Phantom-Saga
Als Phantom-Saga wird hier eine Reihe von Geschichten rund um das Schwarze Phantom bezeichnet, die von Marco Nucci geschrieben und von Casty in Zusammenarbeit mit der Inkerin Michela Frare gezeichnet wird. Die Geschichten haben die Ambition, das Schwarzen Phantom wieder zum größten, gefährlichsten und beängstigendstem aller Entenhausener Bösewichte zu machen.
Ambition[Bearbeiten]
Während das Phantom in seinen ersten Geschichten (Die Jagd nach dem Phantom, Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms) vor allem durch seine Genialität, seine Skrupellosigkeit uns somit seine ungeheure Gefährlichkeit auffiel, wurde es in der Folgezeit zunehmend auf eine Ebene mit anderen Schurken wie Kater Karlo degradiert. Diese Entwicklung trieb noch Marco Nucci selber auf die Spitze, als er mit Der Plan im Plan (Zeichnungen von Nicola Tosolini, LTB 552) und Macchia Nera e l'inarrestabile ombra (Zeichnungen von Giorgio Cavazzano, noch nicht auf Deutsch veröffentlicht) zwei Anfang 2021 veröffentlichte Geschichten schrieb, in denen das Phantom mit Schnauz kooperiert, dem Sinnbild des verbrecherischen Versagens, und sogar eine weiche Seite angedichtet bekommt. Genau dies sollte nun geändert werden und so wurde ein Projekt gestartet, das dem Phantom endlich wieder zu alter Stärke verhelfen sollte.
- „L'intento è restituire al personagio il ruolo che gli appartiene: quello di Re del male e delle ombre, nemesi assoluto del nostro Topolino, crudele, spaventosa, spettrale, spiazzante, teatrale, e stavolta anche piuttosto arrabbiata. […] L'idea è sempre stata chiara: fare un passo indietro per fare due avanti. Riportare il personaggio alle sue origini, evitando tuttavia le nostalgie e il citazionismo. Il nostro Macchia Nera è un personaggio radicato nel presente, e proiettato come mai verso un futuro nero come la pece.“
„Die Absicht ist es, der Figur die Rolle zurückzugeben, die ihr zusteht: die des König des Bösen und der Schatten, absolute Nemesis unserer Micky Maus, grausam, beängstigend, gespenstisch, verblüffend, theatralisch und dieses Mal auch ein bisschen wütend. […] Die Idee war immer klar: Einen Schritt zurückgehen, um zwei voranzugehen. Die Figur zurück zu ihren Ursprüngen führen, aber Nostalgie und Zitationismus zu vermeiden. Unser Schwarzes Phantom ist eine in der Gegenwart verwurzelte Figur, die nun wie nie zuvor in eine pechschwarze Zukunft projiziert wird.“– Marco Nucci[1]
Stil[Bearbeiten]
Die Geschichten zeichnen sich vor allem durch ihre sehr düstere Atmosphäre aus. Bei den Zeichnungen arbeitet Casty mit der Inkerin Michela Frare zusammen. Er arbeitete erstmals digital und versuchte, seinen eigenen Stil weiterzuentwickeln. Unter anderem sind die Zeichnungen detaillierter und realistischer, als bei ihm üblich, um die ernste Atmosphäre wiederzugeben. Insgesamt sind die Geschichten in einem sehr düsteren Stil gezeichnet und oft spiegeln auch die Hintergründe (etwa tote Bäume) die allgemeine Stimmung wieder. Erwähnenswert sind auch die zahlreichen stillen Sequenzen, die die Geschichten durchziehen und ihr einen fast filmischen Charakter geben oder auch der viele Regen im ersten Teil, der die Dramatik vermitteln soll.[1]
Erwähnenswert ist schließlich noch das Lächeln des Phantoms: Eigentlich zeigt dessen Umhang abgesehen von zwei Augenlöchern keine Ähnlichkeiten mit einem Gesicht. In der Phantom-Saga hingegen zeichnete Casty auf Anweisung Nuccis das Phantom mit einem Lächeln, einerseits als Zeichen zur Unterscheidung des alten Phantoms vom neuen, aber auch, um das Motiv der Verwirrung und der Illusion fortzuführen.[2] Apropos Gesicht: Das tatsächliche Gesicht des Menschen unter der Maske, in Italien gerne gezeigt, ist in der Saga nur äußerst selten zu sehen.
Als Inspiration dienten natürlich vor allem die frühen Phantom-Geschichten, die Nucci auf Anregung Alex Bertanis noch einmal alle las (vor allem Die Jagd nach dem Phantom, die Nucci als seinen absoluten Lieblingscomic bezeichnet), aber auch etwa die Storys, die Casty einige Jahre zuvor selber schrieb, etwa Spiel auf Zeit (LTB 360) oder Aktion dünnes Phantom (LTB 367).[1] Nucci ließ sich auch etwa vom Film No Country for Old Men inspirieren.[2]
Episoden[Bearbeiten]
Den Anfang machte im Sommer 2021 die auf Deutsch in LTB 563 abgedruckte Geschichte Das weiße Phantopedilum, ein zweiteiliges Abenteuer von Nucci und Casty, das als eine Art großer Prolog zu einer ganzen Reihe von Geschichten dient, in denen die Machenschaften des Phantoms im Mittelpunkt stehen. In der Folge erschienen mit Der Glaziomator (LTB Weihnachten 28) im Winter desselben Jahres und Albtraum auf der Koralleninsel (LTB 575) im Sommer 2022 bisher zwei jeweils dreiteilige Episoden. Die Teile stehen zwar in Kontinuität zueinander, können aber auch als alleinstehende Geschichten gelesen werden.
| |||||||||||||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||||||||||||
|
Spätere Bedeutung[Bearbeiten]
Das weihnachtliche Mystery-Abenteuer Missing Christmas: Die Wunderlampe (2024 veröffentlicht in LTB Nikolaus 3), die ebenfalls von Marco Nucci geschrieben wurde und als Crossover zwischen Onkel Dagobert und Micky Maus konzipiert ist, knüpft eng an die Ereignisse aus der Phantom-Saga an. Micky wird von Albträumem geplagt, in denen er immer wieder vom lächelnden Schwarzen Phantom heimgesucht wird, das ihm im Traum kryptische Botschaften zukommen lässt. Daher glaubt Micky, dass sein Bewusstsein nach den Ereignissen aus Albtraum auf der Koralleninsel noch immer eng mit dem des Schwarzen Phantoms verknüpft ist. Schließlich ist es jedoch Mickys Unterbewusstsein, das ihn und Onkel Dagobert aus einer schier ausweglosen Situation befreit.
Rezeption[Bearbeiten]
In Italien wurden die Geschichten größtenteils sehr gut rezipiert, vor allem der dritte Teil wurde von vielen Lesern gelobt. Allerdings gab es auch Kritik, so empfanden viele den ersten Teil als enttäuschend, weil er sich schließlich nur als eine Art großer Prolog herausstellte. Allgemein kritisierten einige Fans auch, dass die Geschichten nicht wirklich in sich abgeschlossen sind und daher nie zu einem wirklichen Ende kommen und dass die wahre Begegnung zwischen Micky und dem Phantom immer wieder aufgeschoben wird. Viel kritisiert wurde auch das Lächeln des Phantoms, das dem Aussehen der Figur bei Gottfredson widerspricht.
Im deutschsprachigen Raum erschienen alle drei Teile, die in der Regel noch besser als in Italien aufgenommen wurden (was auch daran liegen könnte, dass den deutschen Lesern von Anfang an bewusst war, dass es sich lediglich um den Auftakt zu einer ganzen Serie von Geschichten handelt). Gelobt werden sowohl die Erzählweise, die durch ihren guten Aufbau, die Dichte und vor allem die Suggestivität auffällt, als auch Castys düsteren und atmosphärischen Zeichnungen.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Interview mit Marco Nucci und Casty in Topolino 4328
- ↑ 2,0 2,1 Interview mit Marco Nucci zu Das weiße Phantopedilum (Italienisch)