Herr der Wünsche

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Herr der Wünsche
Micky Maus und die Wunderlampe
The Miracle Master
Erstveröffentlichung: 11.09.1939–13.01.1940
Entstehungsdatum: 1939–1940
Storycode: YM 040
Story: Floyd Gottfredson & Merrill de Maris
Zeichnungen: Floyd Gottfredson
Tusche:

Ted Thwaites, Bill Wright

Seiten: 102 Tagesstrips, 36 Seiten in der FGL
Format: Zeitungsstrip
Deutsche Übersetzung: Susanne Walter
Deutsche Erstveröffentlichung: Die großen Klassiker 7
Weiterführendes
Liste der Fortsetzungsgeschichten von Floyd Gottfredson

Ind.PNG Infos zu Herr der Wünsche

beim I.N.D.U.C.K.S.
Die Jagd nach dem Phantom

Herr der Wünsche (engl. The Miracle Master, auf Deutsch auch Micky Maus und die Wunderlampe) ist eine von Merrill de Maris und Floyd Gottfredson ausgedachte, von Gottfredson gezeichnete und von Ted Thwaites sowie Bill Wright getuschte Comicgeschichte aus den Jahren 1939 und 1940. In dieser findet Micky in einer alten Wunderlampe, die er für Minnie bei einem Trödler erwirbt, einen Geist. Er will die magischen Kräfte, die dieser ihm zugesteht, aber nicht für sich missbrauchen, sondern damit anderen ein besseres Leben ermöglichen.

Micky findet einen Lampengeist! (© Egmont Ehapa)

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Micky begegnet Klarabella auf der Straße. Sie spricht ihn darauf an, dass Minnie, Mickys Verlobte, neuerdings Antiquitäten sammelt. Sie sei ganz verrückt danach. Das nimmt Micky zum Anlass, um sich durch den Großstadtverkehr zu kämpfen und zu einem Trödler zu gehen. Er plant, dort etwas Schönes einzukaufen und es Minnie zu schenken. Es handelt sich um eine Lampe, die als Ständer eine ausgediente Wunderlampe hat. Micky glaubt aber natürlich nicht an solche Unwahrheiten und kauft die Lampe, um sie zu Hause auseinanderzuschrauben. Für 3 Dollar hat er eine nette Antiquität gefunden! Doch bevor er zu Hause die Lampe für immer zerstört, will er sie noch einmal leuchten sehen. Aber was ist das? Kam aus der Wunderlampe etwa ein Geräusch? Micky steckt den Stecker noch einmal in die Steckdose, und tatsächlich: Aus der Wunderlampe heißt es „Zieh ihn heraus!“. Micky traut seinen Ohren kaum. Jetzt müsste er ja nur noch an der Wunderlampe reiben, und der Geist käme sofort heraus. Micky reibt und...

...es erscheint wirklich ein Geist! Micky ist außer sich und fällt sogleich in Ohnmacht. Er war stets der festen Ansicht, dass es keine Geister gibt – nirgends! Der Geist stellt sich als Dschinn vor und scheint reell zu sein. Der Dschinn behauptet, er sei in der Lage, alles hier und jetzt herbeizuzaubern. Das kommt Micky noch abwegiger vor als die bloße Anwesenheit des orientalisch Gekleideten. Er befiehlt seinem Meister, dass ein Schraubenschlüssel in seiner Hand in ein Eis verwandelt wird. Und siehe da: Bitteschön, frisches Eis in der Waffel! Micky probiert. Es handelt sich wirklich um echtes, leckeres Eis! Der Mäuserich erkennt auf einmal die Möglichkeiten, die ihm der Dschinn bietet. Micky gibt einige weitere Zauber in Befehl. Doch er merkt schnell, dass er sich genau ausdrücken muss. Ein simpler Logikfehler oder ein vergessenes Wort können schreckliche Folgen haben. Etwa, als Micky gerne einen Strand haben möchte. Der Dschinn versteht dies falsch und schon hat Micky im Wohnzimmer haufenweise Mehl herumliegen. Mit ein bisschen Magie ist das aber auch genau so schnell wieder weg – nur ist der Boden jetzt so frisch, dass die Farbe noch feucht ist!



Micky lässt den Tag ausklingen und legt sich abends zu Bett. Als er am nächsten Morgen erwacht, reibt er wieder an der Wunderlampe. Und tatsächlich: Der Dschinn ist wieder da. Es muss also alles echt sein. Micky erkundet weiter die Möglichkeiten, die ihm die Zauberkünste des Dschinns bieten. Dann kommt er auf die Idee, bei Minnie vorbeizuschauen. Die hat ihn gerade angerufen und möchte, dass Micky sich ihre neue Fußbank anschaut, die sie gerade gekauft hat. Und schwupps, mit einem Fingerschnippen, wünscht sich Micky direkt zu Minnie. Ihr Schock fällt nicht gering aus. Micky demonstriert auch seiner Verlobten, was er nun alles kann. Doch Minnie bleibt skeptisch und glaubt, dass es sich um Zaubertricks handelt. Als Micky dann auch noch mit Minnies wertvollen Eigentümern spielt und er es in ihrem Wohnzimmer regnen lässt, platzt ihr der Kragen und sie wirft ihn raus. Micky trifft auch noch auf Klarabella und Goofy, aber entweder fallen sie in Ohnmacht oder sie haben nicht das geringste Interesse an seinem neuen Begleiter. Micky will aber unbedingt etwas erreichen und auch anderen Menschen beweisen, dass es den Dschinn gibt und dass er Gutes vollbringen kann. Wie wäre es, die Armen zu beschenken?

Niemand nimmt Micky ernst, geschweige denn seine Hilfe. (© Egmont Ehapa)

Eine geniale Idee, die Micky da spontan gekommen ist. Er geht zu einem Armenviertel in seiner Stadt und bietet den Leuten an, Häuser für sie zu errichten. Völlig kostenlos natürlich! Auch Miete soll keine anfallen. Doch anstatt Ja zum Angebot zu sagen, gehen die Menschen auf Micky los und jagen ihn davon. Dass jemand für sie etwas tun möchte, können sie nicht für wahr halten. Micky tut es aber doch, und er erschafft, mit der Hilfe des Dschinns, die Siedlung Mausdorf. Dafür entfernt er die Mülldeponie. Wer braucht die denn schon, wenn es dafür neuen und vor allem kostenlosen Wohnraum für Arme gibt? Das beantworten ihm allzu schnell drei Beamte der Stadt, die von Micky eine Baugenehmigung sehen wollen. Auch sie realisieren nicht, dass Micky etwas Gutes tun will, und verlangen: Entweder besorgt sich Micky eine Baugenehmigung oder die Stadt geht in den Besitz der Gemeinde über. Schlussendlich muss Micky alles abreißen, damit der Besitz nicht in die Hände der gierigen Stadtplaner fällt.

Der Dschinn merkt an, dass er wüsste, wie Micky Leuten helfen könnte. Im Land des Dschinns leben noch viele andere Gefährten, aber niemand ist in der Lage, dort zu zaubern. Magie kann nur durch einen Mittelsmann ausgeübt werden. Mit einem fliegenden Teppich machen sich die beiden daraufhin sofort auf den Weg. Und Micky findet schnell Leute, die seine Hilfe brauchen und auch annehmen. Es geht um Häuser, Nahrung, Kleidung und vieles mehr. Das Wünsche wünschen läuft wie am Fließband und Micky steigt rasch zu einem angesehenen Mann auf. Nur leider hat er damit die Dschinns gegeneinander aufgebracht, die jetzt alle viel mehr Besitz haben und alle nur nur mehr wollen, um die anderen zu übertrumpfen. Die Stimmung schlägt radikal um und Micky wird zum an die Wand gemalten Teufel! Rasch läuft er davon, denn die Bewohner Dschinnistans wollen ihn in heißem Öl sieden. Er schließt sich mit seinem Dschinn in einem Haus ein und wünscht sich wieder zurück. Und da passiert es: Nach einem gewaltigen Zoschen liegt er wieder in seinem Bett und wacht auf. War das jetzt alles nur ein Traum? Es scheint tatsächlich so, denn in den folgenden Tagen ist alles wieder wie vorher...[1]

Hintergrund[Bearbeiten]

Stimmung in den USA Ende der 1930er[Bearbeiten]

Zum Ende des Jahrzehnts, in dem diese Geschichte entstand, sank das Interesse an radikalen Sozial- und Wirtschaftsreformen in den USA. Manch einer betrachtete den New Deal als gescheitert und wurde zynisch angesichts der gestiegenen Macht der Bundesbehörden unter Präsident Franklin D. Roosevelt. Die Bedrohung durch Krieg und Faschismus in Europa verdrängte das Interesse an sozialen Experimenten und rückte die Außenpolitik vermehrt in den Fokus der amerikanischen Bevölkerung, wenngleich innere Angelegenheiten nun vernachlässigt wurden. Dieser Wandel des öffentlichen Interesses zeigt sich auch in Der Herr der Wünsche von 1939 und 1940. Untypischerweise für Gottfredson erklärt die Geschichte nicht, warum es in der Wunderlampe, die Micky findet, einen Geist gibt. Zuvor herrschte im Micky-Maus-Comicstrip eine radikale Rationalität, und Floyd Gottfredson und die anderen Mitarbeiter an den Geschichten mussten sich manchmal ganz schön aus dem Fenster lehnen, um übernatürliche Dinge zu erklären. Aber es handelt sich hier nicht bloß um eine Gagstory, sondern auch um ein Abenteuer, das von dem dunklen, misanthropischen Blick auf die Menschheit Ende der 1930er zeugt, und auch um einen Comic, der Gottfredsons Zynismus widerspiegelt. Obwohl es Micky offenbar gut meint und er nur Gutes tun will, schlagen seine Taten alle ins Gegenteil um. Gottfredson zeigt hier etwas auf, was in den Micky-Geschichten bis dato nicht thematisiert wurde: dass selbst die Taten eines Helden unvorhersehbare Konsequenzen haben und auf ironische Weise seine Absichten pervertieren können.[2]



Cartoon und Film als Vorlage[Bearbeiten]

Das Aussehen des Dschinns und die Prämisse von Herr der Wünsche sind dem Cartoon Plutos Traumhaus (1940) entnommen, in dem Micky eine Wunderlampe ausbuddelt. Allerdings gibt es im fertigen Film keinen Dschinn; der Charakter wurde gestrichen und überlebte nur im monatlich erscheinenden Magazin Good Housekeeping – und in Floyd Gottfredsons Comicstrip. Wie schon öfter, hat Gottfredson sich nicht nur den fertigen Cartoon angeschaut, sondern sich auch die Unterlagen aus dem Produktionsprozess zu Gemüte geführt.[2]

Allerdings ist diese Geschichte auch stark von einem zeitgenössischen H.-G.-Wells-Film inspiriert, nämlich The Man Who Could Work Miracles (1936). Der Film dreht sich um George McWhirter Fotheringay, den kleinen, ängstlichen Assistenten eines Herrenausstatters, dem drei römisch anmutende Götter unbegrenzte Macht verleihen. Überwältigt von seinen neuen Fähigkeiten, setzt er diese zunächst für seine eigenen Zwecke und die seiner Freunde ein, bis er den Ratschlägen des Vikars seiner Kirchengemeinde folgt. Doch George wird übermutig, was dazu führt, dass er die Naturgesetze ändert und die Welt zum Stillstand bringt. Weil er mit diesem Akt die ganze Welt bedroht, werden ihm seine Fähigkeiten wieder weggenommen und er landet dort, wo er anfangs war: In einem Pub. Alle seine Erinnerungen, auch die der anderen Menschen, sind weg. In Der Herr der Wünsche kann auch Micky seine neue Macht anfangs kaum beherrschen. Allerdings fokussiert sich die Geschichte dann mehr auf die Reaktion der Mitmenschen auf Mickys magische Fähigkeiten und nicht darauf, dass der Protagonist die Kontrolle darüber verliert.[2]

Recyceln? (© Egmont Ehapa)

Politische Andeutungen[Bearbeiten]

Gottfredson nutzte das Thema Magie, um liberale Sozialreformprogramme zu karikieren. Als Micky beschließt, mit seiner Magie die Armen zu unterstützen, ist dies eine Darstellung der liberalen humanitären Glaubensgrundsätze der 1930er, insbesondere der Theorie, dass Menschen schuld an deren Problemen sind und dass die Mittellosen keine Schuld an ihrer Misere trifft. Filme wie Sackgasse (1937) machten Slums und Delinquenz für Jugendkriminalität verantwortlich. „Nur weil das Elend sie dazu gemacht hat, seien die Leute so“, erklärt Micky dem Dschinn. Sie verwandeln die Müllkippe, einen Ort des Drecks, in ein wunderschönes Hoffnung versprechendes Neubaugebiet inmitten einer Parklandschaft, in der die Slumbewohner kostenlos wohnen dürfen. Doch das Ergebnis ist der Alptraum eines jeden liberalen Reformers. Für die Slumbewohner ist die Sache zu schön, um wahr zu sein: Sie halten Micky für einen Schwindler und weigern sich, in die mit Zauberei erschaffenen Häuser einzuziehen.[2]

Mickys Versuch, den Benachteiligten zu helfen, wird auch von den örtlichen Behörden vereitelt. Aufgeblühte bürokratische Prozesse entstanden infolge von Roosevelts neu geschaffenem Wohlfahrtsstaat; Gottfredson hatte das Gefühl, dass diese Bürokratie die städtischen und staatlichen Beamten blind für die wahren Bedürfnisse der Bevölkerung machte. Statt Micky für seine guten Taten zu beglückwünschen, sperrt die Polizei ihn ein, da er die Neubauten ohne Baugenehmigung errichtet hat. Und der Bürgermeister und seine Untergebenen sind Betrüger, die die Gesetze zu ihren Gunsten auslegen, um Mickys Wohnprojekt zu stehlen und als ihre eigene Idee zu verkaufen. Wie in Der Klempnergehilfe (1938) werden Gewerkschaften in der Folge als die Bösen dargestellt. Der Bürgermeister beschwert sich, weil Micky die örtlichen Handwerker beim Bau seiner Wohnsiedlung übergangen hat, und selbst der Dschinn ist gewerkschaftlich organisiert, weil er sich weigert, nach einer Vierstunden-Schicht weiterzuarbeiten.[2]

Übersetzung[Bearbeiten]

Der Weg der Übersetzung in der FGL: (© Egmont Ehapa)

In Folge 15 der Neuen Entenhausener Geschichte(n) wird berichtet, dass es bei der Übersetzung der Geschichte Probleme gegeben haben muss. Im Original wünscht sich Micky flowers, also Blumen. Der Dschinn versteht aber flour, und schon ist Mickys Zimmer voller Mehl. Die Geschichte, um die es sich handelt, ist zwar ein Remake, das in den Micky Maus Beilagen veröffentlicht wurde, doch die Remakes orientierten sich stark an den Gottfredson-Vorlagen. Die Übersetzerin Dr. Erika Fuchs machte aus der schwierig zu übersetzenden Passage einen Text, in dem Micky „Glück und Segen“ ruft. Der Dschinn versteht Sägespähne. Das Ergebnis ist das gleiche, doch es bedurfte keiner Retuschierung. In der Floyd Gottfredson Library wurde die Szene so geändert, dass sich Micky einen Strand wünscht und der Dschinn daraufhin Sand verstreut. Auch hier war folglich keine Retuschierung vonnöten.[3]

Abschluss der 1930er[Bearbeiten]

Die Wünsche des Dschinns spielen auch im Höhepunkt der Geschichte eine Rolle, in dem Micky ins Dschinnland reist und all seine Bewohner reich macht. Jedoch sind die Dschinns grantige Nörgler, die sich über alles beschweren, was Micky ihnen schenkt. Zusammen vertreiben sie Micky aus ihrer Stadt und drohen sogar noch damit, ihn in Öl zu kochen; denn nun, da sie alles besitzen, glauben sie, dass es keine erstrebenswerten Ziele mehr gibt, für die es sich zu leben lohnt![2]

Gottfredson vermutet, dass es den Armen weiterhin schlecht ginge, wenn man ihre Armut besiegen würde. Damit ist die Geschichte, egal, ob diese Ansicht stimmt, eine gelungene Satire auf die paradoxen Situationen, die sich in einer utopischen Gesellschaft ergeben würden. Hier bietet sich ein Vergleich von Herr der Wünsche mit Der große Waisenhausraub von 1932 an. In der älteren Geschichte schafft Micky es nicht nur, den Armen zu helfen, sondern wird auch noch zum Symbol der Hoffnung für alle Bedürftigen hochstilisiert. Daran erkennt man, in welche Richtung sich Gottfredson als auch die USA seit den frühen 1930ern entwickelt haben.[2]

Auf ihre Weise ist Herr der Wünsche ein angemessener Abschluss für die Gottfredson-Werke der 1930er. Das neue Jahrzehnt brauchte neue Herausforderungen und noch ungewöhnlichere Situationen für Micky – also musste auch der Erzählstil des Comicstrips daran angepasst werden. Ein Großteil der folgenden Geschichten waren Abenteuer, aus denen sich weder der Mäuserich noch der Zeichner so einfach herausträumen konnten.[4]

Aus und vorbei. (© Egmont Ehapa)

Analyse[Bearbeiten]

Sackgasse[Bearbeiten]

Das Ende einer Geschichte, bei der sich alles Vorangegangene nur als Traum herausstellt, ist meistens ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Autor keine Ahnung hatte, wie er die Handlung sonst auflösen sollte. Inzwischen ist dieses Vorgehen so zum Standard geworden, dass es gar nicht mehr beeindruckt, wenn jemand zu diesem Kniff greift. Aber für Leser des Jahres 1940 mag es durchaus noch ein Schlag ins Gesicht gewesen sein, zu sehen, dass Floyd Gottfredson in Herr der Wünsche genau dies macht. Es war das einzige Mal, dass er in einer der von ihm getexteten Geschichten solch ein Ende wählte. Gottfredson hat vermutlich zu diesem Trick gegriffen, weil er sich – wie viele andere Opfer vor ihm – in eine Sackgasse getrieben hatte, aus der er nicht mehr herauskam. Micky und der Dschinn haben mehr als die Hälfte des Abenteuers versucht, eine zynische Heimatstadt auf magische Weise zu verbessern, als der Dschinn wie aus dem Nichts vorschlägt, dass man es auch in seinem Heimatland versuchen könnte. In „Dschinnistan“ werden die Dinge aber nur noch verworrener.[4]

Das mag daran liegen, dass Herr der Wünsche in dem Moment, wo das fremde Land betreten wird, längst klargemacht hat, was eigentlich die Botschaft ist. Wir haben eine störrische, abgestumpfte Gesellschaft erlebt, die sich selbst nur noch mehr verletzt, weil sie einfach keine (magischen) Geschenke annehmen will. Keine der darauffolgenden Sequenzen kann diesem Statement noch mehr Nachdruck verleihen. Gottfredson versucht zwar, dies noch mehr in Dschinnistan zu verdeutlichen, aber die Herangehensweise in Form einer reinen Gagstory untergräbt jeden Ansatz einer ernsten Botschaft.[4]

Fantasyelemente[Bearbeiten]

Fertig ist die neue Stadt! Nur wo sind die Genehmigungen? (© Egmont Ehapa)

Die Geschichte ist aber trotz dessen ein weiterer Meilenstein im Gottfredson’schen Werk. Erstmals kommen richtige Fantasyelemente zum Tragen. In vergangenen Geschichten musste Gottfredson sich manchmal ziemlich verrenken, um noch eine glaubwürdige natürliche Erklärung zu finden. In Herr der Wünsche verlässt Gottfredson diesen Rahmen der Realität ganz bewusst. Da dies einem Jahrzehnt vorangegangener Geschichten zuwiderlief, war es auch nicht verwunderlich, dass er Schwierigkeiten hatte, Mickys Konfrontation mit dem Übernatürlichen zu einer befriedigenden Auflösung zu führen. Zu diesem Zeitpunkt war die einzige Möglichkeit, die Geschichte aufzulösen, sie so darzustellen, als ob sie niemals passiert wäre.[4]

Trivia[Bearbeiten]

  • Über die Stadt, in der Micky Maus lebt und wohnt, ist bis heute kaum etwas bekannt. Es soll sich namentlich um Mouseville gehandelt haben, bis die Übersetzerin Dr. Erika Fuchs mit Entenhausen eine Stadt für Duck und Maus schuf. Die früheren Wohnorte, bei Micky Mouseville und bei Donald Duck zumeist Burbank, gerieten schnell in Vergessenheit. Interessant ist, dass man in Herr der Wünsche einige Ausschnitte mehr sieht als in anderen Geschichten, die sonst immer wieder nur Häfen, Straßen oder schlicht Gebäude von innen zeigen. Es offenbaren sich Plätze wie die Müllkippe, Armenviertel und, wohl am wichtigsten, die von Micky erschaffene Kleinstadt „Mausdorf“, die er auf der früheren Mülldeponie errichtet. Damit handelt es sich um eine explizite Darstellung eines Stadtteils oder sogar ganz Mousevills.[5]
Das Aquarell: (© Disney)

Aquarell[Bearbeiten]

Zu dieser Geschichte malte Floyd Gottfredson im Mai 1979 ein Aquarell. Es trägt den Titel „Micky Maus und die Zauberlampe“.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Die nächsten Tage, in denen Micky realisiert, dass alles nur ein Traum gewesen sein muss, gehören bereits zur darauffolgenden Geschichte Mickys Gast aus Afrika.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Thomas Andrae: Von Mäusen und Menschen. Floyd Gottfredson Library 5, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 11–13
  3. Markus von Hagen: Unübersetzbares für Übersetzer. Neue Entenhausener Geschichte(n) im DDSH 414. Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 34
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 David Gerstein: Ich weiß nicht, ob es ein Traum war, oder ... Herrje! Floyd Gottfredson Library 5, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 194
  5. Siehe den Daily-Strip vom 13. November 1939.