Die Jagd nach der Brosche: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Geschichte reflektiert zudem Barks' Jahre als Karikaturist des ''Calgary Eye Openers'' ebenso wie sein Interesse für [[wikipedia:de:Elzie Segar|Elzie Segars]] [[wikipedia:de:Popeye|Popeye]]-Comicstrips. Barks bezeichnete Segar als wichtige Inspirationsquelle und analysierte den Storyaufbau von dessen Strips.<ref>Carl Barks: Interview mit Malcolm Willits und Don und Maggie Thompson (1962). In: [[Donald Ault]] (Hg.): ''Carl Barks Conversations'' (Jackson, MS 2003) S. 17.</ref> Er lobte die einfachen, humorvollen Zeichnungen und die von Segar erfundenen, überzeichneten, lustigen Figuren, während er sich zugleich von der Art und Weise inspirieren ließ, wie Segar Action und Antizipation in seinen Comics einsetzte.<ref>Carl Barks: Interview mit [[Donald Ault]], [[Bruce Hamilton]], John Ronan und Nicky Wright (1999). In: [[Donald Ault]] (Hg.): ''Carl Barks Conversations'' (Jackson, MS 2003) S. 212f.</ref> Die Idee zum Verwandlungskünstler Zippo entnahm Barks einer Geschichte von Segar aus dem Jahr 1932, in der Popeyes Schiff von Doppelgängern heimgesucht wird, die sich letztlich als der weltberühmte Detektiv Merlock Jones herausstellen, der sich in Windeseile verwandeln kann. Merlock Jones will in Segars Strip einfach seinen „Spaß haben“. Segar zeichnete die Verwandlungsszenen mit verwischten Bewegungslinien, die Barks – wenn auch etwas abgeschwächter – für Zippo übernahm.<ref name="Blum 150">[[Geoffrey Blum]]: Das reinste Irrenhaus. In: [[Carl Barks Collection 8]], S. 150.</ref>
Die Geschichte reflektiert zudem Barks' Jahre als Karikaturist des ''Calgary Eye Openers'' ebenso wie sein Interesse für [[wikipedia:de:Elzie Segar|Elzie Segars]] [[wikipedia:de:Popeye|Popeye]]-Comicstrips. Barks bezeichnete Segar als wichtige Inspirationsquelle und analysierte den Storyaufbau von dessen Strips.<ref>Carl Barks: Interview mit [[Malcolm Willits]] und Don und Maggie Thompson (1962). In: [[Donald Ault]] (Hg.): ''Carl Barks Conversations'' (Jackson, MS 2003) S. 17.</ref> Er lobte die einfachen, humorvollen Zeichnungen und die von Segar erfundenen, überzeichneten, lustigen Figuren, während er sich zugleich von der Art und Weise inspirieren ließ, wie Segar Action und Antizipation in seinen Comics einsetzte.<ref>Carl Barks: Interview mit [[Donald Ault]], [[Bruce Hamilton]], John Ronan und Nicky Wright (1999). In: [[Donald Ault]] (Hg.): ''Carl Barks Conversations'' (Jackson, MS 2003) S. 212f.</ref> Die Idee zum Verwandlungskünstler Zippo entnahm Barks einer Geschichte von Segar aus dem Jahr 1932, in der Popeyes Schiff von Doppelgängern heimgesucht wird, die sich letztlich als der weltberühmte Detektiv Merlock Jones herausstellen, der sich in Windeseile verwandeln kann. Merlock Jones will in Segars Strip einfach seinen „Spaß haben“. Segar zeichnete die Verwandlungsszenen mit verwischten Bewegungslinien, die Barks – wenn auch etwas abgeschwächter – für Zippo übernahm.<ref name="Blum 150">[[Geoffrey Blum]]: Das reinste Irrenhaus. In: [[Carl Barks Collection 8]], S. 150.</ref>


Doch nicht nur die Figur des Zippo profitierte vom Einfluss Segars. Barks reicherte seine Geschichte mit einer Fülle von überzeichneten Nebencharakteren an, die der ganzen Geschichte ein karikaturhaftes Aussehen geben. Figuren mit übergroßen Nasen und Ohren, mit Doppelkinn und Falten, wie sie etwa im letzten Panel beim Treffen des Vereins der Naturfreunde gezeigt werden, erinnern an die überzeichneten Figuren in Segars Strips, aber gemahnen ebenso an Barks' Tage als Karikaturist für den Eye Opener, wo er bereits Zirkusleute gezeichnet hatte.<ref>[[Geoffrey Blum]]: Die große Vorstellung. In: [[Carl Barks Collection 8]], S. 120.</ref>
Doch nicht nur die Figur des Zippo profitierte vom Einfluss Segars. Barks reicherte seine Geschichte mit einer Fülle von überzeichneten Nebencharakteren an, die der ganzen Geschichte ein karikaturhaftes Aussehen geben. Figuren mit übergroßen Nasen und Ohren, mit Doppelkinn und Falten, wie sie etwa im letzten Panel beim Treffen des Vereins der Naturfreunde gezeigt werden, erinnern an die überzeichneten Figuren in Segars Strips, aber gemahnen ebenso an Barks' Tage als Karikaturist für den Eye Opener, wo er bereits Zirkusleute gezeichnet hatte.<ref>[[Geoffrey Blum]]: Die große Vorstellung. In: [[Carl Barks Collection 8]], S. 120.</ref>

Version vom 10. August 2022, 19:39 Uhr

Die Jagd nach der Brosche
Big-Top Bedlam
Erstveröffentlichung: 19. September 1950
Entstehungsdatum: April 1950
Storycode: W OS 300-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 28
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: Micky Maus 11–13/1959
Weiterführendes

Ind.PNG Infos zu Die Jagd nach der Brosche

beim I.N.D.U.C.K.S.
Splashpanel (© Egmont Ehapa)

Die Jagd nach der Brosche (Original Big-Top Bedlam) ist eine Comicgeschichte von Carl Barks, in der Donald intensive Erfahrungen im Zirkus sammelt. Die Geschichte gehört in der Panelgestaltung zu den progressivsten, die Barks je gezeichnet hat.

Figuren

Handlung

Donald und seine Neffen beobachten, wie ein Zirkus in Entenhausen einzieht. Donald würde gerne Eintrittskarten kaufen, doch sein letztes Geld hat er zum Zahlen der Miete verwendet. Als letzte Möglichkeit bleibt noch, die Brosche zu versetzen, die Daisy von ihrer Großtante Griseldis geerbt und Donald zur Aufbewahrung übergeben hat. Daisy trägt die Brosche allerdings so gut wie nie. Kurz entschlossen macht sich Donald auf den Weg. Da die Brosche aber stark nach Sardinen riecht – Donald hatte sie in einer alten Sardinenbüchse aufbewahrt –, raubt ihm eine Katze das gute Stück. Schließlich fällt die Brosche in die Gumpe. Genau in diesem Moment kommt Daisy des Wegs und bittet Donald um die Brosche, die sie an diesem Abend tragen will. Donald kann seiner Verlobten natürlich nicht die Wahrheit gestehen und so schwindelt er herbei, ein große Mann habe die Brosche entwendet. Daisy vermutet, der Mann gehöre zum Zirkus und Donald muss wohl oder übel dorthin gehen, wenn er verhindern will, dass Daisy die Polizei einschaltet.

Schon fast Donald mit dem Leben abgeschlossen, da riecht er plötzlich Sardinen – und sieht einen Mann, der mit Daisys Brosche hantiert. Er folgt ihm, doch der Mann schlüpft ins Zirkuszelt und ist verschwunden. Denn es handelt sich um Zippo, den schnellsten Verwandlungskünstler der Welt, der sich in Windeseile verkleidet und so Donald getäuscht hat. Zippo glaubt, dass Donald gekommen sei, um eine Rechnung einzutreiben und er will mit sich mit ihm seine bösen Späße erlauben. Deswegen bittet er auch den Direktor, Donald ihm als Helfer für seine Zirkusnummer zuzuweisen. Während der Zirkusvorstellung hat Donald daher Aberwitziges zu erdulden; er wird von Zippo hoch ins Zirkuszelt gejagt, sein Kostüm mit Wasser getränkt, er mit Torten beworfen und schlussendlich als lebende Kanonenkugel aus dem Zelt hinausgeschossen. Tick, Trick und Track machen es nicht besser. Verärgert, weil Donald keine Karten gebracht hat, haben sie sich mit ihren Ersparnissen selbst welche gekauft und sehen nun mit, wie sich Donald vor ihren Augen lächerlich macht. Mit ihrer Schleuder beschießen sie ihn.

Donald wird beschossen (© Egmont Ehapa)

Außerhalb des Zirkuszelts bemerkt Donald endlich den Werbeaushang, der Zippo ankündigt, und erkennt, warum ständig jemand vermeintlich anderer Daisys Brosche in den Händen gehalten hat. In Zippos Wohnwagen lauert er diesem auf und schließlich erklärt sich das Missverständnis und Donald erhält Daisys Brosche zurück. Doch auf dem Weg über die Brücke sehen Tick, Trick und Track abermals Donald und immer noch sind sie verärgert, dass sich Donald im Zirkus wie ein Clown aufgeführt hat. Ein drittes Mal wird die Schleuder gespannt, der Stein trifft sein Ziel – und die Brosche verschwindet im Fluss.

Donald muss nun alles Daisy beichten und diese verzeiht ihm auch, weil er schon genug durchlitten hat. Sie verrät ihm, dass Donald sie bei ihrem abendlichen Treffen mit dem Klub der Naturfreunde hätte begleiten sollen. Donald kann sein Glück kaum fassen, dass er nun nicht mitmuss und Daisy ihn sogar bekochen will. Doch es klingelt an der Tür und Tick, Trick und Track stehen davor. Am Fluss haben sie einen großen Fisch gefangen und in dessen Bauch befand sich – die Brosche.

Hintergrund

Die Jagd nach der Brosche baut auf dem früheren Zehnseiter Gnadenlos von Barks auf, wo dieser Donald als Schuldeneintreiber bei Zirkuspersonal und Gangstern gezeigt hatte. In Gnadenlos wälzt Donald die Aufgabe, beim Fledermausmenschen die fällige Summe einzutreiben, auf seine Neffen ab. Doch der Fledermausmensch will zunächst nicht zahlen und will seine Überlegenheit als Akrobat ausspielen, was ihm allerdings nicht gelingt. Dieses Handlungsmuster übernahm Barks für seine Zirkusgeschichte, indem Zippo meint, Donald sei ein Schuldeneintreiber und ähnlich wie sein Vorgänger, der Fledermausmensch, denkt Zippo nicht einmal daran zu bezahlen, sondern spielt im Zirkus seine Stärken aus.

Karikaturen bevölkern die Geschichte (© Egmont Ehapa)

Die Geschichte reflektiert zudem Barks' Jahre als Karikaturist des Calgary Eye Openers ebenso wie sein Interesse für Elzie Segars Popeye-Comicstrips. Barks bezeichnete Segar als wichtige Inspirationsquelle und analysierte den Storyaufbau von dessen Strips.[1] Er lobte die einfachen, humorvollen Zeichnungen und die von Segar erfundenen, überzeichneten, lustigen Figuren, während er sich zugleich von der Art und Weise inspirieren ließ, wie Segar Action und Antizipation in seinen Comics einsetzte.[2] Die Idee zum Verwandlungskünstler Zippo entnahm Barks einer Geschichte von Segar aus dem Jahr 1932, in der Popeyes Schiff von Doppelgängern heimgesucht wird, die sich letztlich als der weltberühmte Detektiv Merlock Jones herausstellen, der sich in Windeseile verwandeln kann. Merlock Jones will in Segars Strip einfach seinen „Spaß haben“. Segar zeichnete die Verwandlungsszenen mit verwischten Bewegungslinien, die Barks – wenn auch etwas abgeschwächter – für Zippo übernahm.[3]

Doch nicht nur die Figur des Zippo profitierte vom Einfluss Segars. Barks reicherte seine Geschichte mit einer Fülle von überzeichneten Nebencharakteren an, die der ganzen Geschichte ein karikaturhaftes Aussehen geben. Figuren mit übergroßen Nasen und Ohren, mit Doppelkinn und Falten, wie sie etwa im letzten Panel beim Treffen des Vereins der Naturfreunde gezeigt werden, erinnern an die überzeichneten Figuren in Segars Strips, aber gemahnen ebenso an Barks' Tage als Karikaturist für den Eye Opener, wo er bereits Zirkusleute gezeichnet hatte.[4]

Analyse und Bedeutung

Daisy stellt eine größere Bedrohung dar als der Löwe (© Egmont Ehapa)

Die Jagd nach der Brosche entstand in einer Phase des Umbruchs im barks'schen Werk. In den späten 1940ern hatten Schauergeschichten Barks' Werk geprägt, die atomare Weltzerstörungsängste wiedergaben. Die letzten Geschichten dieser Art waren Wudu-Hudu-Zauber und vor allem Vor Neugier wird gewarnt, das ein halbes Jahr vor Die Jagd nach der Brosche entstand. In den 1950ern hatten diese alten Ängste allerdings insofern an Bedeutung verloren, als bereits der Gewöhnungseffekt eingesetzt hatte. Was Barks nun Angst einjagte, waren die „chaotischen, politischen und sozialen Zustände oder die Zerrüttung seiner Ehe mit Clara und die Abwärtsspirale ihres gesundheitlichen Zustands“.[5] Mit Claras zunehmender Aggressivität aufgrund ihres Alkoholkonsums hatte Barks in dieser Zeit schwer zu schaffen. Insofern ist es kein Wunder, dass die Forderungen von Frauen in Die Jagd nach der Brosche zum Thema gemacht werden, was vordergründig zwar harmloser erscheint als die vorangegangenen Gruselgeschichten, jedoch immer noch erhebliches Potential für Ängste bergen.

Geoffrey Blum analysiert, dass Daisys Forderungen Donald in dieser Geschichte die größten Ängste bereiten, vor allem aber treibt ihn die Furcht um, was Daisy tun wird, wenn sie erfährt, dass er die Brosche versetzen wollte. Unmittelbar unterhalb des Panels, in dem Daisy androht, zur Polizei zu gehen, sieht man Donald, wie er mit seinem Leben abgeschlossen hat und bereit ist, von einem Löwen getötet zu werden. Der Wille, unbedingt wieder an die Brosche zu kommen, lässt Donald das Irrenhaus des Zirkus und die Misshandlung seiner Neffen durchstehen. Und als er sie schließlich in Händen hält, erscheint bereits Daisys zorniges Gesicht vor seinem inneren Auge.[5]

Barks versetzt den Leser in den Blickwinkel der Neffen, die ihren Onkel wieder beschießen (© Egmont Ehapa)

In der Zirkusszene spielt Barks Blums Meinung nach mit voyeuristischen Gefühlen des Sehen und Gesehenwerdens, wie sie generell für einen Zirkus typisch sind. Donald beobachtet Zippo, die Zuseher beobachten Donald und dessen Torturen und der Leser beobachtet das gesamte Geschehen. Dies verdichtet sich in der Szene auf der Brücke, in der Donald das letzte Mal von seinen Neffen beschossen wird und Barks den Leser direkt ins Geschehen hineinholt, indem dieser Ticks Blickwinkel einnimmt. In diesem Moment wird der Leser endgültig zum „Verbündeten von Donalds Peinigern“.[3] „Wir spionieren Donald hinterher, und Donald ist sich darüber im Klaren, dass jemand hinter ihm herspioniert und ihn missbraucht.“[5]

Im Zirkus tritt Donald als Clown verkleidet auf, was passend ist, weil Donald normalerweise eine eher clowneske Rolle einnimmt.[3]

Optische Gestaltung

Bewegungslinien und Panelrahmen (© Egmont Ehapa)

Anfang der 1950er zeichnete Barks mehrere Geschichten mit progressiver Panelgestaltung, wobei die zwei Geschichten Familie Duck auf Ferienfahrt und Die Jagd nach der Brosche besonders herausstechen. Die unregelmäßig geformten Panels sind fast ausschließlich in der Zirkusszene zu finden, wodurch sie Bewegungen und Perspektiven im Zirkuszelt einfangen und sich teils gegenseitig kommentieren. Geoffrey Blum verweist vor allem auf Seite 11, wo die Bewegungslinien den Blick sofort auf die zentrale Figur Donalds wenden, wie er von Zippo im Zirkuszelt misshandelt wird.[3]

Veröffentlichungen

Einzelnachweise

  1. Carl Barks: Interview mit Malcolm Willits und Don und Maggie Thompson (1962). In: Donald Ault (Hg.): Carl Barks Conversations (Jackson, MS 2003) S. 17.
  2. Carl Barks: Interview mit Donald Ault, Bruce Hamilton, John Ronan und Nicky Wright (1999). In: Donald Ault (Hg.): Carl Barks Conversations (Jackson, MS 2003) S. 212f.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Geoffrey Blum: Das reinste Irrenhaus. In: Carl Barks Collection 8, S. 150.
  4. Geoffrey Blum: Die große Vorstellung. In: Carl Barks Collection 8, S. 120.
  5. 5,0 5,1 5,2 Geoffrey Blum: Das reinste Irrenhaus. In: Carl Barks Collection 8, S. 149.