Romano Scarpa: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 9: | Zeile 9: | ||
Im Jahre 1962, nach ''Der Kolumbusfalter'' (Paperino e la farfalla di Colombo), fing er an, als Texter kürzer zu treten, so dass für den Rest der Dekade vor allem sehr wenig selbstgeschriebenes Micky Maus-Material von ihm erschien. Seine von anderen Autoren erdachten Geschichten erreichten zumeist nicht die gewohnte Qualität, so dass die raren selbstverfaßten MM-Werke wie ''Der Mann aus Ping-Pong'' (Topolino e l'uomo di Altacraz, 1963) oder ''Der hypnotische Kreisel'' (Topolino e il vortice ipnotico, 1964) umso positiver auffielen. | Im Jahre 1962, nach ''Der Kolumbusfalter'' (Paperino e la farfalla di Colombo), fing er an, als Texter kürzer zu treten, so dass für den Rest der Dekade vor allem sehr wenig selbstgeschriebenes Micky Maus-Material von ihm erschien. Seine von anderen Autoren erdachten Geschichten erreichten zumeist nicht die gewohnte Qualität, so dass die raren selbstverfaßten MM-Werke wie ''Der Mann aus Ping-Pong'' (Topolino e l'uomo di Altacraz, 1963) oder ''Der hypnotische Kreisel'' (Topolino e il vortice ipnotico, 1964) umso positiver auffielen. | ||
Anfang der Siebziger läuteten der von [[Guido Martina|Martina]] geschriebene und von Scarpa bzw. [[Giovan Battista Carpi]] gezeichnete Zyklus ''Glanz und Gloria derer von Duck'' (Storia e Gloria della Dinastia dei Paperi, 1970) sowie seine im Alleingang bewerkstelligte Lieblingsgeschichte ''Goophysseus, der Super-Athlet'' (Pippo e i parastinchi di Olympia, 1972) des Maestros zweiten Frühling ein. | Anfang der Siebziger läuteten der von [[Guido Martina|Martina]] geschriebene und von Scarpa bzw. [[Giovan Battista Carpi]] gezeichnete Zyklus ''Glanz und Gloria derer von Duck'' (Storia e Gloria della Dinastia dei Paperi, 1970) sowie seine im Alleingang bewerkstelligte Lieblingsgeschichte ''Goophysseus, der Super-Athlet'' (Pippo e i parastinchi di Olympia, 1972) des Maestros zweiten Frühling ein. Zu seinen letzten herausragenden Arbeiten in Italien - die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Spanien, wo er für einen anderen Verleger arbeitete - gehörten die Mammutgeschichte ''Seoul 1988'' (Paperolimpiadi, 1988) über die damaligen Olympischen Spiele, ''Topolino e l'enigma di Brigaboom'' (1989), zum Teil basierend auf der Musicalverfilmung Brigadoon von 1954, und die Lubitsch-Parodie ''Topolino in: Ciao Minnotchka'' (1992). | ||
Ab 1988 wurden einige seiner Geschichten von [[Gladstone Publishing]] in den USA veröffentlicht; damit war er der erste italienische Disney-Autor überhaupt, dem so der Weg zurück nach Amerika gelang. Als Disney Comics den Platz von Gladstone einnahm, gab es auch hier Geschichten von Scarpa, ebenso seit 2003 bei [[Gemstone Publishing]], die sein Material aktuell in Amerika veröffentlichen. | Ab 1988 wurden einige seiner Geschichten von [[Gladstone Publishing]] in den USA veröffentlicht; damit war er der erste italienische Disney-Autor überhaupt, dem so der Weg zurück nach Amerika gelang. Als Disney Comics den Platz von Gladstone einnahm, gab es auch hier Geschichten von Scarpa, ebenso seit 2003 bei [[Gemstone Publishing]], die sein Material aktuell in Amerika veröffentlichen. |
Version vom 5. Juni 2006, 12:09 Uhr
Romano Scarpa (* 27. September 1927 in Venedig; † 23. April 2005 in Málaga) ist einer der bekanntesten italienischen Zeichner von Disney-Comics. In seiner Jugend in Venedig entwickelte er eine besondere Liebe zu amerikanischen Zeichentrickfilmen und Disney-Comics, welche zu der Zeit im großformatigen Topolino Giornale erschienen, das damals die klassischen Geschichten von Floyd Gottfredson abdruckte. In den Vierzigern eröffnete Scarpa ein Animations-Studio in Venedig, wo er einige seiner besten Arbeiten anfertigte, darunter Werbefilme und einen Kurzfilm namens "E poi venne il diluvio". Ein weiterer hochklassiger Kurzfilm namens "La piccola fiammiferaia" (1953, basierend auf Hans Christian Andersens Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen) wurde in Italien zusammen mit Robert Aldrichs Attack (1956) aufgeführt.
Kurz darauf hörte er für eine Weile auf, Zeichentrickfilme zu machen und beschäftigte sich ausschließlich mit dem Zeichnen von Disney-Comics. Sein erster war 1953 Biancaneve e verde fiamma. Als den italienischen Redakteuren die Gottfredson-Geschichten zum Nachdrucken ausgingen, wurde Scarpa damit beaufragt, dessen Micky Maus-Geschichten fortzusetzen, nachdem kurz zuvor sein erstes Meisterwerk, Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms (Topolino e il doppio segreto di Macchia Nera, 1955), erschienen war. Nach dieser noch von Guido Martina geschriebenen Geschichte begann er mit Donald und die Krebse in Burgunder (Paperino e i gamberi in salmì, 1956), seine eigenen Stories zu verfassen.
In den späten Fünfzigern und den frühen Sechzigern entstanden so einige der bekanntesten Disney-Comic-Meisterwerke, Geschichten wie Der Fliegende Schotte (Paperino e la leggenda dello "scozzese volante", 1957), Die geklaute Klaue von Kali (Topolino e l'unghia di Kalì, 1958), Micky und die vierte Dimension (Topolino e la dimensione Delta, 1959), Micky Maus und die Irokesenkette (Topolino e la collana Chirikawa, 1960), Der letzte Gulu-Gulu (Zio Paperone e l'ultimo balabù, 1960), Donald und die Linsen aus Babylonien (Paperino e le lenticchie di Babilonia, 1960) und Das ewige Feuer der Königin Kalhoa (Topolino e la fiamma eterna di Kalhoa, 1961). Viele dieser Geschichten, die später in aller Welt veröffentlicht wurden, waren von Filmen inspiriert, und so basiert zum Beispiel Topolino nel favoloso regno di Shan Grillà (1961) auf Frank Capras In den Fesseln von Shangri-La (Lost Horizon, 1937). Manchmal geschah auch das genaue Gegenteil: Der italienische Film "Riusciranno i nostri eroi a ritrovare l'amico misteriosamente scomparso in Africa?" (1968) basiert auf Scarpas Geschichte Ein entfernter Verwandter (Topolino e il Pippotarzan, 1957).
In dieser Phase seines Schaffens hat Scarpa, der Enten und Mäuse gleichermaßen gut beherrschte, zudem viele Disney-Charaktere erschaffen, die von Anfang an als Teil des Disney-Universums akzeptiert wurden. Die bekanntesten seiner Schöpfungen sind Atömchen und Trudi aus dem Maus-Universum sowie Gitta Gans und Kuno Knäul aus dem Duck-Universum.
Im Jahre 1962, nach Der Kolumbusfalter (Paperino e la farfalla di Colombo), fing er an, als Texter kürzer zu treten, so dass für den Rest der Dekade vor allem sehr wenig selbstgeschriebenes Micky Maus-Material von ihm erschien. Seine von anderen Autoren erdachten Geschichten erreichten zumeist nicht die gewohnte Qualität, so dass die raren selbstverfaßten MM-Werke wie Der Mann aus Ping-Pong (Topolino e l'uomo di Altacraz, 1963) oder Der hypnotische Kreisel (Topolino e il vortice ipnotico, 1964) umso positiver auffielen.
Anfang der Siebziger läuteten der von Martina geschriebene und von Scarpa bzw. Giovan Battista Carpi gezeichnete Zyklus Glanz und Gloria derer von Duck (Storia e Gloria della Dinastia dei Paperi, 1970) sowie seine im Alleingang bewerkstelligte Lieblingsgeschichte Goophysseus, der Super-Athlet (Pippo e i parastinchi di Olympia, 1972) des Maestros zweiten Frühling ein. Zu seinen letzten herausragenden Arbeiten in Italien - die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Spanien, wo er für einen anderen Verleger arbeitete - gehörten die Mammutgeschichte Seoul 1988 (Paperolimpiadi, 1988) über die damaligen Olympischen Spiele, Topolino e l'enigma di Brigaboom (1989), zum Teil basierend auf der Musicalverfilmung Brigadoon von 1954, und die Lubitsch-Parodie Topolino in: Ciao Minnotchka (1992).
Ab 1988 wurden einige seiner Geschichten von Gladstone Publishing in den USA veröffentlicht; damit war er der erste italienische Disney-Autor überhaupt, dem so der Weg zurück nach Amerika gelang. Als Disney Comics den Platz von Gladstone einnahm, gab es auch hier Geschichten von Scarpa, ebenso seit 2003 bei Gemstone Publishing, die sein Material aktuell in Amerika veröffentlichen.
Neben seiner Arbeit an Disney-Comics hat sich Scarpa gelegentlich auch an anderen Serien versucht. So zeichnete er einige Geschichten um das Seepferdchen Angelino, einer italienischen Comic-Figur, und fertigte jeweils eine Lupo- (1980) und eine Yogi-Bär-Geschichte an. Außerdem verfolgte er noch einige Zeichentrickprojekte wie Aihnoo degli Icebergs (1972), The Fourth King (1977) und die TV-Serie Die Jagd nach dem Kju Wang (Sopra i tetti di Venezia, 2001).
In seiner über 50-jährigen Karriere als Disney-Künstler hat Romano Scarpa viele junge Talente auf den Weg gebracht, darunter spätere Zeichner-Stars wie Luciano Gatto und Giorgio Cavazzano, die beide bei ihm als Inker begonnen hatten. Obwohl viele Zeichner versuchten, seinen Stil zu imitieren, kann man ihn mit Fug und Recht als den einzig würdigen Nachfolger Gottfredsons bezeichnen: bei niemandem kam die Maus so sympathisch rüber wie bei Scarpa. Als er nach langer Krankheit am 23. April 2005 für immer den Zeichenstift aus der Hand legte, war das für die Comicwelt ein riesiger Verlust.
Literatur
- Romano Scarpa von Kurt Appel, in Der Donaldist Nr. 100, 1997.
- Romano Scarpa - Un cartoonist italiano tra animazione e fumetti, von Luca Boschi, Leonardo Gori und Andrea Sani. Alessandro distribuzioni, 1988; 163 Seiten. Enthält ein Interview und den ersten Scarpa-Index von Alberto Becattini (italienisch);
- Romano Scarpa - Sognando la Calidornia von Luca Boschi, Leonardo Gori, Andrea Sani und Alberto Becattini. Vittorio Pavesio productions, 2001 (italienisch);
- I Disney Italiani von Luca Boschi, Leonardo Gori and Andrea Sani. Granata Press, 1990. Ein Buch über italienische Disney-Autoren; Kapitel 6 ist komplett Scarpa gewidmet (italienisch).
Weblinks
- The Last Balaboo, Seite, die sich komplett Scarpa widmet, mit Zeichnungen, Skizzen, Covern, Index, Biographie und vielem mehr (englisch; momentan zeitweilig geschlossen);
- Frank Stajano's page on Scarpa, mit einer detaillierten Analyse von Scarpas verschiedenen Schaffensphasen (englisch);
- Comic-Forum, ein Thread, in dem viele Geschichten Scarpas diskutiert werden;
- I.N.D.U.C.K.S. komplette Bibliographie von Scarpas Disney-Comics.
- Episodenführer zu Scarpas Zeichentrickserie Die Jagd nach dem Kju Wang