Schreie der Verlorenen

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Us-Poster ohne Verwendung des Disney Namens (© Disney)

Schreie der Verlorenen (Originaltitel: The Watcher in the Woods) ist ein 1980 veröffentlichter Spielfilm aus dem Hause Disney. Er basiert auf dem Roman A Watcher in the Woods von Florence Engel Randall.

Der Film ist unter Fans als ein besonders untypischer Disney Film bekannt, sowie für seine zahlreichen Neudrehs, Handlungsneuentwürfe und weitere Änderungen im Laufe der Produktion.

Handlung

Die junge Familie Curtis sucht ein neues Anwesen. Als sie ein altes, britisches Anwesen besichtigt verliebt sie sich sofort in den altertümlichen Charme des Schlosses und beschließt den Kauf. Die Besitzerin des Anwesens, Mrs. Aylwood bemerkt eine gewisse Ähnlichkeit zu ihrer eigenen Tochter sowie etwas ganz Besonderes an der Jugendlichen Jan Curtis. Diese fühlt sich bald darauf sehr unwohl in der Nähe von Mrs. Aylwood. Zudem passieren Jan unerklärliche und seltsame Dinge. So implodiert ein Fenster mit Blick auf den anliegenden Wald, das sie berührt. Außerdem sieht sie seltsame Erscheinungen in ihrem Spiegelbild. Dennoch zieht die Familie in das alte englische Haus ein. Bald darauf erfährt sie von einem mysteriösen Vorfall in einer Kirche vor dreißig Jahren, bei dem ein junges Mädchen namens Karen verschwand. Jan vermutet, dass all dies etwas miteinander zu tun hat und entscheidet sich dazu, dem auf den Grund zu gehen. Ihre jüngere Schwester schreibt bald darauf beim Kauf einer Katze wie von fremder Hand gesteuert den Namen „Karen“ in Spiegelschrift an ein Fenster. Jan bekommt durch dieses Ereignis zunehmend Angst und beschließt, herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist. Mit der Zeit erfährt sie, dass Karen Aylwood während eines Initiationsritus für eine Gruppe befreundeter Jugendlicher urplötzlich verschwunden ist. Also versucht Jan, die Beteiligten zusammen zu trommeln und den Ritus mit ihr an Karens Stelle zu wiederholen. Doch dies erweist sich als sehr schwer, da sowohl Mrs. Aylwood als auch die mittlerweile erwachsenen Freunde Karens Angst davor haben, diese Tat zu wiederholen.

Produktionsgeschichte

Die Idee für einen düsteren Film

Schreie der Verlorenen ist Teil von Disneys „Dark Age“ zwischen den letzten Erfolgen mit Familienfilmen und der Gründung von Touchstone Pictures. In den späten 70er und frühen 80er Jahren entwickelte sich der Geschmack des Publikums zu „erwachseneren“ Filmstoffen wie Gruselfilmen, Thrillern und Sci-Fi. Um dem Disney Studio wieder größere Erfolge zu ermöglichen entschied sich Disney Präsident Ron Miller dazu, Filme mit einer PG Freigabe (=Begleitung der Eltern empfohlen) zu produzieren, die allesamt ein älteres Publikum ansprechen sollten.

Cover der US Disney DVD (© Disney)

Der erste Film dieser Art war Das schwarze Loch und Schreie der Verlorenen war als zweiter geplant. Zurück geht die Idee zu diesem Film auf Tom Leetch, der noch unter Walt Disney selbst an Mary Poppins arbeitete. Er schlug Ron Miller eine Verfilmung von A Watcher in the Woods vor, mit der Begründung: „Das könnte unser Exorzist werden.“. Miller willigte ein, woraufhin Brian Clemens eine Drehbuchadaption des Romans verfasste.

Der Disneyführungsetage jedoch war diese Fassung zu düster, weshalb sie erst von Rosemary Anne Sisson und im Juli 1979 von Gerry Day umgeschrieben wurde.

Auch während der Produktion wurde der Ton des Films weiter herabgesetzt. So wird mehrfach davon berichtet, wie Ron Miller während der Produktion den Dreh einer Szene unterbrach und harmlosere Alternativen vorschlug. Sogar eine Szene, in der die Hauptdarstellerin eine Ohrfeige bekam wurde auf Verlangen Millers umgeändert (in der Fassung für den Film wird sie bei den Schultern gepackt und geschüttelt). Dies führt zu zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen Miller und Leech auf dem Filmset, während der Regisseur John Hough unbeteiligt zusah.

Die Endsequenzen

Das geplante Ende

Jan sollte im ursprünglich geplanten Ende dem furchteinflößenden Wächter, der dem Film im Original seinen Titel gibt, begegnen. Dieser sollte sie in die Kirche führen. Von dort aus beamte er sich mit Jan in sein Raumschiff, mit welchem sie in eine Alienwelt fliegen, wo Karen in einem Prisma gefangen war. Diese Szenen waren sehr effektlastig, weshalb sie nie vervollständigt wurden, da Disney den Film zum 50. Filmjubiläum von Bette Davis, die Ms. Aylwood spielt, veröffentlichen wollte, was aber nicht funktioniert hätte, wenn man die gesamte Szene vervollständigen wollte.

Erste Kinofassung

Am 17. April 1980 erlebte Schreie der Verlorenen seine Weltpremiere als so genannte „Sneak Preview“ in New York City. Die Version des Films, die dort den Filmkritikern gezeigt wurde lief eine Zeit lang auch in anderen Kinos, wo der Film ebenfalls als „Sneak Preview“ gezeigt wurde. In dieser ersten Kinofassung erschien der so genannte Wächter und entführte Jan aus der Kirche. Nach einer Nahaufnahme des fauchenden Wächters folgte eine Schwarzblende. Daraufhin folgte eine Szene, in der Jan ihrer Schwester Ellie einige Sachen erzählt, die der Zuschauer nicht gesehen hat. Außerdem taucht die gealterte Karen wieder auf. Diese Endsequenz ist eine umgeschriebene Fassung des geplanten Endes, in der Jans Erklärungen die „Other World Sequenz“ ersetzen. Da sich viele Kritiker über das mangelnde Ende beschwerten nahm Disney den Film aus dem Umlauf und versprach Neudrehs, um dem Film ein „richtiges Ende“ zu geben.

Zweite Kinofassung

Nach 152 unterschiedlichen Vorschlägen für das Ende entschied sich Disney dazu, den Film wie folgt enden zu lassen: Der Wächter wird in dieser Fassung weniger bedrohlich und mehr als ein Übernatürliches Wesen dargestellt. Jan, ihre Schwester und die drei Jungs, die den Vorfall vor 30 Jahren mit Karen erlebt hatten sollten einen Ritus wiederholen, der sie zurückholen sollte. Ein Unwetter innerhalb der Kirche wird ausgelöst, weshalb das Vorhaben beinahe scheitert. Doch schließlich kann Karen wieder in unsere Welt zurückkehren. Diese Fassung hatte am 7. Oktober 1981 Premiere und ist die offizielle Version des Films.

Publicity und Rezeption

Warnung für Eltern in einem Trailer (© Disney)

Um Disneys Absicht mit Schreie der Verlorenen einen düsteren, erwachseneren und untypischen Film für ein anderes Zielpublikum zu veröffentlichen zu unterstreichen wurden den Kinotrailern Texttafeln vorangestellt. Nachdem Walt Disney Productions eingeblendet wurde erschien der Text „This is NOT a fairy tale“ (= dies ist KEIN Märchen). Eine andere Texteinblendung warnte Eltern vor, dass sie den Film erst sehen sollten, bevor sie ihre Kinder mit ins Kino nehmen. Auch die erste Vorführung des Films soll Augenzeugen zu Folge sehr gut verlaufen sein. Das ausschließlich erwachsene Publikum erschrak regelmäßig, applaudierte und fieberte mit, bis das unvollständige Ende lief. Die Kritiker gaben sich in der folgenden Pressekonferenz irritiert und vermuteten, dass Disney einen Rückzieher gemacht habe. Auf die, für damalige Sehgewohnheiten, düsteren und schockierenden Szenen folgte ein Ende, das jeder verstehen kann, so dass auch Kinder in den Film können. Die Antworten der Verantwortlichen verwirrten das Publikum nur noch mehr. So wurde aus dem potentiellen Erfolg ein Flopp für Disney.

Anchor Bay-DVD-Veröffentlichung

Zusammen mit einigen anderen unpopulären Filmen erhielt der DVD Anbieter Anchor Bay die Rechte an der DVD Veröffentlichung von Schreie der Verlorenen. Als diese erfuhren, welche Produktionsgeschichte hinter dem Film steckte plante man dort ein aufwändiges 2 Disc DVD Set mit zahlreichen Specials zur Geschichte des Films, der Originalkinofassung von 1981 und einem Director's Cut, in welchem mit Hilfe von John Hough Szenen des eigentlichen Endes, die man im Disney Archiv fand, und extra für die DVD fertig gestellten Effekten die ursprünglich beabsichtigte Version des Films erstmals komplett veröffentlicht wird.

Disney allerdings wies Anchor Bay daraufhin, dass sie dazu nicht die Rechte hatten. So plante man wenigstens die erste Kinofassung und die zweite auf der DVD zu veröffentlichen, was ebenfalls untersagt wurde. Es folgten weitere rechtliche Streitigkeiten. Nach rund 4 Jahren veröffentlichte Anchor Bay den Film auf einer DVD. Neben der 1981 Kinofassung war auf ihr das Ende von 1980 und die (unfertigen) Sequenzen des unveröffentlichen „Other World“-Endes. Dazu befand sich auf der DVD ein Audiokommentar und ein 20 minütiges Special. Im Booklet zur DVD gab es weitere Informationen. Allerdings durfte Anchor Bay den Namen „Walt Disney“ nirgends auf der DVD und der Packung verwenden, weshalb man ihn auch aus den Trailern zu Schreie der Verlorenen auf der DVD entfernen musste.

Einige Zeit später veröffentlichte Disney den Film selbst neu, wobei nur die Trailer und die alternativen Endsequenzen von der Anchor Bay DVD übernommen wurden.

Stab und weitere Filmangaben

  • Länge: 84 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
Cover der Anchor Bay DVD (© Disney)

Weitere Filminformationen

  • Das Haus in dem Mr. Killer lebt ist auch das verfluchte Haus aus The Haunting.
  • Der erste Disney Film, für den eine Spezialeffektfirma engagiert wurden anstatt eigene Spezialeffekt-Fachmänner zu nutzen.
  • Der Film begann ursprünglich mit einem Prolog und einer anderen Titelsequenz. Ein junges Mädchen spielt im Wald mit ihrer Puppe, als von hinten der Wächter auf sie zu schleicht (gedreht aus der Perspektive des Wächters). Das Mädchen dreht sich zu ihm (bzw. der Kamera), rennt schreiend weg und lässt dabei ihre Puppe fallen. Die Puppe beginnt nach einem Knurren vom Wächter zu schweben und knallt gegen einen Baum, daraufhin fliegt sie wieder in die Luft und wird von einem blauen Lichtstrahl erfasst. Während der Titel eingeblendet wird beginnt das Gesicht der Puppe zu brennen, und während der Vorspann eingeblendet wird schmilzt es.
  • Da der Regisseur der neuen Endsequenz nur kurz an dem Film arbeitete, verbat die Gewerkschaft seinen Namen in Vor- und Abspann zu nennen.
  • Schreie der Verlorenen erwarb in den jüngsten Jahren einen Kultstatus in den Vereinigten Staaten.
  • Die Werbesprüche lauteten:
A masterpiece of suspense!
It was just an innocent game until a young girl vanished... for thirty years.
It is not a fairy tale.
Something is watching. Something unknown.
The most legendary monster of all can now be seen for the first time.
As you've never seen it before!
What can't be explained must be explored.

Weblinks

Dark Ages

Weitere Informationen über die Produktion

Review bei www.ultimatedisney.com