Bobo, der Elefant

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Bobo, der Elefant
Bobo, der pfiffige Elefant
Bobo the Elephant
Erstveröffentlichung: 30.07.1934–13.10.1934
Entstehungsdatum: 1934
Storycode: YM 023
Story: Floyd Gottfredson, Ted Osborne
Zeichnungen: Floyd Gottfredson
Tusche:

Ted Thwaites

Seiten: 66 Tagesstrips, 22 Seiten in der FGL
Format: Zeitungsstrip
Deutsche Übersetzung: Gerd Syllwasschy in der FGL
Deutsche Erstveröffentlichung: Ich Goofy 1
Weiterführendes
Liste der Fortsetzungsgeschichten von Floyd Gottfredson

Ind.PNG Infos zu Bobo, der Elefant

beim I.N.D.U.C.K.S.
Der Fledermausbandit von Inferno Gulch

Bobo, der Elefant (engl. Bobo the Elephant, auf Deutsch auch Bobo, der pfiffige Elefant) ist eine von Floyd Gottfredson und Ted Osborne getextete und ersterem gezeichnete sowie von Ted Thwaites getuschte Comicgeschichte aus dem Jahr 1934. Micky Maus ersteht auf einer Auktion unbeabsichtigt einen Elefanten. Zusammen mit ihm verbringt er zu Hause einige spannende Tage. Im Weg steht ihm dabei Kurt Kropp, der hier sein Debüt feiert und Micky den Elefanten abluchsen will.

Auch Bobo kann nützlich sein... (© Egmont Ehapa)

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Auf dem Rückweg von einem Spiel nach Hause sehen Micky und Minnie ein Plakat, das für eine Versteigerung wirbt. Zufällig findet sie gerade statt, als die beiden vorbeikommen und Micky und Minnie beschließen, sich die Auktion einmal anzuschauen. Im Gebäude angekommen, fragt Minnie wiederholt, wie das Spiel ausgegangen ist. Micky antwortet mit „drei zu dreißig“ und denkt sich nichts dabei, doch mit diesen Worten hat er gerade für dreißig Dollar eine Kiste mit bisher unbekanntem Inhalt erstanden. Noch vor aller Augen protestiert Micky dagegen, aber der Auktionator lässt nicht locker. Er öffnet die Kiste, deren Inneres sich nun preisgibt: Ein Elefant!

Micky verfügt jetzt über ein neues Haustier. Es wird darauf bestanden, dass er den Elefanten unbedingt mitnimmt; wohl auch, weil Micky mit 30 Dollar ziemlich viel geboten hat. Wie auch immer, denn jetzt kann Micky den Elefanten nicht mehr loswerden und er muss mit ihm bei sich zu Hause klarkommen. Der Elefant, den Minnie Bobo tauft, lebt fortan also in Mickys beschaulichem Heim. Allerdings ist schon seine Unterbringung eine Herausforderung, denn er ist zu groß für eine Art Elefantenhütte, die Micky zusammengewerkelt hat. Bobo schläft schließlich unter freiem Himmel und verputzt sein Stroh, das eigentlich zum Liegen gedacht war. Aber schnell lernen Micky und Minnie auch die positiven Seiten Bobos kennen: Er spielt mit Pluto, pflückt Blumen und hilft beim Reinigen der Fenster. Jedoch will Micky sich nicht länger mit dem großen Tier herumplagen, denn der Elefant macht einige Arbeit und ist nicht immer nett zu Pluto. Und auch zu Nachbarn wie Dippy Dawg, der ihn ziemlich stark verspottet, hegt Bobo ein abweisendes Verhältnis. Dippy, der sich ursprünglich nur einen Scherz erlauben wollte, muss am Ende feststellen, dass ein Elefant clever genug ist, um mit einer Trompete zuzuhauen. Doch mit einigen kleineren Fauxpas ist es nicht getan, denn Bobo terrorisiert quasi über Nacht die ganze Nachbarschaft: Er entwischt Micky und hinterlässt in seiner Umgebung eine Spur der Verwüstung. Endlich, nach arbeitsamer Sucherei, kann Micky Bobo in einem städtischen Brunnen wiederfinden.

Kurt Kropp ist das wesentliche neue Element dieser Geschichte! (© Egmont Ehapa)

Aber es kommt noch dicker: Durch sein Chaos, das Bobo in der ganzen Siedlung verursacht, wird er zum öffentlichen Ärgernis deklariert und ist demnach sofort zu entfernen – so zumindest der zuständige Stadtrat. Micky weiß nicht, wohin mit dem Elefanten. Doch auch das soll keine lange Sorge von ihm sein, denn schon bald steht wieder jemand vor der Tür: Kurt Kropp, älterer Herr und Besitzer eines Holzsägewerkes, behauptet, dass Bobo ihm gehöre, er ihn aber nicht im Hafen auffinden konnte und so die Transportbox zur Auktion freigegeben wurde. Kropp macht auf Micky allerdings keinen guten Eindruck und der Mäuserich würde sich nun lieber nicht mehr von Bobo trennen, also fragt er, ob Kropp Papiere dabeihat. Doch die hat er nicht, also darf Bobo bis auf Weiteres bleiben. Kropp ist sauer und verspricht, die Papiere anzufordern. Micky traut seinem neuen Gegenspieler nicht und setzt seinen Freund Rudi Ross auf ihn an. Und schon wenige Stunden später hat dieser brisante Informationen über Kropp herausgefunden: Anscheinend hat er sein Sägewerk bisher mit Pferdekraft betrieben, doch er will von nun an Bobo einspannen, wodurch sich erhebliche Kosteneinsparungen erklären würden. Micky ist entsetzt und folgert: Bobo wird bleiben!

Aber für Micky wird es schwer, denn Kropp ist mittlerweile in den Besitz der Papiere gelangt und fordert nun die Übergabe des Elefanten. Micky muss auf Tricks zurückgreifen, um Kropp in Schach zu halten. Als er gerade von einer spektakulären Verkleidungsmasche wieder nach Hause zurückkehren möchte, erblickt Bobo auf einem Plakat einen anderen Elefanten. Sofort eilt er zu einem ganz bestimmten Ort: Dem Zirkus! Er stellt sich sofort neben eine Elefantendame – und da ist es allen klar: Bobo hat seine Mutter wiedergefunden! Kropp ist furchtbar sauer darüber, denn jetzt kann er den Elefanten nicht mehr so leicht trennen. Eine Auseinanderkopplung von Mutter und Jungem ist eine gefährliche Angelegenheit, an der Kropp letztendlich sogar persönlich scheitert. Micky kann Kurt Kropp dazu bringen, Bobo zu verkaufen. Doch für welchen Preis? Als Kropp am nächsten Tag seine Zahlen nennt, erschrecken alle: Er will ganze 1.000 Dollar für das Tier haben! Aber Micky ist wieder einmal schlau, denn er lässt sich eine Art Kaufbeleg zeigen. Dort ist es dann deutlich zu lesen: Der Elefant hat ursprünglich nur 150 Dollar gekostet. Widerwillig und energisch nimmt Kropp das Geld an und verschwindet wieder aus der Stadt. Und Micky? Der überlässt Bobo dem Zirkus – aber nicht, ohne noch einmal an dessen Abschiedsparade teilgenommen zu haben!

Hintergrund[Bearbeiten]

Vom Land in die Stadt[Bearbeiten]

Der kleine Elefant stellt alles auf den Kopf. (© Egmont Ehapa)

Noch 1919 hieß es in einem Song von Joe Young und Sam M. Lewis: „Wie können sie es weiter auf der Farm aushalten, nachdem sie Paris gesehen haben?“ In diesem Jahr wirkten die Verheißungen der großen Stadt verlockend. Doch 1930, gut ein Jahrzehnt später, wurde das Landleben als ruhig und friedlich angesehen, während die Großstadt in den Augen der Amerikaner ein lautes, chaotisches Rattennest war. Aber es zog trotzdem eine immer größere Zahl Menschen vom Land in die Stadt; und Sprüche wie „Wer einmal in die Stadt gezogen war, der kehrte nie mehr zurück“ bestätigten die Wandlung. Auch die Erinnerungen an das Landleben wurden ins Lächerliche gezogen: „Wer will sich schon mit Küken unterhalten?“ Da Humor oft aus unangenehmen Situationen entsteht, wurde in Film und Comic, als die Urbanisierung immer stärkere Züge annahm, eine Reihe Geschichten von unglücklichen Städtern erzählt, die mit der schlimmsten Erinnerung an das Landleben konfrontiert wurden: einem großen, ungezähmten Tier. Drüben im Stall, so lautete die Moral jedweder Geschichte, hatten sich Menschen und niedere Lebensformen miteinander arrangiert, doch in der Enge der Großstadt war kein Platz für die Zerstörungswut von großen Tieren. Der Konflikt in den Geschichten bestand nicht nur im Gegensatz von Mensch und Natur, sondern auch im Gegensatz von Stadt und Land.[1]

Floyd Gottfredson folge diesem Trend bereitwillig. Micky Maus hatte es in den Cartoons schon mit zahlreichen störrischen Tieren zu tun gehabt. Folglich lag es nahe, dass auch Gottfredson eine Geschichte ersann, die den Kampf zwischen Stadt und Land in den Comicstrip übertrug. Bobo, der Elefant ist dabei nur der Auftakt einer ganzen Reihe ähnlicher Geschichten. Sie soll wahrscheinlich an den altbekannten Konflikt zwischen Mäusen und Elefanten erinnern. Später lässt Gottfredson Micky auch einem Känguru, einem Strauß, einem Löwen und einem Gorilla begegnen.[1]

Micky ist ein ausgeglichener und freundlicher Charakter und gerät deswegen selten mit wilden oder anderweitig komischen Tieren aneinander. Im Vorgriff auf George Orwells Farm der Tiere (1945) versucht er, alle Tiere gleichwertig zu behandeln. Aber manche sind eben gleicher als andere, und eine nicht zu leugnende Spur der Verwüstung bringt Micky den Ärger der Großstadt Entenhausen ein. In späteren Geschichten wollen die aufgeblasenen Bürokraten, die Mahnungen und Bußgeldbescheide vorbeibringen, oft nicht einsehen, dass Micky nur durch einen dummen Zufall zum Herrchen geworden ist und eigentlich nur nach einem besseren Zuhause für das Tier sucht. Aber sich mit stolzen Politikern herumzuärgern, ist oft eine größere Herausforderung, als wilde Tiere zu bändigen. Gottfredsons Moral von der Geschichte könnte sein, dass man den Löwen vielleicht beim Schwanz packen kann, aber die Amtsschimmel im Rathaus schlimmer sind als jedes Löwenrudel.[1]

Nicht so schöne Erfahrungen... (© Egmont Ehapa)

Der Elefant Bobo[Bearbeiten]

Von Postpiloten (Im Netz der Luftpiraten) bis hin zu Kannibalenkönigen (Micky Maus auf der Schatzinsel) schöpfte Floyd Gottfredson viele Inspirationen aus den zeitgenössischen Micky-Cartoons. Er adaptierte die Geschichten für die Comics und nahm hier und da Verbesserungen vor. Doch da sein Comicstrip im Laufe der Jahre immer erfolgreicher wurde und sich somit auch mehr vom Disney-Studio loslösen konnte, verlief die Inspiration schließlich in eine andere Richtung. Elefant Bobo ist eines der frühen Beispiele dafür. Der Dickhäuter schien wie geschaffen für ruhmreiche Leinwandauftritte. Schon 1930 hatte Disney eine Erfolgsformel für amüsante Micky-Cartoons gefunden: Man paare den Mäuserich einfach mit einem Chaos verursachenden Tier und beobachte, wie die Fetzen fliegen. In Mickey Steps Out und The Barnyard Broadcast (beide 1931) sorgt eine schwarze Katze namens Tabby für zahlreiche Katastrophen; in einigen weiteren Kurzfilmen waren es Gorillas. Als Floyd Gottfredson einen Elefanten in die Comics einführte – einen freundlichen, aber kindlichen Riesen, der mit seinem Rüssel lustige Dinge veranstalten konnte –, folgte er einfach dieser aus dem Kino bekannten Formel. Im darauffolgenden Kurzfilm Mickey’s Elephant (1936) schaffte es diese Formel über den Umweg des Comics wieder zurück auf die Leinwand.[2]

Die Fliegenpapierszene: (© Disney)

Warum die Cartoonzeichner von dem Elefanten so begeistert waren, lässt sich leicht erkennen. Zu dieser Zeit war man bei Disney von der bekannten „Fliegenpapierszene“ im Cartoon Playful Pluto (1934) schwer beeindruckt. Norm Ferguson hatte die Szene animiert, in der Pluto versucht, sich von einem klebrigen Fliegenpapier zu befreien. Was in der Szene geschah, war zwar physikalisch unmöglich, Plutos Verhalten wirkte jedoch so real, dass das Missgeschick erstaunlich überzeugend herüberkam und man mit dem armen Hund mitfühlen konnte. Das alles ließ sich nur noch durch ein viel größeres und tollpatschigeres Tier toppen, dem noch dümmere Peinlichkeiten unterliefen – Bobo hatte genau dafür reichlich Potenzial![2]

Doch dieses Potenzial wurde nie wirklich ausgeschöpft: In Mickey’s Elephant hatte Bobo seinen ersten Kinoauftritt, der auch durchaus gut war; allerdings stahl Pluto mit seinem „bösen Teufelchen“ (eine Art Kobold, der ihn eifersüchtig auf Bobo machte) dem Elefanten die Schau. Am Ende bemerkte Walt Disney selbst, „dass es [im Film] eine Menge Dinge gab, die wir nicht untergebracht haben“, und dass eine Fortsetzung „uns erlauben würde, Bobo abermals zu verwenden.“ So plante man in den nächsten vier Jahren ganze vier Kinofortsetzungen mit dem Elefanten: Zwei davon mit Pluto, eine mit Donald Duck und eine weitere mit Micky und Minnie Maus. Die letztgenannte Geschichte trug den Titel Spring Cleaning und setzte genau an der Stelle ein, an welcher Gottfredsons Geschichte 1934 endete. Jedoch wurde keine der geplanten Fortsetzungen mit Bobo fertiggestellt, geschweige denn in Kinos aufgeführt. Zwar war der kindliche Dickhäuter ein eher simpler Charakter, aber Walt Disney schien einen Narren an ihm gefressen zu haben: „Ich erinnere mich daran, wie sehr die Leute Bobo mochten. Die Enttäuschung war groß, als es keine Fortsetzung gab.“ Vielleicht sorgte gerade das große persönliche Interesse des Chefs für ebenso große Bedenken bei den Kollegen in der Animationsabteilung: Taugten die Storyideen überhaupt für die Leinwand?[2]

Falsche Zuordnung im Original[Bearbeiten]

Im amerikanischen Original, bzw. bei der Erstveröffentlichung dieser Geschichte in amerikanischen Tageszeitungen, unterlief den Storywritern ein kleiner Fehler: Der Text in der rechten Sprechblase ist eindeutig Micky zuzuordnen, aber sie zeigt auf Bobo. In der Floyd Gottfredson Library wurde der offensichtliche Fehler korrigiert; nun macht Bobo zu ihm passende Geräusche.[3]

Trivia[Bearbeiten]

  • Der Donald-Trickfilm mit Bobo hätte es beinahe zu etwas gebracht, wäre er nicht einem technischen Problem zum Opfer gefallen: Der Elefant hätte in dem Cartoon eine Sprechrolle gehabt, allerdings war Regisseur Jack Hannah während der Vorproduktionsphase sowohl mit dem Sprecher des Elefanten als auch mit den von Norm Ferguson angefertigten Probeanimationen unzufrieden; und so wurde der Trickfilm frühzeitig beendet.[2]
  • Vom Kurzfilm Spring Cleaning sind immerhin einige Storyboard-Zeichnungen erhalten geblieben, die Micky, Minnie und Bobo bei einem ausgedehnten Spaziergang und der Mithilfe im Haushalt zeigen. Gezeichnet hatten die Szenen vermutlich Ross Wetzel, Bill Berg, Xavier Atencio und Frank Tashlin. Disney höchstselbst bemerkte zu diesem Cartoon, dass Gottfredsons Comic dabei eine wichtige Inspirationsquelle gewesen sei.[2]

Deutsche Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 David Gerstein: Gleicher als andere. Floyd Gottfredson Library 3, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 80
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 David Gerstein: „Die Darsteller: BOBO“ und „Hinter den Kulissen: Frühjahrsputz“. Floyd Gottfredson Library 3, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 246–249
  3. David Gerstein und Gary Groth: Fer Gosh Sakes! Floyd Gottfredson Library 3, Egmont Ehapa Media, Berlin 2021, S. 14.