LTB 56: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen
K |
K |
||
Zeile 68: | Zeile 68: | ||
[[Bild:LTB_056-5.jpg|left|thumb|Submarine Fantasy prägt die Bildwelten in Siegel/Scarpas "Der Schatz von Atlantis" (© Egmont Ehapa)]] | [[Bild:LTB_056-5.jpg|left|thumb|Submarine Fantasy prägt die Bildwelten in Siegel/Scarpas "Der Schatz von Atlantis" (© Egmont Ehapa)]] | ||
{{gut}} [[Daniel Düsentrieb]] wollte für [[Onkel Dagobert]] eigentlich eine Maschine erfinden, die sich kosmische Energie zunutze macht, doch jetzt ist eine herausgekommen, die Goldvorkommen aufspürt. Nun ja, denkt sich der Multimilliardär, umso besser. Der Globus verrät: Die weltergiebigsten Goldvorräte scheinen in den Tiefen des | {{gut}} [[Daniel Düsentrieb]] wollte für [[Onkel Dagobert]] eigentlich eine Maschine erfinden, die sich kosmische Energie zunutze macht, doch jetzt ist eine herausgekommen, die Goldvorkommen aufspürt. Nun ja, denkt sich der Multimilliardär, umso besser. Der Globus verrät: Die weltergiebigsten Goldvorräte scheinen in den Tiefen des Atlantiks zu liegen. Mit dem von Düsentrieb kurzerhand konstruierten U-Boot stoßen sie auf die goldenen Türme von Atlantis. Gerade als Dagobert die Stadt für sich in Besitz nehmen will, stürzt sich ein gewaltiger Krake auf ihn, der Düsentrieb mit einem Schwall lauter Musik in die Flucht treibt. Doch auch Menschen mit Fischschwänzen leben am Meeresgrund: Faba, der Vizekönig, stößt die beiden Entdecker in Mutproben, durch die allein sie laut Gesetz dem König vorgestellt werden müssen. Dagobert besiegt ein Riesen-Seepferdchen, Düsentrieb einen Schwertfisch. Nun werden sie zum König Bafa vorgelassen, der seinen Palast niemals verlässt, weil sein Bruder Faba ihm geweissagt hat, es werde dann ein zerstörerisches Erdbeben ausgelöst. Bafa wagt es nun durch das Zureden der Eindringlinge dennoch, doch als der Boden nun tatsächlich fürchterlich zu schwanken beginnt, verliert der König das Vertrauen zu seinen neuen Ratgebern und lässt sie einsperren. Düsentrieb aber schleicht sich wieder in das Vertrauen der Wachen und des Ältesten der Weisen mit der Aussicht, die seit langem kaputte Erdstoß-Abwehrmaschine reparieren zu können. Noch einmal hetzt Faba den König gegen die Fremden auf, doch dann belauscht der König seinen Vize, der einen Erdstoß-Aktivator einsetzte, wann immer es ihm passte, und erfährt dadurch dessen wahre und üble Pläne. Dagobert verspricht Abhilfe und handelt als Gegenleistung die Abtretung der atlantischen Goldmine aus. Als noch reicherer Mann kann Dagobert zusammen mit seinem Erfinder-Freund wieder die Fahrt zur Erdoberfläche antreten – die geretteten Atlantiden winken ihnen zum Abschied mit Taschentüchern hinterher… | ||
Diese Geschichte ist eine gute Gelegenheit, ein wenig ins Plaudern über ihren Autor [[Jerry Siegel]] zu kommen. Der Comicwelt hat Siegel (1914-1986) vor allem als Erfinder der Superman-Figur seinen Stempel aufgedrückt. Weniger bekannt ist seine vermutlich über [[Western Publishing]] vermittelte Freelancer-Tätigkeit für [[Mondadori]], sozusagen in seinem „zweiten Comic-Leben“. Zwischen 1972 und 1979 verfasste Siegel etwa 150 Skripte, die oft von den großen italienischen Zeichnern wie [[Scarpa]] oder [[Cavazzano]] umgesetzt wurden. Seit 1975 erhielt Siegel – wohl nach Fan-Protesten – eine üppige Jahresrente von Time Warner, dem Mutterkonzern des Superman-Verlags D.C., weswegen er auf diesen Broterwerb nicht mehr angewiesen war und seine Arbeit für Mondadori aufgab. „Der Schatz von Atlantis“, der dritte in einem LTB abgedruckte Siegel-Comic, ist für seine Werke, die sich meist durch ein fantastisches Element auszeichnen, typisch. Hier ist es ein herrlich buntes, actionreiches Unterwasser-Abenteuer, aufgemotzt mit allerlei monströsem Seegetier, Erdbeben-Apparaten und telepathischer Kommunikation. Atlantis-Storys müssen natürlich erst einmal den Vergleich zu Carl Barks‘ Klassiker [[Der verlorene Zehner]] aushalten – ungeschickterweise erst drei LTB Nummern zuvor unter dem Titel [[LTB 53|„Onkel Dagobert auf Tauchwegen“]] abgedruckt –, zu dem Siegel aber genügend ehrerbietigen Abstand hält. Ich finde an den Siegel-Comics die „sparsamen“ Figurenkonstellationen zwischen den Disney-Charakteren bemerkenswert, was sehr entschlackend wirkt. Hier legt Siegel den Fokus auf das durch Goldgier gebrochene, aber trotzdem kameradschaftliche Verhältnis zwischen Dagobert und Düsentrieb – ohne dass zum Beispiel noch Donald und die Kinder dumm in ihrer Mitte herumstehen müssten. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST) | Diese Geschichte ist eine gute Gelegenheit, ein wenig ins Plaudern über ihren Autor [[Jerry Siegel]] zu kommen. Der Comicwelt hat Siegel (1914-1986) vor allem als Erfinder der Superman-Figur seinen Stempel aufgedrückt. Weniger bekannt ist seine vermutlich über [[Western Publishing]] vermittelte Freelancer-Tätigkeit für [[Mondadori]], sozusagen in seinem „zweiten Comic-Leben“. Zwischen 1972 und 1979 verfasste Siegel etwa 150 Skripte, die oft von den großen italienischen Zeichnern wie [[Scarpa]] oder [[Cavazzano]] umgesetzt wurden. Seit 1975 erhielt Siegel – wohl nach Fan-Protesten – eine üppige Jahresrente von Time Warner, dem Mutterkonzern des Superman-Verlags D.C., weswegen er auf diesen Broterwerb nicht mehr angewiesen war und seine Arbeit für Mondadori aufgab. „Der Schatz von Atlantis“, der dritte in einem LTB abgedruckte Siegel-Comic, ist für seine Werke, die sich meist durch ein fantastisches Element auszeichnen, typisch. Hier ist es ein herrlich buntes, actionreiches Unterwasser-Abenteuer, aufgemotzt mit allerlei monströsem Seegetier, Erdbeben-Apparaten und telepathischer Kommunikation. Atlantis-Storys müssen natürlich erst einmal den Vergleich zu Carl Barks‘ Klassiker [[Der verlorene Zehner]] aushalten – ungeschickterweise erst drei LTB Nummern zuvor unter dem Titel [[LTB 53|„Onkel Dagobert auf Tauchwegen“]] abgedruckt –, zu dem Siegel aber genügend ehrerbietigen Abstand hält. Ich finde an den Siegel-Comics die „sparsamen“ Figurenkonstellationen zwischen den Disney-Charakteren bemerkenswert, was sehr entschlackend wirkt. Hier legt Siegel den Fokus auf das durch Goldgier gebrochene, aber trotzdem kameradschaftliche Verhältnis zwischen Dagobert und Düsentrieb – ohne dass zum Beispiel noch Donald und die Kinder dumm in ihrer Mitte herumstehen müssten. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST) |
Version vom 11. Oktober 2024, 17:00 Uhr
In diesem Artikel wird das LTB 56 rezensiert. Ob dieser Band tolles Top, ein fataler Flop oder einfach nur müdes Mittelmaß ist, erfährst du hier. Dranbleiben ;-) Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 56.
Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 56 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight , Gut , Mittelmaß oder Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!
Cover
Dagobert flitzt vor dunkelblauem Hintergrund von rechts nach links durchs Bild. Dabei ist er eigentlich durch eine Schatzkiste beschwert ist, aus der durch die Dynamik der Bewegung einige Taler herausspringen…
Ein solides, akzeptables Cover ohne großen Gag. Giancarlo Gatti beweist zeigt seine Eignung zum Coverzeichner (durchaus anders als zum Gestalter von Geschichten, s.u.). Das Motiv passt zum Titel. Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)
Rahmengeschichte
„Das ist das erste Mal seit Jahren, daß ich eine Tageszeitung am richtigen Tag lese.“ (Onkel Dagobert)
Dagobert bekommt vom Butler eine Zeitung serviert, Donald muss seine Schiffspassage durch Kartoffelschälen verdienen, Gustavs Glück ist wirklich unverschämt, die Kinder schleudern Münzen zum Strand, um Dagobert von seiner Jagd auf Donald abzulenken…
Notdürftig werden von Dalmasso und dem in diesem Band dadurch nun wirklich multipräsenten Giancarlo Gatti die Geschichten miteinander verleimt, aber immerhin macht nicht der falsche Anspruch, eine eigene Geschichte zu erzählen, alles noch viel schlimmer. Gar nicht funktioniert der Übergang auf S. 84. Donald am Telefon sagt zu den Kindern: „Herr Düsentrieb leiht mir sein Motorboot“. Doch die folgende Geschichte „Donald als Champion“ bleibt dann völlig motorbootlos. Erklärung: Ursprünglich war an dieser Stelle die Geschichte „Die geheimnisvolle blaue Grotte“ geplant, die Ehapa aber anderthalb Jahre früher bereits für Band 31 der Donald Duck-Taschenbücher „verbraten“ hatte. Merkwürdig nur, dass die Übersetzung nicht angepasst wurde. Möglicherweise fiel den Verantwortlichen der drohende Nachdruck erst im letzten Moment auf, sodass vergessen wurde bzw. keine Zeit mehr blieb, Donald am Telefon neue Worte in den Mund zu legen. Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)
Onkel Dagobert und der weise Wal
„Komische Wesen! Wundern sich, was ein Wal alles kann! Wenn die eine Ahnung hätten, daß wir viel schlauer sind als die!“ (Wal Wilma erhebt sich über die Menschen, ähh, Enten)
Mit einer Lügengeschichte eist Dagobert den dressierten Wal Wilma von der Kriegsmarine los: Dieser soll helfen, das Wrack des 1768 vor Martinique gesunkenen französischen Seglers Opoponax zu bergen, der einen unermesslichen Goldschatz an Bord gehabt haben soll. Da der Wal das Morsealphabet kann, kommen die morsekundigen Tick, Trick und Track, außerdem Primus als Schiffsbauingenieur und Walexperte sowie Donald, diesmal eher als Freiwilliger. Die Panzerknacker nehmen per Hubschrauber die Fährte auf, und als für die Ducks alles wie am Schnürchen gelaufen, das Wrack mit Wilmas Hilfe geborgen und Dagobert bereits am Münzenzählen ist, übernehmen sie das Kommando. Doch zu früh gefreut: Primus harpuniert den Hubschrauber und Wilma zieht die Gang unter Wasser, sodass sie sich nur noch schwimmend zur nächsten Insel retten kann. Das schwer beladene Schiff wird nun von Wilma gezogen, aber da Donald am Steuer versagt, wird das Schiff von einem Luxusdampfer gerammt und der Schatz sinkt wieder auf den Meeresgrund zurück. Der rachedurstige Dagobert sucht nun seinen Versager von Neffen, doch der schläft auf dem Rücken des hilfreichen Wals weiter den Schlaf des Gerechten…
Im Zentrum dieser Story steht nun durchaus dieser Wal, der aber dadurch, wie er dem Luxusdampfer vor den Bug schwimmt, nicht halb so viel Intelligenz beweist wie er zuvor großspurig von sich denkt. Ansonsten gibt es am Anfang ein paar hübsche Szenen, wie Dagobert sich Zutritt zum Admiral Naß-Feucht verschafft und Kontakt zu Wilma aufnimmt. Da Dalmasso und Gatto aber ihrer eigenen Story nicht trauen, oder eher weil sie einer Verlagspolitik entsprechen mussten, die Intelligenz der Leser nicht über Gebühr zu beanspruchen, müssen mal wieder die Panzerknacker herhalten. Aber selten so einen stückwerkartigen, überflüssigen Auftritt der Bande gesehen. Am Ende noch diese ebenfalls vorhersehbare Schlafmützigkeit Donalds respektive Dagoberts Rachegelüsten, na ja. Immerhin der Wal ist, wenn nicht weise, so doch wenigstens herzig. Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)
Der Mund der Wahrheit
„Wie ist das möglich?“ – „Ganz einfach! Die hier eingebauten ehemaligen Lügendetektorschalter bewirken eine kathodische Interferenz und verhindern damit den Zufluß von Lügenwellen!“ (Daniel Düsentrieb macht es Dagobert gleich viel klarer)
Beim Umbau seines alten Kofferradios erfindet Daniel Düsentrieb mir nichts dir nichts einen „Mund der Wahrheit“ – Jeder, der den Wellen des Kofferradios ausgesetzt ist, sagt die Wahrheit, ob er es will oder nicht. Dagobert, eines seiner ersten „Opfer“, kauft ihn dem Erfinder ab. Dann aber fallen er und der Apparat den Panzerknackern in die Hände, die dem Multimillionär alle Geheimnisse und Kombinationen rund um den Geldspeicher entlocken und diesen komplett entleeren. Tick Trick und Track kommen dem Geschehenen zwar auf die Spur, werden aber von den Panzerknackern entdeckt und zu ihrem Onkel gesperrt. Mittels des Apparates, den die Panzerknacker ungeschickterweise in dem Gefangenenzimmer stehengelassen haben, säen die Ducks Zwietracht unter den Knackern. Der Silo, in den sie das ganze Geld geleitet haben, birst im Streit und alles kommt wieder in Ordnung: Die Talerchen in den einen Wagen, die Panzerknacker in den anderen (Polizei)wagen…
Die Qualität des Skripts von Osvaldo Pavese reicht leider nicht weiter als von hier bis zur nächsten ausgesprochenen Wahrheit. Erschwerend hinzu kommt, dass der Plot auch zu sehr dem zwei Jahre zuvor erstveröffentlichten „Onkel Dagobert und die Grips-Pille“ von Pier Carpi/Bordini ähnelt, nur dass diesmal die Gedanken direkt geäußert statt nur gelesen werden. Wie in dem älteren Comic sind auch hier einige soziale Peinlichkeiten, die aufkommen, wenn man sich in seinen unreinen Gedanken ertappt fühlt, ganz gut eingefangen, und das taugt bei den Fähigkeiten des Zeichners Romano Scarpa zum Teil zu manierlicher Situationskomik. Gut gefällt mir vor allem das vergebliche Zappeln Dagoberts: „Ihr werdet nie erfahren, daß das Losungswort für die Wache ‚Goldtaler‘ heißt!“ (S. 63) Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)
Donald als Champion
„Ja, heutzutage gehört es zum Image eines Geschäftsmannes, aktiv Sport zu treiben! Die Zeiten sind vorbei, als ein vielbeschäftigter Manager an Herzverfettung am Schreibtisch zusammenbrach!“ (Klaas Klever)
Klaas Klever prahlt im Millionärsclub mit seiner Sportlichkeit und seiner Rolle als Mäzen für einen jungen aufstrebenden Stabhochspringer. Da erinnert sich Dagobert daran, dass er gerade Donald, auf der Flucht vor seinem Gläubiger, eine hohe Mauer hat überspringen sehen. Klever und Dagobert wetten um drei Millionen Euro, dass ihr Springer bei einem kurzfristig anberaumten Event am folgenden Tag die Nase vorn haben werde. Donald, der im Training versagt, lässt sich von Düsentrieb Sprungfedern in seine Turnschuhe einbauen und kann tatsächlich den Sieg davontragen. Den großen Reibach macht aber wie immer nicht er, sondern Dagobert…
Die Zusammenfassung lässt es erahnen: Das ist eine ganz schmale Kost, die Dalmasso und Gatti hier zusammengerührt haben. Erstveröffentlicht wurde die müde Nummer in einer der italienischen Olympia-Ausgaben der I Classici di Walt Disney, auf die regelmäßig in Deutschland schon wegen des Zeitverzugs nicht in den LTB zurückgegriffen werden konnte: hier zur Olympiade 1976 in Montreal. Dass es nicht dem (damals noch vorhandenen?) olympischen Geist entspricht, wenn sich ein Sportler Sprungfedern in die Turnschuhe einbauen lässt, wird nicht einmal im Entferntesten angedeutet. Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)
Das Damoklesschwert
„Heißa! Heißa! Ich hab‘ mir das Bein gebrochen!“ (Donald, unfallversichert)
Dagobert Duck wirbt für seine Versicherungsgesellschaft damit, dass er jeden und alles gegen jedwedes Risiko versichert. Diesen waghalsigen Anspruch macht sich Klaas Klever zunutze und lässt sich von seinem Rivalen eine Kiste Zigarren gegen Feuer versichern. Diese Kiste sei, so Klever, nunmehr Dagoberts „Damoklesschwert“, also, wie die Kinder vorlesen, eine unbekannte Gefahr, die ihm den Schlaf rauben werde. Die Ducks schnüffeln nun an Klevers Villa im Tannenhain herum, in der dieser sie Zigarren merkwürdigerweise aufbewahrt. Nach dem Besuch ahnen sie warum: Die Villa ist aus harzhaltigem und daher extrem brandanfälligem Holz gebaut. Nun hat Donald die Idee, die Zigarren zu stehlen, denn gegen Diebstahl sind sie ja nicht versichert. Wegen der Gefahren beim geplanten Einbruch erklärt sich Dagobert bereit, seinen Handlanger gegen Unfälle mit Anspruch auf die beste Klinik und auf Erholungsurlaub zu versichern. Ungeschickterweise schwingt sich Donald mit einem Blitzableiter auf das Dach der Villa, in die daraufhin beim mittlerweile aufgezogenen Gewitter der Blitz einschlägt, der sie in Flammen aufgeht lässt. Am nächsten Tag kann Klever bei Dagobert die Versicherungssumme kassieren. Bei der Flucht vor dem rachedurstigen Dagobert bricht sich Donald ein Bein, und er kann dank Dagoberts Unfallversicherung kostenlos nach Acapulco reisen…
Versicherungsgeschäfte sind sicher kein besonders häufiges Thema in Disney-Comics, und wie es hier behandelt wird, stimmt das Ganze natürlich hinten und vorne nicht. Mit einer solchen Geschäftspolitik wäre Dagoberts Gesellschaft natürlich im Nu pleite gewesen. Am besten gefällt mir in der von Guido Martina erdachten und wie häufig in seinem frühen Schaffen von Massimo De Vita etwas behäbig gezeichneten Geschichte die Erzählung der antiken, übrigens von Cicero überlieferten und seitdem sprichwörtlich gewordenen Legende. Hier agieren vier Seiten lang recht interessant Nicht-Enten-Charaktere im antikischen Ambiente miteinander. Der hier entzündete Funke will jedoch nicht so recht auf die austauschbare Haupthandlung überspringen. Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)
Gold allein macht nicht glücklich
„Gern geschehen! 50 Taler macht die Beratung, bitte sehr!“ – „Sind Sie des Teufels? Wissen Sie nicht, daß ich auf Gold allergisch bin?“ (Trotz ärztlich diagnostizierter Goldallergie behält es Dagobert lieber für sich)
Dagobert leidet unter einer Goldallergie und nistet sich deshalb bei Donald ein, bei dem ja so rein gar nichts nach Reichtum riecht. Als die Ducks in der Zeitung von einem in Entenhausen stattfindenden Milliardärstreffen lesen, das Dagoberts Genesung sicher abträglich wäre, ziehen sie auf die Elendsinsel um, offenbar einem ehemaligen Piratennest. Das, was der kranke Dagobert anfangs noch für Gestank hielt, bringt ihn nach seiner Heilung auf die Spur einer Schatzkiste…
Weiterhin hält dieses LTB noch den geneigtesten Leser in einem Dämmerschlaf. Der Allerweltsplot von Guido Martina findet in Giancarlo Gatti einen überaus ungeeigneten Zeichner. Nicht einmal die Zerstörungsorgien Dagoberts am eigenen Hab und Gut zu Beginn machen so richtig Spaß. Nach wie vor bleiben die Probleme in der Übersetzung evident: Der mehrfach angesprochene „Hausmeister“ ist offenbar Dagoberts Butler. Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)
Der Regenmacher
„Hinter der Wolke steckt ein Geheimnis!“ (Tick, Trick und Track)
Die Erträge von Onkel Dagoberts Weizenfarm in Argentonien fallen außergewöhnlich schlecht aus. Zusammen mit Donald und den Kindern macht er sich auf den Weg, um dort nach dem Rechten zu sehen. Vor Ort ist auch Klaas Klever, auf dessen benachbarten Weizenfeldern es ausreichend regnet, während auf Dagoberts die pure Dürre herrscht. Tick, Trick und Track kommen dem Geheimnis auf die Spur: eine von einem Helfer Klevers, Professor Zirrus, erfundene und betriebene Wolkenfangmaschine, mit der es Klever regnen lassen kann, wo er will. Die Kinder übertölpeln Klever und Zirrus und lösen, um auf sich aufmerksam zu machen, mit der Maschine eine Überschwemmung aus. Vor Gericht wird Klever der Regenmacherei überführt und des Landes verwiesen...
Nach der vorangehenden Martina/Gatti-Havarie kommt sogar die von Pier Lorenzo De Vita in dessen ganz eigenem Stil umgesetzte Geschichte wie ein kleiner Genuss daher. Seine Zeichnungen passen hier irgendwie, speziell wie zu Beginn Dagoberts Büro seinen Chef auf die schlechten Nachrichten vorbereitet, aber auch fast alle Fließ-, Flut- und Getreidebilder. Nur De Vitas Klaas Klever sieht schon irgendwie ganz besonders seltsam aus. Wenn man will, kann man sogar (auch wenn sie nicht ausgesprochen wird) eine Moral von der Geschicht‘ erkennen: Wenn der Mensch sich anmaßt, über das Wetter zu gebieten, endet dies in der Katastrophe. Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)
Der Schatz von Atlantis
„Sieh mal einer an! Jetzt plötzlich wird‘ ich wieder umarmt!“ (Daniel Düsentrieb wird einmal der Aporien in seinem Leben gewahr)
Daniel Düsentrieb wollte für Onkel Dagobert eigentlich eine Maschine erfinden, die sich kosmische Energie zunutze macht, doch jetzt ist eine herausgekommen, die Goldvorkommen aufspürt. Nun ja, denkt sich der Multimilliardär, umso besser. Der Globus verrät: Die weltergiebigsten Goldvorräte scheinen in den Tiefen des Atlantiks zu liegen. Mit dem von Düsentrieb kurzerhand konstruierten U-Boot stoßen sie auf die goldenen Türme von Atlantis. Gerade als Dagobert die Stadt für sich in Besitz nehmen will, stürzt sich ein gewaltiger Krake auf ihn, der Düsentrieb mit einem Schwall lauter Musik in die Flucht treibt. Doch auch Menschen mit Fischschwänzen leben am Meeresgrund: Faba, der Vizekönig, stößt die beiden Entdecker in Mutproben, durch die allein sie laut Gesetz dem König vorgestellt werden müssen. Dagobert besiegt ein Riesen-Seepferdchen, Düsentrieb einen Schwertfisch. Nun werden sie zum König Bafa vorgelassen, der seinen Palast niemals verlässt, weil sein Bruder Faba ihm geweissagt hat, es werde dann ein zerstörerisches Erdbeben ausgelöst. Bafa wagt es nun durch das Zureden der Eindringlinge dennoch, doch als der Boden nun tatsächlich fürchterlich zu schwanken beginnt, verliert der König das Vertrauen zu seinen neuen Ratgebern und lässt sie einsperren. Düsentrieb aber schleicht sich wieder in das Vertrauen der Wachen und des Ältesten der Weisen mit der Aussicht, die seit langem kaputte Erdstoß-Abwehrmaschine reparieren zu können. Noch einmal hetzt Faba den König gegen die Fremden auf, doch dann belauscht der König seinen Vize, der einen Erdstoß-Aktivator einsetzte, wann immer es ihm passte, und erfährt dadurch dessen wahre und üble Pläne. Dagobert verspricht Abhilfe und handelt als Gegenleistung die Abtretung der atlantischen Goldmine aus. Als noch reicherer Mann kann Dagobert zusammen mit seinem Erfinder-Freund wieder die Fahrt zur Erdoberfläche antreten – die geretteten Atlantiden winken ihnen zum Abschied mit Taschentüchern hinterher…
Diese Geschichte ist eine gute Gelegenheit, ein wenig ins Plaudern über ihren Autor Jerry Siegel zu kommen. Der Comicwelt hat Siegel (1914-1986) vor allem als Erfinder der Superman-Figur seinen Stempel aufgedrückt. Weniger bekannt ist seine vermutlich über Western Publishing vermittelte Freelancer-Tätigkeit für Mondadori, sozusagen in seinem „zweiten Comic-Leben“. Zwischen 1972 und 1979 verfasste Siegel etwa 150 Skripte, die oft von den großen italienischen Zeichnern wie Scarpa oder Cavazzano umgesetzt wurden. Seit 1975 erhielt Siegel – wohl nach Fan-Protesten – eine üppige Jahresrente von Time Warner, dem Mutterkonzern des Superman-Verlags D.C., weswegen er auf diesen Broterwerb nicht mehr angewiesen war und seine Arbeit für Mondadori aufgab. „Der Schatz von Atlantis“, der dritte in einem LTB abgedruckte Siegel-Comic, ist für seine Werke, die sich meist durch ein fantastisches Element auszeichnen, typisch. Hier ist es ein herrlich buntes, actionreiches Unterwasser-Abenteuer, aufgemotzt mit allerlei monströsem Seegetier, Erdbeben-Apparaten und telepathischer Kommunikation. Atlantis-Storys müssen natürlich erst einmal den Vergleich zu Carl Barks‘ Klassiker Der verlorene Zehner aushalten – ungeschickterweise erst drei LTB Nummern zuvor unter dem Titel „Onkel Dagobert auf Tauchwegen“ abgedruckt –, zu dem Siegel aber genügend ehrerbietigen Abstand hält. Ich finde an den Siegel-Comics die „sparsamen“ Figurenkonstellationen zwischen den Disney-Charakteren bemerkenswert, was sehr entschlackend wirkt. Hier legt Siegel den Fokus auf das durch Goldgier gebrochene, aber trotzdem kameradschaftliche Verhältnis zwischen Dagobert und Düsentrieb – ohne dass zum Beispiel noch Donald und die Kinder dumm in ihrer Mitte herumstehen müssten. Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)
Fazit
Am Ende fällt also doch noch etwas Bleibendes ab. Bis man sich bis dorthin vorgearbeitet hat, muss man sich durch allzu viel Mittelmaß oder sogar Ausschuss durcharbeiten. Es reicht wohl schon anzudeuten, dass ausgerechnet der zeichnerisch limitierte Giancarlo Gatti diesem Band sein Gepräge gibt. Hobrowili (Diskussion) 12:34, 19. Aug. 2024 (CEST)