Qualitative Phasen des Lustigen Taschenbuchs: Unterschied zwischen den Versionen

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In diesem Artikel wird versucht, die '''qualitativen Phasen des ''[[Lustiges Taschenbuch|Lustigen Taschenbuchs]]''''' darzustellen und zu erklären. Das LTB existiert nun schon seit über 50 Jahren und hat sowohl gute, als auch schlechte Zeiten durchgemacht. Wie jedes Produkt hat auch das LTB seine Produktzyklen, in diesem Artikel wird verstärkt der Vergleich mit den Konjunkturzyklen in der Wirtschaft getroffen. Vorweg ist zu sagen, dass diese Gliederung keine offiziell gültige Einteilung ist, da das Empfinden von Qualität subjektiv ist und von sehr vielen Faktoren beeinflusst wird, unter anderem dem Nostalgiefaktor (die ersten selbstgelesenen Bücher werden meistens als besser empfunden), der bei jedem anders ist. Diese Einteilung beruht auf Rückmeldungen aus [[Disney-Foren]] und aus der [[LTB Topliste|ehemaligen Statistik von lustige-taschenbuecher.de]].
[[Datei:Veränderung.jpg|thumb|300px|rechts|Das ''[[Lustiges Taschenbuch|Lustige Taschenbuch]]'', noch heute eine beliebte Comicreihe, hat viele Änderungen und viele Höhen und Tiefen hinter sich! (© Egmont Ehapa)]]
In diesem Artikel wird versucht, die Geschichte des [[Lustiges Taschenbuch|Lustigen Taschenbuchs]] in gewisse, aus qualitativen Kriterien abgeleitete '''Phasen''' zu untergliedern. Diese Phasen und die im Artikel besprochenen Merkmale stellen allerdings nur die Meinung vieler Fans dar und beanspruchen weder objektiv zu sein noch die Meinung aller Fans abzubilden. Hier angesprochene Punkte können natürlich im Einzelfall strittig sein, bzw. nicht die Meinung des Lesenden widerspiegeln. Etwa sollte vorab betont werden, dass der Nostalgiefaktor (die ersten selbstgelesenen Bücher werden meistens als besser empfunden) bei der individuellen Bewertung eine entscheidende Rolle spielt, jedoch oft nicht mehrheitstauglich ist. Die hier getroffene Einteilung beruht auf Rückmeldungen aus [[Disney-Foren]] und aus der [[LTB Topliste|ehemaligen Statistik von lustige-taschenbuecher.de]].


== Klassische Phase ==
== Phase der [[I Classici di Walt Disney|Classici]] ==
Als erste Phase bezeichnet man alle Bücher von [[LTB 1]] bis [[LTB 79]], also in etwa die Jahrgänge 1967–1981. Ältere Leser bezeichnen diese Phase häufig als ihre Lieblingsphase, was wohl vorwiegend daran liegt, dass sie damit aufgewachsen sind. Merkmale dieser Phase sind, dass die Kompilationen 1:1 von der italienischen Serie ''[[I Classici di Walt Disney]]'' übernommen wurden. Außerdem wurden die Geschichten durch eine [[Rahmengeschichte]], meist von [[Giuseppe Perego]], miteinander verbunden. Die Erstausgaben bestanden aufgrund von Druckkostenersparnissen zur Hälfte aus Schwarz-Weiß-Seiten. In späteren Nachdrucken wurden alle Seiten eingefärbt.  
[[Datei:LTB 001.jpg|thumb|250px|rechts|[[LTB 1]] hat mittlerweile einen Kultstatus erreicht. Es ist ein Nachdruck von ''[[I Classici di Walt Disney]]'' 22, hatte noch zur Hälfte Schwarz-Weiß-Seiten und enthielt nur Geschichten mit den Ducks, darunter mit ''[[Der Kolumbusfalter]]'' einen heutigen Klassiker (© Egmont Ehapa)]]
Als erste Phase bezeichnet man alle Bücher von [[LTB 1]] bis ca. [[LTB 79]], also in etwa die Jahrgänge 1967–1981. Viele Leser bezeichnen diese Phase als ihre Lieblingsphase, was auch insofern gerechtfertigt ist, als etliche LTBs einen hohen Anteil an Geschichten der heute als klassisch empfundenen Autoren und Zeichner [[Guido Martina]], [[Romano Scarpa]], [[Giovan Battista Carpi]] und [[Luciano Bottaro]] beinhalteten. Ebenso wurden viele Geschichten des frühen [[Giorgio Cavazzano]] abgedruckt. Merkmale dieser Phase sind, dass die Kompilationen von der italienischen Serie ''[[I Classici di Walt Disney]]'' übernommen wurden. Außerdem wurden die Geschichten durch eine [[Rahmengeschichte]], meist von [[Giuseppe Perego]], miteinander verbunden. Die Erstausgaben bestanden aufgrund von Druckkostenersparnissen zur Hälfte aus Schwarz-Weiß-Seiten. In späteren Nachdrucken wurden alle Seiten eingefärbt.


Zu dieser Zeit war es üblich, dass von drei Büchern etwa zwei nur Geschichten mit den [[Duck]]s und einer mit [[Maus|Mäusen]] enthielt, es gab also reine Duck- und reine Mausbände und keine Mischungen, wie sie heute üblich sind. Die Geschichten selbst waren meist aus den 1960igern und 1970igern, aus heutiger Sicht recht lang und in ihrer Zeit behaftet. So waren Darstellung der Prügelstrafe oder der Konsum von Tabak noch möglich. In Deutschland [[Zensur|zensierte]] man einige der Stellen. Die Bücher und Geschichten hatten meistens einen Bezug zu einer bestimmten Figur.
Zu dieser Zeit war es üblich, dass von drei Büchern etwa zwei nur Geschichten mit den [[Duck]]s und einer mit [[Maus|Mäusen]] enthielt, es gab also reine Duck- und reine Mausbände und keine Mischungen, wie sie heute üblich sind. Die Geschichten selbst waren meist aus den 1960ern und 1970ern, eine Zeit, die manchmal als ''gli anni d'oro'' der italienischen Disney-Comics bezeichnet wird. Aus heutiger Sicht sind die Geschichten recht lang und haben damit die Möglichkeit, längere Stories zu entwickeln. Allerdings sind sie auch in ihrer Zeit behaftet. So waren Darstellung der Prügelstrafe oder der Konsum von Tabak noch möglich. In Deutschland [[Zensur|zensierte]] man einige der Stellen. Die Bücher und Geschichten hatten öfters einen Bezug zu einer bestimmten Figur oder einem bestimmten Thema, was an der Vorlage der Classici lag. So enthielt [[LTB 76]] Kriminalfälle, [[LTB 58]] [[Adaption]]en, einige LTBs waren Phantomias gewidmet, andere enthielten überdurchschnittlich viele Comics, die die Rivalität zwischen Dagobert und Klaas Klever zeigten.
[[Datei:LTB 076 BV.jpg|thumb|250px|links|[[LTB 76]] stellt eines der letzten LTBs der ersten Phase dar. Es ist vollständig den Mäusen gewidmet und auch hier ist mit ''[[Micky und die vierte Dimension]]'' ein Klassiker zu finden (© Egmont Ehapa)]]
Wie bereits angesprochen sind viele der besten italienischen Geschichten in diesen Bänden zu finden, sowohl im Universum der Ducks mit Storys wie ''[[Der Fliegende Schotte]]'' ([[LTB 8]]) oder ''[[Die Verwandlung]]'' ([[LTB 41]]), als auch im Maus-Universum mit Klassikern wie ''[[Die Irokesenkette]]'' ([[LTB 9]]) oder ''[[In der vierten Dimension]]'' ([[LTB 76]]). [[LTB 41]] führt sogar die [[LTB Topliste]] an und die Einzelgeschichten belegten die vorderen Plätze in den Top 100 Geschichten. Am Rande sei noch zu erwähnen, dass einige [[Carl Barks|Barks]]-Geschichten in dieser Phase auch den Einzug ins LTB fanden, allerdings in der Übersetzung von [[Gudrun Penndorf]].


Die ersten Bände enthielten alte Geschichten, darunter zahlreiche Klassiker von den großen italienischen Meistern wie [[Romano Scarpa]], [[Guido Martina]] oder [[Giovan Battista Carpi]]. So sind viele der besten italienischen Geschichten in diesen Bänden zu finden, sowohl im Universum der Ducks mit Storys wie ''[[Der Fliegende Schotte]]'' ([[LTB 8]]) oder ''[[Die Verwandlung]]'' ([[LTB 41]]), als auch im Maus-Universum mit Klassikern wie ''[[Die Irokesenkette]]'' ([[LTB 9]]) oder ''[[In der vierten Dimension]]'' ([[LTB 76]]). [[LTB 41]] führt sogar die [[LTB Topliste]] an und die Einzelgeschichten belegten die vorderen Plätze in den Top 100 Geschichten.
Ab Band [[LTB 55|55]] wurde vermehrt begonnen, nicht mehr 1:1 die Classici-Bände nachzudrucken, sondern aus mehreren Bänden zu kompilieren. Diese Praxis steigerte sich in den folgenden LTBs, besonders die Bände der 70er-Reihe waren davon betroffen. Dies führte jedoch innerhalb der Rahmengeschichte zu gewissen Kontinuitätsproblemen; teilweise wurden Teile derselben Rahmengeschichte in unterschiedlichen LTBs abgedruckt. Bei etlichen Fans stößt diese Praxis auf wenig Gegenliebe. Ein Grund dafür könnten die [[Hundertseiter]] gewesen sein, die ab 1974 auf den Markt kamen. Tatsächlich wurden in diesen etliche italienische Geschichten abgedruckt. Wenn nun aber eine dieser Geschichten in einem der zu übernehmenden Classici-Bände war, wurde sie oft ausgetauscht, da das LTB nur deutsche Erstveröffentlichungen enthalten sollte. So wurden die Geschichten ''Die geheimnisvolle blaue Grotte'' aus I Classici di Walt Disney (seconda serie) 8 für [[LTB 56]] durch die Geschichte ''Donald als Champion'' ersetzt, weil ''Die geheimnisvolle blaue Grotte'' bereits in [[DD 31]] erschienen war.
[[Datei:LTB 41.JPG|thumb|250px|rechts|[[LTB 41]], eines der beliebtesten LTBs mit dem Klassiker ''[[Die Verwandlung]]'' (© Egmont Ehapa)]]
Die ''Classici'' stellen hauptsächlich Nachdrucke alter Geschichten aus dem ''[[Topolino]]'' dar. Diese wurden also nicht in der Reihenfolge ihrer Entstehung abgedruckt. So wurde die Figur [[Gitta Gans]] unter anderem bereits in Band 22 der Classici ([[LTB 1]]) verwendet, obwohl ihre erste Geschichte, ''[[Der letzte Gulu-Gulu]]'', erst in Band 52 der Classici ([[LTB 79]]) abgedruckt wurde. Für italienische Leser war das kein Problem, da sie die Geschichte ja bereits aus dem ''Topolino'' kannten, für deutsche Leser, die Gitta gleich ohne Einführungsgeschichte zu sehen bekamen, könnte das jedoch irritierend gewesen sein.


Zu den bestbewerteten Büchern zählen hier:
Zu den bestbewerteten Büchern zählen hier:
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*[[LTB 21]] – Platz 22
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*[[LTB 79]] – Platz 23
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Auf dem letzten Platz dieser Phase ist die Ausgabe [[LTB 72]] mit Platz 376.
Auf dem letzten Platz dieser Phase ist die Ausgabe [[LTB 72]] mit Platz 376. Bei der Inducks-Bewertung der LTBs ist [[LTB 53]] auf Rang 1 dieser Phase, was daran liegt, dass hier einige Barks-Geschichten abgedruckt wurden. Diese sind aber im LTB nicht allzu gut bewertet worden, wohl da sie ummontiert sind und die Übersetzung nicht von [[Erika Fuchs]] stammt. Auch [[LTB 41]] oder [[LTB 76]] sind hier vorne, dieses Mal wegen des Fehlens schlechter Geschichten.<ref name="Inducks">[https://inducks.org/publication.php?c=de%2FLTB&sortbyvote=1 Die LTBs] im [[Inducks]]</ref>
 
Durch Nachdrucke bestimmter Geschichten zum Beispiel in der Reihe ''[[LTB Ultimate]]'' haben sich die Platzierungen teilweise etwas nach oben verschoben.


== Zwischenphase ==
== Zwischenphase ==
Sobald die Reihe ''[[I Classici di Walt Disney]]'' nicht mehr als Vorlage diente, haben die Verantwortlichen im deutschen Sprachraum einige Veränderungen durchgeführt. Der Druck blieb zwar noch abwechselnd s/w und farbig, jedoch fiel die Rahmenhandlung weg. Erst ab [[LTB 119]], bzw. testweise bereits mit [[LTB 117]], änderte sich das Konzept gänzlich. So werden heute die Bücher [[LTB 80]] bis [[LTB 116]] dieser „Zwischenphase“ zugeordnet.
Das Ende der ersten Phase ist schwer zu benennen. Bereits in den Bänden der 70er waren kaum mehr vollständige Rahmengeschichten enthalten, auch wenn die Classici immer noch als Vorbild dienten. Die Einschätzung, dass mit [[LTB 80]] eine neue Phase begann, entspricht dem Sukkus einer Diskussion im Comicforum und kann darum kaum als klare Wasserscheide zu betrachten sein. [[LTB 79]] war allerdings die letzte Komplettübernahme eines Classici-Bandes, und LTB 80 der erste Band, bei dem keine italienische Vorlage mehr erkennbar war. Ein gewisser Unterschied ergab sich daraus, dass ab 1981 keine Classici mit Rahmengeschichten mehr in Italien erschienen und deswegen auch keine Rahmengeschichten im deutschsprachigen Raum mehr abgedruckt wurden. Ehapa begann nun stärker, die Geschichten selber zu kompilieren, was dazu führte, dass nebst vielen Nachdrucken aus den Classici auch kurze Geschichten nicht-italienischer Künstler Eingang fanden. Das hing auch damit zusammen, dass die Seitenzahl der Classici inzwischen um 16 reduziert worden war und damit die Classici kein ganzes LTB mehr füllen konnten. Grafisch fanden jedoch noch keine weitreichenden Änderungen statt, weiterhin waren die Seiten abwechselnd s/w und farbig.


Bei der Geschichtenauswahl ist die Veränderung ebenfalls spürbar, da nun häufiger kürzest und kürzere Geschichten zum Zuge kamen. Während die Längeren noch gut bewertet wurden, erhielten die Ein- oder Zweiseiter eher mäßige Bewertungen. Was das Gesamtrating natürlich nicht zum Besseren beeinflusste. Die bestplazierten LTB waren hier:
Viele Leser bewerten die LTBs dieser Phase schwächer als die der vorangegangenen. Die bestplazierten LTB waren hier:
*[[LTB 83]] – Platz 30
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*[[LTB 93]] – Platz 32
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[[LTB 108]] – belegt mit Platz 446 den letzten Platz dieser Phase.
[[LTB 108]] – belegt mit Platz 446 den letzten Platz dieser Phase.


== Hochphase und Höhepunkt ==
== Hochphase ==
Hier gilt bei den meisten Lesern und Fans des Lustigen Taschenbuchs grundsätzlich der Konsens, dass dies die beste Phase der Comicreihe war: [[LTB 117]] bis [[LTB 228]], Jahrgänge 1987–1996. Die Ausgaben 130-139 gelten als die beste Zehnerreihe, wobei die Bücher unmittelbar davor und danach ebenfalls zu den allerbesten zählen.<ref>https://forum.fieselschweif.de/thread-262.html</ref>
Diese Phase gilt bei sehr vielen Fans als absolute Blütephase des LTBs. Mit [[LTB 119]] ist ein markanter Bruch wahrzunehmen. Die LTBs waren nun durchgängig vollfarbig und eine geniale Idee wurde jetzt umgesetzt: Man verband die Bücher erstmals durch einen durchgehenden [[Buchrücken]], von [[LTB 119]] bis [[LTB 165]] (1987-1991), sodass die Leser zum Sammeln angeregt wurden. Man muss auch bedenken, dass der Comicmarkt zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gesättigt war. Viele Mangas wurden zu dieser Zeit noch nicht für den deutschen Markt übersetzt und die Konkurrenz veröffentlichte viel im Albenformat. Die Zeitschriften und auch damaligen [[Hundertseiter]] wurden remittiert, lagen also nur für einen sehr kurzen Zeitraum in den Handelsunternehmen auf, während die LTBs langfristig im Handel verfügbar waren und so auch die Sammelleidenschaft in vielen entfachte. Auch Nebenreihen gab es in dieser Zeit noch keine, nur Nachdrucke wie ''[[Disneys beste Comics]]'' oder ''[[Mammut Comics]]'', die aus remittierten Büchern bestanden.  


Doch was macht diese Phase zur beliebtesten bei den Fans? Chefredakteurin war zu dieser Zeit [[Dorit Kinkel]], welchen Einfluss sie bei der Geschichtenwahl hatte, ist leider nicht bekannt. Mit [[LTB 119]] (testweise auch mit [[LTB 117]] und [[LTB 118]]) wurden die Bücher vollfarbig und eine geniale Idee wurde hier umgesetzt: Man verband die Bücher erstmals durch einen durchgehenden [[Buchrücken]], von [[LTB 119]] bis [[LTB 165]] (1987-1991), sodass die Leser zum Sammeln angeregt wurden. Man muss auch bedenken, dass der Comicmarkt zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gesättigt war. Mangas waren nicht vorhanden und die Konkurrenz veröffentlichte viel im Albenformat. Die Zeitschriften und auch damaligen [[Hundertseiter]] wurden remittiert, lagen also nur für einen sehr kurzen Zeitraum in den Handelsunternehmen auf, während die LTBs langfristig im Handel verfügbar waren und so auch die Sammelleidenschaft in vielen entfachte. Auch Nebenreihen gab es in dieser Zeit noch keine, nur Nachdrucke wie ''[[Disneys beste Comics]]'' oder ''[[Mammut Comics]]'', die aus remittierten Büchern bestanden.  
[[Donald]], [[Micky]] & Co waren zu dieser Zeit omnipräsent, egal ob in [[Überraschungsei|Kinder Überraschung]] als Steckfiguren<ref>https://www.ue-ei-portal-sammlerkatalog.de/categories.php?cat_id=2988</ref><ref>https://www.ue-ei-portal-sammlerkatalog.de/categories.php?cat_id=2994</ref><ref>https://www.ue-ei-portal-sammlerkatalog.de/categories.php?cat_id=1394</ref>, auf Fantadosen, die Kurzfilme im TV oder in anderen Formen. Dazu kam, dass Ablenkungen wie Videospiele, das Internet & Co noch nicht erfunden waren, oder noch in den Kinderschuhen steckten und somit unerschwinglich für die meisten waren, während die preiswerten Comics von Kindern und Jugendlichen geliebt wurden. Der Verlag hatte hier beispielsweise mit der [[Micky Maus Magazin|Micky Maus]] eine Millionenauflage. Das war in einer Zeit bevor viele Buchhandlungen schließen mussten und Printmedien an Reiz verloren hatten. Doch das alleine war nicht ausschlaggebend dafür, dass diese Phase so hoch angesehen ist. Es lag an den Geschichten und deren Zusammenstellung.  


[[Donald]], [[Micky]] & Co waren zu dieser Zeit omnipräsent, egal ob in [[Überraschungsei|Kinder Überraschung]] als Steckfiguren<ref>https://www.ue-ei-portal-sammlerkatalog.de/categories.php?cat_id=2988</ref><ref>https://www.ue-ei-portal-sammlerkatalog.de/categories.php?cat_id=2994</ref><ref>https://www.ue-ei-portal-sammlerkatalog.de/categories.php?cat_id=1394</ref>, auf Fantadosen, die Kurzfilme im TV oder in anderen Formen. Dazu kam, dass Ablenkungen wie Videospiele, das Internet & Co noch nicht erfunden waren, oder noch in den Kinderschuhen steckten und somit unerschwinglich für die meisten waren, während die preiswerten Comics von Kindern und Jugendlichen geliebt wurden. Der Verlag hatte hier beispielsweise mit der [[Micky Maus Magazin|Micky Maus]] eine Millionenauflage. Das war in einer Zeit bevor viele Buchhandlungen schließen mussten und Printmedien an Reiz verloren hatten. Doch das alleine war nicht ausschlaggebend dafür, dass diese Phase so hoch angesehen ist. Es lag an den Geschichten und deren Zusammenstellung.  
Das Konzept, Duck- und Mausgeschichten in einem Buch zu veröffentlichten war zwar aus den [[Hundertseiter]]n bekannt, in der Form aber quasi neu. Die Buchtitel bezogen sich meist auf eine Geschichte. Die Einbände wurden von der monotonen Farbgebung auf eine vielschichtigere umgestellt und nahmen auf die Titelgeschichte Bezug.


Das Konzept Duck und Mausgeschichten in einem Buch zu veröffentlichten war in der Form quasi neu. Die Buchttitel bezogen sich meist auf eine Geschichte und die Einbände wurden von der monotonen Farbgebung auf eine vielschichtigere umgestellt.  
Was die Geschichten betrifft, so wurden vorweg lange Geschichten gebündelt abgedruckt. Besonders zu nennen sind hier wohl ''Die Ducks vom Winde verweht'' ([[LTB 117]]), ''[[Seoul 1988 - Olympisches Fieber]]'' ([[LTB 130]]), ''[[Das Geheimnis der Silberleuchter]]'' ([[LTB 143]]) und ''[[Der Tierkreisstein]]'' ([[LTB 156]] und [[LTB 157]]). Dieses häufige Abdrucken könnte auch wieder an den damals weit verbreiteten und kurz vorher sogar wöchentlich erschienen [[Hundertseiter]]n liegen: In denen wurden überwiegend kurze Geschichten abgedruckt, die somit für das LTB nicht mehr in Frage kamen, die langen Geschichten blieben also für das dickere LTB übrig.  


Was die Geschichten betrifft, so wurden vorweg, was die ursprüngliche Idee des Lustigen Taschenbuchs war, lange Geschichten gebündelt abgedruckt. Besonders zu nennen sind hier wohl ''Die Ducks vom Winde verweht'' ([[LTB 117]]), ''[[Seoul 1988 - Olympisches Fieber]]'' ([[LTB 130]]), ''Das Geheimnis der Silberleuchter'' ([[LTB 143]]) und ''[[Der Tierkreisstein]]'' ([[LTB 156]] und [[LTB 157]]). Das waren besonders einprägende Momente bei den Lesern, die später dazu führten, dass sie als Erwachsene wieder Bücher kauften, jedoch in späteren Jahren häufig enttäuscht waren.
Auch der Genre-Mix machte das Lesen für viele zu einem unvergesslichen Abenteuer. Da waren lange Abenteuergeschichten, die [[Phantomias]]-Geschichten waren rar gesät, kreativ sowie spannend und liefen noch nicht nach einem gewissen Schema ab. Und statt seichter Gagstorys gab es viele [[Literaturadaptionen]], die die jungen Leser an Weltliteratur heranführte oder regelmäßig [[Zeitmaschinen-Geschichten]], die den jungen Lesern die Weltgeschichte näher führten. Viele interessante Figuren wie [[Indiana Goof]], [[Quacky]], [[Bubble Billy]] oder [[Hubert Bogart]] brachten frischen Wind in den etwas angestaubten Comicalltag. Viele Geschichten nahmen sich noch richtig Zeit sich zu entwickeln und den Spannungsbogen aufzubauen, eine ganz andere Riege an Zeichnern und Autoren war hier am Werk und Künstler wie [[Romano Scarpa]], [[Giorgio Cavazzano]], [[Massimo de Vita]], [[Sergio Asteriti]], [[Guido Scala]] oder [[Bruno Concina]] fanden regelmäßig ihren Platz und werden heute daher hochgeschätzt. Dazu kamen viele hochwertige Serien wie ''[[Kampf der Galaxien]]'', die ''[[Asgardland|Asgardlandsaga]]'', ''[[Es war einmal in Amerika]]'', ''[[Die Erzählungen des Edgar Allan Maus]]'' und noch viele weitere, die noch heute gerne gelesen werden.


Auch der Genre-Mix machte das Lesen für viele zu einem unvergesslichen Abenteuer. Da waren lange Abenteuergeschichten, die [[Phantomias]]-Geschichten waren kreativ und spannend und liefen noch nicht nach einem gewissen Schema ab. Und statt seichter Gagstorys gab es viele [[Literaturadaptionen]], die die jungen Leser an Weltliteratur heranführte oder regelmäßig [[Zeitmaschinen-Geschichten]], die den jungen Lesern die Weltgeschichte näher führten. Viele interessante Figuren wie [[Indiana Goof]], [[Quacky]], [[Bubble Billy]] oder [[Hubert Bogart]] brachten frischen Wind in den etwas angestaubten Comicalltag. Viele Geschichten nahmen sich noch richtig Zeit sich zu entwickeln und den Spannungsbogen aufzubauen, eine ganz andere Riege an Zeichnern und Autoren war hier am Werk und Künstler wie [[Romano Scarpa]], [[Giorgio Cavazzano]], [[Massimo de Vita]], [[Sergio Asteriti]], [[Guido Scala]] oder [[Bruno Concina]] fanden regelmäßig ihren Platz und werden heute daher hochgeschätzt. Dazu kamen viele hochwertige Serien wie ''[[Kampf der Galaxien]]'', die ''[[Asgardland|Asgardlandsaga]]'', ''[[Es war einmal in Amerika]]'', ''[[Die Mauser-Chroniken]]'', ''[[Die Erzählungen des Edgar Allan Maus]]'' und noch viele weitere, die noch heute gerne gelesen werden.
Zeichnerisch wurden diese LTBs von [[Romano Scarpa]], [[Giovan Battista Carpi]] und dann vor allem [[Giorgio Cavazzano]] und [[Massimo De Vita]] geprägt. Viele der bestbewerteten Geschichten der letzten drei Zeichner wurden in dieser Phase abgedruckt. Für die Texte zeichnete sich immer mehr [[Giorgio Pezzin]] verantwortlich, der neben Martina zu den besten italienischen Autoren zählt.


So ist es kaum verwunderlich, dass lange Zeit von den zehn besten LTB neun aus dieser Phase stammten. Daher wird diese Phase gerne als „Goldene Ära“ des Lustigen Taschenbuchs<ref>https://www.comicforum.de/showthread.php?136770-Goldene-%C4ra-des-LTB</ref> bezeichnet.
So ist es kaum verwunderlich, dass lange Zeit von den zehn besten LTB neun aus dieser Phase stammten. Daher wird diese Phase gerne als „Goldene Ära“ des Lustigen Taschenbuchs<ref>https://www.comicforum.de/showthread.php?136770-Goldene-%C4ra-des-LTB</ref> bezeichnet.
<gallery widths="215px" heights="300px">
Datei:SagaTeil1.jpg|link=Asgardland
Datei:Das-geheimnis-der-mona-lisa.jpg|link=Zeitmaschinen-Geschichten
Datei:130.jpg|link=Paperolimpiadi
Datei:LTB 143.jpg|link=Das Geheimnis der Silberleuchter
</gallery><small><center>Die ''[[Asgardland-Saga]]'', der erste Teil der ''[[Zeitmaschinen-Geschichten]]'' (der zwar nicht im LTB erschien, aber der Anfang einer beliebten Serie war) sowie die Monumentalwerke ''[[Paperolimpiadi]]'' und ''[[Das Geheimnis der Silberleuchter]]'', die in dieser Phase das LTB prägten (alle Bilder © Egmont Ehapa)</center></small>


Die besten Bücher im Überblick:
Die besten Bücher im Überblick:
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*[[LTB 205]] – Platz 18
*[[LTB 205]] – Platz 18
*[[LTB 190]] – Platz 20
*[[LTB 190]] – Platz 20
[[LTB 155]] – belegt mit Platz 470 den letzten Platz aus dieser Phase.
[[LTB 155]] – belegt mit Platz 470 den letzten Platz aus dieser Phase. Auch bei den Inducks-Bewertungen sind die LTBs hier ganz vorne, allen voran [[LTB 124]] wegen der sehr gut bewerteten ''[[Asgardland-Saga]]''. [[LTB 130]] hingegen ist zwar weit vorne, aber nicht ganz, da im Inducks alle Geschichten gleich gewichtet werden und so das 250-seitige Meisterwerk ''[[Paperolimpiadi]]'' von Scarpa genausoviel zählt wie der siebenseitige Lückenfüller, sodass der Durchschnitt sehr weit herunter gezogen wird.<ref name="Inducks" />


== Schlechteste LTB Phase ==
== Phase der Egmont-Eigenproduktionen ==
Nach einem Rausch an guten Geschichten und Büchern begann der schleichende Niedergang der Qualität. Ab [[LTB 229]] änderte sich langsam aber sicher so einiges und das nicht zum Besseren. So zogen immer mehr dänische Geschichte ins LTB ein, die Mausgeschichten, die in den skandinavischen Ländern nicht so populär waren und sind, wurden durch Duckgeschichten verdrängt. Gelungene Serien wie die [[Zeitmaschinen-Geschichten]] fanden immer weniger und irgendwann gar keinen Platz mehr. Das qualitative Ende kam dann durch dänische Serien wie ''[[O.M.A.]]'' und andere dänische Geschichten ohne Qualitätsansprüche. Ende der 1990iger änderten die Skandinavier das Konzept der Figur [[Micky Maus]] gänzlich und erschufen den [[TAFKAMM|Kasperlmicky]]. Als diese Geschichten dann den Einzug ins LTB schafften, war das Buch für viele zeitweise unlesbar. Als Paradebeispiel gilt die wohl schlechteste Disney-Comic-Geschichte aller Zeiten: ''[[Angriff der Riesenpinguine]]''. Doch auch die dänischen Duckgeschichten standen dieser oft um nichts nach. Eine ganze Reihe an Zeichnern und Autoren lösen bei Lesern heute noch Schaudern aus. So gelten die Künstler [[Mark und Laura Shaw|Shaws]], [[Pat & Carol McGreal|McGreals]], [[Miguel Fernandez Martinez|Miguel]] und [[Flemming Andersen|Andersen]] oder [[Xavier Vives Mateu]] heute noch als toxisch. Heute gilt das [[LTB 329]] – „Unter Hypnose“ als das schlechteste LTB aller Zeiten.<ref>https://www.comicforum.de/showthread.php?68834-schlechtestes-LTB</ref><ref>https://www.comicforum.de/showthread.php?63355-Das-SCHLECHTESTE-LTB-aller-Zeiten</ref><ref>https://forum.fieselschweif.de/thread-511.html</ref>
[[Datei:Kurzhosenmaus.jpg|thumb|300px|rechts|[[Kaschperlmicky]], bei vielen Fans sehr unbeliebt (© Egmont Ehapa)]]


Die Bücher jener Zeit erhielten kaum noch positive Resonanz. Geschichten, die heute noch positiv im Gedächtnis geblieben sind, sucht man lange. Dazu kam, dass die Geschichten immer kürzer wurden und die Bücher vorwiegend mit noch dazu meist unwitzigen Gaggeschichten befüllt wurden. Der Unmut zum Produkt LTB wurde über die Jahre immer stärker und so durfte sich der Chefredakteur [[Peter Höpfner]] viel Kritik von Fans anhören. Es wurde sogar eine Petition von Fans gestartet, die sich wieder den alten Micky wünschte. Das Problem dabei lag gar nicht in Deutschland, sondern in der Zentrale des Verlages, in Dänemark. Das LTB war nicht mehr eine rein deutschsprachige Publikation, sondern wurde schon einige Jahre in Dänemark für den skandinavischen Raum (außer Finnland) kompiliert. So wurde eine inoffizielle Produktformel eingeführt, die wohl die Wurzel allen Übels war und ist<ref>https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/disney-comics-geheime-produktformel-das-ltb-wird-50/20401992.html</ref>. Neben einer zwingenden [[Phantomias]]-Geschichte, nur noch einer [[Maus]] und vorwiegend dänischen Geschichten, wurden die Geschichten auch immer kürzer. Masse statt Klasse war nun die Devise. Das Produkt musste nun in einem wesentlich größeren Gebiet Anklang finden. Geschichten, die in einem Egmont-Land publiziert wurden, waren „geblockt“, durften also für längeren Zeitraum nicht mehr in der Hauptreihe erscheinen. Wenn also zum Beispiel eine gute Geschichte bereits in Dänemark erschienen war, durfte diese nicht mehr ins LTB kommen. Dafür kamen in Deutschland immer mehr Nebenreihen auf den Markt. Erst durch Interventionen der Leser änderte sich die Qualität langsam wieder. Etwa ab Mitte der 300er Ausgaben war eine leichte Verbesserung spürbar. Im Jahr 2007 verkündete Peter Höpfner, dass das Projekt [[Tafkamm|Kurzhosenmicky]] eingestellt worden sei. Eine Erleichterung in den Foren war deutlich zu vernehmen. Das Ende dieser Phase ist nicht eindeutig zu deklarieren, [[LTB 345]] eignet sich wohl recht gut dafür, da ab [[LTB 346]] häufiger Geschichten von [[Casty]] gedruckt wurden. Laut Statistik folgten aber noch viele weitere schlechte LTB.
Die Phase ab etwa dem LTB 230 ist von zunehmenden Eigenproduktionen Egmonts geprägt. Zwar gab es bereits davor einige Eigenproduktionen im LTB (die erste war in [[LTB 187]]), aber sie stellten fast immer Ausnahmen dar. Bis zu den 230ern waren die italienischen Geschichten absolut dominierend. Das änderte sich nun und  auch schlechtere dänische Geschichten wurden veröffentlicht. In vielen 200er-Bänden waren drei, manchmal auch vier dänische Geschichten enthalten. Nach einem Rausch an guten Geschichten und Büchern begann der schleichende Niedergang der Qualität. Es kamen weniger Mausgeschichten zum Abdruck, meist nur noch ein bis zwei pro Band, und zeitweilig fast ausschließlich solche aus dänischer Produktion. Gelungene Serien wie die [[Zeitmaschinen-Geschichten]], ''[[Es war einmal in Amerika]]'' und die erst in LTB 268 gestartete Reihe ''[[Die Mauser-Chroniken]]'', fanden immer weniger und irgendwann gar keinen Platz mehr.
[[Datei:Patient-Donald-Duck.jpg|thumb|300px|links|Auch die Duck-Eigenproduktionen kommen oft nicht so gut an (hier ''Patient Donald Duck'' aus [[LTB 375]]<ref>Dieses LTB gehört zwar streng genommen schon zur Phase des „Aufstiegs“, die Geschichte steht aber stellvertretend für die Phase der Egmont-Eigenproduktionen</ref> © Egmont Ehapa)]]
Ende der 1990er wurde in den dänischen Geschichten, bedingt durch das Eingreifen [[Byron Erickson]]s, das Konzept der Figur [[Micky Maus]] gänzlich geändert und der [[TAFKAMM|Kasperlmicky]] erschaffen. Als diese Geschichten dann den Einzug ins LTB schafften, war das Buch für viele Fans zeitweise kaum lesbar. Als Paradebeispiel gilt die wohl schlechteste Disney-Comic-Geschichte aller Zeiten: ''[[Angriff der Riesenpinguine]]''. Doch auch die dänischen Duckgeschichten standen dieser oft um nichts nach. Eine ganze Reihe an Zeichnern und Autoren lösen bei manchen Lesern heute noch Schaudern aus. Dazu zählen die Künstler [[Mark und Laura Shaw|Shaws]], [[Pat & Carol McGreal|McGreals]], [[Bancells]], [[Miguel Fernandez Martinez|Miguel]] oder [[Xavier Vives Mateu]]. Auch [[Flemming Andersen|Andersen]] wurde von vielen immer stärker kritisiert, auch wenn seine ersten Werke durchaus gelungen waren und in der Hochphase des LTB publiziert wurden. Heute gilt das [[LTB 329]] – „Unter Hypnose“ als das schlechteste LTB aller Zeiten.<ref>https://www.comicforum.de/showthread.php?68834-schlechtestes-LTB</ref><ref>https://www.comicforum.de/showthread.php?63355-Das-SCHLECHTESTE-LTB-aller-Zeiten</ref><ref>https://forum.fieselschweif.de/thread-511.html</ref>
 
Ab den 230er-Ausgaben änderte sich das Cover markant. War es zuvor meist ein vergrößertes Panel aus der Titelgeschichte gewesen, wurde nun ein eigenes Cover von [[Josep Tello Gonzalez]] gezeichnet. Auch hier kam es also zu einer Egmont-Eigenproduktion, die von einigen Fans sehr kritisch aufgefasst wurde.
[[Datei:1 RP Titelbild.JPG|thumb|300px|rechts|''[[Angriff der Riesenpinguine]]'' in [[LTB 302]], für viele der Höhepunkt des Tiefpunkts (© Egmont Ehapa)]]
Die Bücher jener Zeit erhielten kaum noch positive Resonanz. Geschichten, die heute noch positiv im Gedächtnis geblieben sind, sucht man lange. Dazu kam, dass die Geschichten immer kürzer wurden und die Bücher vorwiegend mit noch dazu meist unwitzigen Gaggeschichten befüllt wurden. Der Unmut zum Produkt LTB wurde über die Jahre immer stärker und so durfte sich der Chefredakteur [[Peter Höpfner]] viel Kritik von Fans anhören. Es wurde sogar eine Petition von Fans gestartet, die sich wieder den alten Micky wünschte. Das Problem dabei lag gar nicht in Deutschland, sondern in der Zentrale des Verlages, in Dänemark. Das LTB war keine rein deutschsprachige Publikation, sondern wurde schon seit langer Zeit in Dänemark für den skandinavischen Raum (außer Finnland) kompiliert. So wurde eine inoffizielle Produktformel eingeführt, die von etlichen Fans als Wurzel allen Übels wahrgenommen wird.<ref>https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/disney-comics-geheime-produktformel-das-ltb-wird-50/20401992.html</ref>. Neben einer zwingenden [[Phantomias]]-Geschichte, nur noch einer Mausgeschichte, vorwiegend aus Dänemark, einer dänischen Titelgeschichte am Anfang (nur wenige LTBs hatten noch italienische Titelgeschichten) und oft auch einer am Ende, wurden die Geschichten auch immer kürzer. Masse statt Klasse war wohl nun die Devise, die auch dazu führte, dass in Deutschland immer mehr Nebenreihen auf den Markt kamen. Erst durch Interventionen der Leser änderte sich die Qualität langsam wieder. Etwa ab Mitte der 300er Ausgaben war eine leichte Verbesserung spürbar. Im Jahr 2007 verkündete Peter Höpfner, dass das Projekt [[Tafkamm|Kurzhosenmicky]] eingestellt worden sei. Eine Erleichterung in den Foren war deutlich zu vernehmen. Das Ende dieser Phase ist nicht eindeutig zu deklarieren, [[LTB 345]] eignet sich wohl recht gut dafür, da ab [[LTB 346]] häufiger Geschichten von [[Casty]] gedruckt wurden. Laut Statistik folgten aber noch viele weitere schlechte LTBs.


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*[[LTB 323]] – Platz 488
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Auch im Inducks sind die Bände hier größtenteils sehr weit hinten. Allerdings nicht alleine: Sie teilen sich die hinteren Plätze mit einigen aktuellen Bänden. Dennoch ist zum Beispiel [[LTB 302]] auf dem vorletzten Platz.<ref name="Inducks" />


==Phasen des Aufschwungs und der Stagnation ==
== Neuere Entwicklungen ==
Nach dem Tiefpunkt folgt ein Aufschwung. So auch bei den Lustigen Taschenbüchern. Kleinere aber nicht unbedeutende Änderungen versprachen Besserung und den leidgequälten Lesern Linderung. So fand ein neuer Autor & Zeichner mit [[LTB 344]] Einzug ins LTB: [[Casty]], noch heute einer der beliebtesten Autoren, der dann ab [[LTB 346]] häufiger anzutreffen war. Dänische Kurzhosen-Geschichten wurden seltener und dafür die besseren italienischen Geschichten häufiger. Eine weitere Verbesserung war, dass regelmäßig klassische Geschichten von [[Scarpa]] oder [[Carpi]] abgedruckt wurden. So wurde eine weitere Zielgruppe bedient, die Erwachsenen. Jedoch blieb die Produktformel, die Zentralisierung durch Dänemark und das Sperren von Geschichten. So wurden zwar Verbesserungen durchgeführt, aber die Qualität von früher nie mehr erreicht. Es sollte noch ein Weilchen dauern, bis sich die zweite Maus-Geschichte durchsetzte. Wobei man bedenken muss, dass auch viele Bücher dieser Phase noch zu den am schlechtesten bewerteten gehören. Die schwankende Qualität und Verkürzung der italienischen Geschichten, ist wohl auch auf den Wechsel des italienischen Verlages geschuldet. [[Mondadori]] verlor einige Jahre zuvor die Lizenz an [[Disney Italia]], was wohl auch ein Grund dafür war, dass die italienischen Geschichten wesentlich kürzer wurden.
Nach dem Tiefpunkt folgte ein langsamer Aufschwung. Kleinere aber nicht unbedeutende Änderungen versprachen Besserung und den leidgequälten Lesern Linderung. So fand ein neuer Autor & Zeichner mit [[LTB 344]] Einzug ins LTB: [[Casty]], noch heute einer der beliebtesten Autoren, der dann ab [[LTB 346]] häufiger anzutreffen war. Dänische Kurzhosen-Geschichten wurden seltener, dafür wurden die besseren italienischen Geschichten häufiger, unter anderem wie bereits erwähnt die von Casty, aber auch von anderen Autoren. Eine weitere Verbesserung war, dass regelmäßig klassische Geschichten von beispielsweise [[Scarpa]] oder [[Carpi]] abgedruckt wurden. Jedoch blieb die Produktformel bestehen, inzwischen allerdings um eine zweite Geschichte aus dem Maus-Universum, so gut wie immer ohne Micky selbst, erweitert. So wurden zwar Verbesserungen durchgeführt, aber die Qualität von früher nie mehr erreicht. Die schwankende Qualität und Verkürzung der italienischen Geschichten, ist wohl auch dem Wechsel des italienischen Verlages geschuldet. [[Mondadori]] verlor bereits 1988 die Lizenz an [[Disney Italia]]. In den folgenden Jahren wechselten häufiger sowohl Umfang als auch Chefredakteur. Spätestens unter der Leitung von Claretta Muci (2000-2007) ist zu beobachten, dass die italienischen Geschichten zahlreicher, aber im Schnitt wesentlich kürzer wurden.


Der Aufschwung blieb über einige Jahre gleichmäßig, neben den vorher genannten Verbesserungen wurden auch neue Serien wie ''[[DoppelDuck]]'' ab [[LTB 384]] eingeführt. Es sollte aber noch Jahre dauern, bis gelungene Serien wie ''[[Mickys Kunstgeschichte]]'', ''[[Die Legende des ersten Phantomias]]'' oder ''[[Kampf der Zauberer]]'' auch im deutschen Sprachraum veröffentlicht wurden. Die Geschichten wurden wieder besser und durch den Austausch mit den Fans konnte [[Peter Höpfner]] einige Vorschläge umsetzen und sogar Wunschgeschichten abdrucken. Womit der Verlag aber stark zu kämpfen hatte (was auch der zentralen Kompilierung in Dänemark geschuldet ist) war, dass die Reihenfolge von Geschichten teilweise willkürlich passierte. So tauchen plötzlich Figuren auf, deren Einführungsgeschichte dann erst auf Wunsch der Fans in einer der unzähligen Nebenreihen veröffentlicht wurde - zum Beispiel [[Tabea Trifftig]] oder [[Sergei Schlamassi]]. Auch mit durchgehenden Namen bei Figuren hat es der Verlag nicht so (so wechselt der Name einiger Figuren ständig, zum Beispiel bei [[Bruno Smart]] oder [[Peter Plauder]]).  
Der Aufschwung blieb über einige Jahre gleichmäßig, neben den vorher genannten Verbesserungen wurden auch neue Serien wie ''[[DoppelDuck]]'' ab [[LTB 384]] eingeführt. Es sollte aber noch Jahre dauern, bis gelungene Serien wie ''[[Mickys Kunstgeschichte]]'', ''[[Die Legende des ersten Phantomias]]'' oder ''[[Kampf der Zauberer]]'' auch im deutschen Sprachraum veröffentlicht wurden. Die Geschichten wurden wieder besser und durch den Austausch mit den Fans konnte [[Peter Höpfner]] einige Vorschläge umsetzen und sogar Wunschgeschichten abdrucken.


Die Verbesserungen jedoch etablierten sich, so wurde eine zweite Mausgeschichte eingeführt – meist jedoch ohne Maus, sondern mit Nebenfiguren wie [[Kommissar Hunter]], [[Inspektor Issel]] oder [[Steinbeiß]]. Der Abdruck der klassischen Geschichte hingegen wurde mehr oder weniger wortlos  abgeschafft. Am deutlichsten merkte man die Verbesserung hinsichtlich der Mausgeschichten, da kaum noch dänische Kurzhosenmicky-Geschichten Einzug ins Buch fanden. Der deutsche Verlag, damals noch Ehapa, hatte wohl viel Mitsprachrecht, musste sich dann aber doch immer wieder dem dänischen Mutterkonzern beugen. Dieses Problem haben alle Unternehmen, die irgendwann zu groß werden. Kleiner und regionaler können sie besser auf die Kunden eingehen und sich unkonventioneller – aber einer bestimmten Größe ist das aber alleine durch die Komplexität nicht mehr zu bewerkstelligen. Die Produktformel blieb, jedoch wurden einige Verbote aufgehoben. So durften auch [[Primus von Quack]] und [[Dussel]] wieder in Geschichten auftauchen, was der Vielschichtigkeit der Geschichten guttat. Der Verlag versuchte nun gute Geschichten, die in der Hauptreihe nicht erscheinen durften, vermehrt in Nebenreihen abzudrucken. So begann Mitte und Ende der 2000er ein enormer Anstieg der [https://de.wikipedia.org/wiki/Lustiges_Taschenbuch#Nebenreihen Nebenreihen]. Das wird zwar von den meisten Fans sehr kritisch wahrgenommen und häufig wird auch darüber gescherzt oder über Kannibalismus durch zu viele Reihen gesprochen, jedoch ist das eine typische Marktverdrängungsstrategie. Dadurch soll der Mitbewerb kurzgehalten werden. Der Vorteil für die Leser ist es, so in das Lesevergnügen vieler ausgezeichneter Geschichten zu kommen, die sonst wohl nie im deutschsprachigen Raum erhältlich gewesen wären. Jedoch werden viele Bücher auch mit belanglosen Gaggeschichten befüllt, so wird auch wieder ein Qualitätsvakuum erzeugt.
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</gallery><small><center>[[LTB 360]] mit der [[Casty]]-Geschichte ''Spiel auf Zeit'' und sogar einem dazugehörigen Cover war eines der ersten Vorzeichen für bessere Zeiten. In [[LTB 384]] startete die Serie ''[[Agent DoppelDuck]]'' und in [[LTB 453]] ''[[Die Legende des ersten Phantomias]]''. [[LTB 525]] schließlich ist mit dem Monumentalwerk ''Ein gefährlicher Gegner'' ein gutes Beispiel für LTBs mit langen Geschichten in der neuen Zeit (alle Bilder © Egmont Ehapa)</center></small>


Eine spezielle Ausgabe, die vielen besonders gut in Erinnerung geblieben ist, war das [[LTB 452]] - Platz 45 in der Topliste. Hier wurde die Produktformel aufgehoben und eine extrem lange Geschichte abgedruckt.
Womit der Verlag aber stark zu kämpfen hatte (was auch der zentralen Kompilierung in Dänemark geschuldet ist) war, dass die Reihenfolge von Geschichten teilweise willkürlich passierte. So tauchen plötzlich Figuren auf, deren Einführungsgeschichte dann erst auf Wunsch der Fans in einer der unzähligen Nebenreihen veröffentlicht wurde - zum Beispiel [[Tabea Trifftig]] oder den [[Maskierter Maler|Maskierten Maler]]. Auch mit durchgehenden Namen bei Figuren hat es der Verlag nicht so (so wechselt der Name einiger Figuren ständig, zum Beispiel bei [[Bruno Smart]] oder [[Peter Plauder]]). Zwar war es auch in früheren Phasen dazu gekommen, dass die Einführungsgeschichte einer Figur erst später nachgedruckt wurde (so beispielsweise bei [[Gitta Gans]]), damals allerdings ohne größere Einflussmöglichkeiten der damaligen Redaktion (siehe oben im Abschnitt „[[#Phase der Classici|Phase der Classici]]“).


== Panini Phase ==
Die Verbesserungen jedoch etablierten sich, so wurde eine zweite Mausgeschichte eingeführt – meist jedoch ohne Maus, sondern mit Nebenfiguren wie [[Kommissar Hunter]], [[Inspektor Issel]] oder [[Steinbeiß]]. Am deutlichsten merkte man die Verbesserung hinsichtlich der Mausgeschichten, da kaum noch dänische Kurzhosenmicky-Geschichten Einzug ins Buch fanden. Um Band 400 herum waren die vorproduzierten Geschichten mit [[Kaschperlmicky]] schließlich aufgebraucht – da schon länger keine neuen Geschichten mehr produziert wurden, war somit die Kaschperlmicky-Ära im LTB zu Ende. Die Kurzhosenmaus findet sich seitdem nur noch bei Jubiläumsgeschichten oder in Nebenreihen wie dem [[LTB Spezial]]. Der Abdruck der klassischen Geschichte hingegen wurde mehr oder weniger wortlos abgeschafft. Die Produktformel blieb, auch die dänische Eröffnungsgeschichte blieb bestehen. Dies war auch deshalb notwendig, weil der Verlag immer stärker dazu überging, die LTBs an aktuelle Ereignisse, etwa Sport, Filmpremieren oder ähnliches, anzupassen und auch eigentlich dafür unpassende Geschichten in dieses Raster zu zwängen. Ein Beispiel dafür ist [[LTB 376]], bei dem eine drei Jahre zuvor ersterschienene Indiana-Goof-Geschichte an die Filmpremiere eines [[Indiana Jones|Indiana-Jones]]-Filmes angepasst wurde. Ab den 400ern fuhr Egmont die 3-Reiher-Produktion jedoch runter, seitdem werden nur noch ein gutes Dutzend Geschichten pro Jahr produziert, was etwa einer Geschichte pro Band entspricht.
Was hat der italienische [[Panini]] Verlag mit der Qualität des Lustigen Taschenbuchs zu tun? Eine Menge, wie in vielen Phasen ist der Übergang eher schleichend und nicht immer so eindeutig wie damals mit [[LTB 119]]. Ab dem Jahr 2013 (Topolino 3019) übernahm Panini in Italien die Lizenz von Disney Italia<ref> https://de.wikipedia.org/wiki/Topolino_(Taschenbuch)</ref><ref> http://groberunfug-comics.blogspot.com/2013/08/disney-publishing-vergibt-comic-lizenz.html</ref> und zog damit von Mailand nach Modena. Die Geschichten aus dem ''[[Topolino]]'', die die meisten guten Geschichten darstellen, wurden nun also von Panini produziert. Wie bei jeder massiven Veränderung gibt es Gewinner und Verlierer. So waren die Mitarbeiter weniger über den Umzug erfreut, jedoch brachte er auch frischen Wind in die italienische Disney-Comicwelt. So durften auch neue Autoren und Zeichner ihre Kunst ausüben. Bei einigen war das von Vorteil, andere hätte man sich aber auch ersparen können. Die neue Kreativität brachte einige neue Mehrteiler und Serien hervor und führte zu neuen Experimenten. Wie so häufig gibt es dabei gelungenere und eben wenig gelungenere. Ab 2014 ist dieser frische Wind dann langsam im deutschen Sprachraum zu spüren. Die Produktformel hat diese Veränderung aber nur sehr dezent vernehmen lassen. So besteht das LTB in dieser Zeit aus einer dänischen Eingangsgeschichte eher bescheideneren Ausmaßes, meist folgen eine Micky-Geschichte, mehrere kürzere unbedeutende Gagstorys, ein oder zwei Einseiter, eine Phantomias-Geschichte in der Mitte oder am Ende, wieder weitere belanglose Duck-Gagstorys sowie eine kurze Zweitmaus und am Ende noch eine ca. 30 Seiten umfassende Duck Geschichte. So sind im Schnitt zwischen 10 bis 13 Geschichten in einem Buch. Die Panini-Geschichten finden dann anfänglich eher vereinzelt ins Buch, später natürlich häufiger. Der Umschwung ist aber nicht so gravierend und stark spürbar für den Ottonormalverbraucher, wie in Italien. Doch diese Änderung hat bei den Lesern eine Frage aufgeworfen: Was wäre, wenn Egmont nicht das Monopol im deutschen Sprachraum hätte und auch Panini die Lizenz erhalten würde? Würde der Wettbewerb vielleicht die Zusammenstellungen verbessern und vielleicht Ausgaben wie die [https://inducks.org/publication.php?c=it%2FTLDLE Deluxe Edition] oder die [https://inducks.org/publication.php?c=it%2FDDCO Definitive Collection] ermöglichen? Das [[LTB Premium]] ist da wohl am nächsten dran und die Erhöhung der Schlagzahl war wohl eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre. Auch in der Zeit ab 2014 nahm die Zahl der LTB-Nebenreihen jedoch enorm zu, so wurden unzählige neue Nebenreihen eingeführt. Auch hier gilt wohl eher das Prinzip „Masse statt Klasse“, denn die meisten Bücher sind mit Füllmaterial befüllt. Ein besonderer Qualitätsabfall ist immer in den Sommermonaten zu bemerken. So werden die Sommer LTB, meist drei Ausgaben hintereinander, mit besonders anspruchslosen Comics befüllt – und von einem typischen Sommerloch ist dann die Rede.


== Derzeitige Phase ==
Wiederholt änderte der Verlag die deutschsprachigen Titel der Eröffnungsgeschichte, um sie wohl für Leser ansprechender – und damit kaufbarer – zu machen, was mehrfach zu Unstimmigkeiten führte. In [[LTB 374]] wurde die Titelgeschichte ''Donald blickt durch'' genannt, obwohl Daisy in der Geschichte die Hauptfigur ist und Donald mehrfach nicht durchblickt (der Originaltitel lautet ''Tough Amateur''). Spätere LTBs bekamen Titel wie ''Das Geheimnis meines Erfolgs'' oder ''Das Geheimnis des Schlauen Buchs'', obwohl die Leser lange nach gelüfteten Geheimnissen suchen konnten. Ein besonderer Qualitätsabfall der Geschichten ist meist in den Sommermonaten zu bemerken. So werden die Sommer-LTBs, meist drei Ausgaben hintereinander, oft mit wenig anspruchsvollen Comics befüllt – und von einem typischen Sommerloch ist dann die Rede. Viele LTBs haben etwa 10 bis 13 Geschichten, die damit alle so kurz sind, dass sie kaum längere Handlungsbögen entwickeln können und daher auch selten den Lesern länger im Gedächtnis bleiben.
Phasen sind immer erst rückblickend zu betrachten. So ist es heute schwer zu sagen, wo wir uns befinden und wo genau die Übergänge sind. Wesentliche Änderungen in der letzten Zeit sind die Einführung neuer Serien, die global in Auftrag gegeben werden. Wie zum Beispiel ''[[Donald Quest]]'' ab [[LTB 528]]. Diese Serie stieß auf wenig Gegenliebe und wurde abgesehen vom Artwork zerrissen. Sie erstreckte sich 2020 über mehrere Bücher, ihr Ende wurde herangesehnt. Leser fragten sich, wieso die Serie nicht ins ''[[LTB Collection]]'' ausgelagert wurde. Bei anderen gleichwertigen Serien tat man das und kreierte in Deutschland die neue Reihe [[LTB Premium +]]. Nach über drei Jahren Pause (40 Büchern!) schaffte es auch die Serie ''[[Die Legende des ersten Phantomias]]'' endlich wieder in die Hauptreihe, aber auch erst nach einigem Intervenieren der Leser. Wieso so eine lange Pause gemacht wurde, ist bis heute nicht klar. Auch [[Casty]] ist wieder häufiger in der Hauptreihe vertreten, auch Zeichner wie [[Paolo Mottura|Mottura]] heben das Niveau wieder deutlich. Dazu schafften es in [[LTB 537]] und [[LTB 540]] zwei [[Zeitmaschinen-Geschichten]] ins LTB.


Durch den freien Mitarbeiter [[Jano Rohleder]] wurde bekannt, dass Disney Italia wohl aufgrund der verlorenen Lizenz in Italien gerne gegen Panini arbeitet und Verbote erstellt. So sollen angeblich keine realen Orte mehr genannt oder gezeigt werden dürfen, auch Schlüsselwörter oder Veranstaltungen wie die Olympischen Spiele dürfen laut seiner Information nicht mehr in Geschichten eingebaut werden. Da nichts offiziell verlautbart wurde, sind das die derzeitigen Informationen, sicher ist aber noch nichts.
Jedoch wurden einige Verbote aufgehoben. So durfte auch [[Primus von Quack]] wieder in Geschichten auftauchen und [[Das Schwarze Phantom]] ohne seinen Umhang als Plattnase erscheinen, was der Vielschichtigkeit der Geschichten guttat. Der Verlag versuchte nun, gute Geschichten, die in der Hauptreihe nicht erscheinen durften, vermehrt in Nebenreihen abzudrucken – so weit dies möglich war, denn viele Nebenreihen waren auf Themenbände mit spürbarem bis teilweise ausschließlichem Nachdruckanteil ausgelegt. So begann Mitte und Ende der 2000er ein enormer Anstieg der [[Nebenreihe]]n. Das wird zwar von den meisten Fans sehr kritisch wahrgenommen und häufig wird auch darüber gescherzt oder über Kannibalismus durch zu viele Reihen gesprochen, jedoch ist das eine typische Marktverdrängungsstrategie. Dadurch soll der Mitbewerb kurzgehalten werden. Der Vorteil für die Leser ist es, so in das Lesevergnügen vieler ausgezeichneter Geschichten zu kommen, die sonst wohl nie im deutschsprachigen Raum erhältlich gewesen wären. Jedoch werden viele Bücher auch mit belanglosen Gaggeschichten befüllt, womit auch wieder ein Qualitätsvakuum erzeugt wird. 2013 trat dann Finnland aus der LTB-Gemeinschaftsproduktion aus, sodass einige zuvor geblockter Geschichten (die bereits in finnischen Nebenreihen erschienen waren) nun doch ins LTB kommen konnten, wie beispielsweise ''[[LTB 517#Dr. Maus Teil 1: Dr. Maus und seine Patienten|Dr. Maus]]'', schließlich in [[LTB 517]] erschienen. Eine spezielle Ausgabe, die vielen besonders gut in Erinnerung geblieben ist, war das [[LTB 452]]<ref>https://www.fieselschweif.de/publikationen/ltb-452/2/</ref> – Platz 45 in der Topliste. Hier wurde die Produktformel aufgehoben und mit ''Alle gegen einen'' von [[Francesco Artibani]] und [[Alessandro Perina]] eine extrem lange Geschichte abgedruckt.


Ende 2020 wurde bekannt, dass der - nun ehemalige - Chefredakteur [[Peter Höpfner]] nach 20 Jahren das Unternehmen verlässt. Der Übergang wird fließend sein, da man nicht weiß wie weit im Vorhinein er noch mitkonzipiert hat und wie weit seine Einflüsse auch noch das ganze Jahr 2021 über zu spüren sein werden. Doch spätestens ab Mitte des nächsten Jahres, bzw. der Planung für 2022 wird das LTB eine neue Handschrift haben. Wie immer gilt: Veränderung kann Positives und Negatives mit sich bringen. Dazu vielleicht wieder bessere und schlechtere Experimente. Bewerten lässt sich das erst wieder in einigen Jahren.
<gallery widths="215px" heights="300px">
Datei:Maxi (Scarpa).jpg|link=Bruno Smart
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</gallery><small><center>Während der arme [[Bruno Smart]] (bzw. Maxi) noch immer auf eine einheitliche Namensgebung wartet, wartet das LTB mit griffigen und verlockenden Titeln wie „Das Geheimnis meines Erfolgs“ auf – bloß dass man im Zugehörigen [[LTB 530]] vergeblich nach gelüfteten Geheimnissen von [[Dagobert]]s Erfolg sucht! Auch die Serie ''[[Donald Quest]]'' wurde nicht allzu gut aufgenommen. In [[LTB 544]] hingegen versucht der Verlag wie so oft, an ein aktuelles Ereignis oder eine beliebte Serie (hier ''[https://de.wikipedia.org/wiki/The_Fast_and_the_Furious_%28Filmreihe%29 The Fast and Furious]'') anzuknöpfen (alle Bilder © Egmont Ehapa)</center></small>


Wie sich die Corona-Pandemie auf die Verkaufszahlen auswirkt, ist für Außenstehende nicht nachzuvollziehen. Spürbar bemerkbar ist auf jeden Fall, dass weniger neue Hardcover-Bücher aus der [[ECC]] veröffentlicht werden, als noch vor einigen Jahren. Die Frankfurter Buchmesse ist zwar ausgefallen, die ECC hatte sich dort aber ohnehin nicht angemeldet.
Wesentliche Änderungen in der letzten Zeit sind die Einführung neuer Serien, die global in Auftrag gegeben werden, wie zum Beispiel ''[[Donald Quest]]'' ab [[LTB 528]]. Diese Serie stieß auf wenig Gegenliebe und wurde abgesehen vom Artwork zerrissen. Sie erstreckte sich 2020 über mehrere Bücher, ihr Ende wurde herbeigesehnt. Leser fragten sich, wieso die Serie nicht in eine Nebenreihe wie der (allerdings bislang ''[[Kampf der Zauberer]]'' vorbehaltenen) ''[[LTB Collection]]'' ausgelagert wurde. Bei anderen gleichwertigen Serien tat man dies und kreierte in Deutschland die neue Reihe [[LTB Premium +]]. Nach über drei Jahren Pause (40 Büchern) schaffte es auch die Serie ''[[Die Legende des ersten Phantomias]]'' endlich wieder in die Hauptreihe, aber auch erst nach einigem Intervenieren der Leser. Wieso so eine lange Pause gemacht wurde, ist bis heute nicht klar. Dazu schafften es in [[LTB 537]] und [[LTB 540]] zwei [[Zeitmaschinen-Geschichten]] ins LTB.


Ein weiterer Punkt, den man berücksichtigen muss, ist, dass viele Altmeister und Künstler mittlerweile ihren Ruhestand angetreten haben oder verstorben sind. So sind „neue“ Geschichten dieser Größen wie zum Beispiel [[Massimo De Vita]] begrenzt. Ebenso haben sich die Methoden verändert, das Zeichenbrett weicht häufiger den Rechnern. Die graphischen und optischen Unterschiede sind teilweise enorm.
Dänische Geschichten werden inzwischen häufiger durch [[Andrea Ferraris]] gezeichnet, was insbesondere bei den Fans, die nie mit Andersen grün geworden sind, für etwas Erleichterung sorgt. Ein weiterer Punkt, den man berücksichtigen muss, ist, dass viele Altmeister und Künstler mittlerweile ihren Ruhestand angetreten haben oder verstorben sind. So sind nur noch wenige Geschichten dieser Größen wie zum Beispiel [[Massimo De Vita]], der nun im Ruhestand ist, zu erwarten. Ebenso haben sich die Methoden verändert, das Zeichenbrett weicht häufiger den Rechnern. Die graphischen und optischen Unterschiede sind teilweise enorm. Allerdings gibt es Zeichner der neuen Generation, die das Niveau wieder erheblich heben. Beispiel dafür ist [[Paolo Mottura]], der einen sehr modernen Zeichenstil hat und als einer der besten Zeichner der letzten Jahre gilt.<ref>Beim [http://www.papersera.net/wp/il-topooscar/ TopoOscar 2019] ist Mottura auf dem ersten Platz der Zeichner</ref>


== Conclusio ==
Ende 2020 wurde bekannt, dass der – nun ehemalige – Chefredakteur [[Peter Höpfner]] nach 20 Jahren das Unternehmen verlässt. Höpfner blieb allerdings weiterhin als Berater über ein eigenes externes Unternehmen aktiv, sodass sich das ''Lustige Taschenbuch'' dadurch in redaktioneller Hinsicht vorerst nicht allzu sehr änderte. Einen größeren Einfluss auf die Zukunft der Reihe dürfte wieder einmal die Produktion in Italien sein. Tatsächlich hat das ''Topolino'' 2018 einen neuen Chefredakteur bekommen, [[Alex Bertani]], der das Magazin und somit den Großteil der Comicproduktion für das ''Lustige Taschenbuch'' in eine völlig neue Richtung führt. Anstatt einzelner, in sich abgeschlossener Geschichten wird nun vermehrt auf lange, episodische Storys und ein zusammenhängendes Universum mit etlichen Querverweisen und verschiedenen fortlaufenden Handlungssträngen gesetzt. Das stellt die Redaktion vor eine ganz neue Herausforderung: Viele Geschichten können nun nicht mehr in einer willkürlichen Reihenfolge veröffentlicht werden, sondern sollten der Veröffentlichungsweise in Italien folgen, um die Handlungsstränge logisch wiederzugeben und den Leser nicht zu verwirren. Das wurde leider zumindest bisher nur teilweise umgesetzt: Einige Stränge wie die Geschichten rund um den ''[[Phantomias in modernen Zeiten]]'', [[Mr. Vertigo]]'' oder die [[Dieter Düsentrieb|Dieter]]-[[Fähnlein Fieselschweif|Fieselschweif]]-Geschichten von [[Marco Nucci]] werden nicht in der richtigen Reihenfolge und teilweise unvollständig abgedruckt, sodass logische Zusammenhänge und Verweise verloren gehen und nicht verstanden werden können. Wie die deutsche Redaktion langfristig mit diesen Entwicklungen umgehen wird, wird sich erst noch zeigen und vieles wird erst in ein paar Jahren richtig zu beurteilen sein.  
Über 50 Jahre ist das Produkt ''[[Lustiges Taschenbuch]]'' nun alt. In fünf Dekaden hat sich sehr viel verändert, genau wie die Gesellschaft. Wir leben derzeit in einem reinen Technologiezeitalter, in dem Printmedien nicht mehr den Stellenwert haben wie noch vor 25 Jahren. Anfänglich galten Comics als Schund, heute geht der Trend eher hin zu Superheldencomics oder Mangas – wenn überhaupt Comic. Das Zielpublikum hat sich verändert, aus den einstigen Kindern und Jugendlichen wurden Erwachsene, selber Väter, vielleicht auch schon Großväter. Laut offizieller Bekanntmachung von Peter Höpfner sind 50 % der Leser des Lustigen Taschenbuchs Erwachsene. Jene, deren Fantasie früher durch Bilder und Sprechblasen angeregt wurde. Sie sind es heute, die über die nötige Kaufkraft verfügen, um die mittlerweile doch recht teuren Comics zu kaufen. Doch was kaufen? Die Hauptreihe, die ihre besten Zeiten lange hinter sich hat, oder doch lieber eine der unzähligen Nebenreihen? Die Wahl ist schwer und die Auswahl unübersichtlich geworden. Bei über 60 Publikationen pro Jahr auch ein enormer finanzieller Aufwand. Die Väter von heute sind es aber, die ihren Kindern, also den Käufern von morgen zum LTB hinführen. Sollten sie sich abwenden, wäre das ein langfristiger Schaden für das LTB und den Verlag. Die einzige Maßnahme, die da hilft, ist es die Qualität zu steigern und dazu ist es Ratsam auf die Vorschläge der Käufer zu reagieren. Geschichten, die lange im Gedächtnis bleiben, sind es, die dazu beitragen, dass die heutigen Kinder übermorgen – als Erwachsene – wieder zum LTB greifen.  


Doch der Verlag hat sich in den letzten Jahren eher von den Lesern abgewandt. So wurde zuerst, nach einem Datendiebstahl<ref>https://macnotes.de/2012/06/06/entenhausen-alarm-lustiges-taschenbuch-website-von-hackern-heimgesucht/</ref> das Forum auf der offiziellen Webseite geschlossen, dann das Egmont Forum<ref>https://comicforum.de/showthread.php?159628-Wichtige-Änderung-ECC</ref> und letztendlich zog sich auch Peter Höpfner immer mehr zurück<ref>https://www.comicforum.de/showthread.php?86316-Fragen-an-die-LTB-Reducktion/page5</ref>, was auf das Jubiläumsjahr 2017 und die Mehrarbeit bzw. seine neuen Funktionen zurückzuführen ist. Die Leser fühlen sich oft nicht mehr wahrgenommen und verstanden und wenden sich daher schneller vom Produkt ab. Andere Unternehmen geben viel Geld für ein BI Tool<ref>https://computerwelt.at/knowhow/die-12-besten-business-intelligence-tools-des-jahres-2020/</ref> aus, das die Stimmung in den sozialen Kanälen misst, beim Comicverlag scheint das nicht ganz so wichtig zu sein.
Im [[Inducks]] sind Bewertungen der aktuellen Bände zu finden. Hier schneiden zwar einige Bände recht gut ab (zum Beispiel natürlich [[LTB 452]] in den Top 100), aber sehr viele Bände sehr schlecht (zum Beispiel [[LTB 441]] auf dem letzten Platz). Das ist insofern bemerkenswert, dass diese Bände von deutschen Fans oftmals als gar nicht so schlecht empfunden wurden. International jedoch sind einige Geschichten durchgefallen (im Inducks bewerten Fans aus der ganzen Welt), sodass die Bewertung drastisch sinkt. LTB 441 zum Beispiel wurde in Deutschland unter anderem wegen einer Geschichte von [[Casty]] recht wohlwollend bewertet, international fiel es jedoch wegen anderer schlechter Geschichten durch. So kommt es, dass es in der deutschen [[LTB Topliste]] mit Rang 204 eine recht gute Platzierung hat, im Inducks aber auf dem letzten Platz landet.<ref name="Inducks" />
 
2017 hat man dann die Fanseite von Christoph Restel „www.lustige-taschenbuecher.de“ in die offizielle Webseite implementiert. Dadurch gingen die letzten kritischen Betrachtungsweisen wie etwa die Rezensionen oder die Bewertungsmöglichkeit verloren. Dabei wäre das die Gelegenheit für den Verlag, messbare Daten zu erhalten, wenn er ein Bewertungssytem einführen würde. Demographische Daten würden somit direkt zuordenbar sein und pauschale Aussagen wie „die Maus ist nicht so beliebt“ könnten nun wirklich messbar sein. Dazu könnte man zwischen den Geschlechtern und dem Alter unterscheiden. Dadurch ließe sich das Produkt LTB optimieren und ein für alle ansprechendes Produkt entwickeln. Weniger beliebte Geschichten, Autoren oder Zeichner könnte man in den Hintergrund rücken und beliebte hervorheben. Auch weitere Möglichkeiten wie zielgerichtete Marketingstrategien wären möglich. Das einzig derzeit praktikable Qualitätsmerkmal ist die Inducksbewertung, die aber aufgrund der geringen Teilnehmerzahl und der etwas schwierigeren mathematischen Berechnung viele Geschichten im Mittelfeld mit einer Bewertung von 7.0 oder 7.1 gleichstellt. Dazu kommt, dass nationale Vorlieben nicht ermittelt werden, da Inducks für alle Disneypublikationen weltweit gilt. Die Außendarstellung des Verlages wird ebenso stark kritisiert, das macht der Panini Verlag in Italien mit dem Topolino wesentlich besser.<ref>https://www.fieselschweif.de/specials/aussendarstellung/</ref>
 
Wie bei den Konjunkturzyklen der Wirtschaft hat auch das LTB seine Phasen. Bis [[LTB 79]] war der erste Aufschwung, ab [[LTB 80]] bis [[LTB 116]] dann der erste Abschwung. Ab [[LTB 117]] dann der deutliche Aufschwung mit der Hochphase und dem Boom schlechthin. Nach [[LTB 228]] folgte der rasante Abschwung mit einer Depression, dem [[LTB 329]]. Ab Mitte der 300er Ausgaben folgten wieder ein gemächlicher Aufschwung, der bis heute ziemlich gleichbleibend ist, also stagniert. Es sollte schon bedenklich sein, wenn viele Jugendliche auf YouTube und Discordservern sagen, dass sie die neuen Bücher nicht so gut finden und lieber zu den alten greifen. Vielleicht überdenkt der Verlag seine Strategie ja und führt doch noch ein Bewertungssystem ein, um auch messbare Daten zu haben und sie vergleichen zu können. Damit die Qualität langfristig zu heben und aufrecht zu erhalten. Wenn der Verlag weiter an sich arbeitet, können wir vielleicht irgendwann 100 Jahre LTB feiern.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>
Sämtliche angegebenen Bewertungen basieren auf der ehemaligen Webseite www.lustige-taschenbuecher.de – Datenstand April 2017 ([[LTB Topliste]]).
Sämtliche angegebenen Bewertungen basieren auf der ehemaligen Webseite www.lustige-taschenbuecher.de – Datenstand April 2017 ([[LTB Topliste]]).


[[Kategorie:Publikation]]
[[Kategorie:Lustiges Taschenbuch|Qualitative Phasen]]

Version vom 11. November 2021, 18:16 Uhr

Das Lustige Taschenbuch, noch heute eine beliebte Comicreihe, hat viele Änderungen und viele Höhen und Tiefen hinter sich! (© Egmont Ehapa)

In diesem Artikel wird versucht, die Geschichte des Lustigen Taschenbuchs in gewisse, aus qualitativen Kriterien abgeleitete Phasen zu untergliedern. Diese Phasen und die im Artikel besprochenen Merkmale stellen allerdings nur die Meinung vieler Fans dar und beanspruchen weder objektiv zu sein noch die Meinung aller Fans abzubilden. Hier angesprochene Punkte können natürlich im Einzelfall strittig sein, bzw. nicht die Meinung des Lesenden widerspiegeln. Etwa sollte vorab betont werden, dass der Nostalgiefaktor (die ersten selbstgelesenen Bücher werden meistens als besser empfunden) bei der individuellen Bewertung eine entscheidende Rolle spielt, jedoch oft nicht mehrheitstauglich ist. Die hier getroffene Einteilung beruht auf Rückmeldungen aus Disney-Foren und aus der ehemaligen Statistik von lustige-taschenbuecher.de.

Phase der Classici

LTB 1 hat mittlerweile einen Kultstatus erreicht. Es ist ein Nachdruck von I Classici di Walt Disney 22, hatte noch zur Hälfte Schwarz-Weiß-Seiten und enthielt nur Geschichten mit den Ducks, darunter mit Der Kolumbusfalter einen heutigen Klassiker (© Egmont Ehapa)

Als erste Phase bezeichnet man alle Bücher von LTB 1 bis ca. LTB 79, also in etwa die Jahrgänge 1967–1981. Viele Leser bezeichnen diese Phase als ihre Lieblingsphase, was auch insofern gerechtfertigt ist, als etliche LTBs einen hohen Anteil an Geschichten der heute als klassisch empfundenen Autoren und Zeichner Guido Martina, Romano Scarpa, Giovan Battista Carpi und Luciano Bottaro beinhalteten. Ebenso wurden viele Geschichten des frühen Giorgio Cavazzano abgedruckt. Merkmale dieser Phase sind, dass die Kompilationen von der italienischen Serie I Classici di Walt Disney übernommen wurden. Außerdem wurden die Geschichten durch eine Rahmengeschichte, meist von Giuseppe Perego, miteinander verbunden. Die Erstausgaben bestanden aufgrund von Druckkostenersparnissen zur Hälfte aus Schwarz-Weiß-Seiten. In späteren Nachdrucken wurden alle Seiten eingefärbt.

Zu dieser Zeit war es üblich, dass von drei Büchern etwa zwei nur Geschichten mit den Ducks und einer mit Mäusen enthielt, es gab also reine Duck- und reine Mausbände und keine Mischungen, wie sie heute üblich sind. Die Geschichten selbst waren meist aus den 1960ern und 1970ern, eine Zeit, die manchmal als gli anni d'oro der italienischen Disney-Comics bezeichnet wird. Aus heutiger Sicht sind die Geschichten recht lang und haben damit die Möglichkeit, längere Stories zu entwickeln. Allerdings sind sie auch in ihrer Zeit behaftet. So waren Darstellung der Prügelstrafe oder der Konsum von Tabak noch möglich. In Deutschland zensierte man einige der Stellen. Die Bücher und Geschichten hatten öfters einen Bezug zu einer bestimmten Figur oder einem bestimmten Thema, was an der Vorlage der Classici lag. So enthielt LTB 76 Kriminalfälle, LTB 58 Adaptionen, einige LTBs waren Phantomias gewidmet, andere enthielten überdurchschnittlich viele Comics, die die Rivalität zwischen Dagobert und Klaas Klever zeigten.

LTB 76 stellt eines der letzten LTBs der ersten Phase dar. Es ist vollständig den Mäusen gewidmet und auch hier ist mit Micky und die vierte Dimension ein Klassiker zu finden (© Egmont Ehapa)

Wie bereits angesprochen sind viele der besten italienischen Geschichten in diesen Bänden zu finden, sowohl im Universum der Ducks mit Storys wie Der Fliegende Schotte (LTB 8) oder Die Verwandlung (LTB 41), als auch im Maus-Universum mit Klassikern wie Die Irokesenkette (LTB 9) oder In der vierten Dimension (LTB 76). LTB 41 führt sogar die LTB Topliste an und die Einzelgeschichten belegten die vorderen Plätze in den Top 100 Geschichten. Am Rande sei noch zu erwähnen, dass einige Barks-Geschichten in dieser Phase auch den Einzug ins LTB fanden, allerdings in der Übersetzung von Gudrun Penndorf.

Ab Band 55 wurde vermehrt begonnen, nicht mehr 1:1 die Classici-Bände nachzudrucken, sondern aus mehreren Bänden zu kompilieren. Diese Praxis steigerte sich in den folgenden LTBs, besonders die Bände der 70er-Reihe waren davon betroffen. Dies führte jedoch innerhalb der Rahmengeschichte zu gewissen Kontinuitätsproblemen; teilweise wurden Teile derselben Rahmengeschichte in unterschiedlichen LTBs abgedruckt. Bei etlichen Fans stößt diese Praxis auf wenig Gegenliebe. Ein Grund dafür könnten die Hundertseiter gewesen sein, die ab 1974 auf den Markt kamen. Tatsächlich wurden in diesen etliche italienische Geschichten abgedruckt. Wenn nun aber eine dieser Geschichten in einem der zu übernehmenden Classici-Bände war, wurde sie oft ausgetauscht, da das LTB nur deutsche Erstveröffentlichungen enthalten sollte. So wurden die Geschichten Die geheimnisvolle blaue Grotte aus I Classici di Walt Disney (seconda serie) 8 für LTB 56 durch die Geschichte Donald als Champion ersetzt, weil Die geheimnisvolle blaue Grotte bereits in DD 31 erschienen war.

LTB 41, eines der beliebtesten LTBs mit dem Klassiker Die Verwandlung (© Egmont Ehapa)

Die Classici stellen hauptsächlich Nachdrucke alter Geschichten aus dem Topolino dar. Diese wurden also nicht in der Reihenfolge ihrer Entstehung abgedruckt. So wurde die Figur Gitta Gans unter anderem bereits in Band 22 der Classici (LTB 1) verwendet, obwohl ihre erste Geschichte, Der letzte Gulu-Gulu, erst in Band 52 der Classici (LTB 79) abgedruckt wurde. Für italienische Leser war das kein Problem, da sie die Geschichte ja bereits aus dem Topolino kannten, für deutsche Leser, die Gitta gleich ohne Einführungsgeschichte zu sehen bekamen, könnte das jedoch irritierend gewesen sein.

Zu den bestbewerteten Büchern zählen hier:

Auf dem letzten Platz dieser Phase ist die Ausgabe LTB 72 mit Platz 376. Bei der Inducks-Bewertung der LTBs ist LTB 53 auf Rang 1 dieser Phase, was daran liegt, dass hier einige Barks-Geschichten abgedruckt wurden. Diese sind aber im LTB nicht allzu gut bewertet worden, wohl da sie ummontiert sind und die Übersetzung nicht von Erika Fuchs stammt. Auch LTB 41 oder LTB 76 sind hier vorne, dieses Mal wegen des Fehlens schlechter Geschichten.[1]

Zwischenphase

Das Ende der ersten Phase ist schwer zu benennen. Bereits in den Bänden der 70er waren kaum mehr vollständige Rahmengeschichten enthalten, auch wenn die Classici immer noch als Vorbild dienten. Die Einschätzung, dass mit LTB 80 eine neue Phase begann, entspricht dem Sukkus einer Diskussion im Comicforum und kann darum kaum als klare Wasserscheide zu betrachten sein. LTB 79 war allerdings die letzte Komplettübernahme eines Classici-Bandes, und LTB 80 der erste Band, bei dem keine italienische Vorlage mehr erkennbar war. Ein gewisser Unterschied ergab sich daraus, dass ab 1981 keine Classici mit Rahmengeschichten mehr in Italien erschienen und deswegen auch keine Rahmengeschichten im deutschsprachigen Raum mehr abgedruckt wurden. Ehapa begann nun stärker, die Geschichten selber zu kompilieren, was dazu führte, dass nebst vielen Nachdrucken aus den Classici auch kurze Geschichten nicht-italienischer Künstler Eingang fanden. Das hing auch damit zusammen, dass die Seitenzahl der Classici inzwischen um 16 reduziert worden war und damit die Classici kein ganzes LTB mehr füllen konnten. Grafisch fanden jedoch noch keine weitreichenden Änderungen statt, weiterhin waren die Seiten abwechselnd s/w und farbig.

Viele Leser bewerten die LTBs dieser Phase schwächer als die der vorangegangenen. Die bestplazierten LTB waren hier:

LTB 108 – belegt mit Platz 446 den letzten Platz dieser Phase.

Hochphase

Diese Phase gilt bei sehr vielen Fans als absolute Blütephase des LTBs. Mit LTB 119 ist ein markanter Bruch wahrzunehmen. Die LTBs waren nun durchgängig vollfarbig und eine geniale Idee wurde jetzt umgesetzt: Man verband die Bücher erstmals durch einen durchgehenden Buchrücken, von LTB 119 bis LTB 165 (1987-1991), sodass die Leser zum Sammeln angeregt wurden. Man muss auch bedenken, dass der Comicmarkt zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gesättigt war. Viele Mangas wurden zu dieser Zeit noch nicht für den deutschen Markt übersetzt und die Konkurrenz veröffentlichte viel im Albenformat. Die Zeitschriften und auch damaligen Hundertseiter wurden remittiert, lagen also nur für einen sehr kurzen Zeitraum in den Handelsunternehmen auf, während die LTBs langfristig im Handel verfügbar waren und so auch die Sammelleidenschaft in vielen entfachte. Auch Nebenreihen gab es in dieser Zeit noch keine, nur Nachdrucke wie Disneys beste Comics oder Mammut Comics, die aus remittierten Büchern bestanden.

Donald, Micky & Co waren zu dieser Zeit omnipräsent, egal ob in Kinder Überraschung als Steckfiguren[2][3][4], auf Fantadosen, die Kurzfilme im TV oder in anderen Formen. Dazu kam, dass Ablenkungen wie Videospiele, das Internet & Co noch nicht erfunden waren, oder noch in den Kinderschuhen steckten und somit unerschwinglich für die meisten waren, während die preiswerten Comics von Kindern und Jugendlichen geliebt wurden. Der Verlag hatte hier beispielsweise mit der Micky Maus eine Millionenauflage. Das war in einer Zeit bevor viele Buchhandlungen schließen mussten und Printmedien an Reiz verloren hatten. Doch das alleine war nicht ausschlaggebend dafür, dass diese Phase so hoch angesehen ist. Es lag an den Geschichten und deren Zusammenstellung.

Das Konzept, Duck- und Mausgeschichten in einem Buch zu veröffentlichten war zwar aus den Hundertseitern bekannt, in der Form aber quasi neu. Die Buchtitel bezogen sich meist auf eine Geschichte. Die Einbände wurden von der monotonen Farbgebung auf eine vielschichtigere umgestellt und nahmen auf die Titelgeschichte Bezug.

Was die Geschichten betrifft, so wurden vorweg lange Geschichten gebündelt abgedruckt. Besonders zu nennen sind hier wohl Die Ducks vom Winde verweht (LTB 117), Seoul 1988 - Olympisches Fieber (LTB 130), Das Geheimnis der Silberleuchter (LTB 143) und Der Tierkreisstein (LTB 156 und LTB 157). Dieses häufige Abdrucken könnte auch wieder an den damals weit verbreiteten und kurz vorher sogar wöchentlich erschienen Hundertseitern liegen: In denen wurden überwiegend kurze Geschichten abgedruckt, die somit für das LTB nicht mehr in Frage kamen, die langen Geschichten blieben also für das dickere LTB übrig.

Auch der Genre-Mix machte das Lesen für viele zu einem unvergesslichen Abenteuer. Da waren lange Abenteuergeschichten, die Phantomias-Geschichten waren rar gesät, kreativ sowie spannend und liefen noch nicht nach einem gewissen Schema ab. Und statt seichter Gagstorys gab es viele Literaturadaptionen, die die jungen Leser an Weltliteratur heranführte oder regelmäßig Zeitmaschinen-Geschichten, die den jungen Lesern die Weltgeschichte näher führten. Viele interessante Figuren wie Indiana Goof, Quacky, Bubble Billy oder Hubert Bogart brachten frischen Wind in den etwas angestaubten Comicalltag. Viele Geschichten nahmen sich noch richtig Zeit sich zu entwickeln und den Spannungsbogen aufzubauen, eine ganz andere Riege an Zeichnern und Autoren war hier am Werk und Künstler wie Romano Scarpa, Giorgio Cavazzano, Massimo de Vita, Sergio Asteriti, Guido Scala oder Bruno Concina fanden regelmäßig ihren Platz und werden heute daher hochgeschätzt. Dazu kamen viele hochwertige Serien wie Kampf der Galaxien, die Asgardlandsaga, Es war einmal in Amerika, Die Erzählungen des Edgar Allan Maus und noch viele weitere, die noch heute gerne gelesen werden.

Zeichnerisch wurden diese LTBs von Romano Scarpa, Giovan Battista Carpi und dann vor allem Giorgio Cavazzano und Massimo De Vita geprägt. Viele der bestbewerteten Geschichten der letzten drei Zeichner wurden in dieser Phase abgedruckt. Für die Texte zeichnete sich immer mehr Giorgio Pezzin verantwortlich, der neben Martina zu den besten italienischen Autoren zählt.

So ist es kaum verwunderlich, dass lange Zeit von den zehn besten LTB neun aus dieser Phase stammten. Daher wird diese Phase gerne als „Goldene Ära“ des Lustigen Taschenbuchs[5] bezeichnet.

Die Asgardland-Saga, der erste Teil der Zeitmaschinen-Geschichten (der zwar nicht im LTB erschien, aber der Anfang einer beliebten Serie war) sowie die Monumentalwerke Paperolimpiadi und Das Geheimnis der Silberleuchter, die in dieser Phase das LTB prägten (alle Bilder © Egmont Ehapa)

Die besten Bücher im Überblick:

LTB 155 – belegt mit Platz 470 den letzten Platz aus dieser Phase. Auch bei den Inducks-Bewertungen sind die LTBs hier ganz vorne, allen voran LTB 124 wegen der sehr gut bewerteten Asgardland-Saga. LTB 130 hingegen ist zwar weit vorne, aber nicht ganz, da im Inducks alle Geschichten gleich gewichtet werden und so das 250-seitige Meisterwerk Paperolimpiadi von Scarpa genausoviel zählt wie der siebenseitige Lückenfüller, sodass der Durchschnitt sehr weit herunter gezogen wird.[1]

Phase der Egmont-Eigenproduktionen

Kaschperlmicky, bei vielen Fans sehr unbeliebt (© Egmont Ehapa)

Die Phase ab etwa dem LTB 230 ist von zunehmenden Eigenproduktionen Egmonts geprägt. Zwar gab es bereits davor einige Eigenproduktionen im LTB (die erste war in LTB 187), aber sie stellten fast immer Ausnahmen dar. Bis zu den 230ern waren die italienischen Geschichten absolut dominierend. Das änderte sich nun und auch schlechtere dänische Geschichten wurden veröffentlicht. In vielen 200er-Bänden waren drei, manchmal auch vier dänische Geschichten enthalten. Nach einem Rausch an guten Geschichten und Büchern begann der schleichende Niedergang der Qualität. Es kamen weniger Mausgeschichten zum Abdruck, meist nur noch ein bis zwei pro Band, und zeitweilig fast ausschließlich solche aus dänischer Produktion. Gelungene Serien wie die Zeitmaschinen-Geschichten, Es war einmal in Amerika und die erst in LTB 268 gestartete Reihe Die Mauser-Chroniken, fanden immer weniger und irgendwann gar keinen Platz mehr.

Auch die Duck-Eigenproduktionen kommen oft nicht so gut an (hier Patient Donald Duck aus LTB 375[6] © Egmont Ehapa)

Ende der 1990er wurde in den dänischen Geschichten, bedingt durch das Eingreifen Byron Ericksons, das Konzept der Figur Micky Maus gänzlich geändert und der Kasperlmicky erschaffen. Als diese Geschichten dann den Einzug ins LTB schafften, war das Buch für viele Fans zeitweise kaum lesbar. Als Paradebeispiel gilt die wohl schlechteste Disney-Comic-Geschichte aller Zeiten: Angriff der Riesenpinguine. Doch auch die dänischen Duckgeschichten standen dieser oft um nichts nach. Eine ganze Reihe an Zeichnern und Autoren lösen bei manchen Lesern heute noch Schaudern aus. Dazu zählen die Künstler Shaws, McGreals, Bancells, Miguel oder Xavier Vives Mateu. Auch Andersen wurde von vielen immer stärker kritisiert, auch wenn seine ersten Werke durchaus gelungen waren und in der Hochphase des LTB publiziert wurden. Heute gilt das LTB 329 – „Unter Hypnose“ als das schlechteste LTB aller Zeiten.[7][8][9]

Ab den 230er-Ausgaben änderte sich das Cover markant. War es zuvor meist ein vergrößertes Panel aus der Titelgeschichte gewesen, wurde nun ein eigenes Cover von Josep Tello Gonzalez gezeichnet. Auch hier kam es also zu einer Egmont-Eigenproduktion, die von einigen Fans sehr kritisch aufgefasst wurde.

Angriff der Riesenpinguine in LTB 302, für viele der Höhepunkt des Tiefpunkts (© Egmont Ehapa)

Die Bücher jener Zeit erhielten kaum noch positive Resonanz. Geschichten, die heute noch positiv im Gedächtnis geblieben sind, sucht man lange. Dazu kam, dass die Geschichten immer kürzer wurden und die Bücher vorwiegend mit noch dazu meist unwitzigen Gaggeschichten befüllt wurden. Der Unmut zum Produkt LTB wurde über die Jahre immer stärker und so durfte sich der Chefredakteur Peter Höpfner viel Kritik von Fans anhören. Es wurde sogar eine Petition von Fans gestartet, die sich wieder den alten Micky wünschte. Das Problem dabei lag gar nicht in Deutschland, sondern in der Zentrale des Verlages, in Dänemark. Das LTB war keine rein deutschsprachige Publikation, sondern wurde schon seit langer Zeit in Dänemark für den skandinavischen Raum (außer Finnland) kompiliert. So wurde eine inoffizielle Produktformel eingeführt, die von etlichen Fans als Wurzel allen Übels wahrgenommen wird.[10]. Neben einer zwingenden Phantomias-Geschichte, nur noch einer Mausgeschichte, vorwiegend aus Dänemark, einer dänischen Titelgeschichte am Anfang (nur wenige LTBs hatten noch italienische Titelgeschichten) und oft auch einer am Ende, wurden die Geschichten auch immer kürzer. Masse statt Klasse war wohl nun die Devise, die auch dazu führte, dass in Deutschland immer mehr Nebenreihen auf den Markt kamen. Erst durch Interventionen der Leser änderte sich die Qualität langsam wieder. Etwa ab Mitte der 300er Ausgaben war eine leichte Verbesserung spürbar. Im Jahr 2007 verkündete Peter Höpfner, dass das Projekt Kurzhosenmicky eingestellt worden sei. Eine Erleichterung in den Foren war deutlich zu vernehmen. Das Ende dieser Phase ist nicht eindeutig zu deklarieren, LTB 345 eignet sich wohl recht gut dafür, da ab LTB 346 häufiger Geschichten von Casty gedruckt wurden. Laut Statistik folgten aber noch viele weitere schlechte LTBs.

Statistik:

Auch im Inducks sind die Bände hier größtenteils sehr weit hinten. Allerdings nicht alleine: Sie teilen sich die hinteren Plätze mit einigen aktuellen Bänden. Dennoch ist zum Beispiel LTB 302 auf dem vorletzten Platz.[1]

Neuere Entwicklungen

Nach dem Tiefpunkt folgte ein langsamer Aufschwung. Kleinere aber nicht unbedeutende Änderungen versprachen Besserung und den leidgequälten Lesern Linderung. So fand ein neuer Autor & Zeichner mit LTB 344 Einzug ins LTB: Casty, noch heute einer der beliebtesten Autoren, der dann ab LTB 346 häufiger anzutreffen war. Dänische Kurzhosen-Geschichten wurden seltener, dafür wurden die besseren italienischen Geschichten häufiger, unter anderem wie bereits erwähnt die von Casty, aber auch von anderen Autoren. Eine weitere Verbesserung war, dass regelmäßig klassische Geschichten von beispielsweise Scarpa oder Carpi abgedruckt wurden. Jedoch blieb die Produktformel bestehen, inzwischen allerdings um eine zweite Geschichte aus dem Maus-Universum, so gut wie immer ohne Micky selbst, erweitert. So wurden zwar Verbesserungen durchgeführt, aber die Qualität von früher nie mehr erreicht. Die schwankende Qualität und Verkürzung der italienischen Geschichten, ist wohl auch dem Wechsel des italienischen Verlages geschuldet. Mondadori verlor bereits 1988 die Lizenz an Disney Italia. In den folgenden Jahren wechselten häufiger sowohl Umfang als auch Chefredakteur. Spätestens unter der Leitung von Claretta Muci (2000-2007) ist zu beobachten, dass die italienischen Geschichten zahlreicher, aber im Schnitt wesentlich kürzer wurden.

Der Aufschwung blieb über einige Jahre gleichmäßig, neben den vorher genannten Verbesserungen wurden auch neue Serien wie DoppelDuck ab LTB 384 eingeführt. Es sollte aber noch Jahre dauern, bis gelungene Serien wie Mickys Kunstgeschichte, Die Legende des ersten Phantomias oder Kampf der Zauberer auch im deutschen Sprachraum veröffentlicht wurden. Die Geschichten wurden wieder besser und durch den Austausch mit den Fans konnte Peter Höpfner einige Vorschläge umsetzen und sogar Wunschgeschichten abdrucken.

LTB 360 mit der Casty-Geschichte Spiel auf Zeit und sogar einem dazugehörigen Cover war eines der ersten Vorzeichen für bessere Zeiten. In LTB 384 startete die Serie Agent DoppelDuck und in LTB 453 Die Legende des ersten Phantomias. LTB 525 schließlich ist mit dem Monumentalwerk Ein gefährlicher Gegner ein gutes Beispiel für LTBs mit langen Geschichten in der neuen Zeit (alle Bilder © Egmont Ehapa)

Womit der Verlag aber stark zu kämpfen hatte (was auch der zentralen Kompilierung in Dänemark geschuldet ist) war, dass die Reihenfolge von Geschichten teilweise willkürlich passierte. So tauchen plötzlich Figuren auf, deren Einführungsgeschichte dann erst auf Wunsch der Fans in einer der unzähligen Nebenreihen veröffentlicht wurde - zum Beispiel Tabea Trifftig oder den Maskierten Maler. Auch mit durchgehenden Namen bei Figuren hat es der Verlag nicht so (so wechselt der Name einiger Figuren ständig, zum Beispiel bei Bruno Smart oder Peter Plauder). Zwar war es auch in früheren Phasen dazu gekommen, dass die Einführungsgeschichte einer Figur erst später nachgedruckt wurde (so beispielsweise bei Gitta Gans), damals allerdings ohne größere Einflussmöglichkeiten der damaligen Redaktion (siehe oben im Abschnitt „Phase der Classici“).

Die Verbesserungen jedoch etablierten sich, so wurde eine zweite Mausgeschichte eingeführt – meist jedoch ohne Maus, sondern mit Nebenfiguren wie Kommissar Hunter, Inspektor Issel oder Steinbeiß. Am deutlichsten merkte man die Verbesserung hinsichtlich der Mausgeschichten, da kaum noch dänische Kurzhosenmicky-Geschichten Einzug ins Buch fanden. Um Band 400 herum waren die vorproduzierten Geschichten mit Kaschperlmicky schließlich aufgebraucht – da schon länger keine neuen Geschichten mehr produziert wurden, war somit die Kaschperlmicky-Ära im LTB zu Ende. Die Kurzhosenmaus findet sich seitdem nur noch bei Jubiläumsgeschichten oder in Nebenreihen wie dem LTB Spezial. Der Abdruck der klassischen Geschichte hingegen wurde mehr oder weniger wortlos abgeschafft. Die Produktformel blieb, auch die dänische Eröffnungsgeschichte blieb bestehen. Dies war auch deshalb notwendig, weil der Verlag immer stärker dazu überging, die LTBs an aktuelle Ereignisse, etwa Sport, Filmpremieren oder ähnliches, anzupassen und auch eigentlich dafür unpassende Geschichten in dieses Raster zu zwängen. Ein Beispiel dafür ist LTB 376, bei dem eine drei Jahre zuvor ersterschienene Indiana-Goof-Geschichte an die Filmpremiere eines Indiana-Jones-Filmes angepasst wurde. Ab den 400ern fuhr Egmont die 3-Reiher-Produktion jedoch runter, seitdem werden nur noch ein gutes Dutzend Geschichten pro Jahr produziert, was etwa einer Geschichte pro Band entspricht.

Wiederholt änderte der Verlag die deutschsprachigen Titel der Eröffnungsgeschichte, um sie wohl für Leser ansprechender – und damit kaufbarer – zu machen, was mehrfach zu Unstimmigkeiten führte. In LTB 374 wurde die Titelgeschichte Donald blickt durch genannt, obwohl Daisy in der Geschichte die Hauptfigur ist und Donald mehrfach nicht durchblickt (der Originaltitel lautet Tough Amateur). Spätere LTBs bekamen Titel wie Das Geheimnis meines Erfolgs oder Das Geheimnis des Schlauen Buchs, obwohl die Leser lange nach gelüfteten Geheimnissen suchen konnten. Ein besonderer Qualitätsabfall der Geschichten ist meist in den Sommermonaten zu bemerken. So werden die Sommer-LTBs, meist drei Ausgaben hintereinander, oft mit wenig anspruchsvollen Comics befüllt – und von einem typischen Sommerloch ist dann die Rede. Viele LTBs haben etwa 10 bis 13 Geschichten, die damit alle so kurz sind, dass sie kaum längere Handlungsbögen entwickeln können und daher auch selten den Lesern länger im Gedächtnis bleiben.

Jedoch wurden einige Verbote aufgehoben. So durfte auch Primus von Quack wieder in Geschichten auftauchen und Das Schwarze Phantom ohne seinen Umhang als Plattnase erscheinen, was der Vielschichtigkeit der Geschichten guttat. Der Verlag versuchte nun, gute Geschichten, die in der Hauptreihe nicht erscheinen durften, vermehrt in Nebenreihen abzudrucken – so weit dies möglich war, denn viele Nebenreihen waren auf Themenbände mit spürbarem bis teilweise ausschließlichem Nachdruckanteil ausgelegt. So begann Mitte und Ende der 2000er ein enormer Anstieg der Nebenreihen. Das wird zwar von den meisten Fans sehr kritisch wahrgenommen und häufig wird auch darüber gescherzt oder über Kannibalismus durch zu viele Reihen gesprochen, jedoch ist das eine typische Marktverdrängungsstrategie. Dadurch soll der Mitbewerb kurzgehalten werden. Der Vorteil für die Leser ist es, so in das Lesevergnügen vieler ausgezeichneter Geschichten zu kommen, die sonst wohl nie im deutschsprachigen Raum erhältlich gewesen wären. Jedoch werden viele Bücher auch mit belanglosen Gaggeschichten befüllt, womit auch wieder ein Qualitätsvakuum erzeugt wird. 2013 trat dann Finnland aus der LTB-Gemeinschaftsproduktion aus, sodass einige zuvor geblockter Geschichten (die bereits in finnischen Nebenreihen erschienen waren) nun doch ins LTB kommen konnten, wie beispielsweise Dr. Maus, schließlich in LTB 517 erschienen. Eine spezielle Ausgabe, die vielen besonders gut in Erinnerung geblieben ist, war das LTB 452[11] – Platz 45 in der Topliste. Hier wurde die Produktformel aufgehoben und mit Alle gegen einen von Francesco Artibani und Alessandro Perina eine extrem lange Geschichte abgedruckt.

Während der arme Bruno Smart (bzw. Maxi) noch immer auf eine einheitliche Namensgebung wartet, wartet das LTB mit griffigen und verlockenden Titeln wie „Das Geheimnis meines Erfolgs“ auf – bloß dass man im Zugehörigen LTB 530 vergeblich nach gelüfteten Geheimnissen von Dagoberts Erfolg sucht! Auch die Serie Donald Quest wurde nicht allzu gut aufgenommen. In LTB 544 hingegen versucht der Verlag wie so oft, an ein aktuelles Ereignis oder eine beliebte Serie (hier The Fast and Furious) anzuknöpfen (alle Bilder © Egmont Ehapa)

Wesentliche Änderungen in der letzten Zeit sind die Einführung neuer Serien, die global in Auftrag gegeben werden, wie zum Beispiel Donald Quest ab LTB 528. Diese Serie stieß auf wenig Gegenliebe und wurde abgesehen vom Artwork zerrissen. Sie erstreckte sich 2020 über mehrere Bücher, ihr Ende wurde herbeigesehnt. Leser fragten sich, wieso die Serie nicht in eine Nebenreihe wie der (allerdings bislang Kampf der Zauberer vorbehaltenen) LTB Collection ausgelagert wurde. Bei anderen gleichwertigen Serien tat man dies und kreierte in Deutschland die neue Reihe LTB Premium +. Nach über drei Jahren Pause (40 Büchern) schaffte es auch die Serie Die Legende des ersten Phantomias endlich wieder in die Hauptreihe, aber auch erst nach einigem Intervenieren der Leser. Wieso so eine lange Pause gemacht wurde, ist bis heute nicht klar. Dazu schafften es in LTB 537 und LTB 540 zwei Zeitmaschinen-Geschichten ins LTB.

Dänische Geschichten werden inzwischen häufiger durch Andrea Ferraris gezeichnet, was insbesondere bei den Fans, die nie mit Andersen grün geworden sind, für etwas Erleichterung sorgt. Ein weiterer Punkt, den man berücksichtigen muss, ist, dass viele Altmeister und Künstler mittlerweile ihren Ruhestand angetreten haben oder verstorben sind. So sind nur noch wenige Geschichten dieser Größen wie zum Beispiel Massimo De Vita, der nun im Ruhestand ist, zu erwarten. Ebenso haben sich die Methoden verändert, das Zeichenbrett weicht häufiger den Rechnern. Die graphischen und optischen Unterschiede sind teilweise enorm. Allerdings gibt es Zeichner der neuen Generation, die das Niveau wieder erheblich heben. Beispiel dafür ist Paolo Mottura, der einen sehr modernen Zeichenstil hat und als einer der besten Zeichner der letzten Jahre gilt.[12]

Ende 2020 wurde bekannt, dass der – nun ehemalige – Chefredakteur Peter Höpfner nach 20 Jahren das Unternehmen verlässt. Höpfner blieb allerdings weiterhin als Berater über ein eigenes externes Unternehmen aktiv, sodass sich das Lustige Taschenbuch dadurch in redaktioneller Hinsicht vorerst nicht allzu sehr änderte. Einen größeren Einfluss auf die Zukunft der Reihe dürfte wieder einmal die Produktion in Italien sein. Tatsächlich hat das Topolino 2018 einen neuen Chefredakteur bekommen, Alex Bertani, der das Magazin und somit den Großteil der Comicproduktion für das Lustige Taschenbuch in eine völlig neue Richtung führt. Anstatt einzelner, in sich abgeschlossener Geschichten wird nun vermehrt auf lange, episodische Storys und ein zusammenhängendes Universum mit etlichen Querverweisen und verschiedenen fortlaufenden Handlungssträngen gesetzt. Das stellt die Redaktion vor eine ganz neue Herausforderung: Viele Geschichten können nun nicht mehr in einer willkürlichen Reihenfolge veröffentlicht werden, sondern sollten der Veröffentlichungsweise in Italien folgen, um die Handlungsstränge logisch wiederzugeben und den Leser nicht zu verwirren. Das wurde leider zumindest bisher nur teilweise umgesetzt: Einige Stränge wie die Geschichten rund um den Phantomias in modernen Zeiten, Mr. Vertigo oder die Dieter-Fieselschweif-Geschichten von Marco Nucci werden nicht in der richtigen Reihenfolge und teilweise unvollständig abgedruckt, sodass logische Zusammenhänge und Verweise verloren gehen und nicht verstanden werden können. Wie die deutsche Redaktion langfristig mit diesen Entwicklungen umgehen wird, wird sich erst noch zeigen und vieles wird erst in ein paar Jahren richtig zu beurteilen sein.

Im Inducks sind Bewertungen der aktuellen Bände zu finden. Hier schneiden zwar einige Bände recht gut ab (zum Beispiel natürlich LTB 452 in den Top 100), aber sehr viele Bände sehr schlecht (zum Beispiel LTB 441 auf dem letzten Platz). Das ist insofern bemerkenswert, dass diese Bände von deutschen Fans oftmals als gar nicht so schlecht empfunden wurden. International jedoch sind einige Geschichten durchgefallen (im Inducks bewerten Fans aus der ganzen Welt), sodass die Bewertung drastisch sinkt. LTB 441 zum Beispiel wurde in Deutschland unter anderem wegen einer Geschichte von Casty recht wohlwollend bewertet, international fiel es jedoch wegen anderer schlechter Geschichten durch. So kommt es, dass es in der deutschen LTB Topliste mit Rang 204 eine recht gute Platzierung hat, im Inducks aber auf dem letzten Platz landet.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

Sämtliche angegebenen Bewertungen basieren auf der ehemaligen Webseite www.lustige-taschenbuecher.de – Datenstand April 2017 (LTB Topliste).