Qualitative Phasen des Lustigen Taschenbuchs: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Aufschwung blieb über einige Jahre gleichmäßig, neben den vorher genannten Verbesserungen wurden auch neue Serien wie ''[[DoppelDuck]]'' ab [[LTB 384]] eingeführt. Es sollte aber noch Jahre dauern, bis gelungene Serien wie ''[[Mickys Kunstgeschichte]]'', ''[[Die Legende des ersten Phantomias]]'' oder ''[[Kampf der Zauberer]]'' auch im deutschen Sprachraum veröffentlicht wurden. Die Geschichten wurden wieder besser und durch den Austausch mit den Fans konnte [[Peter Höpfner]] einige Vorschläge umsetzen und sogar Wunschgeschichten abdrucken. Womit der Verlag aber stark zu kämpfen hatte (was auch der zentralen Kompilierung in Dänemark geschuldet ist) war, dass die Reihenfolge von Geschichten teilweise willkürlich passierte. So tauchen plötzlich Figuren auf, deren Einführungsgeschichte dann erst auf Wunsch der Fans in einer der unzähligen Nebenreihen veröffentlicht wurde - zum Beispiel [[Tabea Trifftig]] oder [[Sergei Schlamassi]]. Auch mit durchgehenden Namen bei Figuren hat es der Verlag nicht so (so wechselt der Name einiger Figuren ständig, zum Beispiel bei [[Bruno Smart]] oder [[Peter Plauder]]).  
Der Aufschwung blieb über einige Jahre gleichmäßig, neben den vorher genannten Verbesserungen wurden auch neue Serien wie ''[[DoppelDuck]]'' ab [[LTB 384]] eingeführt. Es sollte aber noch Jahre dauern, bis gelungene Serien wie ''[[Mickys Kunstgeschichte]]'', ''[[Die Legende des ersten Phantomias]]'' oder ''[[Kampf der Zauberer]]'' auch im deutschen Sprachraum veröffentlicht wurden. Die Geschichten wurden wieder besser und durch den Austausch mit den Fans konnte [[Peter Höpfner]] einige Vorschläge umsetzen und sogar Wunschgeschichten abdrucken. Womit der Verlag aber stark zu kämpfen hatte (was auch der zentralen Kompilierung in Dänemark geschuldet ist) war, dass die Reihenfolge von Geschichten teilweise willkürlich passierte. So tauchen plötzlich Figuren auf, deren Einführungsgeschichte dann erst auf Wunsch der Fans in einer der unzähligen Nebenreihen veröffentlicht wurde - zum Beispiel [[Tabea Trifftig]] oder [[Sergei Schlamassi]]. Auch mit durchgehenden Namen bei Figuren hat es der Verlag nicht so (so wechselt der Name einiger Figuren ständig, zum Beispiel bei [[Bruno Smart]] oder [[Peter Plauder]]).  


Die Verbesserungen jedoch etablierten sich, so wurde eine zweite Mausgeschichte eingeführt – meist jedoch ohne Maus, sondern mit Nebenfiguren wie [[Kommissar Hunter]], [[Inspektor Issel]] oder [[Steinbeiß]]. Der Abdruck der klassischen Geschichte hingegen wurde wortlos mehr oder weniger abgeschafft. Am deutlichsten merkte man die Verbesserung hinsichtlich der Mausgeschichten, da kaum noch dänische Kurzhosenmicky-Geschichten Einzug ins Buch fanden. Der deutsche Verlag, damals noch Ehapa, hatte wohl viel Mitsprachrecht, musste sich dann aber doch immer wieder dem dänischen Mutterkonzern beugen. Dieses Problem haben alle Unternehmen, die irgendwann zu groß werden. Kleiner und regionaler können sie besser auf die Kunden eingehen und sich unkonventioneller – aber einer bestimmten Größe ist das aber alleine durch die Komplexität nicht mehr zu bewerkstelligen. Die Produktformel blieb, jedoch wurden einige Verbote aufgehoben. So durften auch [[Primus von Quack]] und [[Dussel]] wieder in Geschichten auftauchen, was der Vielschichtigkeit der Geschichten guttat. Der Verlag versuchte nun gute Geschichten, die in der Hauptreihe nicht erscheinen durften, vermehrt in Nebenreihen abzudrucken. So begann Mitte und Ende der 2000er ein enormer Anstieg der [https://de.wikipedia.org/wiki/Lustiges_Taschenbuch#Nebenreihen Nebenreihen]. Das wird zwar von den meisten Fans sehr kritisch wahrgenommen und häufig wird auch darüber gescherzt oder über Kannibalismus durch zu viele Reihen gesprochen, jedoch ist das eine typische Marktverdrängungsstrategie. Dadurch soll der Mitbewerb kurzgehalten werden. Der Vorteil für die Leser ist es, so in das Lesevergnügen vieler ausgezeichneter Geschichten zu kommen, die sonst wohl nie im deutschsprachigen Raum erhältlich gewesen wären. Jedoch werden viele Bücher auch mit belanglosen Gaggeschichten befüllt, so wird auch wieder ein Qualitätsvakuum erzeugt.
Die Verbesserungen jedoch etablierten sich, so wurde eine zweite Mausgeschichte eingeführt – meist jedoch ohne Maus, sondern mit Nebenfiguren wie [[Kommissar Hunter]], [[Inspektor Issel]] oder [[Steinbeiß]]. Der Abdruck der klassischen Geschichte hingegen wurde mehr oder weniger wortlos  abgeschafft. Am deutlichsten merkte man die Verbesserung hinsichtlich der Mausgeschichten, da kaum noch dänische Kurzhosenmicky-Geschichten Einzug ins Buch fanden. Der deutsche Verlag, damals noch Ehapa, hatte wohl viel Mitsprachrecht, musste sich dann aber doch immer wieder dem dänischen Mutterkonzern beugen. Dieses Problem haben alle Unternehmen, die irgendwann zu groß werden. Kleiner und regionaler können sie besser auf die Kunden eingehen und sich unkonventioneller – aber einer bestimmten Größe ist das aber alleine durch die Komplexität nicht mehr zu bewerkstelligen. Die Produktformel blieb, jedoch wurden einige Verbote aufgehoben. So durften auch [[Primus von Quack]] und [[Dussel]] wieder in Geschichten auftauchen, was der Vielschichtigkeit der Geschichten guttat. Der Verlag versuchte nun gute Geschichten, die in der Hauptreihe nicht erscheinen durften, vermehrt in Nebenreihen abzudrucken. So begann Mitte und Ende der 2000er ein enormer Anstieg der [https://de.wikipedia.org/wiki/Lustiges_Taschenbuch#Nebenreihen Nebenreihen]. Das wird zwar von den meisten Fans sehr kritisch wahrgenommen und häufig wird auch darüber gescherzt oder über Kannibalismus durch zu viele Reihen gesprochen, jedoch ist das eine typische Marktverdrängungsstrategie. Dadurch soll der Mitbewerb kurzgehalten werden. Der Vorteil für die Leser ist es, so in das Lesevergnügen vieler ausgezeichneter Geschichten zu kommen, die sonst wohl nie im deutschsprachigen Raum erhältlich gewesen wären. Jedoch werden viele Bücher auch mit belanglosen Gaggeschichten befüllt, so wird auch wieder ein Qualitätsvakuum erzeugt.


Eine spezielle Ausgabe, die vielen besonders gut in Erinnerung geblieben ist, war das [[LTB 452]] - Platz 45 in der Topliste. Hier wurde die Produktformel aufgehoben und eine extrem lange Geschichte abgedruckt.
Eine spezielle Ausgabe, die vielen besonders gut in Erinnerung geblieben ist, war das [[LTB 452]] - Platz 45 in der Topliste. Hier wurde die Produktformel aufgehoben und eine extrem lange Geschichte abgedruckt.

Version vom 27. Dezember 2020, 18:41 Uhr

In diesem Artikel wird versucht, die qualitativen Phasen des Lustigen Taschenbuchs darzustellen und zu erklären. Vorweg ist zu sagen, dass diese Gliederung keine offiziell gültige Einteilung ist, da das subjektive Empfinden über Qualität auch von anderen Faktoren beeinflusst wird. In erster Linie der Nostalgie, also werden jene Bücher, mit denen die Leserinnen und Leser ihren Zugang zum Disney Kosmos erhalten haben, vorwiegend als besser bewertet. Diese Einteilung beruht auf Rückmeldungen aus Disney-Foren und aus der ehemaligen Statistik von lustige-taschenbuecher.de.

Klassische Phase

Die erste Phase beinhaltet alle Bücher von LTB 1 bis LTB 79, also in etwa die Jahrgänge 1967–1981. Ältere Leser bezeichnen diese Phase häufig als ihre Lieblingsphase, was wohl vorwiegend daran liegt, dass sie damit aufgewachsen sind. Merkmale dieser Phase sind, dass die Kompilationen 1:1 von der italienischen Serie I Classici di Walt Disney übernommen wurden. Außerdem wurden die Geschichten durch eine Rahmengeschichte, meist von Giuseppe Perego, miteinander verbunden. Die Erstausgaben bestanden aufgrund von Druckkostenersparnissen zur Hälfte aus Schwarz-Weiß-Seiten. In späteren Nachdrucken wurden alle Seiten eingefärbt.

Zu dieser Zeit war es üblich, dass von drei Büchern etwa zwei nur Geschichten mit den Ducks und einer mit Mäusen enthielt, es gab also reine Duck- und reine Mausbände und keine Mischungen, wie sie heute üblich sind. Die Geschichten selbst waren meist aus den 1960igern und 1970igern, aus heutiger Sicht recht lang und in ihrer Zeit behaftet. So waren Darstellung der Prügelstrafe oder der Konsum von Tabak noch möglich. In Deutschland zensierte man einige der Stellen. Die Bücher und Geschichten hatten meistens einen Bezug zu einer bestimmten Figur.

Zu den bestbewerteten Büchern zählen hier:

Auf dem letzten Platz dieser Phase ist die Ausgabe LTB 72 – Platz 376.

Durch Nachdrucke bestimmter Geschichten zum Beispiel in der Reihe LTB Ultimate haben sich die Platzierungen teilweise etwas nach oben verschoben.

Zwischenphase

Sobald die Reihe I Classici di Walt Disney nicht mehr als Vorlage diente, haben die Verantwortlichen im deutschen Sprachraum einige Veränderungen durchgeführt. Der Druck blieb zwar noch abwechselnd s/w und farbig, jedoch fiel die Rahmenhandlung weg. Erst ab LTB 119, bzw. testweise bereits mit LTB 117, änderte sich das Konzept gänzlich. So werden heute die Bücher LTB 80 bis LTB 116 dieser „Zwischenphase“ zugeordnet.

Bei der Geschichtenauswahl ist die Veränderung ebenfalls spürbar, da nun häufiger kürzest und kürzere Geschichten zum Zuge kamen. Während die Längeren noch gut bewertet wurden, erhielten die Ein- oder Zweiseiter eher mäßige Bewertungen. Was das Gesamtrating natürlich nicht zum Besseren beeinflusste. Die bestplazierten LTB waren hier:

LTB 108 – belegt mit Platz 446 den letzten Platz dieser Phase.

Hochphase und Höhepunkt

Hier gilt bei den meisten Lesern und Fans des Lustigen Taschenbuchs grundsätzlich der Konsens, dass dies die beste Phase der Comicreihe war: LTB 117 bis LTB 228, Jahrgänge 1987–1996. Die Ausgaben 130-139 gelten als die beste Zehnerreihe, wobei die Bücher unmittelbar davor und danach ebenfalls zu den allerbesten zählen.[1]

Doch was macht diese Phase zur beliebtesten bei den Fans? Chefredakteurin war zu dieser Zeit Dorit Kinkel, welchen Einfluss sie bei der Geschichtenwahl hatte, ist leider nicht bekannt. Mit LTB 119 (testweise auch mit LTB 117 und LTB 118) wurden die Bücher vollfarbig und eine geniale Idee wurde hier umgesetzt: Man verband die Bücher erstmals durch einen durchgehenden Buchrücken, von LTB 119 bis LTB 165 (1987-1991), sodass die Leser zum Sammeln angeregt wurden. Man muss auch bedenken, dass der Comicmarkt zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gesättigt war. Mangas waren nicht vorhanden und die Konkurrenz veröffentlichte viel im Albenformat. Die Zeitschriften und auch damaligen Hundertseiter wurden remittiert, lagen also nur für einen sehr kurzen Zeitraum in den Handelsunternehmen auf, während die LTBs langfristig im Handel verfügbar waren und so auch die Sammelleidenschaft in vielen entfachte. Auch Nebenreihen gab es in dieser Zeit noch keine, nur Nachdrucke wie Disneys beste Comics oder Mammut Comics, die aus remittierten Büchern bestanden.

Donald, Micky & Co waren zu dieser Zeit omnipräsent, egal ob in Kinder Überraschung als Steckfiguren[2][3][4], auf Fantadosen, die Kurzfilme im TV oder in anderen Formen. Dazu kam, dass Ablenkungen wie Videospiele, das Internet & Co noch nicht erfunden waren, oder noch in den Kinderschuhen steckten und somit unerschwinglich für die meisten waren, während die preiswerten Comics von Kindern und Jugendlichen geliebt wurden. Der Verlag hatte hier beispielsweise mit der Micky Maus eine Millionenauflage. Das war in einer Zeit bevor viele Buchhandlungen schließen mussten und Printmedien an Reiz verloren hatten. Doch das alleine war nicht ausschlaggebend dafür, dass diese Phase so hoch angesehen ist. Es lag an den Geschichten und deren Zusammenstellung.

Das Konzept Duck und Mausgeschichten in einem Buch zu veröffentlichten war in der Form quasi neu. Die Buchttitel bezogen sich meist auf eine Geschichte und die Einbände wurden von der monotonen Farbgebung auf eine vielschichtigere umgestellt.

Was die Geschichten betrifft, so wurden vorweg, was die ursprüngliche Idee des Lustigen Taschenbuchs war, lange Geschichten gebündelt abgedruckt. Besonders zu nennen sind hier wohl Die Ducks vom Winde verweht (LTB 117), Seoul 1988 - Olympisches Fieber (LTB 130) und Der Tierkreisstein (LTB 156 und LTB 157). Das waren besonders einprägende Momente bei den Lesern, die später dazu führten, dass sie als Erwachsene wieder Bücher kauften, jedoch in späteren Jahren häufig enttäuscht waren.

Auch der Genre-Mix machte das Lesen für viele zu einem unvergesslichen Abenteuer. Da waren lange Abenteuergeschichten, die Phantomias-Geschichten waren kreativ und spannend und liefen noch nicht nach einem gewissen Schema ab. Und statt seichter Gagstorys gab es viele Literaturadaptionen, die die jungen Leser an Weltliteratur heranführte, regelmäßig Zeitmaschinen-Geschichten, die den jungen Lesern die Weltgeschichte näher führte. Viele interessante Figuren wie Indiana Goof, Quacky, Bubble Billy oder Hubert Bogart brachten frischen Wind in den etwas angestaubten Comicalltag. Viele Geschichten nahmen sich noch richtig Zeit sich zu entwickeln und den Spannungsbogen aufzubauen, eine ganz andere Riege an Zeichnern und Autoren war hier am Werk und Künstler wie Romano Scarpa, Giorgio Cavazzano, Massimo de Vita, Sergio Asteriti, Guido Scala oder Bruno Concina fanden regelmäßig ihren Platz und werden heute daher hochgeschätzt. Dazu kamen viele hochwertige Serien wie Kampf der Galaxien, die Asgardlandsaga, Es war einmal in Amerika, Die Mauser-Chroniken, Die Erzählungen des Edgar Allan Maus und noch viele weitere, die noch heute gerne gelesen werden.

So ist es kaum verwunderlich, dass lange Zeit von den zehn besten LTB neun aus dieser Phase stammten. Daher wird diese Phase gerne als „Goldene Ära“ des Lustigen Taschenbuchs[5] bezeichnet.

Die besten Bücher im Überblick:

LTB 155 – belegt mit Platz 470 den letzten Platz aus dieser Phase.

Schlechteste LTB Phase

Nach einem Rausch an guten Geschichten und Büchern begann der schleichende Niedergang der Qualität. Ab LTB 229 änderte sich langsam aber sicher so einiges und das nicht zum Besseren. So zogen immer mehr dänische Geschichte ins LTB ein, die Mausgeschichten, die in den skandinavischen Ländern nicht so populär waren und sind, wurden durch Duckgeschichten verdrängt. Gelungene Serien wie die Zeitmaschinen-Geschichten fanden immer weniger und irgendwann gar keinen Platz mehr. Das qualitative Ende kam dann durch dänische Serien wie O.M.A. und andere dänische Geschichten ohne Qualitätsansprüche. Ende der 1990iger änderten die Skandinavier das Konzept der Figur Micky Maus gänzlich und erschufen den Kasperlmicky. Als diese Geschichten dann den Einzug ins LTB schafften, war das Buch für viele zeitweise unlesbar. Als Paradebeispiel gilt die wohl schlechteste Disney-Comic-Geschichte aller Zeiten: Angriff der Riesenpinguine. Doch auch die dänischen Duckgeschichten standen dieser oft um nichts nach. Eine ganze Reihe an Zeichnern und Autoren lösen bei Lesern heute noch Schaudern aus. So gelten die Künstler Shaws, McGreals, Miguel und Andersen oder Xavier Vives Mateu heute noch als toxisch. Heute gilt das LTB 329 – „Unter Hypnose“ als das schlechteste LTB aller Zeiten.[6][7][8]

Die Bücher jener Zeit erhielten kaum noch positive Resonanz. Geschichten, die heute noch positiv im Gedächtnis geblieben sind, sucht man lange. Dazu kam, dass die Geschichten immer kürzer wurden und die Bücher vorwiegend mit noch dazu meist unwitzigen Gaggeschichten befüllt wurden. Der Unmut zum Produkt LTB wurde über die Jahre immer stärker und so durfte sich der Chefredakteur Peter Höpfner viel Kritik von Fans anhören. Es wurde sogar eine Petition von Fans gestartet, die sich wieder den alten Micky wünschte. Das Problem dabei lag gar nicht in Deutschland, sondern in der Zentrale des Verlages, in Dänemark. Das LTB war nicht mehr eine rein deutschsprachige Publikation, sondern wurde schon einige Jahre in Dänemark für den skandinavischen Raum (außer Finnland) kompiliert. So wurde eine inoffizielle Produktformel eingeführt, die wohl die Wurzel allen Übels war und ist[9]. Neben einer zwingenden Phantomias-Geschichte, nur noch einer Maus und vorwiegend dänischen Geschichten, wurden die Geschichten auch immer kürzer. Masse statt Klasse war nun die Devise. Das Produkt musste nun in einem wesentlich größeren Gebiet Anklang finden. Geschichten, die in einem Egmont-Land publiziert wurden, waren „geblockt“, durften also für längeren Zeitraum nicht mehr in der Hauptreihe erscheinen. Wenn also zum Beispiel eine gute Geschichte bereits in Dänemark erschienen war, durfte diese nicht mehr ins LTB kommen. Dafür kamen in Deutschland immer mehr Nebenreihen auf den Markt. Erst durch Interventionen der Leser änderte sich die Qualität langsam wieder. Etwa ab Mitte der 300er Ausgaben war eine leichte Verbesserung spürbar. Im Jahr 2007 verkündete Peter Höpfner, dass das Projekt Kurzhosenmicky eingestellt worden sei. Eine Erleichterung in den Foren war deutlich zu vernehmen. Das Ende dieser Phase ist nicht eindeutig zu deklarieren, LTB 345 eignet sich wohl recht gut dafür, da ab LTB 346 häufiger Geschichten von Casty gedruckt wurden. Laut Statistik folgten aber noch viele weitere schlechte LTB.

Statistik:

Aufschwung

Nach dem Tiefpunkt folgt ein Aufschwung. So auch bei den Lustigen Taschenbüchern. Kleinere aber nicht unbedeutende Änderungen versprachen Besserung und den leidgequälten Lesern Linderung. So fand ein neuer Autor & Zeichner mit LTB 344 Einzug ins LTB: Casty, noch heute einer der beliebtesten Autoren, der dann ab LTB 346 häufiger anzutreffen war. Dänische Kurzhosen-Geschichten wurden seltener und dafür die besseren italienischen Geschichten häufiger. Eine weitere Verbesserung war, dass regelmäßig klassische Geschichten von Scarpa oder Carpi abgedruckt wurden. So wurde eine weitere Zielgruppe bedient, die Erwachsenen. Jedoch blieb die Produktformel, die Zentralisierung durch Dänemark und das Sperren von Geschichten. So wurden zwar Verbesserungen durchgeführt, aber die Qualität von früher nie mehr erreicht. Es sollte noch ein Weilchen dauern, bis sich die zweite Maus-Geschichte durchsetzte. Wobei man bedenken muss, dass auch viele Bücher dieser Phase noch zu den am schlechtesten bewerteten gehören. Die schwankende Qualität und Verkürzung der italienischen Geschichten, ist wohl auch auf den Wechsel des italienischen Verlages geschuldet. Mondadori verlor einige Jahre zuvor die Lizenz an Disney Italia.

Phase der Stagnation

Der Aufschwung blieb über einige Jahre gleichmäßig, neben den vorher genannten Verbesserungen wurden auch neue Serien wie DoppelDuck ab LTB 384 eingeführt. Es sollte aber noch Jahre dauern, bis gelungene Serien wie Mickys Kunstgeschichte, Die Legende des ersten Phantomias oder Kampf der Zauberer auch im deutschen Sprachraum veröffentlicht wurden. Die Geschichten wurden wieder besser und durch den Austausch mit den Fans konnte Peter Höpfner einige Vorschläge umsetzen und sogar Wunschgeschichten abdrucken. Womit der Verlag aber stark zu kämpfen hatte (was auch der zentralen Kompilierung in Dänemark geschuldet ist) war, dass die Reihenfolge von Geschichten teilweise willkürlich passierte. So tauchen plötzlich Figuren auf, deren Einführungsgeschichte dann erst auf Wunsch der Fans in einer der unzähligen Nebenreihen veröffentlicht wurde - zum Beispiel Tabea Trifftig oder Sergei Schlamassi. Auch mit durchgehenden Namen bei Figuren hat es der Verlag nicht so (so wechselt der Name einiger Figuren ständig, zum Beispiel bei Bruno Smart oder Peter Plauder).

Die Verbesserungen jedoch etablierten sich, so wurde eine zweite Mausgeschichte eingeführt – meist jedoch ohne Maus, sondern mit Nebenfiguren wie Kommissar Hunter, Inspektor Issel oder Steinbeiß. Der Abdruck der klassischen Geschichte hingegen wurde mehr oder weniger wortlos abgeschafft. Am deutlichsten merkte man die Verbesserung hinsichtlich der Mausgeschichten, da kaum noch dänische Kurzhosenmicky-Geschichten Einzug ins Buch fanden. Der deutsche Verlag, damals noch Ehapa, hatte wohl viel Mitsprachrecht, musste sich dann aber doch immer wieder dem dänischen Mutterkonzern beugen. Dieses Problem haben alle Unternehmen, die irgendwann zu groß werden. Kleiner und regionaler können sie besser auf die Kunden eingehen und sich unkonventioneller – aber einer bestimmten Größe ist das aber alleine durch die Komplexität nicht mehr zu bewerkstelligen. Die Produktformel blieb, jedoch wurden einige Verbote aufgehoben. So durften auch Primus von Quack und Dussel wieder in Geschichten auftauchen, was der Vielschichtigkeit der Geschichten guttat. Der Verlag versuchte nun gute Geschichten, die in der Hauptreihe nicht erscheinen durften, vermehrt in Nebenreihen abzudrucken. So begann Mitte und Ende der 2000er ein enormer Anstieg der Nebenreihen. Das wird zwar von den meisten Fans sehr kritisch wahrgenommen und häufig wird auch darüber gescherzt oder über Kannibalismus durch zu viele Reihen gesprochen, jedoch ist das eine typische Marktverdrängungsstrategie. Dadurch soll der Mitbewerb kurzgehalten werden. Der Vorteil für die Leser ist es, so in das Lesevergnügen vieler ausgezeichneter Geschichten zu kommen, die sonst wohl nie im deutschsprachigen Raum erhältlich gewesen wären. Jedoch werden viele Bücher auch mit belanglosen Gaggeschichten befüllt, so wird auch wieder ein Qualitätsvakuum erzeugt.

Eine spezielle Ausgabe, die vielen besonders gut in Erinnerung geblieben ist, war das LTB 452 - Platz 45 in der Topliste. Hier wurde die Produktformel aufgehoben und eine extrem lange Geschichte abgedruckt.

Panini Phase

Was hat der italienische Panini Verlag mit der Qualität des Lustigen Taschenbuchs zu tun? Eine Menge, wie in vielen Phasen ist der Übergang eher schleichend und nicht immer so eindeutig wie damals mit LTB 119. Ab dem Jahr 2013 (Topolino 3019) übernahm Panini in Italien die Lizenz von Disney Italia[10][11] und zog damit von Mailand nach Modena. Die Geschichten aus dem Topolino, die die meisten guten Geschichten darstellen, wurden nun also von Panini produziert. Wie bei jeder massiven Veränderung gibt es Gewinner und Verlierer. So waren die Mitarbeiter weniger über den Umzug erfreut, jedoch brachte er auch frischen Wind in die italienische Disney-Comicwelt. So durften auch neue Autoren und Zeichner ihre Kunst ausüben. Bei einigen war das von Vorteil, andere hätte man sich aber auch ersparen können. Die neue Kreativität brachte einige neue Mehrteiler und Serien hervor und führte zu neuen Experimenten. Wie so häufig gibt es dabei gelungenere und eben wenig gelungenere. Ab 2014 ist dieser frische Wind dann langsam im deutschen Sprachraum zu spüren. Die Produktformel hat diese Veränderung aber nur sehr dezent vernehmen lassen. So besteht das LTB in dieser Zeit aus einer dänischen Eingangsgeschichte eher bescheideneren Ausmaßes, meist folgen eine Micky-Geschichte, mehrere kürzere unbedeutende Gagstorys, ein oder zwei Einseiter, eine Phantomias-Geschichte in der Mitte oder am Ende, wieder weitere belanglose Duck-Gagstorys sowie eine kurze Zweitmaus und am Ende noch eine ca. 30 Seiten umfassende Duck Geschichte. So sind im Schnitt zwischen 10 bis 13 Geschichten in einem Buch. Die Panini-Geschichten finden dann anfänglich eher vereinzelt ins Buch, später natürlich häufiger. Der Umschwung ist aber nicht so gravierend und stark spürbar für den Ottonormalverbraucher, wie in Italien. Doch diese Änderung hat bei den Lesern eine Frage aufgeworfen: Was wäre, wenn Egmont nicht das Monopol im deutschen Sprachraum hätte und auch Panini die Lizenz erhalten würde? Würde der Wettbewerb vielleicht die Zusammenstellungen verbessern und vielleicht Ausgaben wie die Deluxe Edition oder die Definitive Collection ermöglichen? Das LTB Premium ist da wohl am nächsten dran und die Erhöhung der Schlagzahl war wohl eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre. Auch in der Zeit ab 2014 nahm die Zahl der LTB-Nebenreihen jedoch enorm zu, so wurden unzählige neue Nebenreihen eingeführt. Auch hier gilt wohl eher das Prinzip „Masse statt Klasse“, denn die meisten Bücher sind mit Füllmaterial befüllt. Ein besonderer Qualitätsabfall ist immer in den Sommermonaten zu bemerken. So werden die Sommer LTB, meist drei Ausgaben hintereinander, mit besonders anspruchslosen Comics befüllt – und von einem typischen Sommerloch ist dann die Rede.

Derzeitige Phase

Phasen sind immer erst rückblickend zu betrachten. So ist es heute schwer zu sagen, wo wir uns befinden und wo genau die Übergänge sind. Wesentliche Änderungen in der letzten Zeit sind die Einführung neuer Serien, die global in Auftrag gegeben werden. Wie zum Beispiel Donald Quest ab LTB 528. Diese Serie stieß auf wenig Gegenliebe und wurde abgesehen vom Artwork zerrissen. Sie erstreckte sich 2020 über mehrere Bücher, ihr Ende wurde herangesehnt. Leser fragten sich, wieso die Serie nicht ins LTB Collection ausgelagert wurde. Bei anderen gleichwertigen Serien tat man das und kreierte in Deutschland die neue Reihe LTB Premium +. Nach über drei Jahren Pause (40 Büchern!) schaffte es auch die Serie Die Legende des ersten Phantomias endlich wieder in die Hauptreihe, aber auch erst nach einigem Intervenieren der Leser. Wieso so eine lange Pause gemacht wurde, ist bis heute nicht klar. Auch Casty ist wieder häufiger in der Hauptreihe vertreten, auch Zeichner wie Mottura heben das Niveau wieder deutlich. Dazu schafften es in LTB 537 und LTB 540 zwei Zeitmaschinen-Geschichten ins LTB.

Durch den freien Mitarbeiter Jano Rohleder wurde bekannt, dass Disney Italia wohl aufgrund der verlorenen Lizenz in Italien gerne gegen Panini arbeitet und Verbote erstellt. So sollen angeblich keine realen Orte mehr genannt oder gezeigt werden dürfen, auch Schlüsselwörter oder Veranstaltungen wie die Olympischen Spiele dürfen laut seiner Information nicht mehr in Geschichten eingebaut werden. Da nichts offiziell verlautbart wurde, sind das die derzeitigen Informationen, sicher ist aber noch nichts.

Ende 2020 wurde bekannt, dass der - nun ehemalige - Chefredakteur Peter Höpfner nach 20 Jahren das Unternehmen verlässt. Der Übergang wird fließend sein, da man nicht weiß wie weit im Vorhinein er noch mitkonzipiert hat und wie weit seine Einflüsse auch noch das ganze Jahr 2021 über zu spüren sein werden. Doch spätestens ab Mitte des nächsten Jahres, bzw. der Planung für 2022 wird das LTB eine neue Handschrift haben. Wie immer gilt: Veränderung kann Positives und Negatives mit sich bringen. Dazu vielleicht wieder bessere und schlechtere Experimente. Bewerten lässt sich das erst wieder in einigen Jahren.

Wie sich die Corona-Pandemie auf die Verkaufszahlen auswirkt, ist für Außenstehende nicht nachzuvollziehen. Spürbar bemerkbar ist auf jeden Fall, dass weniger neue Hardcover-Bücher aus der ECC veröffentlicht werden, als noch vor einigen Jahren. Die Frankfurter Buchmesse ist zwar ausgefallen, die ECC hatte sich dort aber ohnehin nicht angemeldet.

Ein weiterer Punkt, den man berücksichtigen muss, ist, dass viele Altmeister und Künstler mittlerweile ihren Ruhestand angetreten haben oder verstorben sind. So sind „neue“ Geschichten dieser Größen wie zum Beispiel Massimo De Vita begrenzt. Ebenso haben sich die Methoden verändert, das Zeichenbrett weicht häufiger den Rechnern. Die graphischen und optischen Unterschiede sind teilweise enorm.

Conclusio

Über 50 Jahre ist das Produkt Lustiges Taschenbuch nun alt. In fünf Dekaden hat sich sehr viel verändert, genau wie die Gesellschaft. Wir leben derzeit in einem reinen Technologiezeitalter, in dem Printmedien nicht mehr den Stellenwert haben wie noch vor 25 Jahren. Anfänglich galten Comics als Schund, heute geht der Trend eher hin zu Superheldencomics oder Mangas – wenn überhaupt Comic. Das Zielpublikum hat sich verändert, aus den einstigen Kindern und Jugendlichen wurden Erwachsene, selber Väter, vielleicht auch schon Großväter. Laut offizieller Bekanntmachung von Peter Höpfner sind 50 % der Leser des Lustigen Taschenbuchs Erwachsene. Jene, deren Fantasie früher durch Bilder und Sprechblasen angeregt wurde. Sie sind es heute, die über die nötige Kaufkraft verfügen, um die mittlerweile doch recht teuren Comics zu kaufen. Doch was kaufen? Die Hauptreihe, die ihre besten Zeiten lange hinter sich hat, oder doch lieber eine der unzähligen Nebenreihen? Die Wahl ist schwer und die Auswahl unübersichtlich geworden. Bei über 60 Publikationen pro Jahr auch ein enormer finanzieller Aufwand. Die Väter von heute sind es aber, die ihren Kindern, also den Käufern von morgen zum LTB hinführen. Sollten sie sich abwenden, wäre das ein langfristiger Schaden für das LTB und den Verlag. Die einzige Maßnahme, die da hilft, ist es die Qualität zu steigern und dazu ist es Ratsam auf die Vorschläge der Käufer zu reagieren. Geschichten, die lange im Gedächtnis bleiben, sind es, die dazu beitragen, dass die heutigen Kinder übermorgen – als Erwachsene – wieder zum LTB greifen.

Doch der Verlag hat sich in den letzten Jahren eher von den Lesern abgewandt. So wurde zuerst, nach einem Datendiebstahl[12] das Forum auf der offiziellen Webseite geschlossen, dann das Egmont Forum[13] und letztendlich zog sich auch Peter Höpfner immer mehr zurück[14], was auf das Jubiläumsjahr 2017 und die Mehrarbeit bzw. seine neuen Funktionen zurückzuführen ist. Die Leser fühlen sich oft nicht mehr wahrgenommen und verstanden und wenden sich daher schneller vom Produkt ab. Andere Unternehmen geben viel Geld für ein BI Tool[15] aus, das die Stimmung in den sozialen Kanälen misst, beim Comicverlag scheint das nicht ganz so wichtig zu sein.

2017 hat man dann die Fanseite von Christoph Restel „www.lustige-taschenbuecher.de“ in die offizielle Webseite implementiert. Dadurch gingen die letzten kritischen Betrachtungsweisen wie etwa die Rezensionen oder die Bewertungsmöglichkeit verloren. Dabei wäre das die Gelegenheit für den Verlag, messbare Daten zu erhalten, wenn er ein Bewertungssytem einführen würde. Demographische Daten würden somit direkt zuordenbar sein und pauschale Aussagen wie „die Maus ist nicht so beliebt“ könnten nun wirklich messbar sein. Dazu könnte man zwischen den Geschlechtern und dem Alter unterscheiden. Dadurch ließe sich das Produkt LTB optimieren und ein für alle ansprechendes Produkt entwickeln. Weniger beliebte Geschichten, Autoren oder Zeichner könnte man in den Hintergrund rücken und beliebte hervorheben. Auch weitere Möglichkeiten wie zielgerichtete Marketingstrategien wären möglich. Das einzig derzeit praktikable Qualitätsmerkmal ist die Inducksbewertung, die aber aufgrund der geringen Teilnehmerzahl und der etwas schwierigeren mathematischen Berechnung viele Geschichten im Mittelfeld mit einer Bewertung von 7.0 oder 7.1 gleichstellt. Dazu kommt, dass nationale Vorlieben nicht ermittelt werden, da Inducks für alle Disneypublikationen weltweit gilt. Die Außendarstellung des Verlages wird ebenso stark kritisiert, das macht der Panini Verlag in Italien mit dem Topolino wesentlich besser.[16]

Wie bei den Konjunkturzyklen der Wirtschaft hat auch das LTB seine Phasen. Bis LTB 79 war der erste Aufschwung, ab LTB 80 bis LTB 116 dann der erste Abschwung. Ab LTB 117 dann der deutliche Aufschwung mit der Hochphase und dem Boom schlechthin. Nach LTB 228 folgte der rasante Abschwung mit einer Depression, dem LTB 329. Ab Mitte der 300er Ausgaben folgten wieder ein gemächlicher Aufschwung, der bis heute ziemlich gleichbleibend ist, also stagniert. Es sollte schon bedenklich sein, wenn viele Jugendliche auf YouTube und Discordservern sagen, dass sie die neuen Bücher nicht so gut finden und lieber zu den alten greifen. Vielleicht überdenkt der Verlag seine Strategie ja und führt doch noch ein Bewertungssystem ein, um auch messbare Daten zu haben und sie vergleichen zu können. Damit die Qualität langfristig zu heben und aufrecht zu erhalten. Wenn der Verlag weiter an sich arbeitet, können wir vielleicht irgendwann 100 Jahre LTB feiern.

Siehe auch

Einzelnachweise

Sämtliche angegebenen Bewertungen basieren auf der ehemaligen Webseite www.lustige-taschenbuecher.de – Datenstand April 2017 (LTB Topliste).