Joel Siegel
Dave Davis, Präsident von WABC-TV
Joel Steven Siegel (* 7. Juli 1943 in Los Angeles, Kalifornien; † 29. Juni 2007 in New York City, New York) war ein US-amerikanischer Bürgerrechtler, Krebsaktivist, Filmkritiker, Nachrichtensprecher und Journalist jüdischer Abstammung, der von 1981 bis zu seinem Tode zur Crew der ABC-Fernsehsendung Good Morning America gehörte und dort zu einem der populärsten Rezensenten von Hollywoodproduktionen aufstieg. Besondere Aufmerksamkeit erregte er durch seine Arbeit mit Martin Luther King, jr. und Robert Kennedy in den 1960er Jahren. Später gewann er für seine Arbeit mehrere Emmy-Awards. 1991 gründete er eine Krebsstiftung mit, 1997 erkrankte er selbst an Darmkrebs. Da er nicht wusste, wie lange er noch leben würde, verfasste er mit Lessons for Dylan ein biographisches Buch für seinen ungeborenen Sohn, in dem er von seinem eigenen Leben erzählte. Joel Siegel verstarb schließlich am 29. Juni an den Folgen seiner Krankheit.
Biographie[Bearbeiten]
Frühe Jahre[Bearbeiten]
Joel Siegel in Lessons for Dylan
Joel Siegel wurde am 7. Juli 1943 in Los Angeles geboren. Er promovierte an der University of California mit cum laude („über dem Durchschnitt“) und engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung für die Gleichberechtigung aller Bürger der USA. Dabei traf er sich auch zu Gesprächen mit Dr. Martin Luther King, jr. und schrieb Witze für die Reden von Robert Kennedy, der sich ebenfalls als Bürgerrechtler einsetzte. Als beide 1968 ermordet wurden, war er 25 Jahre alt, zum Zeitpunkt des Attentats auf „Bobby“ Kennedy war er ebenfalls im Ambassodor Hotel anwesend. Daraufhin nutzte er sein Talent und wurde als Werbetexter aktiv. In der Agentur „Carson/Roberts widmete er sich in erster Linie den Produkten von „Baskin-Robbins“, einer US-amerikanischen Eiscafé-Kette. Er erfand unter anderem Produktnamen für neue Sorten, darunter „German Chocolate Cake“, „Peaches & Cream“, „Pralines & Cream“, „Blueberry Cheesecake“, „Strawberry Cheesecake“, „Green Cheesecake“, und Red, White and Blueberry „Chilly Burgers“. Teilweise gibt es diese immer noch, in Deutschland allerdings nur in den wenigen „Baskin-Robbins“-Cafés, die sich auf amerikanischen Militärstützpunkten befinden.
Da Siegel das allerdings nicht als seine wahre Bestimmung ansah, wechselte er kurz darauf in die Medienwelt, arbeitete aber noch einige Zeit als freier Mitarbeiter weiter in der Werbebranche. Erst als DJ eines kleinen Radiosenders, dann wurde er dort zum Nachrichtensprecher ernannt. Zur gleichen Zeit schrieb er als Freier Mitarbeiter für die Los Angeles Times. 1972 zog er nach New York, um für CBS zu arbeiten. Er wurde Reporter von WCBS-TV und erhielt im WCBS-Radio seine eigene Show, genannt „Joel Siegel's New York“.
Arbeit für Disney[Bearbeiten]
Nur vier Jahre darauf wechselte er zum Disney-Sender ABC, so dass er dort ab 1976 für WABC-TV arbeitete. 1978 fertigte er für den Film "Magic" seine erste Filmkritik an. Im Jahr 1981 fand er dann im „Frühstücksfernsehen“ des Senders, bei Good Morning America ("Guten Morgen Amerika"), seine endgültige Bestimmung als Filmkritiker. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner wusste, war, dass er binnen der nächsten Jahre zu einer der populärsten Personen seines Kreises aufsteigen sollte. Für „The First“, ein Musical über den Afro-Amerikanischen Baseballspieler Jackie Robinson, dessen Drehbuch er schrieb, wurde er 1982 für den Tony Award nominiert, der als bedeutendster Bühnenpreis der Welt gilt.
Das soziale Engagement von Joel Siegel endete nicht mit dem Kampf der farbigen Bevölkerungsgruppen für Gleichberechtigung. Im Jahr 1991 gründete er zusammen mit Gene Wilder, dessen Frau Gilda 1989 an Krebs gestorben war, den „Gilda's Club“. Diese Vereinigung, welche sich aus Spendengeldern und dem Privatvermögen von Wilder und Siegel finanziert, hilft Krebspatienten und deren Familien, die Krankheit und den Tod eines Angehörigen zu verarbeiten. „Gilda's Club“ engagiert sich weltweit und unterscheidet nicht zwischen dem Alter, der Lebenserwartung oder der Abstammung der Patienten, die Hilfe benötigen. 1982 war Joel Siegels eigene Frau, Jane, im Alter von nur 31 Jahren im sechsten Ehejahr nach langer Krankheit an einem Krebsgeschwür im Gehirn gestorben. Im Jahr 1996 fand er neues persönliches Glück, als er Ena Swansea ehelichte.
Kurz darauf wurde bei ihm Darmkrebs diagnostiziert, ohne dass die Ärzte sagen konnten, wie lange er noch zu leben habe. Trotzdem setzte er seine Arbeit bei Good Morning America bis zwei Wochen vor seinem Tod fort. Im Jahr 2006 machte er noch einmal auf sich aufmerksam, als er zum ersten Mal in seinem Leben einen Kinofilm vorzeitig verließ und damit einen Skandal auslöste. Er meinte, „Clerks II“ wäre es nicht wert zu Ende geschaut zu werden. Der Regisseur Kevin Smith tobte daraufhin, doch Siegel löste die Situation, indem er in einer Radioshow erzählte, Smith sei ein guter Filmemacher. Sein eigenes Handeln rechtfertigte er damit, dass er anschließend meinte, Filme würden wieder besser werden, wenn mehr Leute so reagieren würden wie er.
Joel Siegel
Allgemein war Joel Siegel eine Person, die sowohl von Kollegen als auch von den Zuschauern geschätzt wurde. Trotz seiner Erkrankung arbeitete er stets weiter in seinem Beruf; Filme, wie als Kind, am Samstagabend im Kino anzuschauen, sei das Größte, was es für ihn gäbe, meinte Joel Siegel. Er zeichnete sich vor allem durch seinen Humor vor und hinter der Kamera aus. Die Filmwelt hingegen musste bei den Urteilen Siegels oft zittern; er war bekannt dafür, ABC- und Disneyfilme genauso wenig wie die anderer Studios zu schonen, wenn er mit seiner ehrlichen Art und Weise die Produktionen kritisierte. So gingen seine Urteile von „[...] diese Woche sind fünf Filme in den landesweiten Kinos angelaufen und einer ist schlechter als der andere“ bis „Ich liebe diesen Film“.
Joel Siegel starb, über zehn Jahre nach der Diagnose, am Abend des 29. Juni 2007 im Alter von 63 Jahren an seiner Darmkrebserkrankung. Er hat 31 Jahre für ABC und 26 Jahre lang für Good Morning America gearbeitet und war dabei zu einem der bekanntesten Filmkritiker der USA aufgestiegen. Belohnt wurde seine Arbeit unter anderem mit fünf New York Emmy Awards. Siegel hinterlässt seinen neunjährigen Sohn Dylan und seine Ehefrau Ena.
Privates Schicksal[Bearbeiten]
Joel Siegel war dreimal verheiratet. Seine erste Ehe mit Karen Oshman, geschlossen 1969, wurde kurz darauf wieder aufgelöst. 1976 heiratete er erneut, diesmal Jane Kessler. Sie verstarb am 17. Januar 1982 im Alter von nur 31 Jahren an einem Krebstumor im Gehirn. Daraufhin gründete Joel Siegel zusammen mit Gene Wilder, dessen Frau 1989 ebenfalls an Krebs gestorben war, den „Gilda's Club“ (siehe oben).
Im Jahr 1996 heiratete Joel Siegel erneut. Kaum war er mit Ena Swansea verheiratet, ereilte ihn ein erneuter Schicksalsschlag, als die Ärzte feststellten, dass er an unheilbarem Darmkrebs erkrankt war. Die Ärzte konnten den Krankheitsverlauf nur hinauszögern, so dass Siegel wusste, dass er binnen der nächsten zwanzig Jahren sterben müsse. Da er nicht wusste, ob er noch zwei Jahrzehnte oder nur noch einen Monat zu leben hatte, schrieb er das Buch „Lessons for Dylan“, als er erfuhr, dass seine Frau mit einem Sohn schwanger war. Der Mittfünfziger hatte sich immer ein Kind gewünscht und fürchtete nun, seinem Sohn nicht mehr zu begegnen. Das Buch wurde verlegt, sein Sohn Dylan kannte den Inhalt und wusste dadurch, dass sein Vater sterben würde.
Aus einem Nachruf von ABC
Auszeichnungen[Bearbeiten]
Joel Siegel erhielt im Laufe seiner Karriere insgesamt fünf New York Emmy Awards. Des Weiteren wurde er unter anderem mit folgenden Ehrungen ausgezeichnet:
- 1982: Nominierung für den Tony Award für „The First“
- ????: Publikumspreis der „Anti-Defamation League“, die sich gegen die Diskriminierung von Juden einsetzt
- ????: New York State Associated Press Broadcasters Association Award für jahrelangen, exzellenten Journalismus
- 2007: Nominierung für den WGA Award in der Kategorie Fernsehen für seine Arbeit bei ABC (zusammen mit Elizabeth Vargas und Julia Kathan)