Shandy Schofel

Shandy Schofel (orig. Soapy Slick) ist einer der ersten Feinde von Dagobert Duck aus der Zeit des Goldrausches am Klondike. Er wurde 1965 von Carl Barks für die bedeutsame Geschichte Alaska-Katastrophe erschaffen und gehört zu dessen porkiden Fieslingen, welche allesamt die selbe Statur und das selbe Äußere teilen. Später griff Don Rosa die Figur für seine Reihe Sein Leben, seine Milliarden auf und baute dabei das Verhältnis zwischen Shandy Schofel und Onkel Dagobert entscheidend aus.
Historisches Vorbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit Shandy Schofel (original Soapy Slick) griff Barks auf die reale historische Gestalt des Soapy Smith, den Barks zum porkoiden Schurken Shandy Schofel (engl. Soapy Slick) umformte.[1] Barks hatte Soapy Smith bereits früher in Wiedersehn mit Klondike als rattengesichtigen, abgefeimten Betrüger in der Saloonszene der Rückblende verwendet, wo er allerdings nur als Teil einer Schlägertruppe zu sehen ist und keinerlei Bedeutung für die Handlung einnimmt. Barks entnahm diesen wie auch die Saloonszene an sich wahrscheinlich dem Gedicht The Shooting of Dan McGrew von Robert W. Service, in dem Soapy und seine Bande als Antagonisten und letztlich Mörder eines Goldgräbers dienen. Barks ließ sich mehrfach in seinem Leben von diesem Gedicht inspirieren.[2] Zu Beginn von Don Rosas Die zwei Herzen des Yukon sitzt der echte Soapy Smith im Blackjack Saloon und ist Zeuge, wie Onkel Dagobert in die Stadt kommt. Für seine spöttische Bemerkung stülpt Nelly ihm den Spucknapf der Bar über den Kopf.

Der echte Soapy Smith und die Comicfigur des Shandy Schofel weisen einige interessante Parallen auf. Jefferson Randolph „Soapy“ Smith II (* 1860 in Georgia; † 8. Juli 1898 in Skagway, Alaska) war ein amerikanischer Hochstapler und Gangster im amerikanischen Grenzgebiet und am Klondike.
Smith war im gesamten Westen der Vereinigten Staaten als Hochstapler tätig und hatte großen Anteil am organisierten Verbrechen sowohl in Colorado als auch im District of Alaska. Berühmtheit erlangte Smith durch seine „Preis-Seifen-Geschäfte“, bei denen er Seifenstücke mit einem in der Verpackung versteckten Geldschein im Wert von 100 Dollar verkaufte, um den Absatz zu steigern. Durch einen Trick stellte er jedoch sicher, dass nur Mitglieder seiner Bande das überall gesuchte Seifenstück kaufen konnten. Diese Masche brachte ihm den Spitznamen „Soapy“ ein. Der Erfolg seiner Seifengeschäfte und anderer Betrügereien half ihm, kriminelle Strukturen in Denver und Creede, beide in Colorado, aufzubauen und zu finanzieren.
Als 1897 der Klondike-Goldrausch begann, verlegte Smith seinen Betrieb nach Skagway. Sein erster Versuch, Skagway zu besetzen, scheiterte, als die Bergarbeiterkomitees ihn aufforderten, das Gebiet zu verlassen, nachdem er seine betrügerischen Spielchen am White Pass Trail weniger als einen Monat lang betrieben hatte. Er kehrte erst Ende Januar 1898 nach Skagway zurück.[3]
Smith baute sein drittes Imperium ähnlich wie in Colorado auf, baute eine Bande aus Verbündeten auf und ließ den stellvertretenden US-Marshal der Stadt bestechen, sodass dieser auch auf Smiths Gehaltliste stand. Er eröffnete ein falsches Telegrafenbüro mit Wucherpreisen, in dem die Drähte nur bis zur Wand reichten (der vollständige Anschluss erfolgte erst 1901). Das Telegrafenamt kassierte nicht nur Gebühren für das „Versenden“ von Nachrichten, sondern die Opfer verloren bald noch mehr Geld bei Pokerspielen mit ihren neu gewonnenen „Freunden“.
Smith eröffnete im März 1898 einen Saloon namens Jeff. Smith's Parlor als Büro, von dem aus er seine Geschäfte führte. Obwohl Skagway bereits ein städtisches Verwaltungsgebäude besaß, wurde Smiths Saloon im Volksmund als „das echte Rathaus“ bekannt. Smiths Männer schlüpften in verschiedene Rollen, z. B. als Zeitungsreporter oder Geistlicher, um sich mit einem Neuankömmling anzufreunden und herauszufinden, wie man ihn am besten um sein Geld bringen konnte. Der Neue wurde von seinen „Freunden“ zu dubiosen Schifffahrtsgesellschaften, schlecht laufenden Hotels oder Spielhöllen gelotst, bis er aus dem Weg geräumt war.
Als ein Überwachungsausschuss, das „Committee of 101“, damit drohte, Smith und seine Bande zu vertreiben, gründete er seine eigene „Gesellschaft für Recht und Ordnung“, die 317 Mitglieder zählte, um die Ordnungshüter zur Unterwerfung zu zwingen. Die meisten kleinen Spieler und Betrüger verließen Skagway zu dieser Zeit tatsächlich, sodass Smith zu anderen Mitteln griff, um sich in der Stadt einen respektablen Anstrich zu erscheinen. So machte er sich im Spanisch-Amerikanischen Krieg stark und gründete sogar seine eigene Freiwilligenarmee, die „Skaguay Military Company“, deren Captain er selbst war. Später schrieb er an Präsident William McKinley und erwirkte die offizielle Anerkennung seiner Kompanie, die er ausnutzte, um seine Kontrolle über die Stadt zu stärken.[4]
Am 8. Juli 1898 wurde Soapy Smith bei einer Schießerei an der Juneau Werft in Skagway getötet. Die genauen Umstände der Auseinandersetzung sind bis heute umstritten. Auch nach seinem Ableben genoss Soapy Smith weitere Popularität. Bis heute wird ihm zu Ehren am 8. Juli das Soapy Smith Festival in Skagway veranstaltet. In der Popkultur wird er gern gezeigt, wenn es um die Schurken vom Goldrausch geht. Zu sehen ist er beispielsweise in den Filmen Goldfieber in Alaska (Call of the Wild, 1935), Goldrausch in Alaska (Klondike Fever, 1980) und Ruf der Wildnis (Call of the Wild, 2020). Im Videospiel The Yukon Trail von 1994 kann man ihn im Saloon treffen und sich auf ein Spiel einlassen. Selbst der Comic-Cowboy Lucky Luke begegnet Smith in der Comicgeschichte Am Klondike (1996).
Shandy Schofel bei Carl Barks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gealterte Schofel wird bei Barks in Alaska-Katastrophe aus dem Jahr 1965 durch einen Zeitungsartikel wieder auf Dagobert Duck aufmerksam, dem er 1898 einen Kredit gewährt hatte, der eigentlich bereits durch Dagobert zurückgezahlt wurde. Doch Schofel rechnet damit, dass Dagobert die Quittung dazu nicht mehr auftreiben kann. Nachdem Bertel das Dokument gefunden hat, verstaut er es in einer Tasche und macht sich damit auf den Weg zu Schofel. Der verkleidete Schofel versucht daraufhin, die Tasche mit einem Trick an sich zu bringen, woraufhin sie aus dem Flugzeug fällt und im ewigen Eis landet. Es folgt eine Verfolgungsjagd quer durch Alaska, an deren Ende Schofel zwar die Quittung in die Hände bekommt, dabei jedoch von einer Meute von Journalisten fotografiert wird.
Barks‘ Wahl der Bösewichter sagt einiges über den moralischen und psychologischen Rahmen der Geschichten aus. In einigen Comics ist der Schurke oft nicht mehr als ein schweinegesichtiger Typ (siehe Borstinger, Erich von Ehrenspeck, Mogelmann, Glatznick). Sein Motiv ist hauptsächlich Geldgier und weniger Feindseligkeit, was ihn für vielerlei Gelegenheiten einsetzbar macht - er erhält allerdings keine eigene, charakteristische Persönlichkeit. Bei Shandy Schofel ist dem nicht so, was ihn wiederum zu einem der interessantesten Gegenspieler von Onkel Dagobert macht. Schofel hegt einen tief verwurzelten Groll gegen Onkel Dagobert und fühlt sich persönlich von diesem bedroht, weil er schlauer und härter ist als er selbst. Mit ihm ist eine starke persönliche Abneigung verbunden, die ihn zu überaus brutalem Vorgehen verleitet. Die Habsucht, die in früheren Geschichten Onkel Dagobert hartherzig gemacht hat, ist auf Shandy Schofel übergegangen.
In Alaska-Katastrophe wird wiederholt Schofels betrügerische Bösartigkeit Onkel Dagoberts sanfterer Freundlichkeit gegenübergestellt. Während Schofel seine erschöpften Hunde lautstark fluchend und brüllend mit der Peitsche vorantreibt, reiht sich Onkel Dagobert in sein Gespann ein, um beim Ziehen des Schlittens zu helfen. Im wichtigsten Moment lässt er sogar den Gewinn des Abenteuers sausen, um seinen Hund Barko vor dem Ertrinken zu retten. „Nach altem Goldgräberbrauch denkt eigentlich jeder nur an sich. Aber ich hab‘ mich auch früher nie streng an diesen Brauch gehalten.“ erinnert sich Onkel Dagobert in Der Lockruf des Mondgoldes (1965). [5]
Shandy Schofel bei Don Rosa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Rosas „Der letzte Schlitten nach Dawson“ aus dem Jahr 1988 versucht Schofel Dagobert daran zu hindern, dessen damals im ewigen Eis verschollenen Schlitten zu bergen. Schofel vermutet darin einige wertvolle Sachen, doch es stellt sich heraus, dass es sich „nur“ um persönliche Dinge handelt, unter anderem eine Schachtel mit Pralinen für Nelly, die dieser von Tick, Trick und Track verspätet übergeben werden.
In Rosas „Sein Leben, seine Milliarden“ wird auch die Vorgeschichte des Kredithais weiter ausgebaut. Schofel betreibt hier nebenbei ein „schwimmendes Casino“ auf einem Schaufelraddampfer. Dieser Dampfer wird im achten Kapitel Der Einsiedler am White Agony Creek (1992) jedoch von Dagobert in einem Wutanfall zerstört, nachdem Schofel es gewagt hatte, sich über dessen kürzlich verstorbene Mutter lustig zu machen.
In „Die Gefangene am White Agony Creek“ (2005) will sich Shandy Schofel in einem 1897 spielenden Zusatzkapitel von SLSM an Dagobert Duck für ebendiesen Vorfall rächen, indem er die drei Western-Legenden Wyatt Earp, Roy Bean und Bat Masterson engagiert, die Nelly von Dagoberts Claim befreien sollen.
Shandy Schofel bei anderen Autoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Figur wurde vereinzelt auch bei anderen Autoren verwendet, wenn diese Geschichten aus Onkel Dagoberts Goldgräberzeit am Klondike erzählen.
In seiner Serie Damals ließ Kari Korhonen den jungen Dagobert gleich mehrfach auf den fiesen Shandy Schofel treffen (Damals am Klondike, 5 Teile). Nachdem Schofel ihm das Leben schon kurz nach Dagoberts Ankunft in den USA schwer gemacht und alles daran setzt, dass Dagobert seine Anstellung in der Pension Rührig in Skagway verliert, intrigiert er auch im Weiteren gegen den jungen schottischen Goldsucher. Dazu verbündet er sich auch mit weiteren Schurken, wobei jedoch deutlich wird, dass auch Schofel nur im Auftrag handelt.
In Der König von Klondike: Fasse dich kurz (LTB Enten-Edition 40) von Giorgio Martignoni und Luciano Milano ist Schofel der gewissenlose Betreiber einer Telegrafenstation in Dawson und haut die Kunden übers Ohr, bis ihm der junge Onkel Dagobert das Geschäft vermiest und das Handwerk legt.
Die italienische Geschichte Geschichtenrausch am Klondike von Carlo Panaro und Daniela Vetro (erschienen in LTB 595) spielt kurz nach der Entführung Nellys durch Dagobert in Wiedersehn mit Klondike sowie den Ereignissen von Die Gefangene am White Agony Creek. Da Nelly beim Schürfen einen Unfall erlitten und sich verletzt hat, reitet Onkel Dagobert nach Dawson, um einen Arzt zu seinem Claim zu bringen. Dabei wird er von Shandy Schofel, der gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde, in eine Falle gelockt. Schofel will Dagobert erpressen, um an die Besitzurkunde von dessen Claim zu gelangen. Jedoch kann Dagobert sich befreien und ihm gelingt die Flucht vor Schofel und seinen Schergen.
In LTB 564 kehrt Onkel Dagobert mit seinen fußballbegeisterten Neffen Tick, Trick und Track sowie Donald zurück an den Yukon. In der von Marco Nucci erdachten Geschichte „Der Weg zur WM: Yukons Fußball-City“ setzt Shandy Schofel alles daran, dass entscheidende Fußball-Spiel zu gewinnen, um einerseits Onkel Dagobert eins auszuwischen und andererseits das nur noch in Ruinen existierende alte Dawson abzureißen, um Platz für ein Stadion zu machen. Erwähnenswerterweise hat Shandy Schofel in dieser Story noch eine weibliche Verwandte namens Salina Schofel, die als Wahrsagerin die Leute um ihr Geld brachte, sowie drei gleich aussehende Vettern namens Shady, Shaker und Shino, genannt die „Schofel-Drillinge“.

Als Antagonist tritt Shandy Schofel in Die Rückkehr des Königs (LTB 591) auf. Hier erinnert er sich nicht nur daran, wie er damals dem jungen Dagobert in Alaska-Katastrophe mit einem Wucher-Vertrag über den Tisch gezogen hat, sondern fordert nun auch von Nelly, ihre Schulden bei ihm zu bezahlen. Wie sich herausstellt, konnte diesen den im Inferno von 1898 abgebrannten Blackjack-Saloon nur dank eines Kredits von Shandy Schofel zu einem Hotel umbauen. Nun will Schofel das Geld sofort zurück haben und nötigt Nelly, ihm den Saloon zu überschreiben, doch er rechnet nicht damit, dass Onkel Dagobert nach Dawson zurückgekehrt ist.

In dem weihnachtlichen Mystery-Abenteuer Missing Christmas: Die Wunderlampe LTB Nikolaus 3 erinnert sich Onkel Dagobert in einem Flashback daran, wie er Shandy Shofel seinen Wucher-Kredit zurückgezahlt hat. In einer alternativen Realität ohne Dagobert hätte Nelly einen Kredit bei Shandy Shofel aufnehmen müssen und wäre von diesem in den Ruin getrieben worden.
Auftritte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Carl Barks: Alaska-Katastrophe (North of the Yukon)
- Don Rosa: Der letzte Schlitten nach Dawson (Last Sled to Dawson)
- Don Rosa: SLSM – Der Einsiedler am White Agony Creek (LoS – The Argonaut Of White Agony Creek) (Kapitel 8 von Sein Leben, seine Milliarden)
- Don Rosa: SLSM – Die Gefangene am White Agony Creek (LoS – The Prisoner Of White Agony Creek) (Zusatzkapitel 8b von Sein Leben, seine Milliarden)
- Im Wirbel der Zeit (LTB Enten-Edition 40, Carlo Panaro & Paolo De Lorenzi, 2007)
- Der König von Klondike: Fasse dich kurz (LTB Enten-Edition 40, Giorgio Martignoni & Luciano Milano, 2012)
- Kari Korhonen: Damals am Klondike (2019)
- Geschichtenrausch am Klondike (LTB 595, Carlo Panaro & Daniela Vetro, 2018)
- Der Weg zur WM (LTB 564, Marco Nucci & Stefano Intini, 2021)
- Die Rückkehr des Königs (LTB 591, Marco Gervasio & Stefano Zanchi, 2022)
- Sipario (Marco Nucci & Libero Ermetti, 2022, noch nicht auf Deutsch veröffentlicht)
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Thomas Andrae und Geoffrey Blum: Geschichten vom Goldrausch. Teil 2: Das letzte große Abenteuer. Übersetzung von Johnny A. Grote. Barks Library Special Onkel Dagobert 18, S. 52.
- ↑ Geoffrey Blum: Einstürzende Imperien. Übersetzt von Johnny A. Grote. Barks Library Special Onkel Dagobert 19, S. 21.
- ↑ Spude, Catherine Holder (2012). "That Fiend in Hell": Soapy Smith in Legend. Norman: University of Oklahoma Press
- ↑ Smith, Jeff (2009). Alias Soapy Smith: The Life and Death of a Scoundrel. Klondike Research
- ↑ Thomas Andrae und Geoffrey Blum: Geschichten vom Goldrausch. Teil 2: Das letzte große Abenteuer. Übersetzung von Johnny A. Grote. Barks Library Special Onkel Dagobert 19, S. 52.