Die falsche Flasche

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Die falsche Flasche
Serum to Codfish Cove; Mission to Codfish Cove
Erstveröffentlichung: März 1950
Entstehungsdatum: 13.10.1949
Storycode: W WDC 114-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 10
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: DDSH 97
Weiterführendes

Ind.PNG Infos zu Die falsche Flasche

beim I.N.D.U.C.K.S.

Die falsche Flasche (engl. unbenannt, manchmal jedoch Serum to Codfish Cove oder Mission to Codfish Cove[1]) ist eine zehnseitige Comicgeschichte, die von Carl Barks geschrieben, gezeichnet und am 13. Oktober 1949 bei der Redaktion eingereicht wurde.

Der eisige Winter hat Entenhausen fest im Griff. (© Egmont Ehapa)

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

„Ui, das hat geschneit! Einfach irre!“
Tick, Trick und Track

Der Winter hat sich über Entenhausen gelegt und nach fixem Treiben in der Nacht die ganze Stadt unter mannshohem Schnee begraben. Tick, Trick und Track sind begeistert vom plötzlichen Wintereinbruch, der laut Donald fast einer Naturkatastrophe gleichkommt. Donald beauftragt sogleich die Neffen damit, ihm eine Zeitung zu holen, in der die neusten Nachrichten über den Schneesturm zu finden sein werden. Er wolle sich die Schauergeschichten, die jetzt darin zu finden seien, ja nicht entgehen lassen. Dem stellt sich aber abrupt der viele Schnee in den Weg, durch den das Gehen in die Innenstadt zu einer Herausforderung wird. Die weiße Masse ist über einen halben Meter hoch und noch so pulvrig, dass selbst Schier einsinken. Onkel Donald interessiert das nicht die Bohne, denn er möchte seine Zeitung bekommen. Und würde er sich auf die Schier schwingen, sähe die Lage ganz anders aus. Früher war Donald ein richtiger Meister im Schifahren, ungeachtet des Wetters oder wie hoch der Schnee ist. Damals war er eine Schikanone und erstklassiger Langstreckenläufer, obwohl der Schnee knietief und luftig wie Puder sein konnte. Die kleine Argumentation hat bei Tick, Trick und Track einiges bewirkt, denn nun machen sie sich auf den Weg, ohne weitere Widerworte zu geben.

Donald könnte Hilfe gebieten! (© Egmont Ehapa)

Draußen ist der Schnee tiefer als erwartet und die Wetterlage schief. Das Licht dämmert nur, und die Straßen sind leergefegt oder verdecken durch die große weiße Fläche jedes Individuum, das sie zu durchqueren versucht. Schließlich kommen die Kinder beim Zeitungsladen in der Stadtmitte an. Doch da ereilt sie eine bittere Nachricht: Einen „Entenhausener Kurier“ wird es heute unter keinen Umständen geben. Der Sturm vergangene Nacht hat so heftig gewütet, dass Straßen blockiert und Telefonleitungen zu Bruch gegangen sind. Der Mitarbeiter am Fenster des kleinen Ladens ist viel mehr froh, dass es allen noch gut geht. Tja, mit Luxus ist bei diesen Extremen nicht zu rechnen. Und da fängt es auch schon wieder an, kleine Flocken vom Himmel zu rieseln. Tick, Trick und Track haben vorerst nichts zu tun und bemerken etwa zwei Dutzend Leute, die zum Rathaus strömen. Vor dem Kuppelgebäude hält der Bürgermeister eine Rede – wie sich herausstellt, über etwas von Belang. Die Nachbargemeinde Antenbüttel, nicht weit von Entenhausen entfernt, ist durch den Schneesturm vollends von der Außenwelt abgeschnitten. Die Dramatik spitzt sich zu durch mehrere Fälle von konkretem Krampfhusten, die sich rasch zu einer Epidemie entwickeln könnten. Zwar gibt es ein Medikament gegen die Infektion, doch wird dieses wahrscheinlich niemand durch den tiefen Schnee dorthin bringen können. Die Kleinstadt und ihre Bewohner drohen durch die Gegebenheiten schweren Schaden davonzutragen.

Aus dem Nichts heraus ertönen die Stimmen von Tick, Trick und Track. Sie wissen, wer hier helfen könnte: Onkel Donald! Der behaupte schließlich, eine Schikanone zu sein – so darf bestimmt als gesichert gelten, dass er bis nach Antenbüttel durchkommt. Der Bürgermeister verkündet, dass ein Retter gefunden ist und weist die Kinder anschließend an, zum hiesigen Krankenhaus zu gehen, um dort die Medikamente zu besorgen. Etwas später befinden sich die drei Neffen auf dem Heimweg, um die Flasche mit den Medikamenten voller Freude an Donald zu überreichen. Doch ist man auf der Welt bekanntlich nicht allein! Zwei üble Spione hecken einen dreisten Plan aus. Sie gedenken, die Flasche auszutauschen, damit Donald stattdessen als unwissender Bote brisante Geheimdokumente überliefert. In Antenbüttel wartet bereits ein weiterer Spion, um die Ware dann in Empfang zu nehmen. Alles, was die zwei schneidigen Gestalten in Entenhausen zu erledigen haben, ist, Donald irgendwie unbemerkt die Dokumente unterzuschmuggeln. Ein idiotensicherer Plan zugunsten der Weltrevolution, die umgehend angezettelt wird. Indes befinden sich Tick, Trick und Track flinken Fußes auf dem Heimweg, damit auch alles ganz schnell geht. Gerade stapfen sie durch die Haustür herein und bombardieren ihren Onkel mit Informationen:

„Schnell, Onkel Donald! Du mußt sofort Medizin nach Antenbüttel bringen!
     Was soll ich? Wohin soll ich?“
Die Spione planen eine „Weltrevolution“ – im Original rufen sie stattdessen den Untergang Amerikas herbei. (© Egmont Ehapa)

Donald zeigt sich desinteressiert. Immerhin gehe es ihn nichts an, was anderswo passiert. Doch Tick, Trick und Track wissen, wie sie überzeugen können. Sie packen die Geschichte mit der Schikanone aus, sodass sich die Schlinge für Donald zuzieht. Vielleicht ist es noch möglich, ein kleines Frühstück herauszuzögern? Nein? Ehe sich der Erpel versieht, wird er von seinen Neffen aus der Wohnung geschoben und kriegt die Schier unter die Füße geschnallt. Derweil haben die Spione ihre schwerste Arbeit getan; die Flasche ist ausgetauscht und befindet sich jetzt dank der ahnungslosen Ducks in Donalds Jackentasche. Sicherheitshalber, so beschließen die zwei Gestalten mit feindlicher Gesinnung gegenüber allen Feinden Chaotiens, verfolgen sie Donald aber und behalten sich vor, bei Bedarf notwendige Schritte einzuleiten. Donald, der gerade die Schwelle seines Heims verlassen hat, wird von seinen Ängsten ebenso kalt wie vom Wetter. Er hat in seinem Leben nur einmal auf Schiern gestanden, und das in einem Sportgeschäft! Die Story von seinen heldenhaften Leistungen war frei erfunden, um gemütlich in den Genuss einer Zeitung zu kommen. Wie soll es jetzt weitergehen? Bis nach Antenbüttel durchzukommen wird schwieriger sein denn das zu erfüllen, was Donald in seiner Angeberei behauptet hat. Vom Horizont zieht ein weiterer Sturm herbei, und der Schnee ist nach wie vor hoch aufgetürmt...

Schlimmstenfalls dauert die Unternehmung eine Woche – aber selbst dann kann Donald unter keinen Umständen mehr einen Rückzieher machen. Er nimmt den ersten Hang und landet vor einem Baum, umgeben mit Massen von Schnee. Die Kräfte schwinden bereits, aber dafür steht hinterrücks einer der Spione mit einer Ladung Schrot bereit. Donald schnallt, dass er bewacht wird, und sieht fortan keinen anderen Weg als sich Leistungen abzuringen, von denen er nicht geträumt hätte. Nach einiger Zeit könnte er eventuell mal wieder eine Pause einlegen, jedoch wird die vehement gestört. Donald hat sich in seinem Pech auf ein Schneeloch eines Einsiedlers gesetzt, der mit ungehobelten Wintersportlern im Zank liegt. Auch hier muss Donald erneut mehrere Gewehrschüsse einstecken, die ihn unter Vorbelastung durch die Weiten eilen lassen.

Zuhause klopft bei Tick, Trick und Track jemand vom Sicherheitsdienst an der Tür. Mit glänzender Wachtmarke beginnt er, Ermittlungen, die durch Spionageverdacht begründet sind, aufzunehmen. Die Agentur, bei der er arbeitet, hat vor Spuren vor einem Fenster gefunden, die exakt 63 Minuten alt sind. Die aufmerksamen Kinder erinnern sich, dass zu der Zeit ihr Onkel mit der Flasche Medizin nach Antenbüttel aufgebrochen ist. Zweifelsfrei kann der Ermittler aber bestätigen, dass es sich nicht um Medizin gehandelt haben kann, denn nur wenige Meter entfernt lag eine solche Flasche mit Medizin. Tick, Trick und Track beteuern, dass ihr Onkel davon nichts weiß und sind sich einig in der Ansicht, ihrem Onkel zu folgen, um die Medizin nach Antenbüttel zu liefern. Bevor sie sich an den Auftrag begeben können, verlangt der Mann vom Sicherheitsdienst, drinnen alles genau zu besprechen. Den drei Knaben wird eine Schweigepflicht über die Angelegenheit auferlegt; außerdem müssen sie die geheimen Dokumente zügig bei einer Behörde abgeben. Sie werden offiziell zu Ersatzgeheimagenten ernannt. Nach diesem politischen Akt geht es hinaus durch die verschneite Stadt in den Wald hinein. Im Forst überlegt Donald zum dritten Mal, eine Pause einzulegen. Wie es der Zufall will, bricht genau in dem Moment, in dem er sich auf den weichen Schnee legt, ein Ast unter der Last des gefrorenen Wassers und erschreckt Donald so sehr, dass dieser einen weiteren hastigen Spurt einlegt. Für Tick, Trick und Track könnte die Aufgabe schwerer nicht sein, weil Donald durch seine eher unbeabsichtigten Geschwindigkeitsrekorde einen gigantischen Vorsprung hat.

Trotzdem nehmen es die Kinder mit der Herausforderung auf. Lustigerweise ändern sich Donalds Schispuren ständig: Mal sieht es so aus, als würde er die Landschaft umpflügen, mal, als würde er sich mit allerletzter Kraft durch einen matschigen Brei ziehen. Bei Donald, der eine gewisse Strecke voraus ist, kommt Antenbüttel in Reichweite. Die Reise dorthin hat ihm derart zugesetzt, dass er wiederum versucht, sich im Schlaf zu regenerieren. Jetzt aber, endlich, stört ihn dabei keiner. Tick, Trick und Track legen weiterhin brav Kilometer zurück, bis sie auf eine weitere Schispur stoßen. Es ist die des antenbütteler Spions, der Donald nun die Flasche mit den Papieren abknöpfen will! Mit vorgehaltener Waffe nähert er sich dem schnarchenden Erpel. Doch der Spion hat die Rechnung ohne Tick, Trick und Track gemacht, die ihn k. o. schlagen. Der Spion wird gefesselt, die Dokumente werden sichergestellt und die Medizin muss nur noch nach Antenbüttel gebracht werden. Falsch gedacht! Denn niemand darf die Drillinge sehen, auch ihr Onkel Donald nicht. So müssen sie ihm die Flasche zustecken und hoffen, dass er es bis nach Antenbüttel zum Krankenhaus bringt. Der Plan geht schließlich auf und Donald schafft die letzten 500 Meter hinunter in die Stadt, ohne auch nur ein Fitzelchen von den Heldentaten seiner Neffen mitgekriegt zu haben. Feierlich geht am Ende alles gut. Bis auf die Tatsache, dass Donald jetzt von morgens bis abends über seine „Heldentaten“ schwadroniert – aber Tick, Trick und Track lehnen sich entspannt zurück, wohlwissend ihrer Leistungen.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

In Die falsche Flasche ist der Schnee metertief: (© Egmont Ehapa)

Wetterlage[Bearbeiten]

Im Jahr 1949 war das Wetter noch nicht ganz so mild, wie es heute, bedingt durch den Klimawandel, ist. Eine US-amerikanische Wetterstation in Fanning Field (Idaho), die sich ungefähr in derselben Höhe wie Carl Barks’ späterer Wohnort im Grant Pass (Oregon) befindet, zeichnete für den September und Oktober 1949 durchschnittliche Tageshöchsttemperaturen auf, die sich oft nur knapp über dem Gefrierpunkt befinden, bis sie diesen ab Mitte Oktober nur noch selten erreichten.[2] Durch die anhaltende Kälte blieb Schnee länger liegen, sodass sich eine ähnliche Situation wie in Die falsche Flasche ergeben haben könnte. Weil Barks zu Beginn einen kleinen Seitenhieb auf eine Zeitung setzt, ist es gut möglich, dass sich die Idee mit massenhaftem Schnee aus einer real existierenden Situation in seiner Umgebung ergab. Mit unendlichem Schnee, in dem die kleinen Ducks nahezu ganz versinken und der alles verschlingt, was sich ihm in den Weg stellt, hatte Barks einen funktionierenden Running Gag für die gesamten zehn Seiten. Außerdem befeuert er die im Verlauf der Geschichte aufkommende Dramatik.

Hintergrund[Bearbeiten]

Politische Lage zu Beginn des Kalten Kriegs[Bearbeiten]

Das Ende der 1940er Jahre war in den USA geprägt von einer Ablehnung gegenüber der damaligen Sowjetunion und ihrem kommunistischen System. Bereits kurz nach dem Sieg über Nazi-Deutschland 1945 stand fest, dass mit dem aufkommenden Atomzeitalter ein Konflikt zwischen den beiden neuen Supermächten – USA und Sowjetunion – unausweichlich war; der Kalte Krieg hatte begonnen. Nur knappe viereinhalb Jahre vor dem Entstehen dieser Geschichte hatten die Amerikaner ihre erste Atombombe gezündet.[3] Diese neue Superwaffe entfesselte ungeahnte Kräfte und schockierte weite Teile der Nation, darunter sogar Albert Einstein.[4]

Hinzu kamen weitere Verschärfungen: 1947 unterzeichnete Präsident Harry S. Truman ein Dekret, mit dem ein bundesweites „Gesinnungsprogramm“ initiiert wurde. Regierungsbeamte wurden nach ihren politischen Einstellungen untersucht. Aufgrund einer harmlosen Tätigkeit in einem Verein war es möglich, umgehend gekündigt zu werden, wodurch viele ihre Karriere verloren. Im selben Jahr begann darüber hinaus das House Committee on Un-American Activities (Komitee für unamerikanische Umtriebe), kommunistische Einflüsse auch in Bezug auf Hollywood zu untersuchen. In der Folge landeten viele Autoren, Schauspieler und Regisseure auf einer schwarzen Liste, weshalb ihre berufliche Zukunft ebenfalls ruiniert war. Als Folge dieser Paranoia fand sich die Gesellschaft der USA in einem Netz aus Konformität wieder, das von den Kräften hinter dieser antikommunistischen Ideologie gewoben wurde. Sozialkritiker analysierten, dass sich die Staaten während des Zweiten Weltkriegs zu einer bürokratischen Gesellschaft gewandelt hatten, in der der Individualismus der 1930er in fremdbestimmten Persönlichkeiten verfloss. Die von Thomas Andrae so bezeichneten „Nachkriegswehen“ zeichneten sich durch eine Bevölkerung aus, die eine notorische Angst davor hatte, in ihrer homogenen Gesellschaftsschicht aufzufallen.[5]

Wie auch früher und später verarbeiteten die Menschen der damaligen Zeit diese Eindrücke, indem sie sie in ihren Alltag integrierten – also auch in die Comics. Beim Micky Maus-Zeitungsstrip, der traditionell noch viel zeitbezogener ist als viele Geschichten von Carl Barks fällt auf, dass die Sowjetunion beinahe durchgehend negativ charakterisiert wird. In Der Schatz des Ezell (1950) macht sich Autor Bill Walsh über die Russen lustig, nachdem sie 1949 die Pläne für die Atombombe gestohlen hatten. Die Menschen, die im kommunistischen System leben, schaffen es wegen zu vieler und untereinander nicht abgesprochener Spione nicht einmal, Micky ordnungsgemäß zu beschatten. Die anschließend eingeführte Hapdih, Chefin der Geheimpolizei, wird zum einen weiblich und gewaltbereit dargestellt; zum anderen erscheint sie als maskulin, womit die angebliche sowjetische Gleichheit zwischen den Geschlechtern parodiert wird. Mit den salutierenden Soldaten, die Hapdih befehligt, verkörpert sie außerdem die damals herrschende Angst der amerikanischen Männer vor der Emanzipation der Frau.[5]

Einarbeitung in den Comic[Bearbeiten]

Spione und Agent[Bearbeiten]

Interessanterweise zeigt Die falsche Flasche einige deutliche Parallelen; sowohl in Bezug auf die Umstände, die damals in den USA herrschten als auch in Bezug auf den Micky-Maus-Strip, der die sowjetischen Spione mit gewitztem Humor dumm aussehen lassen will. Bereits in seinem vorhergegangenen Zehnseiter (Ein toller Schwindel) lässt Barks einen Bezug auf den Kalten Krieg erkennen, indem er sich Trick eine Zukunft vorstellen lässt, in der es „Gebäude[] aus Gummi [gibt], die sich bei Atombombeneinsätzen wegbiegen können“.[6] Diese Vorstellungen werden in Die falsche Flasche konkreter. Es tauchen echte Spione auf, die im englischen Original „Nieder mit Amerika!“ („Down with H’America!“) rufen, bewaffnet sind und geheime Dokumente schmuggeln, ähnlich, wie es die Sowjetunion mit den Konstruktionsplänen für die Atombombe gemacht hat. Gleichermaßen unwohl fühlt sich der Leser mit dem Erscheinen der Spione im Comic, denn sie sind bewaffnet und würden im Zweifelsfall auch nicht vor Mord zurückschrecken – ganz im Sinne der Sowjetunion. Der Ausruf rocket ship, der sich im englischsprachigen Original findet, ist eine weitere Anspielung auf die Atombombe und wurde in der deutschen Übersetzung entschärft. Allerdings machen die Spione bei ihrer Arbeit vor Donalds Fenster entscheidende Fehler, denn die hinterlassen Spuren und schmeißen die Flasche mit den Medikamenten schlicht ins nächste Gebüsch. Somit ergibt sich eine sehr ähnliche Konstruktion wie bei der Micky-Geschichte.

Der Agent, den Barks den Spionen entgegenstellt, entspricht einem gewachsenen Mannsbild: Er ist von großer Statur, direkt, hart und seine Ermittlungsmethoden sind von Zielstrebigkeit sowie Eifer geprägt, womit er einen Kontrast gegenüber den Spionen bildet und sie qualitativ – zugunsten der USA – klar übertrifft. Nur wenige Augenblicke nach seinem Erscheinen verbünden sich Tick, Trick und Track mit ihm; sie setzen sich gar über ihren Erziehungsonkel hinweg. Während sich Donald oft mit den Neffen streitet, gebieten sie beim Sicherheitsdienstchef (der im Original sogar ein Geheimdienstchef ist) vollstes Vertrauen und Gehorsam. Damit verdeutlicht Barks zum einen, dass gegen ausländische und feindselige Kräfte ein gemeinsames Handeln folgen muss, zum anderen wird Donald degradiert. Er darf, so ordnet der Staatsmann an, nichts von den geheimen Dokumenten wissen, auch wenn er sie selbst bei sich trägt. Damit erschwert er Tick, Trick und Track ihre Aufgabe. Es scheint aber so, als würde Donald, der vom Pech geplagte Erpel, nicht ganz im Sinne des Sicherheitsdienstchefs agieren – ein nicht zu unterschätzender Seitenhieb auf die oben erwähnten antikommunistischen Bestrebungen der USA, nach denen schon kleinste und eigentlich unproblematische Taten als Gefährdung für die Nation angesehen wurden.

Donalds Rastversuche und Müdigkeit[Bearbeiten]

Donalds Müdigkeit über den gesamten Verlauf ist bedingtermaßen seiner überaus anstrengenden Tätigkeit geschuldet, kann andererseits aber auch als Charakterisierung einzelner US-amerikanischer Bürger dienen. Wenngleich sich Tick, Trick und Track ernsthafte Sorgen machen und sich deswegen umgehend verpflichten, sieht Donald der Situation eher gelassen entgegen. Er hat zwar keinen Grund zur Aufregung, weil er nichts von der brisanten Fracht weiß, die er transportiert, aber würde er nach seiner anstrengenden Reise quer durch weite Einöden gesagt bekommen, was er (fast) übermittelt hat, wahrscheinlich trotzdem vor Müdigkeit sofort in tiefen Schlaf fallen. Hier zeigt sich, wenn auch sehr subtil, aufs Neue die vermeintlich pro-kommunistische Gesinnung einiger Amerikaner, obwohl sich auf den zweiten Blick herausstellt, dass dem gar nicht so ist.

Anhand dieser Panels lässt sich gut erkennen, wie Barks die Comics gestaltet hat. Die Panelform (hier hervorgehoben durch Pfeile) weist auf eine Schlüsselszene hin (oben) oder unterstreicht einzelne Aspekte (unten) wie zum Beispiel das Zwinkern der Neffen. (© Egmont Ehapa)

Kontexteinordnung[Bearbeiten]

Figurenkonstellation[Bearbeiten]

Bei den Zehnseitern, die Barks in den 1940ern schrieb, muss in ihrem Aufbau unterschieden werden. Während er zu Beginn an vor allem auf Donald und Tick, Trick und Track setzte, um mit ihnen Streitthemen zu Plots herauszuarbeiten, verschob sich diese Konstellation Anfang des neuen Jahrzehnts hin zur Dreiecksbeziehung Donald – DaisyGustav. In dieser Übergangsphase, in der Barks von der Redaktion außerdem dazu gedrängt wurde, viele längere Abenteuergeschichten zu schreiben[6] und die Figur des Onkel Dagobert noch relativ neu, also unbearbeitet war, lässt sich beobachten, dass politische Themen an Vorhand gewannen oder eine düstere Noir-Stimmung entwickelten, wie sie beispielsweise in Vor Neugier wird gewarnt (1949) zu beobachten ist.

Panelgestaltung[Bearbeiten]

Hinsichtlich der Panelgestaltung und -aufteilung bleibt zu erwähnen, dass sich Barks in dieser Phase endgültig davon trennte, schlichte Designs zu nutzen. In langen Geschichten wie Zu viele Weihnachtsmänner (1949) oder Familie Duck auf Ferienfahrt (1950) experimentierte Barks mit einer avantgardistischen Panelgestaltung. Damit wurde es möglich, die visuellen Effekte des Mediums anspruchsvoller zu nutzen mittels aufeinander abgestimmter Bilder, die eine Tat erst einzeln betonen und dann stimmend zusammenfassen.

Trivia[Bearbeiten]

  • Tick, Trick und Track haben, obwohl tiefster Winter ist, keine Winterkleidung an.
  • Im englischen Original ist auf der 7. Seite der Geschichte Uncle Sam zu lesen – eine bekannte Allegorie für die USA und ihren Nationalstaat.[7]
  • Seit 1973 wird in Alaska jedes Jahr im März der Iditarod, ein Hundeschlittenrennen, ausgetragen. Die Strecke folgt dabei teilweise dem historischen Iditarod Trail. 1925 wurde diese historische Strecke dafür genutzt, um Serum gegen eine Diphtherieepidemie von Nenana nach Nome zu bringen. Die Idee, Donald ebenfalls ein solches Serum transportieren zu lassen, könnte Barks hieraus gewonnen haben.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Internet-Eintrag zur Geschichte in der Barksbase
  2. Weather Spark über das Wetter in Fanning Field im Herbst 1949
  3. Das DHM zum „Wettlauf um die Atombombe“
  4. Internet-Eintrag von „Zukunft braucht Erinnerung“
  5. 5,0 5,1 Thomas Andrae: Von Mäusen und Menschen. Floyd Gottfredson Library 10, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 8–13.
  6. 6,0 6,1 Geoffrey Blum: Barks dunkle Vision. Carl Barks Collection VII, S. 9–10.
  7. Internet-Eintrag von „animals digital“