LTB 2: Rezension
In diesem Artikel wird das LTB 2 rezensiert. Welche Geschichten erfreuen das Fan-Herz und welche sollte man dem Gemütszustand halber lieber weglassen? Das erfährst du hier! Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 2.
Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 2 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight , Gut , Mittelmaß oder Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!
Cover
Was passiert hier? Fest steht, dass Micky einen Informations-Overflow zu verarbeiten hat: Er telefoniert („Hallo…hier Micky!“), während er gerade einen Brief geöffnet hat. Sind es Drohanrufe und -briefe? Dazu würde passen, dass im Hintergrund auf der roten Wand das Schwarze, in diesem Fall genauer gesagt blaue Phantom seine Hände und Augen drohend gegen Micky erhebt. Damit es an Rätseln noch kein Ende hat, ist Micky im Pyjama abgebildet – ob ihn nicht nur das Telefon, sondern auch der Postbote aus dem Bett geklingelt hat?
In jedem Fall packt das Cover den Betrachter und ist geeignet, Interesse für den Inhalt zu wecken. Gegenüber dem gemütlichen „Kolumbusfalter“-Cover ein echter qualitativer Quantensprung in der Cover-Gestaltung! Hobrowili (Diskussion) 16:44, 1. Okt. 2023 (CEST)
Rahmengeschichte
„Fisch enthält Phosphor, und Phosphor ist gut fürs Gehirn.“ (Goofy)
Micky und Minni haben mal wieder Stress, weil Micky immer wieder abkömmlich ist – und zwar nicht für Minni, sondern für Kommissar Hunter und Gamma. Ansonsten geht es viel um Ausbrüche aus dem Entenhausener Gefängnis. In der letzten Geschichte „Südseezauber“ wird endlich die bereits in der Vorgeschichte versprochene Hawaii-Traumreise eingelöst. Allein durch diese hübsche Klammer um die Geschichten des Bandes ist diese auch nach Perego-Maßstäben schlecht gezeichnete Rahmengeschichte zu überstehen. Hobrowili (Diskussion) 16:44, 1. Okt. 2023 (CEST)
Das ewige Feuer der Königin Kalhoa
„2000 Jahre tot, kennt unsere Sprache und benutzt Flaschen von der Entenhausener Molkerei.“ (Micky)
Micky unterhält sich bei knisterndem Kaminfeuer mit einem Sagenbuch der Maya, das ihm nur so die kalten Schauder über den Rücken jagt. Zeitgleich entdecken die beiden Seeleute Bill und Bull, sich stets herzlich zugetan und trotzdem gelegentlich zerstritten, die Insel in der Karibik, auf der ebenjenes „ewige Feuer der Königin Kalhoa“ brennt, von dem Micky nur liest. Wurde die von ihrem Volk verstoßene Königin zur Feuersäule? Sind ihre Schätze, mit denen zusammen sie verbannt wurde, etwa noch auf der Insel? Zufällig werden nun die beiden Entdecker in Entenhausen Mickys Untermieter. Sie teilen ihr jeweiliges Wissen, chartern ein Schiff und machen sich auf die Suche. Verfolgt werden sie vom verschlagenen Kapitän Ganovolos, der Bill und Bull aus Seenot gerettet und belauscht hatte und bereits seit Längerem auf den Schatz scharf ist. Ganovolos kennt aber die Koordinaten der Insel nicht und rettet die drei Helden deshalb aus mancher Verlegenheit (zuletzt gar aus den Fängen garstiger Menschenfresser), auf dass diese ihm die Arbeit der Schatzfindung abnehmen. Es kommt, wie es kommen muss: Ganovolos überwältigt Micky, Bill und Bull und wird seinerseits von diesen besiegt. Micky lüftet das Geheimnis der Königin Kalhoa: Das „ewige Feuer“ deutet auf ein unterirdisches Erdölvorkommen hin. Seine Entdecker Bill und Bull beteiligen Micky zu einem Drittel am Ertrag…
Das ist eine der klassischsten Micky-Abenteuergeschichten von Romano Scarpa, im italienischen Original erstmals 1961 erschienen. Die Mischung von mystischem Geheimnis, exotischen Schauplätzen, interessanten Nebencharakteren und geradliniger (fast etwas zu vorhersehbarer) Handlung ergibt eine höchst geglückte, packende Mischung. Toll gezeichnet sind auch und vor allem alle Szenen zur See! Wie nirgendwo sonst wird klar, warum sich Scarpas Micky-Geschichten oft immer noch einen Tic befriedigender lesen als seine Duck-Geschichten: Micky ist ein voraussetzungsloser Abenteurer, den hier fast schon sein Alleinsein umtreibt, und der deshalb eine ideale Identifikationsfigur für junge Leser ist. Wo Dagobert Duck die Reichtümer suchen würde, folgt Micky einem Ideal des bloßen Erlebnisses: „Auf großer Fahrt zur Insel des Ewigen Feuers! Ich staune!“ Mehr Lesenswertes zu Hintergrund und Bedeutung der Story mit weiteren Links findet sich in einem enzyklopädischen Duckipedia-Artikel hier. Hobrowili (Diskussion) 16:44, 1. Okt. 2023 (CEST)
Der Fall XYZ
„Es klingt vielleicht seltsam, aber Goofy hat ein Nervensystem.“ (Gamma)
Micky, Goofy und Gamma werden in drei miteinander nur lose verbundene Kriminal- und Spionage-Abenteuer verwickelt, die nur durch die Buchstabenbezeichnungen der Banden verbunden sind, die von den drei Helden besiegt werden: Ein „Mister X“ betreibt die Entführung von Gamma, der einen kosmischen Strahlenmotor entwickelt hat. Er wird schließlich als ein Professor am Raumfahrtzentrum, an dem Gamma „der große Mann“ ist, enttarnt. Kater Karlo hat seine Bande „Y“ nach der Strafanstalt von York, in der er „Taschendiebstahl und Panzerschrankknacken studiert“ hat, benannt. Nun nimmt er (natürlich letztlich erfolglos) das Kreuzfahrtschiff aufs Korn, auf dem Minni, Minni, Goofy und Gamma feiern. Und schließlich hat ein Professor Zorbus als „Z“ in einer Station unter einem idyllischen Gebirgssee ein Nervengas entwickelt, durch das er die Menschen zu willenlosen Automaten machen will. Doch Gamma dreht den Spieß um und überführt Zorbus ins Irrenhaus…
„Der Fall XYZ“ wurde am 7. Oktober 1962 in Italien erstveröffentlicht, nur zwei Tage nachdem in London der erste James-Bond-Film „James Bond jagt Dr. No“ Premiere hatte. Der Comic kann den Einfluss der zeitgleich einsetzenden Welle an Agentenstoffen im Kino nur schwer verleugnen. Raumfahrtpläne, bahnbrechende Erfindungen, geniale Verbrecher, verrückte Wissenschaftler, Weltbeherrschungsphantasien und kryptische Abkürzungen hatten in den Unterhaltungsmedien Konjunktur. Wenn man sich die Chronologie anschaut, waren die Szenaristen Abramo und Giampaolo Barosso mit ihrem Zeichner Giovan Battista Carpi jedoch schon eher Vorreiter als Nachhut dieser Welle!... Es gibt durch die drei locker aneinander andockenden Handlungen eine eigentümliche erzählerische Rhythmik, durch die das Leser-Interesse bis zum Ende meist hochgehalten wird. Einige gute Gags sorgen dafür, dass auch der zweite Beitrag im ersten LTB-Mäuseband als gelungen bezeichnet werden kann. Hobrowili (Diskussion) 16:44, 1. Okt. 2023 (CEST)
Das fidele Gefängnis
„Bei Vorträgen wird‘ ich immer so müde im Gesicht.“ (Goofy)
Micky und Goofy werden bei der Rückkehr von einem Vortrag in Minnis Damen-Klub ohnmächtig geschlagen und erwachen in Sträflingskleidung. Die Tat steht im Zusammenhang mit einer Ausbruchswelle aus dem Entenhausener Stadtgefängnis. Micky lässt sich als Häftling einsperren und kommt so der Masche der Ausbrecherbande auf die Spur. Zwar führt die Ermittlung zur Festnahme Plattnases, der als erster ausgebrochen war, doch gegen die Erwartung ist auch er nicht der Kopf der Bande, sondern ein verkleideter Kater Kuno, der aus dem Hintergrund als Gefängniswärter die Strippen zog…
Dass Gefängnisse in Entenhausen extrem schlecht gesichert sind und über keinerlei bewachte Zone vor dem Zellentrakt verfügen, daran hat man sich ja schon gewöhnt, aber hier wird durch ein fröhliches Aus- und Eingehen noch einmal eins draufgesetzt. Der deutsche Titel ist deshalb durchaus passend und pfiffig gewählt. Die Story Ennio Missaglias ist in Ordnung, die zeichnerische Leistung Chierchinis mäßig. Vor allem Figuren in schneller Bewegung konnte er zumindest 1961 noch nicht gut darstellen, vgl. z.B. Kommissar Hunters ungelenker Sprung auf S. 185. Zwei hübsche Überraschungsmomente geben der Geschichte Gestalt: Dass Minni die Frau mit dem ominösen Wäschepaket ist, damit rechnet man nicht wirklich. Und die Ausbrechermasche ist (unter der oben genannten Voraussetzung…) durchaus plausibel konstruiert. Erwähnenswert an der deutschen Übersetzung ist vor allem die Anführung eines „Kater Kuno“ als holzbeintragender Vetter von Kater Karlo. Paradox: 1967 konnte man offenbar in Deutschland nicht mehr die Kenntnis voraussetzen, dass Kater Karlo („Peg-leg Pete“) ursprünglich ein Holzbein trug. Deshalb durfte eine Karlo-fast identische, holzbeintragende Figur gerade nicht Kater Karlo, sondern musste jemand anders sein. Durch die ungeschickte Verknüpfung mittels der Rahmengeschichte bleibt Kater Karlo dann auch im folgenden „Südseezauber“ in der Übersetzung „Kater Kuno“, obwohl er da schon längst wieder auf zwei gesunden Beinen steht. Hobrowili (Diskussion) 16:44, 1. Okt. 2023 (CEST)
Südseezauber
„Au weia! Der Turm ist doch sehr hoch.“ (Micky versucht sich als Lianenspringer)
Micky, mit Minni und Pluto im Urlaub auf Hawaii, kommt einer Schmugglerbande auf die Spur. Aus der Heimat wird Goofy mit einem Flugzeug als Hilfe entsandt und nimmt mit Micky und Pluto die Verfolgung auf. Die drei müssen mit Fallschirmen über der Insel Laka-Laka abspringen. Dort haben sich die Schmuggler Kater Kuno(Kater Karlo), Kilby(Balduin Beutelschneider) und Max in gutes Vernehmen mit dem örtlichen kleinen König Poko-Poko gesetzt, der auf einem Krokodil thront und von einem Känguru mit Boxhandschuhen namens Siki-Siki beschützt wird. Micky, Goofy und Pluto werden gefangen, doch Micky erwirbt sich durch eine bestandene Mutprobe Respekt und schafft es, den König davon zu überzeugen, dass die Schmuggler ihn und sein Volk nur ausnutzen. Mithilfe einer Affenbande, die – ganz Gibbonäffchen – alles nachmachen, was man ihnen vormacht, werden die Gauner schachmatt gesetzt. Micky belohnt Minni dafür, dass sie in dieser Geschichte gar keine Hilfe war, mit einer dreireihigen Perlenkette…
In weiten Teilen ist die Story von Dalmasso/Carpi einigermaßen konfus und geschmacklos, kann sich aber noch durch das tolle, stimmungsvolle Splash-Panel zu Beginn (S. 193) sowie durch den interessanten Bezug zu den tatsächlich auf der zu Vanuatu gehörenden Insel Pentecost existierenden „Lianenspringern“ in den „mittelmäßigen“ Bereich retten. Selbst das boxende Känguru überzeugt kaum. Hobrowili (Diskussion) 16:44, 1. Okt. 2023 (CEST)
Fazit
Der erste Mäuseband der LTB-Reihe ist ein Klassiker – das versteht sich! Allein schon das Cover ist ikonisch. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich nur die ersten beiden Geschichten auf herausragendem oder sehr ordentlichem Niveau befinden. Letztlich sinkt die Qualität mit jeder der vier Geschichten. Hinzu kommt die Verwirrung um eine vermeintlich neue Figur („Kater Kuno“), die nicht hätte sein müssen. Wie das in späteren Auflagen gelöst wurde, weiß ich nicht. Hobrowili (Diskussion) 16:44, 1. Okt. 2023 (CEST)