzten das Wort „stripwinkel“ (d. h. „Strip-Geschäft“), das aufgrund der Mehrdeutigkeit des Wortes vielfach als Werbung für ein Erotikgeschäft aufgefasst wurde. Kousemaker bekam deswegen auch nicht ein von ihm angestrebtes Geschäftslokal in der Prinsengracht, da der Vermieter nicht ein angebliches Erotikgeschäft in seinem Lokal haben wollte, sondern musste sich mit einem Laden im Souterrain in der Kerkstraat 104 begnügen. Den Namen Lambiek leitete Kousemaker von einer Figur aus dem populären belgischen Zeitungsstrip „Suske und Wiske“ ab, dessen Verwendung auch als Maskottchen des Geschäfts der Cartoonist und Vater der Figur Willy Vandersteen Keesmaker erlaubt hatte.

Davon abgesehen war der Beginn allerdings sehr steinig. Kousemaker hatte sein ganzes Kapital in den Shop gesteckt und hatte daher zu Beginn gar nicht genug Möglichkeiten, entsprechende Mengen an kaufbaren Comics zu präsentieren. Um dennoch ein gut gefülltes Comic-Antiquariat präsentieren zu können, borgte Kousemaker anfangs Comics von Freunden, die er dann sukzessive durch kaufbare Comics ersetzte, sobald das Geschäft anlief. Er und seine Mitarbeiter importierten sukzessive Comics aus den Nachbarländern und Underground-Comix aus den USA, die damals in Europa nur schwer erwerbbar waren. Hauptsächlich verkaufte Lambiek anfangs antiquarische Comics und kaum Neuerscheinungen. Die wichtigste Aufgabe, die sich Kees Kousemaker, seine Frau Evelien und die weiteren Mitarbeiter des Geschäfts bald stellten, war allerdings, einen Ratgeber zu Comics zu schreiben, der nicht nur anderssprachige Informationen erstmals ins Niederländische übersetzen, sondern auch wichtige Informationen über die Comicproduktion und -historie der Niederlande sammeln sollte (was bisher noch nicht erfolgt war). 1970 erschien dann Strip voor Strip, das vor allem auch dank seines umfangreichen Registers bald zum Standardwerk avancieren sollte und das Renomee Lambieks nochmals deutlich steigerte.

Lambieks Bedeutung manifestierte sich in den folgenden Jahren in den Besuchen bedeutender Comickünstler wie Franquin und Peyo in dem Geschäft, in der gutbesuchten Fünf-Jahr-Feier, anlässlich derer ein Wettbewerb abgehalten wurde, welcher Teilnehmer einer Comicfigur am ähnlichsten sah, und in der Inklusion Lambieks als Sehenswürdigkeit Amsterdams in offiziellen Touristeninformationen der Stadt. 1976 organisierte Kousemaker eine erste Ausstellung in seinem Comicgeschäft, die zunächst aufgrund der beschränkten Räumlichkeiten keinen großen Umfang einnehmen konnte. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Ausstellungstätigkeit weiter intensiviert und als schließlich mehr Raum zur Verfügung stand, eine eigene Galerie eingerichtet, die größere Events erlaubte.

1980 zog Lambiek erstmals um, allerdings immer noch in der Kerkstraat verbleibend. Kousemaker gelang es, das Haus Kerkstraat 78 zu kaufen, in dem mehr Platz für den Shop zur Verfügung stand und er zugleich Zimmer im Obergeschoss vermieten konnte, was ihm zusätzliches Geld zur Verwirklichung seiner Projekte einbrachte. Anlässlich des Umzugs wurde zudem eine Werbefigur vor dem Shop aufgestellt, die allerdings infolge mehrfach gestohlen, beschädigt sowie von der Polizei als Verkehrshindernis gesehen und beschlagnahmt wurde, was zu mehreren Gerichtsverfahren und einer öffentlichen Kampagne Kousemakers führte. Die Figur, inzwischen auf einen Fahrradsattel montiert, befindet sich heute im Inneren des Shops. In den 1980ern setzte Kousemaker seine publizistische Tätigkeit fort und druckte die meist wöchentlich erscheinende Zeitung De Reporter. Zudem veröffentlichte er Werkeditionen wichtiger oder bislang auch unbekannter Künstler. Beispielsweise ließ er Will Eisners A Contract with God ins Jiddische übersetzen. Diese Veröffentlichungen brachten meist kaum Gewinn und wurden von Kousemaker oft aus eigener Tasche finanziert. Ebenso setzte er die Ausstellungstätigkeit in Lambieks Räumlichkeiten fort und lud nationale und internationale bedeutende Comickünstler zu Signierstunden und Ausstellungen ein. 1981 fand zudem die erste thematische Ausstellung statt, die nicht mehr nur Werke einzelner Künstler, sondern Illustrationen verschiedener zur Repräsentation von Pommes frites im Comic präsentierten. Die steigende Reputation Lambieks sowohl in den Niederlanden als auch im Rest der Welt verwandelten diese Ausstellungen und Signierstunden zu wahren Medienevents, zu denen auch viele Journalisten kamen. Kousemaker wurde zu Panels und Events eingeladen und durfte Essays in zeitschriften anderer Länder publizieren. In ein paar Comics der Zeit taucht er als Cameo auf.

1986 gelang es Kousemaker und seinen Mitarbeitern, so viel antiquarische Comics zu verkaufen, dass sie einen Platz im Geschäft freiräumen konnten. Diesen wandelten sie nun in eine Galerie um, die Kousemakers eigene wertvolle Besitztümer – Gewschenke von Comiczeichnern – zeigte, aber auch für Austellungen genug Platz bot. Damit konnte Kousemaker seinem Wunschbild, aus Lambiek auch so etwas wie ein Museum machen zu können.

Aktueller Laden in der Koningsstraat

Im unteren Stockwerk findet sich ausschließlich englischsprachige Literatur, im oberen ist neben der Kasse der niederländischsprachige Bereich beheimatet. Im Eingangsbereich, der praktisch die Zwischenebene zwischen dem oberen und unteren Stockwerk bildet, finden sich neben gebrauchten Comics weitere niederländische Bücher.

Des Weiteren versteht sich Lambiek auch als Galerie. So gibt es hin und wieder auch Ausstellungen von eher unbekannten Zeichnern im Eingangsbereich und Schaufenster.

Das Geschäft ist Montags bis Freitags jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Samstags von 11 bis 17 Uhr. Sonntags bleibt das Geschäft, anders als der übrige Handel in den Niederlanden, geschlossen.

Nach dem Tod Kees Kousemakers hat sein Sohn Boris die Geschäftsleitung übernommen.

Kees Kousemaker

Der Gründervater von Lambiek, Cornelius „Kees“ Kousemaker, wurde 1942 geboren und verstarb 2010 an einer Krebserkrankung. Er hinterließ seine Frau und seinen Sohn Boris.

lambiek.net und Comiclopedia

Lambiek ging im Jahr 1997 ins Internet. Ein Jahr später folgte die Comiclopedia, die sich auf Comics und Cartoon-Kunst konzentriert, an den Webauftritt Lambieks angeschlossen ist und bis heute vom Comicfachgeschäft betrieben wird. In der Comiclopedia greift Lambiek allerdings auch auf die Expertise von Comicexperten und -künstlern zurück. So stammen die meisten Einträge zu Disney-Küstlern aus der Feder des niederländischen Disney-Autors und Redakteurs Bas Schuddeboom.

Die Comiclopedia bietet eine umfangreiche Sammlung von Artikeln, Biographien und Bildern zu bekannten und weniger bekannten Comic-Künstlern, -Serien und -Verlagen aus der ganzen Welt. Die Artikel können auch nach Ländern, Genres oder Themen durchsucht werden. Auch bietet sie eine umfangreiche Bildersammlung, die sowohl Werke von bekannten als auch von weniger bekannten Künstlern umfasst.

Trivia

  • Bei einem Einkauf bekommt man als hand-out einen kleinen, selbsterstellen Comicstrip der Mitarbeiter; den sogenannten Avontuur strip (zu deutsch: Abenteuer-Strip). Er hat ein Format von 6,3 × 5,1 cm bei zwölf Seiten (inklusive Einband 14 Seiten). Aufgrund des kleinen Formats wird in diesen Strips an Wörtern gespart, sodass er international ist und von jedem, egal welcher Sprache, verstanden werden kann. (siehe Bilder unten)
Diese Strips kann man auch seperat käuflich erwerben zu einem Obolus von 25 Cents.
Bisher sind so 55 Strips entstanden. Über die Häufigkeit der Erscheinungsweise besteht keine Information.
  • Der niederländische Comicautor und -zeichner Mau Heymans würdigte im Jahr 2000, anlässlich der 2500. Ausgabe des Donald Duck weekblads, den Gründer Lambieks, Kees Kousemaker, indem er ihn in der Geschichte Zurück zur Feuerwehr (niederländisch: Weer brandweerman)[1] in einem Cameo als Cees Sokkenstopper auftreten ließ.

Avontuur strip

Webseite


Einzelnachweise

  1. Die Geschichte Weer brandweerman innerhalb des Donald Duck weekblads im Inducks Ind.PNG