Spendieren oder Schikanieren

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Spendieren oder Schikanieren
Trick or Treat
Erstveröffentlichung: November 1952
Entstehungsdatum: 31.03.1952
Storycode: W DD 26-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 32
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: Barks Library Special Donald Duck 21 (erstes Mal unzensierte Version)
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks

Ind.PNG Infos zu Spendieren oder Schikanieren

beim I.N.D.U.C.K.S.
Von Carl Barks gezeichnetes Cover (© Disney)

Spendieren oder Schikanieren (im Original: Trick or Treat) ist eine von Carl Barks gezeichnete Comicgeschichte aus dem Jahr 1952.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Es ist Walpurgisnacht in Entenhausen.[1] Die Hexe Hedwig kommt vom Blocksberg um zu überprüfen, ob die Leute tatsächlich nicht mehr an Hexen glauben, und um durch mehr Spukauftritte in der Öffentlichkeit die Leute vom Gegenteil zu überzeugen. Sie muss mitansehen, dass Tick, Trick und Track, die mit ihrem „Heischevers“ „Spendieren oder Schikanieren“ durch die Straßen gehen und von den Leuten Süßigkeiten bekommen wollen, von ihrem Onkel Donald hereingelegt werden. Durch einen Knallkörper lässt er ihren Süßigkeitenbeutel platzen (Zitat Donald: „Na, bin ich nicht ganz groß im Schikanieren“) und gießt anschließend einen Eimer Wasser über seinen Neffen aus („Aber ich bin auch groß im Spendieren. Bitte sehr!“).
Hedwig beschließt, den „armen kleinen schwarzen Seelen“ zu helfen. Doch auch sie muss sich zunächst gefallen lassen, von Donald an der Nase gezogen, mit eiskaltem Wasser begossen und die Treppe hinunter gestoßen zu werden. Deshalb braut Hedwig einen Hexentrank mit „infernalischen Ingredienzen“, darunter einige Barthaare eines Ziegenbocks. Die Mischung in einer Spritzpistole, besteigen Hedwig, Tick, Trick und Track Hedwigs Besen Urian und fliegen durch die Lüfte um, einen Spuk entfesselnd, Donald zum Einlenken und zur Herausgabe der Süßigkeiten zu zwingen.
Donald glaubt nicht recht zu sehen, als ein Kürbis mit Fratze durch die Luft fliegt, ein Pinsel Donalds Haus und sein Gesicht grün bemalt und Gespenster und andere Monster den Weideneinzäunungen entsteigen und mit einem Metallgitter Harfe spielen. Die Geister nähern sich Donalds Haus und er sieht sich gezwungen, die Tür zu öffnen und aus der Vorratskammer Süßigkeiten zu holen. Doch als Hedwig den Kindern zuraunt, dass Donald „ganz hübsch zahm“ geworden sei, besinnt sich dieser und setzt erneut Hedwig und seine Neffen vor die Tür.
Hedwig versucht es nun, indem sie sich durch Ansprühen mit ihrem Zaubertrank in eine schöne Frau verwandelt, und sie schafft es tatsächlich, Donald um den Finger zu wickeln und ihm einen Korb voll Süßigkeiten zu entlocken. Doch als sie sich zurückverwandelt und mit den Kindern auf Urian davonreiten will, fängt Donald den Besen mit dem Lasso ein und Hedwig landet im Kürbisbeet.
Voller Zorn braut Hedwig den nächsten Hexentrank (unter Zugabe eines Herrenhuts, da sie eine Schwäche für Eleganz hat) und beschwört so ihren „Lieblingsgeist“ Pozzepott – im Original Smorgie – herauf, ein sechsarmiger Zyklop, der allerdings auch hinten ein Auge hat. Pozzepott, der seine Arme nach Belieben verlängern kann, gelingt es, Donald in die Enge zu treiben und fast den Schlüssel für die Vorratskammer zu erbeuten. Donald muss notgedrungen die Tür öffnen und Poz die Süßigkeiten aushändigen. Doch er hat noch einen Trumpf in der Hinterhand: eine angemalte Dynamitstange, als „Nugatriegel“ getarnt, wird von Poz, Hedwigs Warnungen missachtend, verspeist – und der Geist löst sich in Luft auf.
Donald schließt die Vorratskammer ab und verschluckt den Schlüssel. Hedwig aber spritzt ihren Trank auf Donalds Füße, die nun in ihrer Gewalt sind. Sie lässt Donald tanzen, auf dass er den Schlüssel ausspucke, doch Donald verschluckt ihn ein zweites – und ein drittes Mal. Schließlich schnappt er den Schlüssel und schiebt ihn unter der geschlossenen Vorratskammertüre durch. Es wird schon langsam hell und Hedwig muss sich beeilen, da sie zurückfliegen muss. Sie zwingt Donald, in eine Ritterrüstung zu steigen, lässt ihn Anlauf nehmen und schließlich durchschlägt das Donald-Geschoss die Tür. Der unterlegene Onkel hisst die weiße Fahne und verspricht Hedwig noch, bevor sie davonreitet: „Nächstes Jahr gehe ich auch als Geist und sage mein Sprüchlein auf.“

Entstehungsgeschichte und Zensur[Bearbeiten]

Smorgie gefiel der Western-Redaktion nicht und musste weichen (© Egmont Ehapa, © Disney)

Anlässlich der Premiere des Cartoons Trick or Treat am 31. Oktober 1952 (deutscher Titel: Donald, Geister und Gespenster) plante der Western-Verlag, für den Barks arbeitete, ein neues, regelmäßig erscheinendes Donald-Duck-Heft. Es schloss direkt an die Four-Color-Reihe an. Dem Redakteur passierte jedoch ein Fehler: 27 Donald-Duck-Hefte waren in der Four-Color-Reihe erschienen, aber das erste Heft trug trotzdem die Nummer 26.[2]

Barks sollte, als passender Start in die neue Albenreihe, eine Adaption des Filmes gestalten und bekam dafür die Storyboardzeichnungen Ralph Wrights vorab zu sehen. Er erkannte aber, dass der Filminhalt nicht 32 Seiten füllen konnte und erdachte zusätzlich die Szene, in der Hedwig sich in eine „blonde Entenfrau“ verwandelt und den „sechsarmigen Oger Smorgie“ herbeizaubert. Die Redaktion mochte Barks' Szenen jedoch nicht und strich sie komplett. Auch der Anfang, in dem ein Friedhof zu sehen ist und den Barks direkt aus dem Film übernahm, zensierte die Redaktion. Barks musste die ersten eineinhalb Seiten neu zeichnen und, um das Heft aufzufüllen, eine weitere Halloweengeschichte – „Boshafte Kobolde“ – schreiben.[2]

Übersetzung[Bearbeiten]

Als die Geschichte 1985 von Erika Fuchs ins Deutsche übersetzt wurde, war Halloween noch nicht so bekannt, dass die Leser die Geschichte eins zu eins verstanden hätten. Deshalb versetzte Fuchs das Geschehnis in die Walpurgisnacht – was angesichts der Kürbisse jahreszeitlich nicht ganz hinkommt! Alle weiteren Publikationen beließen diese (Falsch-)Übersetzung.

„Spendieren oder Schikanieren“ ist zudem voll von erwähnenswerten Übersetzungspassagen, Alliterationen und Reimen, so zum Beispiel das folgende Halloween-Lied, das sich über mehrere Seiten zieht:

Spendieren oder Schikanieren!
Heute haben wir die Macht, denn es ist Walpurgisnacht!
Durch den Nebel und die Nacht hab' ich dir was mitgebracht!
Sieh die Funkenwürmer fliegen in geballten Schwärmezügen!
Und gedenke meiner Macht!
Koppi, koppa, koppheister! Steht auf, seid flotte Geister!
Spendieren oder Schikanieren!
Heute haben wir die Macht, denn es ist Walpurgisnacht!
Wir tanzen jetzt 'nen Ringelpiez, Kobold und Gnom, ein jeder sieht's!
Und wenn du paßt und einfach pennst, dann kommt das böse Schreckgespenst! (S. 12–14)

Erwähnenswert ist auch der Zaubertrank, den Hedwig braut, bei dessen Zusammensetzung sich Fuchs von Shakespeares „Macbeth“ inspirieren ließ:

Spendieren oder Schikanieren Macbeth[3]
Krawi, Krawa, Krawall,

Feuer brenn und Wasser wall!

Ich hab' Uhufedern aus der Hunnenhöhle geholt.
Und ich Satanspilze vom Sudelfeld!

Molchesaug und Unkenlunge
und dazu 'ne Hundezunge,
Flaum vom Kauze, Natternschnauze,
Flaschenhals und Pferdeschwanz!
Den weißen Bart vom Geißbock ganz!

Höllenbrühe zisch und knalle,
daß der Zauber uns gefalle!

(S. 8–10)

Um den Kessel dreht euch rund,

Werft das Gift in seinen Schlund!
Kröte, die im kalten Stein
Tag' und Nächte, dreimal neun,
Zähen Schleim im Schlaf gegoren,
Sollst zuerst im Kessel schmoren!

Spart am Werk nicht Fleiß noch Mühe,
Feuer sprühe, Kessel glühe!

Sumpf'ger Schlange Schweif und Kopf
Brat' und koch' im Zaubertopf:
Molchesaug' und Unkenzehe,
Hundemaul und Hirn der Krähe;
Zäher Saft des Bilsenkrauts,
Eidechsbein und Flaum vom Kauz:
Mächt'ger Zauber würzt die Brühe,
Höllenbrei im Kessel glühe!

Spart am Werk nicht Fleiß noch Mühe,
Feuer sprühe, Kessel glühe!

Bedeutung[Bearbeiten]

„Spendieren oder Schikanieren“ ist, nach „Der goldene Weihnachtsbaum“, Barks' zweite Geschichte mit einer Hexe. In der Vorgängerstory war die Hexe noch die Böse gewesen, die Weihnachten zerstören will; hier tauscht sie die Rolle mit Donald, der in einer fast schon Dagobert'schen Rolle „gegen die Gesetze des Tages“ verstößt und keine Süßigkeiten rausrücken will.[4] Barks nützte auch hier, wie in seinen Weihnachtsgeschichten, die Themen Neid und Gier und baut, wie in „Die Mutprobe“, eine Bekehrung des Missetäters – in diesem Fall Donalds – zum Geist des Festes ein.[5] Die Verwandlung Hedwigs in die schöne Verführerin entnahm Barks direkt der Weihnachtsbaum-Geschichte und glich beide sogar optisch einander an.

Die Figur der Hexe Hedwig – oder Hicksi – wurde zwar nicht von Barks erfunden, jedoch hat seine Geschichte sie stark mitgeprägt und zu ihrer Beliebtheit beigetragen. Bereits 1956 verwendete sie Luciano Bottaro – Barks hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal Gundel Gaukeley erfunden. Die Gestaltung der Halloween-Geschichte an sich und besonders der Geisterreigen auf den Seiten 13 und 14 inspirierte Bottaro zur Gestaltung seiner Geschichten.

In der Geschichte „Der Kürbiskampf“ von Don Rosa kann man ein Kostüm des hässlichen Monsters Pozzepot sehen.

Geister bei Barks (© Egmont Ehapa, © Disney)

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Zensierte Version[Bearbeiten]

Unzensierte Version[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Macbeth in der Wikipedia

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Im Original Halloween
  2. 2,0 2,1 Wolfgang J. Fuchs: Verhext noch mal – 60 Jahre „Trick or Treat“. Entenhausener Geschichte(n) Folge 199, DDSH 305.
  3. William Shakespeare: Macbeth. Übersetzung von Dorothea Tieck. 4. Aufzug, 1. Szene. [1]
  4. Geoffrey Blum: „Frohes Fest“. Übersetzung von Johnny A. Grote. Barks Library Special Onkel Dagobert 8.
  5. Der Film „Trick or Treat“ endet mit dem bewusstlos geschlagenen Donald.