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Carl Laemmle

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Carl Laemmle (* 17. Januar 1867 in Laupheim, † 24. September 1939 in Beverly Hills) war ein deutscher Filmproduzent, der 1912 die Universal Studios gründete und diese bis 1936 leitete. In dieser Funktion gehörte Laemmle zu den mächtigsten Studiobossen seiner Zeit. Laemmle zählt zu den erfolgreichsten Filmpionieren seiner Zeit. Er wird auch als einer der Gründerväter Hollywoods bezeichnet, da die von ihm gegründeten Universal Studios das erste Filmstudio in Hollywood darstellten. Laemmle war auch maßgeblich an der Entwicklung einer neuer Kunstform, dem Spielfilm, beteiligt und erkannte als einer der ersten, dass man mit Kunst Massen begeistern kann.[1]

Leben

Auswanderung, Anfänge in der Filmbranche

Laemmle wuchs im oberschwäbischen Laupheim als Sohn eines jüdischen Viehhändlers auf und absolvierte eine Lehre als Kaufmann. Im Jahr 1884 wanderte Laemmle als 17-jähriger gemeinsam mit seinem Schulfreund Leopold Hirschfeld in die USA aus. Losgefahren am 28. Januar 1884 in Bremerhaven mit dem Schiff Neckar, erreichte er am 13. Februar 1884 New York City. Zuerst nahm er dort eine Stelle als Laufbursche in einem Drugstore an. Dann zog es ihn nach Chicago, wo sein älterer Bruder Joseph wohnte.[1]

Schließlich stieg Laemmle in Oxford (Wisconsin), einer Stadt mit einer großen deutschsprachigen Minderheit[1], zum Geschäftsführer einer Textilfirma auf.[1] Bei der Textilfirma arbeitete Laemmle mit Werbeaktionen, die laut seines Biographen Sein Biograph Udo Bayer als Grundstein seines späteren Erfolgs anzusehen waren: „Hier entwickelte er die Fähigkeiten als moderner Geschäftsmann mit den entsprechenden Werbetechniken, ohne die sein späterer Aufstieg nicht denkbar gewesen wäre und die uns heute noch verblüffen“.[2][1].

Danach machte sich Laemmle durch den Kauf eines Nickelodeons (5-Cent-Filmtheater) selbstständig. Hierbei erwies Laemmle sich bereits als fortschrittlich, indem er Wände, Mobiliar und Innenraum des Kinos weiß streichen ließ, um sich so von der Konkurrenz, deren Kinos eher schmuddelig aussahen, abzuheben.[1][3] 1906 gründete er dann seinen ersten Filmverleih. Laemmles Geschäft lief blendend und so besaß er innerhalb kürzester Zeit bereits 50 Kinos.[1] Auch in Sachen Theater erwies er sich später als Pionier, als er eine eigenes Theater nur für Frauen bauen ließ, damit diese „schicklich“ ins Kino gehen können.[4][1]

Im Jahre 1908 bereits stellte seine Firma den größten Filmverleih der USA dar. Auf Anzeigen war Carl Laemmle höchstpersönlich mit dem Slogan „I Am the Moving Picture Man“ zu sehen.[1] 1910 dann gründete Laemmle seine erste Filmproduktion, die Independent Motion Picture Company. Im Vorspann erschien von Anfang an „Carl Laemmle presents“.[1] Laemmle war der erste in der US-Filmindustrie, der Stars sezte, indem er die Schauspieler benannte, während die Konkurrenz die Schauspieler unbenannt einsetzte.[3] Anfangs gehörte er zu den sogenannten Independents, also den Filmproduzenten, die sich dem damaligen Monopol der Motion Picture Patents Company widersetzten.[1] Die Patentgesellschaft bezweckte die Kontrolle aller Wertschöpfungsstufen des Filmschaffens durch Patente und Lizenzen. Doch Carl Laemmle verweigerte die Mitwirkung und führte einen von marktwirtschaftlichen Überzeugungen geleiteten Kampf gegen dieses Monopol. Die Patentgesellschaft wurde schließlich durch die politische Intervention der US-Bundesbehörden und höchste Rechtsprechung des Supreme Court zerschlagen.[1] Die Auflösung dieses Monopols war „in den Augen seiner Zeitgenossen … Laemmles größte Errungenschaft“.[5][1]

Gründung der Universal Studios

1912 wurde die Independent Motion Pictures Company mit anderen Firmen zur Universal Motion Picture Manufacturing Company (heute Universal Studios) vereinigt. Die Universal Motion Picture Manufacturing Company wurde wieder von Laemmle geleitet. Während seiner Zeit als Firmenleiter wurden über 400 Filme produziert.[6][1] Schließlich verlegte Laemmle den Produktionsstandort von der Ostküste der USA an die Westküste, da dort das Wetter besser und das Lohnniveau generell niedriger war, wodurch mehr Drehtage in kürzerer Zeit gewährleistet wurden.[3][1] Laemmle erwarb an der Westküste in einem verlassenen Gebiet nahe Los Angeles, heute bekannt als Hollywood, eine 170 Hektar große Hühnerfarm, um dort seine Universal Studios anzusiedeln. Später siedelten sich auch andere Produktionsfirmen in und in der Nähe von Hollywood an, etwa Disney oder Warner Bros..

Laemmles Firma Universal Pictures (bzw. Universal Studios) zählte seit den späten 1910er-Jahren und später als größte Filmfirma Amerikas zu den „Big Six“, die (nach der aufgelösten Motion Picture Patents Company) das zweite Oligopol von Filmfirmen bildeten.[1]

Während des ersten Weltkriegs produzierte Laemmle Propagandafilme[6], beispielweise Untergang der Lusitania (The Sinking of the Lusitania), Der Kaiser – Die Bestie von Berlin (The Kaiser – Beast of Berlin), Stroheim in Herz der Menschlichkeit, und Herz der Menschlichkeit (Heart of Humanity). Letzterer Film erlangte Aufmerksamkeit, weil hier ein deutscher Offizier eine Rotkreuzschwester vergewaltigen will. Als ihn dabei ein Kind bei der Vergewaltigung stört, wirft er dieses aus dem Fenster.[1]

Als bekannteste Filme seiner Studios wären zu nennen: Der Glöckner von Notre Dame (1923), Das Phantom der Oper (1925), Im Westen nichts Neues (1930), Waterloo Bridge (1931) und die Reihe von Horrorfilmen in den 1930er-Jahren, die 1931 mit Dracula und Frankenstein begann. Auch waren es die Universal Studios, die die Genres Wildwest-Film und den klassischen Horrorfilm zu anhaltender Bedeutung führten.[3]

Carl Laemmles Sohn Carl Laemmle jr., der schon als Jugendlicher im Studio seines Vaters gearbeitet hatte, wurde Anfang der 1930-er Jahre Produzent der wichtigsten Filme von Universal. Der Regisseur von Ben Hur, William Wyler, war Laemmles Neffe und wurde von ihm nach Hollywood geholt. 1929 schenkte Carl Laemmle seinem Sohn die Firma. Später übernahm Carl Laemmle sen. die Firma wieder selbst, weil sich sein Sohn als ungeeignet für die Leitung des Unternehmens erwies.[7] Während der Weltwirtschaftskrise musste er einem Teilhaber mit Kapital einen Teil des Unternehmens überschreiben; 1936 dann wurden die Laemmles gezwungen, die gesamte Firma an den Teilhaber zu verkaufen.[6] Die Gründe hierfür waren vielfältig: Der aufkommende Tonfilm und dadurch ein erheblicher Kapitalbedarf Ende der 20er Jahre veränderten das Produktionsmodell.[3] Konkurrenten hatten aufgeholt, die Methoden und Produktionsprozesse waren im Laufe der vielen erfolgreichen Jahre bei der Universal erstarrt. Die vertikale Integration von Kinos in den Konzern war nicht gelungen, Abspielorte an attraktiven Plätzen fehlten. Der Spürsinn für Stoffe und Kassenschlager schienen nicht mehr so stark ausgeprägt gewesen zu sein. Auch wurde Laemmle attestiert, zu wenig fähiges Führungspersonal entwickelt und gewonnen zu haben. Der Erlös aus dem Verkauf der Firma sichert der Familie immerhin ein bequemes Leben.[3]

Laemmle und Laupheim

Laemmle blieb Laupheim stets verbunden. Er besuchte Laupheim öfters und unterstützte Laupheim als erfolgreicher Geschäftsmann auch finanziell, z.B. gab er Geld für eine neue Schule, die jüdische Gemeinde oder das Schwimmbad und unterstützte auch einzelne Bürger finanziell. So hatte er in Laupheim bald die Rolle des „reichen Onkels“ inne. 1919 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Laupheim verliehen. Nach einer Anfrage der politischen Rechten im württembergischen Landtag und einer darauffolgenden Bekanntmachung des württembergischen Innenministeriums, dass ausländische Staatsbürger keine Ehrenbürger werden könnten (Carl Laemmle war mittlerweile amerikanischer Staatsbürger), wurde die Ehrenbürgerwürde Laemmles bereits 1921 wieder außer Kraft gesetzt.[1] 2017 wurde diese Entscheidung vom Gemeinderat aufgehoben, womit Laemmles Staatsbürgerschaft wieder in Kraft gesetzt wurde.

Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg zeigte von Dezember 2016 bis Juli 2017 die Sonderausstellung Carl Laemmle presents – Ein jüdischer Schwabe erfindet Hollywood. Darin wurde an Laemmle als Filmproduzent, aber auch an seine Rolle als Retter jüdischer Mitbürger (s.u.) erinnert.

Laemmle als Judenretter

Laemmle unternahm viel, um in Bedrängnis geratenen und ihren Rechten entzogenen Juden in Deutschland zu helfen. So übernahm er von 1936 bis 1939 über 300 Bürgschaften für jüdische Familien aus Laupheim, Nürnberg, Berlin und anderen Städten, so genannte Affdavits, das heißt, die Garantie eines amerikanischen Staatsbürgers, notfalls die Versorgung des Flüchtlings zu übernehmen. Außerdem wandte sich Laemmle mit Bittbriefen an andere jüdische Prominenz, damit diese ebenfalls Bürgschaften übernahm. Damit bewahrte er viele Menschen vor dem sicheren Tod in den Konzentrationslagern.[8][1]

Familiäres

1898 heiratete Laemmle Recha, die Nichte seines späteren Chefs Sam Stern. 1901 wurde seine Tochter Rosabelle, 1908 sein Sohn Carl Laemmle Junior geboren. Nach dem frühen Tod seiner Frau Recha 1919 heiratet er nicht mehr.[3] Die Schauspielerin Carla Laemmle (1909-2014) war Laemmles Nichte.

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 1,14 1,15 1,16 1,17 1,18 Wikipedia-Artikel über Carl Laemmle, abgerufen am: 14.11.2018
  2. Udo Bayer: Carl Laemmle und die Universal. Eine transatlantische Biografie. Königshausen et Neumann, Würzburg 2013
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 Christoph Palmer über Carl Laemmle (PDF), abgerufen am: 14.11.2018
  4. Jürgen Kaiser: Daheim verkannt – in der Welt bekannt. Wie knitze Schwaben die Welt veränderten. Verlag und Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft, Stuttgart 2016
  5. Cristina Stanca-Mustea: Carl Laemmle – der Mann, der Hollywood erfand. Biografie. 1. Auflage. Osburg-Verlag, Hamburg 2013
  6. 6,0 6,1 6,2 Urs Jenny: Hollywoods erster König. Der Spiegel 27/2013, S. 117–119.
  7. Wikipedia-Artikel über Carl Laemmle junior, abgerufen am: 14. 11.2018
  8. Neal Gabler: Laemmle’s List: A Mogul’s Heroism, New York Times online, abgerufen am 14.11.2018