Zacharias Zorngiebel
Zacharias Zorngiebel (engl. J. Jones) ist Donalds streitsüchtiger Nachbar. Obwohl beide schon mehrfach umgezogen sind, lässt sie das Schicksal immer wieder aufs Neue aufeinandertreffen. Als Zorngiebels Beruf wurde sowohl Sprengmeister (MM 4/94, S.27) als auch Lärmschutzpolizist („Schallschlacht“) angegeben. Der wiederkehrende Name „Zorngiebel", unter dem er hier der Einfachheit halber aufgeführt ist, wurde ihm erst in jüngerer Zeit gegeben, zuvor hatte er in Deutschland etliche andere Namen.
Zorngiebel bei Barks[Bearbeiten]
Bereits in Barks' „Good Deeds“ / „Der Tag der guten Tat“ von 1943 hatte ein Nachbar namens Jones (in der deutschen Version Nickel bzw. Nebelsiek) einen Kurzauftritt, dessen Äußeres sich allerdings stark von der heute bekannten Version des finster dreinblickenden, massigen Hünen unterschied. Donald ärgert ihn hier, in dem er seinen Müll auf Nachbars Grundstück schippt, nur um dessen einfallsreichen Beschimpfungen zu lauschen. Von dieser Geschichte existiert auch ein Remake aus dem Jahre 1959, „The Good Deeds“ / „Seid nett zueinander“, in dem der Nachbar im amerikanischen Original allerdings nicht Jones, sondern Pupp heißt.
Noch im selben Jahr (1943) gebrauchte Barks Zorngiebel zum zweiten Mal, diesmal mit seinem „klassischen“ Aussehen und in einer Hauptrolle. In „Good Neighbors“ / „Gute Nachbarn“ wollen er und Donald nach langjähriger Fehde „das Kriegsbeil begraben“. Nach einigen Missverständnissen jedoch bricht der Gartenzaunkrieg aufs Neue aus, bis Donald so weit weg wie nur möglich umzieht („Das vorletzte Haus in der letzten Straße von Entenhausen“), um dort dann festzustellen, dass links nebenan, ebenfalls umgezogen, derselbe alte Randalierer wohnt.
Anfangs verwendete Barks Zorngiebel häufiger: In „The Purloined Putty“ / „Gepumpter Glaserkitt“ bezichtigen er und Donald sich gegenseitig der Schnorrerei, in „Ten-Dollar Dither“ / „Der schönste Finderlohn“ (hier von Erika Fuchs noch mit „Herr Eisenbeiß“ übersetzt) hat der Nachbar einen Kurzauftritt als einer der Leute, die Donald und den Neffen einen gefundenen Geldschein abluchsen wollen. In dem Zehnseiter „Silent Night“ / „Eine stille Nacht“ von 1945, der zunächst unbezahlt an Barks zurückgeschickt wurde, da die brutalen Reibereien zwischen Donald und Zorngiebel den damaligen Redakteuren so gar nicht in den Rahmen einer Weihnachtsgeschichte passen wollten, nervt Donald seinen Nachbarn durch penetrantes Singen eines bekannten Weihnachtsliedes. Die Geschichte kam erst 45 Jahre später zum Abdruck.
Ob nun Barks' Verärgerung über die Ablehnung dieser Geschichte daran schuld war oder die Tatsache, dass die Themen in seinen Zehnseitern vielseitiger wurden, jedenfalls sollten etliche Jahre vergehen, bis er wieder Verwendung für die Figur fand: In „Feud and Far Between“ / „Böse Nachbarn“ verkleidet sich Zorngiebel, um als angeblich neuer Nachbar aus dem Hinterhalt angreifen zu können, und in „Unfriendly Enemies" / „Alte Feindschaft“ versuchen Tick, Trick und Track vergeblich, den Kleingartenkrieg der Streithähne zu entschärfen. Beide Geschichten erschienen 1964.
Zorngiebel vor Barks?[Bearbeiten]
In Taliaferros Zeitungsstrips tauchte zwischen 1939 und 1951 einige Male ein Nachbar namens Jones bzw. J. Jones auf. Sein Äußeres war dort aber fast nie konstant, weshalb es sich gut um verschiedene Personen handeln könnte.[1] Es ist möglich, aber nicht gesichert, dass Barks sich bei der Namensfindung für seinen Nachbarn von Taliaferro inspirieren ließ.
In dem Cartoon „Trombone Trouble“ / „Posaunen-Ärger“ von 1944, an dem Barks kurz vor seinem Verlassen der Disney-Trickstudios gearbeitet hatte, kam Kater Karlo eine ähnliche Rolle zu wie später Nachbar Zorngiebel. Karlo erzürnt hier sowohl Donald als auch die Götter Jupiter und Vulkan mit seinem Posaunespiel, weshalb Donald von ihnen die Fähigkeit erhält, den Störenfried mit Blitzen zu erledigen. Möglicherweise hat dieser Cartoon Barks zu seinen Zorngiebeleien inspiriert.
Zorngiebel nach Barks[Bearbeiten]
Jack Hannah war der erste, der den zornigen Nachbarn übernahm: In „Donald Duck's Big Blow-out“ / „Das große Grillfest“ von 1947 sah er fast genauso aus wie bei Barks, nur fehlte ihm hier seine Haarpracht. Danach kam die Figur in den USA erst in den 1970er Jahren in der von Bob Gregory gezeichneten Heftreihe Daisy and Donald gelegentlich wieder vor, allerdings auf Kurzauftritte oder Erwähnungen beschränkt. In den späten 1980er Jahren schließlich verwendeten Don Rosa und William Van Horn den Streithahn noch in insgesamt drei Kurzgeschichten: „Recalled Wreck“ / „Selbst ist der Mann!“, „Fit to be pied“ / „Der Kürbis-Kampf“ und „Duel Personalities“ / „Ignorieren für Ignoranten“ (alle 1987/88). Einen weiteren Auftritt hat Zorngiebel in der Meister seines Fachs-Geschichte Der Pizzamann ist da! (1993) von William van Horn, in welcher Zorngiebel seine Abneigung für „salbeisauren Sesamsud“ zum Ausdruck bringt.
Eine Hommage an den Barks′schen Nachbar Zorngiebel schuf Daan Jippes im Jahr 2001 in Form des sprichwörtlichen Nachbarschaftskriegs Die Bombe unterm Zaun (u.a. Duck Stories von Daan Jippes 5, DDSH 254). Darin stellt sich heraus, dass sich genau unter dem Zaun zwischen den Grundstücken von Donald und Herrn Zorngiebel eine alte Bombe aus Militärbeständen liegt. Daraufhin setzt Donald alles daran, einen Waffenstillstand mit seinem Nachbarn zu vereinbaren und diesen zu warnen, bevor die Bombe durch weitere Erschütterungen explodiert. Daan Jippes verwendete Nachbar Zorngiebel später auch in Der Waschbär im Mann und Kampf um die Kekse (beide erschienen in Die besten Geschichten von Daan Jippes).
Weit häufiger als in den USA wurde Zorngiebel in den anderen Disney-Comics produzierenden Ländern verwendet. Zuerst machte er seinen Weg in die brasilianischen Comics, dann nach Italien, wo er direkt zum Nautiker gemacht wurde, bis nach Dänemark und in die Niederlande. Bis heute sind die Nachbarkriege ein beliebtes Motiv der Donald Duck-Zehnseiter.
In Italien etablierte sich mit Herrn Zanker auch noch ein anderer Nachbar, der im Gegensatz zu Zorngiebel schlank und drahtig ist, einen Spitzbart trägt, und Donald eher auf schelmische Weise hintergeht, im Gegensatz zum doch eher dumpfen Zorngiebel. In der Geschichte Der Sauersauger (LTB 584) treten Zorngiebel und Zanker gemeinsam auf und erinnern sich jeweils daran, wie sie sich und den nervigen Donald Duck vor vielen Jahren kennengelernt haben. Wie bereits zuvor wird Zorngiebel als Kapitän bei der Handelsmarine inszeniert, der seine Zeit größtenteils auf hoher See verbringt und daher nur selten in Entenhausen ist. In einer Rückblende wird gezeigt, wie Zorngiebel und Zanker miteinander vereinbaren, dass Zanker das Haus in der Blumenstraße 11 während der Abwesenheit von Kapitän Zorngiebel bewohnen darf und jeweils einen Urlaub in den Bergen antritt, wenn Zorngiebel Landgang hat. Insofern klärt diese Story auch auf, dass Donald nicht an zwei Zäunen seines Grundstücks im Nachbarschaftskrieg liegt, sondern nur von einer Seite im Clinch mit einem streitsüchtigen Nachbarn steht.
Zorngiebel hatte in der DuckTales-Folge „Wo steckt Donald Duck?“ einen prominenten Gastauftritt, bei dem sich erst zum Folgenende seine Verbindung zu Donald Duck entpuppt. Obwohl Trick und Nicky hinter den bedrohlich formulierten Briefen einen Schuldeneintreiber vermuten, entpuppt sich Zorngiebel als Donalds Aggressionsbewältigungstherapeut.[2]
Zorngiebels Verwandtschaft[Bearbeiten]
Im Laufe der unzähligen Donald/Zorngiebel-Auftritte treten eine Reihe von Familienmitgliedern und Verwandten Zorngiebels in Erscheinung:
- Zorngiebels Schwester („Ein Herz für Hunde“)
- Vetter Adi A. Zeh vom Verkehrsfunk („Der Pizzamann ist da“)
- Onkel Irenäus, seines Zeichens Hotelbesitzer auf der Südseeinsel Laua Lua („Urlaub vom Nachbarn“)
- seine Mutter, die bei ihm häufig zu Besuch ist (Weihnachten in den Bergen (LTB 101); „Böse Nachbarn“; „Paperino e la battaglia col vicino“; „Frohe Weihnacht überall“; „Rache ist süß“; „Überzeugend multifunktional“; „Rahmengeschichte“; „O Descanso Dos Guerreiros“; „Der Kleintier-Krieg“; „Blind vor Kampfeslust“; „Schuttingtaal“)
- seinen Großvater aus dem Haus nebenan („Auf gute Nachbarschaft“)
- seinen Neffen Tom, („Revierkämpfe"; „Wie der Onkel, so der Neffe?“; „Junge Forscher“; „Unfairer Dreikampf“; „The SS Courtesy“) in einer Geschichte heißt er auch Zeus („Schiffe versenken“)
- einen weiteren Neffen namens Rupert („Wettkampf der Onkel“)
- seine Freundin Zara
Zorngiebel in anderen Sprachen[Bearbeiten]
- Dänisch: Hr. Knahrvorn
- Englisch: Neighbor J. Jones
- Finnisch: Teppo Tulppu, Herra Muristo
- Französisch: Achille Lagrogne, Le voisin
- Griechisch: Κύριος Τζόουνς (Kirios Tso-uns)
- Italienisch: Vicino Jones
- Niederländisch: Buurman Bertus Bolderbast
- Norwegisch: Nabo Jensen
- Portugisisch: [O vizinho] Silva
- Schwedisch: (Olle) Olsson
- Spanisch: El vecino Jones
Name und Namensinkonsistenz[Bearbeiten]
Im Deutschen ist Zorngiebel wohl derjenige im Entenhausener Kosmos, der mit der größten Vielzahl an Namen gesegnet ist, da die Übersetzer ihn nicht als wiederkehrende Figur erkannten.
- Nachbar Nickel in der Erstübersetzung von „Good Deeds“ als „Gute Taten lohnen immer“ (Goofy Magazin 11/1980)
- Nachbarn Nebelsiek in der Fuchs-Übersetzung von „Good Deeds“ als „Der Tag der guten Tat“ (Barks Comics & Stories 1) sowie in „Silent Night" / „Eine stille Nacht" (Barks Comics & Stories 17)
- Schorsch Schurigl in der Erstübersetzung von „Good Neighbors“ / „Gute Nachbarn“ (Goofy Magazin 11/1979)
- Nachbar Rolnik in der Fuchs-Übersetzung von „Good Neighbors“ / „Gute Nachbarn“ (Barks Comics & Stories 1)
- Nachbar Knoll in „The Purloined Putty“ / „Gepumpter Glaserkitt“ (MM 23/1979) und in „The Unlucky Neighbour“ / „Nasser Nachbar“ (DDSH 29)
- D. Eisenbeiß in „Ten-Dollar Dither“ / „Der schönste Finderlohn" (MM 46/1958)
- Knackfuß in „Feud and Far Between“ / „Böse Nachbarn“ (u.a. MM 2/1965 & DDSH 57)
- Käpt'n Kirk in den beiden Geschichten“ in LTB 101
- Brösecke in „Selbst ist der Mann“ (Mickyvision 19/1990), Berger in einer späteren Überarbeitung (Onkel Dagobert von Don Rosa 10)
Seinen heutigen Namen verdankt Donalds liebster Feind der Geschichte „Unfriendly Enemies“ / „Alte Feindschaft“ (MM 35/1965), wo er sich allerdings noch „Zorngibel“ schrieb. Diese Schreibweise (ohne e) findet sich auch in der Geschichte Kürbiskampf in der BILD Comic-Bibliothek 2: Donald Duck.
Der Vorname Zacharias fand zuerst in „Urlaub vom Nachbarn“ (MM 30/99) Verwendung.
Der englische Vorname von Zorngiebel wurde das erste Mal in „Der schönste Finderlohn“ als Initiale angedeutet: J. Jones.[1] Erst in „Onkel Dagobert geht zu weit“ wird der Vorname als Jughead genannt. Da einer der Hauptfiguren der Comicreihe Archie ebenfalls Jughead heißt, wurde der Vorname danach nicht mehr verwendet.[2]
Der englische Name kann wie erwähnt von Donalds Nachbarn bei Al Taliaferro stammen, aber auch von einem anderen Zeitungsstrip, der bereits in den 1910er Jahren erschien und „Keeping up with the Joneses“ hieß. Der Comic behandelte die Familie McGinis, welche versucht, bei ihrem sozialen Aufstieg mit den Nachbarn mitzuhalten, der titelgebenden Familie Jones. Der Titel der Zeitungsstrip-Reihe wurde zur Redewendung, die auch noch heute Verwendung findet, zum Beispiel leicht adaptiert als Titel der Fernsehsendung „Keeping Up with the Kardashians“.[3]
In der deutschen Synchronfassung der „DuckTales“ behielt Zorngiebel seinen englischen Namen Jones.
Weblinks[Bearbeiten]
- Zorngiebel auf Lustiges-Taschenbuch.de
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 „Neighbor Jones“. nafsk.se
- ↑ 2,0 2,1 „Neighbor Jones“. disney.fandom.com
- ↑ „Keeping up with the Joneses“. wikipedia.org