Verbrechen am Versteckten Fluss
Verbrechen am Versteckten Fluss | |
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The Mystery at Hidden River | |
Erstveröffentlichung: | 06.08.1941–17.01.1942 |
Entstehungsdatum: | 1941–1942 |
Storycode: | YM 047 |
Story: | Floyd Gottfredson, Merrill de Maris |
Zeichnungen: | Floyd Gottfredson, Bill Wright |
Seiten: | 90 Tagesstrips, 30 Seiten in der FGL |
Format: | Zeitungsstrip |
Deutsche Übersetzung: | Susanne Walter im MMP, Arne Voigtmann in der FGL |
Weiterführendes | |
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Verbrechen am Versteckten Fluss (Originaltitel The Mystery at Hidden River, auf Deutsch auch als Das Geheimnis vom Hollerbach) ist eine Comicgeschichte von Floyd Gottfredson (Plot und Bleistiftzeichnungen), Merrill de Maris (Skript) und Bill Wright (Tuschereinzeichnungen). Es geht um einen Raub einer besonderen Holzsorte, die für das Verteidigungsprogramm wichtig ist.
Figuren[Bearbeiten]
- Micky Maus
- Minnie Maus
- Kater Karlo
- Klarabella Kuh
- Balduin Beutelschneider
- Goofy
- Holzfäller
- Aufgehender Vollmond
- alter Indianer
- Indianerjunge
- FBI-Agent
Handlung[Bearbeiten]
Die Handlung setzt abrupt ein: Minnie bekommt ein Telegramm, in dem steht, dass Klarabella in einem Holzfällerlager der „Versteckten Fluss AG“ verschwunden ist. Sie rennt im stürmenden Regen zu Micky und die beiden eilen zum FBI. Dort erfahren sie, dass schon einige FBI-Männer dort verschwunden sind und ein Viertel des dort gefällten Holzes nie im Sägewerk ankommt. Das ist sehr ernst, weil es sich um eine bestimmte Holzsorte handelt, die für die Rüstungsindustrie wichtig ist. Micky macht sich auf die Reise zum Holzfällerlager und lehnt Minnies Hilfe ab. Nachdem er sich für die Arbeit als Holzfäller anheuern ließ, läuft er zu seinem Chef Richtung Süden. Er trifft auf einen alten Bekannten, der einen frankokanadischen Akzent imitiert: Kater Karlo (welcher sich „Pierre de la Cabot“ nennt). Die beiden fangen an zu arbeiten und Karlo versucht, Micky zu töten und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Nach einiger Zeit findet Micky eine junge Indianerin: Minnie-Ti-hi, auch genannt „Kleiner Stern“. Er begleitet sie in ihr Indianerdorf.
Micky beobachtet Karlo und hört, dass er zu einem sogenannten „Loch“ gehen will, doch als er ihm folgt, hält die anhängliche Minnie-Ti-hi ihn auf. Dann wechselt die Perspektive in das „Loch“: Kater Karlo und Balduin Beutelschneider sitzen am Tisch und beraten sich über das weitere Vorgehen. Man erfährt, dass sie Klarabella entführt haben und das für das Verteidigungsprogramm wichtige Holz stehlen. Außerdem fasst Kater Karlo den Plan, Micky ein für alle Mal umzubringen. Nach einiger Zeit erhöht sich plötzlich die Menge des gestohlenen Holzes: Balduin Beutelschneider und Kater Karlo wollen noch etwas mitnehmen, bevor sie ihre Zelte abbrechen und Micky töten. Das würde Mickys Vermutungen zufolge Klarabellas Tod bedeuten: Es wäre seiner Meinung nach für die Banditen zu riskant, sie bei der Flucht am Leben zu lassen.
Während die Zeit knapp wird, stößt Micky fortlaufend nur auf falsche Fährten: Er verfolgt beispielsweise einen Holzfäller, der ein Loch erwähnte, doch es stellt sich heraus, dass dieser einen Badesee meinte. Als der Morgen graut, stoßen Micky und „Kleiner Stern“ auf eine unbekannte Rutsche, doch die beiden fallen ins Wasser und Kleiner Stern stellt sich als Minnie heraus: Sie wollte von Anfang an mitkommen, doch der leicht chauvinistische Micky hat das abgelehnt, weil sie eine Frau ist. Doch als die beiden sich von dem (versteckten) Fluss aus, in den sie gefallen sind, umsehen, entdecken sie das „Loch“! Kater Karlo und Balduin Beutelschneider wollen gerade Klarabella töten, als ein wilder Kampf entbrennt, aus dem schließlich Micky, Klarabella und Minnie als Sieger herausgehen. Die Geschichte endet damit, dass die Gruppe wieder in ihrer Heimatstadt ankommt.
Hintergrund[Bearbeiten]
Figuren[Bearbeiten]
Diese Geschichte ist in einigen Punkten besonders: Sie ist die erste, in der Kater Karlo ein augenscheinlich gesundes Bein hat. Tatsächlich war er in den Cartoons schon seit 1936 sein Holzbein los, doch offensichtlich erhielt Floyd Gottfredson erst 1941 die Anweisung, die Figur auch im Comic-Strip dem neuen Aussehen anzupassen. Außerdem hängt dies wohl damit zusammen, dass Karlo im englischen Original im Comicstrip immer „Peg-leg Pete“ hieß (was so viel wie „Holzbein-Peter“ heißt), während er in den Cartoons meistens wechselnde Namen wie „Black Pete“ (Schwarzer Peter), „Sneaky Pete“ (Heimtückischer Peter) oder „Big Bad Pete“ (Großer böser Peter) trug.[1] Der Bezug zum Holzbein war in den Cartoons also von Anfang an nicht wirklich gegeben und die Umstellung auf ein normales Bein hatte keine allzu großen Auswirkungen, im Comic aber wurde der Name nun quasi bedeutungslos gemacht. Als Micky Karlo auf sein Bein anspricht, sagt er, dass er jetzt „ein ganz modernes künstliches Bein“ habe.
Der Deckname von Kater Karlo, „Pierre de la Cabot“, besteht aus der französischen Version seines englischen Namens „Pete“ (Peter) und einem doppeldeutigen Nachnamen: „Cabot“ kann Korporal heißen, aber auch „Köter“ und „Wichtigtuer“.
Auch fällt auf, dass Karlo sich niederlassen und Marihuana (!) anbauen will. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er selber Drogen konsumiert, sondern dahinter steckt einfach der Stereotyp eines Gauners aus der damaligen Zeit: Bösewichte schmuggelten nunmal Drogen (Karlo tat es übrigens auch, und zwar in Gefangen auf hoher See aus dem Jahr 1934) – jedoch wurde nicht impliziert, dass die Schmuggler selber Drogen konsumierten.
Außerdem ist diese Geschichte die letzte von Floyd Gottfredson, in der Balduin Beutelschneider auftaucht. Sein Charakter und seine Rolle haben sich generell geändert: In den ersten Comics wie Micky Maus im Tal des Todes war er noch ein intelligenter Anwalt, der seinen dummen Partner Karlo vor allem für grobe Aufgaben brauchte. In dieser Geschichte hingegen ist die Hierarchie bei den beiden nicht klar erkennbar und Balduin Beutelschneider sitzt fast die gesamte Geschichte nur in der Hütte rum: Es scheint, als ob er nur noch benutzt wurde, damit man ein Gefühl von Ungewissheit im Leser erzeugen konnte. Er trägt kaum zur Handlung bei.
Ebenso ihre letzten größeren Auftritte haben hier Minnie und Klarabella. Während sie in dieser Geschichte noch durch ihre Charakterstärke auffallen (vor allem Minnie, die sich mit aller Kraft gegen die den Geschlechtern zugeteilten Rollen wehrt, worin Thomas Andrae auch eine Reflexion des Zweiten Weltkrieges und der zu dieser Zeit teilweise umverteilten Rollen sieht[2]) und am Ende sogar beide heldenhaft Beutelschneider in Schach halten, werden sie in Zukunft zunehmend zu passiven Nebenfiguren degradiert. Minnie wird zwar noch den einen oder anderen starken Moment haben, dann aber doch zunehmend in die Rolle der passiven Freundin Mickys rutschen und Klarabella wird nie wieder eine so große Rolle in der Handlung spielen. Zusammenfassend lässt sich also sogar sagen, dass diese Geschichte die letzte Geschichte nach dem „klassischen“ Gottfredson-Erzählmuster ist. Karlo würde von nun an der Hauptbösewicht werden, Klarabella und Minnie zunehmend in den Hintergrund rücken und Beutelschneider tatsächlich nie wieder auftauchen.[1]
Rassismus[Bearbeiten]
Sehr problematisch ist in dieser Geschichte die Darstellung der amerikanischen Ureinwohner. Bei Minnie-Ti-hi beziehungsweise „Kleiner Stern“, der dummen und störenden „Indianerprinzessin“ mit dem komischen Akzent, könnte man vielleicht mit sehr viel gutem Willen noch argumentieren, dass ihre Darstellung progressiv sei, da sie sich am Ende als Minnie herausstellt und nur geschauspielert hat.[1] Aber fast noch problematischer sind die kurz auftretenden echten Natives: Minnies „Tante“ „Aufgehender Vollmond“ und ein namenloser Indianerjunge werden als altmodisch und sogar dumm dargestellt, unfähig die Kultur der Weißen zu begreifen. Aus diesem Schema fällt lediglich ein weiterer kleiner Junge, der zufällig vorbeikommt: Als neunmalkluger Besserwisser legt er Micky rein – was jedoch auch wieder eine geschichtsverdrehende Vertauschung der Rollen ist, wo doch eigentlich die europäischen Eindringlinge die Einheimischen schamlos ausgebeutet haben.[2] Letztendlich muss diese Geschichte wie so viele andere kritisch als Produkt ihrer Zeit gesehen werden.
Kontinuität[Bearbeiten]
Da die Zeitungsstrips von Floyd Gottfredson unmittelbar aufeinander aufbauen, hat auch dieser Comic einige Referenzen auf vorherige Geschichten. Der Urlaub, den Micky im ersten Panel erwähnt, wurde ihm am Ende von Das Verkaufstalent gesetzlich verschrieben. Als Micky erfährt, dass etwas mit Klarabella passierte, mutmaßt er, dass sie geheiratet habe. Klarabella heiratete beinahe Rudi Ross in Klarabellas Pension. Bei der Begegnung mit Karlo spielt er darauf an, dass Karlo überraschend früh frei ist, nachdem er bei ihrer letzten Begegnung in Entführer auf der Ranch zu mehreren Jahren Haft verurteilt wurde.
Vergleich der Übersetzungen[Bearbeiten]
Der Comic erschien bereits 1998 im Micky Maus präsentiert 24 unter dem Titel Das Geheimnis vom Hollerbach in einer Übersetzung von Susanne Walter, bevor er 2021 in Floyd Gottfredson Library 6 (FGL) als Verbrechen am Versteckten Fluss, übersetzt von Arne Voigtmann, erneut erschien. Die Zeitungsstrips wurden für die Version im MMP auf vierreihige Comicseiten ummontiert und änderte so unter anderem die Sprechblasengrößen und Panelfolgen, was unter anderem auch den Platz für den deutschen Text einschränkte.
- Statt mit dem FBI arbeitet Micky an der Seite der Polizei, die aber ebenfalls ein paar Spezialagenten eingesetzt hat.
- Kater Karlos Pseudonym ist im MMP Karlo Krall statt Pierre de la Cabot, weshalb er auch nicht mit einem französischem Akzent spricht. Sein Holzbein stamme von einem Tischler im Knast. Im Gespräch mit Beutelschneider zeigt sich, dass die beiden weitere Komplizen haben, zu sehen sind diese aber in keiner der beiden Fassungen. Statt dem Komplizen-Dialog präsentiert Karlo in der FGL-Version seine Pläne, Mariuhana anzubauen und reich zu werden. Als die beiden überwältigt werden, nennt Beutelschneider in der MMP-Version seinen Partner bei dessen Decknamen Krall statt wie in der FGL-Version bei seinem echten Namen Karlo.
- Minnies Deckname als Indianer ist in der MMP-Fassung Minnie-Tu statt Minnie-Ti-hi. Besonders auffällig ist hierbei, dass Minnie selbst in der MMP-Version noch ohne E (Minni) geschrieben wurde, ihr Deckname aber schon ihre spätere Schreibweise beinhaltet.
- In der vierreihigen Version vom MMP fehlen ein paar Panels. So schlägt Micky Karlo in der FGL-Version noch ein paarmal auf den Kopf, nachdem er einen Eimer darauf warf, außerdem sieht man nun Minnie und Klarabella mit Micky zum Halb-Drei-Zug eilen.
Deutsche Veröffentlichungen[Bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Thad Komorowski: Holzbein, bleib bei deinen Leisten! Floyd Gottfredson Library 6, S. 181 (2021)
- ↑ 2,0 2,1 Thomas Andrae: Von Mäusen und Menschen. Floyd Gottfredson Library 6, S. 8 (2021)
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