Oswald the Lucky Rabbit
Oswald der glückliche Hase (auch: Oswald der lustige Hase) wurde von Ub Iwerks und Walt Disney für die Universal Studios in den 1920ern erfunden.
Oswalds Geschichte[Bearbeiten]
Erfindung und Disneys Cartoonreihe[Bearbeiten]
Oswald wurde im selben Jahr wie das Ende der vorherigen Erfolgsserie Alice Comedies erfunden. Hauptgründe für das Ende der von 1923 bis 1927 laufenden Alice-Reihe waren die immer weiter steigenden Produktionskosten der Alice Comedies, vor allem durch die Gehaltsvorstellungen der Eltern von der letzten Alice-Darstellerin Lois Hardwick, und Walt Disneys Wunsch einer künstlerische Umorientierung seines Trickfilmstudios. Tatsächlich spielte die Titelfigur Alice in den letzten Filmen nur noch eine Nebenrolle.
Die Idee zur Cartoonreihe stammt von Charles B. Mintz, dem Gatten der Alice-Vertreiberin M. J. Winkler, der seit 1924 ein Teil ihrer Firma Winkler Productions wurde. Mintz erfuhr Anfang 1927, dass die Universal Studios wieder ins Cartoon-Geschäft einsteigen möchte, und schlug dem Walt Disney Studio vor, eine Cartoonreihe zu entwickeln, die Mintz an Universal verkaufen könne.[1] Universal-Gründer Carl Laemmle schlug eine neue, eigene Cartoonreihe mit einem Hasen vor, als Abwechslung von den Cartoonkatzen Felix the Cat und Julius, welche bereits bei Winkler verlegt wurden.[2] Ub Iwerks gestaltete die Figur, die von Universal schließlich Oswald getauft wurde.[1] Der Name wurde von der Werbeabteilung von Universal aus einem Hut mit verschiedenen Namens-Zetteln gezogen. Auf einer frühen Presseveröffentlichung hieß Oswald noch „Oswald, the Welsh Rabbit“ (bedeutet Oswald, das walisische Kaninchen).[3] Am 4. März 1927 unterschrieb Mintz den Vertrag zur Cartoonreihe mit dem damaligen Universal-Vizepräsidenten R. H. Cochrane und die Produktion der Oswald-Cartoons aus dem Walt Disney Studio begann.[1]
Das Copyright der Cartoons gehörte ab diesem Zeitpunkt Universal, die Figur Oswald zu Charles Mintz und Universal-Chef Carl Laemmle. Oswalds erster Cartoon dieser neuen Serie hieß Poor Papa, aber weder Disney noch Iwerks gefiel ihr Werk. Auch Mintz kritisierte den Cartoon, da der mehrfache Vater Oswald darin zu alt wirke.[4] Daraufhin produzierten Disney und Iwerk Trolley Troubles. Im Jahr 1927 entstanden neun Oswald-Filme unter Disneys und Iwerks Regie. Sein Gegenspieler in diesen Filmen war oft Kater Karlo, die beiden trafen das erste Mal in „The Ocean Hop“ (1927) aufeinander.[5]
Walt Disney wusste, dass die Cartoons erfolgreicher sein würden, wenn Oswald humorvolle Situationen widerfahren und wie er darauf reagiert. Ub Iwerks technische Kenntnisse und seine Fähigkeiten, Perspektiven zu zeichnen, erhöhte auch die Qualität der Animationen.[4] Insgesamt erstellte Walt Disney im Auftrag von Universal Studios von 1927 bis 1928 26 schwarzweiße Stumm-Cartoons mit Oswald fürs Kino, einen Cartoon alle zwei Wochen. Oswald war auch der erste von Disney entwickelte Charakter, der Merchandise bekam: Während der Zeit entstand ein Schokoriegel mit Marshmallowfüllung, ein Stifte-Set und ein Pin zur Figur.[6]
Ein Teil der Oswald-Cartoons von Disney gelten als verschollen, jedoch tauchten in den vergangenen Jahren vereinzelt Produktionen aus dieser Zeit wieder auf: „Empty Socks“ (1927) wurde 2014 wiederentdeckt, „Sleigh Bells“ (1928) folgte 2015[7] und „The Ol'Swimmin' Ole“ (1928) 2016. Der Cartoon „Neck 'N' Neck“ (1928) wurde 2018 wiederentdeckt.[8][9]
Cartoonreihe nach Disney[Bearbeiten]
Disney und Mintz hatten beide hohe Qualitäts-Ansprüche an den Cartoons, welche die Produktion allerdings verteuerten. Im Februar 1928 bat Walt Disney bei den Diskussionen zur Vertragsverlängerung beim Vertreiber Charles Mintz um eine Budget-Erhöhung von 250 Dollar pro Cartoon, doch stattdessen wurde es um 450 Dollar (20%) gekürzt.[10] Bevor Disney zu Mintz fuhr, wurde er bereits von Iwerks gewarnt, dass Mintz Disneys Mitarbeitern Verträge anbot, darunter auch Iwerks selbst. Erst, als Mintz während der Verhandlungen Disney selbst anbot, ihn für sein neues Cartoonstudio anzuheuern, realisierte Disney den Umfang des Ganzen.[4] Ihm wurde klar, dass Charles Mintz die Rechte an Oswald innehatte und somit auch andere Studios beauftragen konnte, dessen Cartoons zu fertigen. Da Disney ablehnte, unter diesen Bedingungen weiter für Mintz zu arbeiten, beauftragte Mintz George Winkler, M. J. Winklers Bruder, das neue Studio mit vielen abgeworbenen Trickfilmzeichner des Walt Disney Studios zu leiten.[1] Unter den abgeworbenen Animatoren waren Hugh Harman und Rudolf Ising.[9] Ab jetzt zeichneten beide Studios neue Episoden für die Serie, bis Disneys bisheriger Vertrag auslief. In den Jahren 1929 und 1930 wurden die Filme von Disneys Konkurrenten veröffentlicht. Disney selbst verließ die Serie bereits 1929, demselben Jahr, in dem auch Mintz und Winkler den Auftrag verloren, Oswald-Cartoons zu produzieren, nämlich an Walter Lantz.[1] Da sich Kater Karlo schon in Disneys Oswald-Cartoons als Oswalds Gegenspieler etablierte, wurde dieser auch von Winkler und Lantz verwendet, 1937 trat er das letzte Mal bei einem Oswald-Cartoon der Universal Studios auf. Sein prominentester Auftritt in einem Oswald-Cartoon, der nicht von Disney stammte, war 1929 in „Permanent Wave“, wo Karlo einen Kapitän spielte.[5]
Ein früher Höhepunkt in Oswalds Tonfilm-Karriere war der Live-Action-Film „Der Jazzkönig“ (The King of Jazz, 1930), Oswalds erster Auftritt in Farbe. Oswald ist eine Nebenfigur in einer gezeichneten Gesangsnummer, in der die Hauptrolle Paul Whiteman eine Löwenkrone ergreift, um der titelgebende Jazzkönig zu werden.[11]
Oswalds Abenteuer wurden bis 1943 fortgeführt. Die letzte Folge hieß The Egg Cracker Suite und wurde in Farbe produziert. Seit der Einführung des Tons in Cartoons hatte Oswald mehrere Sprecher, als da wären Bill Nolan (1929), Pinto Colvig (1930), Mickey Rooney (1931), Shirley Reed (1931, 1934), Tex Avery (1932-1935), Margaret McKay (1938), Bernice Hansen (1938), June Foray (1943, 1947), Dick Beals (1952), Mel Blanc und Gloria Wood (beide 1957).[3]
Aber Oswalds Karriere war mit dem Aus der Serie noch nicht beendet. Er sollte noch einige Jahre als Comicfigur weiterleben. Seine ersten Comics erschienen in der Heftreihe New Funnies, bald darauf folgte die Reihe Four Color Comics.[9] Weitere sollten folgen.
In den 1960ern kam die Comicserie nach Mexiko und Italien.
Für die Popkultur ist Oswald von kleinerer Bedeutung. In der Marine gibt es die Figur Biltmore Oswald, der eine Hommage an Oswald darstellen soll.
1988 sollte Oswald neben vielen anderen Figuren einen Cameo im Film „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ (1988) haben, doch seine Szenen wurden geschnitten.[12]
Oswald wieder bei Disney[Bearbeiten]
Im Februar 2006 konnte Disney die Rechte an Walt Disneys Figur teilweise zurückgewinnen. Der Preis für die Rückgewinnung der Rechte an Oswald, war dass der Sportkommentator Al Michaels der bisher für ABC arbeitete zu NBC wechselte. Da NBC zur Universal Gruppe gehörte, denen die Rechte an Oswald gehörten, wurde dieser Deal möglich.[6] Dreizehn der 26 Oswald-Cartoons von Disney sind in einer DVD-Box der Serie Walt Disney Treasures enthalten, die auf Deutsch unter dem Namen Walt Disney Kostbarkeiten – Die Abenteuer von Oswald dem glücklichen Hasen erschien. Die ohne Disney entstandenen Winkler-Cartoons wurden mit Woody-Woodpecker-Folgen ebenfalls auf DVD veröffentlicht.
Im dem Videospiel Micky Epic wird Oswald eine tragende Rolle zuteil, hier versucht er mit der Unterstützung von unter anderem Kater Karlo-, Donald Duck- und Goofy-Verschnitten, die Macht über die Steampunk-Version von Disneyworld zu erringen.
Ein neuer Oswald-Cartoon entstand 2022 im Rahmen der Jubiläums-Aktion Disney 100 im Jahr darauf unter dem Titel „Oswald der lustige Hase“ (Oswald The Lucky Rabbit).[13] Weitere Cameo-Auftritte in aktuelleren Disney-Cartoons hatte Oswald unter anderem in „Get a Horse!“ (2013) und „Once Upon a Studio“ (2023).[3]
Oswalds Charakter[Bearbeiten]
Der von Ub Iwerks und Walt Disney erschaffene Oswald ist ein mutiger und frecher Charakter mit Persönlichkeit,[6] er ist hochmütig, angriffslustig und übereifrig, was seine Klugheit und sein sprichwörtliches Glück herausfordert, ihn aus seinen Schwierigkeiten zu holen. Wie viele der frühen Cartoonfiguren zeichnet sich Oswald durch seine Fähigkeit aus, seine Körperteile nach Belieben zu zerlegen und umzuformen.[3] Das Glück Oswalds stammt von seinen beiden Hasenpfoten, die er dazu abtrennt und küsst. Hasenpfoten gelten im Aberglauben nämlich als Talisman.[14]
Oswald sieht Micky sehr ähnlich. Denkt man sich Oswalds Schlappohren weg, so könnte es Micky sein. Auch seine Wesenszüge sind Mickys Charakterzügen sehr ähnlich. Oswald hat zum Beispiel seine Freundin Ortensia und Micky seine Minnie. Ortensia war aber nicht Oswalds erste Freundin: In den Cartoons seit „Poor Papa“ und „Oh, Teacher“ bis zu „All Wet“ war der Hase Fanny Cottontail Oswalds Objekt der Begierde,[15] Ab dem Cartoon „The Banker's Daughter“ nahm die Katze Ortensia ihren Platz ein.[3] Ihre Namen bekamen beide Damen nicht in den Stummfilm-Cartoons, sondern in den offiziellen Copyright-Zusammenfassungen der Cartoons und im Buch „Walt in Wonderland: The Silent Films of Walt Disney“ von 1994. Für den 1934er Cartoon „The Candy House“ von Walter Lantz wurde Hase Fanny zu Oswalds Schwester gemacht.[15]
Disney war über die Art und Weise, wie Mintz ihm die Figur gestohlen hatte, wütend. Er war so wütend, dass er Micky Maus erfand. Seine Ehefrau schlug vor, ihn Micky zu nennen. Ursprünglich sollte Micky Mortimer Maus heißen. Dieser wurde hingegen Mickys Gegenspieler.
Weblinks[Bearbeiten]
Siehe auch[Bearbeiten]
Einzelnachweis[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 „Charles Mintz“. disney.fandom.com
- ↑ Scott Brogan (2009). „Oswald the Lucky Rabbit, 1927–1928“. silentfilm.org
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 „Oswald the Lucky Rabbit“. disney.fandom.com
- ↑ 4,0 4,1 4,2 David A. Bossert. „THE BIRTH OF OSWALD THE LUCKY RABBIT“. laco.org
- ↑ 5,0 5,1 „Pete (Disney)“. wikipedia.org
- ↑ 6,0 6,1 6,2 „OSWALD THE LUCKY RABBIT: Mickey's Predecessor“. thisdayindisneyhistory.com
- ↑ (04.11.2015). „Mickys Vorgänger“. spiegel.de
- ↑ (15.11.2018). „Zum 90er holt Micky Maus die Vergangenheit ein“. kleinezeitung.at
- ↑ 9,0 9,1 9,2 „Oswald der lustige Hase“. wikipedia.org
- ↑ Jim Korkis (14. November 2012). „Secrets of Steamboat Willie“. mouseplanet.com
- ↑ Don Marktstein. „OSWALD THE LUCKY RABBIT“. toonopedia.com
- ↑ „List of cameos in Who Framed Roger Rabbit“. disney.fandom.com
- ↑ „Oswald kehrt zurück!“. ga.de
- ↑ „Hasenpfote“. wikipedia.org
- ↑ 15,0 15,1 „Fanny Cottontail“. disney.fandom.com