Der sprechende Hund: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Der sprechende Hund''' (engl. ''The Talking Dog'', auf Deutsch auch '''Micky Maus und der sprechende Hund''') ist eine von [[Bill Walsh]] getextete, von [[Floyd Gottfredson]] gezeichnete sowie von [[Bill Wright]] getuschte [[Comic]]geschichte aus dem Jahr 1946. In ihr geht es darum, dass [[Micky]] einen sprechenden Hund bei sich aufnimmt. Die Geschichte erlangte in Deutschland einen erstaunlichen Bekanntheitsgrad, da sie die erste längere Micky-Geschichte im Micky-Maus-Heft 01/1951 war. Sie ist eine von etwa 40 Kurzgeschichten, die von 1946 bis 1947 den in US-amerikanischen Tageszeitungen erscheinenden Micky-Maus-Comicstrip dominierten. | '''Der sprechende Hund''' (engl. ''The Talking Dog'', auf Deutsch auch '''Micky Maus und der sprechende Hund''') ist eine von [[Bill Walsh]] getextete, von [[Floyd Gottfredson]] gezeichnete sowie von [[Bill Wright]] getuschte [[Comic]]geschichte aus dem Jahr 1946. In ihr geht es darum, dass [[Micky]] einen sprechenden Hund bei sich aufnimmt. Die Geschichte erlangte in Deutschland einen erstaunlichen Bekanntheitsgrad, da sie die erste längere Micky-Geschichte im Micky-Maus-Heft 01/1951 war. Sie ist eine von etwa 40 Kurzgeschichten, die von 1946 bis 1947 den in US-amerikanischen Tageszeitungen erscheinenden Micky-Maus-Comicstrip dominierten. | ||
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Da Micky bereits einen Hund als treuen Gefährten – nämlich Pluto – hat, hält er es an der Zeit, Quassel und Pluto miteinander vertraut zu machen. Er führt die zwei ins Wohnzimmer, wo sie erstmals aufeinandertreffen. Nachdem Pluto anfänglich verwundert ist, beschnüffelt er Quassel, zieht eine strenge Miene und verlässt schließlich wieder das Wohnzimmer. Quassel vermutet, dass Pluto und er einfach nicht dieselbe Sprache sprechen würden und sich wohl deswegen auch in sozialer Hinsicht nicht verstehen. Bald darauf hat Micky einen Termin beim Tierarzt Doktor Pustenagel, bei dem er hofft, einige wissenschaftliche fundierte Aussagen über seinen Hund zu erhalten. Der Tierarzt zeigt Micky ein Bild vom Kehlkopf eines Hundes und führt weiter aus, dass möglicherweise die außergewöhnliche Struktur seiner Kehle den Hund dazu befähigen könnte, bestimmte menschliche Laute zu imitieren. Er hält es jedoch für absolut unmöglich, dass Quassel wirklich spricht. Während Micky später mit Quassel die Praxis verlässt, sagt der Hund, dass er immer dachte, er könne sprechen. Bei einem weiteren Termin versucht Micky nun nicht mehr, die Ursachen für die außergewöhnliche Fähigkeit von Quassel zu ergründen, sondern, sein Talent zu nutzen. Bei der Star Schauspieleragentur hat er einen Vorsprechtermin organisiert. Doch als er und Quassel vorgetragen haben, glaubt der vor ihnen sitzende Prüfer, dass Micky ein Bauchredner wäre. Quassel springt daraufhin wütend auf den Schreibtisch des Herrn und spricht ihn an, er solle nicht in diesem Ton mit Micky reden. | Da Micky bereits einen Hund als treuen Gefährten – nämlich Pluto – hat, hält er es an der Zeit, Quassel und Pluto miteinander vertraut zu machen. Er führt die zwei ins Wohnzimmer, wo sie erstmals aufeinandertreffen. Nachdem Pluto anfänglich verwundert ist, beschnüffelt er Quassel, zieht eine strenge Miene und verlässt schließlich wieder das Wohnzimmer. Quassel vermutet, dass Pluto und er einfach nicht dieselbe Sprache sprechen würden und sich wohl deswegen auch in sozialer Hinsicht nicht verstehen. Bald darauf hat Micky einen Termin beim Tierarzt Doktor Pustenagel, bei dem er hofft, einige wissenschaftliche fundierte Aussagen über seinen Hund zu erhalten. Der Tierarzt zeigt Micky ein Bild vom Kehlkopf eines Hundes und führt weiter aus, dass möglicherweise die außergewöhnliche Struktur seiner Kehle den Hund dazu befähigen könnte, bestimmte menschliche Laute zu imitieren. Er hält es jedoch für absolut unmöglich, dass Quassel wirklich spricht. Während Micky später mit Quassel die Praxis verlässt, sagt der Hund, dass er immer dachte, er könne sprechen. Bei einem weiteren Termin versucht Micky nun nicht mehr, die Ursachen für die außergewöhnliche Fähigkeit von Quassel zu ergründen, sondern, sein Talent zu nutzen. Bei der Star Schauspieleragentur hat er einen Vorsprechtermin organisiert. Doch als er und Quassel vorgetragen haben, glaubt der vor ihnen sitzende Prüfer, dass Micky ein Bauchredner wäre. Quassel springt daraufhin wütend auf den Schreibtisch des Herrn und spricht ihn an, er solle nicht in diesem Ton mit Micky reden. | ||
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Datei:Der sprechende Hund-2.jpg|Goofy verhält sich jedenfalls so komisch wie eh und je. (© Egmont Ehapa) | |||
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Nachdem beim Schauspielbusiness Zweifel an Quassels Tauglichkeit aufkamen, beschließt Micky, dass er und Pluto sich ein wenig besser kennenlernen sollen. Auf einem Spaziergang spricht Quassel zu Pluto, der allerdings immer noch eine Abneigung ihm gegenüber zeigt. Als aus heiterem Himmel der Hundefänger vor ihnen auftaucht, stellt sich Quassel entschieden in den Weg und weist ihn in einem Monolog darauf hin, dass ein so liebenswürdiger Hund wie Pluto nicht von einem Hundefänger verfolgt werden sollte. Der Hundefänger räumt panisch das Feld. Außerdem hat Pluto erkannt, dass Quassel ihn mag, sodass eine Freundschaft zwischen den beiden zustande kommt. Während sie ihren Spaziergang fortsetzen, stoßen sie auf eine Hundedame. Quassel versucht, sie mit einem besonders schön aufgesagten Spruch für sich zu erobern, aber Pluto mischt sich ein und die Dame findet Gefallen an seinem sowieso viel schöneren Gebell als an Quassels Worten. Der steht neben den glücklich miteinander bellenden Hunden und fragt sich, worüber sie wohl sprechen. | Nachdem beim Schauspielbusiness Zweifel an Quassels Tauglichkeit aufkamen, beschließt Micky, dass er und Pluto sich ein wenig besser kennenlernen sollen. Auf einem Spaziergang spricht Quassel zu Pluto, der allerdings immer noch eine Abneigung ihm gegenüber zeigt. Als aus heiterem Himmel der Hundefänger vor ihnen auftaucht, stellt sich Quassel entschieden in den Weg und weist ihn in einem Monolog darauf hin, dass ein so liebenswürdiger Hund wie Pluto nicht von einem Hundefänger verfolgt werden sollte. Der Hundefänger räumt panisch das Feld. Außerdem hat Pluto erkannt, dass Quassel ihn mag, sodass eine Freundschaft zwischen den beiden zustande kommt. Während sie ihren Spaziergang fortsetzen, stoßen sie auf eine Hundedame. Quassel versucht, sie mit einem besonders schön aufgesagten Spruch für sich zu erobern, aber Pluto mischt sich ein und die Dame findet Gefallen an seinem sowieso viel schöneren Gebell als an Quassels Worten. Der steht neben den glücklich miteinander bellenden Hunden und fragt sich, worüber sie wohl sprechen. | ||
Die Begegnung mit der Hundedame bleibt nicht ohne Folgen, denn Quassel fühlt sich aufgrund seines besonderen Talents von anderen Hunden abgegrenzt. Er wünscht, ein normaler Hund zu sein, damit er auch wie ein normaler Hund bellen kann. Zurück zu Hause, teilt ihm Micky mit, dass eine große Werbekampagne in Quassels Namen gestartet wurde, die Hundefutter bewirbt, und seine Meinung nicht zuletzt bei gesellschaftlichen Ereignissen gefragt sei. Quassel gehört zur High Society der Stadt. Das macht ihn aber umso trauriger, denn je mehr er etwas Außergewöhnliches ist, desto weniger kann er mit anderen Hunden eine Beziehung eingehen. So scheint auch die Hundedame, die Pluto umworben hat, für ihn unerreichbar. Bei einem zweiten Besuch eines Arztes, diesmal eines Psychiaters, klärt sich anschließend einiges auf: Quassel ist gar kein Hund, der wirklich sprechen kann, er wurde vielmehr hypnotisiert, sodass er glaubt, dass er sprechen kann. Micky ist erstaunt, als der Psychiater mit einem Fingerschnipp den Hypnosezustand beendet und Quassel sofort anfängt, zu bellen. Auch sein Benehmen, das zuletzt mehr dem von Menschen glich, ist wieder auf dem Stand eines Hundes. Micky und auch Quassel scheinen glücklich darüber, dass der ehemals sprechende Hund wieder ein ganz normaler Hund ist. Auf dem Nachhauseweg redet Micky wieder mit Quassel, der seine Äußerungen jetzt allerdings nicht mehr versteht und nur noch mit Bellen reagiert. Micky kündigt alle Film-, Radio- und Werbeverträge auf, gibt Quassel einen dicken Knochen und lässt ihn vergnügt durch die Wohnung streifen – als Hund, der nicht mehr sprechen kann. | Die Begegnung mit der Hundedame bleibt nicht ohne Folgen, denn Quassel fühlt sich aufgrund seines besonderen Talents von anderen Hunden abgegrenzt. Er wünscht, ein normaler Hund zu sein, damit er auch wie ein normaler Hund bellen kann. Zurück zu Hause, teilt ihm Micky mit, dass eine große Werbekampagne in Quassels Namen gestartet wurde, die Hundefutter bewirbt, und seine Meinung nicht zuletzt bei gesellschaftlichen Ereignissen gefragt sei. Quassel gehört zur High Society der Stadt. Das macht ihn aber umso trauriger, denn je mehr er etwas Außergewöhnliches ist, desto weniger kann er mit anderen Hunden eine Beziehung eingehen. So scheint auch die Hundedame, die Pluto umworben hat, für ihn unerreichbar. Bei einem zweiten Besuch eines Arztes, diesmal eines Psychiaters, klärt sich anschließend einiges auf: Quassel ist gar kein Hund, der wirklich sprechen kann, er wurde vielmehr hypnotisiert, sodass er glaubt, dass er sprechen kann. Micky ist erstaunt, als der Psychiater mit einem Fingerschnipp den Hypnosezustand beendet und Quassel sofort anfängt, zu bellen. Auch sein Benehmen, das zuletzt mehr dem von Menschen glich, ist wieder auf dem Stand eines Hundes. Micky und auch Quassel scheinen glücklich darüber, dass der ehemals sprechende Hund wieder ein ganz normaler Hund ist. Auf dem Nachhauseweg redet Micky wieder mit Quassel, der seine Äußerungen jetzt allerdings nicht mehr versteht und nur noch mit Bellen reagiert. Micky kündigt alle Film-, Radio- und Werbeverträge auf, gibt Quassel einen dicken Knochen und lässt ihn vergnügt durch die Wohnung streifen – als Hund, der nicht mehr sprechen kann. | ||
[[Datei:Der sprechende Hund-4.jpg|thumb|left|270px|Micky beginnt, Nachforschungen anzustellen... (© Egmont Ehapa)]] | |||
== Entstehungsgeschichte und Hintergrund == | == Entstehungsgeschichte und Hintergrund == | ||
=== Kurzgeschichten im Micky-Maus-Comicstrip === | === Kurzgeschichten im Micky-Maus-Comicstrip === | ||
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=== Inhalt, Thematik und Aufbau der Kurzgeschichten === | === Inhalt, Thematik und Aufbau der Kurzgeschichten === | ||
Der Inhalt der Kurzgeschichten erinnert des Öfteren in Teilen an Themen, die bereits in den vorherigen, langen Fortsetzungsgeschichten behandelt worden sind. Untersucht man die Kurzgeschichten genauer, fällt auf, dass sie gelegentlich nicht nur neue Ansätze vertieften, sondern auch alte wiederverwertet wurden – mit einem Ergebnis, über das sich in qualitativer Hinsicht streiten lässt. So ist ''Die neue Freundin'' im Wesentlichen eine Neufassung des Klassikers ''[[Liebeswirren]]'' (1941), allerdings ohne eine dort gezeigte Charakterentwicklung und dafür mit einer sexistischen Einstellung. Außerdem wurden einige Charakterposen direkt der „deutlich besseren“ Geschichte entnommen. Dafür kann aber entgegengehalten werden, dass zu dieser Zeit auch die kopierten Posen noch sehr sauber ausgeführt sind, weil Gottfredson 1946 die Mitglieder der Comicstripabteilung zu Höchstleistungen anspornte. Dadurch lässt sich auch erklären, warum einige Geschichten aussehen wie von Gottfredson gezeichnet, obwohl völlig andere Personen am Werk waren: Gottfredson schaffte es, einen Ehrgeiz zu kreieren, der so weit reichte, nicht nur gute Zeichnungen abzuliefern, sondern auch noch so nah wie möglich an seine Zeichnungen heranzukommen.<ref name="FGL8"></ref> | Der Inhalt der Kurzgeschichten erinnert des Öfteren in Teilen an Themen, die bereits in den vorherigen, langen Fortsetzungsgeschichten behandelt worden sind. Untersucht man die Kurzgeschichten genauer, fällt auf, dass sie gelegentlich nicht nur neue Ansätze vertieften, sondern auch alte wiederverwertet wurden – mit einem Ergebnis, über das sich in qualitativer Hinsicht streiten lässt. So ist ''Die neue Freundin'' im Wesentlichen eine Neufassung des Klassikers ''[[Liebeswirren]]'' (1941), allerdings ohne eine dort gezeigte Charakterentwicklung und dafür mit einer sexistischen Einstellung. Außerdem wurden einige Charakterposen direkt der „deutlich besseren“ Geschichte entnommen. Dafür kann aber entgegengehalten werden, dass zu dieser Zeit auch die kopierten Posen noch sehr sauber ausgeführt sind, weil Gottfredson 1946 die Mitglieder der Comicstripabteilung zu Höchstleistungen anspornte. Dadurch lässt sich auch erklären, warum einige Geschichten aussehen wie von Gottfredson gezeichnet, obwohl völlig andere Personen am Werk waren: Gottfredson schaffte es, einen Ehrgeiz zu kreieren, der so weit reichte, nicht nur gute Zeichnungen abzuliefern, sondern auch noch so nah wie möglich an seine Zeichnungen heranzukommen.<ref name="FGL8"></ref> | ||
[[Datei:Der sprechende Hund-5.jpg|thumb|right|290px|...die ergeben, dass Quassel in Wirklichkeit doch kein sprechender Hund ist! (© Egmont Ehapa)]] | |||
Im Gegensatz zu den langen Fortsetzungsgeschichten konnten die Kurzgeschichten jedoch auch mit ihrer Kürze punkten. Meistens liefen sie nur über eine Dauer von zwei Wochen (zu Beginn waren es noch drei oder vier Wochen), wodurch sie sich nicht wochenlang in unwichtigen Nebenhandlungen verlieren konnten, wie es bei einigen Geschichten während der Kriegsjahre der Fall gewesen war. Zudem boten die Kurzgeschichten Bill Walsh die Gelegenheit, mit neuen Ideen zu experimentieren. Die Atombombenabwehranlage aus ''Das kleine Genie'' etwa taucht als [https://de.wikipedia.org/wiki/MacGuffin MacGuffin] in ''[[Atomschirm und Dichterspion]]'' (1948) wieder auf. Und auch andere Autoren bedienten sich bei den Kurzgeschichten als Ideensammlung: So mochte Bill Wright Adalbrand Maus aus ''Mickys Urgroßvater'' so sehr, dass er ihn für die 1973 erschienene Geschichte ''Valley of the Kachinas'' (abgedruckt in „[https://inducks.org/issue.php?c=us%2FMM++142 Mickey Mouse 142]“, bisher noch nicht auf Deutsch verfügbar) wiederbelebte.<ref name="FGL8"></ref> | Im Gegensatz zu den langen Fortsetzungsgeschichten konnten die Kurzgeschichten jedoch auch mit ihrer Kürze punkten. Meistens liefen sie nur über eine Dauer von zwei Wochen (zu Beginn waren es noch drei oder vier Wochen), wodurch sie sich nicht wochenlang in unwichtigen Nebenhandlungen verlieren konnten, wie es bei einigen Geschichten während der Kriegsjahre der Fall gewesen war. Zudem boten die Kurzgeschichten Bill Walsh die Gelegenheit, mit neuen Ideen zu experimentieren. Die Atombombenabwehranlage aus ''Das kleine Genie'' etwa taucht als [https://de.wikipedia.org/wiki/MacGuffin MacGuffin] in ''[[Atomschirm und Dichterspion]]'' (1948) wieder auf. Und auch andere Autoren bedienten sich bei den Kurzgeschichten als Ideensammlung: So mochte Bill Wright Adalbrand Maus aus ''Mickys Urgroßvater'' so sehr, dass er ihn für die 1973 erschienene Geschichte ''Valley of the Kachinas'' (abgedruckt in „[https://inducks.org/issue.php?c=us%2FMM++142 Mickey Mouse 142]“, bisher noch nicht auf Deutsch verfügbar) wiederbelebte.<ref name="FGL8"></ref> | ||
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=== Kurzgeschichte „Der sprechende Hund“ === | === Kurzgeschichte „Der sprechende Hund“ === | ||
==== Nachdruck von Comicstrip-Geschichten in Comicheften von Western Publishing ==== | ==== Nachdruck von Comicstrip-Geschichten in Comicheften von Western Publishing ==== | ||
[[Datei:Der sprechende Hund-3.jpg|thumb|left|280px|Pluto hat mehr Erfolg bei der Partnersuche als Quassel. (© Egmont Ehapa)]] | |||
Die Kurzgeschichten sind allgemein eine interessante Phase des Micky-Maus-Strips, die es sich genauer zu untersuchen lohnt, aber ''Der sprechende Hund'' ist wohl von allen Kurzgeschichten eine der wichtigsten. Dies liegt darin begründet, dass der Verlag [[Western Publishing]] in den USA ab Ende 1936 zunehmend begann, Gottfredson-Sonntagsseiten nachzudrucken, und im Zuge des Comicbooms ab 1940 sogar Tagesstrips und in Farbe nachdruckte. Im Oktober 1940 wurde das bisherige ''Mickey Mouse Magazine'' umbenannt in ''Walt Disney’s Comics and Stories''. Hier kamen regelmäßig Comicstrips zum Abdruck, darunter eben jene Einzelstrips und Sonntagsseiten, aber auch die langen Fortsetzungsgeschichten, aufgeteilt auf mehrere Hefte, und die Kurzgeschichten aus der Zeit von 1946 bis 1947.<ref name="RT">[[Ralph Trommer]]: Aus Mickey wird Micky. Floyd Gottfredson Library 8, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 13;</ref> | Die Kurzgeschichten sind allgemein eine interessante Phase des Micky-Maus-Strips, die es sich genauer zu untersuchen lohnt, aber ''Der sprechende Hund'' ist wohl von allen Kurzgeschichten eine der wichtigsten. Dies liegt darin begründet, dass der Verlag [[Western Publishing]] in den USA ab Ende 1936 zunehmend begann, Gottfredson-Sonntagsseiten nachzudrucken, und im Zuge des Comicbooms ab 1940 sogar Tagesstrips und in Farbe nachdruckte. Im Oktober 1940 wurde das bisherige ''Mickey Mouse Magazine'' umbenannt in ''Walt Disney’s Comics and Stories''. Hier kamen regelmäßig Comicstrips zum Abdruck, darunter eben jene Einzelstrips und Sonntagsseiten, aber auch die langen Fortsetzungsgeschichten, aufgeteilt auf mehrere Hefte, und die Kurzgeschichten aus der Zeit von 1946 bis 1947.<ref name="RT">[[Ralph Trommer]]: Aus Mickey wird Micky. Floyd Gottfredson Library 8, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 13;</ref> | ||
Aktuelle Version vom 20. November 2024, 18:16 Uhr
Der sprechende Hund | |
---|---|
Micky Maus und der sprechende Hund | |
The Talking Dog | |
Erstveröffentlichung: | 18.11.1946–30.11.1946 |
Entstehungsdatum: | 1946 |
Storycode: | YM 088 |
Story: | Bill Walsh |
Zeichnungen: | Floyd Gottfredson |
Tusche: | |
Seiten: | 12 Tagesstrips, 4 Seiten in der FGL |
Format: | Zeitungsstrip |
Deutsche Übersetzung: | Marc Moßbrugger |
Deutsche Erstveröffentlichung: | Floyd Gottfredson Library 9 |
Weiterführendes | |
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Infos zu Der sprechende Hund beim I.N.D.U.C.K.S. | |
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Der sprechende Hund (engl. The Talking Dog, auf Deutsch auch Micky Maus und der sprechende Hund) ist eine von Bill Walsh getextete, von Floyd Gottfredson gezeichnete sowie von Bill Wright getuschte Comicgeschichte aus dem Jahr 1946. In ihr geht es darum, dass Micky einen sprechenden Hund bei sich aufnimmt. Die Geschichte erlangte in Deutschland einen erstaunlichen Bekanntheitsgrad, da sie die erste längere Micky-Geschichte im Micky-Maus-Heft 01/1951 war. Sie ist eine von etwa 40 Kurzgeschichten, die von 1946 bis 1947 den in US-amerikanischen Tageszeitungen erscheinenden Micky-Maus-Comicstrip dominierten.
Figuren[Bearbeiten]
- Micky Maus
- Goofy
- Pluto
- eine Hundedame
- zwei weitere Hunde
- Tierarzt Dr. Pustenagel
- ein Prüfer bei einer Schauspieleragentur
- ein Psychiater
- und ein Hundefänger
Handlung[Bearbeiten]
Micky hat es sich zu Hause gemütlich gemacht. Während er vor einem warmen Kaminfeuer im Sessel sitzt und ein Buch liest, klopft es plötzlich an der Haustür. Als Micky aufmacht, ist keine Person zu sehen, sondern nur zwei Hunde in einem Korb. Der Mäuserich denkt laut und fragt sich, wer die Hunde denn ausgesetzt hat, worauf einer der Hunde erstaunlicherweise eine Antwort gibt: Micky solle nur ihn fragen, der andere Hund könne nicht sprechen. Doch halt, wie war das? Einer der Hunde kann ja tatsächlich mit Micky reden! Nachdem Micky die Hunde zu sich hereingeholt hat, offenbart der sprechende Hund seine Geschichte. Das Herrchen der beiden hat sie auf Mickys Türschwelle ausgesetzt, und das, obwohl es draußen schneit und nicht gewiss war, ob Micky hilfsbereit ist. Micky zeigt sich erstaunt von seinem sprechenden Gegenüber und vermutet, dass der Hund ein Vermögen wert sein muss, wodurch er darauf anspielt, dass dem bisherigen Herrchen der Hunde deren Talent offenbar auch in finanzieller Hinsicht nicht viel bedeutet hat. Daraufhin antwortet der sprechende Hund, dass er nie zu seinem Herrchen gesprochen habe. Im weiteren Verlauf des Gesprächs mit dem Hund gesteht Micky, für wie unglaublich er es hält, dass tatsächlich ein Hund mit ihm spricht. Der Hund fragt infolge dessen, ob Micky denn noch nie von einem sprechenden Hund im Ausland gehört habe. Micky bejaht zögerlich die Frage, wird aber vom sprechenden Hund sofort gemustert, warum er dann so sehr daran zweifelt, dass auch heimische Hunde sprechen können.
Am nächsten Morgen wacht Micky auf, sieht die zwei Hunde im Bett vor sich liegen und denkt, er habe bloß schlecht geträumt. Vorsichtig nimmt er einen der beiden Hunde in die Hände und fragt ihn noch einmal, ob er sprechen kann. Als Reaktion auf die Frage schüttelt der Hund seinen Kopf und antwortet anschließend, heute könne er nicht sprechen, weil er Halsschmerzen habe. Micky fährt hoch – der sprechende Hund war kein Alptraum, er ist pure Realität! Im Verlauf des Tages bestellt Micky Goofy zu sich, um diesen von seinem neuen Haustier zu berichten, das er „Quassel“ getauft hat. Micky lässt Goofy eine Weile mit dem Hund allein in einem Raum, und wartet auf Goofys Reaktionen. Einige Minuten später kommt Goofy wie von der Tarantel gestochen zu Micky zurück. Anstatt dass Goofy darüber erstaunt ist, dass der Hund sprechen kann, ist er hingegen viel erstaunter davon, dass der Hund seinen Onkel in Brooklyn gekannt hat. Micky schlägt in seiner Verzweiflung die Hände überm Kopf zusammen.
Da Micky bereits einen Hund als treuen Gefährten – nämlich Pluto – hat, hält er es an der Zeit, Quassel und Pluto miteinander vertraut zu machen. Er führt die zwei ins Wohnzimmer, wo sie erstmals aufeinandertreffen. Nachdem Pluto anfänglich verwundert ist, beschnüffelt er Quassel, zieht eine strenge Miene und verlässt schließlich wieder das Wohnzimmer. Quassel vermutet, dass Pluto und er einfach nicht dieselbe Sprache sprechen würden und sich wohl deswegen auch in sozialer Hinsicht nicht verstehen. Bald darauf hat Micky einen Termin beim Tierarzt Doktor Pustenagel, bei dem er hofft, einige wissenschaftliche fundierte Aussagen über seinen Hund zu erhalten. Der Tierarzt zeigt Micky ein Bild vom Kehlkopf eines Hundes und führt weiter aus, dass möglicherweise die außergewöhnliche Struktur seiner Kehle den Hund dazu befähigen könnte, bestimmte menschliche Laute zu imitieren. Er hält es jedoch für absolut unmöglich, dass Quassel wirklich spricht. Während Micky später mit Quassel die Praxis verlässt, sagt der Hund, dass er immer dachte, er könne sprechen. Bei einem weiteren Termin versucht Micky nun nicht mehr, die Ursachen für die außergewöhnliche Fähigkeit von Quassel zu ergründen, sondern, sein Talent zu nutzen. Bei der Star Schauspieleragentur hat er einen Vorsprechtermin organisiert. Doch als er und Quassel vorgetragen haben, glaubt der vor ihnen sitzende Prüfer, dass Micky ein Bauchredner wäre. Quassel springt daraufhin wütend auf den Schreibtisch des Herrn und spricht ihn an, er solle nicht in diesem Ton mit Micky reden.
Nachdem beim Schauspielbusiness Zweifel an Quassels Tauglichkeit aufkamen, beschließt Micky, dass er und Pluto sich ein wenig besser kennenlernen sollen. Auf einem Spaziergang spricht Quassel zu Pluto, der allerdings immer noch eine Abneigung ihm gegenüber zeigt. Als aus heiterem Himmel der Hundefänger vor ihnen auftaucht, stellt sich Quassel entschieden in den Weg und weist ihn in einem Monolog darauf hin, dass ein so liebenswürdiger Hund wie Pluto nicht von einem Hundefänger verfolgt werden sollte. Der Hundefänger räumt panisch das Feld. Außerdem hat Pluto erkannt, dass Quassel ihn mag, sodass eine Freundschaft zwischen den beiden zustande kommt. Während sie ihren Spaziergang fortsetzen, stoßen sie auf eine Hundedame. Quassel versucht, sie mit einem besonders schön aufgesagten Spruch für sich zu erobern, aber Pluto mischt sich ein und die Dame findet Gefallen an seinem sowieso viel schöneren Gebell als an Quassels Worten. Der steht neben den glücklich miteinander bellenden Hunden und fragt sich, worüber sie wohl sprechen.
Die Begegnung mit der Hundedame bleibt nicht ohne Folgen, denn Quassel fühlt sich aufgrund seines besonderen Talents von anderen Hunden abgegrenzt. Er wünscht, ein normaler Hund zu sein, damit er auch wie ein normaler Hund bellen kann. Zurück zu Hause, teilt ihm Micky mit, dass eine große Werbekampagne in Quassels Namen gestartet wurde, die Hundefutter bewirbt, und seine Meinung nicht zuletzt bei gesellschaftlichen Ereignissen gefragt sei. Quassel gehört zur High Society der Stadt. Das macht ihn aber umso trauriger, denn je mehr er etwas Außergewöhnliches ist, desto weniger kann er mit anderen Hunden eine Beziehung eingehen. So scheint auch die Hundedame, die Pluto umworben hat, für ihn unerreichbar. Bei einem zweiten Besuch eines Arztes, diesmal eines Psychiaters, klärt sich anschließend einiges auf: Quassel ist gar kein Hund, der wirklich sprechen kann, er wurde vielmehr hypnotisiert, sodass er glaubt, dass er sprechen kann. Micky ist erstaunt, als der Psychiater mit einem Fingerschnipp den Hypnosezustand beendet und Quassel sofort anfängt, zu bellen. Auch sein Benehmen, das zuletzt mehr dem von Menschen glich, ist wieder auf dem Stand eines Hundes. Micky und auch Quassel scheinen glücklich darüber, dass der ehemals sprechende Hund wieder ein ganz normaler Hund ist. Auf dem Nachhauseweg redet Micky wieder mit Quassel, der seine Äußerungen jetzt allerdings nicht mehr versteht und nur noch mit Bellen reagiert. Micky kündigt alle Film-, Radio- und Werbeverträge auf, gibt Quassel einen dicken Knochen und lässt ihn vergnügt durch die Wohnung streifen – als Hund, der nicht mehr sprechen kann.
Entstehungsgeschichte und Hintergrund[Bearbeiten]
Kurzgeschichten im Micky-Maus-Comicstrip[Bearbeiten]
Schon zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs bildeten nicht mehr ausschließlich lange Fortsetzungsgeschichten einen Bestandteil des Micky-Maus-Comicstrips. So wurde der Strip in den Jahren 1942 bis 1945 sogar teilweise auf das Gag-A-Day-Format umgestellt, bei dem gänzlich auf das sonst so typische Abenteuergenre verzichtet wurde. Nachdem der Zweite Weltkrieg am 2. September 1945 mit der Kapitulation des Japanischen Kaiserreichs endgültig vorbei war – und somit auch das Bedürfnis, die Nation irgendwie bei Laune zu halten –, hätten Floyd Gottfredson und sein Team wieder auf das Schema der Fortsetzungsgeschichten umschwenken können, doch stattdessen begann nun eine Phase, in denen etwa 40 Kurzgeschichten[1] Einzug in den Strip hielten.
Von Februar 1946 bis September 1947 erschienen aus bis heute ungeklärten Gründen ausschließlich Kurzgeschichten im Micky-Maus-Strip, die fast immer eine Zeitspanne von zwei Wochen umfassen. Am Beginn dieser Phase stehen sogar drei Geschichten, an denen Gottfredson gänzlich nicht mitgewirkt hat: Mickys Urgroßvater (YM 069), Fleißige Handwerker (YM 070) und Die neue Freundin (YM 071). Während Gottfredson sich zurückhielt, bekamen einige andere Zeichner die Möglichkeit, ihre Ideen mit in den Strip einzuarbeiten: Bill Wright, Manuel Gonzales (der schon die Sonntagsseiten gestaltete), Paul Murry, Dick Moores und George Waiss. Daneben übernahm Bill Walsh weiter das Texten. Da bislang noch kein Grund für die Entstehung der zahlreichen Kurzgeschichten in den Archiven in Erfahrung gebracht werden konnte, haben sich zwei Thesen entwickelt, die allerdings nur als Vermutungen anzusehen sind. Die erste Theorie besagt, dass man Füllmaterial für Nachdrucke in den Comicheften schaffen wollte, was jedoch wieder unwahrscheinlich ist, da auch und vor allem die langen Fortsetzungsgeschichten regelmäßig nachgedruckt wurden, für die die Comicstripabteilung sowieso viel bekannter war. Die zweite Theorie lässt vermuten, dass es eine Korrespondenz zwischen dem King Features Syndicate und dem Disney-Studio gab, doch wurde eine mögliche Anweisung bisher noch nicht wiederentdeckt. Es lässt sich also nicht mit Sicherheit sagen, warum von 1946 bis 1947 so viele kurze Geschichten produziert worden sind.[2]
Inhalt, Thematik und Aufbau der Kurzgeschichten[Bearbeiten]
Der Inhalt der Kurzgeschichten erinnert des Öfteren in Teilen an Themen, die bereits in den vorherigen, langen Fortsetzungsgeschichten behandelt worden sind. Untersucht man die Kurzgeschichten genauer, fällt auf, dass sie gelegentlich nicht nur neue Ansätze vertieften, sondern auch alte wiederverwertet wurden – mit einem Ergebnis, über das sich in qualitativer Hinsicht streiten lässt. So ist Die neue Freundin im Wesentlichen eine Neufassung des Klassikers Liebeswirren (1941), allerdings ohne eine dort gezeigte Charakterentwicklung und dafür mit einer sexistischen Einstellung. Außerdem wurden einige Charakterposen direkt der „deutlich besseren“ Geschichte entnommen. Dafür kann aber entgegengehalten werden, dass zu dieser Zeit auch die kopierten Posen noch sehr sauber ausgeführt sind, weil Gottfredson 1946 die Mitglieder der Comicstripabteilung zu Höchstleistungen anspornte. Dadurch lässt sich auch erklären, warum einige Geschichten aussehen wie von Gottfredson gezeichnet, obwohl völlig andere Personen am Werk waren: Gottfredson schaffte es, einen Ehrgeiz zu kreieren, der so weit reichte, nicht nur gute Zeichnungen abzuliefern, sondern auch noch so nah wie möglich an seine Zeichnungen heranzukommen.[2]
Im Gegensatz zu den langen Fortsetzungsgeschichten konnten die Kurzgeschichten jedoch auch mit ihrer Kürze punkten. Meistens liefen sie nur über eine Dauer von zwei Wochen (zu Beginn waren es noch drei oder vier Wochen), wodurch sie sich nicht wochenlang in unwichtigen Nebenhandlungen verlieren konnten, wie es bei einigen Geschichten während der Kriegsjahre der Fall gewesen war. Zudem boten die Kurzgeschichten Bill Walsh die Gelegenheit, mit neuen Ideen zu experimentieren. Die Atombombenabwehranlage aus Das kleine Genie etwa taucht als MacGuffin in Atomschirm und Dichterspion (1948) wieder auf. Und auch andere Autoren bedienten sich bei den Kurzgeschichten als Ideensammlung: So mochte Bill Wright Adalbrand Maus aus Mickys Urgroßvater so sehr, dass er ihn für die 1973 erschienene Geschichte Valley of the Kachinas (abgedruckt in „Mickey Mouse 142“, bisher noch nicht auf Deutsch verfügbar) wiederbelebte.[2]
Und auch eine gewisse Ähnlichkeit zu den Zehnseitern um Donald Duck von Carl Barks ist nicht zu leugnen. Die Kurzgeschichten zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie man auch im Kurzen Spannung und Witz erzeugen kann, und demonstrieren, dass die Comicstripabteilung flexibel war. Handlungen wie zum Beispiel, dass Micky Maus und Goofy kurzzeitig berühmt werden, Micky in einen lokalpolitischen Skandal verstrickt wird, irgendeine Marotte entwickelt oder eine absurde Erfindung testet – alle diese Plots tauchen erstmals in jenen Gottfredson’schen Kurzgeschichten auf und wurden später von anderen Künstlern wieder aufgegriffen. Besonders auffällig ist darüber hinaus, dass alte Freunde von Micky wieder zum Einsatz kamen: Goofy ist zwar nach wie vor sein zuverlässigster Begleiter, aber Micky wird zwischendurch auch von Charakteren aus seinen Anfangstagen strapaziert. Figuren wie Minnie Maus, Mack und Muck, Rudi Ross, Klarabella Kuh, Kommissar Hunter und sogar Kater Karlo, Dan, der Hundefänger und Figaro dürfen bisweilen neben Micky in Erscheinung treten, wohingegen in den längeren Walsh-Geschichten Mickys Freundeskreis meist stark reduziert wurde.[3]
Kurzgeschichte „Der sprechende Hund“[Bearbeiten]
Nachdruck von Comicstrip-Geschichten in Comicheften von Western Publishing[Bearbeiten]
Die Kurzgeschichten sind allgemein eine interessante Phase des Micky-Maus-Strips, die es sich genauer zu untersuchen lohnt, aber Der sprechende Hund ist wohl von allen Kurzgeschichten eine der wichtigsten. Dies liegt darin begründet, dass der Verlag Western Publishing in den USA ab Ende 1936 zunehmend begann, Gottfredson-Sonntagsseiten nachzudrucken, und im Zuge des Comicbooms ab 1940 sogar Tagesstrips und in Farbe nachdruckte. Im Oktober 1940 wurde das bisherige Mickey Mouse Magazine umbenannt in Walt Disney’s Comics and Stories. Hier kamen regelmäßig Comicstrips zum Abdruck, darunter eben jene Einzelstrips und Sonntagsseiten, aber auch die langen Fortsetzungsgeschichten, aufgeteilt auf mehrere Hefte, und die Kurzgeschichten aus der Zeit von 1946 bis 1947.[4]
Als dann im Jahre 1951 der neu gegründete Ehapa Verlag das erste deutsche Comicmagazin zusammenstellte, bediente man sich ausgiebig bei Material, das aus den USA stammte. Die Geschichten um Donald Duck, den Kleinen Wolf oder Oma Duck wurden in Walt Disney’s Comics and Stories ebenso gewürdigt wie Gottfredsons Micky-Maus-Geschichten. Bei der Zusammenstellung der ersten deutschen Micky Maus-Hefte übernahm der Ehapa Verlag viele Comics aus den USA, allerdings nur die kürzeren, da man zunächst keine Fortsetzungen zulassen wollte. So kam es dazu, dass Der sprechende Hund durch Zufall die erste längere (= mehr als eine Seite bemessende) Micky-Maus-Geschichte in Deutschland wurde und zugleich auch die erste längere Gottfredson-Geschichte, die in deutscher Sprache abgedruckt wurde. Nachdem Der sprechende Hund in Micky Maus 01/1951 veröffentlicht worden war, folgten in den folgenden Heften die Kurzgeschichten Der Schatz auf dem Meeresboden (MM 02/1951), Der Festbraten (MM 03/1951), Mucks Flucht (MM 03/1952) und Micky soll umziehen (MM 09/1952) neben den Tagesstrips bzw. Sonntagsseiten, die sich damals in so gut wie jedem Heft fanden.[4]
Für die Veröffentlichung in den Comicheften mussten die Comicstrips zunächst aufwendig ummontiert werden, was direkt bei Western Publishing geschah. Dafür wurden teilweise sogar die originalen Strips benutzt und entsprechende Änderungen vorgenommen, wie zum Beispiel das Hinzufügen von Figuren, Erweitern oder Kürzen von Panelrändern. Anhand erhaltener Strips lässt sich gut nachvollziehen, welche Umgestaltungen dafür vorgenommen werden mussten. Da der Ehapa Verlag zu diesem Zeitpunkt noch nicht über eigene Zeichner verfügte, kamen nur die bereits ummontierten Geschichten von Western Publishing infrage. Als Western zu Beginn der 1950er Jahre in größerem Ausmaß begann, eigene Geschichten anzufertigen, versiegte für Deutschland die Quelle aus den USA und man war gezwungen, die neuen Geschichten hierzulande abzudrucken. So kam es, dass zwar einige Gottfredson-Geschichten den Weg nach Deutschland fanden, aber über Jahrzehnte nicht mehr daraus wurde.
Im Zuge stetiger Nachdrucke des ersten Micky-Maus-Hefts wurde auch Der sprechende Hund immer wieder abgedruckt. Die Geschichte bringt es damit auf insgesamt 12 Veröffentlichungen in Deutschland (siehe weiter unten) und hat deswegen einen besonderen Status inne.[5]
Cartoon „Talking Dog“[Bearbeiten]
Sprechende Hunde waren und sind ein Mittel, dessen sich immer wieder bedient wurde und wird. Im letztendlich nicht produzierten Cartoon Talking Dog von 1951, bei dem Milt Schaffer Regie führte, hätte Pluto mittels Bauchrednerei gesprochen. Ausschnitte zeigen, wie Pluto während einer Veranstaltung das fragwürdige Allheilmittel eines zwielichtigen Mediziners hätte anpreisen sollen.[6] Das wäre nicht das erste Mal gewesen, dass eine Idee vom Comic zum Cartoon wandert, zeigt aber, dass auch die Kurzgeschichten für die Animateure eine wichtige Inspirationsquelle darstellten.
Trivia[Bearbeiten]
- Der zweite Hund taucht ab dem Strip vom 21. November bis zum Ende der Geschichte nicht mehr auf. Ob und wohin Micky ihn gegeben hat oder was mit ihm passiert ist, bleibt ungeklärt.
- Neben den Kurzgeschichten wurden auch viele Gagstrips aus der ersten Hälfte der 1940er Jahre in den frühen Ausgaben der Micky Maus veröffentlicht.
Deutsche Veröffentlichungen[Bearbeiten]
- Micky Maus 01/1951 (1951)
sowie in zahlreichen Publikationen, die die Geschichte aus diesem Heft oder das ganze Heft nochmals abbilden:- Micky Maus Extrahefte (Beilage zur Micky Maus 32/1985, 1985)
- Micky Maus Jubiläums-Sonderband (1988)
- Micky Maus Extrahefte (Beilage zur Micky Maus 16/1994, 1994)
- Micky Maus Reprint-Kassetten (Kassette 6, Sonderhefte 3, 1999)
- Micky Maus – Die frühen Jahre 1 (2000)
- Micky Maus Extrahefte (Beilage zur Micky Maus 36/2001, 2001)
- Jubiläumsalbum Micky Maus (Zusammenstellung von Geschichten nach Jahrzehnten, als Beilage Reprint von Heft 01/1951, 2011)
- Micky Maus 37/1991 (1991)
- Micky Maus Magazin 36/2006 (2006)
- Micky Maus Magazin 35/2011 (2011)
- Die tollsten Geschichten von Micky Maus – Sonderheft (2018)
- Floyd Gottfredson Library 9 (erstmals in originalgetreuer Strip-Form, 2022)
Siehe auch[Bearbeiten]
Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Je nachdem, ob man nur Geschichten mitzählt, an denen Floyd Gottfredson mitgewirkt hat, nur Nachkriegsgeschichten in Betracht zieht oder auch Geschichten wie Goofys Auto (1942), Trip in die Wildnis (1943) und Spionjäger Pluto (1944) inkludiert, die während des Zweiten Weltkriegs erschienen, gelangt man zu einer unterschiedlichen Anzahl an Kurzgeschichten. Grundsätzlich ist es angemessener, die Geschichten aus der Kriegszeit – die oft auch diese als Thema hatten – gesondert zu zählen. So gelangt man zu einer genauen Zahl von 41 Kurzgeschichten (YM 069 bis YM 109).
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Thad Komorowski: Kurz geraten. Floyd Gottfredson Library 8, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 218;
- ↑ Jonathan H. Gray: In der Kürze liegt die Würze. Floyd Gottfredson Library 9, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 20;
- ↑ 4,0 4,1 Ralph Trommer: Aus Mickey wird Micky. Floyd Gottfredson Library 8, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 13;
- ↑ Siehe: Floyd Gottfredson Library 8, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 288;
- ↑ Siehe: Inhaltsverzeichnis der Floyd Gottfredson Library 9, Egmont Ehapa Media, Berlin 2022, S. 8 (in der US-Vorlage ausführlicher und am Ende des Bandes, S. 258–260).