Margaret J. Winkler

Aus Duckipedia
(Weitergeleitet von M. J. Winkler)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Margaret Winkler, 1923

Margaret J. Winkler Mintz (* 22. April 1895 in Budapest, Ungarn; † 21. Juni 1990 in Mamaroneck, New York) war eine Filmproduzentin während der Stummfilmzeit und unterstützte maßgeblich die Filmemacher Max und Dave Fleischer, Pat Sullivan, Otto Messmer und Walt Disney. Sie war die erste Frau, die Cartoons produzierte und vertrieb.[1][2] Über ihre Produktions- und Vertriebsfirma M.J. Winkler Pictures (später u.a. Winkler Pictures) warb sie intensiv dafür, dass Filmaussteller Kurzfilme ausstrahlen.[3]

Leben[Bearbeiten]

Margaret Winkler wurde am 22. April 1895 in Budapest, Ungarn,[4] als Kind von Catharina Deutsch und Leopold Winkler geboren,[5] zog als neunjähriges Kind 1904 mit ihren Eltern und drei Brüdern in die USA[6][7] und begann ihre Karriere mit 18 Jahren als persönliche Sekretärin von Harry Warner, einer der beiden Gründer von Warner Brothers.[8] Als seine Filmfirma während der Stummfilmzeit ausschließlich als Filmvertreiber diente, handelte er mit den Filmemachern und Filmausstellern die Verträge aus.[1] Durch die Zusammenarbeit mit Warner und die gemeinsame Teilnahme an Kongressen erwarb Winkler Kenntnisse und Erfahrungen im Filmvertrieb über das landesweite Netz von Filmbörsen und den Verkauf von Staatsrechten.[6]

M.J. Winkler Pictures[Bearbeiten]

Harry Warner war beeindruckt vom Winklers Talent. Als die Besitzer der Fleischer Studios Max und Dave Fleischer mit ihrer Cartoonreihe „Out of the Inkwell“ auf Harry Warner zukamen, gab er diesen Auftrag an Winkler weiter und motivierte sie, einen eigenen Filmvertrieb in New York zu gründen.[4] 1921 gründete Winkler ihre Filmproduktions- und -vertriebsfirma M.J. Winkler Pictures, wobei sie ihrem Namen das „J“ hinzufügte, weil sie der Meinung war, dass die Initialen so besser aussähen. Ihre Initialen verwendete sie auch, um ihr Geschlecht zu verschleiern.[9] Im selben Jahr unterschrieb sie einen Vertrag mit Pat Sullivan Productions, um „Felix the Cat“-Cartoons zu produzieren. 1922 konnte sie ihren Vertrag zum Vertrieb der erfolgreichen „Out of the Inkwell“-Reihe verlängern, was sie zur damals mächtigsten Frau im Zeichentrickbereich erkor. Im September 1923 wurden die Forderungen der Fleischer-Brüder zur Verlängerung des Vertriebs-Vertrags zu groß für Winkler und die Brüder gründeten nach Vertragsende ihre eigene Vertriebsfirma, Red Seal Pictures.[1] Auch zu Sullivan bestand eine gespannte Stimmung, da dieser ihr nicht alle Felix-Cartoons überlassen wollte. Der Konflikt drohte, vor Gericht zu landen,[10] konnte aber außergerichtlich gelöst werden.[6] Als 1925 eine Vertragsverlängerung anstand, entschieden sich Winkler[4] und Sullivan dagegen. Sullivans Hauptgrund wird weiter unten weiter erläutert.[1]

Winkler und Alice[Bearbeiten]

1923 sichtete Winkler den halbfertigen Cartoon „Alice's Wonderland“, mit dem sich Zeichentrickneuling Walt Disney bei ihr bewarb. Im Brief pries Disney den Cartoon an mit den Worten: „Wir haben gerade etwas Neues und Cleveres in Zeichentrickfilmen entdeckt!“ („We have just discovered something new and clever in animated cartoons!“)[11] „In der Vergangenheit wurden alle Zeichentrickfilme, in denen Live-Schauspieler mitwirkten, auf amateurhafte Weise produziert... Es ist meine Absicht, nur ausgebildete und erfahrene Leute für meine Darsteller und Mitarbeiter zu beschäftigen, damit ich diese Komödien mit hochwertigem Humor, Fotos und Details versehen kann.“ („In the past, all cartoons combining live actors have been produced in an amateur manner... It is my intention to employ only trained and experienced people for my casts and staff that I may inject quality humor, photograph and detail into these comedies.“)[12] Die Idee eines Live-Action-Mädchens in einer Cartoonwelt reizte Winkler und es kam zu einem Jahresvertrag zu einer ganzen Reihe an Alice Comedies, obwohl Disneys Zeichentrickstudio, das Laugh-O-Gram-Studio, zu dem Zeitpunkt bankrott war.[1] Die Alice Comedies kehrten das Prinzip der vorherigen Cartoonreihe „Out of the Inkwell“ um: Während in „Out of the Inkwell“ Koko der Clown aus den Zeichnungen in eine Live-Action-Welt entspringt, dringt bei den Alice Comedies ein Live-Action-Mädchens in einer Cartoonwelt ein.[13] Winkler schickte Disney eine Nachricht mit ihrem Angebot: „Wenn Ihre Komödien das sind, was Sie sagen und wie sie meiner Meinung nach sein sollten, können wir ins Geschäft kommen.“ („If your comedies are what you say they are and what I think they should be, we can do business.“)[12] Disney schickte Winkler ein Telegramm, in dem er das Angebot annahm, und fuhr noch am selben Abend zu seinem Bruder Roy ins Veteranenkrankenhaus in Sawtelle. Walt Disney konnte seinen Bruder Roy Disney für das Projekt gewinnen. Am nächsten Tag, dem 16. Oktober 1923, reiste Roy Disney zu seinem Bruder, wo Walt den Vertrag in der Wohnung ihres Onkels Robert einen vierseitigen Vertrag über die Lieferung von sechs Alice Comedies für jeweils 1.500 US-Dollar an Winkler unterschrieb.[14] Neben Walt Disney unterschrieben den Vertrag Winkler selbst und als Zeugen ihr Mitarbeiter Charles Mintz und Walt Disneys Onkel Robert.[15] Dieses Ereignis gilt heute als Gründungsdatum des Disney Brothers Cartoon Studios,[16] dem ersten Cartoon-Studio in Hollywood.[1] Winkler gewann in dem Jahr, in dem sie „Out of the Inkwell“ verlor, die neue Reihe der Alice Comedies mit einem sehr ähnlichen Prinzip. Teil des Vertrages war, dass Virginia Davis weiterhin Alice spielt,[17] außerdem schnitt Winkler das Filmmaterial persönlich.[1] Für eine ebenfalls vertraglich festgelegte Provision müsse das Disney-Studio „eine Skizze, aus der ein einseitiges Poster erstellt werden kann“ („a sketch from which a one-sheet poster can be made“) zu den Alice Comedies erstellen, damit Werbung und Cartoons eine konsistente Qualität aufweisen.[6] Da Winkler ihren Wunsch, weiterhin Virginia Davis als Alice einzusetzen, bereits vorher in ihrer Korrespondenz mit Disney nannte, schrieb dieser bereits vorher den Eltern der Schauspielerin: „Ich habe ‚Alice's Wonderland‘ mehrmals in Hollywood vorgeführt, und alle schienen Virginia wirklich süß zu finden... Ich habe mich gefragt, ob Sie es einrichten könnten, hierher zu kommen, damit ich sie in dieser Filmreihe spielen lassen kann. Es wäre eine große Chance für sie und würde sie auf eine Art und Weise in den Beruf einführen, die nur wenige Kinder erhalten können. [...] M. J. Winkler, die Verleiherin von ‚Felix the Cat‘ und ‚Out of the Inkwell‘, wird meine Produktion vertreiben, und glauben Sie mir, sie gibt ihren Sujets eine große Menge an Werbung, und wenn Virginia in der Serie verwendet würde, wäre das ihr Verdienst. M. J. Winkler widmet ihre Zeit dem Vertrieb von Kurzfilmen, und sie glaubt, dass sie in ihrem eigenen Interesse Werbung für ihre Produkte macht.“ („I screened ‚Alice’s Wonderland‘ several times in Hollywood and everyone seemed to think that Virginia was real cute… Was wondering if you could arrange to come out here so I could star her in this series. It would be a big opportunity for her and would introduce her to the profession in a manner that few children could receive. [...] M. J. Winkler, the distributor of ‚Felix the Cat‘ and ‚Out of the Inkwell‘ will distribute my production and believe me she gives her subjects a vast amount of publicity and if Virginia was used in the series, it would be the making of her. M. J. Winkler is devoting her time to the distribution of short subjects and for her own good she believes in advertising her wares.“)[18]

Im neuen Studio der Disney-Brüder in einem kleinen Büro in der Kingswell Avenue 4406 in Los Feliz wurde auch die erste Alice Comedy in Hollywood gedreht, „Alice's Day at Sea“, welche sie der Verleiherin Margaret Winkler am 26. Dezember 1923 schickten.[19] Winkler empfahl Disney 1924 in einem Brief, die Rolle der „Felix“-ähnlichen Katze Julius zu vergrößern: „Ich würde vorschlagen, dass Sie in Ihren Cartoons eine Katze verwenden, wo immer es möglich ist, und dass Sie sich nicht scheuen, sie lächerliche Dinge tun zu lassen.“ („I might suggest that in your cartoon stuff you use a cat wherever possible and don’t be afraid to let him do ridiculous things.“)[6] Das war für „Felix“-Erfinder Pat Sullivan der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, weshalb er den Vertrag mit Winkler ausliefen ließ und stattdessen ab 1925 mit E. W. Hammons der Vertriebsfirma Educational Pictures zusammenarbeitete.[1] Winkler bestand aber neben dem Einsatz einer Katze auch auf den Humor in Disneys Cartoons: „Ich würde vorschlagen, dass Sie so viel Humor wie möglich einbringen. Humor ist die erste Voraussetzung für Kurzfilme wie Felix, Out of the Inkwell und Alice.“ („I would suggest you inject as much humour as you possibly can. Humour is the first requisite of short subjects such as Felix, Out of the Inkwell, and Alice.“)[6]

Ehe und Rückzug aus dem Filmgeschäft[Bearbeiten]

1924 heiratete Winkler Charles Mintz, der schon seit 1922 für Winkler arbeitete. Bald nach der Hochzeit sorgte die Geburt ihres ersten Kindes dafür, dass sich Winkler aus dem Zeichentrickbereich zurückzog. Nach der Geburt ihrer Kinder Katherine und William übertrug sie ihre Firma an Mintz, welcher 1926 die Firma in Winkler Productions umbenannte. Mintz starb am 30. Dezember 1939 an den Folgen eines Herzinfarkts. Winklers Firma hieß zu dem Zeitpunkt Screen Gems und gehörte Columbia Pictures. Screen Gems blieb bis 1946 im Geschäft.[20]

An ihrem 90. Geburtstag erzählte Winkler einem Reporter, dass sie seit ihrem Abschied aus dem Filmgeschäft nie wieder daran gedacht habe.[2]

Margaret J. Winkler starb am 21. Juni 1990 in einem Altersheim in Mamaroneck, New York. Sie wurde 95 Jahre alt.[1][2] Sie hinterließ einen Sohn und eine Tochter, William und Katherine, drei Enkelkinder und drei Urenkelkinder.[2]

Vermächtnis[Bearbeiten]

Winkler war nur in den elf Jahren von 1915 bis 1925 im Filmgeschäft aktiv,[4] hat dieses aber nachhaltig beeinflusst.

Jeannie Mintz, Winklers Enkeltochter, beschrieb ihre Großmutter wie folgt:

„My grandmother was Jewish and liked to use Yiddish words to communicate things she was passionate about. By all accounts, she was not well-suited for motherhood. Her scrapbooks reveal a woman who loved her work-life and was very proud of her accomplishments. Nevertheless, she didn't talk with her children or grandchildren about her professional life; it was probably too painful a subject for her. I wish she could have found a way to stay as a producer and distributor of animation instead of relinquishing her role in the field of animation at about age 30. My mother tells me that at one time my grandmother had a really active social life, going to the hottest spots in the NY and LA areas, listening to live jazz performances, and having fun with people who were either wealthy, famous, or both. She never talked with me about any of this. My father used to have player pianos in our house. I remember on occasion her dancing to piano rolls while smiling and having a devilish look in her eye.[4]
„Meine Großmutter war Jüdin und benutzte gerne jiddische Wörter, um Dinge auszudrücken, die ihr am Herzen lagen. Nach allem, was man hört, war sie für eine Mutterschaft nicht gut geeignet. Ihre Sammelalben zeigen eine Frau, die ihr Berufsleben liebte und sehr stolz auf ihre Leistungen war. Dennoch sprach sie weder mit ihren Kindern noch mit ihren Enkelkindern über ihr Berufsleben; wahrscheinlich war es ein zu schmerzhaftes Thema für sie. Ich wünschte, sie hätte einen Weg gefunden, als Produzentin und Verleiherin von Animationsfilmen zu bleiben, anstatt ihre Rolle im Bereich der Animation mit etwa 30 Jahren aufzugeben. Meine Mutter erzählte mir, dass meine Großmutter früher ein sehr aktives gesellschaftliches Leben hatte, sie ging in die angesagtesten Lokale in New York und Los Angeles, hörte sich Jazzkonzerte an und vergnügte sich mit Leuten, die entweder reich oder berühmt oder beides waren. Mit mir hat sie nie über diese Dinge gesprochen. Mein Vater hatte immer ein Klavier in unserem Haus. Ich erinnere mich, dass sie gelegentlich zu Klavierrollen tanzte und dabei lächelte und einen teuflischen Blick hatte.“
Jeannie Mintz

Winkler ist über ihren Sohn William die Urgroßmutter des Schauspielers Christopher Mintz-Plasse.[5]

Weblinks[Bearbeiten]


Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 „Margaret J. Winkler“. wikipedia.org
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Jim Korkis (24.06.2016). „Animation Anecdotes #268“. cartoonresearch.com
  3. (17.09.1924) „Diversity Needed says M. J. Winkler“. Veröffentlicht in: „The Film Daily“. archive.org
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 „Margaret J. Winkler“. disney.fandom.com
  5. 5,0 5,1 „M.J. Winkler: Wissenswertes“. imdb.com IMDb.png
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 Cook, Malcolm. „Margaret J. Winkler“. In Jane Gaines, Radha Vatsal, and Monica Dall’Asta, eds. Women Film Pioneers Project. New York, NY: Columbia University Libraries, 2020. doi.org / wfpp.columbia.edu
  7. Daryl Austin (21.12.2019). „The Hungarian Immigrant Who Funded Walt Disney“. newsweek.com
  8. Amy Irvine (18.10.2023). „Margaret J. Winkler: A Forgotten Pioneer in Disney’s Success“. historyhit.com
  9. Jim Korkis (08.10.2014). „The History of Oswald the Lucky Rabbit, Part One“. mouseplanet.com
  10. (20.02.1924) „In the Courts“. Veröffentlicht in: „The Film Daily“. archive.org
  11. (06.03.2014). „Take a Look Back at Disney in the Year 1923“. d23.com
  12. 12,0 12,1 Elizabeth Blair (16.10.2023). „Have you heard of Margaret Winkler? She's the woman behind Disney's 100th birthday“. wbur.org / npr.org
  13. Lucas Seastrom (25.06.2019). „Hollywood Cartoonland: Walt Disney's Alice Comedies“. waltdisney.org
  14. Baxter, J./Steele, B. (20.10.2023). Kapitel 1: Wo alles begann. In Die Disney-Geschichte - 100 Years of Wonder (P. Sparrer, Übers., S. 22f). Hamburg: Carlsen Verlag GmbH
  15. Frank Pallotta (16.10.2023). „Here’s How a Four-Page Contract Started The Walt Disney Company“. thewaltdisneycompany.com / d23.com
  16. „Disney History“. d23.com
  17. Jim Korkis (12.08.2015). „Fantasy and Fiction: Walt Before Mickey“. mouseplanet.com
  18. Bri Bertolaccini (23.03.2023). „Margaret Winkler: First Female Film Distributor“. waltdisney.org
  19. Jim Korkis (14.01.2015). „Walt Disney's Hollywood Studios“. mouseplanet.com
  20. „Charles Mintz“. wikipedia.org