Vicar
Victor José Arriagada Rios (* 16. April 1934 in Santiago, Chile, † 3. Januar 2012 ebenda), besser bekannt unter seinem Künstlernamen Vicar, war ein chilenischer Comiczeichner, der zu den bekanntesten Akteuren seines Genres bei Disney gehörte. Zudem gehörte er zu den produktivsten seiner Zunft, in seiner über 30-jährigen Karriere fertigte er über 800 Geschichten mit den Ducks an. In Deutschland erscheinen Vicars Geschichten vorrangig im Micky Maus Magazin, neben William Van Horn gehört er dort zu den etabliertesten Zeichnern. Carl Barks sagte, Vicar komme stilistisch am nähesten an seine eigenen Zeichnungen heran.
Biographie
Frühe Jahre
Victor José Arriagada Rios wurde am 16. April 1934 in der Hauptstadt des südamerikanischen Staates Chile, geboren. Schon als Vierjähriger malte und zeichnete er gerne, kam er zu dieser Zeit mit Disney-Comics nicht in Berührung. Vicars besondere Liebe zu Donald Duck wird auch immer wieder damit begründet, dass er selbst nur zwei Monate älter sei als der Erpel, welcher im Kurzfilm „The Wise Little Hen“ seinen ersten Aufrtitt hatte. Ursprünglich hatte Vicar aber nicht geplant, Künstler zu werden, obwohl er sich nebenberuflich als ein solcher betätigte. Nach seiner Schulzeit wandte er sich in den frühen Fünfzigerjahren einem Studium als Diplomingenieur in Elektrotechnik zu, dass er an der technischen Universität seiner Heimatstadt absolvierte. Schon in den letzten Zügen seines Aufenthalts an der Universität hatte er Aufträge künstlerischer Art erhalten, mit dem er sich sein Studium teilfinanzieren konnte. Trotzdem entschied er sich zuerst, seinem gelernten Beruf als Elektrotechniker nachzugehen. Erst das Jahr 1957 brachte die Wende in Vicars Leben, als er überraschend den ersten Preis einer Comic-Austellung der Journalistischen Vereinigung gewann.
Damit öffneten sich ihm in Chile viele Türen, so dass er seine eigentliche Arbeit aufgab, um Comickünstler zu werden. In den ersten Jahren fertigte er vor allem Comicstrips für größere Zeitungen und Zeitschriften an, vor allem für El Mercurio. Im Mercurio erschien lange Jahre seine bekannteste Eigenkreation um den Antihelden Huaso Ramón. „Barrabases“ war eine weitere Publikation, für die er arbeitete und Serien wie „Locutín“ und „Hipólito y Camilo“ entwarf. Später zog Vicar nach Spanien. Dort lebte er ab 1960 rund fünfzehn Jahre lang weiter als Cartoonist, nun nicht mehr nur für Tageszeitungen, sondern auch Magazine wie den Playboy und das „Bardon Art-Studio“, für das er bis 1966 aktiv war. Daneben gestaltete er Kinderbücher, sowohl zeichnerisch als auch als Autor. Als Trickfilmzeichner war er für den Film „El Mago de los Sueños“ (in etwa: Der Magier der Träume) aktiv. Sein erster dänischer Arbeitgeber war nicht Gutenberghus, heute Egmont, sondern das Ehepaar Hansen, dass die Bücher um die Figur „Petzi“ (PIB im dänischen Original) vertrieb.
Arbeit für Disney und Tod
1971 wurde Vicar vom dänischen Lizenznehmer für Disney-Comics, Gutenberghus (Egmont), kontaktiert. Der Verlag fragte bei seinem Agenten an, ob er dazu bereit wäre, Duck-Comics zu gestalten. Es ist davon auszugehen, dass Egmont auf Vicar durch seine Arbeit bei den dänischen Kollegen aufmerksam wurde. Zur damaligen Zeit suchte Egmont vermehrt Künstler, um die Produktion aufstocken zu können. Vicar selber stimmte zu, sah das ganze aber eher als (kurzweiliges) Abenteuer. Nach einiger Zeit fingen ihn die Comics allerdings an zu faszinieren, so dass er Disney treu blieb, auch nachdem er Mitte der 1970er-Jahre Spanien verlassen hatte, um wieder in seine Heimatstadt Santiago zu ziehen, wo er bis zu seinem Tod lebte. In Santiago eröffnete er sein eigenes, kleines Disney-Zeichenstudio, in dem er mit zwei Mitarbeitern lediglich seine eigenen Zeichnungen von den Skizzen bis zu fertig getuschten Geschichte bearbeitete, was auch seine hohe Anzahl an Seiten pro Jahr erklärte. Das Studio lag nahe seiner Wohnung. Das Vicar-Team arbeitete dort normalerweise rund zehn Stunden am Tag. Vicar war dafür bekannt, Geschichten aus allen thematischen Bereichen des Duck-Universums umsetzen zu können. Zwar hatte er, wie auch jeder andere Comiczeichner von Egmont, keine Möglichkeit, sich die Geschichten selber auszusuchen, dafür war er aber freigestellt, sie in gewissen Punkten zu verändern, um den Text seinen stilistischen Angewohnheiten anzupassen. Auch im Alter von über 70 Jahren konnte sich Vicar – nach eigener Aussage – noch nicht vorstellen, in den Ruhestand einzutreten, was bei bekannten Disney-Künstlern, sieht man von Carl Barks und einigen anderen ab, aber sowieso recht unüblich ist.
Zu seiner persönlichen Beziehung zu seiner Arbeit als Comiczeichner, mit der er auch selbst sein weiteres Engagement in hohem Alter rechtfertigte, sagte Vicar selbst: „[...] Obwohl ich sicherlich manchmal müde bin, macht mir meine Arbeit doch glücklicherweise Spaß und bedeutet täglich eine Herausforderung. Stellen Sie sich vor, dass morgens ein weißes Blatt vor mir liegt. Und wenn ich abends die Arbeit beende, ist das Blatt voll mit einer erfüllten und erfundenen Welt.“ (aus einem Interview von Joachim Stahl, erschienen im Donald-Duck-Spezialheft 3, 2004)
Von 2010 bis zu seinem Tod im Jahre 2012 zeichnete er noch Disney-Comics für den niederländischen Sanoma-Verlag.
Der Egmont Ehapa Verlag gab am 4. Januar 2012 bekannt, dass Vicar am Vortag in Santiago de Chile gestorben sei. Ehapa-Disney-Chefredakteur Peter Höpfner zum Tod des Zeichners: „Entenhausen trägt Trauer! Mit Vicar ist mein persönlicher Lieblingszeichner gegangen. Er hat meinen Donald und mein Entenhausen geprägt.“ Vicar war einer Leukämie erlegen und hatte bis zuletzt, auch im Krankenbett, weitergezeichnet.
Stilistik
Der Stil Vicars enthielt keine außergewöhnlichen Ecken und Kanten, vielmehr war er von jahrelanger Routine gezeichnet. Dennoch wurde diese Klarheit im allgemeinen als positiv empfunden. Die US-amerikanische Legende Carl Barks (1901-2000) äußerte, Vicars Zeichnungen würden ihm sogar besser gefallen als seine eigenen. Eine Verbindung zu den Geschichten von Carl Barks ist unverkennbar, hat sich Vicar doch an ihm lange orientiert. Raúl Bratesco ging bei ihm in die Lehre und wird somit als Nachfolger bezeichnet, da sein Stil fast haargenau wie Vicars Stil aussieht.
Kritik
Vicar wird des öfteren als „Massenproduzent“ von Geschichten kritisiert, da er es von Anfang der Siebzigerjahre bis heute auf über 10.000 gezeichnete Seiten gebracht hat. Das ergibt etwas über 1300 Geschichten des Chilenen im Disney-Kosmos.[1][2]
Werke (Auswahl)
- Pipeline-Probleme (MM 50/1980) Sequel von Wiedersehn mit Klondyke
- Die falsche Axt (MM 01/1981 - 03/1981)
- Der geschenkte Neffe (MM 44/2007) Erster Auftritt von Marc Moneysac
Literatur
- Disneys Hall of Fame 2 („Vicar“), Ehapa Comic Collection: Köln 2004, ISBN 978-3-7704-0681-8.
- Disneys Hall of Fame 13 („Vicar 2“), Ehapa Comic Collection: Köln 2008, ISBN 978-3-7704-3164-9.
- DDSH Spezial 3 ("Vicar"), [[Egmont Ehapa Verlag], Berlin 2004, ISBN 4-196050-003507-03.
DDSH Spezial 19 ("Erinnerungen an Vicar"), Egmont Ehapa Verlag, Berlin 2012, ISBN 4-196050-005952.
- Fabian Gross: Porträt: Vicar, in: Daisy Duck - Die Anthologie (Entenhausens First Lady), Egmont Comic Collection, Berlin 2018: S. 274, ISBN 978-3-7704-020-7.
Weblinks
- Interview mit Vicar (spanisch)
- Eintrag auf lambiek.net, mit vielen Informationen, vor allem zu seiner vor-egmontschen-Zeit
- Pressemitteilung des Ehapa Verlages zum Tode Vicars
- Nachruf im Kurier
Einzelnachweise
- ↑ Donald Duck Sonderheft, Ausgabe 364, Egmont Ehapa Media, Berlin 2019, S. 36 (Leserforum).
- ↑ Statistik beim Inducks