Weihnachtsstern.png Die Duckipedia wünscht allen Besuchern frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Feuerwerk.png

Die drei kleinen Schweinchen

Aus Duckipedia
(Weitergeleitet von Three Little Pigs)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
©Disney Achtung! Der Titel dieses Artikels hat mehrere Bedeutungen. Dieser Artikel behandelt den Trickfilm „Die drei kleinen Schweinchen“. Für die Charaktere siehe Drei kleine Schweinchen.


© Disney
Warnung! Dieser Artikel behandelt rassistische Stereotype in einem historischen Kontext, inklusive negativer Darstellungen und/oder eine nicht korrekte Behandlung von Menschen oder Kulturen.
Eine Reproduktion dieser Stereotype mit nicht-dokumentarischer Absicht ist beleidigend und kann strafrechtlich relevant sein.


Die drei kleinen Schweinchen
Three Little Pigs
Threelittlepigs-plakat.jpeg
© Disney • Quelle: duckfilm.de
Uraufführung: 27. Mai 1933
Titelheld: Drei kleine Schweinchen
Regie: Burton Gillett
Animation: Fred Moore, Art Babbitt, Norman Ferguson, Norman King, Dick Lundy, Albert Hurter
Drehbuch: Boris Morkovin, J.O. Halliwells (Vorlage)
Produktion: Walt Disney
Musik: Carl Stalling, Frank Churchill, Pinto Colvig, Ted Sears
Länge: 8 Minuten


Die drei kleinen Schweinchen (Originaltitel: Three Little Pigs) ist ein Cartoon aus der Silly-Symphony-Reihe, der am 27. Mai 1933 uraufgeführt wurde. Der Film gilt als Durchbruch des Zeichentrickkurzfilms und bis heute als erfolgreichster Cartoon aller Zeiten. Er erhielt 1934 den Oscar für den besten Cartoon und ging insbesondere mit seinem Titellied in die US-Popkultur ein. Er basiert auf einer Geschichte in J.O. Halliwells „The Nursery Rhymes of England“ (ca. 1886). Regie führte Burton Gillett.

Handlung[Bearbeiten]

Die Schweinchen Pfeifer und Fiedler leben in den Tag hinein. Sie spielen ihre Instrumente, singen und tanzen, anstatt sichere und feste Häuser zu bauen. Pfeifer begnügt sich mit einem simplen Haus aus Stroh, während Fiedler einige Stecken als Baumaterial heranzieht. Schweinchen Schlau dagegen arbeitet den ganzen Tag an seinem Backsteinhaus, in welchem er nach der Fertigstellung sicher vor dem großen, bösen Wolf sein soll. Die anderen beiden Schweinchen lachen den vorsichtigen Schlau aus. Wer habe denn schon Angst vor dem großen, bösen Wolf, singen sie. Sie beide bestimmt nicht, denn sie würden es dem Wolf heimzahlen. Während sie sich noch amüsieren, werden sie bereits vom großen, bösen Wolf beobachtet, dem bereits das Wasser im Mund zusammenrinnt, als er die Schweinchen sieht. Als die Schweinchen seiner Gewahr werden, erschrecken sie fürchterlich und fliehen in ihre Häuser.

Der große, böse Wolf klopft an Pfeifers Tür an und verlangt eingelassen zu werden. Als das Schweinchen sich weigert, bläst der Wolf das Haus weg, nur das Dach bleibt stehen. Pfeifer flüchtet in das Haus von Pfeifer. Wieder hämmert der Wolf an die Tür, doch als die Schweinchen nicht aufmachen, gibt er vor, die Sache aufzugeben und entfernt sich zunächst. Er verkleidet sich als kleines Lämmchen und versucht so die Schweine zu täuschen, jedoch ohne Erfolg. Verärgert bläst der Wolf auch das Holzhaus um, woraufhin Fiedler und Pfeifer ins Haus von Schweinchen Schlau fliehen. Der Wolf versucht es nun mit einem weiteren Trick und verkleidet sich als jüdischer Hausierer und Bürstenhändler. Schlau öffnet die Türe, aber nur einen Spaltbreit, sodass der Wolf nicht eindringen kann, und versohlt ihn anschließend mit der Bürste. Zornig versucht der Wolf nun auch das dritte Haus umzublasen, doch Schlaus Haus erweist sich als wesentlich stabiler. Schließlich klettert der Wolf aufs Dach, um durch den Kamin einzudringen. Schlau bemerkt, was der widersacher vorhat und kocht Terpentin im Kessel am Feuer. Als der Wolf nun ins Haus hinunterklettert, landet er im kochenden Terpentin, verbrennt sich den Hintern und flüchtet. Die Schweinchen singen und tanzen.

Stab[Bearbeiten]

Produktion und Rezeption[Bearbeiten]

Lillian Disney, die Gattin von Walt Disney, und ihre Schwester Hazel Sewell, Leiterin der Tusch- und Farb-Abteilung des Studios, reichten die Idee ein, aus dem Märchen der drei kleinen Schweinchen einen Silly Symphony-Cartoon zu machen. Mitte Dezember 1932 entstanden durch Meetings ein dreiseitiger Entwurf, in dem Disney vorschlug, den Cartoon als Operette mit Gesang und gereimten Dialogen umzusetzen.[1] Disney gab weiterhin den Rat, den Figuren Charakter zu geben. Ein internes Memo von Disney von 1932 besagte:

„Diese kleinen Schweinefiguren sehen sehr niedlich aus, und wir sollten in der Lage sein, ein wenig Persönlichkeit in ihnen zu entwickeln.... Wir könnten versuchen, den Blickwinkel des kleinen Schweins zu betonen, das am härtesten gearbeitet hat und die Belohnung erhalten hat, oder eine kleine Geschichte, die eine Moral lehrt... Diese kleinen Schweine werden mit Kleidern bekleidet sein. Sie werden auch Haushaltsgeräte, Requisiten usw. haben, mit denen sie arbeiten können, und sie werden nicht in ihrem natürlichen Zustand gehalten. Sie werden eher wie menschliche Charaktere sein.“[2]

Fred Moore schuf die drei Schweinchen, während Albert Hurter und Norm Ferguson den bösen Wolf entwarfen. Hilfreich erwies sich die Erfindung des Storyboards, die bislang nur für einzelne Szenen verwendet wurde. Doch dieser Cartoon sollte als erster vollständig mit dessen Hilfe entstehen. Dies funktionierte sehr gut, die Künstler waren sich sicher, zum ersten Mal in einem Film richtige Charaktere zu schaffen, ohne in zweidimensionale Stereotypen zu fallen. Die Schweinchen waren zwar gut, aber zum Teil auch sehr naiv und faul. Der Wolf dagegen zelebrierte seine Boshaftigkeit, doch es wurde zugleich klar, dass er gerne noch böser und schrecklicher erscheinen möchte, als es der Fall ist.

Als Regisseur gewann Walt Disney Burt Gillett, stritt sich aber bald mit ihm über die Anzahl der Schweinchen. Disney wollte nur zwei, doch Gillett setzte sich mit seiner Vorstellung von drei Schweinchen durch.[3]

Mitte Februar 1933 wurde an der Animation gearbeitet, einen Großteil davon übernahmen Norm Ferguson und Dick Lundy, die restlichen Szenen übernahmen die damals neueren Zeichner Fred Moore und Art Babbitt. Die kurzen Szenen, in der Schweinchen Schlau am Klavier sitzt, wurden von Jack King animiert. Die Zeichner wurden nach Figuren eingeteilt: Lundy und Moore animierten die Schweinchen, Ferguson und Babbitt den Wolf.[1]

Der Vertreiber der Disney-Cartoons United Artists beschwerten sich bei Walt Disney, dass er ein cheater (Betrüger) sei, da es in „Die drei kleinen Schweinchen“ nur vier Figuren gäbe statt der mehreren Dutzend Figuren im vorherigen Silly-Symphony-CartoonDie Arche Noah“ (Father Noah's Ark, 1933).[2]

Die drei kleinen Schweinchen (© Disney)

Aufgrund der aufwändigen Produktion (der Film kostete 15.720 Dollar) lastete ein hoher Druck auf dem Film (schließlich wurden Cartoons immer nur sehr kurz in den Kinos gezeigt), doch das Studio war stolz auf den Film. Die Premiere des Cartoons war am 27. Mai 1933 in der Radio City Music Hall in New York.[1] Dort war der Erfolg moderat, doch in den umliegenden Kinos wie dem Roxy und Translux lief der Cartoon erheblich besser: Der Cartoon war so gefragt, dass man nicht an alle Kinos liefern konnte, die eine Kopie forderten. Das Publikum bevorzugte trotz der nur zehn Minuten Laufzeit in den Kinos den „Schweinchen-Film“ gegenüber den Hauptfilmen und forderte diesen wieder und wieder zu sehen, weshalb der Cartoon vielerorts länger lief als das Hauptprogramm. Ein New Yorker Kino zeichnete Bärte auf die Gesichter der Schweinchen auf dem Kinoplakat und machte sie immer länger, um auf die lange Laufzeit anzuspielen.[2] Der Titelsong Wer hat Angst vor'm bösen Wolf? von Frank Churchill und Ann Ronnell lief auf zahlreichen Radiostationen und wurde später auch zu einer sehr gut verkauften Schallplatte. Man sah ihn als Hymne gegen die Depression (und zu Zeiten des zweiten Weltkriegs als Hymne gegen die Bedrohung durch die Nazis, siehe „Das sparsame Schweinchen“, 1941).

Außerdem wurde der Film von vielen Kritikern mehrfach auf unterschiedliche Arten und Weisen interpretiert. Man sah ihn als Disneys Antwort auf die Wirtschaftsdepression und auf den Umgang der amerikanischen Bevölkerung damit. Schweinchen Schlau wurde mit Präsident Hoover verglichen, der an die Tür pochende Wolf hingegen als symbolische Darstellung des anpochenden harten Lebens, das das angenehme, unbekümmerte Nichtstun der Schweinchen unterbricht, gesehen.[4] Jahre später sagte Walt Disney, dass sein Studio Die drei kleinen Schweinchen wie jeden anderen Cartoon behandelte. Es war laut ihm eine einfache Geschichte ohne Hintergrundgedanken, in die man möglichst viele Gags einbaute.[2] Als er aber nach den Reaktionen über die vermeintliche soziale Botschaft in diesem Cartoon bewusst eine Botschaft in „Die glückliche Hand“ (The Golden Touch, 1935) einbrachte, sollte sich dieser als Flop herausstellen.

Aufgrund des großen Erfolges des Cartoons verlangte United Artists weitere Filme mit den drei Schweinchen. Walt Disney hätte eigentlich neue Projekte bevorzugt, konnte es aber nicht riskieren, seinen Filmvertreiber zu verärgern.[3] Und auch sein Bruder Roy trat für weitere Filme ein. Also produzierte man drei Fortsetzungen: „Der große, böse Wolf“ (The Big Bad Wolf, 1934), „Die drei kleinen Wölfe“ (Three Little Wolves, 1936) und „Schweinchen Schlau“ (The Practical Pig, 1939). Diese wurden zwar solide Erfolge, jedoch längst nicht mehr herausragend aufgenommen. Walt Disney resümierte, dass man „Schweine nicht mit Schweinen übertreffen kann“.[2] Dies wurde lange Zeit zu einem Motto in den Disney Studios, das unnötige Wiederholungen verbot.

Die drei kleinen Schweinchen wurde so zum erfolgreichsten Cartoon aller Zeiten und spielte in den ersten eineinhalb Jahren 150.000 Dollar ein – mehr Geld als sogar die Micky-Maus-Cartoons.[2][4] Zudem bedeutete der Film den endgültigen Durchbruch von Technicolor, mit dem Disney seit dem Vorjahr und dem Cartoon Von Blumen und Bäumen zusammenarbeitete. Zwar machte die farbige Produktion den Cartoon teurer, lockte aber auch mehr Publikum in die Kinos und bald verlangten die Zuseher auch von anderen Produktionsgesellschaften, Zeichentrickfilme in Farbe zu drehen. Dass die Disney-Studios mit Die drei kleinen Schweinchen auf eine durchgängige Story und ausgeprägte Charaktere gesetzt hatten, erwies sich als Erfolgsrezept. Dies machte nicht nur die Entwicklung aller folgenden Cartoons und Cartoonfiguren – ob Bugs Bunny oder Tom und Jerry – erst möglich, es bereitete auch den Boden für das erste Meisterwerk, Schneewittchen und die sieben Zwerge.[3][4]

Der Cartoon in Deutschland[Bearbeiten]

Die Lustige Palette (© Disney)

Die erste deutsche Fassung des Cartoons wurden am 9. Dezember 1934 erstausgestrahlt. Die Cartoon-Kompilation „Die lustige Palette – Im Reiche der Micky Maus“ wurde als Weihnachtsprogramm vom Verleiher Bayerische Film GmbH zusammengestellt und ausgestrahlt. Das Programm bestand aus vier Silly Symphonies und zwei Micky-Maus-Cartoons, alle von 1933: „Der Rattenfänger von Hameln“ (The Pied Piper), „Die Nacht vor dem Weihnachtsabend“ (The Night before Christmas), „Die mechanische Micky Maus“ (Mickey’s Mechanical Man), „Die drei kleinen Schweinchen“ (Three Little Pigs), „Micky im Lande der Riesen“ (Giantland) und „Die Arche Noah“ (Father Noah’s Ark).[5] Die ersten deutschen Fassungen des Liedes entstanden aber schon ein Jahr vorher, unter anderem von Ellen Beck und Barnard Ette, basierend auf dem Text der Notenblättern.[6]

Vergleich zum Märchen[Bearbeiten]

Die erste heute bekannte Fassung der Fabel um die drei Schweinchen und dem Wolf stammt aus „The Nursery Rhymes of England“, die von James Orchard Halliwell gesammelt wurden und etwa 1886 veröffentlicht wurden.[7]
Das Märchen ist etwas ausführlicher als der Cartoon und beschreibt, wie die drei Schweine von ihrer armen Mutter weggeschickt werden, damit sie etwas aus sich machen. Ein Schweinchen bittet einen Mann, der Stroh transportiert, ihm das Stroh zum Bau eines Hauses zu überlassen. Doch eines Tages klopft ein Wolf bei ihm an und bittet hereingelassen zu werden. Als das Schweinchen ihn abweist, bläst der Wolf das Häuschen um und frisst den ehemaligen Bewohner. Das zweite Schweinchen baut sein Haus aus Stichginster, den er von einem Mann bekommen hat. Doch sein Ende bleibt dasselbe, auch es wird vom Wolf gefressen.

Das dritte Schweinchen begegnet aber einem Mann mit einer Ladung Steine und bittet ihn um solche, um daraus sein Haus zu bauen. Als dann aber der Wolf das Schweinchen bei dessen fertigem Haus besucht, kann der Wolf es nicht umpusten. Da kommt dem Wolf ein Gedanke und er bietet dem Schweinchen an, ihn morgen zum leckeren Tulpenfeld von Mr. Smith zu führen. Das Schweinchen willigt ein, den Wolf um 18 Uhr zu begleiten, steht insgeheim aber schon eine Stunde früher auf, um das Feld zu leeren. Als der Wolf um 18 Uhr beim Steinhaus auftaucht, erzählt ihm das Schweinchen seelenruhig von seinem Essen und der Wolf ärgert sich. Doch dann erzählt er dem Schweinchen vom Apfelbaum und die beiden verabreden sich für 17 Uhr. Das Schweinchen geht schon eine Stunde früher los und klettert auf den Baum, doch von dort aus sieht er den Wolf kommen. Das Schweinchen wirft einen Apfel herab und flieht, während der Wolf den Apfel holt.

Am nächsten Tag besucht der Wolf wieder das Schweine-Steinhaus und bietet an, mit ihm heute um 13 Uhr zum Jahrmarkt zu gehen. Das Schweinchen willigt ein, geht bereits früher los und holt sich ein Fass zum Butter-Stoßen. Als es auf dem Heimweg den Wolf sieht, legt sich das Schweinchen ins Fass und rollt auf den Wolf los, der erschrocken davon läuft. Als der Wolf dem Schweinchen am Steinhaus von dieser denkwürdigen Begegnung erzählt, lacht ihn das Schweinchen aus und gibt sich als die Person im Fass zu erkennen. Dem Wolf reicht es nun und er klettert zum Schornstein herauf. Als das Schweinchen sieht, was der Wolf vorhat, bereitet es einen Topf voll Wasser im brennenden Kamin vor und schließt den Wolf mit dem Topfdeckel ein, als dieser hineinfällt. Als der Wolf gar war, verspeist das Schweinchen ihn und lebt glücklich und zufrieden.

Bestimmte Elemente wurden in den Cartoon übernommen, andere abgeändert. Der Anfang mit ihrer Mutter wurde gestrichen und der Stichginster mit Holz ersetzt. Der reimende Dialog, mit dem der Wolf an die jeweiligen Türen klopft, ist in beiden Versionen beinahe identisch. Im Märchen lautet dieser[7]:

Wolf: „Little pig, little pig, let me come in.“
Schweinchen: „No, no, by the hair of my chiny chin chin.“
Wolf: „Then I'll huff, and I'll puff, and I'll blow your house in.“

Im Cartoon wurde der Text etwas gekürzt[8]:

Wolf: „Open the door and let me in!“
Schweinchen: „Not by the hair on my chinny-chin-chin!“
Wolf: „I'll huff and I'll puff and I'll blow your house in!“

Im Cartoon können die ersten zwei Schweinchen entfliehen zum dritten Schweinchen, die außerdem alle drei einen Namen haben. Nach dem vergeblichen Versuch, das Steinhaus umzublasen, versucht es der Wolf im Cartoon mit anderen Tricks. Statt wie im Märchen das Schweinchen aus dem Haus zu locken, will er weiterhin hinein, erst als Schaf und dann, je nach Fassung, als jüdischer Hausierer oder Bürstenverkäufer. Der letzte Angriff des Wolfes über den Kamin ist wieder gleich, doch statt verspeist zu werden, verbrennt er sich den Hintern am kochenden Terpentin und flieht, während das dritte Schweinchen seinen Brüdern einen Streich spielt.

Antisemitismus im Cartoon[Bearbeiten]

Der Wolf verkleidet sich als jemand, der niemals Schwein essen würde. (© Disney)
Aus welchen Tierhaaren werden nochmal Bürsten gemacht? (© Disney)

Als der Cartoon 1933 erschien, beinhaltete er eine Szene, in der sich der Wolf als jüdischer Bürstenverkäufer verkleidete, um sich Zugang zum Steinhaus zu verschaffen. Er trägt dabei eine Maske mit Brille, Bart, großer Nase und Hut. Diese Karikatur eines jüdischen Hausierers spiegelt über Jahrhunderte tradierte antijudaistische und antisemitische Klischees wider und entspricht zudem in groben Teilen dem Werbeplakat der von den Nationalsozialisten konzipierten Wanderausstellung „Der ewige Jude“, die die antisemitisch-rassistische Ideologie des NS-Regimes untermauern und die Bevölkerung zum Judenhass aufstacheln sollte, womit den Novemberpogromen und dem Holocaust der Boden bereitet wurde.[9] Gemeinsamkeiten beider Darstellungen bilden insbesondere der Hut, die übertrieben große Nase, der lange dunkle Bart sowie die Kleidung. Wie im Cartoon wird auch auf der Illustration die offene Hand ausgestreckt, was angeblich Habgier oder Geiz symbolisieren soll.[10] Als Musik während der Szene wurde eine Klezmer-ähnliche Melodie in Moll gespielt,[1] der Wolf sprach im stark jiddischen Akzent „I'm the Fuller Brush Man. I'm giving a free sample.“

Als der Cartoon 1940er Jahre neu ausgestrahlt werden sollte, forderte das Komitee für unamerikanische Umtriebe wegen des Hays-Codes eine Überarbeitung der Sequenz mit der Verkleidung als jüdischen Verkäufer. Der Code sagt zum Thema Religion explizit: „Kein Film und keine Episode darf einen religiösen Glauben ins Lächerliche ziehen. Geistliche in ihrer Eigenschaft als solche sollten nicht als Comic-Figuren oder als Bösewichte verwendet werden.“[11] Im Detail sollte der Wolf in der Szene weniger stereotyp gekleidet und gesprochen werden. Im September 1947 erfolgte die erste Überarbeitung durch Regisseur Jack Hannah, welcher die Verkleidung neutraler gestaltete. Die Maske mit der großen Nase und dem langen schwarzen Bart wurde dabei entfernt, auch die Gesten wurden geändert. Hut, Brille und Mantel blieben hingegen auch beim neuen Design. Auch der jiddische Akzent wurde zunächst beibehalten, später entstand dann aber die neue Dialogzeile „I'm the Fuller Brush man. I'm working me way through college.“ Die musikalische Untermalung blieb hingegen in allen Versionen identisch.[1]

Die Verwendung kultureller Klischees – in diesem Fall jüdischer oder sogar antisemitischer Klischees – war in den 1930ern in humoristischen Filmen, Comics, Illustrationen und dergleichen noch deutlich üblicher und wurden damals von den Verantwortlichen, wozu in Filmstudios auch jüdische Mitarbeiter gehörten, keineswegs negativ gesehen.[10] Als Rabbi J. X. Cohen, Vorsitzender des American Jewish Congress, sich 1934 bald nach der Erstausstrahlung sich bei den Studios über die „ekelhafte, abstoßende und unnötige“ Darstellungsweise empörte, replizierte Roy O. Disney: „Wir haben viele jüdische Geschäftspartner und Freunde und würden es sicherlich vermeiden, die Juden oder irgendeine andere Ethnie oder Nationalität absichtlich herabzusetzen... Wir haben den Eindruck, dass diese Figur nicht mehr ist als das, was viele bekannte jüdische Komödianten selbst in Varietés, auf der Bühne und auf der Leinwand darstellen.“[12][13] Disney verwendete solche Klischees verhältnismäßig selten, etwa im Micky-Cartoon Ein kleines Konzert (The Opry House). Die drei kleinen Schweinchen ist von all den Disney-Cartoons, die antisemitische Klischees reproduzieren, allerdings der bekannteste und hat dementsprechend auch die meiste Krtitik auf sich gezogen. Dies gipfelte sogar in Vorwürfen, Walt Disney selbst sei Antisemit gewesen,[14][15] die von Disney-Historikern widerlegt werden konnten.[12][16]

Sonstiges[Bearbeiten]

  • Nachdem der Cartoon in den Disney Studios zur Probe aufgeführt wurde, entnahm man das Wort „lousy“ (lausig), weil ein Angestellter das Wort als zu unpassend empfand.
  • Im Haus von Schweinchen Schlau hängen Bilder von seiner Mutter (einer Sau, die viele Ferkel füttert) und Onkel Otto (einem Football) sowie zwei Bilder seines Vaters (eine Reihe Würstchen und eine Schweinshaxe).
  • Der Wolf sagt in der Verkleidung als Bürstenverkäufer, dass er für die Fuller Brush Company arbeite: „I'm the Fuller Brush man.“ Die Fuller Brush Company gibt es wirklich und ist bekannt für ihre Hausierer. Disney verwendete den Firmennamen auch in den „DuckTales“ synonym für Hausierer, nämlich in der Folge „Viel Lärm um Nichts“ (Much Ado About Scrooge), in welcher ein erfolgreicher Vertreter im Original Filler Brushbill benannt wurde. Donald verkauft in „Donalds Traumstimme“ (Donald's Dream Voice, 1948) ebenfalls an der Haustüre Bürsten, eine klare Parodie vom penetranten Fuller Brush man.[17]
  • In einer Werbebroschüre für den Cartoon wurde erzählt, dass Churchill als Kind von seiner Mutter drei Ferkel geschenkt bekommen hatte, die er fütterte und für sie mit seiner Mundharmonika musizierte. Eines Tages riss aber ein Wolf eines der Schweinchen. Churchill soll das Erlebnis im Lied verarbeitet haben.[2]
  • 1934 erschien zum Cartoon das deutsche Buch Drei kleine Schweine in Berlin. Drei Jahre später erschien auch eine sowjetische Ausgabe dieses Buches.
  • In den Jahren nach der Veröffentlichung des Cartoons wurden zwei Parodie-Lieder geschrieben. Eine davon ist „The Three Little Pigs Are Pork Chops Now“ mit Musik von James F. Hanley und Text von Benny Davis, die andere ist „(I Went Hunting) And The Big Bad Wolf Was Dead“, das Titellied zum Film „Cockeyed Cavaliers“ (1934), geschrieben von Val Burton und komponiert von Will Jason.[18]
  • In dem Branchenblatt „Variety“ vom März 1941 wurde fälschlicherweise Anna Lou Barnes als eine der drei Schweinchen-Stimmen genannt.[19] Barnes bildete mit den beiden wirklichen Schweinchen-Sprecherinnen Dorothy Compton und Mary Moder die Band The Rhythmettes.[20]
  • 1941 wurde der erste Cartoon fast komplett für den Propagandacartoon „Das sparsame Schweinchen“ (The Thrifty Pig) nochmals verwendet.
  • Die Figuren wurden auch zu Comicstars. Der Wolf erhielt in den Comics einen Vornamen (Zeke, deutsch Ede) und einen Sohn (Kleiner Wolf), der sich mit den Schweinchen anfreundet.
  • Aufgrund seiner Popularität werden in zahlreichen Filmen Anspielungen und Parodien auf Die drei kleinen Schweinchen verwendet. Am bekanntesten sollte der Warner-Bros. Cartoon The Three Little Bops werden, der die Schweine als Jazzband zeigt, die den Wolf nicht aufnehmen möchte. Ein weiterer Auftritt der kleinen Schweinchen enthält der Film „Rache ist süß“ (Babes in Toyland) von Dick und Doof aus dem Jahre 1934. Sowohl die Schweinchen als auch ein späterer Gastauftritt von Micky Maus im Film hatten die schriftliche Erlaubnis von Walt Disney.[21] Auch die Schweinchen aus dem Anti-Nazi-Cartoon Blitz Wolf von Tex Avery aus dem Jahre 1942 sind stark angelehnt an die Schweinchen von Disney.

Weblinks[Bearbeiten]


Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Devon Baxter (18.05.2016). „Walt Disney’s “Three Little Pigs” (1933)“. cartoonresearch.com
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Wade Sampson (06.06.2007). „Disney's Ham Actors: The Three Little Pigs“. mouseplanet.com
  3. 3,0 3,1 3,2 Mari Ness: A Folktale Saves Technicolor: Disney’s Take on “The Three Little Pigs”. 09.08.2018. reactormag.com
  4. 4,0 4,1 4,2 Adrian Danks: Huffing and Puffing about Three Little Pigs. Dezember 2003. sensesofcinema.com
  5. „Chronologie zum Animationsfilm in Deutschland 1930–39“. diaf.de
  6. James Parten (10.09.2017). „Sing Me A Cartoon #9: Who’s Afraid of “dem boesen Wolf?”“. cartoonresearch.com
  7. 7,0 7,1 James Orchard Halliwell (ca. 1886). „The Nursery Rhymes of England“. gutenberg.org
  8. „The Three Little Pigs lyrics“. lyricstranslate.com
  9. „Der ewige Jude“, wikipedia.de
  10. 10,0 10,1 Sara Donati (Juni 2017). „Teaching Children How To Discriminate: What We Learn From The Big Bad Wolf“. rosinalippi.com
  11. „No film or episode may throw ridicule on any religious faith. Ministers of religion in their character as such, should not be used as comic characters or as villains.“
    Siehe auch den Wikipedia-Artikel zu Hays Code.
  12. 12,0 12,1 Jim Korkis: Debunking Myths About Walt Disney. 20.09.2017. mouseplanet.com
  13. en.wikipedia.org
  14. Saul Singer: Walt Disney, Mickey Mouse, and the Nazis. 11.07.2019. jewishpress.com
  15. Ben Beaumont-Thomas: Meryl Streep attacks Walt Disney on antisemitism and sexism. 08.01.2014. The Guardian
  16. Todd James Pierce: In Defense of Walt – Walt Disney and Anti-Semitism. 22.02.2014. disneyhistoryinstitute.com
  17. „The Fuller Brush Man Gets His Foot In The Door“. newenglandhistoricalsociety.com
  18. James Parten (19.11.2017). „Sing Me A Cartoon 19: Two Sequels, One Mystery“. cartoonresearch.com
  19. (11.04.1941). „Don McDonalds Join KSL“ in: Variety vom 12. März 1941, S. 36. archive.org
  20. „The Rhythmettes“. wikipedia.org
  21. Greg Ehrbar (22.12.2020). „Laurel & Hardy & Mickey Mouse in Toyland: On the Record“. cartoonresearch.com