Laugh-O-Gram
Das Laugh-O-Gram Studio war ein kurzlebiges Filmstudio, welches sich in der zweiten Etage des McConahay-Gebäudes befand, das in der 1127 East 31st in Kansas City in Missouri lag. Von 1921 bis 1923 wurde es von Walt Disney und Ub Iwerks betrieben. Es war Disneys erstes Filmstudio. Hier wurden die ersten Disney-Cartoons erstellt. Gleichzeitig soll es der Ort gewesen sein, an dem Iwerks und Disney die Inspiration für Micky Maus hatten. 1923 ging das Studio jedoch Konkurs und musste geschlossen werden.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Geschichte des Studios beginnt 1921, als Walt Disney von Milton Feld den Auftrag bekam, zwölf Zeichentrickfilme zu animieren. Disney erstellte bereits 1920 seine ersten Zeichentrickfilme, die er nach Feierabend produzierte. Hauptberuflich war es als Werbezeichner bei der Kansas City Ad Company angestellt. Dort kamen er und Iwerks zum ersten Mal in Kontakt mit der Handwerkstechnik der Zeichentrickproduktion. Von seinem Chef Arthur Vern Cauger lieh sich Disney eine Kamera. Seine Cartoons produzierte Walt allein, bekam aber auch Unterstützung von seinen Freunden. Die ersten Cartoons wurden in Kansas City in drei Kinosälen gezeigt. Disney konnte Frank Newman, dem führenden Kinobetreiber der Stadt, dazu überreden, seine Kurzfilme mit in die Wochenschau aufzunehmen. Deshalb bekamen die Kurzfilme die Bezeichnung Newman's Laugh-O-Grams (ChWDC 1). Sie verbanden geschickt Werbung mit Humor. Das kam sehr gut beim Publikum an, sodass Disney weitere Aufträge bekam, in den er animierte Pausenfüller erstellte, die kommende Attraktion des Newman-Kinos bewarben. Von den ursprünglich erstellten Werbecartoons ist nur noch der Pilotfilm erhalten.
Am 23. Mai 1922 gründete Walt Disney mit 20 Jahren die Laugh-O-gram-Films (LOGF). Dazu verwendete er das restliche Vermögen aus dem aufgelösten Iwerks-Disney-Commercial Artist von örtlichen Investoren. Kurz nach der Gründung zog Walt sogar ins Gebäude, da er der Auffassung war, sich seine Wohnung nicht mehr leisten zu können. Disney produzierte neun der ursprünglich zwölf geforderten Kurzfilme. Er wollte jedoch nicht erneut Werbefilme drehen, sondern eigenständige Filme machen. Daher entschloss er sich Märchen filmisch umzusetzen und dabei moderne Elemente seiner Zeit miteinzubringen. Die Idee dazu hatte er von Paul Terry, einem New Yorker Zeichentrickfilmer, der Parodien auf Äsops Fabeln erstellte. Mithilfe des High-School-Schülers Rudy Ising, der spätere Mitbegründer der Warner Brothers Zeichentrickstudios sowie MGM, und anderen Möchtegern-Zeichnern, die in Kansas City lebten, arbeitete Disney sechs Monate lang an seinem ersten Märchen-Cartoon. Am 29. Juli 1922 erschien Little Red Riding Hood (Rotkäppchen).
Die Cartoons kaufte ihnen der Verleger Pictorial Clubs ab, doch durch den Konkurs des Verlegers konnten sie LOGF nur hundert Dollar von den vertraglich vereinbarten 11.100 US-Dollar bezahlen. Dies riss auch LOGF in den Konkurs.[1]
Liste produzierter Cartoons[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Debut-Datum | Cartoontitel | Inhalt |
---|---|---|
1922 | Newman Laugh-O-Gram | - |
1922 | Little Red Riding Hood | - |
1922 | The Four Musicians of Bremen | - |
1922 | Jack and the Beanstalk | - |
1922 | Jack the Giant-Killer | - |
1922 | Goldie Locks and the three Bears | - |
1922 | Puss in Boots | - |
1922 | Cinderella (1922) | - |
1922 | Tommy Tucker's Tooth | - |
Whoopee Sketches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1922 ging der Verleger Pictorial Clubs Konkurs. In anderen US-Bundesstaaten hatte Pictorial Clubs jedoch Schwesterfirmen, welche den Konkurs überlebten und mit dem Wechsel zum Tonfilm die sieben Disney-Cartoons unter neuen Titeln ausstrahlte. Weitere Cartoons von Bill Nolan wurden hinzugefügt und die neue Reihe unter den Namen „Whoopee Sketches“ und „Peter the Puss“ veröffentlicht.[2] „Whoopee“ beschreibt neben dem „whoopee cushion“, dem Furzkissen, das ausgelassene Feiern,[3] während der Kater Julius seine Prototypen für „Peter the Puss“ einen neuen Namen fand. In New York vertrieben Bollman und Grant die nun vertonten Cartoons für „Sound Film Distributing“, in England vertrieb „Wardour Films“ diese.[2] 1929 wurden auch diese als „Wuppy Kurz-Tonfilme“ von der Stein-Film AGin Deutschland vertrieben.[4] Nach den Forschungen von Cole Johnson, Graham Webb und David Gerstein existierten zwölf „Whoopee Sketches“, neun davon wurden in Deutschland vertrieben, zehn Titel wurden bis 2010 gefunden.[2]
Diese zehn Titel und die Cartoons, die darin verwertet wurden, sind:
- „Bottle of Rum“ (verarbeiteter Cartoon unbekannt)
- „The Cat's Whiskers“ (Puss in Boots)
- „Egg-Splosion“ (Cartoon von Bill Nolan, Non-Disney)
- „The Four Jazz Boys“ (The Four Musicians of Bremen)
- „Grandma Steps Out“ (Little Red Riding Hood)
- „The K-O Kid“ (Jack the Giant-Killer)
- „On the Up and Up“ (Jack and the Beanstalk)
- „The Peroxide Kid“ (Goldie Locks and the Three Bears)
- „Rural Romeo“ (Cartoon von Bill Nolan, Non-Disney)
- „The Slipper-y Kid“ (Cinderella)
In Form dieser „Whoopee Sketches“ wurden einige der verloren geglaubten Laugh-O-Gram-Cartoons wieder entdeckt.
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Baxter, J./Steele, B. (20.10.2023). Kapitel 1: Wo alles begann. In Die Disney-Geschichte - 100 Years of Wonder (P. Sparrer, Übers., S. 20). Hamburg: Carlsen Verlag GmbH
- ↑ 2,0 2,1 2,2 David Gerstein (14.10.2010). „Lost Laugh-O-Grams Found—And Shown“. ramapithblog.blogspot.com
- ↑ „whoopee“. pons.com
- ↑ Jörg-Peter Storm, Mario Dreßler (1991). „Anhang C: Filmographie der Walt-Disney-Filme in Deutschland“ in: „Im Reiche der Micky Maus. Walt Disney in Deutschland 1927–1945“, Henschel Verlag, Berlin, S. 147. ISBN 3-362-00612-4