LTB 16: Rezension
In diesem Artikel wird das LTB 16 rezensiert. Ist dieser Band einen Kauf wert oder sollte er lieber im Kiosk stehen bleiben? Du weißt es nicht? Dann lies das! Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 16.
Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 16 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight , Gut , Mittelmaß oder Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!
Cover[Bearbeiten]
In dieser Schlichtheit schlicht einmalig: Ein beturbanter Donald-Kopf – die goldenen Ohrringe scheinen eher im Kopfschmuck als in Donalds Ohren (?) zu stecken – vor tiefviolettem Hintergrund. Orientalisch-verschnörkelte Schrift und gute Verbindung zur ersten Geschichte des Bandes „Donald Baba“. Hobrowili (Diskussion) 06:17, 25. Jul. 2023 (CEST)
Rahmengeschichte[Bearbeiten]
Wir lernen Herrn Treiber, seine Brüder und seinen Sohn „Theolein“ kennen. Treiber ist der Vermieter Donalds und versucht auf verschiedene Weise, die rückständigen 14 (am Ende sogar 16) Monatsmieten einzutreiben (deshalb wohl „Treiber“). Die Ducks wissen sich unter anderem mit einem Gummi- und dann sogar einem echten Krokodil zu wehren. Am Ende sprengt Treiber lieber sein eigenes Haus in die Luft, als sich weiter „mit dem Luftikus“ Donald herumzuärgern.
Die Rahmengeschichte als solche ist vergleichsweise konsistent und abwechslungsreich, die Eskalationsstufen ergeben zumindest weitgehend Sinn. Vor allem aus der letzten Geschichte „Die Reise um die Welt in 8 Tagen“ gelingt jedoch kein einigermaßen plausibler Übergang: Donald wird aus Australien mit der Rakete ins All geschossen und landet mit dem Fallschirm direkt vor seiner eigenen Haustür, woraufhin der abschließende „Knalleffekt“ folgt. Hobrowili (Diskussion) 06:17, 25. Jul. 2023 (CEST)
Donald Baba[Bearbeiten]
„Nachdem ich gestern und vorgestern gearbeitet habe, konnt‘ ich uns eine dicke weiße Bohne erstehen.“ (Donald Baba zu seinen Neffen)
Donald ist Donald Baba, der Holzfäller einer nicht näher bezeichneten Stadt im Orient. Da bei der Hitze niemand heizen muss, gehen die Geschäfte sehr schlecht. Ständig liegt er im Clinch mit seinem Nachbarn und Milchbruder Gustav um dessen Esel, der ihm die Arbeit erleichtern würde. Parallel jammert der Kalif Dago Ben Duckah über stetig verschwindende Schläuche Gold. Wer die Räuber fasse, solle neuer Großwesir werden. Per Zufall überrascht Donald beim Holzschlagen in der Wüste die „40 (Panzerknacker-)Räuber“, die sich ganz klassisch mit dem Spruch „Sesam öffne dich“ Zugang zu ihrer Schatzhöhle im Berg verschaffen. Donald „leiht“ sich daraus etwas Geld und kauft so Gustav seinen Esel ab. Gustav folgt Donald in die Höhle, wo sie von den Räubern gefasst werden. Doch auch die Neffen Donald Babas sind nicht müßig und entwenden deren fliegenden Teppich. Sie überwältigen die Räuber, bringen sie gefesselt zu Dago Ben Duckah und können diesem genau bezeichnen, wo sich seine Schätze befinden. Der Kalif hat sich verrechnet: Ein Großwesir hat laut Gesetzbuch zwar keinerlei Anspruch auf Bezahlung, doch das gilt nicht für minderjährige Großwesire und deren Vormund! Also alles gut für die Ducks, doch auch für den arbeitsscheuen Gustav: Zum neuen Holzfäller bestellt, weht ihm ein Sturm nicht nur eine große Menge Holz, sondern auch Schneefall herbei...
Die 1961 erstmals in Italien veröffentlichte Ali-Baba-Adaption von Carlo Chendi (Story) und Luciano Bottaro (Zeichnungen) hat noch nichts von der Gewollt- und Bemühtheit, mit der später klassische Stoffe der Weltliteratur den jungen Lesern nähergebracht werden sollten. Donald ist als Donald Baba wie selbstverständlich in das Setting einer prachtvollen orientalischen Stadt versetzt. So zweischneidig es auch sein mag, das so zu äußern: Die Anfangsszenen von Armut und Hunger der Ducks sind einfach köstlich, ebenso wie die Routinen, mit denen die Kinder die sich prügelnden Donald und Gustav trennen. Gustav ist hier nicht Donalds Vetter, sondern „Milchbruder“: Vor allem im Judentum und Islam gibt es das Konzept, dass Kinder, die von derselben Amme gestillt werden, als verwandt gelten. Lustig ist auch Franz Gans, der sich für seine Rollen als Koch, Wache, Schatzmeister, Berater, Ausrufer usw. jeweils eine andere Kopfbedeckung aufsetzt. Gut anverwandelt ist auch die floskelhafte, blumige Sprache, die man mit der orientalischen Kultur verbinden mag: „Francesco! Nimm die Räuber in Verwahrung und schick alle Karawanen, derer du habhaft werden kannst, an den Ort, den die mutigen Kinder hier dir näher erläutern werden.“ Ein Satz wie dieser wäre für heutige Leser möglicherweise kaum noch zu verstehen. Hobrowili (Diskussion) 06:17, 25. Jul. 2023 (CEST)
Der Gegenspieler[Bearbeiten]
„Der Baldriansaft hält nicht lang vor. Ich fang‘ schon wieder an zu zittern!“ (Donald)
Daniel Düsentrieb hat einen „Fotomolekularduplikator“ erfunden und führt ihn Onkel Dagobert vor. Dessen Einnahmen waren zuletzt merklich eingebrochen, weswegen er hier eine Gelegenheit wittert, seinen Reichtum auch ohne geschäftliche Betätigung zu vermehren. Im Handgemenge – Düsentrieb will den Apparat nicht zu derart schnöden Zwecken missbraucht sehen – verdoppelt sich jedoch die reichste Ente der Welt selbst. Der neue Dagobert hat entgegengesetzte Charakterzüge im Vergleich zum Original, ist verschwenderisch und tut sich mit den Panzerknackern zusammen, um sein „Vorbild“ um sein Vermögen zu erleichtern. Zu diesem Zweck schwatzt er, als altkleidersammelndes Mütterchen verkleidet, Düsentrieb den Fotomolekularduplikator ab. Auf der anderen Seite ersinnen der Original-Dagobert mit Donald, Tick, Trick und Track und Düsentrieb einen Plan, die Gegenseite zu übertölpeln und den Apparat zu zerstören. Währenddessen duplizieren sich die Panzerknacker selbst, doch die Abbilder stehen auf der Seite von Recht und Gesetz und nehmen ihre bösen Originale fest. Mit der Zerstörung des Duplikators verschwinden mit einem Schlag alle vordem duplizierten Personen und Gegenstände...
Wenigstens ab und an sollte der voll dem Fortschritt ausgesetzte Mensch innehalten und seinen Blick zurückwenden, welche Technologien vor gar nicht allzu langer Zeit als bloße Science-Fiction galten und heute selbstverständlich geworden sind: Zu dieser Spezies gehört zweifellos der 3D-Druck. 1961 nur eine nicht verwirklichbare Düsentriebsche Erfindung von vielen, heute Alltag in industrieller Planung, Modellierung und Fertigung. Natürlich nicht für alle Materialien und schon gar nicht für Lebewesen, doch irgendwie muss die Handlung in dieser Geschichte von Roberto Catalano und Luciano Gatto ja in Gang gebracht werden. Dem konventionellen Doppelgänger-Motiv wird durch die Idee der entgegengesetzten Charakterzüge zwischen Vor- und Abbild einigermaßen Tiefe verliehen. Hobrowili (Diskussion) 06:17, 25. Jul. 2023 (CEST)
Donald und das Kalumet[Bearbeiten]
„Aufstand im Osten… Umzüge im Westen… Massenkundgebungen im Süden… Proteststürme im Norden… auf gut deutsch nichts Neues… So geht das jetzt schon seit Jahren!“ (Onkel Dagobert bei der Zeitungslektüre)
Onkel Dagobert hat beim Trödler für wenig Geld irgendeinen Krimskrams zusammengekauft und damit in seinem Landhaus ein gut besuchtes Privatmuseum errichtet. Nur der Inhalt eines geheimnisvollen Safes bleibt für die Öffentlichkeit unzugänglich: Darin befindet sich ein Kalumet, eine indianische Friedenspfeife, die ihm vor langer Zeit von einem Medizinmann, weil er dessen Leben gerettet hatte, geschenkt worden war. Die Pfeife soll den Weg zu einem indianischen Schatz weisen, aber nur zusammen mit Schriftzeichen, deren Entzifferung der Medizinmann Dagoberts Vetter MacDuck, der ebenfalls an der Lebensrettung beteiligt war, verraten hatte. Sagte ich, in dem Safe befindet sich ein Kalumet?... Ich sollte besser sagen befand, denn der Einbrecherbande des Gas-Wasser-Installateurs Nikodemus Nippel, verkrachten ehemaligen Schauspielern, gelingt es, die Friedenspfeife zu entwenden. Nippel war ehemaliger Zellennachbar MacDucks und kennt auch das Geheimnis der Schriftzeichen. Die Bande ist dem Schatz bereits ganz nah auf der Spur, da greifen Dagobert und Donald, die mittlerweile die Verfolgung aufgenommen haben, ein. Donald, nach einem Bärenangriff verwundet, wird von Dagobert ganzkörperbandagiert und taucht als „Mumie“ im Lager der drei Nippel-Banditen auf. Er raucht ein Friedenspfeifchen, wodurch sich ihm das Geheimnis des Medizinmanns enthüllt: Die halluzinogenen Dämpfe des Kalumets lassen ihn die Schriftzeichen verstehen. Er nimmt Witterung auf und findet den Schatz. Große Enttäuschung für die Ducks und die Nippel-Bande: Der Schatz besteht lediglich aus Maiskörnern. Da Donalds Auto in den Bergen zu Schrott gefahren wurde, „darf“ Dagobert seinen Neffen auf seinen Schultern zurück nach Entenhausen tragen...
Eine tolle Geschichte mit unvorhersehbaren Wendungen, cleveren Einfällen und vor allem großartigem Duck-Humor auf allen Ebenen. Von Luciano Bottaro stammen Skript und Zeichnungen, wodurch hier alles aus einem Guss erscheint. Nur einige Highlights: Dagoberts Museum (mit Anklängen an den Barks-Klassiker Der goldene Helm), der geknackte Safe mit allerdings einwandfrei funktionierendem Wasserhahn, die interessante Nebenfigur Nikodemus Nippel mit seiner stoischen Ruhe, Donalds Kampf mit dem Bären („Ich hab‘ einen alten Freund getroffen, der wollt‘ mich ewig nicht gehen lassen“) und natürlich Donalds wahnwitzige Verwandlung in eine ägyptische Mumie „auf Urlaub“. Absolute Glanzstücke italienischer Disney-Erzählkunst sind ferner die beiden Rückblenden: Dagoberts Lügengeflecht von der Lebensrettung des Medizinmanns (dem die Bilder so beredt widersprechen, S. 143-149) sowie Donalds Erinnerung an eine Erzählung Mickys von der Festnahme der Nippel-Bande (S. 150/151), was die beiden Welten Entenhausens innovativ miteinander verknüpft. Einziger Wermutstropfen ist die Umgestaltung einiger Panels durch Giuseppe Perego (S. 158/159) wohl aus Jugendschutzgründen: Das Gewehr wird plötzlich zum Besen. Hobrowili (Diskussion) 06:17, 25. Jul. 2023 (CEST)
Donald und die Reise um die Welt in acht Tagen[Bearbeiten]
„Ich sorg‘ mich aber! Ich hab‘ nämlich nicht die geringste Lust, in den Weltraum geschossen zu werden!“ (Donald)
Onkel Dagobert belauscht draußen auf der Parkbank und drinnen im Milliardärsclub einige Herren und kann gar nicht glauben, dass man so viel Geld für Reisen verschwenden kann. Er wettet mit seinen Milliardärskollegen, auf einer Weltreise in acht Tagen keinen einzigen Kreuzer auszugeben. Dagoberts erste Aufgabe ist es, seinen Neffen Donald zu überreden, mit ihm die Reise anzutreten. Er bewegt ihn zum Wettrennen zum Flugplatz und gelangt dann durch einen Trick an Bord. Die – natürlich kostenlose - Reise führt Dagobert und Donald über den Nordpol, Paris und Nordafrika bis nach Indien, wo sie sich entsprechend verkleidet als Versuchsaffen für die Raumfahrt melden. Auf der Raketenstation Entenhausen gehen die beiden Affen-Enten unbeschadet aus der Explosion ihrer Versuchsrakete hervor und machen sich eine Stunde vor der Zeit mit dem Bus auf den Weg zum Milliardärsclub. Leider hat Donald 20 Cent für die Busfahrt bezahlt, wodurch Dagobert die Wette verliert...
Eine der frühen Parodien des Autors Carlo Chendi mit dem Zeichner Giovan Battista Carpi, der 1961 seinen geschmeidigeren, geschmackvolleren Stil der Achtziger Jahre (Die Ducks... Vom Winde verweht, Das Geheimnis der Silberleuchter) noch nicht ausgebildet hatte. Dennoch handelt es sich um eine gelungene Adaption von Jules Vernes Klassiker. Anders als für Phileas Fogg und seinen getreuen Passepartout gibt es für Dagobert und Donald freilich kein Happy End. Ganz schön, aber ohne Brillanz werden einige Klischees durchdekliniert (wie die abstrakte Kunst in Paris und die Archäologie in Nordafrika). Zum „Highlight“-Status fehlt außerdem eine etwas nachvollziehbarere Motivation der Reisefortschritte der Ducks. Wer lässt sich schon von einem Löwen durch Afrika jagen, um schneller ans Ziel zu kommen? Absolute Kracher sind allerdings die im besten Sinne irritierenden Szenen mit den Ducks im Affen“kostüm“. Hobrowili (Diskussion) 06:17, 25. Jul. 2023 (CEST)
Fazit[Bearbeiten]
Unter den vier langen Geschichten sind zwei Highlights, und auch die beiden anderen Geschichten sind alles andere als Ausschussware. Einer der besten Bände aus der Entenwelt in den allerersten Jahren der „Lustigen Taschenbücher“. Hobrowili (Diskussion) 06:17, 25. Jul. 2023 (CEST)