Mein Vater Walt Disney

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„Mein Vater Walt Disney“ (© Disney)

Mein Vater Walt Disney ist eine Disney-Biografie von Walt Disneys Tochter Diane Disney Miller und dem Redakteur und Biografen Pete Martin, die 1959 beim C. Bertelsmann Verlag erschien. Bei dem Buch handelt es sich um die von Irene Esser übersetzte Fassung von „The Story of Walt Disney“, welche der Verlag Henry Holt and Company 1957 veröffentlichte.

Entstehung[Bearbeiten]

1955 trat die Zeitschrift „Saturday Evening Post“ an Walt Disney heran, um seine Biografie mehrteilig über mehrere Ausgaben zu erzählen. Der Biografie-Mehrteiler würde sich in dem Magazin zu anderen reihen, zum Beispiel von Bing Cosby[1] und Arthur Godfrey.[2] Diese Mehrteiler waren so inszeniert, als hätten die Stars dem Redakteur Pete Martin ihre Biografie erzählt. Walt Disney wurden 150.000 US-Dollar angeboten, doch er wollte das Interview stattdessen dazu nutzen, seiner Tochter Diane Disney Miller und seinem Schwiegersohn Ron Miller zu helfen, ihr eigenes Haus zu finanzieren. Walt Disneys eigenes Geld steckte er zu der Zeit komplett in seinen ersten Vergnügungspark Disneyland. Statt Pete Martin seine Biografie zu erzählen, wollte Walt Disney es so gestalten, als würde seine Tochter Pete Martin die Biografie von Walt Disney erzählen. Das angebotene Geld wurde dafür von der „Saturday Evening Post“ auf 75.000 US-Dollar halbiert. Laut Diane Disney Miller lief das Interview aber ziemlich stringent ab: Sie trafen sich im Juni und Juli 1956 in Walt Disneys Haus und ihr Vater erzählte, nur gelegentlich von Pete Martin unterbrochen.[3] Insgesamt entstanden 20 Stunden Interviewmaterial mit Walt Disney.[4] Etwas kürzer wurden auch Diane und Sharon Disney interviewt. Bald darauf konnte sie ihr erstes Haus kaufen.[3][5]

„Saturday Evening Post“ (© Disney)

Ab dem 17. November 1956 wurde in der „Saturday Evening Post“ von Diane Disney in Zusammenarbeit mit Pete Martin die achtteilige Artikelreihe „My Dad, Walt Disney“ veröffentlicht, der letzte Teil davon erschien am 5. Januar 1957.[6]

  • My Dad, Walt Disney – Part 1: The daughter of one of the most famous Americans tells the surprising, unknown story of his private life (Jahrgang 229 Ausgabe 20, erschien am 17.11.1956)
  • My Dad, Walt Disney – Part 2: Hard Times in Kansas City (Jahrgang 229 Ausgabe 21, erschien am 24.11.1956)
  • My Dad, Walt Disney – Part 3: The Coming of the Mouse (Jahrgang 229 Ausgabe 22, erschien am 01.12.1956)
  • My Dad, Walt Disney – Part 4: When the Animals Began to Talk (Jahrgang 229 Ausgabe 23, erschien am 08.12.1956)
  • My Dad, Walt Disney – Part 5: Suddenly He was a Genius (Jahrgang 229 Ausgabe 24, erschien am 15.12.1956)
  • My Dad, Walt Disney – Part 6: Disney's Folleys (Jahrgang 229 Ausgabe 25, erschien am 22.12.1956)
  • My Dad, Walt Disney – Part 7: Mickey Mouse Becomes a Secret Weapon (Jahrgang 229 Ausgabe 26, erschien am 29.12.1956)
  • My Dad, Walt Disney – Part 8: Small Boy's Dream Come True (Jahrgang 229 Ausgabe 27, erschien am 05.01.1957)

Die Ausgabe der „Saturday Evening Post“, in welcher der erste Teil der Reihe abgedruckt wurde, widmete diesem sogar das Titelbild und weitere Teile der Ausgabe. Das Titelbild stammt von Gustaf Tenggren und zeigt Disney auf seiner Modelleisenbahn Lilly Belle, auf und neben der diverse Figuren aus seinen Cartoons und Trickfilmen sind. Im Heftinneren aufgelistet werden Micky Maus und Donald Duck vorne im Zug, direkt daneben läuft Jiminy Grille. Hinter Donald sind Toby Schildkröt, Pluto, Susi und Strolch, dahinter die drei kleinen Schweinchen sowie der große böse Wolf und sein Sohn kleiner Wolf. Goofy reiht dich direkt dahinter, kurz vor Schneewittchen und den sieben Zwergen. Die Gruppe schließen Pinocchio und ein Pan aus „Fantasia“.[7] Ein weiterer kleiner Artikel berichtet, wie „The Saturday Evening Post“-Art-Director Ken Stuart beim Mittagessen das Cover auf eine Serviette skizzierte. Für die Umsetzung der Zeichnung erinnerte sich Stuart daran, dass Kinderbuch-Illustrator Gustaf Tenggren zeitweise in den Disney-Studios arbeitete, und schickte ihm einen überarbeiteten Entwurf. Drei Wochen später schickte Tenggren das fertige Gemälde wieder an die Redaktion.[8]

Vier Cover-Skizzen von Ken Stuart. (© Disney)
Die Vorskizze von Gustaf Tenggren und das fertige Cover. (© Disney)

In einer Ausgabe von der hausinternen „The Saturday Evening Post“-Zeitschrift „Take Five“ wird gezeigt, dass es nicht nur bei einer Vorskizze des Disney-Covers blieb. Die Titelbilder seien meistens auf sich selbst bezogen und nicht auf einen bestimmten Artikel der Ausgabe, doch bei großen neuen Artikelserien versucht „The Saturday Evening Post“, diese Tradition mit Referenzen zum Heftinneren zu kombinieren. Für die erste Ausgabe mit der Disney-Biografie wurden viele Entwürfe vorgeschlagen, die vier abgebildeten schafften es jedoch in die halbfinale Runde. Ein Motiv zeigt Disney als Leiter einer Parade seiner Figuren, ein weiteres zeigt eine Anordnung seiner Figuren rund um seinen Kopf. Als Idee gewann aber Disney, der auf seinem Modellzug viele weitere Figuren spazieren fährt. Nach Kontaktaufnahme mit Gustaf Tenggren wurde ihm die Skizze geschickt mit der Bitte, zumindest die wichtigsten Disney-Charaktere einzuarbeiten. Tenggren reichte seine erste Skizze ein, Ken Stuart bestätigte diese mit der Anmerkung „Sie scheinen alle außer Jiminy Grille berücksichtigt zu haben“ („You seem to have included everyone but Jiminy Cricket“). Tenggren fügte für das fertige Cover Jiminy Grille noch in die linke untere Ecke hinzu.[9]

In einem anderen Artikel von „The Saturday Evening Post“ wird beschrieben, wie Pete Martin und Diane Disney Miller bis zum Nachmittag den Inhalt der Reihe besprachen, wenn Walt Disney im Studio Feierabend machte und sich zu den beiden setzte, um zuzuhören. Dabei bemerkte Martin, dass Diane Disney Miller sich beim Erzählen leicht auf die Themen lenken ließe, zu denen Martin noch Fragen hatte. Bei Walt Disney war dies schwieriger, Zwischenfragen brachten ihn durcheinander. Eine Anekdote, die Disney erzählte, brachte ihn laut Martin zum harmlosen Streit mit seiner Tochter Diane Disney Miller. Disney solle die damalige Teenagerin gefragt haben, was er noch in Disneyland einbauen könne, um Mädchen ihren Alters anzusprechen, und Diane habe darauf „Jungs“ geantwortet.

Walt Disney, Diane Disney Miller und Pete Martin. (© Disney)

Walt Disney las sich bald nach Ende der Interviews zwischen Disney-Freizeithaus und dem Pool das Manuskript der Biografie-Reihe durch. Mit Tränen in den Augen sagte er: „Über mich ist schon oft geschrieben worden, aber das ist das erste Mal, dass die warme, intime, wahre Geschichte rüberkommt.“ Zudem las er Absätze vor, in denen Diane Disney Miller zärtlich Kindheitserinnerungen an ihren Vater schilderte und Dinge erzählte, von denen Walt Disney nicht wusste, dass sie diese kannte oder an ihn gedacht hatte. Nach dem Treffen schrieb er einen lobenden Brief an Ben Hibbs, den Herausgeber von „The Saturday Evening Post“.[10]

Die ersten Leserbriefe zur neuen Biografiereihe erschienen erst am 22. Dezember 1956, in derselben Ausgabe wie Teil sechs der Reihe.

Begeistert davon, wie Martin das rohe Interviewmaterial in eine so unterhaltsame Artikelreihe verwandelte, erarbeitete das Dreierteam ein Jahr später die erste Buchbiografie über Walt Disney, „The Story of Walt Disney“, beim Verlag Henry Holt and Company[3] mit Martin als Ghostwriter.[11] Die deutsche Fassung des Buches, „Mein Vater Walt Disney“, erschien zwei Jahre später im Bertelsmann-Verlag,[12] die britische Fassung von Odhams Press Limited erschien 1958 und hat den etwas längeren Titel „Walt Disney: An Intimate Biography By His Daughter Diane Disney Miller, As Told To Pete Martin“, weitere Ausgaben erschienen in Italien, Spanien und Frankreich.[5] 2005 kam es zu einem Nachdruck der Biografie zum 50. Jubiläum von Disneyland Anaheim, der bei Disney Editions erschien und Endnoten von Disney-Archivar Dave Smith beinhaltete, die viele Flüchtigkeitsfehler bei Titeln und Chronologie korrigierten.[3] Bereits 1982 beschrieb Smith das Buch wie folgt: „Da es sich auf mündliche Überlieferungen stützt, gibt es viele Fehler in den Fakten, aber im Großen und Ganzen stellt das Buch ein umfassendes persönliches Porträt von Walt dar, wobei ein Großteil der frühen Geschichte, über die hier berichtet wird, als Quellenmaterial für spätere Bücher verwendet wurde.“ („Because of its reliance on oral history, there are many errors in fact, but on the whole the book presents a full personal portrait of Walt, with much of the early history reported here used as source material for later books.“)[4] Inzwischen sind beide Fassungen des Buches vergriffen.[13]

Inhalt[Bearbeiten]

Die einzelnen Kapitel haben mehrere Titel, die alle zu Beginn des Kapitels stehen.

Kapitel 1
Gib mir ein Autogramm
Wir stammen aus dem Normannischen
Großvater lernt die Verfassung
Die Disney-Farm in Marceline
Belohnung: Abführmittel
Zwei Söhne reißen aus

Kapitel 2
Onkel Roy sucht einen Job
Vater und die Marmeladenfabrik
Fünf Dollar Schweigegeld
Das lustige Fotoatelier

Kapitel 3
Vater wird Limonadenverkäufer
Hübsche Mädchen werben für den Krieg
Souvenirs und angemalte Orden
Heimkehr aus Paris

Kapitel 4
Erster Besuch beim „Star“
Tanta Margaret hatte Recht
Mit einem leeren Arbeitsraum fing es an
Newman's lustige Bilderbogen
Mit 21 Jahren Präsident
Erfinder des Zeichenfilms
Hollywood lockt

Kapitel 5
Direktorenposten sind selten
„Alice im Wunderland“
Mutti errötete
Auto oder Ring
Oswald, das Kaninchen
Micky-Maus wird geboren

Kapitel 6
Der erste Tonfilm
Kuhglocken, Blechpfannen und Waschbretter
Onkel Roy sucht Geld
Pat Powers, der Eigentümer eines unerlaubten Tonverfahrens
Vater erklärt sein System
Erste Erfolge, aber das Geld bleibt knapp

Kapitel 7
Ein neues Wagnis: Farbfilme
Silly Symphonie und die drei kleinen Schweinchen
Pluto, Donald Duck und ihre Stimmen
Mäuse und Schweine sehr gefragt

Kapitel 8
Schneewittchen und die alte Mühle
Geldleute sind vorsichtig
Ein Mädchen mit Stimme wird gesucht
4,5 Millionen Dollar Schulden
Henry Ford und die Disney-Aktien

Kapitel 9
Benny Goodman spielt mit
Bankleute werden nervös
Dumbo, das Elefantenbaby
Streik im Disney-Studio
Mr. Morgenthau hat Sonderaufträge
122 000 Meter Film für Onkel Sam

Kapitel 10
James Hilton, Eric Knight und Ernst Lubitsch
Als der Krieg zu Ende war
Der musikalische Walfisch
„Cinderella“ und „Peter Pan“
Die Robbeninsel
Die Wüste lebt und weitere Filme

Kapitel 11
Disney-Land
Television wird aktuell
20 000 Meilen unter dem Meer
Susi und Strolch

Kapitel 12
Abends gibt es keine Probleme
Vaters Tierliebe
Die Modelleisenbahn und der Rechtsanwalt
Film ist Unterhaltung
Es gibt immer wieder Neues

Hintergrund[Bearbeiten]

Die Vergangenheit zeichnet die Zukunft. (© Disney)

Auf dem Titelbild ist eine Konturzeichnung von dem bekannten Jubiläums-Motiv, in dem jeder ältere Micky den jeweils neueren zeichnet. Dieselbe Idee wurde auch in weiteren Abbildungen verwendet, darunter 1988 im Bild „Generations“[14] und 2003 im Bild „Joyeux anniversarie Mickey!“[15]. Bei diesem Motiv zeichnet der schuhlose Micky aus „Bruchlandung“ (Plane Crazy, 1928) den Micky aus „Ein kleines Konzert“ (The Opry House, 1929), welcher wiederum den Zauberlehrling-Micky aus „Fantasia“ (1940) zeichnerisch festhält. Dieser kritzelt den elegant gekleideten Micky aus „Die schmucken Neunziger“ (The Nifty Nineties, 1941), welcher den Bohnenranken-Micky aus „Fröhlich, Frei, Spaß dabei“ (Fun and Fancy Free, 1947) verewigt. Zuletzt wird der urban gekleidete Micky aus „Die einfachen Dinge“ (The Simple Things, 1953) gezeichnet.

Im Buch wird als Copyrightinhaber Diane Disney Miller angegeben, obwohl Pete Martin der Ghostwriter der Biografie ist[11] und auch im Buch mit der Angabe „Nacherzählt von Pete Martin“ erwähnt wird.

Die Redaktion des Buches leitete Heinz Görz und übersetzt wurde das Buch von Irene Esser aus dem Amerikanischen. Die Zeichnungen und Fotos stammen aus verschiedenen Quellen, nämlich der Walt Disney-Corporation selbst, dem ehemaligen Disneyfilm-Vertreiber der USA (RKO-Film) und Deutschland (Ufa) sowie dem Pressearchiv zeilenmass. Die Bilderauswahl passt nicht immer zum Text-Thema, zum Beispiel ist die Zeit, in der Walt Disney an den Alice Comedies arbeitete, bebildert mit Fotos aus „Alice im Wunderland“ und die Zeit, in denen die Disney-Studios im Krieg waren, wird mit Fotos aus „Dumbo“ illustriert.

In der Ausgabe sind auch ein kompletter Strolchi-Sonntagsstreifen von 1958 (ZX 58-08-03 auf Seite 212), die ersten drei Panels eines Donald-Sonntagsstreifens von 1956 (ZD 56-03-25 auf Seite 122), zwei Zeitungscartoons der Reihe „Walt Disneys lustige Menagerie“ (Walt Disney's Merry Menagerie) von 1957 (YR 57-10-12 und YR 57-01-01 auf Seite 51) und zwei Zeitungscartoons der Reihe „Walt Disneys Wunder des Lebens“ (True Life Adventures) von 1956 (YL 56-03-22 und YL 56-02-04 auf Seite 48). Bei „Walt Disney's lustige Menagerie“ wird zusätzlich auf die Veröffentlichung im Hamburger Abendblatt hingewiesen.

Unterschiede zu „My Dad, Walt Disney“[Bearbeiten]

Für die Buchfassung der Disney-Biografie hat Pete Martin einige Änderungen vorgenommen. Einer der größten Änderungen ist die chronologische Anordnung im Buch. Eine Anekdote des ersten Artikels findet sich zum Beispiel zwölften Buch-Kapitel wieder.

Weblinks zu My Dad, Walt Disney[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. „The Saturday Evening Post“ vom 21. Februar 1953, „Bing Crosby tells his Own Story: Call Me Lucky“
  2. „The Saturday Evening Post“, 24. Dezember 1955
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Wade Sampson (25.06.2008). „The Best Walt Disney Biographies“. mouseplanet.com
  4. 4,0 4,1 Dave Smith (15.08.1982). „An Annotated Disney Book Bibliography“. In: The Duckburg Times 15, S. 9
  5. 5,0 5,1 Jim Korkis (04.05.2016). „Walt Disney As Told to Cameron Shipp: The Lost Autobiography“. mouseplanet.com
  6. „My Dad, Walt Disney“. dix-project.net
  7. „The Cover“ in „The Saturday Evening Post“ Jahrgang 229 Ausgabe 20, erschien am 17.11.1956. S. 3. archive.org
  8. „Inside Information on the Disney Cover“ in „The Saturday Evening Post“ Jahrgang 229 Ausgabe 20, erschien am 17.11.1956. S. 160. dix-project.net, archive.org
  9. „How To Build A Cover“ in „Saturday Evening Post - Take Five“ Ausgabe 1.7, vom November 1956. disneybooks.blogspot.com, dix-project.net
  10. „How They Evolved the Story of Walt Disney“ in „The Saturday Evening Post“ Jahrgang 229 Ausgabe 20, erschien am 17.11.1956. S. 160. archive.org, dix-project.net
  11. 11,0 11,1 „Martin, Pete“. d23.com
  12. „Diane Disney Miller“. wikipedia.org
  13. „Rosy, Charlottesville, Virginia“. d23.com/ask-dave
  14. „Generations“. PR OSP 2
  15. „Joyeux anniversarie Mickey!“. FC JM 2681