Gefährliches Spiel

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Gefährliches Spiel
Dangerous Disguise
Erstveröffentlichung: 21. November 1950
Entstehungsdatum: Juni 1950
Storycode: W OS 308-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 28
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: Ich, Donald Duck 2
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks

Ind.PNG Infos zu Gefährliches Spiel

beim I.N.D.U.C.K.S.

Gefährliches Spiel, auch Donald Duck und die Atomspione (Original Dangerous Disguise) ist eine Comicgeschichte von Carl Barks. In dieser Geschichte geht es um Spione und Geheimdienste.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Madame Triple-X, die verführerische Agentin (© Egmont Ehapa)

Donald und die Neffen sind an der Côte d'Azur. Doch die Schönheit der Gegend täuscht, denn, wie Donald weiß, wimmelt es an der Riviera geradezu von Spionen. Und tatsächlich sind viele Spione unterwegs. Einer davon steckt in großen Schwierigkeiten, denn er soll Madame Triple-X eine Botschaft überbringen. Da er allerdings von einem Agenten verfolgt wird, braucht er einen harmlosen Mittelsmann und dafür muss Donald herhalten. Donald überbringt die Botschaft der sehr verführerischen Frau, ohne Verdacht zu schöpfen. Doch die merkt schnell, dass auch auf sie Agenten angesetzt wurden und vergräbt die Botschaft. Als sie weg geht, graben Tick, Trick und Track die Nachricht aus und holen Donald. Als der die Nachricht liest, fällt er fast um: „Madame Triple-X hat die abgelichteten Pläne der U.S.Q-Bombe an Agent 4-X in Pampelmusa zu übergeben. Agent 4-X ist dort bekannt als der Stierkämpfer Donaldo el Quacko.“ Donald hat dem Feind in die Hände gespielt und ihn in Besitz der Pläne zu einer zerstörerischen Bombe gebracht.

Agent Minus-X hat andere Pläne… (© Egmont Ehapa)

Die Ducks beschließen, nach Pampelmusa zu fahren, um Madame Triple-X aufzuhalten. Im Zug werden sie zwar ihrerseits von Agent Minus-X, Gegengegengegenagent, aufgehalten, doch sie schaffen es, ihn zu überlisten. In diesem Moment kommt Madame Triple-X durch das Fenster hineingeflogen. Sie war mit dem Flugzeug gereist und wurde dort von jemandem bedroht, deswegen musste sie mit dem Fallschirm abspringen. Angeblich äußerst müde stellt sie sich schlafend und verleitet so die Ducks, nach ihrer Tasche zu greifen. Madame Triple-X springt auf und will die Ducks gerade zwingen, aus dem Zug zu springen, als ein Tunnel das Abteil ins Dunkel taucht. Dadurch gelingt es ihnen, die Spionin zu überlisten und mit der Tasche aus dem Zug zu springen, doch in der Tasche befindet sich nur die Brotzeit von Madame Triple-X. Auch bei ihr läuft es nicht so gut, denn unter dem Sitz eines Abteils hat sich Scotland McYard, Gegengegen… ach was soll's, Spion, versteckt. Deswegen muss auch sie den Weg durch das Fenster wählen…

Da hat Donald noch einmal Glück gehabt, denn er schlief an etwas ungünstiger Stelle! (© Egmont Ehapa)

Unterhalb des Bahndamms trifft sie wieder auf die Ducks, denen sie ihre Brote anbietet. Da die Brote mit Schlafmittel versetzt sind, schlafen die Ducks alsbald ein. Doch auch Madame Triple-X legt sich schlafen, denn sie hat ja noch Zeit. Da bleibt ein Zug mitten auf der Strecke stehen, denn es ist Eisenbahnerstreik. Die Ducks wachen auf und fahren den Zug eigenhändig nach Pampelmusa. Auch Madame Triple-X wacht gerade noch rechtzeitig auf und steigt in den letzten Waggon. In Pampelmusa schaffen die Ducks es ohne Probleme, Donaldo el Quacko zu finden (er ist ein berühmter Stierkämpfer). Da Donaldo bis auf die Frisur genauso aussieht wie Donald, kann dieser dessen Platz einnehmen, um so von Madame Triple-X die Geheimpläne zurückzubekommen. Während die Neffen den Spion mit einem Schlauch in Schach halten, spricht Donald mit der Spionin, die allerdings Verdacht schöpft. Sie will einen eindeutigen Beweis, dass es sich auch wirklich um Donaldo handelt und fordert ihn auf, sein Talent in der Arena beim Stierkampf unter Beweis zu stellen.

© Egmont Ehapa

Der Stier ist riesig, doch die Erwartungen, die die tausenden Zuschauer, und vor allem Madame Triple-X, in ihn legen, sind es auch. Donald versucht dem Stier davonzulaufen, stolpert jedoch über seinen Umhang. Der Stier, der direkt hinter ihm war, hat keine Zeit zu bremsen, rast voll in die Tribüne, zerstört einen Hydranten und geht k.o. Dies hat gereicht, um Madame Triple-X zu überzeugen. Doch nun konnte der wahre Donaldo sich losreißen, dem Madame Triple-X alsbald die Pläne gibt. Donaldo ist begeistert und glaubt schon, für seinen Staat die Weltherrschaft erringen zu können, doch eines macht ihn stutzig: Die Mengen sind viel zu gering. Plötzlich beginnt Madame Triple-X, Fotos von ihm zu machen, denn in Wahrheit ist sie vom geheimen Geheimdienst und hatte den Auftrag, Donaldo abzulichten. Donaldo flieht lieber als dass er als enttarnter Agent in die Salzminen kommt, doch die Ducks begeben sich zurück an den Strand, der Fall ist gelöst…

Bedeutung, Hintergrund und Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

Sie haben nichts verstanden? Die Ducks auch nicht – und das ist wohl so gedacht! (© Egmont Ehapa)

Gefährliches Spiel kann als Parodie der gesamten Agentenwelt gesehen werden. Agenten, Gegenagenten, Geheimdienste, geheime Geheimdienste, verführerische Spioninnen… Mit diesen ganzen Elementen macht Barks sich über dieses Universum lustig. Allerdings ist es nicht die erste Thematisierung der Agentenwelt. Bereits 1947 hat Barks zwei erste solche Geschichten geschrieben: Kommt zur Küstenwache!, wo Donald von zahlreichen Spionen und Schmugglern ausgetrickst wird, und Donald Ducks kosmische Bombe, wo Donald eine neuartige Bombe entwickelt und die Agenten verschiedener Länder sich drum reißen. Eine weitere Geschichte mit dem Thema ist Die falsche Flasche von 1950. Doch der wahre Ursprung der Geschichte ist der nie vollendete Zeichentrickfilm Madame XX aus dem Jahre 1942, an dem Barks mitgearbeitet hatte und in dem eine verführerische Entenspionin versucht, Donald daran zu hindern, Geheimpläne im Verteidigungsministerium abzuliefern.[1]

Agenten, Gegenagenten und Gegengegenagenten! (© Egmont Ehapa)

Barks schrieb die Geschichte im Juni 1950, ein halbes Jahr nachdem Joseph McCarthy seine Hatz gegen angebliche kommunistische Spione begonnen hatte. Spionage war damals das wichtigste Thema, da die amerikanische Öffentlichkeit die USA zunehmend in Bedrängnis durch die UdSSR sahen. Der Sieg von Mao Zedong und die Gründung der Volksrepublik China ein Jahr zuvor hatten den USA einen wichtigen Verbündeten in Ostasien genommen und die amerikanische Öffentlichkeit, angestachelt durch McCarthy, suchte Schuldige für das Fiasko. Im selben Jahr hatte die Sowjetunion ihre erste Atombombe gezündet; auch dies schürte die Angst vor Spionage und einer möglichen sowjetischen Unterwanderung. Die Geschichte selbst referenziert den Diebstahl von Bombenplänen. Einige dargestellte Spione sind zudem klar als Karikaturen von russischen und asiatischen Menschen zu erkennen. Die komplexe Gemengelage der Spione in dieser Geschichte zeigt auch die tiefe Verunsicherung der Bevölkerung, die Unsicherheit darüber, wer zur eigenen Seite und wer zu derjenigen des Feindes gehört. Die Doppelagentin Madam Triple-X zeigt diese Unsicherheiten.[2] Anders herum repräsentiert der Agent Donaldo el-Quacko klar einen sowjetischen Agenten, dem als Bestrafung für seine Enttarnung die Salzminen angedroht werden – eine Referenz auf die stalinistischen Gulags. Im Original wird zudem der Name des Landes, „Ironland“, und dessen Diktator „Brutus“ benannt, die ebenfalls auf die stalinistische Sowjetunion hinweisen.[3]

Carl Barks fand den Kalten Krieg sinnlos. Dies wird klar im langen Panel mit Agenten und Gegenagenten (siehe Bild), die sich alle gegenseitig auslöschen. Die Unterschiede zwischen beiden Seiten sind nicht mehr zu erkennen, der Kalte Krieg führt letztlich zur Zerstörung beider Antagonisten.[4] Auch wenn Barks es nicht zeigt, deutet er doch den Tod dieser zahlreichen Spione an und brach damit eine der Vorschriften, die Western Publishing an seine Autoren stellte. In der Tat sterben in der Geschichte mehr Menschen als in allen anderen Barks-Comics. Zudem war der offensichtlich politische Hintergrund in den Augen der Redakteure den Disney-Comics unangemessen.

In noch einer Hinsicht übertrat Barks mit der Geschichte festgeschriebene Grenzen: Außer den Ducks und Donalds Double Donaldo el Quacko sind alle anderen Figuren normale Menschen mit normaler Nase – ein Bruch mit dem Genre des funny animals Comics. Barks hatte daran gedacht, „ernstere Aussagen“ machen zu können, aber Western war dagegen. Besonders problematisch waren die aufreizenden und verführerischen Frauen mit Brüsten, die damit Sexualität thematisierten, eines der ganz großen Tabus in Disney-Comics. Barks war in seiner Zeit beim Calgary Eye Opener darauf spezialisiert gewesen, schöne Frauen zu zeichnen und hatte die ihm auferlegte Einschränkung immer als schwierig empfunden. Da allerdings der Film Die drei Caballeros Donald zeigte, wie er Latinas am Strand verfolgte, dachte Barks, er könne mit Gefährliches Spiel durchkommen.[5] Die Geschichte wurde zwar publiziert, führte aber mit dazu, dass Western seine Zensurmaßnahmen verstärkte, was Barks ab Mitte der 1950er immer stärker zu schaffen machte.

Die Sequenz mit den streikenden Bahnbediensteten zeigt Barks' negative Einstellung gegenüber Gewerkschaften besonders gut. Diese schöpfte sich zu einem Gutteil aus seinen negativen Erfahrungen während des Streiks in den Disney-Studios 1941. Damals hatte Barks die Bemühungen der Studio-Mitarbeiter, eine Gewerkschaft zu gründen, als Zerstörung des in seinen Augen guten Arbeitsklimas in den Studios verstanden und trat fortan Gewerkschaften sehr feindselig gegenüber auf, die er als Drückeberger bezeichnete. Anti-Gewerkschafts-Stimmung findet sich auch in anderen Barks-Comics wieder, etwa in Die Spitzen der Gesellschaft.[6] In Gefährliches Spiel rettet der Streik der Eisenbahner Donald zwar den Hals und sorgt für einige Gags, es dominiert allerdings das Bild der Bahnbediensteten, die ohne Rücksicht auf Reisende von einer Sekunde auf die andere die Arbeit niederlegen und selbst dann noch streiken, wenn ein fahrerloser Zug durch die Stadt rast und somit ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt.

Deutsche Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Carl Barks – Der Vater der Ducks, Egmont Comic Collection, Berlin 2002: S. 39.
  2. Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book (Jackson, Mississippi: Univ. Press of Mississippi) S. 129f.
  3. Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 215.
  4. Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 131.
  5. Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 131f.
  6. Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 211.