Kylion

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Logo der Comicreihe. (© Disney / Artibani, De Vita)

Kylion ist eine Science-Fiction-Comicreihe von Disney Italia, die von Francesco Artibani geschrieben und unter anderem von Giulio De Vita gezeichnet wurde, beide erfanden die Comicreihe. In Italien erschienen von 2004 bis 2005 13 Ausgaben der Heftreihe bei Disney Italias Buena Vista Comics, von denen in Deutschland als Heftreihe 2004 drei Geschichten und 2005 als Paperback-Ausgaben, welche jeweils zwei Geschichten zusammen abdruckte, vier Geschichten erschienen, beide deutsche Comicreihen erschienen bei der Ehapa Comic Collection.

Entstehung

Als 1996 von Disney Italia die Comicreihe „Paperinik New Adventures“ veröffentlicht wurde, unterschied sich diese in vielen Aspekten von herkömmlichen Disney-Comics, einer davon war der Einsatz von Menschen als Nebenfiguren statt ausschließlich anthropomorphen Tieren. Dieses neue Format überzeugte Disney Italia, neue Pläne zu Comicserien zu schmieden. Mit den klassischen Disney-Figuren entstanden Micky X und Micky Mystery.[1]

Die ersten beiden Comicreihen mit Menschen in den Hauptrollen, die Disney Italia danach produzierten, waren 2001 bis 2002 „Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt“[2] und 2001 bis 2012 „W.i.t.c.h.“. Die dritte Comicreihe war seit 2003 „Monster Allergy“ und erschien in der neuen Tochterfirma, dem Verlag Buena Vista Comics.[1] Der neue Verlag entstand wegen des neuen Vertrages mit den Autoren und Künstlern: Die Rechte an „Monster Allergy“ gingen 2007 wieder an die kreativen Köpfe hinter der Comicserie zurück, also an Alessandro Barbucci, Katja Centomo, Francesco Artibani und Barbara Canepa.[3][4]

Nach dem erfolgreichen Start der Serie „Monster Allergy“ begann „Kylion“ als vierte Reihe, die sich auf Menschen statt Figuren im klassischen Disney-Stil konzentrierte.

Unter dem Arbeitstitel „Dominion“ erforderte die Comicreihe viele Jahre Vorarbeit. Francesco Artibani arbeitete zusammen mit den anderen Comicautoren und der Accademia Disney an dem Projekt, das er vorgeschlagen hatte. Die Disney Company änderte den Projektnamen auf „Kylion“, um einen Namen zu wählen, der auch bei ausländischen Verlagen gut ankommt. [4]

Das Wort „Kylion“ habe laut Artibani innerhalb der Story auch eine ganz besondere Bedeutung. K und Y sind die Elementsymbole von Kalium und Yttrium, die zusammen mit anderen Bestandteilen die Energieform KY ergeben, aus welcher der Planet Kylion besteht. Lion lasse sich auch als l10n lesen, das Numeronym, das in der Softwareentwicklung für Lokalisierung benutzt wird.[5] Aus dem Namen ergebe sich die Bedeutung: „Lasst uns KY lokalisieren“.[4]

Die ersten Figurendesigns stammen von Corrado Mastantuono, der die Figuren mit einem sehr runden, cartoonigen Stil umsetzte.[6][7]

Artibani lernte Giulio De Vita beim Comic-Festival Fumetti di Frontiera kennen und schlug ihm wenige Monate später bei einem weiteren Treffen das „Kylion“-Projekt vor. De Vitas Einfluss auf das Aussehen und die Handlung der Comicreihe schätzt Artibani auf 50% ein.[4] Unter de Vita bekamen die Figuren und ihre Umgebung einen realistischeren Stil. De Vita entwarf die Figuren und das Design der Reihe und zeichnete zwei der Comics.[8][9] Zur Veröffentlichung der ersten Ausgabe war die Handlung der ersten zwölf Ausgaben bereits geplant.[10]

Neben Francesco Artibani und Giulio De Vita arbeiteten auch weitere Autoren und Künstler an der Comicreihe. Die weiteren Autoren sind Michele Medda, Stefano Vietti, Michelangelo La Neve, Lorenzo Bartoli und Riccardo Secchi, die weiteren Zeichner sind Lucio Leoni, Paolo Mottura, Elena Pianta, Giancarlo Olivares, Raffaella Seccia, Walter Venturi, Cristiano Cucina, Alessandro Calore, Emilio Urbano, Manuela Razzi, Roberta Zanotta, Roberto Marini und Gianmarco Villa.

Artibani schrieb nur die Comic-Skripte für die ersten drei Comic-Ausgaben. In einem Interview erzählt er, wie die Comicreihe sich nach Wünschen des Verlegers und Fokusgruppen-Forschungen immer mehr von dem abwandte, was De Vita und er für die Reihe vorsahen, und dass er sich deswegen selbst auch von der Reihe abwandte.[6][11]

Die erste Ausgabe erschien am 26. Mai 2004 und kostete einen Euro, die folgenden Ausgaben wurden für jeden 26. des Monats für je 2,30 Euro geplant.[12] In den einzelnen Ausgaben gab es neben der Comicgeschichte, die als Mission betitelt wurde, auch redaktionelle Texte über die wichtigsten Ereignisse des Monats, einer Leserbrief-Seite, Artikel über Sport, Videospiele und weiteren Informationen zur Comicgeschichte selbst.[13]

Story

Nachdem sich die Menschen der Erde den Mars bewohnbar gemacht haben, reisen sie am 31. Dezember 2582 nicht nur von der Erde zur neuen Kolonie, sondern erkunden auch das Weltall. 16 Jahre später, hat 2598 eins der 50 Erkundungsschiffen einen Zwischenfall auf einem ihnen unbekannten Planeten, Kylion. Bei dem Raumschiff handelt es sich um Colony 6, welches für die Erforschung des Alls mit sechs embryonalen Crewmitgliedern ausgestattet wurde, die in Kapseln schlafend wachsen und ihre Spezialgebiete lernen, bis sie 30 Jahre später als vollausgebildete Profis erwachen. Doch durch die verfrühte Unterbrechung ist die Crew nur 16 bis 17 Jahre alt und nicht komplett ausgebildet.

Nach einigen Abenteuern erwartet die Jugendliche eine lange Heimreise, zudem Verschwörungen sowie verheimlichte vorherige Missionen.[4] Die Handlung enthält Elemente verschiedener Werke, allem voran der Roman „Ein Cyborg fällt aus“ (Destination: Void) von Frank Herbert, welcher ein Teil seines Schiff-Zyklus' ist. Die Werke von Isaac Asimov sowie diverse X-Men-Comics scheinen ebenfalls Inspirationsquellen gewesen zu sein.[13] Neben dem Abenteuer-Aspekt der Geschichten sind laut Artibani in ungefähr 30% der Story die Hauptfiguren und ihre Beziehungen zueinander im Mittelpunkt. Dabei orientierte sich Artibani an den Superhelden-Geschichten von Stan Lee, in denen Super-Teenager auf Super-Probleme stoßen. Die sechs Teenager wären zwar keine Superhelden, aber geschulte Fachkräfte, die auf einem völlig fremden Planeten gestrandet sind.[4]

Colony 6-Crew

Die sechs Hauptfiguren, die in dem Raumschiff Colony 6 durch das All reisen, bekamen kleine Steckbriefe zu Beginn der Paperback-Ausgabe. Es handelt sich um drei junge Männer und drei junge Frauen. Bei einigen ist die Ausbildung, welche sie in der Kapsel bekamen, noch nicht abgeschlossen. Im Lauf der Geschichte entwickeln einige Crew-Mitglieder übernatürliche Fähigkeiten.

Der Kommandant der Colony 6 ist Tanner, dessen unvollständige Ausbildung Führung und Strategie umfasst. Er führt die Crew mit Autorität und einem stark ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein, was ihn nicht ganz beliebt unter seinen Kollegen macht. Seine Arbeitskleidung hat die Nummer 61 aufgedruckt. Im Lauf der Geschichte entwickelt Tanner die Fähigkeiten, kurze Zukunftsvisionen zu bekommen.

Als militärischer Offizier der Crew dient Raiden. Seine umfassende Ausbildung umfasst Angriffs- und Verteidigungs-Strategien, Taktik sowie Waffentechnik und -gebrauch, blieb aber leider unvollständig. Raiden gibt nie auf, ist zäh, stark und widerstandsfähig, was nicht immer zur Freude des Kommandanten Tanner ist. Denn so zäh Raiden ist, so sehr setzt er auch seinen eigenen Kopf durch, wenn er anderer Meinung ist als Tanner. Dadurch, dass Raiden nicht immer Tanners Befehle befolgt, verursacht er mehrere Probleme. Sein Herz liegt ihm auf der Zunge, weshalb er auch offen zugibt, dass ihm die Gesellschaft der drei hübschen weiblichen Crew-Mitglieder gefällt. Als während eines Sturms Cole und Calliope wegen Raiden ins Wasser stürzen und von der restlichen Crew abdriften, verhärtet sich das Verhältnis der beiden zu Raiden. Doch trotz aller Eigensinnigkeiten bleibt Raiden seinen Freunden treu. Seine Arbeitskleidung hat die Nummer 62 aufgedruckt. Raiden entwickelt im Lauf der Handlung übernatürliche Schnelligkeit und Stärke.

Erin ist die Navigatorin der Colony 6. Ihre leider vollständige Ausbildung umfasst Weltraumnavigation, Mathematik und Topografie. Als Routenassistentin mit mathematischen und topographischen Kenntnissen hat Erin einen ausgeprägten Orientierungssinn und findet immer die beste Route. Im Vergleich zu ihren Kollegen wirkt sie eher kindlich und emotional. Ihre Arbeitskleidung hat die Nummer 63 aufgedruckt.

Der Bordingenieurin Mita ist nichts zu schwör. Trotz ihrer unvollständige Ausbildung soll es keine Maschine geben, die sie nicht reparieren kann. Sie ist meistens rational und besonnen, allerdings nicht zu Tanner, den sie als zu kalt und rücksichtslos betrachtet, und nicht zu Raiden, mit dem sie sich eher bissig unterhält. Ihre Arbeitskleidung hat die Nummer 64 aufgedruckt.

Als die Bioanalytikerin Calliope aufwachte, bemerkt sie, dass sie nicht sprechen kann. Ihre vollständige Ausbildung umfasst tierische Physiologie, Botanik und Chemie, was sie zu einer Spezialistin für fremde und außerirdische Lebensformen macht. Als solche respektiert sie das Leben in all seinen Formen, was sie manchmal in Streit mit Raiden bringt. Sie ist stark und entschlossen. Sie zählt zu den zwei Figuren, deren Arbeitskleidung keine Nummer aufweist. Calliope entwickelt im Lauf der Handlung telepathische Kräfte.
Ihr Name hat ironischerweise die Bedeutung die Schönstimmige.[14] Giulio De Vita verglich 2012 das Design von Merida aus „Merida – Legende der Highlands“ mit Calliope.[15]

Schiffsarzt Cole genoss eine vollständige Ausbildung in menschlicher Physiologie, was ihn zu einem hervorragenden Internisten und Chirurgen macht. Cole behält auch in heißen Situationen einen kühlen Kopf, er ist sehr intelligent, sensibel und ruhig. Während seiner Arbeit macht er gerne Witze, die Mita als Ärzte-Humor bezeichnet. Nach einem Unglück, welches Calliope und ihn von der Crew trennt, ist er wütend auf Raiden, den er für das Unglück verantwortlich macht. Cole ist in Calliope verliebt. Er zählt zu den zwei Figuren, deren Arbeitskleidung keine Nummer aufweist.

Ausgaben / Missionen

Missions-
Nr.
Deutscher Titel
(italienischer Originaltitel)
internationale
Erstveröffentlichung
Deutsche Erstveröffentlichung Storycode
(Mit Inducks-Link)
Heftreihe Paperback
1 Die Notlandung
(Colony 6)
Juni 2004 Kylion Mission 1 (2004) Kylion 1 (2005) I KY 1-1
2 Der Planet
(Fuoco e acciaio)
Juli 2004 Kylion Mission 2 (2004) Kylion 1 (2005) I KY 2-1
3 Die Stadt
(La stagione del vento)
August 2004 Kylion Mission 3 (2004) Kylion 2 (2005) I KY 3-1
4 Ein neuer Tag
(Un nuovo giorno)
September 2004 Kylion 2 (2005) I KY 4-1
5 (Il viaggio) Oktober 2004 I KY 5-1
6 (La fiera di Bashka) November 2004 I KY 6-1
7 (Dalle Stelle) Dezember 2004 I KY 7-1
8 (Il deserto bianco) Januar 2005 I KY 8-1
9 (Nindra) Februar 2005 I KY 9-1
10 (Ad-Vance) März 2005 I KY 10-1
11 (La scelta di Raiden) April 2005 I KY 11-1
12 (Missione nello spazio) Mai 2005 I KY 12-1
13 (La battaglia di Kylion) Juni 2005 I KY 13-1

Ende der Reihe

Im Juni 2005 erschien mit Ausgabe 13 die letzte Ausgabe der „Kylion“-Comicreihe in Italien. Die Geschichte fand in der Ausgabe ein unerwartet schnelles Ende. Fans vermuten, dass die Reihe, welche der 29-bändigen Erfolgsreihe „Monster Allergy“ folgte, damit vorschnell beendet wurde, vermutlich wegen des mangelnden Erfolges.[16] Seit der Veröffentlichung der Comicreihe wurde sie in Italien nicht nachgedruckt.[17] Als Grund des mangelnden Erfolges der Reihe wird deren vorhersehbare Geschichte, schlecht charakterisierte Figuren und wechselnde Zeichnungsqualität vermutet. [16] Wegen derselben Verträge, die nach der Veröffentlichung der „Monster Allergy“-Reihe bei Disney Italia alle Rechte an die kreativen Köpfe der Reihe zurückgaben, bekamen unter anderem Francesco Artibani und Giulio De Vita die Rechte an „Kylion“ nach Abschluss der Reihe zurück.[4]

In Deutschland war die Comicreihe noch erfolgloser.
Von Oktober bis Dezember 2004 erschien drei Hefte der Comicreihe auf Deutsch im Ehapa Verlag, übersetzt von Peter Daibenzeiher und mit redaktionellem Material, der seit Ausgabe 2 auf dem Cover als „Trends, Games, Handy“ angeworben wurde. Der mangelnde Erfolg in Deutschland wird neben Comic und Zielgruppe[18] unter anderem wegen eine mögliche Komplettremission der Ausgaben vor deren Auslage im Zeitschriftenhandel vermutet.[19]
Die Paperbackausgaben, welche 2005 mit dem zusätzlichen Übersetzer Michael Bregel in der Ehapa Comic Collection erschienen, waren kaum erfolgreicher: Die zweite Ausgabe kündigt noch eine dritte an, doch diese wurde schon in der Vorschau der Ehapa Comic Collection nicht mehr angekündigt.[20] Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass die Reihe wegen der schlechten Verkaufszahlen beendet wurde.[21]

In der Sonderausstellung „Eroi oltre i confini Kids“, die vom 23. bis zum 25. September 2011 im Museum Fiumettopoli zu sehen war, wurden de Vitas Originalseiten zu Kylion gezeigt.[22]

Vom 13. bis zum 31. Oktober wurden in der Bibliothek von Pordenone unter anderem zwei Kylion-Originalzeichnungen von de Vita ausgestellt und gleichzeitig online für einen wohltätigen Zweck versteigert. Der Gewinn kam dem Tierschutzverein associazione Dingo zugute.[23]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 „Monster Allergy“. disney.fandom.com
  2. „Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt“. inducks.org Ind.PNG
  3. Barbara Canepa (01.04.2008). „Monster Allergy, Sky Doll and me...“. canepabarbara.blogspot.com
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 Giovanni Gentili. „Intervista a Francesco Artibani“. ubcfumetti.magazineubcfumetti.com
  5. „Lokalisierung (Softwareentwicklung)“. wikipedia.org
  6. 6,0 6,1 „Kylion“. lo-spot.neocities.org
  7. „[Kylion] Preview“. freeforumzone.com
  8. (20.09.2015). „Giulio De Vita“. lambiek.net
  9. „Giulio De Vita“. inducks.org Ind.PNG
  10. „[Kylion] Preview“. freeforumzone.com
  11. Redazione Comicus (09.04.2006). „Intervista a Francesco Artibani“. comicus.it
  12. (27.05.2004). „Disney Italia: dopo Witch arriva Kylion, un nuovo fumetto tutto italiano“. toystorebiz.it
  13. 13,0 13,1 „Kylion“. wikipedia.org
  14. „Kalliope“. wikipedia.org
  15. Giulio De Vita (24.09.2012). „BRAVO, Brave! It’s similar to 2004 Kylion’s character Calliope“. giuliodevita.blog
  16. 16,0 16,1 Ettore Gabrielli (08.07.2005). „Kylion 13“. lospaziobianco.it
  17. „Colony 6“. inducks.org Ind.PNG
  18. „Die Zukunft des Comics“. comicforum.de
  19. „Neues Comicmagazin TiCo Tigercomics Fantasy“. comicforum.de
  20. Gerd Syllwasschy (21.11.2005). „Witchlog“. witch.barksbase.de
  21. „Kylion wurde eingestellt ;(“. comicforum.de
  22. Giulio de Vita (23.09.2011). „MOSTRA di Giulio De Vita a Fiumettpoli“. giuliodevita.blog
  23. Giulio de Vita (09.10.2012). „SOCIAL COMICS: IL FUMETTO PORDENONESE SI MOBILITA PER IL SOCIALE“. giuliodevita.blog