Rebellion der Textkästchen

Aus Duckipedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
©Disney Achtung, Baustelle! An dieser Seite wird noch gebastelt, wir bitten um Verständnis für unvollkommene Ansätze hinsichtlich von Layout und Inhalt. Wer sich mit dem Thema auskennt, ist herzlich eingeladen, mitzuhelfen.


Rebellion der Textkästchen
Topolino e la rivolta delle didascalie
Erstveröffentlichung: 28. Juni 2011
Entstehungsdatum: 2011
Storycode: I TL 2900-2
Story: Casty
Zeichnungen: Casty
Tusche:

Casty & Michele Mazzon

Seiten: 30
Deutsche Übersetzung:
Deutsche Erstveröffentlichung: LTB 457
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Casty

Ind.PNG Infos zu Rebellion der Textkästchen

beim I.N.D.U.C.K.S.


Rebellion der Textkästchen (Original Topolino e la rivolta delle didascalie) ist eine Comicgeschichte von Casty aus dem Jahr 2011. Die gesamte Geschichte aus dem Maus-Universum parodiert das Medium Superhelden-Comic, treibt klassische Elemente des Katastrophengenres auf die Spitze und führt diese auf einer unverkennbaren Meta-Ebene ad absurdum. Die Geschichte handelt davon, dass Micky Maus und Goofy annehmen, sie wären selbst Figuren in einem Comicheft und Opfer einer Verschwörung aller gelben Textkästchen gegen sie, bis sie die entscheidende Gegenmaßnahme gegen dieses Stilmittel entdecken.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Abstieg in die Meta-Ebene(© Egmont Ehapa)

Auf dem Dachboden von Goofys Haus versuchen Micky und Goofy, die zahlreichen Comics aufzuräumen, die überall in dem vollgestopften Raum verstreut sind, als sie ein seltsames Geräusch wahrnehmen. Goofy hält es für eine Maus und versucht, sie zu fangen, damit der Nager seine Sammlung nicht anknabbert. Bei der Jagd nach dem ungebetenen Gast verliert Micky jedoch das Gleichgewicht auf dem Schemel, auf den er geklettert ist, stürzt und wird von einem Berg von Comics begraben.

Als Micky kurz darauf wieder zu sich kommt, fragt er seinen Freund, was den Unfall ausgelöst haben könnte. Selbstbewusst antwortet Goofy, dass die Ursache für alles ein fliegendes Textkästchen über Mickys Kopf war, das gleich darauf entwischt ist. Ziemlich ungläubig erwidert Micky, dass ein solcher Vorgang gar nicht möglich sei, denn schließlich würden Bildunterschriften und Textkästchen nur in Comics existieren.

Allerdings zeigt dich Goofy daraufhin kein bisschen überrascht und erklärt, dass sie beide dann eben in einem Comic leben müssen. Die beiden Freunde fangen an, das flatternde Textkästchen durch das Haus zu jagen, bis sie es einfangen können. Plötzlich tauchen aber noch mehr von ihnen auf, die alle sehr wütend sind. In Panik sehen sich Micky und Goofy gezwungen, sich aus dem Staub zu machen, doch auch nachdem sie in ihr Auto gestiegen sind, scheint der Ärger kein Ende zu nehmen. Sie geraten in eine Verkehrskontrolle eines störrischen Verkehrspolizisten, der ihnen eine Strafe aufbrummen will, weil die zwei zu schnell und entgegengesetzt in einer Einbahnstraße gefahren sind. Trotz ihrer wortreichen Erklärungen glaubt der Polizist Micky und Goofy kein Wort und scheint damit zu bestätigen, dass es in Comics üblich ist, dass die Polizei keinem Zeugen auf Anhieb glaubt.

Der Ansturm der Textkästchen geht ohne Unterlass weiter und es hat den Anschein, als würden die Kästchen immer mehr die Oberhand gewinnen. Goofy ist schwer beeindruckt und fühlt sich in seinem Dasein als Comic-Experte bestätigt, da alles, was geschieht, genau nach der logischen Abfolge einer Comicgeschichte abläuft. Schließlich verstecken sich Micky und Goofy in einem Lagerhaus, wo sie auf eine laut schreiende Frau treffen, die sehr aufgebracht ist und bereits das Ende kommen sieht.

Dank des plötzlichen Auftauchens des wunderlichen Professor Goofkopp, der sich auch sehr gut mit Comics auskennt, erfahren Micky und Goofy, dass die beste Methode, um diesen seltsamen Aufstand der Textkästchen zu stoppen, ein passendes Gegenmittel sei. Allerdings weiß keiner so recht, was genau das passende Gegenmittel ist, da in Comics regelmäßig alles Mögliche zur Rettung herangezogen wird. Da die Belegung der Rollen in dem Abenteuer klar sei, muss Micky sich den wütenden Textkästchen stellen, um allerlei Dinge wie Salz, Zucker oder Zahnpasta gegen sie auszuprobieren.

Umzingelt! (© Egmont Ehapa)

Als das Militär anrückt, verstärken die Soldaten nur den Groll der Textkästchen und müssen sich ergeben. Nur Kater Karlo, der als Feldwebel Leuchte Karriere beim Militär gemacht hat, gelingt sichtlich angeschlagen die Flucht und kann sich in das Lagerhaus zu Micky, Goofy dem Professor und der Blondine retten.

Die Stadt ist nun vollständig von Textkästchen belagert und der Truppe bleibt keine andere Wahl, als die Stadt zu verlassen und einen sicheren Ort zu suchen, um eine Lösung für das Problem zu finden. Auf ihrer Flucht im Bus verdeckt ein großes Kästchen die Sicht des Fahrers Karlo, wodurch das Fahrzeug ins Schleudern gerät und gegen einen Pfosten prallt. Durch den heftigen Aufprall prallt Karlo gegen eine Laterne und stößt sich böse den Kopf an. Der Professor erkennt daraufhin einen Zusammenhang zwischen Karlos Verhalten und der Verwirrung der Textkästchen. Er weist seine Freunde an, die Theorie zu überprüfen, nur Micky tut sich am Anfang schwer damit. Schlussendlich fallen alle Textkästchen leblos in sich zusammen und die Rebellion der Textkästchen ist beendet.

Analyse[Bearbeiten]

Bereits vor der Veröffentlichung von Rebellion der Textkästchen, mit der Casty das Genre der Superheldencomics parodierte und gleichsam verschiedene Stilmittel des Mediums Comics ad absurdum führte, durchstießen andere Künstler die sogenannte vierte Wand. Besonders sticht in diesem Zusammenhang die Comicgeschichte Topolino e il caso dei fumetti solidi (auf Deutsch noch unveröffentlicht) von Alessandro Sisti und Sandro Dossi aus dem Jahr 1984 hervor.[1] Darin fällt die Meta-Ebene des Erzählens der Handlung einerseits und der zeichnerisch-grafischen Gestaltung von Comics andererseits gänzlich in sich zusammen. Micky und Goofy kommen zusammen mit Professor M einem Schurken auf die Spur, der regelrecht aus dem Gefängnis der Comicwelt ausbrechen will. So werden beispielsweise Soundwords lebendig, Sprechblasen von Gesang manifestieren sich und sogar Speedlines sich bewegender Objekte werden zu Spinnenfäden, die Micky anfassen kann. In Der Besuch aus Tzaza (erschienen in Alles über Micky Maus) spricht Giorgio Pezzin auf der allerersten Seite persönlich zu den Lesern. Auch in Der Mann hinter den Ducks (LTB 192), einer Hommage an Carl Barks, durchbricht der Zeichner die vierte Wand; gleichsam in der Asgardland-Saga von Massimo de Vita.

Figuren[Bearbeiten]

Kater Karlo in ungewohnter Montur (© Egmont Ehapa)

In der Geschichte sind Micky Maus und Goofy zwar die beiden Hauptfiguren, tauschen allerdings ihre gewohnten Rollen. Während normalerweise Micky der nüchtern kombinierende Theoretiker ist, der von seinem sachlichen Verstand und seinem guten Gedächtnis profitieren kann, ist es in Rebellion der Textkästchen Goofy, der Micky die Geschehnisse und deren Ursachen erklärt. Im Gegensatz zu Goofy, der die Zusammenhänge von Anfang durchschaut und durch sein Expertenwissen über Comics einen Vorsprung hat, ist Micky sehr zögerlich, sich auf die Situation einzulassen. Zu Beginn des Abenteuers widerspricht er Goofy und ist felsenfest davon überzeugt, dass die beiden unter keinen Umständen in einem Comic leben. Mit der Umkehr der gewohnten Rollenbilder spielt Casty mit der Erwartungshaltung der Leser und nutzt die entstehende Metaebene für kuriose Gags und tiefschürfenden Humor.

Als es in der Geschichte darum geht, wer von den Beteiligten das sichere Lagerhaus verlässt, um sich den aggressiven Textkästchen entgegenzustellen und ein Mittel zur Gegenwehr zu erproben, fällt die Wahl einstimmig zulasten von Micky aus. Sowohl Goofy als auch Professor Goofkopp und die Blondine sind sich einig, dass schließlich Micky Maus der Held sei. Außerdem sei er der Protagonist, wogegen Goofy nur der „Freund des Helden“ sei, der Professor sich als „Nebenfigur“ identifiziert und die Blondine bestätigt, dass sie „nur in Panik geraten“ würde. Damit ist die Rollenverteilung für den Fortgang der Handlung bereits klar abgesteckt und pointiert schonungslos, auf welche Art und Weise Figuren in Comics (und anderen Erscheinungsformen von Heldengeschichten) eingesetzt werden. Wieder persifliert Casty hier die Erwartungshaltung der Leser, indem er diese gnadenlos bestätigt. So wird Micky als Held vor die Tür zu den rebellierenden Textkästchen geschickt, nachdem er sich der Mehrheitsentscheidung ohne größere Gegenrede gebeugt hat.

Im zweiten Teil der Geschichte betritt Kater Karlo die Bühne und sorgt damit für ein weiteres Überraschungsmoment. Jedoch handelt es sich nicht um den kriminellen Schurken Kater Karlo, wie man ihn aus Kriminalgeschichten mit Micky und Goofy kennt, sondern um einen personifizierten Soldaten. Er nennt sich selbst „Feldwebel Leuchte“, ohne zu erklären, wie er zu diesem Namen und dem militärischen Rang gekommen ist. Der deutsche Name spielt im übertragenen Sinne mit einer oft ironischen, zynischen Interpretation auf eine schlaue Person an (die hell im Kopf ist). Tatsächlich ist Kater Karlo nicht unintelligent, hat aber zusammen mit seinen Verbündeten des Militärs trotz Waffengewalt keine Chance gegen die Textkästchen. Bereits zuvor war Kater Karlo in der Rolle eines strengen Sergents zu sehen, genauer gesagt in dem Cartoon Donald Gets Drafted‏‎ aus dem Jahr 1942. Seine Uniform in Tarnfarbe erinnert sogar ein bisschen das sein damaliges Aussehen. Lächerlichkeit als reine Witzfigur zu dienen

Das Ende naht lautstark (© Egmont Ehapa)

Für den Hintergrund von Kater Karlo nutzt Casty das doppelte Potenzial der Figur, nämlich einerseits die komödiantische Seite, andererseits die Rolle des bedrohlichen Bösewichts, dem man nie ganz trauen kann. Diese Verkörperung Karlos greift Casty vermutlich gezielt aus der goldenen Ära von Romano Scarpa auf. In Rebellion der Textkästchen versucht Kater Karlo selbstsicher, einen Bus kurzzuschließen, nur um wenig später nach einem Unfall vollständig der

Frau Dezibel (inoffiziell) und Professor Goofkopp (© Panini)

Des Weiteren erfand Casty für die Geschichte zwei Nebenfiguren, die eher einseitig gehalten sind, um sie als klare Stereotype des Superheldencomic-Kosmos vorzuführen. Zuerst treffen Micky und Goofy nach ihrer Ankunft im Lagerhaus auf eine hübsche junge Frau mit langen blonden Haaren und einem kurzen Rock, die im italienischen Original und in der deutschen Übersetzung nicht einmal einen Namen erhalten hat – vermutlich, weil ihre Rolle so geringfügig ist, womit sie zu keiner Stelle etwas selbst zur Handlung beiträgt und ein Name wahrscheinlich niemandem in Erinnerung bleiben würde. In der US-Version erhielt sie den passenden Namen Darlene Decibel (der Vorname klingt wie „Darling“ = Schätzchen, der Nachname spielt auf ihr lautes Stimmorgan an). Bei ihrer ersten Begegnung kreischt sie laut auf und schreit, dass das Ende nah sei. Nachdem sie von Micky und Goofy für einen Moment zur Ruhe gebracht werden kann, zückt sie sofort ein Maßband, um Micky von Kopf bis Fuß zu vermessen. Als sie offenbar feststellt, dass Micky für einen richtigen Helden viel zu klein ist und sie unmöglich retten kann, bricht sie erneut in Panik aus. Die Figur der kreischenden, hilflosen Blondine, die auf einen waschechten Helden wartet, wird von Casty derart auf die Spitze getrieben, dass seine Kritik an diesem Stilmittel auf der Hand liegt. In seinen eigenen Geschichten baut Casty oft starke Frauenfiguren ein, die über eine Vielzahl an Kenntnissen und Fähigkeiten verfügen und die nicht selten Micky und Goofy aus der Klemme helfen.

Professor Goofkopp wird von Casty als Expertenfigur eingeführt, die Hypothesen aufstellt und dem Helden bei seinem Abenteuer mit seinem Sachverstand, weniger mit Muskelkraft, zur Seite steht. Die flüchtige Ähnlichkeit zu Goofy ist auf den ersten Blick erkennbar, ein etwaiges Verwandtschaftsverhältnis der beiden wird aber zu keinem Zeitpunkt thematisiert. Sein italienischer Name Pippucci könnte eine Anspielung auf den italienischen Schauspieler Fabrizio Capucci oder den spanischen Kaufmann, Entdecker und Seefahrer Amerigo Vespucci sein. Später stellt sich heraus, dass Professor Goofkopp kein richtiger Gelehrter ist, sondern einfacher Turnlehrer, der jedoch durch eine große Liebe zu Science-Fiction-Comics geprägt ist. Sein seltsamer Sinn für Sachlichkeit und Logik hilft Micky wider Erwarten dabei, die Rebellion der Textkästchen besser zu verstehen.

Bezüge[Bearbeiten]

Schuhgeschäft mit klangvollem Namen (© Egmont Ehapa)

Gleich im ersten Panel nach dem Splashpanel sind auf Goofys Dachboden unzählige Comichefte zu sehen, darunter auch Ausgaben, auf denen Cover Goofy selbst mit einem Zauberhut zu sehen ist sowie ein altes Topolino-Heft mit Micky darauf.

Als Micky und Goofy im Lagerhaus sehen, wie ein neuer Textkasten einfach so aus dem Nichts aufploppt und Professor Goofkopp Micky auffordert, etwas mit lauter Stimme zu sagen, kommentiert Micky, dass dieses Abenteuer „verrückter sei als das Sache mit den fiesen Unglücksmikroben“. Daraufhin erscheint eine weitere Bildunterschrift als gelber Kasten, der auf die ebenfalls von Casty geschriebene Geschichte Entfesseltes Unglück aus LTB 420 anspielt. Diese Information für den Leser bestätigt die Theorie des Professors, dass die Textkästchen von Natur aus hilfsbereit sind.

Zur Herkunft der Textkästchen vermutet Professor Goofkopp im italienischen Original, dass diese entweder durch „radioaktive Tinte“ erzeugt worden sind oder „mit einer Weltraumrakete vor ihrem explodierenden Planeten auf die Erde geflohen“ seien. Die erste These bezieht sich auf die Entstehung des berühmten Superhelden Spiderman, die zweite Idee stimmt mit der Hintergrundgeschichte von Superman überein. Während die Anspielungen in der englischen Übersetzung erkennbar sind, gingen sie in der deutschen Übersetzung weitestgehend verloren (hier ist davon die Rede, dass der Zeichner durch radioaktive Tinte verrückt geworden sei).

In der Szene, in der Micky und Goofy feststellen, dass zwischenzeitlich die ganze Stadt von den Textkästchen eingenommen wurde, platzierte Casty ein Schuhgeschäft für römische Schuhe (eng. Roman Shoe), eine Anspielung auf den Namen von Romano Scarpa.[2] In der deutschen Übersetzung ging die Anspielung verloren, hier weist dasselbe Schild lediglich auf „Sportschuhe“ hin.

Bedeutung und Rezeption[Bearbeiten]

Rebellion der Textkästchen zählt zu den interessantesten Geschichten von Casty, nicht zuletzt aus erzählerischer Sicht. Die Geschichte wird häufig für ihren schrägen Humor gelobt, der sich aus dem auf den ersten Blick schlichten Grundgedanken ergibt, ein grafisches Stilmittel wie die Textkästchen direkt in die Handlung hinein zu holen und auf die Figuren prallen zu lassen. Diese verkörpern fast durchgängig bestimmte Rollenklischees, nur Micky tut sich in diesem Abenteuer schwer damit, die Rolle Helden zu übernehmen. Dadurch ist es auch für den Protagonisten Micky Maus selbst ein Abenteuer der besonderen Art.

Castys Geschichte wird als eine sehr unterhaltsame Parodie auf Katastrophenfilme verstanden, wobei er sich jedoch nicht bloß auf Filme beschränkt, sondern dem gesamten Genre den Spiegel vorhält. So befinden sich in Goofys Comicsammlung eine Vielzahl an bizarren Kastastrophencomics, in denen meist eine außerirdische Invasion bevorsteht, die ein Superheld zu verhindern versucht. Insoweit verschmelzen hier die Genres der Katastrophen, der Superhelden und der Science-Fiction und karikieren auf gewisse Weise das überholte Verständnis von Comics als kindische Schundliteratur für eher schlichte Gemüter.

Casty zitiert einige Elemente dieses Genre-Mix auf eine zielgerichtete, fast schon didaktische Art und Weise, als würde er sich streng an ein imaginäres Lehrbuch für Autoren halten. Indem er die Elemente ins Lächerliche zieht, wird deutlich, dass er ein solches Procedere für fließbandmäßige, prozessual statisch hergestellte Unterhaltungslektüre für eine Massenkultur ablehnt. Stattdessen inszeniert er ein freigeistiges, verrücktes Abenteuer, in dessen Verlauf er „sich darüber amüsiert, die abgedroschenen Mechanismen von Filmen und Comics des Katastrophengenres aus den Angeln zu heben.“ Hervorgehoben wird die von Casty „einzigartige Idee des Skripts, die sogenannte vierte Wand zu durchbrechen“[3] und die Textkästchen dadurch zu Antagonisten zu manifestieren. Dadurch, dass er sich vollständig auf die Textkästchen fokussiert und diese zu erlebbaren Phänomenen für die Comicfiguren macht, setzt Casty „den Fuß auf das Gaspedal des Nonsens“.[4]

Micky, ein Erbsenzähler? (© Egmont Ehapa)

Bewusst nähert sich Casty dem Medium Comic auf eine hinterfragende Art, die erzählerische und grafische Umsetzung sowie die Struktur der Handlung aufzubrechen versucht. In Rebellion der Textkästchen verschmelzen Inhalt und Form der Disneycomics miteinander, was ein besonderes Vergnügen bereitet. Die Hauptfiguren Micky und Goofy stellen sich selbst in ihrem Sein in Frage und spekulieren über eine metaphysische Sphäre, die sie umgibt. Diese Thematik gilt als Kernelement der postmodernen Literatur. Goofy vergleicht ihr Dasein mit einem Film, in dem die Realität gar nicht existiert, da sie nur von einer Maschine erdacht wurde. Genau so verhält es sich mit den beiden Freunden im Comic, die von einem Comicautoren in die Welt des Disney-Universums transferiert worden sind.

So entwickelt sich Rebellion der Textkästchen zu einer bizarr anmutenden, metafiktionalen Apokalypse in Entenhausen, die Micky, Goofy und ihre Freunde bedroht. Allerdings nicht in Form von brutaler Gewalt oder kataklystischer Zerstörung, sondern durch das bloße Dasein der Textkästchen. Diese sind rein zweidimensional dargestellt und können sich verbal nicht artikulieren. Ihre Rebellion wird allein nonverbal zum Ausdruck gebracht, indem sie wild herumfliegen und die Leute verfolgen. Ihre spitzen Ecken bohren sich zwar durch die Tür des Lagerhauses, zwei von ihnen umkreisen Micky und den Professor und ein gigantischer Textkasten kippt zum Auftakt des zweiten Teils auf die Soldaten. Es kommt aber zu keinem Zeitpunkt zu einer ernsthaften Gewaltdarstellung. Die Textkästchen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes aus ihrem vorgegebenen Rahmen befreit haben, transportieren auch Slapstick-Humor und wirken in ihrer ungezwungenen Wildheit wie ungezügelte Kinder.

Die Rollen sind klar verteilt (© Egmont Ehapa)

Der Comic-Blogger GeoX wies darauf hin, dass die Geschichte für sich genommen aus einem einzigen großen Gimmick bestünde. Er stellt sich die Frage, was man mit diesem Gimmick der Textkästchen noch anstellen könne, wenn man es erst einmal aufgezeigt hat. Es sei leicht, das Gimmick zu beschreiben, aber schwer, es mit Schwung auszuführen. Die Idee bis zum Schluss interessant zu halten, sei Castys große Aufgabe gewesen. In nur wenigen Panels habe er es geschafft, die schlichte expositorische Funktion der Textkästchen auf eine diegetische Art und Weise zu verschieben, was in der Umsetzung „verdammt cool“ sei.[5]

Laut GeoX schreie die Geschichte mit ihrem Durcheinander an Elementen und Figuren im Kontext des Textkästchen-Gimmicks danach, als Werk im Zeitalter der Postmoderne analysiert zu werden. Die Metatextualität des Comics sei vollkommen neuartig und in dieser Form noch nie dagewesen. Er selbst gibt zu, dass er die Textkästchen in den Comics manchmal etwas nervig fände.[6] In dieser Comicgeschichte existieren die Textkästchen allerdings nicht nur für ihren Zweck, d.h. ihre erzählerische, verbindende Funktion. Stattdessen lenken die rebellierenden Textkästchen die Aufmerksamkeit der Leser auf die Textualität des Mediums Comic selbst. GeoX fühle sich wie in einem Roman von Gilbert Sorrentino, einem der bekanntesten Autoren der literarischen Postmoderne. Auch dessen Romane Mulligan Stew und Die scheinbare Ablenkung des Sternenlichts haben metafiktionalen Charakter.

Zudem lobte GeoX den Humor der Geschichte. Dennoch wünschte er sich mehr visuelle Gags wie beim Umfallen des Zusammenfassungs-Textkastens zu Beginn des zweiten Teils. Daran gäbe es bis zum Schluss keine Fortsetzung mehr, doch hier vergisst GeoX das große „ABER“-Textkästchen, das sich bewusst über die Windschutzscheibe des Busses legt, um Karlo die Sicht zu versperren. Es sei schwierig zu sagen, ob Casty das Konzept der Textkästchen ausgeschöpft habe.

Außerdem übte GeoX Kritik an der Auflösung des Konflikts. Die von Casty aufgebrachte Schlussfolgerung, mit man die Textkästchen durcheinanderbringen könne, sei nicht stichhaltig. Er könne keine Regel dahinter erkennen; für ihn sieht es so aus, als hätte sich Casty diese Gesetzmäßigkeit zwischen Absurdität und dem Auflösen der Textkästchen ausgedacht, weil er die Geschichte irgendwie beenden musste.[7] Trotzdem empfand GeoX die zwei Enden der Geschichte als gelungen. Das richtige Ende schließt den Rahmen ab, ohne die eigentliche Frage der Herkunft der Textkästchen zu beantworten.

Trivia[Bearbeiten]

Für den Abdruck der Geschichte im italienischen Topolino fertigte Silvia Ziche ein Gag Panel an, das Micky und Minni Maus zeigt, die sich während eines Schauers ein Textkästchen zum Schutz vor dem Regen über den Kopf halten. Micky kommentiert, dass die eckigen Kästchen doch ab und zu für etwas zunutze sind. Der einseitige Comicstrip mit nur einem Panel gehört zur Serie Che aria tira a… Topolinia. Von Fans erhielt das Artwork den inoffiziellen Titel „Dawn of the Text“ , der auf George A. Romeros Selbstverfilmung Dawn of the Dead anspielt.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

In Italien wurde die Geschichte im Topolino Nummer 2900 im Juni 2011 erstveröffentlicht. Italienische Nachdrucke erfolgten in Disney d'autore 5 - Casty - Misteri a Topolinia (2020), in Disney d'autore (Panini) 5B - Cofanetto Casty (2020) sowie Disney Special Books Panini 8 - Toporecord (2021).[8]

Auf Deutsch wurde Rebellion der Textkästchen in LTB 457 im Jahr 2014 erstveröffentlicht.

In den USA erschien das Abenteuer 2016 in Walt Disney's Comics and Stories Nummer 733 erstmals in englischer Sprache in einer Übersetzung von Joe Torcivia. Der englische Titel „Night of the Living Text!“ ist eine Anspielung auf George A. Romeros berüchtigten Horrorfilm Night of the Living Dead von 1968. In der amerikanischen Übersetzung wurden ein paar Anspielungen hinzugefügt: Ein Polizist erwähnt „Indianquackolis“ (das „einen halben Kontinent entfernt“ von Entenhausen liegt). Der Professor spekuliert über die Herkunft der Textkästchen und stellt die Hypothese in den Raum, dass sie Flüchtlinge vom fremden Planeten „Kap-Tion“ (engl. caption = Bildunterschrift, Textkasten) sind. Kater Karlo bekam von Torcivia den Namen „Sgt. Rockhead“, in bewusster Anlehnung an den kampferprobten Veteran Sgt. Franklin John Rock aus den DC-Comics.[9]

Die Story wurde bald darauf in Walt Disney's Comics and Stories Vault Nummer 1 nachgedruckt.

Einzelnachweise[Bearbeiten]