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Heinrich Riethmüller

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Heinrich Riethmüller in den 1960er Jahren (Quelle: Edis Disney Seite)

Heinrich Riethmüller (* 23. Dezember 1921 in Berlin; † 8. Dezember 2006 in Baiersbronn, Baden-Württemberg) war der wichtigste deutsche Synchronisator abendfüllender Disney-Zeichentrickfilme, dazu Regisseur, Texter und Songwriter derselben. In seiner aktiven Zeit bearbeitete er mit seinem Team über zehn Walt Disney Meisterwerke, darunter Das Dschungelbuch, Cap und Capper, sowie Neufassungen verschiedenster Filme, wie zum Beispiel Pinocchio oder Schneewittchen und die sieben Zwerge. Von Mitte der 1960er Jahre bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1981 übernahm er bei fast allen wichtigen Disney-Filmen, auch im Real-Bereich, die Synchronisation. Einem großen Publikum ist er auch als musikalischer Leiter der ZDF-Sendung „Dalli Dalli“ bekannt.

Seine zahlreichen Arbeiten brachten ihm auch den Titel eines „Erika Fuchs des Films“ ein. Dr. Erika Fuchs war mit ihren legendären Übersetzungen von Duck-Comics als bekannteste Übersetzerin von Comics in die Geschichte eingegangen.

Biographie[Bearbeiten]

Frühe Jahre[Bearbeiten]

Heinrich Riethmüller wurde am 23. Dezember 1921, einen Tag vor Heiligabend, in Berlin geboren. In seiner Schulzeit besuchte er das 1925 gegründete Gymnasium am Lietzensee, Vorgänger des noch heute existierenden Canisius-Kolleg, welches in der Witzlebenstraße in Berlin-Charlottenburg stand. Es wird auch heute noch vom Jesuitenorden geleitet und gehörte schon damals zu den renommiertesten Gymnasien Berlins und steht heute in der Tiergartenstraße in Berlin-Tiergarten (Mitte). Dort wurde viel Wert auf Theater und Musik gelegt, was Riethmüllers späteres Leben entscheidend prägte. Nachdem er dort erfolgreich sein Abitur 1939 abgeschlossen hatte, ging er auf eine Berliner Universität, um Kirchenmusik zu studieren. Wäre er einen Jahrgang später auf die Schule gekommen, hätte er seinen Abschluss nicht mehr machen können, da die Nationalsozialisten die Schule 1940 schlossen. Anschließend begann er in diesem Bereich auch zu arbeiten, ab 1942 war er als Chorleiter und Organist tätig. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes ging er weiter seiner musikalischen Arbeit nach. Er spielte zeitweise in verschiedenen Orchestern, wie dem RBT-Orchester, später machte er erste Erfahrungen im Bereich des Kabarett, als er 1947 dem, ebenfalls in Berlin ansässigen, „Ulenspiegel“ beitrat. Von da an zeigte sich Riethmüllers besondere Begabung für humoristische Lieder, Texte und Kompositionen. Im gleichen Jahr veröffentlichte er auch „Im Kinderland. Vier neue Kinderlieder“, dessen Inhalt sich aus dem Namen erschließt und als Begleitung zu Texten von Kurt Gohlsch gedacht ist. Dem anschließend folgte Ende der 1940er „Gesänge des Li Tai Pe für Bariton und Klavier“. Die 1949 veröffentlichen Kompositionen beruhen auf Dichtungen von Alfred Henschke („Klabund“ genannt).

Karriere[Bearbeiten]

Erste Arbeiten für das Fernsehen übernahm Heinrich Riethmüller bereits Anfang der 1950er Jahre, kurz nachdem er ins Synchronisationsgeschäft eingestiegen war. Zu dieser Zeit schrieb er, da wenig bekannt, in erster Linie die Musik zu typischen Heimatfilmen aus dieser Zeit, deren wegen er aber nicht in Erinnerung geblieben ist. Den banalen Komödien widmete er sich jedoch nicht lange, die Anzahl seiner Mitarbeit beschränkt sich auf knapp zehn Jahre, der letzte Film Riethmüllers dieser Art wurde 1962 fertiggestellt. Dabei handelte es sich um „Sein Bester Freund“, der es aber immerhin zu einer englischsprachigen Version brachte. Seine eigentlichen Arbeit ging er in diesen Jahren beim Rundfunk im amerikanischen Sektor, kurz „RIAS“, nach. Dort war er maßgeblich für den Erfolg der satirischen Sendung „Die Rückblende“ verantwortlich, die soviel Anklang fand, dass sie Anfang der 1960er Jahre vom NDR sogar ins Fernsehprogramm übernommen wurde, sich aber dort nicht lange hielt und bereits 1961 wieder abgesetzt wurde. Von ihm stammten zumeist die Kompositionen zu den literarisch geprägten Chansons der Sendung.

Arbeit mit Hans Rosenthal[Bearbeiten]

Das „Dalli Dalli“-Team um Hans Rosenthal

Nachdem er aus der Sendung „Die Rückblende“ ausgeschieden war, prägte eine Begegnung mit einem der wichtigsten deutschen TV-Showmaster seine spätere Karriere, als er Anfang der 1960er zum ersten mal auf Hans Rosenthal traf. Zu Beginn schrieb er für Rosenthal, ebenfalls ein RIAS-Angestellter, nur die Musik zu seinen zahlreichen Radioshows. Dazu zählten, unter anderen, „Wer fragt, gewinnt“, „Allein gegen alle“ und „Spaß muss sein“. Anschließend wurde auch für das Fernsehen gearbeitet, zu Beginn für Rosenthals Quizsendung „Gut gefragt ist halb gewonnen“, die von 1964 bis 1970 im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) lief. Sie ebnete Rosenthal auch den Weg zu mehr Sendezeit und einem besseren Sendeplatz im Programm, so dass er 1971 mit seiner Nachfolgeshow „Dalli Dalli“ den größten Coup seines Lebens landete. Die Sendung lief ganze 15 Jahre lang. Die letzte Ausgabe, die nicht zur eigentlichen Reihe gehörte, konnte Hans Rosenthal auf Drängen seiner Ärzte nicht leiten und starb kurze Zeit darauf, im Februar 1987, mit nur 61 Jahren, an Krebs. Heinrich Riethmüller war von Anfang an, also seit 1971 dabei gewesen und stellte nicht nur den Posten des musikalischen Leiters, der zugegebenermaßen, musiktechnisch recht einfach konzipierten Sendung, sondern spielte auch die Begleitung am Klavier oder seiner Combo. Mit Hans Rosenthal trat er nicht nur im ZDF auf, sondern auch auf Konzerten, teilweise auch ohne den Showmaster. Auch dort spielte er in erster Linie Klavier, aber auch auf dem Wurlitzer Electric Piano. Dazu leitete er für das RIAS verschiedene Orchester, insbesondere auf Berliner Veranstaltungen Rosenthals. Die Wege der beiden trennten sich erst mit dem Tod es Moderators.

Disney-Synchronisationen[Bearbeiten]

Deutsches Poster zu Das Dschungelbuch mit besonderem Hinweis auf die Musik (© Disney, 1980)

Im Jahr 1950 arbeitete er erstmals in dem Filmbereich, der ihn später unter Disney-Fans bekannt machte, der Synchronisation. Die ersten Arbeiten waren noch nicht für Disney, in diesen Bereich führte ihn erst Eberhard Cronshagen, die wichtigste Persönlichkeit der Disney-Frühzeit in Deutschland, der später nur von seinem Schüler an Popularität übertroffen wurde. Eberhard Cronshagen arbeitete, genau wie Riethmüller, bis in die 1980er für den Film. Der 1913 geborene Berliner lebte bis zuletzt in seiner Heimatstadt. Zu Beginn von Riethmüllers Disney-Karriere in den 1950er Jahren wurde er noch deutlich von den Arbeiten Cronshagens beherrscht, der, im Gegensatz zu seinem Schüler, nicht nur hinter dem Film arbeitete, sondern auch selbst als Synchronsprecher aktiv war und beispielsweise den deutschen Sprecher von Walt Disneys wohl bekanntesten und oscarprämierten Dokumentarfilm, Die Wüste lebt (1954), stellte. Allerdings wuchsen die beiden schon bald darauf zu einem festen Gespann zusammen und verwirklichten sich, insbesondere 1964 bei ihrer Arbeit an Mary Poppins, dem erfolgreichsten Disney-Realfilm, der unter dem Studiogründer selbst produziert worden war. Zwei Jahre später bearbeitete Riethmüller erstmals ein Walt Disney Meisterwerk, in diesem Fall die zweite Fassung von Schneewittchen und die sieben Zwerge, deren Originalsynchronisation 1938 in Österreich produziert worden war. Hier übernahm er, wie bei den meisten seiner Arbeiten, die musikalische Leitung, Eberhard Cronshagen war für Regie, Buch und Liedtexte verantwortlich. Das war allerdings, abgesehen von Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett‏‎ (1972) das einzige Mal, dass Heinrich Riethmüller nicht die volle Verantwortung für einen von ihm bearbeiteten Disney-Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge trug. Seine zweite Synchronisation war gleichzeitig die wichtigste, da sie zudem als sein musikalisches Highlight gilt. Das Dschungelbuch wurde 1967 als 19. Walt Disney Meisterwerk fertiggestellt und kam im Jahr darauf auch in die westdeutschen Kinos. Der Trickfilm wurde nicht nur zum erfolgreichsten seiner Art in Deutschland, sondern dazu der erfolgreichste Film aller Zeiten, der je in den deutschen Kinos gespielt wurde. Mit über 27 Millionen Besuchern wird er wohl auch in Zukunft nicht von der Top-Position zu verdrängen sein. Einen großen Beitrag zum Erfolg trug die Synchronisation des Films bei, welche zwar sehr frei dem Original gegenüber wahr, aber perfekt zum Film passte. Das Drehbuch schrieb Heinrich Riethmüller selbst, genauso wie die populären Liedtexte, dazu führte er Regie im Tonstudio. Nachdem überragenden Erfolg, vertraute man in Deutschland vollends auf Riethmüller.

Riethmüllers letzte Disney-Synchronisation betraf Cap und Capper (© Disney, 1981)

Nach und nach zog sich auch Eberhard Cronshagen zurück, so dass er für lange Jahre unangefochten an der Spitze stand. Es folgten weitere neun Synchronisationen von Walt Disney Meisterwerken, darunter Robin Hood (1973), Bernard und Bianca (1977) und etliche Neufassungen, von denen bereits deutsche Versionen in den 1950ern entstanden waren, wie Pinocchio oder Bambi.

Anfang der 1980er Jahre zog sich Heinrich Riethmüller dann immer weiter zurück. So wurden seine letzten Arbeiten 1980 eine neue Version von 101 Dalmatiner und die deutsch Erstausstrahlung des weltweit eher mäßig erfolgreichen Cap und Capper von 1981. Anschließend war er nie wieder im Bereich Disney aktiv.

Seine Synchronisationen werden sowohl gelobt als auch mit einem Schmunzeln betrachtet. Seine Erstvertonungen gelten nahezu einstimmig als gelungen, Kritik gibt es lediglich an Zweitversionen, wodurch ursprüngliche deutsche Übertragungen von der Bildfläche verschwanden. Viele der ursprünglichen, später von Riethmüller neu gestalteten Synchronisationen, waren stark geprägt vom amerikanischen Original, so wurden zum Teil die englischen Liedtexte verwendet. Zudem waren sie oft recht düster, was insbesondere bei Pinocchio auffiel, der von Heinrich Riethmüller durch freundlichere Stimmen 1971 deutlich kindgerechter gestaltet wurde.

Weiteres Wirken und letzte Jahre[Bearbeiten]

Nach seinem Abschied von der Synchronarbeit arbeitete Heinrich Riethmüller noch bis Mitte der 1980er für Hans Rosenthals „Dalli Dalli“, aber schon zuvor war er, zusammen mit seiner Frau Gertrud, in den Schwarzwald, nach Baiersbronn, im Landkreis Freudenstadt, gezogen. Dort wollte er seinen Ruhestand genießen, war aber doch noch weiter aktiv, vor allem in Baiersbronn selbst. Auf nationaler Ebene konnte er lange zumindest das Schreiben nicht ganz aufgeben, so dass am 8. Januar 1988 in einem Berliner Theater sein Singspiel „Mutter Gräbert macht Theater“ uraufgeführt wurde. Spätestens in den 1990ern verschwand er dann aber von der öffentlichen Bildfläche, war aber weiter in seiner Wahlheimat musikalisch aktiv und leitete lange Jahre den ansässigen Sängerbund, später begleitete er nur noch am Klavier. Für seinen Verein verfasste Heinrich Riethmüller auch wieder Liedtexte, bis in den Herbst 2006 hinein, als er schwer erkrankte und seine dortigen Aktivitäten einstellen musste. 2003 hatte er seinen letzten öffentlichen Auftritt gehabt, in der Jubiläumsshow „Na so was – 40 Jahre ZDF“.

Heinrich Riethmüller verstarb am 8. Dezember 2006 im Alter von 84 Jahren, nur 15 Tage vor seinem Geburtstag. Riethmüller hinterließ seine Frau Gertrud, zusammen mit seiner Familie, zu der auch gemeinsame Kinder gehören. Am Freitag, den 15. Dezember wurde er auf dem Baiersbronner Friedhof beigesetzt, mit musikalischer Begleitung des Baiersbronner Sängerbundes, unter der Leitung des früheren Vereins-Dirigenten, Karl-Adolf Hornung.

Filmographie[Bearbeiten]

Disney-Synchronisationen[Bearbeiten]

Hier findet sich eine Liste aller Synchronisationen von Walt Disney Meisterwerken, an denen Heinrich Riethmüller direkt beteiligt war. Daneben zeichnete er sich auch bei der deutschen Gestaltung anderer Filme, wie „Asterix“, aus. Neben den aufgelisteten Zeichentrickfilmen arbeitete er auch dreimal an anderen wichtigen Produktionen des amerikanischen Studios, nämlich den Realfilmen Mary Poppins (1964) und Das schwarze Loch (1979), sowie dem Mischfilm Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett (1972). Filme, deren „Riethmüller“-Versionen nicht der Original-Synchronisationen entsprechen sind als solche gekennzeichnet, Filme, die heute auch über eine Nachfolger-Version verfügen jedoch nicht, da diese größtenteils im Original zu erhalten sind.

Film Version Jahr (us/de) Beteiligung
Schneewittchen und die sieben Zwerge Zweite Version nach 1938 1937/1966 Musikalische Leitung
Das Dschungelbuch Dt. Erstsynchronisation 1967/1968 Regie, Buch, Lieder
Aristocats Dt. Erstsynchronisation 1970/1971 Regie, Buch, Lieder
Pinocchio Zweite Version nach 1950/51 1940/1971 Regie, Buch, Lieder
Bambi Zweite Version nach 1950 1942/1973 Regie, Buch, Lieder
Robin Hood Dt. Erstsynchronisation 1973/1974 Regie, Buch, Lieder
Susi und Strolch Zweite Version 1955/1975 Regie, Buch, Lieder
Dumbo Zweite Version nach 1952 1941/1976 Regie, Buch, Lieder
Bernard und Bianca Dt. Erstsynchronisation 1977/1977 Regie, Buch, Lieder
101 Dalmatiner Zweite Version nach 1961 1961/1980 Regie, Buch, Lieder
Cap und Capper Dt. Erstsynchronisation 1981/1981 Regie, Buch, Lieder

Filmmusiken[Bearbeiten]

Heinrich Riethmüllers direkte Arbeiten für den Film beschränken sich auf Filmmusiken, sieht man von den Synchronarbeiten ab. Dazu trat er ein einziges Mal als Schauspieler auf, in einer kleinen Rolle in der Komödie „Alles für dich, mein Schatz“ (1954). Er arbeitete zudem für mehrere Fernsehsendungen, wie „Aus der Chronik der Familie Sawatzki“. Alle folgend aufgelisteten Filme sind ausnahmslos keine Disney-Produktionen.

Film Jahr Beteiligung Zusammen mit
Der Fürst von Pappenheim 1952 Musik Hugo Hirsch
Man lebt nur einmal 1952 Musik -
So ein Affentheater 1953 Musik Peter Kreuder
Die Sieben Kleider der Katrin 1954 Musik und Lieder Georg Haentzschel und Bruno Balz
Heideschulmeister Uwe Karsten 1954 Musik -
Der Himmel ist nie ausverkauft 1955 Musik Heino Gaze
Der Pfarrer vom Kirchfeld 1955 Musik -
Unter Palmen am blauen Meer 1957 Musik ?
Vater, Mutter und neun Kinder 1958 Musik Heino Gaze
Brille und Bombe – Bei uns liegen Sie richtig! 1967 Musik -

Weblinks[Bearbeiten]