Good Will Tour
Die sogenannte Good Will Tour („Tour des guten Willens“) war eine im Jahr 1940 unternommene Reise von Walt Disney und einigen seiner Mitarbeitern durch Südamerika.[1] Walt Disney unternahm diese Tour sowohl aus politischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen, um neue Märkte zu erschließen und sich in der finanziell angespannten Lage des Zweiten Weltkrieges zu konsolidieren.
Historischer Hintergrund
Am 2. Dezember 1823 übergab US-Präsident James Monroe dem Kongress eine Erklärung, in der er die Doktrin der Vereinigten Staaten gegenüber Lateinamerika für mehr als ein Jahrhundert festlegte. Angesichts der Kolonialisierungsbestrebungen der europäischen Mächte lehnten die Amerikaner jegliche Einmischung auf dem amerikanischen Kontinent ab, da dieser als ihr "Hoheitsgebiet" angesehen wurde.
Der 1932 gewählte demokratische Präsident Franklin Delano Roosevelt beschloss, mit der „Monroe-Doktrin“ zu brechen, die den Einfluss der USA auf den südlichen Teil des Kontinents legitimierte, und stattdessen eine Politik der guten Nachbarschaft ("good neighbour policy") zu verfolgen. Diese bestand darin, die Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten der lateinamerikanischen Länder zu reduzieren.
Diese Wende in den Beziehungen zwischen den USA und ihren lateinamerikanischen Nachbarn führte zu einer Stärkung der wirtschaftlichen und politischen, aber auch der kulturellen Beziehungen. Während sich der Nationalsozialismus in Europa gefährlich ausbreitete und der Zweite Weltkrieg ausbrach, nutzten die USA ihren Einfluss, um die Beziehungen zu den südamerikanischen Staaten zu intensivieren. Im August 1940 ernannte Präsident Roosevelt Nelson Rockefeller zum Leiter des "Office of Coordinator of Inter-American Affairs" (OCIAA), das eingerichtet wurde, um den Einfluss von Nazi-Deutschland und seinen Verbündeten in Lateinamerika zu begrenzen.
Walt Disney in Südamerika: El Grupo
Das OCIAA nahm Kontakt zu Walt Disney auf, dessen Figuren in Südamerika bereits sehr beliebt waren. Ziel war es, den Film als Instrument für Anti-Nazi-Propaganda und zur Unterstützung der Alliierten zu nutzen. Walt Disney weigerte sich zwar, sich politisch zu engagieren, erklärt sich aber bereit, an einer diplomatischen Reise nach Südamerika teilzunehmen, um ein Kunstprojekt durchzuführen. Walt flog am 17. August 1941 mit einem Team von Animatoren auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen. Die Reise dauerte zwei Monate und führte die Gruppe in verschiedene Länder.
Der reisende Disney und seine Mitarbeiter wurden in Lateinamerika fortan El Grupo (die Gruppe) genannt.[1] Das erste Reiseziel des Teams (El Grupo) war Rio de Janeiro, wo es erfuhr, welch große Bedeutung Papageien in Brasilien besaßen. Einige der Zeichner studierten Papageien in Zoos und Museen und so wurde José Carioca als neuer Filmpartner für Donald Duck erfunden.[1]
El Grupo teilte sich anschließend auf, bereiste die Länder Argentinien, Brasilien, Peru und Bolivien, bevor sie in Chile wieder zusammentraf. Es wurde nicht nur Filmmaterial gesammelt, sondern es gab auch allerlei Treffen mit Journalisten, Politikern und verschiedenen Künstlern. Als Resultat dieser Good Will Tour entstand der Film Saludos Amigos (1941) als Glanzstück der Good-Will-Tour, der entgegen der Erwartungen ein großer Erfolg wurde, ein Vielfaches seiner Kosten hereinspielte und drei Oscar-Nominierungen erhielt sowie der Film Drei Caballeros als direkte Fortsetzung von Saludos Amigos (1942).[1] Beide Filme waren in den lateinamerikanischen Ländern sehr erfolgreich, darunter Brasilien, wo José Carioca sehr populär wurde, sowie auch Panchito Pistoles in Mexiko.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Wolfgang J. Fuchs in: Die tollsten Geschichten von Donald Duck Sonderheft 380, Entenhausener Geschichte(n) 274, Berlin: Egmont Ehapa Media, S. 34.