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Im Lande der Zwergindianer

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Im Lande der Zwergindianer
Land of the Pygmy Indians
Erstveröffentlichung: 25. April 1957
Entstehungsdatum: 15. November 1956
Storycode: W US 18-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 27
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: Micky Maus Magazin 52/1961 – 1/1962
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks

Ind.PNG Infos zu Im Lande der Zwergindianer

beim I.N.D.U.C.K.S.

Im Lande der Zwergindiander (engl. Land of the Pygmy Indians) ist eine 1956 von Carl Barks gezeichnete und getextete Comicgeschichte. In ihr thematisiert Barks die Themen Umweltzerstörung und Probleme indigener Völker gegenüber Großkapitalisten wie Dagobert Duck.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Dagobert hat genug von der Stadt, wie sie dank ihm geworden ist (© Egmont Ehapa)

Onkel Dagobert ist genervt vom Smog, Rauch und Lärm in Entenhausen, wo sich die Auswirkungen der Industrialisierung bemerkbar machen. Ironischerweise ist er der Urheber dieser Industrialisierung, denn nur dank ihm kamen all die Fabriken in die Region, dennoch hat er die schlechte Luft ordentlich satt und beschließt, sich und sein Geld außerhalb der Stadt unterzubringen. Er sucht einen Ort möglichst weit weg von Mensch und Zivilisation und wird beim Makler Heinrich Scharrer jr. fündig, der ihm ein Stück Land nördlich des Oberen Sees andreht mit der Garantie, dass dort niemand wohne. Dieses Land ist von Seen durchzogen und soll absolut unberührt sein. Dagobert ist begeistert: „Entenhausen mit seiner verpesteten Luft, seinen rauchenden Schloten und seinem Ruß sieht mich nie wieder.“

Das Land der Zwergindianer – von der Zivilisation verschont (© Egmont Ehapa)

So macht er sich mit seinen Neffen Donald und Tick, Trick und Track auf den Weg in das Land der Seen, um seinen neuen Besitz zu erkunden. Das scheint tatsächlich komplett urbelassen und unberührt zu sein. Dagobert jedoch hat ganz schön zu kämpfen: Überall Bodenschätze und sonstige Kostbarkeiten, die nur darauf warten, von ihm ausgebeutet zu werden! Was für saftige Gewinne hier seiner harren! Doch seine Neffen schaffen es, ihn vorerst vom Gedanken abzubringen. Sorgenlos schlagen die Ducks ihr Zelt am Ufer eines der zahlreichen Seen auf und schlafen. Doch am nächsten Tag ist die Hälfte der Ausrüstung verschwunden! Und plötzlich schwimmt auch das Boot von alleine weg! Von alleine? Nein, überraschenderweise handelt es sich um einen Elch, die Ducks können das Kanu noch retten. Doch da entdecken sie seltsame Zeichen, die sie dank des Schlauen Buches als indianische Warnung entziffern, nicht weiterzugehen. Davon will Dagobert nichts hören, schließlich gehöre das Land ihm! Und wenn es hier Leute gibt, sollen sie gefälligst Steuern zahlen! Sein Zylinder wird von Pfeilen durchlöchert.

Die Zwergindianer, Bewohner des Seenlandes (© Egmont Ehapa)

Kurz darauf entdecken die Ducks die Urheber des Spuks: Ein kleines Indianervolk, das nun Hals über Kopf vor den feindlichen Eindringlingen flieht. Dagobert ist begeistert: Vielleicht könnte er sie zähmen und zur Bebauung des Landes anheuern! Doch die Neffen sind freundlicher gesinnt und wollen mit dem Stamm kommunizieren. Dazu wollen sie einen entführen und ihn dann mit einer Botschaft zurückschicken. Sie folgen dem Völkchen und entführen einen der Ureinwohner während eines Rituals. Doch der ist gewitzt, kann offenbar mit Tieren reden und schafft es so sich zu befreien! Besser noch, dank der Tiere, ihrer Freunde, drehen die Ureinwohner den Spieß um und nehmen die Ducks gefangen. Dagobert ist wütend, schließlich hat er das Land gekauft! Doch das gilt für die Indianer nicht. Denn wer entscheidet darüber, wem das Land gehört? Zwei reiche Leute in einer fernen Stadt oder die die dort wohnen, die Tiere, die Menschen? Nein, der Fall ist klar: Das Land. gehört den Ureinwohnern und der Eindringling ist Dagobert. Der probiert zwar noch, sich durch gutes Reden zu retten, doch die Indianer haben seine perfiden Absichten durchschaut und geben ihm nur noch eine Möglichkeit, sich zu retten: Der stärkste Krieger der Ducks solle den König der Störe fangen, einen riesigen Fisch, der die Gewässer unsicher macht. Der stärkste Krieger der Ducks? Das ist wohl Donald, der sich nicht drücken kann, wenn er jemals wieder die Freiheit genießen will…

Donald kämpft gegen den Stör (© Egmont Ehapa)

Donald probiert sich also an dem riesigen Fisch. Doch trotz einiger schlauer Tricks ist der Fisch ihm überlegen und schluckt ihn schließlich. Währenddessen bewundert Dagobert all die Bodenschätze, gräbt sie aus und träumt vor sich hin. Die Drillinge nutzen das, um ihren Onkel aus seiner verzweifelten Situation zu retten: Während der Stör Donald schluckt, werfen sie ihm eine Mischung von Dagoberts Stoffen in den Rachen. Diese ist so giftig, dass der Fisch schließlich stirbt und Donald sich befreien kann. Die Ducks sind nun befreit und dürfen zurück. Dagobert soll nur noch eine Friedenspfeife mit dem Häuptling rauchen. Doch der ist schlau: Er mischt gleich auch noch was von Dagoberts Stoffen mit ein und gibt Dagobert somit ein so schlimmes Raucherlebnis, dass der für immer genug von diesem Land hat. Er kehrt nach Entenhausen zurück und genießt die schlechte Luft.

Fortsetzung[Bearbeiten]

Eine Hommage an die Geschichte und Fortsetzung erschien mit der von Don Rosa 1991 gezeichneten und getexteten Geschichte Der Krieg der Wendigowak. In dieser Geschichte greift er vor allem die Umweltthematik wieder auf und behandelt sie aus einem moderneren und extremeren Blickwinkel.

Hintergrund und Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

Dagobert denkt nur ans Geld und wird nur noch von seinen Neffen an der Zerstörung des Paradieses gehindert – sogar chemische Industrien würde er hier einrichten (© Egmont Ehapa)

Barks hatte in seiner Zeit in den Disney Studios mit sich verschlechternder Gesundheit zu kämpfen und empfand den Weggang und die Ansiedlung im San Jacinto Valley als Erleichterung. Dennoch war er wiederholt gezwungen, zu Western Publishing nach Beverly Hills zu fahren und sich der schlechten Luftqualität Kaliforniens auszusetzen. Ebenso bemerkte er die zunehmende Verbauung des Landes und die zunehmende Anzahl an Grundstücksmaklern. Da die „sogenannte Zivilisation“ nur verschmutzte Böden, ungenießbares Wasser und schmutzige Luft hervorbrachte, erschien die unberührte Wildnis für Barks als Gegenmodell.[1]

Wie aber aus der Geschichte klar hervorgeht, sah er es kritisch, dass Menschen in dieses Paradies ziehen sollten. Wie schon in Der verhängnisvolle Kronenkork drohen die Ducks das Paradies zu zerstören, dieses Mal im Falle Dagoberts sogar mutwillig, was die Situation natürlich noch verschärft. Dagobert stellt hier eine Parodie des „typischen“ Kapitalisten dar. Er würde alles tun, um Geld zu verdienen, von der Zerstörung der Natur bis zur Versklavung des einheimischen Volkes. Er sieht überall nur Möglichkeiten, Geld zu machen. Das Gegengewicht stellen die Neffen dar, die von der Geldgier ihres Großonkels entsetzt sind und versuchen, ihn mit allen Mitteln an den Schandtaten zu hindern. Interessant ist auch, dass Dagobert seine Fehler nie einsieht: Sogar als Gefangener der Zwergindianer heuchelt er sein sein Verständnis nur vor, das ist auch der Grund, dass die sicherstellen mussten, dass er nicht zurückkommt.

Die Freunde der Tiere (© Egmont Ehapa)

Im Lande der Zwergindianer ist jene Geschichte mit Barks' „little people“, die am stärksten aus Die Sumpfgnome schöpft, aus dem der ähnliche Schauplatz sowie Ähnlichkeiten der Handlung übernommen werden, inklusive der Fähigkeit mit Tieren zu sprechen, den besser zu den Indianern passenden Tänzen, der entführung eines Zwergindianers durch die Ducks und des Versetzens einer – in diesem Fall – Friedenspfeife mit Drogen.[1]

Barks' Geschichte wurde zusätzlich durch das Gedicht The Song of Hiawatha von Henry Wadsworth Longfellow inspiriert. Barks hatte, wie viele andere amerikanische Kinder, das Gedicht in der Schule auswendig lernen müssen. In seinem Werk perpetuierte Longfellow die Idee des „noblen Wilden“ als Gegenkonzept zur modernen amerikanischen Zivilisation. In seinem Gedicht bleibt aber Hiawatha letztlich nichts übrig als seinen Stamm den Missionaren zu überlassen; das Gegenmodell setzt sich nicht durch. Demgegenüber verwendete Barks die „noblen Wilden“ in positiverer Hinsicht als Vertreter eines besseren Umgangs mit der Natur und lässt sie die Oberhand behalten.[2] In den Texten der Zwergindianer verwendet Barks den metrischen Stil aus Longfellows Gedicht:

„By whom was this taken taken? By whose hands these written scratches? Did the sun from high above you sell you all these lands and waters? Did the winds that bend the pine trees? ... Me no believe that such a token would be honored by the fishes, by the creatures of the forest, by the birds we call our brothers. ... None could sign away these woodlands, none could have the right or reason, but the chiefs of all the brothers in a powwow with the seasons.“
Weiser Rabe[3]

Damit greift Barks typisch indianische Vorstellungen auf, transportiert aber auch seine eigenen Gedanken bezüglich des Rechts auf Grund und Boden. Die Übersetzung verzichtet auf die Metrik, sie ist unter dem Abschnitt „Bedeutung“ zu lesen.

Bedeutung[Bearbeiten]

Die Zwergindianer beugen sich nicht der „Zivilisation“ (© Egmont Ehapa)

Mit Im Lande der Zwergindianer thematisierte Barks die Thematiken Umweltzerstörung und die Probleme indigener Völker, gerade im ersteren Fall Jahre bevor sie politisch relevant wurden. In kaum einem anderen Comic drückt sich zudem Barks' Kapitalismuskritik stärker aus: Onkel Dagobert entflieht den durch den Kapitalismus ausgelösten Umweltproblemen seiner Heimatstadt – die er wiederum selbst zu verantworten hat – nur, um in den unberührten Weiten Kanadas sofort Geschäfte zu wittern, Bodenschätze abbauen und Industrien fördern zu wollen. Selbst als Donald, der um das Überleben aller fünf Ducks willen gegen den Störkönig kämpfen muss und beinahe von ihm gefressen wird, ist Dagobert mehr an den Bodenschätzen (darunter Gibsnixium und Nixissium) interessiert. Besonders die Eigentumskonzeption als Basis der kapitalistischen Wirtschaft wird von Barks kritisiert. Weiser Rabe erklärt Dagobert, der auf seinen mit dem Grundstücksmakler ausgehandelten Kaufvertrag pocht: „Das Land der tausend Seen gehört dem tapferen Volk der Zwergindianer, den Tieren seiner Wälder und den Fischen seiner Gewässer. Sie haben niemandem Auftrag gegeben, es zu verkaufen, und sie werden es auch nicht verkaufen, am wenigsten an jemand, der damit Geld machen will.“ Trick ergänzt: „Die Natur gehört allen, die sie lieben und achten und nicht zerstören“.

Die Geschichte ist die erste, in der Barks bewusst die Kontrahenten kleiner als die Ducks macht. Dies macht zum einen deshalb Sinn, weil der Lebensraum der Zwergindianer an sich am Schrumpfen ist, andererseits werden die Ducks dadurch zur Bedrohung. „Die Ducks waren immer Winzlinge im Vergleich mit den Schurken. Um sie zu einer Bedrohung zu machen, mussten sie auf jemand kleineren treffen.“[4] Barks sollte diese Größenverhältnisse noch in weiteren seiner „little people“-Stories beibehalten, z. B. in Das große Ölgeschäft.

Trivia[Bearbeiten]

Da das Thema der Indianer im Rahmen der Political Correctness zu Kontroversen hätte führen können, wurde der Text für den Abdruck in der LTB Classic Edition stark bearbeitet und textlich angepasst. Bezeichnungen wie „Indianer“ und auch Textanspielungen auf die Kleinwüchsigkeit der Figuren wurden entfernt. So findet sich in der Geschichte, abgesehen vom Titel, kein einziges Mal mehr das Wort „Zwergindianer“. Diese Entwicklung wurde auch in der Geschichte Donvald der Eroberer (LTB Spezial 107) fortgeführt. Auch hier taucht die Bezeichnung „Zwergindianer“ nicht mehr auf, vielmehr bezeichnen sich die kleinen Waldbewohner als „Stämme des Waldes“.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Geoffrey Blum: Das Gesetz des Landes. In: Barks Library Special Onkel Dagobert 12.
  2. Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 183–185.
  3. Zit. aus Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 185.
  4. Zit. aus Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 183.