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LTB 51: Rezension

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© Egmont Ehapa
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In diesem Artikel wird das LTB 51 rezensiert. Ob dieser Band tolles Top, ein fataler Flop oder einfach nur müdes Mittelmaß ist, erfährst du hier. Dranbleiben ;-) Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 51.

Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 51 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight Highlight, Gut Gut, Mittelmaß Mittelmaß oder Schlecht Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!

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Cover

Mittelmaß Eine zerbeulte Abfalltonne hat unseren Donald zu Gast. Es steht wirklich schlimm um ihn, inmitten dieser leeren Konservenbüchsen und entsorgten Hundeknochen. Das abgenagte Fischskelett im Schnabel tut ein Übriges zu Donalds niedergeschlagener Haltung und Mimik. Der vorwitzige Piepmatz auf einem aus der Tonne ragenden Zweig scheint den armen Tropf zusätzlich zu verhöhnen…

Ach komm, Donald, so schlimm steht’s doch in diesem Band auch wieder nicht um dich! Du bist immerhin Fähnlein-Hilfsgeneral, ein edler Ritter, Sieger im Kampf um den „vertrackten Vertrag“, schließlich ein veritabler romantischer Liebhaber und am Ende sogar eine Art Superheld! Und, Na ja, diese Goldzylinder-Chose ist doch sowieso ziemlich schwach, also denk nicht mehr dran!... Giancarlo Gatti hat dieses Motiv eigentlich ganz hübsch gestaltet, nur passt es nicht so genial zu diesem Band. Hobrowili (Diskussion) 18:38, 9. Nov. 2024 (CET)

Rahmengeschichte

Schlecht Im Laufe der nur so hingestümperten Rahmengeschichte flüchtet sich Donald zu Oma Duck, um sich von einem etwas vorgeschobenen „Zusammenbruch“ zu erholen, benutzt Dussel, um Gustav zu chloroformieren, damit sich dieser nicht zu einem Rendezvous mit Daisy erscheinen kann, und hat mal wieder & wie immer zu wenig Geld, um mit den Kindern in Urlaub zu fahren. Könnte man alles verzeihen, nur nicht, dass Donald nach der „Unterwasserjagd“ doch noch dem Medaillon der Prinzessin Marbella hinterhertaucht, um es zu Barem zu machen. Mit Melancholie oder anderen nicht-materiellen Gefühlen, mit welchen Cimino/Cavazzano die vorangehende tolle Geschichte erwärmen, können Dalmasso/Perego nun mal nicht viel anfangen. Hobrowili (Diskussion) 18:38, 9. Nov. 2024 (CET)

Die Nichtbesteigung des Mount Everest

„Los, wir gehn! Mit solchen Typen ist eine weitere Kommunikation unmöglich!“ ' (Donald hält gerade in dieser Geschichte nicht viel von seinem Onkel Dagobert)

Mittelmaß Als Dagobert seinen Neffen dazu bewegen will, den Mount Everest zu besteigen, um für ihn an diesem Berg Gesteinsproben zu entnehmen, schreibt ihm Donald ein klares „Nein“ in den Schnee. Doch Dagobert nimmt den Kampf mit harten Bandagen auf, sperrt ihm als Besitzer der städtischen Versorgungsunternehmen Strom, Gas, Wasser und Telefon, und kauft gar das letzte Lebensmittelgeschäft auf, das Donald noch Kredit gab. Als letzte Rettung will Donald nun ein altes Gewehr versetzen, doch auch im Pfandhaus tritt ihm Dagobert entgegen. Im Kampf um die Büchse fällt eine Schriftrolle heraus, die sich Dagobert zunutze machen will: Er kreuzt reumütig bei Donald auf und flunkert vor, dass dies eine Schatzkarte war, die – was für ein Zufall – den Schatzsucher auf den Mount Everest führen würde. Die Kinder durchschauen den Bluff sofort. Mit einem chemischen Verfahren lassen sie sich von Düsentrieb die Schrift auf dem ursprünglichen Papier, das Dagobert gefälscht hatte, wieder sichtbar machen. Am nächsten Morgen kreuzt Donald mit den Kindern in der Uniform eines Fieselschweif-Hilfsgenerals bei seinem Onkel auf: Die Büchse gehörte Paul Revere, einem der großen Helden des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs, und das Dokument war der Mobilmachungsbefehl George Washingtons, dessen historischer Wert in die Millionen geht…

Donald kombiniert sich seinen Teil zurecht in Martina/Bordinis "Der Goldzylinder" (© Egmont Ehapa)

Das beste an dieser ziemlich archetypischen Aushungerungsgeschichte von Martina/Bordini, in der es sonst nicht viel zu lachen gibt, ist der deutsche Titel – der brennt sich ein. Dagoberts Trick mit der gefälschten Schatzkarte ist allzu simpel – Wo die Kinder mit ihrem „Schlauen Buch“ zur Stelle sind, muss man schon früher aufstehen. Der erwähnte Ritt von Paul Revere ist übrigens (mit Abstrichen) historisch, nur fand er 20 Jahre nach dem in der Geschichte erwähnten Jahr statt (1775 statt 1755) – vielleicht nur ein Druckfehler in meiner Ausgabe, aber dennoch irgendwie ärgerlich. Hobrowili (Diskussion) 18:38, 9. Nov. 2024 (CET)

Der Goldzylinder

„Onkel Dagobert hat es eigentlich verdient, von den Ameisen aufgefressen zu werden! Aber hm… er ist schließlich mein Onkel!“ (Donald gönnt den fleißigen Tierchen aber so rein gar nichts)

Schlecht Die Kinder lesen ihren Onkels aus ihrem Geographiebuch von geheimnisvoll schimmernden „Goldbäumen“ vor, die in der Fringall-Wüste in Nevada vorkommen sollen. Dagobert erinnert sich: Sie müssten dort stehen, wo ihm vor 30 Jahren beim Ritt durch die Wüste Goldstaub aus den Säcken gerieselt sind. Er erzählt auch an seine Bekanntschaft mit dem Prospektor und Millionär Felix Findig, der ihm aus Dank für seine Rettung vor Banditen einen alten Zylinder verehrte. Von da an begann Dagobert sein Glück zu machen. Was er nicht preisgibt, haut ihm, in Nevada angekommen, Donald, mal wieder übervorteilt, um die Ohren: Der Zylinder verbarg, wie Dagobert zugeben muss, in seinem Oberdeckel eine besonders ergiebige Pfanne, also ein Goldsieb. Da sind plötzlich Indianer zur Stelle und binden Dagobert an den Marterpfahl: Der „Bandit“ Findig hatte den Hut aus einer Rentierhaut der Indianer gemacht. Donald kann die Freilassung seines Onkels erwirken, doch der Zylinder ist natürlich futsch: Grund genug für Dagobert, Donald in Richtung Heimat zu jagen…

Das kleine Duo von Martina/Bordini-Geschichten wird mit dieser noch schwächeren Produktion abgeschlossen. So ein Abtauchen in Dagoberts Westerner-Vergangenheit ist ja grundsätzlich meist recht angenehm, aber erzählerisch und zeichnerisch ist einfach viel zu wenig los. Die einzige kahle Idee ist ja dieser Zylinder, mit dem dessen Besitzer nach Gold schürfen kann, und selbst dieses Geheimnis plaudert bereits der (deutsche) Titel aus. Und selbst wer auf schöne Panels von goldglänzenden Bäumen in der Wüste gehofft hat, geht leer aus: Mit den paar mageren Krücken, die Bordini da ab S. 62 ins Bild setzt, ist kein Staat zu machen. Hobrowili (Diskussion) 18:38, 9. Nov. 2024 (CET)

Der Schatz König Drachobert des Großen

„Wir haben Lepra! Willst du dich etwa anstecken? Da ist das Attest!“ (Junker Donald mit seinem Knappen Franz als Pilger aus dem Heiligen Land schüchtern die Mauren gehörig ein)

Junker Donald wird in den Kaninchenbau der Alchemie geführt in Bottaros "Der Schatz König Drachobert des Großen" (© Egmont Ehapa)

Highlight Junker Donald, Paladin des Königs Drachobert, erfährt, dass dieser in einem Kerker des von den Mauren eroberten Entenhausen schmort, und will ihn als eine seiner seltenen Heldentaten befreien. Doch Drachobert will gar nicht befreit werden, ruhen doch unter den Steinen seines Kerkers, ohne dass die Mauren dies ahnen, seine üppigen Goldschätze, für die er jetzt, seit er nicht mehr regieren muss, ausgiebig Zeit hat. Doch umsonst: Donald und sein treuer Knappe Franz retten ihn mit unsanften Mitteln aus der Haft. Tage später erfährt der Junker, dass die Mauren ein Schiff beladen haben, das bereit zum Auslaufen nach Afrika ist. Er vermutet die edle Prinzessin Daisyline als „wertvolle Ladung“, von der gemunkelt wird, und schleicht sich auf das Schiff. Doch er findet dort den Goldschatz Drachoberts, den die Mauren in der Zwischenzeit entdeckt hatten. Es kommt durch einen Sturm zum Schiffbruch, und Donald gerät in das Labor des Alchemisten Daniel Düsentrieb, der die Mauren mit einem Gas vertreibt, das Heimweh auslöst. In der Zwischenzeit hatte Dagobert den treuen Franz ausgeknockt und nach Entenhausen zurückgeschlichen. Doch beim Versuch, ein Goldbad zu nehmen, schlägt er sich am harten Stein den Kopf auf – denn sein Schatz ist ja nun fort! Inzwischen ist es der Hexe Hicksi, die eine Kundin Düsentriebs ist, gelungen, über der ganzen Stadt das Heimwehgas zu versprühen. Die Mauren lassen nun auch wirklich alles Schwimmbare zu Wasser. Donald verspricht seinem König, ihn zu seinem Schatz am zerschellten Schiffswrack zu führen. Doch Junker Gustav, der bereits am Anfang der Geschichte als Konkurrent Donalds aufgetreten war, hat ihn in eine Höhle gebracht, um sich selbst als sein Retter hervorzutun. Junker Donald ist verzweifelt – das einzige, was ihm noch bleibt, ist, seine Wut an Franz auszulassen. Denn: „Wozu sind Knappen sonst da?“…

Bei diesen Mittelalterstoffen ist Luciano Bottaro in seinem vollsten Element. Besonders gut klappt das, wenn er, wie hier, 1972, auch als Autor fungiert. Bottaros Comics zeichnen sich dadurch aus, dass sie in allererster Linie einfach wahnsinnigen Spaß machen. Und so ist es auch hier. Vieles ist einfach umwerfend komisch, zum Beispiel die Rettung Drachobert durch den Junker Donald, als dieser den wachestehenden Mauren einredet, das sich in einem Sack mit Händen und Füßen wehrende Wesen sei eine verzauberte Katze, die er zum „Entzaubertwerden“ bringe (S. 103). Gefälligen Wortwitz hat die deutsche Übersetzung vor allem dann, wenn sich das Ritterwesen mit der sich einschleichenden modernen Welt beißt, etwa wenn Donald sich Zutritt zum Palast unter dem Vorwand erschleicht, er komme vom „Großwesir der Wasserwerke“: „Im Schloß ist eine undichte Stelle!“ (S. 99) Die Texte haben häufig eine erstaunlich feine Ironie – die Bilder, auf denen es oft viel zu entdecken gibt, machen es ihnen aber auch leicht. Die Alchemiestube Düsentriebs (S. 117) mit den von ihm erschaffenen Monstern zeigt einen Bottaro auf dem Höhepunkt seines Erfindungsreichtums gerade solch eigenartiger Gestalten. Abseits vom bloßen Spaß funktioniert dieser Comic überdies als großartige Parodie auf die Literaturgattung des Ritterromans – aber nicht auf die neueren, etwa des 19. Jahrhunderts, oder gar die Hollywood-Ritterfilme, sondern durchaus auf deren Quellen, die mittelalterlichen Versepen und Heldengesänge selbst, etwa auf das Rolandslied oder Ariostos „Orlando Furioso“. Es gibt da wunderbare, ganz verspielte Bezüge zur Kunst des Drachentötens, zum Minnegedanken, oder zum Treueverhältnis von den Paladinen zu ihrem König. Am meisten in Erinnerung blieb mir von dieser tollen Geschichte aber der von Franz aus Brotteig geformte Hut eines türkischen Seemanns, den der von der Welt enttäuschte Junker Donald am Ende verspeist. Es bleibt ein gewisser Schmerz, dass der große Meister Luciano Bottaro etwa von der Zeit der Entstehung von „Der Schatz König Drachobert des Großen“ in Sachen Disney allmählich kürzer trat und sich immer mehr auf Comics mit diversen von ihm selbst kreierten Comic-Charakteren verlegte. Hobrowili (Diskussion) 18:38, 9. Nov. 2024 (CET)

Der Reichere gibt nach in Martina/Scarpas "Der vertrackte Vertrag" (© Egmont Ehapa)

Der vertrackte Vertrag

„Ich bin der Neffe von Dagobert Duck. Ich kümmere mich um seine Angelegenheiten (und um meine!)“ (Donald stellt sich einem Polizisten vor)

Gut Donald streitet hingebungsvoll mit seinen Neffen – dabei hat er Besseres zu tun: Der 17. des Monats ist der Tag, an dem er laut Vertrag von Dagobert 250 Taler, seinen Lohn für das Wienern von 50000 Kronenkorken, erhalten soll. Doch der reiche Onkel ist ausgeflogen, ganz offenbar um das Geld nicht auszahlen zu müssen. Denn der Vertrag hat einen winzigen, nach Gekritzel aussehenden Zusatz: Nach dem 17. ist der Schuldschein null und nichtig. Aus Dagoberts neuer Sekretärin, Fräulein Sauertopf, pressen Donald und die Kinderheraus, dass sich Dagobert in seine neue Villa zurückgezogen hat. Die ersten Stürmungsversuche scheitern an Dagoberts Schusswaffengebrauch. Unter dem Vorwand, in der Villa befinde sich ein Einbrecher, verschafft sich Donald dank eines Polizisten doch noch Zutritt. Dagobert schüttelt ihn ab und flieht, weil sein eigenes nicht anspringt, in dessen Auto. Darin befindet sich allerdings kaum noch Benzin, sodass er irgendwann schieben muss. Es regnet in Strömen, und als seine Neffen in Dagoberts Schlitten heranbrausen – die Kinder hatten es präpariert – lassen sie ihren geizigen Onkel nur gegen die 250 Taler Lohnauszahlung plus 250 Taler für einen Platz im Auto mitfahren…

Wie schon die erste Geschichte des Bandes ist auch das hier halb Gagstory, halb Sozialdrama. Donald hatte wohl selten so viel Grund, „auf Zinne“ zu sein wie hier, und dass er am Ende auf ganzer Linie gegen seinen Onkel, der sittenwidrige Verträge aufzusetzen pflegt, obsiegt, erfüllt einen schon mit Befriedigung. Das Böse verliert halt letztlich doch!... Wie so häufig in den Geschichten von Guido Martina steht der Familienkrach bei den Ducks im Zentrum, aber schön gelöst ist hier, wie Donald und die Kinder ihr anfängliches Kriegsbeil begraben und in der Folge an einem Strang ziehen. Meisterzeichner Romano Scarpa hingegen darf vor allem in der Charakterisierung von Dagoberts kratzbürstiger neuer Sekretärin Fräulein Sauertopf zeigen, was er so an Ausdrücken auf den Gesichtern der Ducks so draufhat, bis ihr im letzten ihr gewidmeten Panel nur so die Perücke vom Schädel fliegt. Am Ende ist die Auflösung allerdings fast zu früh und reibungslos – da hätten sich Dagobert und seine Neffen gerne noch hingebungsvoller bekriegen dürfen… Hobrowili (Diskussion) 18:38, 9. Nov. 2024 (CET)

Unterwasserjagd

„Wir sind aufgetaucht! Was siehst du?“ – „Drei Typen, so unbeweglich wie ihr Boot!“— „Sie erinnern dich an nichts?“ – „An nichts, Prinzessin!“ (Donald erkennt seine Neffen nicht und gehört deshalb nun in das Reich der Prinzessin Marbella)

Highlight Donald ist – hatten wir auch noch nicht gewusst – begnadeter Harpunenfischer, der allerdings darunter leidet, dass die Buchten der Umgebung durch eine Vielzahl solcher Taucher „verseucht“ sind. Deshalb fährt er mit seinen Neffen zur Bucht des Schweigens in die Nähe des Rätselfelsens. Dort soll es Seeungeheuer geben und wird von Urlaubern deshalb gemieden. Bereits während seines ersten Tauchganges passiert etwas Seltsames: Er stößt, offenbar am Meeresgrund, auf eine kristallene Oberfläche. Aus dieser schießt eine gigantische Hand, die ihn weiter in die Tiefe zieht… Als er erwacht, sieht er sich in das Unterwasserreich der Prinzessin Marbella versetzt. Seine irdische Hülle legt er ab, um in der jenseits von Raum und Zeit existierenden Welt, deren Bewohner ursprünglich von einem fernen Planeten stammen, leben zu können. Die Prinzessin verliebt sich in Donald und will ihn zu ihrem König machen. Doch als ein Widersacher auftaucht und ihn mit dem Flammenschwert bekämpfen will, flieht Donald Hals über Kopf. Marbella, deren Herz gebrochen ist, und ihre Berater begreifen, dass Donald kein guter König und wohl nicht mal ein guter Untertan wäre, und entlassen ihn wieder in seine alte Welt. Donald wird von seinen Neffen aufgefischt, denen ist, als wäre nur eine ganz kurze Zeitspanne vergangen. Doch etwas ist Donald geblieben: ein Medaillon, das ihm die liebende Prinzessin geschenkt hatte. Er gibt es ihr zurück, indem er es in die schäumenden Fluten des Meeres wirft…

Vielleicht war am Ende doch alles nur ein Traum?... Prinzessin Marbella erweist Donald die Gunst in Cimino/Cavazzanos "Unterwasserjagd" (© Egmont Ehapa)

Rodolfo Cimino ist im italienischen Disney-Universum für seine Skripts mit Abenteuertouch, aber eigentlich nicht für die Erfindung langlebiger Charaktere bekannt. Eine Ausnahme macht Prinzessin Marbella, die bis heute sehr gerne aufgegriffen wird, zuletzt vor allem vom Autor Vito Stabile. Nur in dieser ersten Geschichte Ciminos von 1972 herrscht Marbella über eine Unterwasserwelt. Schon in der zweiten, zwei Jahre später erstpublizierten Geschichte „Aufbruch nach Pacifius“ (auf Deutsch erst 2013), steuern deren Bewohner bereits wieder ihren Heimatplaneten an. Wenn man sich mit Entstehung und Quellen der „Unterwasserjagd“ (später auch unter dem Titel „Das Reich unter dem Meer“ abgedruckt) beschäftigt, stößt man unter anderem auch auf das drei Jahre ältere Cimino-Abenteuer „Donald auf Neptuns Spuren“ (LTB 27), in dem es Donald gelingt, dank eines rätselhaften Helmes die Meereswelt zu beherrschen. Das Motiv des Herrschens unter Wasser wird in der vorliegenden Geschichte auf Marbella und ihr Volk projiziert. Marbella ist eine besonders reizvolle Partnerin für Donald. Sie besitzt ein liebreizendes, romantisches, äußerst sanftes Wesen und verkörpert damit weibliche, für Donald attraktive Eigenschaften, welche die Daisy-Figur noch nie in der Lage gewesen war zu erfüllen. Hinzu kommt, dass sie nicht wie Daisy quasi wie ein weiblicher Zwilling Donalds aussieht, sondern eher wie ein süßes Küken, nach dem Motto: „Gegensätze ziehen sich an.“ Die Romanze zwischen Marbella und Donald wirkt deshalb auch keinen Moment unpassend oder peinlich, sondern ernsthaft und berührend. Einen wohligen Schauder löst auch die kluge Idee Ciminos (und die Umsetzung durch Cavazzano) aus, die Zeit an der Erd- und Wasseroberfläche für den Zeitraum der Unterwasser-Handlung stehenbleiben zu lassen. Die Ehapa-Leute müssen von dieser Geschichte übrigens auch überaus bezaubert gewesen zu sein, handelte es sich doch bereits um den zweiten Abdruck innerhalb von anderthalb Jahren; erstmals war das Abenteuer im Donald Duck-Taschenbuch Nr. 23 unter dem Titel „Abenteuer unter Wasser“ erschienen. Hobrowili (Diskussion) 18:38, 9. Nov. 2024 (CET)

Doktor Mumm legt den Schalter um in Siegel/Cavazzanos "Der Held aus der Maschine" (© Egmont Ehapa)

Der Held aus der Maschine

„Die jungen Helden“ – „Der Onkel und sein Versteck“ (peinliche Bildunterschriften für Donald im Entenhausener Abendblatt)

Gut Bei einem Banküberfall zeigt sich Donald als Angsthase, während Tick, Trick und Track die Räuber überwältigen. In der lokalen Presseberichterstattung steht Donald daraufhin nicht gerade gut da. Da kommt ihm ein Haustürvertreter gerade recht, der sich Doktor Mumm nennt und ihm sein Mummometer zum Ausprobieren dalässt. In der Tat spürt Donald unter dem Einfluss der blauen Lampe eine Welle des Mutes von ihm Besitz ergreifen. Bald sind die Zeitungen der Stadt voll von Donalds Heldentaten. Sein Ruf dringt bis zu Onkel Dagobert, der seinen Neffen anheuert, den „Dagobert-Satelliten“ im All zu steuern, mit dem alle Spitzel in Dagoberts Unternehmen unschädlich gemacht werden könnten. Auch diese Aufgabe meistert Donald bravourös. Doch da steuert Mumm, der – wir hatten es geahnt – tiefböse ist, plötzlich um: Unter dem Einfluss der roten Lampe wird Donald außerdem aggressiv und kriminell. Er zwingt Dagobert, den Geldspeicher – auch dies eines von dessen neuen Sicherheitssystemen – abheben zu lassen. Donald steuert den Geldspeicher in Richtung des Hauptquartiers von Doktor Mumm, der nach der Landung in ihn eindringt. Doch in der Zwischenzeit haben die Kinder das Unheil bemerkt und stellen das Mummometer auf „Telewirkung“ und wieder auf blau zurück. Donald überwältigt Mumm und steuert zusammen mit Dagobert den Geldspeicher unorthodox, aber letztlich erfolgreich wieder an seinen alten Standort zurück. Dagobert würde Donald ja nun als „Oberaufseher“ behalten, doch der lehnt dankend ab: „Ich bleibe lieber, was ich bin! (S. 254)“...

Das ist alles schon arg viel hier: mit Tröten und Schleudern erledigte Bankräuber, mit dem Lasso eingefangene Ausbrecher, Brückenzusammenstürze, der Dagobert-Satellit, Puppen, die wie Menschen handeln, ein T-Rex im Bergwerk, eine U-Boot-Havarie, ein unter Hängebrücken und zwischen Jumbojetzt hindurchfliegender Geldspeicher… Selbst ohne Mummometer würde hier – Grrraaag, kracks, wrummm – auf 30 Seiten unglaublich viel passieren. Da ist es letzten Endes doch zu einem guten Teil Geschmackssache, ob man diese von Jerry Siegel kreativ erdachte und von Giorgio Cavazzano ultra-rasant umgesetzte Geschichte schätzt. Irgendwann will man ja auch mal wieder Luftholen. Eine bei allen Knalleffekten äußerst geschickte Vorausdeutung ist freilich die Behandlung des Schoßkätzchens mit der roten Lampe schon früh in der Geschichte. In der Folge greift das Kätzchen nicht nur die Ducks und den es quälenden Hund, sondern auch seine besten Katzenfreunde an. Da denkt man schon: Wehe, wenn das Donald passierte!... Wobei man da bereits sicher sein kann, dass es passieren wird. Doch die Spannung bleibt hoch, wie es passieren wird. Hobrowili (Diskussion) 18:38, 9. Nov. 2024 (CET)

Fazit

Nach den ersten beiden schwachen Geschichten von Martina/Bordini hätte man kaum vermuten können, dass es sich doch noch zu einem so lebendigen, vielseitigen Band auswächst. Das Rätsel, dass Cover und Inhalt kaum zueinander passen mögen, wird auf dem Back-Cover übrigens sogar noch auf die Spitze getrieben: Denn dort hat, wieder von Gatti gezeichnet, Donald offenbar denselben Knochen im Schnabel, der vorne mit unserem unglücklichen Helden in der Abfalltonne steckt. Ob Donald sich zwischenzeitlich wohl mal als Hund identifizierte?... Hobrowili (Diskussion) 18:38, 9. Nov. 2024 (CET)