LTB 62: Rezension
In diesem Artikel wird das LTB 62 rezensiert. Ob dieser Band tolles Top, ein fataler Flop oder einfach nur müdes Mittelmaß ist, erfährst du hier. Dranbleiben ;-) Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 62.
Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 62 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight , Gut , Mittelmaß oder Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!
Cover[Bearbeiten]
Vor gelbem Hintergrund fängt Micky das Schwarze Phantom mit einem Kescher. Eine schöne Dynamik entsteht durch den Sprung Mickys (präsent wie selten: sein langer Mäuseschwanz) in der linken Bildhälfte, durch die Bewegungslinie des Keschers, aber auch ein bisschen durch die Schritthaltung des Phantoms… Marco Rota hat ein schönes themenbezogenes Cover gezeichnet, die Bewegungsabläufe wirken natürlich. Ganz anders als das klassische Cover zu Micky und dem Phantom von LTB 2 ist allerdings Micky obenauf, was keine Krume von Grusel, der ja den Band prägt, mehr übriglässt. Hobrowili (Diskussion) 06:45, 3. Jul. 2024 (CEST)
Rahmengeschichte[Bearbeiten]
Wer mit den Rahmengeschichten von Dalmasso/Perego aufgewachsen ist, könnte erst einmal irritiert gewesen sein: Denn das, was Giovan Battista Carpi hier gemacht hat, ist etwas ganz anderes: Goofy, Gamma und die sieben Zwerge im Clinch mit einer alten Hexe, die Weihnachten im Hochsommer feiern will. Die Hexe soll mit der Vorführung von Filmen bei Laune gehalten und abgelenkt werden, doch sie findet das alles gar nicht lustig, stopft Gamma in einen Briefkasten und bestellt 1313 Tip-Top-Hexenbesen, für die sie, auf einem reitend, am Ende wirbt…
Die ersten Seiten, als Briefträger Goofy von der Hexe (die verwandelte Böse Königin aus Schneewittchen) betäubt und entführt wird, und die anderen Figuren diese mit der Ausrichtung einer Weihnachtsfeier beglücken (Hexe: „Ihr seid aber lieb!“), sind ganz gelungen und vor allem charmant gezeichnet, begleitet von diesen gewellten Panelrahmen, die das Ganze in einer schönen Schwebe lassen. Aber der funktionierende Grundgedanke löst sich in den folgenden Zwischengeschichten zunehmend auf, auch die Idee der Filmvorführungen, welche die Geschichten des Bandes motivieren, verläppert sich. Gerade das Weihnachtliche hätte es nach meinem Geschmack verdient gehabt, dass die Hexe eher ihre gefühlige als ihre garstige Seite hervorkehrt. Hobrowili (Diskussion) 06:45, 3. Jul. 2024 (CEST)
Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms[Bearbeiten]
„Ach so! Ich wollt‘ die Flimmerkiste ausmachen! Das Programm ist auch nicht mehr das, was es einmal war!“ (Was Micky schon früher hätte machen sollen, dann wäre ihm viel erspart geblieben)
Das Schwarze Phantom manipuliert die Antennen von Mickys Haus und damit dessen Fernseher derart, dass dieser hypnotisiert wird, ausgeht und dabei seltsame Dinge veranstaltet, die dem Leser vorerst verborgen bleiben. Nachtwächter Goofy trifft Micky wieder schlafend vor dem Fernsehgerät an und weckt ihn. Bald darauf inspiziert Micky mit Kommissar Hunter den Tatort eines Einbruchs. Doch mysteriöserweise wurde in dem Hutgeschäft nur der eigene Hut des Hutmachers gestohlen. Für Verwirrung sorgen auch verschwundene Polizeiautos und ein gestohlenes Taxi, mit dem das Schwarze Phantom in der Nacht Micky umherkutschiert hatte, und das dann mit Goofy als Chauffeur wieder auftaucht. Kurz darauf fordert das Phantom ein erhebliches Lösegeld. Es droht mit der Zerstörung der Stadt, der Hut sei „Dynamit in meinen Händen“, und gibt Anweisung, die 100.000 Taler ins Schwarzenfelsschloss zu bringen. Dort wartet zunächst ein opulentes Mahl auf Hunter, Micky und Goofy. In der Nacht beobachtet Goofy, wie Micky ein Messer greift und offenbar auf den schlafenden Hunter im Nachbarzimmer einsticht. Am nächsten Morgen wird Micky unsanft von Hunter aus dem Schlaf gerissen und von diesem des versuchten Mordes überführt – der Kommissar hatte schon vorher Verdacht geschöpft und eine Puppe in das Bett gelegt. Micky entkommt, wird dann aber, als er zurückkehrt, um Goofy aus dem Polizeiverhör zu befreien, doch noch gefasst. Nicht ganz Herr seiner Sinne gesteht er zunächst die Tat. In seiner Zelle im Kommissariat erhält er unverhofften Besuch von Gamma und Fips, mit deren Hilfe er aus dem Gefängnis entkommt und ins Schloss zurückkehrt. Dort retten sie Goofy vor dem Ertrinken – wieder ein grausamer Mordversuch des Phantoms! Langsam kommt Licht ins Dunkel: In geschlossenen Räumen ist das Phantom unter seinem Umhang unsichtbar. Den Willen Mickys manipulieren konnte es nur, wenn es direkt neben ihm stand. Spürhund Fips führt die Helden zu Mickys Nachbarhaus, offenbar dem Unterschlupf des Phantoms, jedenfalls finden sie dort den Hut sowie einen rätselhaften Apparat. Micky und Gamma schlagen das Phantom bei seiner Rückkehr k.o., doch auch gefesselt hat es noch die Macht, Micky zu einem (scheiternden) Mordversuch an seinem Freund zu bewegen. In einem Verhör presst Gamma aus dem Phantom die Wahrheit heraus: Es wollte sich an Hunter und Micky rächen, weil sie es schon einmal hinter Gitter gebracht hatten. Der Drohbrief war nur eine falsche Fährte, die die beiden ins Schloss zu locken. Nach nochmaliger Betätigung der TV-Hypnose ist Micky wieder klar. Nun wird Kommissar Hunter zum Beweis selbst diesem teuflischen Fernsehapparat ausgesetzt. Als er sieht, dass er ein Geständnis unterschrieben hat, an das er sich nicht erinnern kann, glaubt Hunter der Rekonstruktion Mickys und Goofys sofort, und das Phantom wird eingesperrt...
„Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms“, Höhepunkt und Abschluss der ersten Phase der Zusammenarbeit des Autors Guido Martina mit dem Zeichner Romano Scarpa, erschien in Italien erstmals im Jahr 1955. Vom kommenden Jahr an sollte Scarpa vorerst als Zeichner, der seine Geschichten auch selbst schrieb, eigene Wege gehen (Donald und die Krebse in Burgunder, LTB 36). Das „doppelte Geheimnis“ der beiden italienischen Comic-Größen ist mehr oder minder eine spannende Fortsetzung eines amerikanischen Comic-Klassikers von Merrill de Maris und Floyd Gottfredson, Die Jagd nach dem Phantom, der 1939 als Zeitungsstrip erschien. Alle wichtigen Grundmotive der Gestalt werden vom amerikanischen zum italienischen Phantom hinübergerettet: die Gefährlichkeit, die Genialität, das Hinterlassen von Hinweisen in Tintenschrift, auch, zumindest angedeutet, sein zartes Gemüt, denn das Phantom ersinnt einen perfiden Racheplan, nach dem sich seine Hauptgegner aus der Ursprungsgeschichte, Micky Maus und Kommissar Hunter, gegenseitig umbringen sollen, weil er selbst Micky nicht sterben sehen kann. Es ist geradezu beklemmend zu sehen, wie hilflos Micky über lange Phasen der Handlung ist aufgrund der doppelten Überlegenheit des Phantoms, sich unsichtbar zu machen und sich Micky seinem Willen zu unterwerfen. Als Kind war mir diese Geschichte, glaube ich, eine Spur zu gruselig, weswegen sie bei mir, als ich sie mir erneut vornahm, nur wenige, oberflächliche Leseerinnerungen weckte. Vielleicht ging ich ihr sogar sorgsam aus dem Weg. Dabei gibt es da, abgesehen von diesem charismatischen Gegenspieler, natürlich wahnsinnig viel zu entdecken: die Verrätselung des seltsamen Geschehens auf den ersten Seiten, die tolle Detektivarbeit von Micky und Gamma, die auflockernden Gags rund um Goofy, auch die kalte Winteratmosphäre vor allem der ersten Seiten, die noch draußen spielen. Am meisten fasziniert mich heute aber das Setting dieses Schwarzenfelsschlosses mit seinen abweisenden, gespenstischen Räumlichkeiten, die Scarpa so ausstattet, perspektivisch öffnet und schließt, als würde jedes Objekt, jede Wand und jeder Winkel eine Chiffre für das spukhafte Erleben bei Hauptfiguren und Lesern darstellen. Romano Scarpa, der Kriminalgeschichten liebte, könnte solche Orte in den Schlössern zum Beispiel der auch in Italien populären Edgar-Wallace-Romane vorgebildet gefunden haben. Ein enzyklopädischer Artikel zu Martina/Scarpas Meisterwerk, der viele weiterführende Perspektiven bietet, ist hier zu finden. Hobrowili (Diskussion) 06:45, 3. Jul. 2024 (CEST)
Der Schrecken des Meeres[Bearbeiten]
„Endlich allein! Ich kann diese gräßlichen Gestalten nicht mehr sehen! Blödes Piratenleben!“ (Miguel ist schon Seeräuberkönig, aber was für einer)
Micky verehrt seinen Urahn, den Seeräuber Miguel, abgöttisch und hat auch gerade ein Buch über dessen Leben herausgebracht. Doch ein gewisser Samson, in Begleitung des Papageis Käpt’n Kock, behauptet, Miguel sei nur einfacher Matrose und somit ein Schwindler gewesen. Er wisse das von seinem eigenen Vorfahr Samuel, einem Kumpan Miguels. Der „Entenhausener Kurier“ macht groß mit einer Enthüllungsgeschichte auf, Micky bleibt auf den gedruckten Exemplaren der Lebensgeschichte seines Vorfahren sitzen. Hilfe erhält Micky von nun an von Gamma, der hier die Zauberkräfte besitzt, mithilfe einer „Zeitenrolle“ in die Vergangenheit des Jahres 1750 zu reisen. An Bord eines englischen Kriegsschiffes erleben sie den wechselvollen Kampf mit dem Piraten Schwarzbart und seiner Crew hautnah mit. Doch der eigentliche Auftrag des Kommandeurs lautet, den Stützpunkt des berüchtigten Korsaren Miguel auf der Galeoneninsel auszuheben. Da ist Micky natürlich ganz Mäuseohr. Mit einem Beiboot gelangen er und Gamma vor den Engländern dorthin. Miguel, vordergründig ein ganz grimmiger Geselle, erweist sich als ziemlicher Weichling, der Unterstützung dringend nötig hat. Sabotiert werden Mickys und Gammas Bemühungen immer wieder von Samson, der ebenfalls den Weg in die Vergangenheit geschafft hat, und bei Miguel auf seinen eigenen Vorfahren trifft. Inmitten des schlimmsten Sturmes treten unsere Helden gemeinsam mit dem Miguel und Samson wieder die Reise zurück in die Gegenwart an. In Entenhausen verspricht letzterer, die Verleumdungskampagne einzustellen. Der Seeräuberkönig jedoch wird dort nicht glücklich und raubt im Hafen einen alten Kahn, um endlich wieder zur See fahren zu können. Zum Glück funktioniert Gammas Zeitenrolle auch über Distanz, und die Geschichte endet, wie Miguel wieder in den Hafen der Galeoneninsel einläuft…
Die Originalversion dieser Geschichte wurde im britischen Mickey Mouse Weekly in wöchentlichen Fortsetzungen zwischen September 1952 und Februar 1953 als „The Reluctant Pirate“ erstveröffentlicht, im Mai 1953 für den Topolino mit leicht bearbeitetem Artwork ins Italienische übersetzt. Seit einigen Jahren wird als Mastermind hinter Story und Zeichnungen Harold Whitaker (1920-2013) angenommen, der wenig später auch für die Zeichentrick-Adaption der Orwell-Erzählung „Animal Farm“ tätig war. Das Storytelling Whitakers ist deutlich von den Maus-Strips Floyd Gottfredsons beeinflusst, wofür auch die Verwendung der Gamma-Figur spricht, die als Begleiter Mickys diesem in den Jahren 1947-50 geradezu den Rang abgelaufen hatte. Whitaker interpretiert den Menschen der Zukunft (so der Titel des ersten Gamma-Abenteuers Gottfredsons) so, dass Gamma ein Zeitreisender ist, der durch das Aufrollen seiner „Zeitenrollen“ sich und andere mitreisende Figuren in die Vergangenheit begeben und dort Abenteuer erleben lässt. Speziell die Panels, die mit Gammas Zeitenrollen arbeiten, haben durchaus eine schöne, besondere Poesie. Natürlich: Gerade Whitakers Micky-Figur, von extrem dünnem Körperbau, wirkt häufig verzerrt, perspektivlos, geradezu krakelig. Doch andererseits wird man sagen können, dass die Geschichte wirklich ziemlich interessant und gekonnt aufgegleist ist und auch ziemlich viele Action- und Gag-Momente enthält. Vielen schwachen Panels stehen eben auch einige ausdrucksstarke und detailverliebte Szenen gegenüber. Für mich hat sich „Der Schrecken des Meeres“ während des nochmaligen Lesens total gemausert: Vom Überblätter-Kandidaten zu einem Geheimtipp, über dessen Schöpfer Harold Whitaker es sich lohnen würde mehr zu erfahren, vgl. auch die italienische Anthologie aus dem Jahr 2020 beim Inducks. Hobrowili (Diskussion) 06:45, 3. Jul. 2024 (CEST)
Das verkorkste Gespenst[Bearbeiten]
„Es gibt keine Gespenstertypen, die ich nicht am Lager habe!“ (Ali Blabla)
Micky und Goofy kommen einen Monat zu früh von Dreharbeiten zurück. Weil sie vergessen hatten, dass ihre Häuser noch untervermietet sind, mieten sie zur Überbrückung bei einer zwielichtigen Wohnungsvermittlung eine Art Geistervilla. Bereits in ihrer ersten Nacht dort scheuchen sie ein Gespenst auf, das Guido heißt und einst als Bandit in Postkutschenüberfälle verwickelt war. Anders als andere Geister seiner Generation ist er nicht ganz unsichtbar, verschwindet auch nicht bei Tag, kann nicht ohne Weiteres durch Mauern gehen und hasst das Herumspuken in verlassenen Häusern. Micky und Goofy sind gerührt und „adoptieren“ Guido, woraus sich allerlei komische Situationen mit Schutzleuten, schreckhaften alten Damen und modernen technischen Geräten, mit denen das Gespenst nicht umgehen kann, ergeben. Zwischenzeitlich verstoßen Micky und Goofy das Gespenst, weil es einfach zu viele Böcke geschossen hatte, erfahren aber beim letztlich erfolgreichen Versuch, Guido wiederzufinden, dass dieser längst nicht das einzige Gespenst ist, das Entenhausen bevölkert. Schließlich gerät Guido in die Fänge von Ali Blabla, einem Wahrsager, der eine aus Gespenstern bestehende Einbrecherbande gegründet hat. Micky, erneut auf der Suche nach seinem neuen Freund, wird von Ali Blabla hypnotisiert, der ihn einer Gehirnwäsche unterziehen will. Guido, der ihm zu Hilfe eilt, wird in ein Weckglas für ungehorsame Geister gesperrt. Schließlich bringt eine Flasche Dynamit die Räuberhöhle zur Explosion, alle Geister werden aus den Fängen des Magiers befreit und Micky zum Ehrengespenst ernannt, das sogar durch Mauern gehen kann. Als er Minni seine neue Fähigkeit vorführen will, macht es jedoch „Boing“ an der Hauswand – es funktioniert bloß, wenn seine neuen Gespensterfreunde bei ihm sind…
Nach den sehr unterschiedlichen Hommagen von Martina/Scarpa und Harold Whitaker jetzt also die amerikanischen Mäuse-Meister Bill Walsh und Floyd Gottfredson selbst. Die vorliegende Geschichte erschien über vier Monate des Jahres 1951 in den Mickey Mouse Daily Strips unter dem Titel „The Ghost of Black Brian“. In Italien wurde aus der sympathischen Gespenster-Figur später ein „Gasparone“, für die LTBs ein sehr deutscher „Guido“. Obwohl Walshs Storys und Gottfredsons Zeichnungen über jeden Zweifel erhaben sind, hadern manche Fans der LTBs ja mit deren Abdruck dort. Der Hauptgrund ist, dass die Zeitungsstrips stets für das Taschenbuchformat ummontiert werden mussten, wobei manche Feinheit verlorengehe. Im „Verkorksten Gespenst“ ist es aber tatsächlich nur die letzte Seite, die zu einem Vierreiher umgemodelt wurde, auf der dieses Manko wirklich ins Gewicht fällt. Das letzte Panel bietet so auch nicht wirklich einen Abschluss der Story. Ein weiterer möglicher Einwand: Die Gottfredson-Figuren wirken in den Panels des LTB immer sehr klein, doch ich finde gar nicht, dass dadurch die Lesbarkeit etwa so eingeschränkt würde, dass die Gesamtgeschichte an Qualität verlöre. Im Gegenteil kann man auch mal die Vorzüge der Daily-Strip-Arbeitsweise in den Vordergrund stellen: Jeder dieser Strips musste mit einem, wenn auch noch so kleinen, Höhepunkt enden, wenn der Leser auf die Fortsetzung gespannt sein sollte. Viele italienische Künstler wären an dieser Vorgabe sicherlich krachend gescheitert. Mir machten neben den vielen guten Gags (die auch manchmal erst auf einen dritten Blick lustig sind, etwa wenn sich Guido auf S. 169 die natürlich ebenfalls weißen Socken stopft) die sehr individuell gestalteten Gespenster besonders viel Freude, denen Micky, Goofy und ihr Gespenst bei ihren Abenteuern begegnen. Hobrowili (Diskussion) 06:45, 3. Jul. 2024 (CEST)
Micky und die gigantischen Grillen[Bearbeiten]
„Eins, zwei, drei, im Sauseschritt/Läuft der Dieb, wir laufen mit!“ (Bei vier Polizisten erhält die Ausübung ihrer Arbeit einen eher heiteren Charakter)
Micky und Goofy lösen bei ihrem Versuch,-Super-Seifenblasen auf dem Jahrmarkt zu verkaufen, einen Brand aus. Auf der Flucht vor der Polizei geraten sie in eine Zaubervorstellung, wo Goofy hypnotisiert wird und einem Besucher in der dritten Reihe die Brieftasche entwendet. Bald fühlt sich der fremdem Willen unterworfene Goofy als Tiger, der sich mit einem Löwen anlegt und diesen von Zahnschmerzen erlöst, bald als Affe, als der er einen Wolkenkratzer ersteigt, in einen Gangstertreff gerät und aufgrund der Ausweispapiere in der Brieftasche für Sprudel, den König der Einbrecher, gehalten wird. Während die Bande in die Berge aufbricht, um dort den Sieben Zwergen ihr Vergrößerungsserum zu stehlen, entkommt Micky vor der Polizei zunächst in die Geisterbahn und sodann mit Hilfe des Löwen ebenfalls ins Gebirge. Während die Gangster den Zwerg Schlafmütz als Geisel nehmen, dann aber von Micky überwältigt werden, ist Goofy, der sich immer noch für den Gangsterboss hält, in Bakteriengröße verkleinert worden. Als er wieder aufs Normalmaß wächst, hält er die Zwerge, den Löwen und Micky mit der Pistole in Schach. Letzterer löst die Hypnose seines Freundes leicht auf. Durch einen Wirbelwind fallen die Grillen, die Micky und Goofy vom Löwenbändiger geschenkt bekommen hatten, in das Wachstumsserum und beginnen, als „Killergrillen“ die Städte des Umkreises und schließlich die Metropole Entenhausen zu terrorisieren und ihre Bauten dem Erdboden gleichzumachen. Der Ausweg: Nun wird auch Goofy vergrößert, und zwar auf ein Vielfaches der Größe der Grillen, die er wieder einsammelt und mit sich zusammen durch die Zwerge zurückschrumpfen lässt. Micky und Goofy werden als Retter der Stadt gefeiert…
„Micky und die gigantischen Grillen“ aus dem Jahr 1950 ist eine von nur drei Geschichten, die Guido Martina mit Angelo Bioletto realisierte, dessen biographische Spur sich danach im Dunkel verliert. Während das Opus Magnum der beiden, Mickys Inferno nach Dante, die erste Literaturadaption der italienischen Disney-Comics, nachgerade einen legendären Ruf genießt, auch weil sie so spät (2001) erstmals auf Deutsch erschien, scheinen selbst Liebhaber deren Drittling nur mit äußerst spitzen Fingern anzufassen. Kein Wunder, zeigt die Handlung doch ein äußerst unzusammenhängendes Durcheinander, das auch durch die ebenfalls noch etwas ungelenken Zeichnungen nicht zu einem zumindest etwas einheitlicheren Gesamteindruck zusammengebunden werden kann, was nur zum Teil auf die Einsparung einiger Panels gegenüber dem Erstabdruck im Topolino zurückzuführen ist. Wir sehen einer italienischen Comic-Kultur eben gerade erst beim Entstehen zu, da war vieles doch noch sehr ungeschliffen. Einige der irritierendsten Szenen, vor allem das Zerstörungswerk der gigantischen Grillen (großformatige Panels auf S. 233 und 237), oder auch das Crossover zur Entenwelt (Donald ist hier der Entenhausener Kommandant der Abteilung Zivilschutz, der mit seinen Neffen den Grillen mit schweren Waffen zu Leibe rückt), wären so einige Jahre später keinesfalls mehr möglich gewesen. Auf das Erscheinen der Sieben Zwerge aus Schneewittchen waren wir ja wenigstens durch die Rahmenhandlung dieses LTB bereits vorbereitet. Hobrowili (Diskussion) 06:45, 3. Jul. 2024 (CEST)
Micky und das tragische Ende[Bearbeiten]
„Ich bin ganz früh aufgestanden, um pünktlich zu sein! Da sah ich, daß mein Auto einen Platten hatte! Dann bin ich auf dem Herweg über einen Dieb gestolpert, anschließend hab‘ ich eine Frau vor dem Überfahrenwerden gerettet, dann mußte ich ein verlorengegangenes kleines Mädchen zu seinen Eltern zurückbringen und schließlich hab‘ ich einem alten Mann seine Brieftasche aus einem Schacht geangelt…“
Micky ist mit Minni zu einem Picknick verabredet, aber alles geht schief (siehe oben)…
Nicht tragisch, aber eben schlecht endet das LTB 62 mit einer durch ein mexikanisches Zeichenstudio ausgeführten, äußerst vorhersehbaren Gag-Story. „Micky und das tragische Ende“ war nicht in der italienischen Vorlage vorhanden, wurde also vom deutschen Ehapa-Verlag als Lückenfüller hinzugefügt. Hobrowili (Diskussion) 06:45, 3. Jul. 2024 (CEST)
Fazit[Bearbeiten]
Klammert man das letzte Füllmaterial einmal aus, ist dies der LTB-Band mit dem in der Breite ältesten Comic-Material, erschienen (in dieser Reihenfolge) in den Jahren 1955, 1953, 1951 und 1950, älter sogar noch als der dahingehend schon eindrucksvolle Entenband LTB 36. Vorlage war zwar der I Classici-Band 9 der Seconda Serie (erschienen 1977), der jedoch war selbst bereits eine Neuauflage des zweitältesten I Classici (also der Prima Serie) überhaupt, der bereits 1958 erschienen war, und zwar in der Weihnachtszeit, worauf bis heute die Rahmengeschichte von Carpi verweist. Die beiden absoluten Highlights sind die Lektüre bereits alleine wert, und die beiden anderen Geschichten ermöglichen spannende Reisen in die Disney-Comic-Vergangenheit Englands und Italiens. Hobrowili (Diskussion) 06:45, 3. Jul. 2024 (CEST)