Der Sheriff von Bullet Valley

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Der Sheriff von Bullet Valley
Sheriff of Bullet Valley
Erstveröffentlichung: 31. August 1948
Entstehungsdatum: März 1948
Storycode: W OS 199-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 32
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: DDSH 66
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks

Ind.PNG Infos zu Der Sheriff von Bullet Valley

beim I.N.D.U.C.K.S.

Der Sheriff von Bullet Valley (im Original: Sheriff of Bullet Valley) ist eine von Carl Barks erdachte, gezeichnete und getuschte Comicgeschichte aus dem Jahr 1948. Donald Duck legt sich als Hilfssheriff mit Viehdieben der übelsten Sorte an. Es handelt sich um eine klassische Western-Geschichte, bei der das Gesetz des Stärkeren gilt.

Donald auf Erkundungsstreife... (© Egmont Ehapa)

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Donald und die Kinder gelangen nach Bullet Valley. Sie finden einen Aushang, der demjenigen, welcher die Viehdiebe, die seit Wochen die Gegend terrorisieren, fängt, 2.000 Dollar Belohnung verspricht. Donald, der sehr viele Wildwestfilme gesehen hat und alle Tricks zu kennen glaubt, beschließt, die Sache in die eigene Hand zu nehmen. Er wird kurzerhand zum Hilfssheriff ernannt und zieht hinaus in die weite Gegend, um die Ranches selbst in Augenschein zu nehmen.

Auf dem Weg zur Doppel-X-Ranch stößt er auf ein Kalb ohne Brandzeichen. Als er aber kurz darauf von Blacksnake McQuirt, Besitzer der Doppel-X-Ranch, aufgehalten wird, staunt Donald nicht schlecht: Das Kalb, aber auch sein Pferd und Sattel, haben als Brandzeichen das doppelte X. Wie um alles in der Welt kann das denn sein? Gerade eben waren die Brandzeichen doch noch nicht da. Er muss sein Pferd zurücklassen. Zu Fuß geht er zur Rauten-Ranch und trifft deren Besitzer, Duffy Diamond. Duffy hat 300 Rinder auf seiner Weide, die alle ihm gehören. Als aber Blacksnake mit seinen Männern erscheint, tragen die Rinder das XX – sie gehören damit nicht mehr Duffy! Als Donald hört, dass Duffy nochmals 300 Rinder hinten im Corral hat, schlussfolgert er, dass Duffy der Viehdieb ist und fesselt ihn. Donald reitet mit einem von Duffys Pferden zu Blacksnake McQuirt und informiert ihn über die versteckte Rinderherde. Erneut aber trägt Donalds Pferd überraschenderweise das XX als Brandzeichen, nicht mehr die Raute. Er muss es wieder abgeben.

Das steckt hinter dem Geheimnis! (© Egmont Ehapa)

Tick, Trick und Track haben sich inzwischen selbst auf den Weg gemacht. Sie finden den gefesselten Duffy und belauschen gemeinsam Blacksnake, der zugibt, der Viehdieb zu sein. Nachdem Blacksnake Duffys restliche Herde, nun allesamt mit Doppel-X-Brandzeichen, aus dem Corral getrieben hat, finden die Kinder einen Wagen, der auf fünf Kilometer Entfernung das XX einbrennen kann – sie haben das Rätsel gelöst! Der zur Hilfe geeilte Sheriff und Duffy legen einen Hinterhalt für Blacksnake. Der misslingt allerdings, da Donald Blacksnake warnt. Nur durch den von den Kindern bedienten Laserstrahl können sie Blacksnakes Bande fangen und Donald überzeugen. Blacksnake allerdings entkommt vorerst.

Von Schuldgefühlen geplagt, macht sich Donald selbst auf den Weg in die Badlands, um Blacksnake wieder einzufangen. Dabei übersteht er mehrere Schussduelle mit dem letzteren, fängt ihn schließlich mit dem Lasso und spielt „Jo-Jo“ mit ihm. Schließlich, da alles wieder gut ist, tritt der alte Sheriff ab und überlässt Donald seinen Job. Der allerdings fängt nur dann die Verbrecher, wenn nicht gerade Westernfilme im Kino laufen.

Hintergrund und Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

Barks und sein Bezug zu den Comics[Bearbeiten]

Carl Barks liebte Wildwestgeschichten. Während sich seine Kollegen in den Disney-Studios der 1930er-Jahre mit Bach, Ducas und Art Deco beschäftigten und versuchten, die hehre Kultur in ihre Zeichentrickfilme zu integrieren, benutzte er als Vorlagen Wildwestfilme. Sie gaben ihm das Gefühl, dass der Mensch sein Schicksal selbst in die Hand nehmen kann. Ein einsamer Reiter wusste, was in einer unwirtlichen Gegend Recht und Unrecht war. Dies war ein beruhigender Gedanke zu Zeiten vor dem 2. Weltkrieg.[1]

(© Egmont Ehapa)

Folglich war das Titelbild auf der ersten Ausgabe von Der Sheriff von Bullet Valley (s. Galerie weiter unten, ganz rechts), das Donald in Heldenpose zeigt, durchaus angemessen. Selbst für einen Pechvogel wie Donald. Nachdem Barks 1942 mit dem Schreiben und Zeichnen von Enten-Comics begonnen hatte, war Donald, der Hauptcharakter seiner Storys seit jeher, nicht mehr als ein leicht reizbarer Clown. Doch Barks hatte mehr mit dem Erpel vor. Er wollte ihn in richtige Abenteuergeschichten versetzen. Für die Glaubhaftigkeit ebendieser musste er einige Änderungen vornehmen. Vierzig durchwachsene Jahre als Farmarbeiter, Nieter und Trickfilmzeichner hatten Spuren in Carl Barks hinterlassen: Er übertrug seine Träume und Frustrationen auf Donald; welcher zwar ein Tollpatsch und Verlierer blieb, dessen Niederlagen aber zu Symbolen zerschlagener Hoffnungen wurden, während die Identifikation des Künstlers seinen Geschichten einen Status gab, der in Trickfilmen unerreicht blieb. Gelegentlich zeigte Donald aber immer noch die Zähne.[1]

Wiederverwertung von Teilen aus „Northwest Mounted“[Bearbeiten]

Das Heldentum in Bullet Valley erscheint trotz dessen in Slapstick-Manier. Obwohl er eine gewisse Liebe für Western-Geschichten empfand, konnte Barks sich nicht wirklich mit naiven Helden anfreunden. Zu Beginn seiner Arbeit, als Trickfilmzeichner, hatte er sich an einem Skript zum letztlich nie fertiggestellten Cartoon Northwest Mounted versucht. In diesem Kurzfilm dreht sich alles um den berittenen Polizist Micky Maus, der in einer Reihe waghalsiger Abenteuer seine Verlobte und Freundin Minnie Maus aus den Klauen von Gegenspieler Kater Karlo rettet. Es lag wohl an der Art von misslungenem Humor, dass der Film nie den Weg in die Kinosäle fand, denn Disney wollte Micky als Maus ohne Fehl und Tadel sehen und nicht als Hanswurst, der Probleme hatte.[1]

Der Sheriffstern ist in der Geschichte und war später bei den Gemälden das wichtigste Stück. (© Egmont Ehapa)

Untersucht man aber beide Abenteuer genauer, kann man gewisse Ähnlichkeiten nicht leugnen. Der listige Blacksnake McQuirt ähnelt stark Kater Karlo, und Donalds Pferd wäre durchaus mit Mickys Pferd Schlenkerbein vergleichbar (welches im Übrigen einige Verwendung bei Barks’ Kollege und erfolgreichem Micky-Maus-Zeichner Floyd Gottfredson fand). Sogar der Trick – im ursprünglichen Storyboard –, bei dem Schlenkerbein Kater Karlo überwältigt, indem er ihn durch die Luft wirbelt, findet sich in Bullet Valley in Form des „Jo-Jo“-Gags wieder.[1]

Analyse, Bedeutung und Kontexteinordnung[Bearbeiten]

Der Sheriff von Bullet Valley ist Carl Barks’ erste längere Westerngeschichte. Von der ersten Seite an, der Gegenüberstellung von Donalds Kommentar zu verschiedenen Winkeln und dem Schuss eines O-beinigen Cowboys, wird jedes Westernklischee in besonderer Weise aufs Korn genommen. Der Humor resultiert vor allem daraus, dass Donald sich bei seinen Ermittlungen, Verfolgungen und Verhaftungen als Hilfssheriff mehr an eine zusammensinnierte „Bibel“ aus Filmen und deren Handlungen als an seinen Verstand hält. Am Ende aber triumphiert er, weil er Blacksnake in seiner ureigenen, unnachahmlichen Art, und nicht im Stil Rimfire Remingtons, gestellt hat.[1]

Hinter diesen verwegenen Posen steht der Gedanke, dass Wildwestideale ihre Gültigkeit verloren haben. Automobile sind in die Prärie vorgedrungen und die Technik hat Fortschritt erlangt. Die Geschichte Der Sheriff von Bullet Valley vermittelt Nostalgiemomente, indem sie an die „guten alten Zeiten“ anknüpft. Dies sollte Barks später noch intensivieren: In der 28-seitigen Geschichte Im alten Kalifornien von 1950, in der Donald Duck und seine Neffen einen Traum erleben und das gastfreundliche, aber auch abenteuerliche Kalifornien von vor 100 Jahren entdecken, kommen diese Nostalgiemomente zu voller Entfaltung. Wenn man Donald mit all seinen Posen und Gebärden so beobachtet, ist man versucht, über seine altmodischen Verhaltensweisen zu lachen. Aber der Comic erinnert daran, wodurch diese Verhaltensweisen altmodisch wurden und was man dadurch verloren hat.[1]

Donald hat Schuldgefühle, der Auslöser für die Verhaftung von McQuirt. (© Egmont Ehapa)

Referenz[Bearbeiten]

Der Sheriff von Bullet Valley gilt als eines der besten langen Donald Duck-Abenteuer und wird von zahlreichen Fans hoch geschätzt. Im Inducks belegt die Geschichte mit einer Bewertung von 8,3/10 Punkten den 15. Platz in der Comic-Rangliste und ist damit unter den Top-Plätzen (Stand: Oktober 2022).

Trivia[Bearbeiten]

  • Auf der letzten Seite der Geschichte findet sich ein Fahndungsfoto, auf welchem Carl Barks sich selbst zur Fahndung ausschreibt. (siehe auch: Cameo)

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Gemälde und Cover[Bearbeiten]

Zu Der Sheriff von Bullet Valley gestaltete Carl Barks gleich mehrere Bilder. 1948 schuf er ein Cover für das Four-Color-Heft, erst das dritte Cover, welches Barks zeichnete. Das klassische Bild sollte sich später, als Barks anfing Ölgemälde zu malen, als beliebtes Motiv für Fans und Sammler herausstellen. Zwischen den Jahren 1971–1973 entstanden somit acht Gemälde, die allesamt Donald Duck sowie Tick, Trick und Track in derselben Position zeigen, farblich aber variieren. Mitte der 1980er griff Barks das Motiv ein weiteres Mal auf und schuf eine Farbstudie, in der er die Position Donalds und der Neffen erstmals ein wenig variierte. Diese Studie sollte zu einem Gemälde für die Lithographiereihe von Another Rainbow führen, Barks stellte die Arbeit daran jedoch vorzeitig ein. Schließlich entstand 1996/97 noch eine Buntstiftzeichnung, die hier als letztes Bild zu sehen ist.
Alle Bilder unterliegen dem Copyright der Walt Disney Company.

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Geoffrey Blum: Carl Barks und die Wildwestromantik. Übersetzt von Johnny A. Grote. Barks Library Special Donald Duck 9, Ehapa Comic Collection, Stuttgart 1995, S. 42.