Der große Zerstörer

Aus Duckipedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der große Zerstörer
Master Wrecker
Erstveröffentlichung: September 1962
Entstehungsdatum: 9. Februar 1962
Storycode: W WDC 264-01
Story: Joe Cowles und
Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 10
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: Micky Maus Magazin 31/1963
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks

Ind.PNG Infos zu Der große Zerstörer

beim I.N.D.U.C.K.S.

Der große Zerstörer (engl. Master Wrecker) ist eine von Carl Barks im Jahr 1962 gezeichnete und getextete Comicgeschichte, das Skript dazu stammt von Joe Cowles. Donald betreibt als Meister seines Fachs mit großem Erfolg ein Abrissunternehmen und meistert auch die größten Herausforderungen. Doch am Ende ist es eine winzige Fliege, die ihn ein großes Unglück verursachen lässt.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Donald hat Talent… (© Egmont Ehapa)
„Da preist man uns die Werke großer Baumeister! Aber was ist das schon gegen die Taten der großen Zerstörer? Denn die Weltgeschichte ist eine Geschichte der Zerstörung, und nur die Zerstörer sind unsterblich…“
Dr. Erika Fuchs, frei nach Carl Barks

In seinem neuesten Beruf ist Donald sehr glücklich. Er betreibt ein Abbruchunternehmen und ist ein wahrhaft talentierter Zerstörer. Bereits am frühen Morgen steigt er, schnaubend vor Zerstörungswut, aus seinem Bett und macht sich nach einem kräftigen Frühstück voller Tatendrang auf, um abzureißen, abzubrechen, abzubauen und abzustauben.

…und arbeitet maßgenau! (© Egmont Ehapa)

Kostproben seines Könnens bekommt der Leser der Geschichte auch gleich ausgiebig vorgeführt. Erst reißt Donald die alte Scharnhorst-Schule ein, direkt danach ist eine ehemalige Ziehharmonika-Fabrik an der Reihe. Für Donald kein Problem, selbstsicher meistert er beide Aufträge mit Bravour. Doch dann kommt eine wahre Herausforderung: Der Meister soll das alte Soldatenfort Fliegentrutz an der Klippe abreißen. Nach Möglichkeit soll der ganze Bau am Stück einfach ins Meer rutschen. Stunde um Stunde hämmert Donald mit seiner Abrissbirne gegen das scheinbar unzerstörbare Fort. Doch die Festung ist nicht klein zu kriegen – Donalds Abrissbirne aber schon. Bereits zwei davon haben das Zeitliche gesegnet, es ist nur mehr ein erbsengroßes Stück davon übrig. Also verlegt sich Donald auf eine andere Taktik und untersucht Fort Fliegentrutz ein wenig genauer. Und siehe da, das stundenlange Bearbeiten hat anscheinend doch einen Effekt gehabt. Die alte Festung hängt nur noch minimal auf der Klippe fest. Was noch zu erledigen ist, stellt ein Kinderspiel dar. Donald erledigt die Sache stilsicher mit einem Blasrohr. Er pustet das erbsenartige Restlein seiner Abrissbirne gegen die richtige Stelle der Festung und gibt ihr so den Gnadenstoß. Fort Fliegentrutz stürzt mit Karacho ins Meer, der Auftrag ist erledigt!

Für diese Meisterleistung wird Donald in Entenhausen fast schon wie ein Held gefeiert. Er kann sich vor Kundschaft kaum mehr retten, es werden ihm Unmengen an Aufträgen angeboten. Doch neben vielen Bewunderern hat er sich auch Feinde gemacht. Fort Fliegentrutz trug seinen Namen nicht zu Unrecht, denn der alte Bau war die Heimat vieler Tausend Stubenfliegen. Und eine davon ist ein wenig intelligenter als die anderen – und zudem sehr rachsüchtig. Als Donald den Auftrag erhält, eine Villa in der Parkstraße 78 einzureißen, macht er sich sogleich ans Werk. Wie sich zeigt, handelt es sich um den Entenhausener Herren-Klub, ein Gebäude, das eigentlich noch recht gut in Schuss ist. Doch das tut für den Abrissmeister nichts zur Sache – Auftrag ist Auftrag, also legt er los. Im Inneren des Klubs herrscht aber voller Betrieb. Die Mitglieder sind bei Beginn des Abrisses erschrocken und flüchten in den Keller, sie vermuten ein Erdbeben oder einen Angriff von Außerirdischen. Die Kunstwerke krachen aus den Regalen und die Jagdtrophäen fallen von den Wänden, allgemeines Chaos bricht aus. Nachdem Donald das Haus fertig zerlegt hat, ist die Verwunderung groß. Als er sich die Auftragsbestätigung noch einmal anschaut, schwirrt hämisch kichernd die Fliege davon – sie hatte sich auf das Formular gesetzt und aus der Hausnummer 18 eine 78 gemacht.

Familie Duck zieht es wieder einmal vor, Entenhausen fluchtartig zu verlassen. Am Ende sieht man, wie Donald in der Antarktis mit einem Eispickel Iglus einreißt. Die Pinguine sind begeistert von seinem großen Talent.

Hintergrund[Bearbeiten]

Die kleine Davliege siegt über den großen Doniath… (© Egmont Ehapa)

Gleich zu Beginn der Geschichte Der große Zerstörer bekommt der Leser eine Kostprobe davon, wie gut und talentiert Donald Duck sich in seinem neuesten Beruf macht, vergleichbar mit Donald, der Haarkünstler oder Donald hat Geheimnisse. In unzähligen Berufen hat Donald bereits versagt – als Zerstörer scheint er seine wahre Bestimmung gefunden zu haben. Doch sein Pech holt Donald in Form einer Fliege ein – und eine seiner üblichen Katastrophen nimmt ihren Lauf. Aus diesem Grund wird Der große Zerstörer gern als Beispiel für das eigene Genre der Meister seines Fachs-Geschichten herangezogen. Bereits neun Jahre zuvor schuf Carl Barks mit Der Regenmacher eine ähnliche Berufsgeschichte, in der Donald zuerst sein Können unter Beweis stellt. Dieses Mal ist es allerdings Donalds Pech und nicht sein ungezügeltes Temperament, was am Ende für eine Katastrophe sorgt.

Ein weiteres klassisches Element, das seit Barks von vielen anderen Autoren regelmäßig aufgegriffen wird, ist Donalds Flucht am Ende der Geschichte. In typisch comichafter Übertreibung verlegt Donald seinen Firmensitz diesmal sogar an den Südpol.

Analyse[Bearbeiten]

Im Vergleich zu Der Regenmacher aus dem Jahr 1953 hat Der große Zerstörer einen leichteren, komödiantischeren Ton. Das steht im Widerspruch zu dem zentralen Thema der Geschichte, nämlich der kontrollierten, „sicheren“ Gewalt, hinter der wiederum bestimmte soziale Absichten stehen. So wird der abbruchauftrag an Donald von einer offiziellen Stelle erteilt und von diesem mit unerwarteter Präzision ausgeführt. Die auf dem Tisch wie umgefallene Dominosteine verstreuten Bücher verbreiten allein durch ihre Titel eine gewisse Atmosphäre von Gewalt („Der Untergang Roms“, „Die Zerstörung Kathargos“, „Der Sturz Trojas“). Donalds Belesenheit und ein paar Takte Haydn deuten auf die künstlerische Seite seines Handwerks hin. Seine außerordentliche Koordinationsfähigkeit wird durch die gezielte Vorführung im Erbsenschießen mit dem Blasrohr verdeutlicht.

Andererseits aber lassen Donalds gieriges Hinunterschlingen des Frühstücks und seine kleine Attacke auf den Briefkasten auf ein nur oberflächlich gezügeltes Temperament schließen.[1] Schließlich lässt sich die Gewalt nicht mehr im Zaum halten und der Abbruch von Fort Fliegentrutz ist ein erstes Anzeichen dafür, dass es Kräfte gibt, deren Beherrschung niemals gelingen wird. Donald zerstört nicht nur das Fort, sondern hinterlässt auf dem gesamten Gelände, auf dem eigentlich ein Strandpark gebaut werden sollte, eine riesige, klaffende Wunde in der Landschaft.

Ironischerweise handelt es sich bei Donalds Aufträgen für den Abriss um Symbole gesellschaftlicher Autorität: eine Schule, eine Fabrik, ein Fort. Anscheinend verdrängt die gesellschaftliche Höflichkeit den Gedanken an brutale Gewalt und zieht es vor, ihr Hauptaugenmerk auf die künstlerischen Fähigkeiten des „großen Zerstörers“ zu werfen. Dieser reduziert die Gebäude auf fein säuberlich angeordnete Haufen wiederverwertbarer Teile[2] , anstatt sie anarchisch in die Luft zu sprengen.

Die Stadt fördert nicht nur Donalds Destruktivität, sondern verhilft ihm auch noch zu einem gesellschaftlichen Status, der allenfalls illusorisch ist. Denn obwohl Donald anlässlich eines Festzugs in der Limousine des Bürgermeisters kutschiert wird, bleibt er als Auftragnehmer einer Rechenschaft schuldig. „Würde er tatsächlich den Spitzen der Gesellschaft Entenhausens angehören, wäre er Mitglied im Herren-Klub und würde sich nicht mit harter körperlicher Arbeit außerhalb dieser elitären Kreise sein Leben verdingen.“ [3]

Und so schnell, wie Donald seinen hohen Status erreicht, wird er ihn alsbald auch wieder los, nachdem das Vertrauen in ihn durch die Zerstörung des Klubs erschüttert wurde. Um von eigener Schuld abzulenken, wird ausschließlich mit dem Finger auf Donald gezeigt. Der „große Zerstörer“ übt seinen Beruf weiterhin aus – allerdings am Südpol, wo er den Abriss von Iglus mit derselben fröhlichen Geschicklichkeit ausführt. Aus der Wertschätzung der Pinguine erwächst auf eine Art und Weise noch eine Harmonie zwischen Donald und der Natur.

Trivia[Bearbeiten]

  • Die Darstellung von Donalds Abrissarbeiten erinnert in ihrer überspitzen Art ein wenig an einen klassischen Cartoon.
  • Fort Fliegentrutz heißt bei Barks Fort Indomitable, also wörtlich „Unbezwingbare Festung“. Die Parkstraße ist im Original die Plush Avenue, und der gediegene Herren-Klub wurde von Barks Top Brass Club getauft.
  • Das Skript zu dieser Geschichte stammt von Joe Cowles. Er verwendete einen früheren Barks-Gag in dieser Geschichte erneut: Eine Fliege, die eine Zahl verfälscht, gab es nämlich bereits 1951 in der Geschichte Der Schlangenbeschwörer. Damals wurde aus dem Testergebnis 115 der Wert 11,5 – und Donald galt dadurch fälschlicherweise als hervorragender Privatdetektiv.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Geoffrey Blum, Thomas Andrae: „Held der Arbeit – Teil 2: Ein Meister seines Fachs“. In: Barks Library 37, S. 3.
  2. Geoffrey Blum, Thomas Andrae: „Held der Arbeit – Teil 2: Ein Meister seines Fachs“. In: Barks Library 37, S. 3.
  3. Geoffrey Blum, Thomas Andrae: „Held der Arbeit – Teil 2: Ein Meister seines Fachs“. In: Barks Library 37, S. 3.