Die Mutprobe

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Die Mutprobe
Weihnachten auf dem Bärenberg
Christmas on Bear Mountain
Erstveröffentlichung: 14. November 1947
Entstehungsdatum: Juli 1947
Storycode: W OS 178-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 20
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: Micky Maus Magazin 26–27/1957
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks

Ind.PNG Infos zu Die Mutprobe

beim I.N.D.U.C.K.S.

Die Mutprobe (im Original: Christmas on Bear Mountain) oder Weihnachten auf dem Bärenberg ist eine von Carl Barks gezeichnete Comicgeschichte aus dem Jahre 1947. Es ist die erste, in der Dagobert Duck einen Auftritt hat. Er hält es für eine beachtenswerte Charaktereigenschaft, wenn man über eine ordentliche Portion Mut verfügt – Dagobert versucht also herauszufinden, ob dies bei seinem Neffen der Fall ist.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Erstauftritt Dagoberts (© Egmont Ehapa)

In dieser Geschichte sitzt Dagobert an Weihnachten grimmig in seiner Villa. Dabei äußert er den Satz:

„Hier sitz ich einsam und verlassen und Weihnachten steht vor der Tür. Grauenhaftes Fest! Wenn’s nur erst vorbei wär! Weihnachten liegt mir nicht. Ich kann niemanden leiden und mich kann niemand leiden!“
Dagobert Duck[1]

Er möchte Donald und seine Neffen erst dann beschenken, wenn sie in eine Mutprobe in einer Berghütte weit oben in den Bergen bestanden haben, wo es von Bären nur so wimmelt.[2]

Dagobert reist Donald und den Neffen mit einem Bärenkostüm hinterher, um sie ordentlich zu erschrecken. Donald und die Neffen sind in der Zwischenzeit auf wirkliche Bären gestoßen, ein Junges und seine Mutter, die sich am Festbuffet gütlich tun. Donald hat zwar die Absicht, die Bärenmutter im Schlaf zu fesseln, wird aber ohnmächtig. Die Neffen jagen dem Bärenjungen hinterher. Dagobert findet sie und erschrickt selbst vor den Bären, kann sich aber davon überzeugen, dass seine Neffen wirklich mutig sind. Er spendiert ihnen am Weihnachtsfeiertag ein Fest in seiner Villa. Als Dagobert Donald ein Bärenfell aus Nordamerika schenken will, fällt dieser erneut in Ohnmacht. Die Neffen erklären dem überraschten Dagobert, dass Donald „wohl zuviel Gänsebraten“ oder „Erdnüsse“ gegessen hat. Dagobert ist erleichtert: „Da hab' ich doch einen Augenblick lang gedacht, er hätte Angst.“

Hintergrund und Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

Donald und der Bär (© Egmont Ehapa)

In dieser Geschichte erhält Dagobert seinen englischen Namen Scrooge McDuck, der an Ebenezer Scrooge aus A Christmas Carol (Eine Weihnachtsgeschichte) von Charles Dickens angelehnt ist, einem alten grantigen Geizhals und Geldverleiher, der in einer einzigen Nacht Besuch eines Geistes seines ehemaligen Teilhabers sowie drei weiteren Geistern erhält und darauf hin sein Leben ändert. In Die Mutprobe kommt auch eine „Bekehrung“ Dagoberts zum Glaube an Weihnachten vor, allerdings nimmt man ihm diese nicht ganz ab und Barks selbst hat Dagobert noch weitere Male in einer ähnlichen misanthropischen Stimmung gezeichnet.

Barks kam wohl eher zufällig auf die Idee, die Figur des Scrooge McDuck zu erfinden. Der Verlag erwartete sich eine Weihnachtsgeschichte für die Donald-Duck-Heftreihe und während Barks sich „nach Themen und Motiven umschaute, mußte ich an Charles Dickens' großartige Weihnachtsgeschichte über Scrooge denken“. Barks räumt aber ein, dass „[a]ls ich anfing, an der Figur Onkel Dagobert zu arbeiten, hatte ich vor allem Andy Gumps Onkel im Sinn, aber da ich mich nur noch sehr vage an ihn erinnern konnte, entschied ich mich, noch einige Züge von Dickens' Scrooge hinzuzufügen“.[3] Barks ließ sich also von der Figur des „Onkel Bim“ aus der Comicserie The Gumps inspirieren, der jedoch ein Philanthrop ist. Entsprechend stammen die schlechten Eigenschaften Dagoberts überwiegend von Ebenezer Scrooge. Zudem störte Barks, dass Onkel Bims Reichtum nur selten zur Schau gestellt wird – wohl ein Grund dafür, warum Barks, besonders in den Weihnachtsgeschichten, die übertriebene Darstellung von Geld präferierte.

Später äußerte sich Barks in Bezug auf Die Mutprobe:

„Scrooge in Christmas on Bear Mountain was only my first idea of a rich, old uncle. I had made him too old and too weak. I discovered later on that I had to make him more active.“
„Dagobert in Die Mutprobe war nur meine erste Idee eines reichen, alten Onkels. Ich hatte ihn zu alt und schwach gemacht. Ich merkte später, dass ich ihn aktiver gestalten musste.“

Bedeutung[Bearbeiten]

Die Habgier steht im Mittelpunkt der Geschichte und auch Donald entzieht sich ihr nicht (© Egmont Ehapa)

Hier wird bereits Dagoberts Rolle als Klischeefigur[5] des kaltherzigen, gefühlslosen und nur auf Geld bedachten alten Herrn und Kapitalisten, der sich Begegnungen mit anderen so gut es geht entzieht, vorgezeichnet („Ein grämlicher Menschenfeind“, „ein reicher, unfreundlicher älterer Verwandter“[6], der „zum Fest geläutert werden [sollte].“[7]) Im Laufe der Zeit wandelte sich Dagobert bei Barks schließlich zu einem liebenswürdigen Opa und netten älteren Herrn. („Später, nachdem Dagobert vom Comic-Komparsen zur Titelfigur einer eigenen Heftreihe aufgestiegen war, ließ Barks den skrupellosen, menschenverachtenden Großkapitalisten der Anfangsjahre allmählich zum lustigen Onkel und schließlich zum schrulligen, fast bemitleidenswerten Alten mutieren.“[8] Thomas Andrae schreibt, dass Dagobert „sowohl die gute als auch die schlechte Seite des Kapitalismus“ vereint und „zum ambivalenten, aber bemerkenswert klaren Porträt des amerikanischen Wirtschaftsmagnaten per se“ wird. Barks gelang es, mit „weitaus größerer Deutlichkeit“ als Dickens, „die magische und oft unheilvolle Macht des Geldes [zu] zeigen“.[3]

Fortsetzungen und Anspielungen[Bearbeiten]

Der Comic erhielt vier Fortsetzungen:

Eine Anspielung auf die Geschichte findet sich unter anderem auch in Colomers Geschichte Schürfen statt scheffeln, in der Donald einen jungen Braunbär aus einer Misslage befreit und anschließend sagt: „Seit damals im Bärengebirge mag ich Bären.“ In der Geschichte Die Krone der Wünsche von Vito Stabile und Alessandro Perina findet die Schlussszene in der Hütte statt.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Im Original heißt es: „Here I sit in this big lonely dump, waiting for Christmas to pass! Bah! That silly season when everybody loves everybody else! A Curse on it! Me – I’m different! Everybody hates me, and I hate everybody!“
  2. Volkhard App: Jeden Tag ein Talerbad – Dagobert Duck zum 60. Geburtstag, Deutschlandfunk Kultur, 23.12.2007, abgerufen am: 05.12.2018
  3. 3,0 3,1 Thomas Andrae: „Ein reicher Onkel für Donald“. Übersetzt von Johnny A. Grote. Barks Library Special Donald Duck 8, S. 30.
  4. Carl Barks zitiert nach Carsten Laqua: Carl Barks – The Author, homestead.com, abgerufen am: 05.12.2018
  5. Andreas Platthaus: Wer wird Milliardär, in: Barks’ Onkel Dagobert – Band 1, S. 4 f. (S. 5).
  6. Andreas Platthaus: Herzlichen Glückwunsch, Herr Duck!, in: 60 Jahre Onkel Dagobert, S. 4–7.
  7. Andreas Platthaus: Herzlichen Glückwunsch, Herr Duck!, in: 60 Jahre Onkel Dagobert, S. 4 f. (S. 4).
  8. Jochen Bölsche: Absturz nach dem Boom: Das Ende einer Ente, Spiegel Online, 28.07.2009, 2. Teil: Ein Comic als Lehrbuch, abgerufen am: 05.12.2018