Duckipedia:Werkstatt/Alaska-Katastrophe
Alaska-Katastrophe | |
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North of the Yukon | |
Erstveröffentlichung: | 15. Juli 1965 |
Entstehungsdatum: | 25. Januar 1965 |
Storycode: | W US 59-01 |
Story: | Carl Barks |
Zeichnungen: | Carl Barks |
Seiten: | 24 |
Deutsche Übersetzung: | Dr. Erika Fuchs |
Deutsche Erstveröffentlichung: | Micky Maus 3-5/1967 |
Weiterführendes | |
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Infos zu Alaska-Katastrophe beim I.N.D.U.C.K.S. |
Alaska-Katastrophe (Engl. North of the Yukon) ist eine 24-seitige Abenteuergeschichte mit Onkel Dagobert und seinen Neffen Donald Duck und Tick, Trick und Track. Sie wurde von Carl Barks geschrieben und gezeichnet und erstmals im September 1965 veröffentlicht. Die Geschichte gilt als eine der prägnantesten Abenteuer aus Onkel Dagoberts bewegten Leben und ist zugleich die letzte, die Carl Barks über den Werdegang des reichsten Mannes der Welt erzählte.
Figuren
- Onkel Dagobert
- Donald Duck
- Tick, Trick und Track
- Shandy Schofel
- Barko, der Schlittenhund
- Fähnlein Fieselschweif
- Poly Poly, der Eisbär
Handlung
Im Geldspeicher des reichsten Mannes der Welt spricht ein Reporter der Illustrierten „Komet“ vor, der für sein Magazin eine Fotoreportage über Onkel Dagobert schreiben möchte. Dieser weigert sich trotz Donalds Zureden zunächst, da Dagobert kein Interesse daran hat, berühmt und überall bekannt zu werden, da Popularität nur unnötige Aufmerksamkeit erregt und Bittsteller auf den Plan ruft. Erst als Donald seinem Onkel zu verstehen gibt, dass der Reporter einen Scheck über 50.000 Taler parat hat, den er Onkel Dagobert als Honorar zugedacht hat, stimmt Onkel Dagobert frohen Mutes zu, bevor der Journalist den Scheck vor seinen Augen zerreißt.
Es dauert nicht lange, bis die neuste Ausgabe des Komet mit Onkel Dagobert auf dem Titelblatt in jedem Kiosk erhältlich ist. Als Onkel Dagobert das Magazin aufschlägt, stellt er mit Entsetzen fest, dass ihm und seinem Geld ganze zehn Seiten des Hefts gewidmet sind. Genau wie er es bereits befürchtet hatte, sprechen ihn nur dutzende fremde Leute an, ihn für aberwitzige Projekte um finanzielle Unterstützung bitten.
Während Onkel Dagobert sich in seinem Geldspeicher verschanzt und glaubt, dass sein Interview keine schlimmeren Ausmaße mehr annehmen kann, hat auch ein alter Widersacher im fernen Alaska, genauer gesagt in der Goldgräberstadt Goldboom, die Ausgabe des Komet entdeckt und Onkel Dagobert auf dem Cover wiedererkannt. Der schmierige Schurke erinnert sich daraufhin daran, dass er dem jungen Goldsucher Dagobert anno 1898 Geld geliehen hat, für das er einen Schuldschein mit einem betrügerischen Wucherzins ausgestellt hat. In der Absicht, den nunmehr reichsten Mann der Welt zu erpressen und die säumigen Schulden einzutreiben, die sich in den letzten siebenundsechzig Jahren angesammelt haben, verklagt der gerissene Gauner den nichtsahnenden Onkel Dagobert.
So kommt es, dass Onkel Dagobert nach einigen Tagen eine gerichtliche Vorladung erhält, um in Alaska zu dem Vorfall Stellung zu nehmen. Als Donald sowie Tick, Trick und Track ihren knickerigen Onkel darauf ansprechen, kehren auch dessen Erinnerungen an den windigen Shandy Schofel zurück, der als gieriger Geldverleiher schon früher mit dem Gesetz in Konflikt geraten sei, da Schofel mehrfach vermeintliche Schulden von anständigen Goldschürfern einzutreiben verlangte. Zunächst bleibt Onkel Dagobert allerdings gelassen, denn er ist sich sicher, dass er seine Schulden schon damals mit harter Hand auf einen Schlag bezahlt hat und darüber so eine von Schofel unterzeichnete Quittung in seinen Akten hat, die als Beweis dient, dass Schofel lügt.
Nur mit der Hilfe seiner Neffen gelingt es Dagobert schließlich, die gesuchte Quittung in seinem nicht gerade gut sortierten Archiv zu finden. Seine Hoffnung, unbemerkt zurück nach Goldboom zu gelangen, verfliegt jäh, als zahlreiche Zeitungsreporter Wind von der Klage bekommen und Onkel Dagobert regelrecht mit Anfragen bombardieren. Im eisigen Alaska erfährt auch Schofel davon und besteigt in Bearflanks dasselbe Flugzeug, das auch Onkel Dagobert, Donald und die Jungs nehmen. Die schicksalhafte Quittung hat Onkel Dagobert dabei sicher in seiner Reisetasche verstaut und er ist überzeugt davon, es auch ein zweites Mal mit Shandy Schofel aufnehmen zu können.
An Bord des Flugzeuges erkennt Onkel Dagobert den bärtigen und ergrauten Shandy Schofel zuerst nicht, nachdem dieser ein billiges Ablenkungsmanöver in Form des „Klondike-Kegeln“ gestartet hat. Als sich alle Passagiere inklusive Dagobert und Donald auf die herumkullernden Goldnuggets stürzen, greift Schofel zu Dagoberts Reisetasche und will die Quittung daraus stehlen. Bei seiner Tat wird Schofel jedoch von einem der Neffen beobachtet, der sofort Onkel Dagobert alarmiert, welcher sich nun auf den Dieb stürzt und in diesem Shandy Schofel wiedererkennt. Es kommt zu einem Handgemenge in dem kleinen Flugzeug, in dessen Verlauf die fragliche Tasche aus dem Fenster der Maschine stürzt und unweit des Rabbit-River-Flusses auf einer Schneewehe landet.
Der Pilot erklärt, dass er an diesem unwegsamen Ort keine Notlandung durchführen kann und für die nächsten Tage starker Schneefall angekündigt ist, der jede Suche aus der Luft zunichtemacht. Als Shandy Schofel sich bereits als Sieger wähnt und schadenfroh ausführt, dass es Onkel Dagobert niemals gelänge, die Reisetasche innerhalb der nächsten Tage wiederzufinden, versetzt Onkel Dagobert seinem alten Rivalen einen Faustschlag mit seinen mit Goldnuggets gefüllten Fäustlingen, der Schofel die Luft aus den Lungen treibt.
Schon kurz nach der Landung in Goldboom überlegt Onkel Dagobert, wie er es schaffen kann, rechtzeitig die Reisetasche zu bergen und mit der Quittung termingerecht vor Gericht zu erscheinen. Sein Neffe Donald schlägt vor, sich von den Zeitungsleuten helfen zu lassen, jedoch ist Onkel Dagobert schlau genug um zu wissen, dass es klüger ist, niemanden von der verlorenen Reisetasche zu erzählen. Außerdem sei die Angelegenheit ein Kampf zwischen ihm und Shandy Schofel, der „nach den erbarmungslosen Gesetzen der Wildnis“ ausgetragen wird.
Kurz darauf trifft Onkel Dagobert die Erkenntnis, dass es nur mit einem Hundeschlitten durch die Schneelandschaften vorankommen kann. Zwar erinnert er sich an ein Geschäft, das zu seinen Zeiten unzählige Schlittenhunde vermiete, doch mittlerweile gibt es in der ganzen Stadt nur noch zwei Hundegespanne: Eines davon ist im privaten Besitz von Shandy Schofel, der sich schon auf den Weg gemacht hat. Das andere gehört dem Ladenbesitzer, doch dieser hat wenig Vertrauen in seine zotteligen Hunde, die kraftlos und ausgezehrt dreinschauen.
Als Onkel Dagobert darauf beharrt und weiterhin davon überzeugt ist, dass Schlittenhunde „unbezahlbar“ seien, taucht ein alter Schlittenhund mit grauem Fell aus dem Schnee auf. Der Name des Hundes ist Barko und der Besitzer erklärt, dass der an Rheuma leidende Barko einst der größte Champion des Nordens war. Nun spricht Onkel Dagobert zu Barko und macht ihm Mut, indem er erzählt, dass er bereits von Barkos Heldentaten gehört habe. Kurze Zeit darauf hat Onkel Dagobert den Schlitten flottgemacht, den Hunden das Hundegeschirr angelegt und Barko als Leithund vorangestellt. Vor seiner Abfahrt fordert er seine Neffen auf, lieber in der Stadt zu bleiben, da er alleine am schnellsten sei. Trotzdem versuchen Tick, Trick und Track dem davontrabenden Gespann zu folgen, können aber mit der Geschwindigkeit der Schlittenhunde nicht mithalten und müssen resigniert umkehren.
Nach einigen Meilen bemerkt der gewissenlose Shandy Schofel, dass er von Onkel Dagobert und dessen Schlittenhunden verfolgt wird. Er beschließt, seine Verfolger abzuschütteln, indem er den Hunden von Onkel Dagoberts zu nächtlicher Stunde heimlich Fische mit einem starken Beruhigungsmittel zu fressen gibt. Am nächsten Morgen brechen die benebelten Schlittenhunde zusammen und können nicht weiterlaufen, was auch Onkel Dagobert Kopfzerbrechen bereitet und in eine Ohnmacht abgleiten lässt. Einzig Barko ist voller Energie, denn zum ersten Mal seit Langen bereitet ihm sein Rheuma keine Schmerzen mehr, da das Beruhigungsmittel in seinem Körper die genau gegenteilige Wirkung entfaltet hat. Der alte Schlittenhund trommelt daraufhin sein Gespann zusammen und zieht den Schlitten mit aller Kraft allein immer weiter Richtung Rabbit River.
Derweil haben sich Tick, Trick und Track in Sorge um Onkel Dagobert und die tapferen Schlittenhunde an einen Jungen vom Dorf der Inuit gewandt, der zum Fähnlein 66 des arktischen Pfadfinderverbandes des Fähnlein Fieselschweif gehört. Die arktischen Fieselschweiflinge haben einen bärenstarken Eisbären namens Poly Poly aufgezogen, der sich bereitwillig zeigt, den Schlitten mit den Kindern zu ziehen, die sich nun auf die Suche nach Onkel Dagobert machen. Derweil wurde der einfältige Donald von den sensationslüsternen Journalisten dazu gebracht, den Aufenthaltsort von Onkel Dagobert und den Grund seiner plötzlichen Abreise preiszugeben.
Nachdem es bereits dunkel geworden ist, erwacht Onkel Dagobert aus seiner Ohnmacht und stellt fest, dass sein treuer Freund Barko die ganze Zeit über den Schlitten allein gezogen hat und nun mit seinen eigenen Kräften völlig am Ende ist. Daraufhin spannt sich Onkel Dagobert selbst vor den Schlitten, in den er Barko behutsam gebettet hat, und unterstützt die übrigen Schlittenhunde, die zwischenzeitlich wieder aus ihrem Delirium zu sich gekommen sind.
In den frühen Morgenstunden des anbrechenden Tages erreichen Onkel Dagobert, Barko und sein Trupp den gefrorenen Fluss. Da nun Barko wieder wie in alten Tagen an seinem Platz an der Spitze des Geschirrs läuft, gleitet der Schlitten mühelos über das Eis. Doch plötzlich tritt Shandy Schofel in Erscheinung und eröffnet mit seiner Pistole das Feuer auf seine Verfolger. Zwar wird niemand von den Kugeln getroffen, aber Onkel Dagobert verliert den Halt an den Griffen des Schlittens und stürzt in die eisigen Fluten. Alarmiert kehrt Barko um und rettet Onkel Dagobert, bevor dieser von der Strömung mitgerissen wird. Als der Schlitten im Eis einzubrechen droht, schneidet Onkel Dagobert das Gespann frei, um den Hunden die Flucht ans sichere Ufer zu ermöglichen.
Nur Barko ist auf einer winzigen Eisscholle gefangen von den Fluten umgeben und kann das Land nicht allein erreichen. In just diesem Augenblick wird Onkel Dagobert vor die Wahl gestellt, entweder seine Tasche zurückzubekommen oder Barko zu retten. Nach blitzschneller Entscheidung weicht Onkel Dagobert den knackenden Rissen im Eis aus und kehrt zurück zu dem hilflosen Barko. Alles scheint verloren, jedoch tauchen nun Tick, Trick und Track mit ihrem Eisbären Poly Poly auf, der sich ins Wasser stürzt, zu der Eisscholle schwimmt und damit Onkel Dagobert und Barko vor dem eisigen Untergang bewahrt.
Es hat den Anschein, als wäre der durchtriebene Shandy Schofel am Ziel seiner Träume angekommen und sich die Quittung in Dagoberts Tasche schnappen, um diese ein für alle Mal zu vernichten. Da aber springen einige Zeitungsreporter hervor, die sich auf die Lauer gelegt haben, um Schofel auf frischer Tat zu ertappen und Fotos von dem Gauner zu knipsen. Sie haben längst Kopien von der Quittung angefertigt und können deren Echtheit notfalls vor Gericht bezeugen.
Am Ende wird Shandy Schofel den zuständigen Behörden überstellt und Onkel Dagobert darf sein Vermögen behalten. Zurück in entenhausen freut sich Donald zusammen mit Onkel Dagobert und den Jungs darüber, dass ihre tierischen Freunde Barko und Poly Poly dank der Pressevertreter zu berühmten Helden geworden sind, die die Schlagzeilen bestimmen.
Historische Hintergründe
Barko
Eine der Hauptfiguren in Alaska-Katastrophe ist Onkel Dagoberts tapferer Schlittenhund. Sowohl in der US-amerikanischen Originalfassung als auch in der deutschen Übersetzung von Dr. Erika Fuchs trägt der Hund den Namen Barko.
Es scheint sich bei diesem Namen um ein Selbstzitat von Carl Barks selbst zu handeln, doch der Autor hat diese Hypothese in einem Interview mit der Begründung dementiert, er habe sich am englischen Verb „to bark“ (dt. = bellen) orientiert. Der Comic-Historiker Geoffrey Blum, der auch das Interview schrieb, fragte Carl Barks im Jahr 1989 schließlich direkt, da ihm die Ähnlichkeit der Namen so frappierend erschien, dass man sie nicht ignorieren könne. Im Jahr 1989 grummelte Barks als Antwort: „Barko ist doch ein gängiger Hundename. Er ist nicht nach mir benannt“. [1]
Bei der Figur des Hundes Barko ließ sich Barks offenbar von einem historischen Vorbild inspirieren, nämlich dem Schlittenhund Balto, der 1925 Bekanntheit erlangte, als er ein dringend benötigtes Medikament in eine von der Außenwelt abgeschnittene Stadt in Alaska transportierte.
Die Ereignisse wurden von zeitgemäßen Journalisten nicht vollständig und nur teilweise korrekt wiedergegeben, sie müssen daher nach heutigen Standards kritisch betrachtet werden. Im Jahr 1925 war der Schlittenhund Balto der Leithund des letzten Gespanns einer Hundeschlittenstaffel quer durch Alaska, die nach Ausbruch einer Diphtherie-Epidemie in der Stadt Nome das zur Behandlung der Epidemie dringend benötigte Immunserum in die Stadt brachte.
Das Serum, das die Krankheit aufhalten sollte, befand sich in Anchorage, fast 1000 Meilen (1609 km) entfernt. Da es keine Straßen nach Nome gab und die wenigen Flugzeuge bei Dunkelheit und schlechtem Wetter nicht fliegen konnten, entschied man sich für eine Schlittenhundestafette. An der Aktion beteiligten sich 20 Hundeschlittenführer (sog. Musher), die sich trotz schlechten Wetters, starken Schneefalls und eisigen Temperaturen bis −23 °F (−31 °C) auf den Weg machten.
Balto war der Leithund des Gespanns von Gunnar Kaasen (1882–1960), der die vorletzte Etappe der Stafette übernehmen sollte, die von Nenana nach Solomon (Alaska) führte. Aufgrund der widrigen Bedingungen und der extrem schlechten Sicht verpasste Kaasen jedoch den vereinbarten Treffpunkt und beschloss, direkt nach Nome weiterzufahren – und zwar ohne nach Ed Rohn zu suchen, der eigentlich die letzte Etappe in Angriff hätte nehmen sollen. Am 2. Februar 1925, um 5:30 morgens erreichte Balto die Front Street von Nome.[2]
Als Nachwirkung der Ereignisse wurden Kaasen und Balto von den Medien zu Stars stilisiert. Die Presse berichtete intensiv und auch Präsident Calvin Coolidge lobte die Tat. Der ebenfalls an der Rettungsaktion beteiligte Leonard Seppala, der eigentlich die schwierigste und längste Strecke zurückgelegt hatte, warf Kaasen vor, den ganzen Ruhm für sich zu beanspruchen. Seppala und sein Leithund Togo, die die größte Distanz im Zuge der ersten Staffel zurückgelegt und das Serum fast doppelt so weit transportiert hatten wie jedes der anderen Teams, bekamen deutlich weniger Aufmerksamkeit als Kaasen und Balto. Die anderen Fahrer, vor allem diejenigen mit indianischer Herkunft, wurden von den Medien weitgehend ignoriert, obwohl sie zwei Drittel der Distanz zurückgelegt hatten.[3]
Folglich erscheint es nicht verwunderlich, dass Barks‘ Erinnerungen sich ausschließlich auf Balto beziehen und er davon ausging, dass die gesamte Strecke von nur einem Hundeführer zurückgelegt worden war. So steckt in dem rheumageplagten Schlittenhund aus dem Comic wahrscheinlich eine Mischung aus Balto, Togo und einem autobiographischen Barko.
Der Bildhauer Frederick Roth schuf eine Statue von Balto, die in dessen Beisein am 17. Dezember 1925 (und damit nur 10 Monate nach der Heldentat) im Central Park in der Mitte von New York aufgestellt wurde. Die Zeit bis zu seinem Tod 1933 verbrachte Balto dank aufgebrachter Spendengelder im Zoo von Cleveland, Ohio. Nach seinem Tod wurde er ausgestopft und im Cleveland Museum of Natural History ausgestellt.[4]
Die Geschichten der Hunde Balto und Togo lieferten die Vorlagen zu den gleichnamigen Filmen Balto (1995, Zeichentrickfilm) und Togo (2019). Dem Film um Balto folgten zwei Fortsetzungen, die beide direkt für den Video- bzw. DVD-Markt produziert wurden. Im Jahr 2002 entstand Balto – Auf der Spur der Wölfe, 2004 folgte Balto – Sein größtes Abenteuer.[5]
Entstehungsgeschichte
Ob und zu welchem Anteil sich Barks an der historischen Geschichte um die Nome-Rettungsaktion orientierte, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Barks‘ Ehefrau Garé Barks erzählte Geoffrey Blum von einem Fan, der im „National Geographic“ Magazin einen Artikel über Schlittenhunde in Alaska gefunden haben wollte und der sich sicher war, dass dieser Artikel die Anregung für die Comicgeschichte Alaska-Katastrophe war. Nun erklärte Garé Barks jedoch, dass die Geschichte schon einige Monate vor dem Erscheinen des Artikels erschienen sei. Daraufhin recherchierte Blum sämtliche Ausgaben des „National Geogrpahic“ aus dem Jahr 1965 und stellte wiederum fest, dass kein derartiger Artikel im Inhaltsverzeichnis aufgeführt sei. Aus diesem Grund ging er davon aus, dass Garé sich einen Spaß mit ihm erlaubt habe.
Sechs Jahre später erhielt Geoffrey Blum von seinem Freund Donald Ault Kopien eines Briefes von Carl Barks sowie einen beiliegenden Zeitungsartikel mit dem Titel „Nur ein Überlebender bei der Rettungsaktion nach Nome 1925“. Der Artikel handelte von dem Abenteuer eines 90-jährigen Schlittenführers. Dazu schrieb Carl Barks in dem Brief:
- „Der beiliegende Artikel erschien vor ein paar Tagen in unserem Lokalblatt. Es tut gut, die Wahrheit über die berühmte Rettungsaktion mit dem Diphterie-Serum von Nome zu lesen. Ich kann mich daran erinnern, dass Sie meine Geschichte mit Onkel Dagobert und dem Schlittenhund Barko mochten, der eigentlich Balto sein sollte, immer noch am Leben, nach über einem halben Jahrhundert. Wie Sie sich vorstellen können, waren meine Erinnerungen bezüglich der Rettung von Nome nicht besonders gut. Meines Wissens hat ein einziges Hunde-Team den Schlitten den ganzen Weg von Fairbanks nach Nome gezogen. Wie dem auch sei, es spielt jetzt keine Rolle mehr. Weniger als ein Hundertstel eines Prozents der Amerikaner liest heutzutage Disney-Comics.“– Carl Barks [6]
Analyse und Bedeutung
Für den Barks-Forscher Geoffrey Blum bleibt der der Hund Barko eine autobiografische Projektion des Autors, wenngleich Barks diese These verneinte, was Blum wiederum als Schüchternheit wahrnahm. Er betrachtete Barko wie Onkel Dagobert selbst als Pionier und Symbol für einen harten, ehrlichen Lebenswandel, mit dem sich Barks lange identifiziert hat. Während Dagobert eher die zurückhaltende Natur von Barks stehe, sei Barko geselliger; doch wenn es drauf ankäme, zögen sie an einem Strang.
Blum fasste Alaska-Katastrophe dahingehend zusammen, dass die Geschichte den Leser mit zwei Gesichtern eines strauchelnden Champions konfrontiere, der immer noch in der Lage sei, sich gegenüber modernen Methoden, Schwindlern und Medienkampagnen zu behaupten.
Der Anfang der Geschichte geht davon aus, dass nicht viele Menschen wissen, wie märchenhaft reich Onkel Dagobert wirklich ist. Dieser Umstand kommt dem reichsten Mann der Welt gar nicht ungelegen, denn er legt keinen Wert auf Aufmerksamkeit und großartige Bekanntheit. Nicht zuletzt befürchtet Dagobert, sich ansonsten nicht vor Bittstellern retten zu können, die ihn ausnutzen wollen.
In anderen Barks-Geschichten ist Onkel Dagobert sehr wohl als der reichste Mann der Welt bekannt und tut alles, um diesen Titel zu behalten. Bei der zweiten großen Konfrontation zwischen Dagobert und seinem alten Rivalen und bösen Zwilling Mac Moneysac kommt es in Der reichste Mann der Welt (1959) zu einem öffentlichen Kräftemessen zwischen den beiden, aus dem Dagobert schließlich mit knappem Vorsprung als triumphierender „Champion“ hervorgeht – einem Titel, der in Alaska-Katastrophe für Barko verwendet wird.
Einfluss auf andere Künstler
Obwohl Alaska-Katastrophe zum Spätwerk von Carl Barks zählt und zu den letzten längeren Geschichten mit Onkel Dagobert gehört, hat die Geschichte nach wie vor großen Einfluss auf andere Künstler und deren Abenteuer, die am Klondike spielen. In einigen von ihnen kehrt Onkel Dagobert erneut in das Yukon Territorium zurück, erinnert sich an die Ereignisse zurück oder trifft abermals auf den Schurken Shandy Schofel.
Der amerikanische Comicautor und -zeichner Don Rosa, der Carl Barks als großes Vorbild verehrt, übernahm zahlreiche Elemente aus „Alaska-Katastrophe“ und griff die Figur von Shandy Schofel in gleich mehreren seiner eigenen Comicgeschichten als Bösewicht auf. Anhand der bedeutsamen Tatsachen, dass Onkel Dagobert sich nach seiner Ankunft am Yukon zunächst Geld leihen musste und auf eine fiese Betrugsmasche von Shandy Schofel hereinfiel, formte Rosa wichtige Grundpfeiler für das achte Kapitel seines Opus Magnum Sein Leben, seine Milliarden.
Doch bevor Don Rosa mit Sein Leben, seine Milliarden eine umfassende Comic-Biographie um Dagobert Duck schuf, verwendete er Shandy Schofel bereits in Der letzte Schlitten nach Dawson (1998). In dieser Geschichte, die im Jahr 1954 und damit nur ein Jahr nach dem Barks-Klassiker Wiedersehen mit Klondike spielt, verschlägt es Onkel Dagobert und seine Neffen ein weiteres Mal nach Dawson, um den Jahrzehnte zuvor verloren gegangenen Schlitten von Onkel Dagobert zu bergen. In einer Rückblende zeigt Rosa, wie Onkel Dagobert mit seinen Schlittenhunden seinen angestammten Claim im White Agony Creek verließ, jedoch auf dem Weg nach Dawson nur knapp einer sich öffnenden Gletscherspalte entkam, in welcher sein Hundeschlitten förmlich verschluckt wurde. Wie auch in Alaska-Katastrophe schnitt Dagobert das Gespann des Schlittens durch und rettete damit seinen Hunden das Leben. In der Gegenwart hat der Betrüger Shandy Schofel nur darauf gewartet, dass Onkel Dagobert eines Tages zurückkehren wird, damit er sich an ihm rächen und ihm den Schatz aus dem Schlitten abjagen kann.
In Der König des Klondike nun zeigt Don Rosa die Szene, in der der junge Dagobert sich notgedrungen Geld von Shandy Schofel leihen muss, um seine erste Goldgräberausrüstung am Klondike zu kaufen. Allerdings verlagerte Rosa das Geschehen vom Jahr 1898 (bei Barks) in das Jahr 1896, da es für seine Geschichte notwendig war, dass Dagobert gerade erst am Yukon angekommen war und noch keinen Claim abgesteckt hat. Als am Klondike Gold gefunden wird und sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet, fügt Schofel dem Kreditvertrag eine 0 hinzu und erhöht damit die monatlichen Zinsen auf 100 Prozent. Den Weg zum Klondike bestreitet Shandy Schofel zuerst mit der Seilbahn und dann mit einem schnellen Hundeschlitten, wobei er wie später in Alaska-Katastrophe seine Schlittenhunde zu Höchstleistungen antreibt. Am Ende der Geschichte setzt Onkel Dagobert den Glücksspiel-Baron Shandy Schofel außer Gefecht und den Mounties vor, doch Schofel ist noch immer im Besitz des Kreditvertrages. Er kündigt an, in Goldboom, Alaska, auf Dagobert zu warten, damit der seine Schuld begleichen kann. In Goldboom lebt Schofel auch in Barks‘ Alaska-Katastrophe.
Auf der ersten Seite von Kapitel 9 Der Milliardär im Hochmoor zeigt Don Rosa, wie Onkel Dagobert schließlich genug Gold geschürft hat, um seine Schulden vollständig bei Shandy Schofel zurückzuzahlen. Die Szene, in der Onkel Dagobert es Schofel sprichwörtlich mit seinem prall gefüllten Handschuh heimzahlt, übernahm Don Rosa aus Barks‘ Alaska-Katastrophe.
Die gleiche Szene wurde im Jahr 2002 auch in Die Rückkehr des Königs (LTB 591 von Marco Gervasio und Stefano Zanchi gezeigt. Darin treibt Shandy Schofel erneut ein doppeltes Spiel und fordert seine Schulden ein - dieses Mal jedoch nicht bei Dagobert, sondern bei Nelly.
In Der König von Klondike: Fasse dich kurz (LTB Enten-Edition 40) von Giorgio Martignoni und Luciano Milano ist Schofel der gewissenlose Betreiber einer Telegrafenstation in Dawson und haut die Kunden übers Ohr, bis ihm der junge Onkel Dagobert das Geschäft vermiest und das Handwerk legt. In seiner Serie Damals ließ Kari Korhonen den jungen Dagobert gleich mehrfach auf den fiesen Shandy Schofel treffen (Damals am Klondike, 5 Teile).
Auch in anderen Geschichten spielen Schlittenhunde eine wichtige Rolle. Zum Beispiel nimmt Donald in Irgendwo hinterm Nirgendwo (2010, Skript von Carl Barks, Zeichnungen von Daan Jippes, erschienen u. a. in Die besten Geschichten von Daan Jippes) eine Stelle als Postbote in Alaska an, macht sich einen schweinegesichtigen Widerling zum Feind und hilft seinen Schlittenhunden dabei, das Ziel zu erreichen. Bereits im Jahr 2000 schickte John Lustig nach einer Idee von Barks und Zeichnungen von Pat Block Donald nach Bearflanks, wo er ebenfalls auf einen Borstinger-Verschnitt traf (Irgendwo hinterm Nirgendwo, erschienen in DDSH 193).
Onkel Dagobert selbst wird auch bei anderen Künstlern gern in Begleitung von treuen Schlittenhunden gezeigt. Eine Szene aus Das falsche Nugget (2024, Skript von Monica Manzoni, Zeichnungen von Michela Frare, erschienen in Micky Maus Magazin 02/2024) zeigt Onkel Dagobert mit seinen Huskys sogar in der gleichen Pose wie in Alaska--katastrophe. Eine Fotografie mit Barko und Poly-Poly hängt in Dagoberts Büro in dem Zeitreise-Abenteuer Die Macht der Geschichten (2023, Skript Maya Åstrup, Zeichnungen von Cèsar Ferioli Pelaez erschienen in Micky Maus Magazin 21/2023). In Finstere Weihnachten (u. a. LTB Weihnachten 18) beherbergt Onkel Dagobert in seinem Geldspeicher die beiden bissigen Huskys Luna und Rex. Ein längeres Abenteuer im hohen Norden erlebt Onkel Dagobert mit seinen Schlittenhunden in Eisiges Gold (2010, Skript von Rodolfo Cimino), Zeichnungen von Giorgio Cavazzano.
Übersetzung
- Der erste Textkasten der Geschichte befindet sich im Splashpanel und beginnt im US-amerikansichen Original mit „Uncle Onkel Dagobert losing his fortune in a desperate dog sled race against the wiliest rogue north of nome? How did he get into such a snafu?" Dabei ist SNAFU ein aus der amerikanischen Soldatensprache entlehntes Akronym für „Situation Normal, All fouled up“ (deutsch etwa: „Lage normal, alles im Arsch“). [7] Der Begriff entstand in der US-Armee vor oder während des Zweiten Weltkriegs. Möglicherweise wusste Barks damals nicht, dass „fouled“ ein Euphemismus für ein ursprünglich stärkeres englisches Schimpfwort mit f*** war. In den 1950er Jahren, als die ursprüngliche Verwendung des Wortes noch nicht lange zurücklag, verwendete das Unternehmen, das heute als Marvel Comics bekannt ist, „snafu“ als Titel für einen Kindercomic.
- Das Magazin Komet heißt im US-amerikanischen Original Jolt (zu Deutsch etwa: „der Ruck“).
- Die anderen Zeitungen, die in dem Laden in Goldboom liegen, sind im Originaldie Nome News und die Northern Dailay Calls. Dr. Erika Fuchs transferierte diese in die deutsche Die Welt und die Berliner Zeitung.
- Der zugefrorene Fluss Rabbit-River heißt im Original Frozenjaw River.
- Schofel erfindet im Flugzeug Richtung Dawson das Klondikee Kegeln, im Original ist von Klondike Scrabble die Rede.
- In alten italienischen Übersetzungen wurde der Name des Schlittenhundes direkt mit Balto übersetzt, nicht mit Barko.
Trivia
- Carl Barks bewahrte die 24-seitige Geschichte „North of the Yukon“ in seinem eigenen Archiv auf. Später verkaufte er die Originalseiten vollständig.
- Für den Abdruck im US-amerikanischen Heft Uncle Scrooge Nr. 278 fertigte Don Rosa ein Cover zu Alaska-Katastrophe an. Dieses zeigt Onkel Dagobert und Barko bei ihrer gefährlichen Schlitterpartie auf dem berstenden Eis des Flusses.
Deutsche Veröffentlichungen
Besonderheit: In Micky Maus 3-5/1967 und Donald Duck Sonderheft 65 fehlen wegen Überleitungstexten das zweite Panel von Seite 9 und das erste Panel von Seite 18.
- Micky Maus 3-5/1967 (1967)
- Ich Onkel Dagobert – Band 2 (1974, dort „Onkel Dagobert am Yukonfluß“)
- DDSH 65 (1981)
- Die großen Klassiker 11 (1994, dort „Onkel Dagobert am Yukonfluß“)
- Barks Library Special Onkel Dagobert 32 (2003)
- Carl Barks Collection 27 (2007)
- Barks Onkel Dagobert 12 (2012)
- LTB Classic Edition 20 (2022)
Weblinks
- https://en.wikipedia.org/wiki/North_of_the_Yukon_(Disney_comics)
- http://www.barksbase.de/deutsch/us59
- http://www.carlbarkscomicbookart.dk/index.asp?loadContent=231650
- https://de.wikipedia.org/wiki/Balto
Einzelnachweise
- ↑ Geoffrey Blum: Der Barko-Faktor. In: Barks Library Special Onkel Dagobert 32, S. 27.
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Balto
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Diphtherieepidemie_in_Nome
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Balto
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Balto
- ↑ Brief von Carl Barks an Donald und Lynda Ault vom 5. Februar 1995
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/SNAFU