Disneys Hühner, die goldene Eier legen
"Disneys Hühner, die goldene Eier legen" (oder einfach Disneys "goldene Hühner") ist eine studiointern und in Branchenkreisen genutzte Bezeichnung für mehrere Erfolg bringende "Institutionen" innerhalb der Walt Disney Studios der Neuzeit.
Wortherkunft und Geschichte[Bearbeiten]
Der Begriff wurde unter anderem vom ehemaligen Präsidenten des Konzerns Michael Eisner geprägt, der die Walt Disney Meisterwerke und deren Kinoneuveröffentlichungen als Hühner bezeichnete, die goldene Eier legen. Er befürchtete, man würde eben diese „schlachten“, wenn man sie auf Video veröffentliche.
Vor allem gegen Ende von Eisners Amtszeit wurde dieser Begriff von Branchenkennern wieder verwendet. Sie kritisierten, dass Eisner einen Großteil von Disneys goldenen Hühnern getötet hätte, womit die Experten darauf anspielten, dass Eisner sowohl Pixar als auch die Weinsteins aus der Walt Disney Company vertrieben habe, während er zugleich das Geschäft mit klassisch animierten Zeichentrickfilmen durch zahlreiche DTVs verschlechterte.
Die einzelnen "goldenen Hühner"[Bearbeiten]
Walt Disney Meisterwerke[Bearbeiten]
Das älteste "goldene Huhn" sind Walt Disney Meisterwerke, die abendfüllenden Zeichentrickfilme der Walt Disney Feature Animation-Abteilung Disneys. Ihren Status als goldenes Huhn erreichten sie dadurch, dass sie regelmäßig große Publikums- und Kritikererfolge wurden. Allein zu Walt Disneys Lebzeiten wurden 8 dieser Meisterwerke zum erfolgreichsten Film des jeweiligen Jahres. Des weiteren erwiesen sie sich auch in der Weiterverwertung als profitabel: Viele der Disney Zeichentrickfilme waren Grundlage für erfolgreiche Merchandising-Produkte oder Vorbilder für Themenparkattraktionen. Außerdem wurden sie aufgrund ihrer Zeitlosigkeit bis in die Neunziger Jahre hinein auch mehrfach im Kino gezeigt.
Das Ende dieses "goldenen Huhns" befürchtete Michael Eisner, als man ihm vorschlug, die Meisterwerke auf Video zu veröffentlichen. Eisner dachte, dass man aufgrund der Videoveröffentlichungen die Meisterwerke einerseits entzaubere und man andererseits nur noch zweimal an ihnen verdienen könne: An der Kinokasse und dann beim Videoverkauf.
Eisners Befürchtung erwies sich als falsch: Videos der Meisterwerke erschienen im 7 Jahrestakt, und waren auch bei der wiederholten Neuauflage Verkaufsrenner.
Seit 2000 befürchtete man erneut den Untergang dieses "goldenen Huhns". Die Einnahmen der klassischen Meisterwerke sanken, während computeranimierte Filme immer mehr einnahmen. Zudem vermuten zahlreiche Fans, dass die Fortsetzungen von Meisterwerken für den Video- und DVD-Markt dem Ruf der Originale schaden könnten. 2005 erschien infolge weiterer Zeichentrickflops das erste computeranimierte Meisterwerk von Disney: Himmel und Huhn. Der Film wurde ein mittlerer Erfolg, weshalb die Zukunft dieses "goldenen Huhns" noch unklar ist.
Bob und Harvey Weinstein[Bearbeiten]
1993 erwarb die Disney Company das unabhängige Filmstudio Miramax. Dessen Leitern und Gründern, den Gebrüdern Bob und Harvey Weinstein, wurden zahlreiche Freiheiten in der Führung des Studios überlassen. Mit meistens erwachsenenorientierten, teils kontrovers diskutierten Filmen brachten sie alljährlich viele niedrig budgetierte Filme in die Kinos, die viel Geld einspielten. Aufgrund der niedrigen Kosten und den hohen Einnahmen der Miramax Produktionen wurden die Weinsteins bald als "goldene Hühner" für Disney bezeichnet.
Ende der 90er Jahre konzentrierten sich die Weinsteins zunehmend auf größere Produktionen, ein Trend den sie nach der Jahrtausendwende fortführten. Doch trotz der größeren Kosten blieben die Filme der Miramax und Dimension Films Studios profitabel für die Disney Studios. Vor allem gegen Ende von Michael Eisners Amtszeit kristallisierten sich die Filme der Weinsteins als erfolgreichere Filme als Disneys eigene Spielfilme heraus. Filmreihen wie Scary Movie, Spy Kids und die Quentin Tarantino Filme übertrumpften an den Kinokassen Filme wie Alamo oder Hidalgo.
Doch aufgrund den Streitigkeiten über Fahrenheit 9/11 spannte sich das Verhältnis zwischen Michael Eisner und den Weinsteins. In deren Anschluss präsentierte die Geschäftsleitung Disneys verschiedene Statistiken, in denen Miramax als Verlustgeschäft dargestellt wurde, was die Weinsteins als Zahlendreherei abtaten. 2005 verließen sie Miramax.
Inwiefern das Weinstein-lose Miramax als goldenes Huhn einzustufen ist, muss sich noch klären, jedoch erwies sich Miramax durch den Oscar-Rummel um Die Queen weiterhin als Award-tauglich.
Pixar[Bearbeiten]
Parallel zu dem Untergang der handgezeichneten Zeichentrickfilme erwiesen sich die Produktionen der Pixar-Studios zunehmend als Erfolgsgarant für Disney. Die ersten 5 Produktionen der Studios waren große Erfolge und Findet Nemo war weltweit erfolgreicher als Der König der Löwen. Aufgrund dessen bezeichnete man Pixar als das neuste "goldene Huhn" Disneys, teils auch als den Ersatz für die Walt Disney Meisterwerke.
Aufgrund der ungleichen Verteilung der Einnahmen weigerte man sich bei Pixar jedoch, unter den Verhältnissen des alten Vertrages weiterhin für Disney zu arbeiten. Erneut war es Michael Eisner, der sich in den Verhandlungen als unnachgiebig erwies, woraufhin Pixar die Verhandlungen abbrach. Nachdem Robert Iger Disneys Präsident wurde, nahm man die Verhandlungen wieder auf. Sie mündeten in eine gemeinschaftlich geplante Übernahme Pixars durch Disney.
Jerry Bruckheimer[Bearbeiten]
Der Produzent Jerry Bruckheimer hat seit 1994 einen Vertrag mit der Walt Disney Company und produziert seitdem Filme für Touchstone Pictures, Hollywood Pictures und Walt Disney Pictures. Zudem produziert er die serien des C.S.I.-Franchises, welches in Zusammenarbeit mit Miramax-Television entstanden ist.
Sämtliche Filme Bruckheimers haben noch in der Kinoauswertung schwarze Zahlen geschrieben, die meisten von ihnen waren sogar ausgesprochen große Kinoerfolge. Zudem sind seine Filme auch in der Video- bzw. DVD-Verwertung sehr erfolgreich.
Dies führte dazu, dass auch Jerry Bruckheimer als "goldenes Huhn" der Walt Disney Company bezeichnet wird. Im Gegensatz zu den Weinsteins und Pixar geriet er nicht in Konflikt mit Michael Eisner und galt deshalb kurzzeitig als das letzte intakte "goldene Huhn" Disneys.
Jerry Bruckheimer verlängerte Ende 2005 seinen Vertrag mit Disney und wird dem Konzern deshalb noch längere Zeit erhalten bleiben.