Bearbeiten von „Benutzer:DavidB/Schnipsel“
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*https://disney.fandom.com/wiki/The_Reluctant_Dragon | *https://disney.fandom.com/wiki/The_Reluctant_Dragon | ||
S. Barret McCormick und Ned Depinet von RKO betrachtete den Film als ein schwieriges Thema, da es sich beim Film im Grunde um eine Studio-Werbung handelt.<ref>„Disney-RKO Publicists Setting Dragon Campaign“ in: ''Variety'' vom 12. März 1941, S. 12. [https://archive.org/details/variety142-1941-03 archive.org]</ref> | S. Barret McCormick und Ned Depinet von RKO betrachtete den Film als ein schwieriges Thema, da es sich beim Film im Grunde um eine Studio-Werbung handelt.<ref>„Disney-RKO Publicists Setting Dragon Campaign“ in: ''Variety'' vom 12. März 1941, S. 12. [https://archive.org/details/variety142-1941-03 archive.org]</ref> | ||
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== [[Streik in den Disney-Studios 1941]] == | == [[Streik in den Disney-Studios 1941]] == | ||
[[Datei:SGC-Streik1941.jpg|thumb|right|„Disney Artists on strike.“ Foto vom 29. Mai 1941]] | |||
Beim '''Streik in den Disney-Studios 1941''' handelt es sich um eine Arbeitsniederlegung gewerkschaftlich organisierter Studio-[[Trickfilmzeichner]], welche von 29. Mai fast vier Monate lang bis zum 21. September 1941 andauerte.<ref name="wikipedia" /> | |||
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Beim '''Streik in den Disney-Studios 1941''' handelt es sich um eine Arbeitsniederlegung gewerkschaftlich organisierter Studio-[[Trickfilmzeichner | |||
Als Grund des Streikes wurde die ungerechte Bezahlung und Behandlung in den Studios genannt, die damals nicht Teil einer Gewerkschaft waren. [[Walt Disney]] kündigte nach der fünften Streikwoche viele der streikenden Trickfilmzeichner. Schließlich wurde Walt Disney überzeugt, die Gewerkschaft ''Screen Cartoonist's Guild'' (SCG) anzuerkennen und mit ihr einen Vertrag zu unterzeichnen, der neben anderen Zugeständnissen auch die Wiedereinstellung der gekündigten Trickfilmzeichner | Als Grund des Streikes wurde die ungerechte Bezahlung und Behandlung in den Studios genannt, die damals nicht Teil einer Gewerkschaft waren. [[Walt Disney]] kündigte nach der fünften Streikwoche viele der streikenden Trickfilmzeichner. Schließlich wurde Walt Disney überzeugt, die Gewerkschaft ''Screen Cartoonist's Guild'' (SCG) anzuerkennen und mit ihr einen Vertrag zu unterzeichnen, der neben anderen Zugeständnissen auch die Wiedereinstellung der gekündigten Trickfilmzeichner, sollten diese zurückkehren wollen.<ref name="wikipedia">„Disney animators' strike“. [https://en.wikipedia.org/wiki/Disney_animators%27_strike wikipedia.org]</ref> | ||
=== Vorgeschichte === | === Vorgeschichte === | ||
Seit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929 (dem „schwarzen Donnerstag“) begann die „Große Depression“ und somit die Weltwirtschaftskrise. Eine Spekulationsblase sorgte für den genannten Börsencrash, welcher dafür sorgte, dass die Banken in den USA weniger Kredite vergaben, die Konsumenten zögerlicher Geld ausgaben und durch den fehlenden Umsatz Unternehmen ihre Produktion drosseln und Arbeiter entlassen mussten. Bankanstürme destabilisierten das Bankensystem, was es noch schwieriger machte, an Kredite zu kommen. Eine Abwärtsspirale entstand. Vor der Wirtschaftskrise waren etwa neun Prozent der US-Amerikaner arbeitslos, durch die Krise stieg die Zahl auf 25 Prozent, also etwa 15 Millionen Menschen.<ref>„Great Depression“. [https://de.wikipedia.org/wiki/Great_Depression wikipedia.org]</ref> Franklin D. Roosevelt wies am 6. März 1933, zwei Tage nach seiner Amtsübernahme, alle Banken an, für vier Tage zu schließen (''Bank Holiday''), damit geprüft werden konnte, welche Banken durch staatliche Kreditvergabe gerettet werden konnten und welche für immer schließen mussten.<ref>„New Deal“. [https://de.wikipedia.org/wiki/New_Deal wikipedia.org]</ref> So wurde mit den Banken schließlich auch die Brücke zwischen den Investoren an der Wall Street und den großen Hollywood-Filmstudios gekappt und es kam in vielen Studios zu Gehaltskürzungen und Entlassungen. Es kam zu einer massiven gewerkschaftlichen Organisierung in Hollywood, zu Protesten, Streiken und weiteren Entlassungen.<ref name="wikipedia-scg">„Screen Cartoonist's Guild“. [https://en.wikipedia.org/wiki/Screen_Cartoonist%27s_Guild wikipedia.org]</ref | Seit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929 (dem „schwarzen Donnerstag“) begann die „Große Depression“ und somit die Weltwirtschaftskrise. Eine Spekulationsblase sorgte für den genannten Börsencrash, welcher dafür sorgte, dass die Banken in den USA weniger Kredite vergaben, die Konsumenten zögerlicher Geld ausgaben und durch den fehlenden Umsatz Unternehmen ihre Produktion drosseln und Arbeiter entlassen mussten. Bankanstürme destabilisierten das Bankensystem, was es noch schwieriger machte, an Kredite zu kommen. Eine Abwärtsspirale entstand. Vor der Wirtschaftskrise waren etwa neun Prozent der US-Amerikaner arbeitslos, durch die Krise stieg die Zahl auf 25 Prozent, also etwa 15 Millionen Menschen.<ref>„Great Depression“. [https://de.wikipedia.org/wiki/Great_Depression wikipedia.org]</ref> Franklin D. Roosevelt wies am 6. März 1933, zwei Tage nach seiner Amtsübernahme, alle Banken an, für vier Tage zu schließen (''Bank Holiday''), damit geprüft werden konnte, welche Banken durch staatliche Kreditvergabe gerettet werden konnten und welche für immer schließen mussten.<ref>„New Deal“. [https://de.wikipedia.org/wiki/New_Deal wikipedia.org]</ref> So wurde mit den Banken schließlich auch die Brücke zwischen den Investoren an der Wall Street und den großen Hollywood-Filmstudios gekappt und es kam in vielen Studios zu Gehaltskürzungen und Entlassungen. Es kam zu einer massiven gewerkschaftlichen Organisierung in Hollywood, zu Protesten, Streiken und weiteren Entlassungen.<ref name="wikipedia-scg">„Screen Cartoonist's Guild“. [https://en.wikipedia.org/wiki/Screen_Cartoonist%27s_Guild wikipedia.org]</ref> | ||
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Die Trickfilmzeichner der Walt Disney Studios konnten ohne Stechuhr arbeiten<ref name="helnwein" /> und hatten mitunter die beste Bezahlung und die besten Arbeitsbedingungen der Branche,<ref name="wikipedia" /> doch die gute Bezahlung war ungleichmäßig verteilt und Überstunden sowie Sonntagsarbeit wurden zur Regel statt zur Ausnahme.<ref name="collider" /> | Die Trickfilmzeichner der Walt Disney Studios konnten ohne Stechuhr arbeiten<ref name="helnwein" /> und hatten mitunter die beste Bezahlung und die besten Arbeitsbedingungen der Branche,<ref name="wikipedia" /> doch die gute Bezahlung war ungleichmäßig verteilt und Überstunden sowie Sonntagsarbeit wurden zur Regel statt zur Ausnahme.<ref name="collider" /> | ||
20 Prozent des Profits der Cartoons wurden ursprünglich an die Angestellten ausgezahlt, doch diese Prämie wurde mit der | 20 Prozent des Profits der Cartoons wurden ursprünglich an die Angestellten ausgezahlt, doch diese Prämie wurde mit der Weltwirtschaftskrise eingespart.<ref name="wikipedia" /> | ||
Die flache Hierarchie vor dem Erfolg von „[[Schneewittchen und die sieben Zwerge]]“ wurde mit dem Umzug in die Burbanker Studios durch ein strenges Hierarchie-System ersetzt, bei dem die Angestellten nur Zugang zum Restaurant, zur Sporthalle und zum Dampfbad hatten, während die Cheftrickfilmzeichner und -autoren größere Büros<ref name="wikipedia" /> mit Zugang zu eigenen Parkplätzen, Kinoplätzen und dem Fitnessstudio des Studios namens „Penthouse Club“ bekamen.<ref name="collider" /> Die einzelnen Abteilungen waren nun in je eigenen Gebäuden, deren Trennung von der Verwaltung streng überwacht wurde.<ref name="wikipedia" /> Walt Disneys Büro war nun auf einem ganz anderen Stockwerk im Produktionsflügel, was die Distanz zu den Mitarbeitern nur verstärkte.<ref name="leaders">Stanley McChrystal, Jeff Eggers, Jason Mangone (23.10.2018). „Leaders: Myth and Reality“. Penguin UK. [https://books.google.de/books?id=2YlZDwAAQBAJ books.google.de]</ref> Die einzigen Mitarbeiter, die Disney zu Gesicht bekamen, arbeiteten abends oder am Wochenende Überstunden, denn dann ging Disney um die leeren Tische umher, um zu sehen, was seine Mitarbeiter taten.<ref name="awn" /> | Die flache Hierarchie vor dem Erfolg von „[[Schneewittchen und die sieben Zwerge]]“ wurde mit dem Umzug in die Burbanker Studios durch ein strenges Hierarchie-System ersetzt, bei dem die Angestellten nur Zugang zum Restaurant, zur Sporthalle und zum Dampfbad hatten, während die Cheftrickfilmzeichner und -autoren größere Büros<ref name="wikipedia" /> mit Zugang zu eigenen Parkplätzen, Kinoplätzen und dem Fitnessstudio des Studios namens „Penthouse Club“ bekamen.<ref name="collider" /> Die einzelnen Abteilungen waren nun in je eigenen Gebäuden, deren Trennung von der Verwaltung streng überwacht wurde.<ref name="wikipedia" /> Walt Disneys Büro war nun auf einem ganz anderen Stockwerk im Produktionsflügel, was die Distanz zu den Mitarbeitern nur verstärkte.<ref name="leaders">Stanley McChrystal, Jeff Eggers, Jason Mangone (23.10.2018). „Leaders: Myth and Reality“. Penguin UK. [https://books.google.de/books?id=2YlZDwAAQBAJ books.google.de]</ref> Die einzigen Mitarbeiter, die Disney zu Gesicht bekamen, arbeiteten abends oder am Wochenende Überstunden, denn dann ging Disney um die leeren Tische umher, um zu sehen, was seine Mitarbeiter taten.<ref name="awn" /> | ||
Die Bezahlung der Studio-Mitarbeiter war unübersichtlich. Hochrangige Trickfilmzeichner wie [[Disneys Nine Old Men]] wurden sehr gut bezahlt, doch viele andere Mitarbeiter verdienten weniger, als sie an Arbeitslosengeld bekämen, darunter die ''ink and paint girls'', Techniker und Einstiegs-Trickfilmzeichner.<ref name="leaders" /> Einige Trickfilmzeichner verdienten bis zu 300 US-Dollar pro Woche, andere nur 12 bis 20 US-Dollar,<ref name="wikipedia" /> die ''ink and paint girls'' machten | Die Bezahlung der Studio-Mitarbeiter war unübersichtlich. Hochrangige Trickfilmzeichner wie [[Disneys Nine Old Men]] wurden sehr gut bezahlt, doch viele andere Mitarbeiter verdienten weniger, als sie an Arbeitslosengeld bekämen, darunter die ''ink and paint girls'', Techniker und Einstiegs-Trickfilmzeichner.<ref name="leaders" /> Einige Trickfilmzeichner verdienten bis zu 300 US-Dollar pro Woche, andere nur 12 bis 20 US-Dollar,<ref name="wikipedia" /> die ''ink and paint girls'' machten nur 16 US-Dollar die Woche.<ref name="collider">William Fischer (07.08.2023). „Disney's 1941 Strike Warned Us“. [https://collider.com/disney-strike-1941-explained/ collider.com]</ref> Trickfilmzeichner Art Babbitt erlebte, wie ein ''ink and paint girl'' in Ohnmacht fiel, weil sie auf Mahlzeiten verzichtete, um mehr Geld für ihre Familie zu sparen. Gerüchte gingen herum, dass das Personal in der Story-, Design- und Werbe-Abteilung durch talentierte Frauen ersetzt würden, da reine Frauenabteilungen wie Ink And Paint ein niedrigeres Gehalt bekamen. Walt Disney dementierte diese Gerüchte in einer Rede im Februar 1941.<ref name="collider" /> Disney zahlte, nachdem er ein Buch über Psychologie las, an Zeichner mit „außergewöhnlicher Leistung“ eine „Gehaltsanpassung“, zum Beispiel gab es für Gags und Innovationen einen Bonus oder Disney gab Aktien aus, was zusätzlich für Unmut und Neid unter den Mitarbeitern sorgte.<ref name="leaders" /> Diejenigen, die seiner Meinung nach seine Erwartungen nicht erfüllten, bekamen nichts, aber er sagte, wenn sie sich verbesserten, bekämen sie einen Bonus für den nächsten Cartoon oder Film.<ref name="disney.fandom">„Disney animators' strike“. [https://disney.fandom.com/wiki/Disney_animators%27_strike disney.fandom.com]</ref> Disney-Trickfilmzeichner [[Willis Pyle]] fasste es zusammen: „Es gab keine Logik und keinen Grund, warum die Jungs so bezahlt wurden. Es konnte sein, dass man neben einem Mann saß, der das Gleiche machte wie man selbst, und man bekam 20 Dollar mehr oder weniger pro Woche als er.“<ref name="wikipedia" /> | ||
Disney sträubte sich davor, die Trickfilmzeichner in den jeweiligen Cartoons namentlich zu nennen, während es bei Filmen der Konkurrenz längst gang und gäbe war, die Verantwortlichen anzugeben. Ohne diese Angaben wurde es auch schwieriger für Trickfilmzeichner, sich anderswo um einen Job umzuschauen.<ref name="leaders" /> Wenn es öffentliche Preise und Anerkennung gab, wurden diese nur an Walt Disney vergeben. Als zum Beispiel der Cartoon „[[Die drei kleinen Schweinchen]]“ 1934 den [[Oscar]] für den besten Cartoon bekam, nahm Disney diesen an. Der für den Cartoon verantwortliche Regisseur [[Burton Gillett]] verließ noch im selben Jahr die Disney-Studios.<ref>„Burt Gillett“. [https://en.wikipedia.org/wiki/Burt_Gillett wikipedia.org]</ref> | Disney sträubte sich davor, die Trickfilmzeichner in den jeweiligen Cartoons und Trickfilmen namentlich zu nennen, während es bei Filmen der Konkurrenz längst gang und gäbe war, die Verantwortlichen anzugeben. Ohne diese Angaben wurde es auch schwieriger für Trickfilmzeichner, sich anderswo um einen Job umzuschauen.<ref name="leaders" /> Wenn es öffentliche Preise und Anerkennung gab, wurden diese nur an Walt Disney vergeben. Als zum Beispiel der Cartoon „[[Die drei kleinen Schweinchen]]“ 1934 den [[Oscar]] für den besten Cartoon bekam, nahm Disney diesen an. Der für den Cartoon verantwortliche Regisseur [[Burton Gillett]] verließ noch im selben Jahr die Disney-Studios.<ref>„Burt Gillett“. [https://en.wikipedia.org/wiki/Burt_Gillett wikipedia.org]</ref> | ||
Zudem sorgten die finanziellen Misserfolge von „[[Pinocchio]]“ und „[[Fantasia]]“ 1940 durch den Wegfall des europäischen Marks zu Entlassungen, welche ebenfalls für Unruhen unter Disneys Mitarbeitern sorgte.<ref name="wikipedia" /> Die Studios versuchten die fehlenden Einnahmen der beiden [[Meisterwerke]] zu kompensieren, indem sie an Kinobesitzer appellierten, mehr von den Disney-Cartoons zu spielen.<ref name="variety-best" /><ref>Anzeige in ''Variety'' vom 8. Januar 1941, S. 44. [https://archive.org/details/variety141-1941-01 archive.org]</ref> | Zudem sorgten die finanziellen Misserfolge von „[[Pinocchio]]“ und „[[Fantasia]]“ 1940 durch den Wegfall des europäischen Marks zu Entlassungen, welche ebenfalls für Unruhen unter Disneys Mitarbeitern sorgte.<ref name="wikipedia" /> Die Studios versuchten die fehlenden Einnahmen der beiden [[Meisterwerke]] zu kompensieren, indem sie an Kinobesitzer appellierten, mehr von den Disney-Cartoons zu spielen.<ref name="variety-best" /><ref>Anzeige in ''Variety'' vom 8. Januar 1941, S. 44. [https://archive.org/details/variety141-1941-01 archive.org]</ref> | ||
==== Federation of Screen Cartoonists ==== | ==== Federation of Screen Cartoonists ==== | ||
Willie Bioff war ein Mitglied der Bande des Gangsters Al Capone und der Westküsten-Chef der International Alliance of Theatrical Stage Employees (IATSE). Die IATSE war 1937 Hollywoods größte und korrupteste Gewerkschaft und laut Branchenblatt ''Variety'' war es „ein offenes Geheimnis“, dass IATSE regelmäßig ganze Abteilungen eines Studios unter Vertrag nahm, um ihnen dann mit einem Streik zu drohen, sollten die Studios ihm nicht Schmiergeld zahlen.<ref name="historynet-picket">Jake S. Friedman (9.3.2017). „1941 Disney Strike: Picket Lines In Paradise“. [https://www.historynet.com/1941-disney-strike-picket-lines-paradise/ historynet.com | Willie Bioff war ein Mitglied der Bande des Gangsters Al Capone und der Westküsten-Chef der International Alliance of Theatrical Stage Employees (IATSE). Die IATSE war 1937 Hollywoods größte und korrupteste Gewerkschaft und laut Branchenblatt ''Variety'' war es „ein offenes Geheimnis“, dass IATSE regelmäßig ganze Abteilungen eines Studios unter Vertrag nahm, um ihnen dann mit einem Streik zu drohen, sollten die Studios ihm nicht Schmiergeld zahlen.<ref name="historynet-picket">Jake S. Friedman (9.3.2017). „1941 Disney Strike: Picket Lines In Paradise“. [https://www.historynet.com/1941-disney-strike-picket-lines-paradise/ historynet.com]</ref> | ||
Trickfilmzeichner [[Art Babbit]] las Ende 1937 im „Time Magazine“ über Bioffs Methoden und seinen korrupten Einfluss auf die Filmindustrie. Babbitt beriet sich mit [[Roy O. Disney]], der ihn wiederum zu Disneys Disney-Vizepräsidenten und Chefjuristen [[Gunther Lessing]] schickte.<ref name="historynet-picket" /> Zusammen mit Lessing gründete Babbitt eine vom Unternehmen gesponserte Gewerkschaft, die ''Federation of Screen Cartoonists'' (FSC),<ref name="csun.edu-pledge">„Federation of Screen Cartoonists pledge“. [https://digital-collections.csun.edu/digital/collection/SFVH/id/293/ digital-collections.csun.edu]</ref> welche laut Lessing genau ihren Zwecken diente. Babbitt entwarf ein Programm und plante erste Treffen.<ref name="historynet-picket" /> Babbitt wusste nicht, dass es sich bei der von Walt Disney geduldeten FSC um eine gelbe Gewerkschaft handelt, die von einem Firmenmitarbeiter statt einem unabhängigen Dritten geleitet wird, die Firma finanziell und moralisch unterstützt und deshalb nicht alle Möglichkeiten einer Gewerkschaft ausnutzt. Zum Beispiel wird in gelben Gewerkschaft kaum gestreikt, was bei Verhandlungen ein großes Druckmittel nimmt.<ref>„Company union“. [https://en.wikipedia.org/wiki/Company_union wikipedia.org]</ref> | |||
Babbitt | Babbitt wurde zu einer der leitenden Angestellten der FSC.<ref name="babbittblog-fake" /> Im ersten Bulletin der FSC vom 7. März 1938 wurde auch das von ihm ausgearbeitete Programm vorgestellt:<ref>„Our program:<br /> | ||
1. Higher pay for lower salaried brackets.<br /> | 1. Higher pay for lower salaried brackets.<br /> | ||
2. A forty-hour five-day week.<br /> | 2. A forty-hour five-day week.<br /> | ||
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# Anerkennung eines Beschwerdeausschusses durch den Arbeitgeber, der Ungerechtigkeiten, die unsere Mitglieder erlitten haben, anhören, beurteilen und korrigieren kann. | # Anerkennung eines Beschwerdeausschusses durch den Arbeitgeber, der Ungerechtigkeiten, die unsere Mitglieder erlitten haben, anhören, beurteilen und korrigieren kann. | ||
Babbitt hoffte, mit der FSC den Versuch des berüchtigten Mafia-Mitglieds Willie Bioff, eine Gewerkschaft zu gründen, zu verhindern. Doch bald bemerkte Babbitt, dass die gelbe Gewerkschaft nur von Disney-Vizepräsidenten Lessing gegründet wurde, um neben einer potentiellen Gewerkschaft von Bioff auch die Gründung einer legitimen Gewerkschaft zu unterbinden.<ref name="collider" /> Die FSC hatte keine Verbindungen zu anderen Gewerkschaften<ref name="csun.edu-pledge" /> und Babbitt war trotz seiner hohen Stellung in der FSC frustriert, dass er die geplanten Veränderungen nicht bewirken konnte.<ref name="wikipedia" /> Am 22. Juli 1939 ernannte das ''National Labor Relations Board'' die FSC zur einzigen Gewerkschaft für Walt Disney Productions,<ref name="historynet-picket" /> Tagungen fanden in Babbitts Haus statt. Neue Funktionäre der FSC wurden im Herbst 1939 gewählt, [[Bill Roberts]] wurde zum neuen Präsidenten der FSC mit Babbitt als Vizepräsidenten.<ref name="babbittblog-fake"> | Babbitt hoffte, mit der FSC den Versuch des berüchtigten Mafia-Mitglieds Willie Bioff, eine Gewerkschaft zu gründen, zu verhindern. Doch bald bemerkte Babbitt, dass die gelbe Gewerkschaft nur von Disney-Vizepräsidenten Lessing gegründet wurde, um neben einer potentiellen Gewerkschaft von Bioff auch die Gründung einer legitimen Gewerkschaft zu unterbinden.<ref name="collider" /> Die FSC hatte keine Verbindungen zu anderen Gewerkschaften<ref name="csun.edu-pledge" /> und Babbitt war trotz seiner hohen Stellung in der FSC frustriert, dass er die geplanten Veränderungen nicht bewirken konnte.<ref name="wikipedia" /> Am 22. Juli 1939 ernannte das ''National Labor Relations Board'' die FSC zur einzigen Gewerkschaft für Walt Disney Productions,<ref name="historynet-picket" /> Tagungen fanden in Babbitts Haus statt. Neue Funktionäre der FSC wurden im Herbst 1939 gewählt, [[Bill Roberts]] wurde zum neuen Präsidenten der FSC mit Babbitt als Vizepräsidenten.<ref name="babbittblog-fake">Art Babbitt (28.02.2016). „The Fake Disney Union“. [https://babbittblog.com/2016/02/28/the-fake-disney-union/ babbittblog.com]</ref> Ein Treffen des Verhandlungsausschusses der FSC mit Roy O. Disney fand im Oktober statt, bei dem ein Vertrag ausgehandelt werden sollte. Von der FSC geplant war eine kleine Lohnerhöhung für die „Ink And Paint“-Abteilung, welche mit 16 bis 18 US-Dollar pro Woche zu den am schlechtesten bezahlten in der Branche gehörten. Roy Disney hörte sich die Vorschläge an, erwiderte aber kopfschüttelnd, er habe „keine Verwendung für Gewerkschaften“. Die vom ''National Labor Relations Board'' als einzige Gewerkschaft der Disney-Studios gewählte FSC war ohne Vertrag machtlos. Der Verhandlungsausschuss stimmte dafür, die FSC zu schließen.<ref name="historynet-picket" /> | ||
==== Der große weiße Vogel ''(Arbeitstitel)'' ==== | ==== Der große weiße Vogel ''(Arbeitstitel)'' ==== | ||
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Die SCG wandte sich mit Flugblättern an Disney-Mitarbeiter und bot ab dem 16. Januar 1941 regelmäßige Informationsveranstaltungen im nahe gelegenen Hollywood Knickerbocker Hotel an,<ref name="babbittblog-fake" /> bei der sich SCG-Präsident Sorrell die Beschwerden der Disney-Mitarbeiter anhören konnte.<ref name="wikipedia" /> SCG-Anwalt George E. Bodle kontaktierte schon vorher das ''National Labor Relations Board'' mit der Petition, die Disney-Zeichner repräsentieren zu können.<ref name="Variety-15jan41">(14.01.1941). „Drive in Walt Disney By Cartoonists Guild“ In: ''Variety'' vom 15. Januar 1941, S. 16. [https://archive.org/details/variety141-1941-01 archive.org]</ref> [[Carl Barks]], der bei einem dieser Informationsveranstaltungen beisaß, zeigte sich verwundert über Melvin Douglas' Aufforderung, dass die USA sich in den Krieg in Europa einmischen sollte, was nichts mit der Arbeit in den Studios zu tun habe.<ref name="helnwein">(11.07.1992). „Helnwein talks with Carl Barks“. [https://www.helnwein.com/news/news_update/article_356-Helnwein-talks-with-Carl-Barks helnwein.com]</ref> Erst mit dem Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 mischte sich USA in den zweiten Weltkrieg ein.<ref>„Angriff auf Pearl Harbor“. [https://de.wikipedia.org/wiki/Angriff_auf_Pearl_Harbor wikipedia.org]</ref> | Die SCG wandte sich mit Flugblättern an Disney-Mitarbeiter und bot ab dem 16. Januar 1941 regelmäßige Informationsveranstaltungen im nahe gelegenen Hollywood Knickerbocker Hotel an,<ref name="babbittblog-fake" /> bei der sich SCG-Präsident Sorrell die Beschwerden der Disney-Mitarbeiter anhören konnte.<ref name="wikipedia" /> SCG-Anwalt George E. Bodle kontaktierte schon vorher das ''National Labor Relations Board'' mit der Petition, die Disney-Zeichner repräsentieren zu können.<ref name="Variety-15jan41">(14.01.1941). „Drive in Walt Disney By Cartoonists Guild“ In: ''Variety'' vom 15. Januar 1941, S. 16. [https://archive.org/details/variety141-1941-01 archive.org]</ref> [[Carl Barks]], der bei einem dieser Informationsveranstaltungen beisaß, zeigte sich verwundert über Melvin Douglas' Aufforderung, dass die USA sich in den Krieg in Europa einmischen sollte, was nichts mit der Arbeit in den Studios zu tun habe.<ref name="helnwein">(11.07.1992). „Helnwein talks with Carl Barks“. [https://www.helnwein.com/news/news_update/article_356-Helnwein-talks-with-Carl-Barks helnwein.com]</ref> Erst mit dem Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 mischte sich USA in den zweiten Weltkrieg ein.<ref>„Angriff auf Pearl Harbor“. [https://de.wikipedia.org/wiki/Angriff_auf_Pearl_Harbor wikipedia.org]</ref> | ||
Gemeinsam wurde auf den Informationsveranstaltungen eine gewerkschaftliche Organisation geplant.<ref name="wikipedia" /> Die Gewerkschaft ''Moving Pictures Painters Local'' empfahl den Disney-Zeichnern, einem relativ niedrigen Mindestlohn für eine 40-Stunden-Woche festzulegen, dafür aber bei den Überstunden mehr zu verlangen.<ref name="Variety-15jan41"/> Viele unzufriedene Trickfilmzeichner traten der SCG bei, darunter auch FSC-Vizepräsident Art Babbitt,<ref name="wikipedia" /> wo er im März den Vorsitz von ''Local 852'', der Disney-Einheit der SCG, übernahm.<ref name="historynet-picket" /> Sorrell, Babbitt und Bill Littlejohn wandten sich an Walt Disney und forderten ihn auf, sein Studio gewerkschaftlich zu organisieren, was Disney ablehnte.<ref name="wikipedia" /> Sorrells Drohung, dass es ohne Unterzeichnung der Gehaltsvereinbarung mit der Gewerkschaft zu einem Streik käme, entgegnete Disney, dass Sorrell darüber erst Mal das National Labor Relations Board abstimmen lassen solle. Damit spielte er auf eine der vorherigen von Sorrell geleiteten Abstimmungen an, die dieser verlor.<ref name="disney.fandom" /> Laut Sorrell war dies das erste und einzige Treffen mit Walt Disney selbst, alle anderen liefen über Disney-Vizepräsident und Chefjurist [[Gunther Lessing]].<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> Damit sich die hauseigene Gewerkschaft gegen die Bedrohung der SCG behaupten konnte, führte FSC-Anwalt [[Anthony O'Rourke]] eine „impartial machine“ ein, also ein garantiertes Unparteilichkeitssystem. | Gemeinsam wurde auf den Informationsveranstaltungen eine gewerkschaftliche Organisation geplant.<ref name="wikipedia" /> Die Gewerkschaft ''Moving Pictures Painters Local'' empfahl den Disney-Zeichnern, einem relativ niedrigen Mindestlohn für eine 40-Stunden-Woche festzulegen, dafür aber bei den Überstunden mehr zu verlangen.<ref name="Variety-15jan41"/> Viele unzufriedene Trickfilmzeichner traten der SCG bei, darunter auch FSC-Vizepräsident Art Babbitt,<ref name="wikipedia" /> wo er im März den Vorsitz von ''Local 852'', der Disney-Einheit der SCG, übernahm.<ref name="historynet-picket" /> Sorrell, Babbitt und Bill Littlejohn wandten sich an Walt Disney und forderten ihn auf, sein Studio gewerkschaftlich zu organisieren, was Disney ablehnte.<ref name="wikipedia" /> Sorrells Drohung, dass es ohne Unterzeichnung der Gehaltsvereinbarung mit der Gewerkschaft zu einem Streik käme, entgegnete Disney, dass Sorrell darüber erst Mal das National Labor Relations Board abstimmen lassen solle. Damit spielte er auf eine der vorherigen von Sorrell geleiteten Abstimmungen an, die dieser verlor.<ref name="disney.fandom" /> Laut Sorrell war dies das erste und einzige Treffen mit Walt Disney selbst, alle anderen liefen über Disney-Vizepräsident und Chefjurist [[Gunther Lessing]].<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> Damit sich die hauseigene Gewerkschaft gegen die Bedrohung der SCG behaupten konnte, führte FSC-Anwalt [[Anthony O'Rourke]] eine „impartial machine“ ein, also ein garantiertes Unparteilichkeitssystem. Im selben Bulletin, welches die Disney-Mitarbeiter informierte und an die nächste Donnerstagssitzung am 30. Januar 1941 erinnerte, wurde auch daran erinnert, dass die FSC rechtmäßig zur einzigen Gewerkschaft der Disney Company ernannt wurde.<ref name="babbittblog-fake" /> Mit Überschriften wie „Leiste deinen Beitrag“ („Do your share“) verschärfte sich der Tonfall der FSC-Mitgliedsanträge, zu denen auch ein neuer Punkt hinzugefügt wurde: | ||
{{Zitat | {{Zitat | ||
| ZIT = I hereby revoke the authority given to the Screen Cartoon Guild to represent me as bargaining agent for Walt Disney Productions, Ltd.<ref name="babbittblog-fake" /><ref name="csun.edu-pledge" /> | | ZIT = I hereby revoke the authority given to the Screen Cartoon Guild to represent me as bargaining agent for Walt Disney Productions, Ltd.<ref name="babbittblog-fake" /><ref name="csun.edu-pledge" /> | ||
| UEB = Ich widerrufe hiermit die der Screen Cartoon Guild erteilte Vollmacht, mich als Verhandlungsführer für Walt Disney Productions, Ltd. zu vertreten. | | UEB = Ich widerrufe hiermit die der Screen Cartoon Guild erteilte Vollmacht, mich als Verhandlungsführer für Walt Disney Productions, Ltd. zu vertreten. | ||
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Walt Disney versammelte | Walt Disney versammelte im Februar 1941 alle seine 1.200 Mitarbeiter im Auditorium zu einer Rede:<ref>„In the 20 years I've spent in this business I've weathered many storms. It's been far from easy sailing. It required a great deal of work, struggle, determination, competence, faith, and above all unselfishness. Some people think we have a class distinction in the place. They wonder why some people get better seats in the theatre than others. They wonder why some men get spaces in the parking lot and others don't. I have always felt, and always will feel that the men that contribute most to the organization should, out of respect alone, enjoy some privileges. My first recommendation to the lot of you is this; put your own house in order, you can't accomplish a damn thing by sitting around and waiting to be told everything. If you're not progressing as you should, instead of grumbling and growling, do something about it.“</ref> | ||
:„In den 20 Jahren, die ich in diesem Geschäft verbracht habe, habe ich viele Stürme überstanden. Es war alles andere als ein leichter Weg. Es erforderte eine Menge Arbeit, Kampf, Entschlossenheit, Kompetenz, Vertrauen und vor allem Selbstlosigkeit. Manche Leute denken, dass es bei uns einen Klassenunterschied gibt. Sie fragen sich, warum manche Menschen bessere Plätze im Theater bekommen als andere. Sie fragen sich, warum manche Männer einen Parkplatz bekommen und andere nicht. Ich war immer der Meinung und werde immer der Meinung sein, dass die Männer, die am meisten zur Organisation beitragen, allein schon aus Respekt einige Privilegien genießen sollten. Meine erste Empfehlung an Sie alle lautet: Kehrt vor eurer eigenen Haustür, ihr können nichts erreichen, wenn ihr herumsitzt und darauf wartet, dass man euch alles sagt. Wenn ihr nicht so vorankommt, wie ihr solltet, dann tut etwas dagegen, anstatt zu meckern und zu knurren.“<ref name="wikipedia" /> | :„In den 20 Jahren, die ich in diesem Geschäft verbracht habe, habe ich viele Stürme überstanden. Es war alles andere als ein leichter Weg. Es erforderte eine Menge Arbeit, Kampf, Entschlossenheit, Kompetenz, Vertrauen und vor allem Selbstlosigkeit. Manche Leute denken, dass es bei uns einen Klassenunterschied gibt. Sie fragen sich, warum manche Menschen bessere Plätze im Theater bekommen als andere. Sie fragen sich, warum manche Männer einen Parkplatz bekommen und andere nicht. Ich war immer der Meinung und werde immer der Meinung sein, dass die Männer, die am meisten zur Organisation beitragen, allein schon aus Respekt einige Privilegien genießen sollten. Meine erste Empfehlung an Sie alle lautet: Kehrt vor eurer eigenen Haustür, ihr können nichts erreichen, wenn ihr herumsitzt und darauf wartet, dass man euch alles sagt. Wenn ihr nicht so vorankommt, wie ihr solltet, dann tut etwas dagegen, anstatt zu meckern und zu knurren.“<ref name="wikipedia" /> | ||
Walt Disneys Rede | Walt Disneys Rede sorgte für weitere SCG-Mitgliedschaften.<ref name="wikipedia" /> | ||
Die SCG reichte Anfang Februar eine Beschwerde wegen unlauteren Arbeitspraktiken der Disney-Studios beim National Labor Relations Board ein, da die dortige Gewerkschaft FSC eine gelbe Gewerkschaft wäre. Sollte diese nicht aufgelöst werden, würden die Filme und Cartoons der Studios auf der ''unfair list'' landen, gegen deren Ausstrahlung vor den Kinos protestiert wird.<ref>(04.02.1941). „‚Company Union‘ Charge Is Laid To Walt Disney“ in: ''Variety'' vom 5. Februar 1941, S. 15. [https://archive.org/details/variety141-1941-02 archive.org]</ref> Als Babbitt am 25. Februar Gewerkschaftsführer wurde,<ref>(25.02.1941). „H'wood Labor Showdown“ in: ''Variety'' vom 26. Februar 1941, S. 1 und S. 20. [https://archive.org/details/variety141-1941-02 archive.org]</ref> erreichten die Spannungen zwischen Walt Disney und Babbitt ihren Höhepunkt.<ref name="wikipedia" /> Anfang März wurden nach der Drohung der SCG die Disney-Studios auf die ''unfair list'' gesetzt,<ref>(04.03.1941). „Extras Demand A Voice“ in: ''Variety'' vom 5. März 1941, S. 7 und 60. [https://archive.org/details/variety142-1941-03 archive.org]</ref> Ende März folgte ein weiteres Treffen von Sorrell im Namen der American Federation of Labor mit Lessing, um in den Disney-Studios eine legale Gewerkschaft einzusetzen.<ref>(25.03.1941). „White Collar Workers' Guild, 2,500 Emloyees, Sets Studio Demands“ in: ''Variety'' vom 26. März 1941, S. 23. [https://archive.org/details/variety142-1941-03 archive.org]</ref> Seit dem 29. Mai wechselte infolgedessen das Disney-Studio auf 40-Stunden-5-Tage-Wochen, um den Unterschied von Mitarbeitern mit einer 40-Stunden-Woche und denen mit einer 44-Stunden-Woche zu entfernen. Ehemalige 44-Stunden-Mitarbeiter bemerkten dies durch eine Lohnkürzung von zehn bis fünfzehn Prozent. Einer der Ansichten zu dieser Änderung kam von den Gewerkschafts-Leitern, welche vermuteten, dass die Studios die Löhne kürzten, um bei Verhandlungen mit der SCG eine niedrigere Ausgangslage zu haben und so Geld zu sparen.<ref>(01.04.1941). „$3,000,000 Pay Back Storm“ in: ''Variety'' vom 2. April 1941, S. 7 und 12. [https://archive.org/details/variety142-1941-04 archive.org]</ref> Am 15. April kam es beim National Labor Relations Board zum Verfahren gegen die Disney Studios wegen ihrer Leitung einer gelben Gewerkschaft.<ref>(15.04.1941). „NLRB Vs. Disney“ in: ''Variety'' vom 16. April 1941, S. 21. [https://archive.org/details/variety142-1941-04 archive.org]</ref> Die Verhandlungen von Sorrell im Namen der American Federation of Labor mit Lessing am selben Tag ließen Gewerkschaftsmitglieder mit dem Gefühl zurück, dass Lessing nur auf Zeit spiele.<ref>(15.04.1941). „Studios Face Labor Shortage As Government Draws Heavily For Its Nat'l Defense Work“ in: ''Variety'' vom 16. April 1941, S. 21. [https://archive.org/details/variety142-1941-04 archive.org]</ref> Ende April einigten sich Lessing und Sorrell auf einen vorübergehenden Waffenstillstand, während sich das Studio über die verschiedenen Gewerkschaften informiert. Dazu engagierten sie Walter Spreckels, den ehemaligen NLRB-Regionaldirektor für Los Angeles, als Berater.<ref>(22.04.1941). „Truce at Disney Plant“ in: ''Variety'' vom 23. April 1941, S. 18. [https://archive.org/details/variety142-1941-04 archive.org]</ref> Die Federation of Screen Cartoonists wurde auf Anordnung des National Labor Relations Boards am 20. Mai 1941 aufgelöst.<ref name="csun.edu-pledge" /><ref name="variety-20-05-41" /> | |||
Disney entließ am 28. Mai 1941 Babbitt mit 16 weiteren Mitarbeitern, welche Mitglieder der SCG waren,<ref name="wikipedia" /> eine klare Verletzung des amerikanischen Bundesarbeitsrechts.<ref name="awn" /> | |||
=== Streik === | === Streik === | ||
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:„The Constitution of the Guild provides that no studio shall be called on strike unless ‚a majority of the members of each unit of the Guild involved shall have voted approval of said strike by secret ballot.‘“<ref name="babbittblog-fake" /> | :„The Constitution of the Guild provides that no studio shall be called on strike unless ‚a majority of the members of each unit of the Guild involved shall have voted approval of said strike by secret ballot.‘“<ref name="babbittblog-fake" /> | ||
SCG-Präsident Herbert Sorrell wünschte sich zum Zeitpunkt der Entlassungen mehr Zeit, um die Disney-Mitarbeiter zu organisieren, und empfahl deswegen noch keinen Streik. Dennoch gab es direkt am nächsten Tag nach den Entlassungen einen Streik von mehr als 200 Studio-Mitarbeitern, angeführt von Sorrell.<ref name="cartoonresearch-ownwords">Jim Korkis (20.12.2019). „In His Own Words: Herb Sorrell and the 1941 Disney Strike“. [https://cartoonresearch.com/index.php/in-his-own-words-herb-sorrell-and-the-1941-disney-strike/ cartoonresearch.com] / [https://jimhillmedia.com/in-his-own-words-herb-sorrell-and-the-disney-strike/ jimhillmedia.com]</ref> In der Disney-Biografie „[[Mein Vater Walt Disney]]“ wird der Streik nur mit sieben Sätzen nebenbei angesprochen: „Im Sommer 1941 brach ein Streik im Disney-Studio aus, der besonders hart geführt wurde, da es in Hollywood zwei miteinander rivalisierende Gewerkschaften gab, die es beide auf die Belegschaft des Studios abgesehen hatten.“<ref name="mvwd" /> Eine der Gewerkschaften war die firmeneigene ''Federation of Screen Cartoonists'', | SCG-Präsident Herbert Sorrell wünschte sich zum Zeitpunkt der Entlassungen mehr Zeit, um die Disney-Mitarbeiter zu organisieren, und empfahl deswegen noch keinen Streik. Dennoch gab es direkt am nächsten Tag nach den Entlassungen einen Streik von mehr als 200 Studio-Mitarbeitern, angeführt von Sorrell.<ref name="cartoonresearch-ownwords">Jim Korkis (20.12.2019). „In His Own Words: Herb Sorrell and the 1941 Disney Strike“. [https://cartoonresearch.com/index.php/in-his-own-words-herb-sorrell-and-the-1941-disney-strike/ cartoonresearch.com] / [https://jimhillmedia.com/in-his-own-words-herb-sorrell-and-the-disney-strike/ jimhillmedia.com]</ref> In der Disney-Biografie „[[Mein Vater Walt Disney]]“ wird der Streik nur mit sieben Sätzen nebenbei angesprochen: „Im Sommer 1941 brach ein Streik im Disney-Studio aus, der besonders hart geführt wurde, da es in Hollywood zwei miteinander rivalisierende Gewerkschaften gab, die es beide auf die Belegschaft des Studios abgesehen hatten.“<ref name="mvwd" /> Eine der beiden Gewerkschaften war die firmeneigene ''Federation of Screen Cartoonists'', die andere die ''Screen Cartoonist's Guild''. Vor dem Streik befolgte Walt Disney keiner der Forderungen der beiden Gewerkschaften. Die FSC wurde Mitte Mai durch ein Abkommen mit dem National Labor Relations Board wieder aufgelöst,<ref name="variety-20-05-41">(20.05.1941). „Disney-Cartoonists Settlement Imminent; Schlesinger's Lockout“ in: ''Variety'' vom 21. Mai 1941, S. 20. [https://archive.org/details/variety142-1941-05 archive.org]</ref> doch laut einem Artikel in der Juni-Ausgabe von der Gewerkschafts-Zeitung „The Screen Actor Magazine“ wurde die FSC nur durch die ''American Society of Screen Cartoonists'' ersetzt, welche dieselben Funktionäre und dieselbe Postadresse habe wie die FSC.<ref name="tsam-strike" /> Es war auch FSC-Funktionär Gunther Lessing, Disney-Vizepräsident und Chefjurist, der Walt Disney empfahl, hart gegen die Streikenden durchzugreifen, statt zu verhandeln.<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> | ||
Für ein Meeting zwischen Sorrell und Lessing am 9. Juni wurde von Lessing als Vermittler Harold V. Smith, Vorsitzender von IATSE, eingeladen.<ref name="variety-10-06-41">(10.06.1941). „Disney Calls In IATSE Exec To Mediate Strike“ in: ''Variety'' vom 11. Juni 1941, S. 18. [https://archive.org/details/variety142-1941-06 archive.org]</ref> Eine Woche später glaubten die Vermittler an eine zeitnahe Einigung, da die Forderungen beider Seiten fast überein stimmten: Die Trickfilmzeichner forderten das volle Gehalt nach Gewerkschaftsnorm und die Wiedereinstellung aller Mitarbeiter, die seit dem 15. Mai gekündigt wurden. Die Disney-Studios boten 80 bis 90 Prozent des Gehalts nach Gewerkschaftsnorm sowie die Wiedereinstellung aller Mitarbeiter bis auf Art Babbitt.<ref>(17.06.1941). „Mediators Hope To Settle Disney Walkout Soon“ in: ''Variety'' vom 18. Juni 1941, S. 22. [https://archive.org/details/variety142-1941-06 archive.org]</ref> Eine Woche später wurde auf der Seite der Studios auch die Möglichkeit, SCG als Gewerkschaft zuzulassen, eingeräumt, sollte diese in einer geheimen Wahl der Mitarbeiter dafür auserkoren werden.<ref>(24.06.1941). „Pix Cartoonists' Strike Vs. Disney Near Settlement“ in: ''Variety'' vom 25. Juni 1941, S. 6. [https://archive.org/details/variety142-1941-06 archive.org]</ref> | Für ein Meeting zwischen Sorrell und Lessing am 9. Juni wurde von Lessing als Vermittler Harold V. Smith, Vorsitzender von IATSE, eingeladen.<ref name="variety-10-06-41">(10.06.1941). „Disney Calls In IATSE Exec To Mediate Strike“ in: ''Variety'' vom 11. Juni 1941, S. 18. [https://archive.org/details/variety142-1941-06 archive.org]</ref> Eine Woche später glaubten die Vermittler an eine zeitnahe Einigung, da die Forderungen beider Seiten fast überein stimmten: Die Trickfilmzeichner forderten das volle Gehalt nach Gewerkschaftsnorm und die Wiedereinstellung aller Mitarbeiter, die seit dem 15. Mai gekündigt wurden. Die Disney-Studios boten 80 bis 90 Prozent des Gehalts nach Gewerkschaftsnorm sowie die Wiedereinstellung aller Mitarbeiter bis auf Art Babbitt.<ref>(17.06.1941). „Mediators Hope To Settle Disney Walkout Soon“ in: ''Variety'' vom 18. Juni 1941, S. 22. [https://archive.org/details/variety142-1941-06 archive.org]</ref> Eine Woche später wurde auf der Seite der Studios auch die Möglichkeit, SCG als Gewerkschaft zuzulassen, eingeräumt, sollte diese in einer geheimen Wahl der Mitarbeiter dafür auserkoren werden.<ref>(24.06.1941). „Pix Cartoonists' Strike Vs. Disney Near Settlement“ in: ''Variety'' vom 25. Juni 1941, S. 6. [https://archive.org/details/variety142-1941-06 archive.org]</ref> | ||
Nach der fünften Streikwoche kündigte [[Walt Disney]] viele der streikenden Trickfilmzeichner.<ref name="wikipedia" /> | Nach der fünften Streikwoche kündigte [[Walt Disney]] viele der streikenden Trickfilmzeichner.<ref name="wikipedia" /> | ||
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Der Streik war ein Medienereignis. Ihre künstlerischen Schilder zeigten Humor und Disney-Figuren,<ref name="wikipedia" /> die Schilder zeigten unter anderem die Sprüche „Disney Unfair!“, „One Genius Vs. 600 Guinea Pigs“ (sinngemäß „Ein Genie gegen 600 Versuchskaninchen“), „We Had No Scabs At Schlesingers“ („Bei [Leon] Schlesinger [Productions] hatten wir keine Streikbrecher“), „Leonardo, Michelangelo And Titian Were Union Men“ („Leonardo [da Vinci], Michelangelo und Tizian waren bei der Gewerkschaft“) und ein Bild von [[Pluto]] mit dem Titel „I'd Rather Be A Dog Than A Scab!“ („Ich wäre lieber ein Hund als ein Streikbrecher“)<ref name="awn">Tom Sito (19.07.2005). „The Disney Strike of 1941: How It Changed Animation & Comics“. [https://www.awn.com/animationworld/disney-strike-1941-how-it-changed-animation-comics awn.com]</ref> Schilder referierten ''The Reluctant Dragon'' („[[Der Drache wider Willen (Film)|Der Drache wider Willen]]“) und ''Happy Valley'' (später umbenannt in „[[Mickey and the Beanstalk|Micky und die Bohnenranke]]“ aus „[[Fröhlich, Frei, Spaß dabei]]“).<ref name="disney.fandom" /> Stadtexterne Polizisten versuchten, die Streikenden vom Grundstück der Disney-Studios fern zu halten, doch die Polizei von Burbank unterstützte Herbert Sorrell darin, dass die Mitarbeiter der Disney-Studios während des Streiks auch auf deren Grundstück durften.<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> Das Hauptquartier der streikenden Trickfilmzeichner bestand aus sechs Campingzelten und einer improvisierten Küche, die etwas abseits der Disney-Studios ein Lager abgrenzten. Dort besprachen sich die Streikenden, planten ihr weiteres Vorgehen und betrieben eine Suppenküche mit drei Mahlzeiten am Tag. Durch das Lager war es möglich, den Streikmarsch 24 Stunden am Tag aufrecht zu erhalten, pro Person wurden an abwechselnden Tagen zwei Stunden zugeteilt.<ref name="tsam-strike" /> | Der Streik war ein Medienereignis. Ihre künstlerischen Schilder zeigten Humor und Disney-Figuren,<ref name="wikipedia" /> die Schilder zeigten unter anderem die Sprüche „Disney Unfair!“, „One Genius Vs. 600 Guinea Pigs“ (sinngemäß „Ein Genie gegen 600 Versuchskaninchen“), „We Had No Scabs At Schlesingers“ („Bei [Leon] Schlesinger [Productions] hatten wir keine Streikbrecher“), „Leonardo, Michelangelo And Titian Were Union Men“ („Leonardo [da Vinci], Michelangelo und Tizian waren bei der Gewerkschaft“) und ein Bild von [[Pluto]] mit dem Titel „I'd Rather Be A Dog Than A Scab!“ („Ich wäre lieber ein Hund als ein Streikbrecher“)<ref name="awn">Tom Sito (19.07.2005). „The Disney Strike of 1941: How It Changed Animation & Comics“. [https://www.awn.com/animationworld/disney-strike-1941-how-it-changed-animation-comics awn.com]</ref> Schilder referierten ''The Reluctant Dragon'' („[[Der Drache wider Willen (Film)|Der Drache wider Willen]]“) und ''Happy Valley'' (später umbenannt in „[[Mickey and the Beanstalk|Micky und die Bohnenranke]]“ aus „[[Fröhlich, Frei, Spaß dabei]]“).<ref name="disney.fandom" /> Stadtexterne Polizisten versuchten, die Streikenden vom Grundstück der Disney-Studios fern zu halten, doch die Polizei von Burbank unterstützte Herbert Sorrell darin, dass die Mitarbeiter der Disney-Studios während des Streiks auch auf deren Grundstück durften.<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> Das Hauptquartier der streikenden Trickfilmzeichner bestand aus sechs Campingzelten und einer improvisierten Küche, die etwas abseits der Disney-Studios ein Lager abgrenzten. Dort besprachen sich die Streikenden, planten ihr weiteres Vorgehen und betrieben eine Suppenküche mit drei Mahlzeiten am Tag. Durch das Lager war es möglich, den Streikmarsch 24 Stunden am Tag aufrecht zu erhalten, pro Person wurden an abwechselnden Tagen zwei Stunden zugeteilt.<ref name="tsam-strike" /> | ||
Dank der gemeinsamen Gewerkschaft boten Trickfilmzeichner anderer Studios wie den Leon Schlesinger Productions den Streikenden ihre Unterstützung an,<ref name="wikipedia" /> auch Trickfilmzeichner von Warner Bros., darunter [[Chuck Jones]], stellten ihre Autos zur Verfügung, um eine Autokolonne um das Disney-Studio zu bilden.<ref name="disney.fandom" /> Jones und andere Trickfilmzeichner von Schlesinger marschierten mittwochs mit, im Stil der Französischen Revolution gekleidet und eine Guillotinen-Attrappe tragend, in der Guillotine war eine nach Disneys Anwalt Gunther Lessing gestaltete, geköpfte Puppe.<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> Als das Gerücht aufkam, dass bezahlte Schläger die Streikenden verprügeln sollten, stellte SCG-Präsident Herbert Sorrell eine Gruppe Lockheed-Flugzeugmechaniker auf, die mit Schraubenschlüsseln bewaffnet den Streik bewachten.<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> Auch andere Gewerkschaften standen den Mitarbeitern bei: Die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter von [[Technicolor]], Williams und Pathé weigerten sich, Disney-Filme und -Cartoons zu bearbeiten.<ref name="tsam-strike" /><ref>(03.06.1941). „U.S. Labor Conciliator Steps Into Disney-Cartoonists Strike Impasse“ in: ''Variety'' vom 4. Juni 1941, S. 23. [https://archive.org/details/variety142-1941-06 archive.org | Dank der gemeinsamen Gewerkschaft boten Trickfilmzeichner anderer Studios wie den Leon Schlesinger Productions den Streikenden ihre Unterstützung an,<ref name="wikipedia" /> auch Trickfilmzeichner von Warner Bros., darunter [[Chuck Jones]], stellten ihre Autos zur Verfügung, um eine Autokolonne um das Disney-Studio zu bilden.<ref name="disney.fandom" /> Jones und andere Trickfilmzeichner von Schlesinger marschierten mittwochs mit, im Stil der Französischen Revolution gekleidet und eine Guillotinen-Attrappe tragend, in der Guillotine war eine nach Disneys Anwalt Gunther Lessing gestaltete, geköpfte Puppe.<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> Als das Gerücht aufkam, dass bezahlte Schläger die Streikenden verprügeln sollten, stellte SCG-Präsident Herbert Sorrell eine Gruppe Lockheed-Flugzeugmechaniker auf, die mit Schraubenschlüsseln bewaffnet den Streik bewachten.<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> Auch andere Gewerkschaften standen den Mitarbeitern bei: Die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter von [[Technicolor]], Williams und Pathé weigerten sich, Disney-Filme und -Cartoons zu bearbeiten.<ref name="tsam-strike" /><ref>(03.06.1941). „U.S. Labor Conciliator Steps Into Disney-Cartoonists Strike Impasse“ in: ''Variety'' vom 4. Juni 1941, S. 23. [https://archive.org/details/variety142-1941-06 archive.org]</ref> RKO drohte damit, Disney-Veröffentlichungen zu blockieren.<ref name="collider" /> Die Verbraucherschutzorganisation ''League of Women Shoppers'' organisierte Streiks an Kinos, in denen Disney-Filme und -Cartoons gezeigt wurden. Die Disney-Streikenden erstellten auch Schilder für andere Streiks, unter anderem für den Streik bei North American Aviation in Los Angeles.<ref name="tsam-strike" /> Die Zeitung Los Angeles Daily News setzte ihren Abdruck der Donald-Duck-[[Zeitungsstrip]]s aus, nachdem die örtliche Zeitungs-Gewerkschaft die Redaktion darauf hinwies, dass ihre Gewerkschafts-Mitglieder nicht verpflichtet werden dürfen, die Arbeit von bestreikten Betrieben zu übernehmen.<ref name="variety-10-06-41"/> | ||
„The Screen Actor Magazine“ berichtete, dass nach den Trickfilmzeichnern auch die Filmeditoren streikten und inzwischen 16 Berufe brach lägen. Trotz Walt Disneys Aussagen, dass die Produktion aufrecht erhalten werde, stünde diese still.<ref name="tsam-strike">(Juni 1941). „Strike at Disney“ in: „The Screen Actor Magazine“. [https://cartoonresearch.com/index.php/the-1941-disney-strike/ cartoonresearch.com] / [https://jimhillmedia.com/another-look-back-at-the-1941-disney-studio-strike/ jimhillmedia.com]</ref> Laut Carl Barks streikten nur die Trickfilmzeichner und [[Zwischenphasenzeichner]], das Story-Abteilung hingegen, in dem er arbeitete, habe nicht gestreikt.<ref name="helnwein" /> Bill Melendez war verwundert, dass viele der „Ink And Paint“-Frauen nicht mitstreikten.<ref>FoundationINTERVIEWS (07.12.2016). „Animator Bill Melendez on going on strike at Disney - EMMYTVLEGENDS.ORG“. [https://www.youtube.com/watch?v=fKkbYWct5cE youtube.com] {{YT}}</ref> | |||
Laut demselben Artikel im „The Screen Actor Magazine“ wurde Walt Disney fünfmal eine Überprüfung und zweimal eine Betriebswahl angeboten, doch das Studio weiche den Angeboten aus.<ref name="tsam-strike" /> Eine Anekdote zum Streik beschreibt, wie Babbitt während des Streiks Walt Disney beschimpfte, der in seinem Wagen den Streikenden zuwinkte. Disney soll dadurch so wütend geworden sein, dass er mit geballten Fäusten auf Babbitt losging und von der Polizei aufgehalten werden musste.<ref name="disney.fandom" /><ref name="cartoonresearch-ownwords" /> Einem Zeitungskolumnisten sagte Walt Disney, er sei „davon überzeugt, dass dieser ganze Schlamassel von den Kommunisten inspiriert und geleitet wurde“ und dass „ich zutiefst angewidert bin und gerne aufhören würde und versuchen würde, mich in einem anderen Geschäft zu etablieren, wenn es nicht die loyalen Leute gäbe, die an mich glauben“.<ref name="cartoonresearch-ownwords" /> | |||
Walt Disney schaltete in der Branchenzeitung ''Variety'' eine Anzeige mit dem Text: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die kommunistische Bewegung, Führung und Aktivität zu diesem Streik geführt haben.“ („I am positively convinced that communistic agitation, leadership and activities have brought about this strike.“)<ref>hannahjlurie (10.12.2012). „Disney and the 1941 Animators’ Strike“. [https://cronkitehhh.jmc.asu.edu/blog/2012/12/disney-and-the-1941-animators-strike/ cronkitehhh.jmc.asu.edu]</ref> | |||
The animators wanted to join the Screen Cartoonists Guild, a move Walt Disney resisted. Workers staged a walkout, and on July 9, 1941, Variety reported, “There was the added charge that subversive and communistic elements were active in the controversy. The latter was obviously aimed at Herbert Sorrell, business representative of Moving Picture Painters Local 644 and strike leader, who had been charged with being a communist.” | |||
https://variety.com/2019/vintage/features/disney-dumbo-labor-problems-1203161930/ | |||
Auch die Gegenseite schaltete eine ''Variety''-Anzeige: „Lieber Walt: Willie Bioff ist nicht unser Pächter. Legt unseren gewählten Führern deine Bedingungen vor, damit sie uns vorgelegt werden können und es keine Schwierigkeiten geben sollte, unsere Differenzen schnell beizulegen. Deine streikenden Mitarbeiter.“ („Dear Walt: Willie Bioff is not our leaser. Present your terms to our elected leaders, so that they may be submitted to us and there should be no difficulty in quickly settling our differences. Your Striking Employes.“)<ref name="variety-best">Daniel Doperalski, Tim Gray (21.12.2020). „The Best Vintage Disney Ads in Variety Magazine“. [https://variety.com/gallery/disney-ads-magazine-vintage/dv-07-02-1941-9/ variety.com]</ref> | |||
Der Streik trennte Disneys Belegschaft entzwei. Der assistierende Trickfilmzeichner Hank Ketcham streikte, während sein Mitbewohner Dick Kinney durch den hohen Posten seines Bruders, Regisseur Jack Kinney, zu Disney hielt und weiterarbeitete. Kinney setzte bei der Fahrt zur Arbeit Ketcham immer etwas abseits ab. Doch bald wurde der Tonfall der Streikenden gewalttätiger und Ketcham entschloss, sie zu verlassen und zur Arbeit zurück zu kehren. Dafür wurde er als „King of Finks“ verschrien, als König der Nieten.<ref name="awn" /> Unter Sorrell wurden während des Streiks Autoreifen aufgeschlitzt und die Löhne von Studioboten als die der Trickfilmzeichner ausgegeben.<ref name="collider" /> | Der Streik trennte Disneys Belegschaft entzwei. Der assistierende Trickfilmzeichner Hank Ketcham streikte, während sein Mitbewohner Dick Kinney durch den hohen Posten seines Bruders, Regisseur Jack Kinney, zu Disney hielt und weiterarbeitete. Kinney setzte bei der Fahrt zur Arbeit Ketcham immer etwas abseits ab. Doch bald wurde der Tonfall der Streikenden gewalttätiger und Ketcham entschloss, sie zu verlassen und zur Arbeit zurück zu kehren. Dafür wurde er als „King of Finks“ verschrien, als König der Nieten.<ref name="awn" /> Unter Sorrell wurden während des Streiks Autoreifen aufgeschlitzt und die Löhne von Studioboten als die der Trickfilmzeichner ausgegeben.<ref name="collider" /> | ||
Oft wird Gunther Lessing als Grund für die Eskalation genannt. Babbitt und Lessing gründeten die ''Federation of Screen Cartoonists'', bei der Babbitts Programm nie umgesetzt werden konnte. Nach dem ersten Treffen der ''Screen Cartoonist's Guild'' mit Walt Disney lief jede Kommunikation nur noch über Lessing, der Disney nach Streikbeginn empfahl, hart durchzugreifen. | Oft wird Gunther Lessing als Grund für die Eskalation genannt. Babbitt und Lessing gründeten die ''Federation of Screen Cartoonists'', bei der Babbitts Programm nie umgesetzt werden konnte. Nach dem ersten Treffen der ''Screen Cartoonist's Guild'' mit Walt Disney lief jede Kommunikation nur noch über Lessing, der Disney nach Streikbeginn empfahl, hart durchzugreifen. „Walt war ein netter Kerl“, so Ward Kimball. „Er war in seine Zeichentrickfilme und Animationen vertieft, also verließ er sich auf das, was Gunther Lessing ihm [über die Gewerkschaft] erzählte, und Gunther Lessing war ein gewaltiger Lügner.“<ref name="collider" /> Lessing war auch Anti-Kommunist und überzeugte laut [[Maurice Rapf]] Walt Disney, dass der Streik kommunistisch inspiriert sei.<ref>(10.01.2014). „He’s been Streep-slapped“. [https://paintingtheculturered.com/2014/01/10/hes-been-streep-slapped/ paintingtheculturered.com] ([https://web.archive.org/web/20211023051145/https://paintingtheculturered.com/2014/01/10/hes-been-streep-slapped/ archiviert])</ref> | ||
==== [[Good Will Tour]] ==== | ==== [[Good Will Tour]] ==== | ||
Im Frühjahr 1941 bat der Leiter des "Office of Coordinator of Inter-American Affairs" (OCIAA) Nelson Rockefeller Walt Disney um eine Reise durch Südamerika, um die dortigen Menschen trotz wachsenden Einfluss der Nazis auf der Seite der USA zu wissen.<ref name="waltdisney-gwt">Keith Gluck (08.09.2016). „Walt and the Goodwill Tour“. [https://www.waltdisney.org/blog/walt-and-goodwill-tour waltdisney.org]</ref> Eine solche Reise, um die Wogen zwischen verschiedenen Ländern und/oder Menschen zu glätten, nennt man im Englischen „Goodwill tour“.<ref>„Goodwill tour“. [https://en.wikipedia.org/wiki/Goodwill_tour wikipedia.org]</ref> Die US-Regierung hatte schon vor Disney aus diesem Grund mehrere US-Botschafter nach Südamerika geschickt, doch nicht mit dem erhofften Ergebnis. Walt Disney lehnte das Angebot erst ab mit der Begründung, er wäre nicht gut darin, nur Hände zu schütteln. Erst der Vorschlag, die Tour stattdessen als Recherche-Reise für seine Filme zu betrachten, sowie die Aussicht, dass die Regierung die Reise bezahlen würde, reizte ihn. Ende Juli plante er bereits sein Gepäck, obwohl der Vertrag erst Anfang August unterschrieben wurde.<ref name="waltdisney-gwt" /> | Im Frühjahr 1941 bat der Leiter des "Office of Coordinator of Inter-American Affairs" (OCIAA) Nelson Rockefeller Walt Disney um eine Reise durch Südamerika, um die dortigen Menschen trotz wachsenden Einfluss der Nazis auf der Seite der USA zu wissen.<ref name="waltdisney-gwt">Keith Gluck (08.09.2016). „Walt and the Goodwill Tour“. [https://www.waltdisney.org/blog/walt-and-goodwill-tour waltdisney.org]</ref> Eine solche Reise, um die Wogen zwischen verschiedenen Ländern und/oder Menschen zu glätten, nennt man im Englischen „Goodwill tour“.<ref>„Goodwill tour“. [https://en.wikipedia.org/wiki/Goodwill_tour wikipedia.org]</ref> Die US-Regierung hatte schon vor Disney aus diesem Grund mehrere US-Botschafter nach Südamerika geschickt, doch nicht mit dem erhofften Ergebnis. Walt Disney lehnte das Angebot erst ab mit der Begründung, er wäre nicht gut darin, nur Hände zu schütteln. Erst der Vorschlag, die Tour stattdessen als Recherche-Reise für seine Filme zu betrachten, sowie die Aussicht, dass die Regierung die Reise bezahlen würde, reizte ihn. Ende Juli plante er bereits sein Gepäck, obwohl der Vertrag erst Anfang August unterschrieben wurde.<ref name="waltdisney-gwt" /> | ||
„Nun hinderte ihn nur noch der anhaltende Streik an der Abreise“, so heißt es in „Mein Vater Walt Disney“.<ref name="waltdisney-gwt" /> SCG-Geschäftsvertreter Bill Pomerance erhielt noch vor Disneys Abreise über die National Maritime Union Informationen über Gewerkschaftsführer in den Städten, die auf Disneys Reiseroute lagen. Pomerance kontaktierte daraufhin das Außenministerium, um es über südamerikanische Streikposten gegen Walt Disney und seine Filme zu informieren und forderte, dass die Disney-Studios erst die amerikanischen Standards für eine faire Behandlung der Arbeitnehmer einhalten solle, damit Walt Disney seinem neuen Posten als US-Botschafter gerecht werde | „Nun hinderte ihn nur noch der anhaltende Streik an der Abreise“, so heißt es in „Mein Vater Walt Disney“.<ref name="waltdisney-gwt" /> SCG-Geschäftsvertreter Bill Pomerance erhielt noch vor Disneys Abreise über die National Maritime Union Informationen über Gewerkschaftsführer in den Städten, die auf Disneys Reiseroute lagen. Pomerance kontaktierte daraufhin das Außenministerium, um es über südamerikanische Streikposten gegen Walt Disney und seine Filme zu informieren und forderte, dass die Disney-Studios erst die amerikanischen Standards für eine faire Behandlung der Arbeitnehmer einhalten solle, damit Walt Disney seinem neuen Posten als US-Botschafter gerecht werde.<ref name="wikipedia" /> | ||
Daraufhin wurden beide Seiten zum US Conciliation Service nach Washington eingeladen, damit ein Bundesvermittler den Konflikt schlichten konnte. Disney startete während dieser Verhandlungen die Goodwill tour, was die Spannung zwischen den Streikenden und dem Studio abbaute.<ref name="animationguild-tds">„The Disney Strike, 1941“. [https://animationguild.org/about-the-guild/disney-strike-1941/ animationguild.org]</ref> <ref name="wikipedia" /> Über den Streik heißt es in „Mein Vater Walt Disney“ weiterhin: „Ein Regierungsbeamter versicherte ihm [Walt Disney] aber, man würde ihm diese Sorge abnehmen und eine Einigung zwischen den beiden Parteien herbeiführen.“<ref name="mvwd" /> Am 17. August 1941 flog Disney in einer Gruppe mit siebzehn anderen nach Rio de Janeiro.<ref name="waltdisney-gwt" /> | |||
=== Ende des Streiks === | === Ende des Streiks === | ||
„Der Streik war während Vaters Abwesenheit tatsächlich beigelegt worden“, so werden die Verhandlungen in „Mein Vater Walt Disney“ zusammengefasst.<ref name="mvwd" /> Der Bundesvermittler gab der SCG in allen Punkten recht, und die Vertreter der Disney-Studios stimmten aus Angst vor dem Verlust von Regierungsaufträgen und der Rückforderung von Bankkrediten zu.<ref name="animationguild-tds" /> Die Wiedereinstellung der vor dem Streik entlassenen Mitarbeiter, eine Angleichung der Löhne, eine klarere Gehaltsstruktur und ein Beschwerdeverfahren waren Teil der Vereinbarung. Das National Labor Relations Board forderte die Vertreter des Studios auf, einen Gewerkschaftsvertrag zu unterzeichnen, und mit ihrem Zustimmen wurde der Streik beendet.<ref name="wikipedia" / | „Der Streik war während Vaters Abwesenheit tatsächlich beigelegt worden“, so werden die Verhandlungen in „Mein Vater Walt Disney“ zusammengefasst.<ref name="mvwd" /> Der Bundesvermittler gab der SCG in allen Punkten recht, und die Vertreter der Disney-Studios stimmten aus Angst vor dem Verlust von Regierungsaufträgen und der Rückforderung von Bankkrediten zu.<ref name="animationguild-tds" /> Die Wiedereinstellung der vor dem Streik entlassenen Mitarbeiter, eine Angleichung der Löhne, eine klarere Gehaltsstruktur und ein Beschwerdeverfahren waren Teil der Vereinbarung. Das National Labor Relations Board forderte die Vertreter des Studios auf, einen Gewerkschaftsvertrag zu unterzeichnen, und mit ihrem Zustimmen wurde der Streik beendet.<ref name="wikipedia" /> Am 21. September 1941 begann wieder der normale Arbeitsalltag: Die Gehälter für eine 40-Stunden-Wocheverdoppelten sich über Nacht, und es wurden Namensnennungen in Filmen und Cartoons eingeführt. Die SCG vertrat nun 90 Prozent der Trickfilmzeichner in Hollywood.<ref name="awn" /> [[Roy O. Disney]] schrieb seinem Bruder, als dieser in Argentinien war, vom Ende des Streiks, das nicht gerade zu Gunsten der Studios verlief.<ref name="waltdisney-gwt" /> Als Walt Disney am 4. Oktober wieder heimwärts flog,<ref name="waltdisney-gwt" /> waren die Disney-Studios bereits ein gewerkschaftlicher Betrieb.<ref name="animationguild-tds" /> | ||
Aus der Perspektive von Walt Disneys Tochter [[Diane Disney Miller|Diane]] wird in „Mein Vater Walt Disney“ abschließend zu dem Thema die Position von Walt Disney verteidigt: „Mit den Gewerkschaften war Vater eigentlich von Anfang an gut ausgekommen. Allerdings hatten sie es auch nie für notwendig gehalten, mit den Disneys einen Tarifvertrag abzuschließen. Sie waren in Hollywood zu ‚kleine Leute‘, als daß es lohnend gewesen wäre, mit ihnen zu paktieren.“<ref name="mvwd">[[Diane Disney Miller]] und [[Pete Martin]] (1959).„Kapitel 9“ in: „[[Mein Vater Walt Disney]]“. C. Bertelsmann Verlag. S. 154-157</ref> | Aus der Perspektive von Walt Disneys Tochter [[Diane Disney Miller|Diane]] wird in „Mein Vater Walt Disney“ abschließend zu dem Thema die Position von Walt Disney verteidigt: „Mit den Gewerkschaften war Vater eigentlich von Anfang an gut ausgekommen. Allerdings hatten sie es auch nie für notwendig gehalten, mit den Disneys einen Tarifvertrag abzuschließen. Sie waren in Hollywood zu ‚kleine Leute‘, als daß es lohnend gewesen wäre, mit ihnen zu paktieren.“<ref name="mvwd">[[Diane Disney Miller]] und [[Pete Martin]] (1959).„Kapitel 9“ in: „[[Mein Vater Walt Disney]]“. C. Bertelsmann Verlag. S. 154-157</ref> | ||
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Es wird aber von erheblich mehr Kündigungen ausgegangen. Viele fanden erst nach der vom Bund vorgegebenen 90-tägigen Schlichtungsdauer statt.<ref name="awn" /> Vor dem Streik sollen in den Disney-Studios 1.200 Mitarbeiter gewesen sein, nach dem Streik verblieben nur 694 Mitarbeiter.<ref name="disney.fandom" /> Beim jedem Personalabbau seit dem Streik wurden die Gewerkschaftsbefürworter als erstes gekündigt, die wenigen verbliebenen wurden mit Schweigen bestraft, wie Art Director [[Maurice Noble]] berichtete.<ref name="awn" /> | Es wird aber von erheblich mehr Kündigungen ausgegangen. Viele fanden erst nach der vom Bund vorgegebenen 90-tägigen Schlichtungsdauer statt.<ref name="awn" /> Vor dem Streik sollen in den Disney-Studios 1.200 Mitarbeiter gewesen sein, nach dem Streik verblieben nur 694 Mitarbeiter.<ref name="disney.fandom" /> Beim jedem Personalabbau seit dem Streik wurden die Gewerkschaftsbefürworter als erstes gekündigt, die wenigen verbliebenen wurden mit Schweigen bestraft, wie Art Director [[Maurice Noble]] berichtete.<ref name="awn" /> | ||
Nach dem [[Die Disney-Studios im Krieg|2. Weltkrieg]] wurden Lusk, Hee, Jones, Weeks, Marsh, Duncan, Schaffer, Hawkins, Salkin, Patin, Davidovich, Lokey, Battaglia und Bradbury wieder zeitweise eingestellt. Die Disney-Studios waren gezwungen, Babbitt wieder einzustellen. | Nach dem [[Die Disney-Studios im Krieg|2. Weltkrieg]] wurden Lusk, Hee, Jones, Weeks, Marsh, Duncan, Schaffer, Hawkins, Salkin, Patin, Davidovich, Lokey, Battaglia und Bradbury wieder zeitweise eingestellt. Die Disney-Studios waren gezwungen, Babbitt wieder einzustellen. 1946 verließ Babbitt die Studios endgültig.<ref name="wikipedia" /> | ||
[[Datei:Gefährliches Spiel-4.jpg|thumb|400px|rechts|Gerissener Spott über Gleisverkehr-Streik in „[[Gefährliches Spiel]]“. (© [[Egmont Ehapa]])]] | [[Datei:Gefährliches Spiel-4.jpg|thumb|400px|rechts|Gerissener Spott über Gleisverkehr-Streik in „[[Gefährliches Spiel]]“. (© [[Egmont Ehapa]])]] | ||
[[Walt Disney]] verzieh den Teilnehmern des Streiks nie. In einem Brief meinte er, dass der Streik „unser Studio gesäubert“ habe und er die „die Jungs, die sich selbst auf die Schulter klopfen, und die Jungs, die mir das Leben schwer machen“ losgeworden wäre.<ref name="wikipedia" /> [[Ward Kimball]], einer von Disneys Nine Old Men, sagte über den Streik: „Ich war ziemlich liberal, aber ich habe nicht gestreikt. Aber ich wusste, dass etwas getan werden musste. Und ich bin bis heute der Meinung, dass es gut war, dass es passiert ist.“<ref name="awn" /> | |||
[[Ward Kimball]], einer von Disneys Nine Old Men, sagte über den Streik: „Ich war ziemlich liberal, aber ich habe nicht gestreikt. Aber ich wusste, dass etwas getan werden musste. Und ich bin bis heute der Meinung, dass es gut war, dass es passiert ist.“<ref name="awn" /> | |||
Auch der Comic-Zeichner [[Carl Barks]], damals noch in der Story-Abteilung tätig, äußerte sich über den Streik: „Ich war selbst gegen den Streik. Ich hatte das Gefühl, dass sie dort etwas zerstörten. Die Disney-Studios waren ein Ort, an dem es keine Stechuhren gab - man kam morgens zur Arbeit, wenn man Lust dazu hatte, und wenn man sich um seine Arbeit kümmerte und gut arbeitete und viel leistete, wurde man verdammt gut bezahlt. Wenn man zu den Drückebergern und Nörglern gehörte, bekam man nie eine Lohnerhöhung. Es waren also die Drückeberger und Nörgler, die den Streik organisiert hatten.“<ref name="helnwein" /> Barks zeigte sein negatives Bild über Gewerkschaften auch in seinen Comics, etwa in „[[Gefährliches Spiel]]“, „[[Die Spitzen der Gesellschaft]]“ oder „[[Wunder der Tiefsee]]“.<ref>[[Thomas Andrae]]. „Carl Barks and the Disney Comic Book“ S. 211–212</ref> | Auch der Comic-Zeichner [[Carl Barks]], damals noch in der Story-Abteilung tätig, äußerte sich über den Streik: „Ich war selbst gegen den Streik. Ich hatte das Gefühl, dass sie dort etwas zerstörten. Die Disney-Studios waren ein Ort, an dem es keine Stechuhren gab - man kam morgens zur Arbeit, wenn man Lust dazu hatte, und wenn man sich um seine Arbeit kümmerte und gut arbeitete und viel leistete, wurde man verdammt gut bezahlt. Wenn man zu den Drückebergern und Nörglern gehörte, bekam man nie eine Lohnerhöhung. Es waren also die Drückeberger und Nörgler, die den Streik organisiert hatten.“<ref name="helnwein" /> Barks zeigte sein negatives Bild über Gewerkschaften auch in seinen Comics, etwa in „[[Gefährliches Spiel]]“, „[[Die Spitzen der Gesellschaft]]“ oder „[[Wunder der Tiefsee]]“.<ref>[[Thomas Andrae]]. „Carl Barks and the Disney Comic Book“ S. 211–212</ref> | ||
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*[https://en.wikipedia.org/wiki/Disney_animators%27_strike Streik in den Disney-Studios 1941] auf Wikipedia | *[https://en.wikipedia.org/wiki/Disney_animators%27_strike Streik in den Disney-Studios 1941] auf Wikipedia | ||
*https://babbittblog.com/2012/04/06/art-babbitts-guide-to-spanish/ | |||
*https://babbittblog.com/2012/04/12/the-snow-white-wrap-party-part-2/ | |||
*https://babbittblog.com/2012/04/16/the-reluctant-dragon-and-the-disney-strike/ | |||
*https://babbittblog.com/2012/04/18/the-babbitt-diary-the-reluctant-dragon/ | |||
*https://babbittblog.com/2012/04/27/the-babbitt-diary-animating-in-argentina-partt1/ | |||
*https://babbittblog.com/2012/06/22/occupy-disney/ | |||
*https://babbittblog.com/2012/10/01/happy-anniversary-disney-union-and-occupy-movement/ | |||
*https://babbittblog.com/2012/10/07/hi-rez-disney-strike-protest-sign/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/01/01/aldous-huxley-on-new-years-day/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/02/26/donald-duck-says-disney-is-unfair/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/03/01/disney-subversives-ward-kimball-and-walt-kelly/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/03/19/sag-and-the-disney-strike-june-1941/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/03/22/dennis-the-union-menace/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/04/09/margaret-thatcher-and-labor-strikes/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/05/18/technicolor-sides-with-strikers/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/05/29/the-disney-strike-remembered-cult-of-personality/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/06/05/disney-on-unfair-list/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/06/21/feature-films-and-screen-credits/ | |||
*https://babbittblog.com/2013/12/08/disney-fires-babbitt-how-many-times/ | |||
*https://babbittblog.com/2014/06/06/gunther-lessing-and-the-strike/ | |||
*https://babbittblog.com/2014/11/26/la-huelga-de-disney/ | |||
*https://babbittblog.com/2015/12/24/this-years-books-and-docs-on-disneys-golden-age/ | |||
*https://babbittblog.com/2016/02/02/courtroom-testimony-the-disney-process/ | |||
*https://babbittblog.com/2016/02/24/the-disney-strike-pt-1/ | *https://babbittblog.com/2016/02/24/the-disney-strike-pt-1/ | ||
*https://babbittblog.com/2016/02/28/the-fake-disney-union/ | |||
*https://babbittblog.com/2016/03/04/the-fake-disney-union-strikes-hard/ | |||
*https://babbittblog.com/2016/03/13/babbitt-boycotts-his-boss/ | *https://babbittblog.com/2016/03/13/babbitt-boycotts-his-boss/ | ||
*https://babbittblog.com/2016/03/20/babbitt-cameo-in-the-reluctant-dragon/ | *https://babbittblog.com/2016/03/20/babbitt-cameo-in-the-reluctant-dragon/ | ||
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*https://archive.org/search?query=Variety&and%5B%5D=year%3A%221941%22 bin im Juli [https://archive.org/details/variety143-1941-07 archive.org] | |||
*https://www.historynet.com/1941-disney-strike-picket-lines-paradise/ ab "Disney had come off Snow White’s success to produce" <ref name="historynet-picket" /> | |||
*Bilder: https://disney.fandom.com/wiki/Disney_animators%27_strike | *Bilder: https://disney.fandom.com/wiki/Disney_animators%27_strike | ||
*https://variety.com/2019/vintage/features/disney-dumbo-labor-problems-1203161930/ | *https://variety.com/2019/vintage/features/disney-dumbo-labor-problems-1203161930/ | ||
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*https://digital-collections.csun.edu/digital/collection/SFVH/id/287/ | *https://digital-collections.csun.edu/digital/collection/SFVH/id/287/ | ||
*https://ideologicalart.wordpress.com/labor-movement/disney/ | *https://ideologicalart.wordpress.com/labor-movement/disney/ | ||
*https://jacobin.com/2021/05/disney-workers-animators-cartoonists-artists-strike-picket-1941-guild-scg-sorrell-babbitt | *https://jacobin.com/2021/05/disney-workers-animators-cartoonists-artists-strike-picket-1941-guild-scg-sorrell-babbitt | ||
*https://libcom.org/article/disney-cartoonists-strike-1941-sam-lowry | *https://libcom.org/article/disney-cartoonists-strike-1941-sam-lowry | ||
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*https://www.youtube.com/watch?v=fKkbYWct5cE | *https://www.youtube.com/watch?v=fKkbYWct5cE | ||
*https://www.youtube.com/watch?v=sSjX7S35mn0 | *https://www.youtube.com/watch?v=sSjX7S35mn0 | ||
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*https://www.hollywoodreporter.com/news/general-news/animals-were-harmed-hollywood-reporter-investigation-on-set-injury-death-cover-ups-659556/ | *https://www.hollywoodreporter.com/news/general-news/animals-were-harmed-hollywood-reporter-investigation-on-set-injury-death-cover-ups-659556/ | ||
*https://www.spiegel.de/fotostrecke/no-animals-were-harmed-tierquaelereien-bei-dreharbeiten-fotostrecke-118616.html | *https://www.spiegel.de/fotostrecke/no-animals-were-harmed-tierquaelereien-bei-dreharbeiten-fotostrecke-118616.html | ||
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Beschreibung des Animationsprozesses bei Disney: | |||
At Disney Studios, directors met with storymen and storyboard artists to outline each cartoon short—and later, each full-length animated feature. Like actors making performance choices, supervising animators planned each character’s actions. These artists’ drawings went to assistants who filled in the frames between main poses with additional drawings. Assistant animators handed their work to in-betweeners who completed necessary drawings. | |||
Once an animation passed a camera test for exposure and smoothness of movement, a stack of pencil drawings went to inkers. The inkers traced the drawings onto sheets of transparent celluloid, giving the “cels” to painters for color. Finally, one frame at a time, the production camera department shot a negative at a rate of 12 to 24 drawings per second. | |||
https://www.historynet.com/1941-disney-strike-picket-lines-paradise/ | |||
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