Im alten Kalifornien
Im alten Kalifornien | |
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In Old California! | |
Erstveröffentlichung: | 20. März 1951 |
Entstehungsdatum: | August bis November 1950 |
Storycode: | W OS 328-02 |
Story: | Carl Barks |
Zeichnungen: | Carl Barks |
Seiten: | 28 |
Deutsche Übersetzung: | Dr. Erika Fuchs |
Deutsche Erstveröffentlichung: | Disney Comic Bücher 4 |
Weiterführendes | |
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Infos zu Im alten Kalifornien beim I.N.D.U.C.K.S. |
Im alten Kalifornien (Original: In Old California!) ist eine Comicgeschichte von Carl Barks. In dieser Geschichte entdecken Donald und seine Neffen das Kalifornien aus dem Jahre 1848.
Figuren
- Donald Duck
- Tick, Trick und Track
- Rolando
- Panchita
- Don Gaspar
- Tina
- Señora
- Ezry
- Don Porco de Lardo
Handlung
Donald und seine Neffen sind unterwegs, um die Sehenswürdigkeiten Kaliforniens zu bewundern. Doch von denen bekommen sie nicht allzu viel zu sehen, denn die Autobahn ist so voll und so chaotisch, dass von einem Blick auf die wundervolle Landschaft abgeraten wird. Donald reicht's und er biegt in eine kleine, ruhige Seitenstraße. Da erzählt er seinen Neffen, dass das Land nicht immer so war. Es war von friedliebenden Indianern besiedelt, die Missionare bauten wundervolle Häuser… Kalifornien war ein Paradies. Donald wollte, er hätte damals gelebt! Und seine Neffen auch. Die Indianer sollen in einem Reservat noch leben, die Neffen wollen sie natürlich unbedingt sehen. Doch auf der Suche nach einem Schild krachen sie mit dem Auto gegen einen Stein… Als sie wieder aufwachen, sind sie in dem Indianerdorf. Der Medizinmann bietet ihnen einen Kräutersud zur Besserung an. Die Ducks schlafen wieder ein.
Als sie zum zweiten Mal aufwachen, sind sie wieder vollauf gesund. Sie bedanken und verabschieden sich von den Indianern und machen sich auf dem Weg zurück zu ihrem Auto. Doch irgendwie hat sich so einiges verändert. Die Stadt ist verschwunden, genauso wie die Straße und die Felder. Alles ist viel wilder. Bären laufen frei herum und die Berge sind bedeckt von dunklen Wäldern. Was ist los? Sind die Ducks im alten Kalifornien gelandet? Ist ihr Wunsch in Erfüllung gegangen? Ja, so ist es! Da stoßen sie auf ein altes Herrenhaus. Sie nähern sich „auf die alte Art“, wie sie glauben. Auch wenn diese Art nicht wirklich die von früher ist und auf die Herren des Hauses eine eher abstoßende Wirkung hat, werden sie aufgenommen. Und so entdecken sie das kalifornische Leben von früher: Rodeos, Fiestas, Caballeros…
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn einer der Caballeros, Rolando, ist unsterblich in Panchita, die Tochter des Herren, verliebt. Doch die kann ihn nicht heiraten, denn er ist viel zu arm. Stattdessen scheint es ganz so, als würde sie mit dem stinkreichen Don Porco de Lardo vermählt. Das können die Ducks, die Rolando und Panchita bereits richtig ins Herz geschlossen haben, nicht hinnehmen! Da bekommt Donald eine Idee. Er fragt, welches Jahr sie denn gerade haben. Und es ist – 1848! Das Jahr des großen Goldrausches! Wenn Rolando dort erfolgreich wird, kann er Panchita vielleicht heiraten! Und so sagen sie Rolando, er solle sich auf den Weg zum Sacramento machen, dort wird er Gold finden. Währenddessen machen sich die Ducks auf den Weg nach Monterey, wo sie ein Grundstück kaufen und sich niederlassen wollen. Nach einer anstrengenden Kutschfahrt sind sie angekommen und besehen ihr neues Grundstück. Dort wollen sie ihre eigene Ranch bauen und leben!
Doch sie haben nicht mit der Wildheit des Wilden Westens gerechnet. Denn kaum sind sie auf ihrem Grundstück angekommen, werden sie auch schon wieder verjagt-von einem Mann namens Ezry, der Gewalt nicht scheut. Er nimmt ihr Land in Besitz und die Ducks müssen fliehen. Sie kommen nach Sutters Port am Sacramento, wo sie sich Munition kaufen wollen, um sich im Wilden Westen durchschlagen zu können. Doch der Ort ist gerammelt voll und der Ruf nach Gold schallt durch die Luft – dass Gold gefunden wurde, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Und auch Donald wird vom Goldfieber erfasst. Und er findet tatsächlich einen Uferstreifen, wo man die Nuggets nur aufzuheben braucht! Doch wieder wird er von der Wildheit des Westens überrumpelt und ausgetrickst. Doch diesmal kommt ihm Rolando, der ja auch in der Gegend ist, zur Hilfe und verjagt die Eindringlinge. Und so machen sich die vier, Rolando und die Ducks, gemeinsam auf Goldsuche. Nach einiger Zeit haben sie so viel gefunden, dass Rolando reich genug ist, um Panchita zu heiraten. Er bedankt sich herzlich bei den Ducks und macht sich auf den Rückweg.
Die Ducks legen sich schlafen. Als sie aufwachen, befinden sie sich in einem modernen Krankenhaus. Sie stellen fest, dass sie 6 Wochen geschlafen haben. Das muss daher ein starkes Gebräu gewesen sein, das der indianische Medizinmann ihnen gegeben hat. Doch nun sind sie wieder vollauf gesund und machen sich endgültig auf den Rückweg, nicht ohne sich noch einmal vom alten Kalifornien zu verabschieden…
Historische und literarische Hintergründe
Das spanische und mexikanische Kalifornien
Das nördiche Kalifornien (auf Spanisch „Alta California“) wurde bereits im 16. Jahrhundert durch europäische Entdeckungsreisende erreicht und die Küsten im folgenden Jahrhundert durch mehrere spanische Expeditionen vermessen. Die Eingliederung ins spanische Kolonialreich setzte allerdings erst ab 1769 ein, als Gaspar de Portolá von Mexiko aus nach Norden geschickt wurde. Portolá gründete eine Niederlassung in San Diego und fuhr weiter nach Norden bis zur San Francisco Bay, wobei er den spanischen Anspruch auf den gesamten Küstenstrich untermauerte. Notwendig war dies vor allem deshalb geworden, weil russische Siedler und Pelzhändler von Alaska aus nach Süden vorstießen und ebenfalls kalifornisches Gebiet erreichten.[1]
Die spanische Herrschaft in der Region war jedoch zunächst hauptsächlich auf die 21 Missionen gestützt, welche die Franziskaner entlang des „El Camino Real“ (königlicher Weg) anlegten. Die Missionen standen alle in ungefähr einer Tagesreise (etwa 50 km) voneinander entfernt und übernahmen teils die Verwaltung der Region, da sie über enorme Ländereien verfügten. Die Anzahl der Einwohner der Missionsgebäude war allerdings überschaubar und umfasste meist nur zwei franziskanische Mönche sowie sechs bis acht Soldaten. Die hauptsächliche Arbeit wurde von den Indianern der Region unter Anleitung der Franziskaner durchgeführt. Dabei stieg die Arbeitsbelastung der Indianer vor allem Anfang des 19. Jahrhunderts stark an, als das spanische Kolonialreich im Zuge der Napoleonischen Kriege zusammenbrach. Die Missionen, die sich nie selbst hatten erhalten können und auf finanzielle Zuschüsse des Staates angewiesen gewesen waren, waren nun größerem wirtschaftlichen Druck ausgesetzt.[1]
Ein weiteres Charakteristikum des spanischen Kaliforniens waren die Ranchos, weite Landstriche zur Kuh- und Schafzucht, die vom Staat an Rancheros verpachtet wurden. Ranchos wurden ab 1775 eingerichtet, bekamen aber zusätzlichen Aufschwung nach der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien 1821. Denn 1833 wurden die Missionen säkularisiert und aufgelöst und das Land neu verteilt. Den Rancheros gelang es, einen Großteil des zu vergegebenden Landes zu bekommen, während Indianer kaum bedacht wurden. In der mexikanischen Zeit wurden die Indianer damit entrechtet und in einen sklavenähnlichen Status gedrängt, in dem sie für die Rancheros arbeiten mussten.[2]
Alta California war auch nach der Unabhängigkeit Mexikos wichtiger Teil des neuen Staates. Die Loyalität zu Mexiko wurde vor allem durch die Californios aufrechterhalten, die spanischsprachige Bevölkerung, die sich mehrheitlich im Süden und auf den Ranchos konzentrierte. Im Unterschied dazu war es im nördlichen Teil von Alta California, im Sacramento Valley und dem San Francisco Basin, zur Einwanderung von US-Amerikanern gekommen. Diese setzten sich für eine Unabhängigkeit Kaliforniens ein. 1846, nach dem Ausbruch des Mexikanisch-amerikanischen Kriegs, revoltierten die Amerikaner und besetzten ein mexikanisches Fort in Sonoma. Sie riefen die Unabhängigkeit aus, die jedoch nur kurz währte, bis die US Army Kalifornien erreichte und in den folgenden Jahren eroberte.[1]
Der Goldrausch 1848
Das wahre Ende der politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Verhältnisse des alten Kaliforniens brachte aber der kalifornische Goldrausch von 1848. Dieser gilt als einer der größten aller Zeiten. Im Januar 1848 fand James W. Marshall Gold am American River bei Fort Sutter. Obwohl zunächst versucht worden war, die Entdeckung geheimzuhalten, gelangte dann doch die Meldung eines Goldfundes an die Öffentlichkeit und wurde extrem aufgebauscht. Schnell sprachen die Leute von unglaublichen Goldvorkommen. Etwa 90.000 Menschen zogen nach Kalifornien an den Sacramento, um ihr Glück zu suchen. Davon waren etwa zwei Drittel Amerikaner, der Rest kam von überall auf der Welt, manche sogar aus China.[3] Dass der Mythos kreiert wurde, man brauche sich in Kalifornien nur zu bücken und finde bereits massenhaft Gold, trug wie kaum sonst etwas zur Massenmigration bei.[4]
Die Goldfelder entwickelten sich schnell zu Zonen absoluter Gesetzlosigkeit. Als der Goldrausch begann, hatte Kalifornien gerade erst die Unabhängigkeit von Mexiko erreicht und avancierte erst 1850 zum Bundesstaat. In der Zeit dazwischen unterstand das Gebiet der Militärverwaltung und es existierten keine zivilen Rechte, vor allem keine Eigentumsrechte an den Goldfeldern. Dadurch gehörte das Land dem erstbesten, der sich einen Claim absteckte. Den Claim konnte man aber auch nur solange behalten, solange man darauf arbeitete und diesen beschützte, sonst geschah es leicht, dass ein weiterer Goldgräber diesen übernahm. Differenzen wurden mit Gewalt – und zugunsten des Stärkeren – ausgeräumt.[3]
Der Kalifornische Goldrausch führte auch zum Genozid, zur Ausrottung der meisten Indianer. Viele von ihnen starben aufgrund der Chemikalien, die die Goldsucher einsetzten. Die meisten wurden aber gezielt umgebracht. Bis zu 16.000 Indianer wurden in blutigen Massakern von Goldgräbern und Todesschwadronen getötet, teils legitimiert durch Anti-Indianer-Gesetze, die der kalifornische Staat verabschiedete. Die Indianer wurden als Hindernis für die Aktivitäten der Goldgräber angesehen. Zudem betrachteten Politiker wie der erste kalifornische Gouverneur, Peter Burnett, die Ausrottung der Indianer als historische Notwendigkeit, da sie Plan Gottes sei.[3]
Ebenso wurden die spanischen Rancheros verfolgt. Die Neuankömmlinge sahen die Besitzrechte der Californios an den riesigen Ländereien als nicht gegeben an, betraten mutwillig fremdes Land und verhängten teils drastische Gesetze gegen Nicht-US-Amerikaner. Viele Rancheros verloren ihr Land im Zuge zweifelhafter Gerichtsverfahren, weil sie ihre Rechte nicht nachweisen oder sich die Anwaltskosten nicht leisten konnten. In den 1870ern hatte das Rancho-System zu existieren aufgehört.[5]
Ramona
Helen Hunt Jackson schrieb 1883 den Roman Ramona, um auf die schlechte Behandlung von Indianern im südlichen Kalifornien hinzuweisen Dabei hoffte sie, an den Erfolg von Onkel Toms Hütte anschließen zu können, das die Sklaverei kritisiert hatte. Tatsächlich wurde Ramona ein Erfolg, allerdings verfingen weniger die gesellschaftspolitischen und sozialen Botschaften, die Jackson zu vermitteln suchte, sondern die tragisch-romantische Liebesgeschichte.[6] Diese brachte viele junge Mädchen zum Weinen.[7]
Die Titelheldin Ramona ist halb schottisch, halb indianisch und wird vn der Schwester ihrer verstorbenen Adoptivmutter, Señora Gonzaga Moreno, aufgezogen. Die Señora liebt sie nicht, gibt ihr aber den Luxus, den Ramona möchte, weil dies der Wunsch der verstorbenen Adoptivmutter war. Eines Tages kommt der Indianer Alessandro auf die Rancho, der für die Señora Schafe schert. Alessandro und Ramona verlieben sich ineinander und, nachdem Ramona erkennt, dass die Señora sie nicht liebt und die Hochzeit verweigert, flüchten sie beide. Es schließen sich Jahre des Umherwanderns an, in denen Ramona und Alessandro von anti-indianischem Rassismus konfrontiert werden. Alessandro verliert seinen Verstand und die erste gemeinsame Tochter. Schlussendlich wird er erschossen.
Der Roman hatte und hat großen kulturellen Einfluss auf das südliche Kalifornien, wo viele Orte sich darauf beziehen und diesen touristisch ausschlachten. Dabei verwischen Fiktion und Realität, sodass viele Touristen glaubten, die Geschichte basiere auf realen Ereignissen und man könne Ramonas Geburtshaus besichtigen. Von besonderer Bedeutung sind mehrere Filme über Ramona und vor allem The Ramona Pageant, ein Outdoor-Festival in Hemet, bei dem jährlich die Liebesgeschichte zwischen Ramona und Alessandro nachgespielt wird. Der Roman befeuerte zudem die romantische Verklärung des spanisch-mexikanischen Kaliforniens.
Entstehungsgeschichte
Carl Barks war bereits in seiner Jugend vom alten, spanisch-mexikanischen Kalifornien fasziniert. Zwei Jahre lang besuchte er eine kalifornische Schule in Santa Rosa und war, wie auch andere in seinem Jahrgang, von der Zeitepoche fasziniert. Er begann, mehr darüber zu lesen und dachte sich, er würde gerne den „Camino Real“ entlangwandern, von Mission zu Mission, die er zeichnen und fotografieren wollte.[8][9][10] Als Barks 1938 ins San Jacinto Valley übersiedelte, geriet er zudem in stärkeren Kontakt mit der Geschichte um Ramona. Barks und seine spätere Frau Garé partizipierten an der Show und waren 1967 sogar die Vorsitzenden des Ausrichtungskomitees. Um den Pageant zu bewerben, gestaltete Barks in den 1950ern ein Poster, das stark an Im alten Kalifornien erinnert, und 1968 malte er ein Ölgemälde namens Ramona's Decision, welches er beim Pageant präsentierte.[11]
Im August 1951 begann Barks mit der Arbeit an Im alten Kalifornien, musste die Arbeit dann allerdings mehrere Monate unterbrechen, da er mehrere andere Geschichten mit knapperer Deadline zunächst fertigzustellen hatte. Am 2. November 1950 konnte er die Geschichte schließlich doch noch bei der Redaktion von Western Publishing einreichen.[12] Während er die Grundidee, eine Comicgeschichte über die von ihm geliebte Zeit des alten Kaliforniens zu schreiben, bereits länger in sich herumgetragen hatte, könnte die schlussendliche Entscheidung, mit der Arbeit zu beginnen, mit der Hundertjahrfeier des Beitritts Kaliforniens als Bundesstaat in die USA, die im August und September 1950 begangen wurde, zusammenhängen.[13]
Für den Comic griff Barks hauptsächlich auf die Ramona-Geschichte zurück und ließ sich auch durch den Film inspirieren, um die Liebesgeschichte zwischen Panchita und Rolando zu schreiben. Allerdings nahm er Abwandlungen vor. Das Happy End war natürlich im Comic erzwungen, zudem konnte er aber auch den Rassismus der Vorlage nicht darstellen. Stattdessen überwindet Rolando die Klassenschranken, die ihn und Panchita voneinander trennen.[6] Die Romanze füllte er einerseits mit Landschaftsdarstellungen des paradiesischen alten Kaliforniens (siehe auch unten), andererseits mit der Darstellung des Goldrausches in all seiner Gesetzlosigkeit auf. Auch hier konnte er allerdings nicht den inherenten Rassismus im Comic wiedergeben. Weder die Verfolgung der Indianer durch die Goldgräber noch die Enteignung der Ländereien der Rancheros wird von Barks thematisiert. Stattdessen ist im Comic Donald der Leidtragende von Ezrys „Recht des Stärkeren“.[14] Ein weiterer literarischer Bezugspunkt könnte der Roman „Adiós“ von Lanier Bartlett und Virginia Stivers Bartlett aus dem Jahr 1929 gewesen sein, der im folgenden Jahr auch als Westernfilm[15] adaptiert wurde. Der Roman beinhaltet eine Passage, in der ein altkalifornisches Herrenhaus betreten wird und die deutlich an die sehr ähnliche Sequenz in Im alten Kalifornien erinnert. „Barks legte großen Wert darauf, Dinge akkurat darzustellen, wenn seine Geschichten danach verlangten, und war ein begeisterter Leser historischer und fiktionalen Bücher, die das alte Kalifornien behandelten. Es scheint nicht zu weit hergeholt sich vorzustellen, dass er mit diesem beliebten Roman vertraut gewesen wäre, der erschien, als er in seinen späten Zwanzigern war“.[16]
Barks nutzte die Gelegenheit, um etliche Gebäude und Landschaften darzustellen, die er zum Teil täglich vor Augen hatte. Auf zwei Panels sieht man im Hintergrund den San Jacinto Mountain, der das San Jacinto Valley und damit Barks' Wohnregion überragt. Die Landschaft, die die Ducks auf den Seiten 2 und 3 durchfahren, ist ebenfalls das San Jacinto Valley, und das Städtchen, das sie vor sich sehen, ist eindeutig Hemet. Im Original ist an diesen Stellen eine Hinweistafel zu sehen, die auf den Ramona Pageant hinweist. Ein weiteres Hinweisschild zeigt den Weg zu einem realen Grundstückmakler im San Jacinto Valley. Einer der Indianer, der die Ducks nach dem Auffahrunfall rettet, trägt ein Shirt mit den Buchstaben SJ, die für San Jacinto stehen. Ein anderer trägt den Buchstaben H für Hemet.[12][17][18] Donalds Auffahrunfall verortete Barks in einem Interview von 1974 ganz in der Nähe des Hauses, in dem er damals lebte.
- „Da draußen ist ein Reservat der Soboba Indianer, und eine Straße verläuft von San Jacinto direkt dorthin, über einen Fluss und hier hoch, wo sie in einer Biegung zum Indianerreservat führt. Neben der Straße befinden sich ein paar große von Beifuß überwucherte Felsbrocken – sie sind nicht ganz identisch [mit dem im Comic] – und es ist durchaus vorstellbar, dass die Ente abgelenkt war und so ihren Wagen direkt an einen der Felsen gesetzt hat.“
Noch weiteren Lokalkolorit griff Barks auf. Die Mission, die im Comic zu sehen ist, ist eine Verschmelzung der beiden Missionen von San Juan Capistrano und San Gabriel Arcangel, die beide in der Umgebung von Los Angeles stehen. Von ersterer übernahm Barks die Grundform des Gebäudes, zweitere trug die übereinander befestigten Glocken bei.[21] Die Rancho hingegen baut auf den Häusern von Francisco und Antonio Estudillo auf, die die beiden Brüder 1885 und 1886 in San Jacinto errichteten und die Barks beide gut kannte. Wesentlich waren die Vorlagen vor allem für die Außenansicht des Gebäudes, während sich Barks im Inneren mehr Freiheiten nahm und etwa eine geschwungene Treppe ergänzte.[22] Die Ansichten des historischen Los Angeles und von der Goldgräberstadt Fort Sutter zeichnete Barks von historischen Lithographien ab, die allerdings nur im zweiten Fall eindeutig bestimmbar sind.[23]
Doch Barks ging noch weiter: Um die Figuren möglichst authentisch aussehen zu lassen, benutzte er drei Bücher, die mit Illustrationen von Jo Mora gefüllt waren. Jo Mora zeigte darin das Leben der Californios in romantisierender, verklärter Darstellung. Barks entnahm diesen Büchern die Zeichnungen des Herdentriebs, vom Fangen der Kühe mit Lasso, von Panchitas Sturz, von ihrem Ballkleid, sowie deutliche Anregungen für die Figuren Tina und Ezry.[24] Eines der Bücher Jo Moras mit dem Titel Californios war erst 1949 und damit posthum zwei Jahre nach dem Tod des Künstlers publiziert worden. Der geringe zeitliche Abstand zwischen der Publikation dieses für Barks' Comic so wichtigen Einflusses und der tatsächlichen Arbeit an Im alten Kalifornien im folgenden Jahr spricht für sich.[25]
Barks benutzte all diese lokalen Anspielungen und vor allem den Rekurs auf die Ramona-Geschichte, „um meine Nachbarn in San Jacinto zu überraschen, denn nur wenige von ihnen wussten, dass die Geschichten in dem Comicheft, das überall an den Zeitungsständen verkauft wurde, in ihrer kleinen Stadt entstanden war.“[6] Die zahlreichen Anspielungen und offenkundigen Bezüge wurden im San Jacinto Valley schließlich begeistert aufgenommen. Die Lokalzeitung The Hemet News brachte am 6. April 1951 – etwa zwei Wochen nach dem Erscheinen des Comics – einen Bericht auf der Titelseite darüber und interviewte Barks zu der Geschichte.[12]
Barks hatte ursprünglich vor, alle Figuren (außer den Ducks) als echte Menschen zu gestalten, wie er es schon in Gefährliches Spiel getan hatte. Da er aber genau mit diesem Comic Probleme mit Western bekam, musste er den Figuren Hundenasen verpassen.[26] Dennoch sind die Figuren in dieser Geschichte insgesamt menschenähnlicher als in vielen anderen Barks-Comics.
Thematik und narrative Gestaltung
Im alten Kalifornien ist die einzige Romanze, die Barks je schrieb. Während viele seiner anderen Geschichten ironisch-zynische Wendungen aufweisen oder die Charaktere am Ende scheitern, dominiert hier das Happy End. Die Romanze ist in den Rest des Comics eingewoben und wird durch die Augen der Ducks wahrgenommen. Die Neffen kommentieren, was Barks erwartet, das die Leser auch denken sollen. Augenscheinlich ist der Vergleich von Rolando mit Western-Filmhelden und auch seine Romanze mit Panchita wird von den Neffen mit einem Liebesfilm verglichen, während sie, wie auch die Leser, die angestrebte Hochzeit Panchitas mit Don Porco de Lardo nicht goutieren. Besonders deutlich ist die Beobachtungsposition der Neffen im Panel mit Don Gaspars Fest dargestellt, wo sie das Geschehen lediglich betrachten, ohne selbst sich in die Gästeschar zu mischen. Donald wiederum greift in die Handlung der Romanze ein, indem er Rolando Lieder beibringt, zum Hofieren Panchitas ermutigt und schließlich, da er künftige Ereignisse ja kennt, Rolando zum Goldsuchen schickt.[27]
Nebst der Romanze greift Barks die Vorstellung auf, das alte Kalifornien sei ein wahres Paradies gewesen. Schon auf den ersten Seiten kontrastiert er das Paradies in den Beschreibungen Donalds mit dem Kalifornien seiner eigenen Zeit, das von stinkenden Autokolonnen nur so wimmelt. Als Barks das alte Kalifornien dann tatsächlich darstellt, steigert er noch die Deutung als Paradies. Dazu dienen die unberührte Natur, die Indianer, die friedlich sind und tanzen und keine Konflikte kennen, sowie die bedingungslose Gastfreundschaft von Don Gaspar, der die Ducks, wenngleich völlig Fremde, bereitwillig aufnimmt und sie mit allem versorgt. Bei der Darstellung des Festes zeigt Barks, dass die alten Californios keine Rassen- und Klassenunterschiede kannten, sondern jeder daran teilnehmen konnte. Diese Darstellungen sind natürlich romantisierend und blenden die tatsächlichen ethnischen Konflikte, die starken Hierarchien in der damaligen kalifornischen Gesellschaft und die Ausbeutung der Indianer durch die Missionare und Rancheros aus. Stattdessen „drückt die Geschichte utopische Sehnsüchte nach Frieden, Glück und dem Leben im Überfluss aus“.[28]
Diesen postiven Idealen wird aber nicht nur die unerfreuliche Gegenwart, sondern auch die Wildheit und Gesetzeslosigkeit des Goldrausches gegenübergestellt. Dafür dient vor allem Ezry, der als der wichtigste Antagonist der Geschichte gestaltet wird und die Ducks gleich zweimal von ihrem angestammten Platz vertreibt. Die vom Gedanken ans Gold erfüllten, fast blindlings umher rennenden Menschen erzeugen einen Kontrapunkt zum Leben auf Don Gaspars Rancho. Sogar Donald wird vom Goldfieber angesteckt, auch wenn dies das Ende des friedlichen Kaliforniens, welches Donald zuvor so bewunderte, mit sich bringt. Es ist Rolando, der als der große und perfekte Held – in Verkörperung von Kino-Westernhelden – eingreift und das Recht wiederherstellt. Auffällig ist zudem, dass Barks die Legende der herumliegenden Nuggets aufgreift und dieser einen Anstrich historischer Wahrheit verleiht. Denn die Ducks entdecken einen Claim, wo man sich nur zu bücken braucht, um kiloweise Gold zu finden.
Am Ende des Comics, nach der Traumsequenz, kontrastiert Barks noch ein letztes Mal die ahnungslosen Touristen der Gegenwart mit der ruhmreichen Vergangenheit, die nur die Ducks kennen.
Bedeutung
Dieser Comic ist eine der Geschichten von Carl Barks, in der er seine Liebe für amerikanische Geschichte und Kultur sowie seine Nostalgie am weitesten getrieben hat.[29] Frühere Geschichten, in denen er seine Vorliebe für den Wilden Westen als vergangene, glücklichere Zeit aufgreift, allen voran Der Sheriff von Bullet Valley, hatten weniger Augenmerk auf die Vermittlung nostalgischer Gefühle gelegt. In der klaren Gegenüberstellung einer paradiesischen Kultur, die als Sehnsuchtsort der Ducks dient, und der modernen Welt mit all ihren Problemen beschreitet Barks in Im alten Kalifornien neue Wege. Spätere Geschichten wie Der verhängnisvolle Kronenkork oder Im Lande der Zwergindianer sollten einem ähnlichen Muster folgen.
Barks verwendete hier erstmals das Thema des Goldrausches. Dieses gebrauchte er später noch öfter, indem er Dagobert an mehreren Goldräuschen teilnehmen ließ, allerdings nicht in Kalifornien.
Des Weiteren ist die Figur des Don Porco de Lardo der erste schweinsgesichtige Antagonist, den Barks je erschaffen hat. Insofern ist er ein Vorläufer des späteren Borstinger.
Trivia
- Carl Barks bezeichnete Im alten Kalifornien in mehreren Interviews im Laufe mehrerer Jahrzehnte als eine seiner absoluten Lieblingsgeschichten.[30]
- Da Barks wie bei allen Comicgeschichten die Kolorierung nicht selbst durchführen konnte, kam es in der amerikanischen Erstveröffentlichung zu einigen Fehlern, die er selbst der Zeitung The Hemet News gegenüber anmerkte, etwa die grüne Einfärbung einer markanten Felszinne im San Jacinto Valley.[12]
- Der Originaltitel „In Old California“ deckt sich mit mehreren frühen amerikanischen Hollywood-Filmen und ist daher sehr wahrscheinlich bewusst von Barks gewählt. Interessanterweise ist das „in“ damit Teil des Titels.[31] In vielen anderen Barks-Geschichten gehört dieses vielmehr zum davor stehenden „Donald Duck“, wie zum Beispiel „Donald Duck in ‚Adventure Down Under‘“ oder „Donald Duck in ‚Vacation Time‘“.
- Einer der Indianer auf S. 3 des Comics ähnelt dem Humoristen Will Rogers. Einer seiner Kollegen ist ein Selbstportrait von Carl Barks, erkennbar an der großen Nase und den abstehenden Ohren.[18]
- Joseph Cowles, der erste Fan, der Barks je besuchen konnte, ist der Meinung, dass der Comic sich sehr gut für einen abendfüllenden Film eignen würde, der Zeichentrickfiguren mit realen Menschen und Landschaften kombiniert. Er schrieb sogar ein narratives Drehbuch für so einen Film. Die Möglichkeit, so einen Film zu drehen, hatte er bereits in einem frühen Gespräch mit Barks erwogen. Barks hatte damals gemeint, dass die Geschichte ohne Probleme deutlich mehr als 28 Seiten gefüllt hätte und dass er gerne noch mehr Arbeit in die Ausgestaltung der Nebencharaktere und Bösewichte investiert und Panchita mehr Bedeutung im späteren Verlauf der Handlung gegeben hätte.[32]
Deutsche Veröffentlichungen
- Disney Comic Bücher 4 (auf 13 Seiten gekürzte Fassung) (1985)
- DDSH 94 (1988)
- Die tollsten Geschichten von Donald Duck – Sammelband 13 (1991)
- Die großen Klassiker 5 (auf 13 Seiten gekürzte Fassung) (1993)
- Barks Library Special Donald Duck 19 (1997)
- Donald Classics – Das Beste aus Entenhausen 1 (1998)
- Carl Barks – Der Vater der Ducks (zusammen mit dem amerikanischen Original) (2002)
- Bild Comic-Bibliothek 2 – Donald Duck (2005)
- Carl Barks Collection 9 (2008)
- Barks Donald Duck 6 (2013)
- LTB Classic Edition 7 (2020)
- Entenhausen-Edition 69 (2021)
Weblinks
- Der kalifornische Goldrausch in der Wikipedia
- Helen Hunt Jackson in der Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 History of California before 1900 in der englischen Wikipedia
- ↑ Ranchos of California in der englischen Wikipedia
- ↑ 3,0 3,1 3,2 California Gold Rush in der englischen Wikipedia
- ↑ Lidia Cannatella: Das alte Kalifornien des Carl Barks. In: Carl Barks – Der Vater der Ducks, S. 79.
- ↑ Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book (Jackson, Mississippi: Univ. Press of Mississippi) S. 181–182.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Geoffrey Blum: Altes und neues Kalifornien. In: Carl Barks Collection 9, S. 45.
- ↑ Cannatella: Das alte Kalifornien des Carl Barks, S. 78.
- ↑ Donald Ault (Hg.): Carl Barks Conversations (Jackson: University Press of Mississippi), S. 35–36.
- ↑ Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 178.
- ↑ Blum: Altes und neues Kalifornien, S. 43.
- ↑ https://www.cbarks.dk/theramonapageant.htm
- ↑ 12,0 12,1 12,2 12,3 Joseph Robert Cowles (2012): Recalling Carl (Event Horizon Press: Kalifornien), S. 3.
- ↑ Cowles: Recalling Carl, S. 88.
- ↑ Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 182.
- ↑ Der Westernfilm „Der Flüchtling“ in der Wikipedia
- ↑ Cowles: Recalling Carl, S. 32.
- ↑ Blum: Altes und neues Kalifornien, S. 54–55.
- ↑ 18,0 18,1 Cowles: Recalling Carl, S. 36.
- ↑ Blum: Altes und neues Kalifornien, S. 57.
- ↑ Ault: Carl Barks Conversations, S. 72.
- ↑ Blum: Altes und neues Kalifornien, S. 47.
- ↑ Blum: Altes und neues Kalifornien, S. 45–46.
- ↑ Blum: Altes und neues Kalifornien, S. 48–49.
- ↑ Blum: Altes und neues Kalifornien, S. 50–53.
- ↑ Cowles: Recalling Carl, S. 15.
- ↑ Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 178.
- ↑ Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 180.
- ↑ Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 181.
- ↑ Cannatella: Das alte Kalifornien des Carl Barks, S. 76.
- ↑ Ault: Carl Barks Conversations, S. 12, 104, 180.
- ↑ Cowles: Recalling Carl, S. 59.
- ↑ Cowles: Recalling Carl, S. 61–64, 91–130.