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Zensur

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Der Begriff der Zensur bezeichnet einen Versuch, die in verschiedenen Medien transportierten Informationen zu beschränken. Dafür können politische Motive ausschlaggebend sein, aber auch moralische Prinzipien, die bestimmte Themen für bestimmte Alters- oder Bevölkerungsgruppen, oder auch für die Bevölkerung im Allgemeinen, als nicht angemessen erscheinen lassen. Dieser Artikel behandelt Zensur im Disney-Comic und -Film.

Zensur im Comic

USA

Dieses Bild aus Wiedersehn mit Klondike wurde zensiert und erst Jahrzehnte später veröffentlicht (© Egmont Ehapa)

Ende der 1940er und Anfang der 1950er-Jahre veränderte sich das grundlegende gesellschaftliche Klima in den USA, denn die Furcht vor möglichen kommunistischen Agenten griff um sich. Senator Joseph McCarthy behauptete, eine Liste von Namen von KGB-Agenten zu besitzen. Im „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ wurden zahlreiche Intellektuelle und Künstler, darunter diverse Filmschaffende, vorgeladen und sie mit angeblichen Spionagebeweisen konfrontiert. In der gleichen Zeit nahmen Attacken auf die Comicbranche zu.

Vielen Comics wurde vorgeworfen, die „richtige“ Erziehung der Kinder zu gefährden, indem verstörende Bilder wie Gewaltszenen, Sexualität oder Drogen gezeigt würden. Gleichzeitig sahen wachsende Teile der amerikanischen Öffentlichkeit Comics als potentiell subversiv – in der McCarthy-Ära ohnehin höchst problematisch. Besonders kirchliche Gruppierungen erstellten ab 1947 Listen unerwünschter Inhalte in Comics, die in den USA zirkulierten.[1] Weiterreichende Maßnahmen, die einige kirchliche Schulen ergriffen, waren Verbrennungen von Büchern und Comics ab 1948, die allerdings weitgehend kritisch gesehen wurden.[2]

Die Kritik an Comics erreichte mehr Breitenwirkung mit Fredric Werthams Buch Seduction of the Innocent (1954). Der Psychologe Wertham hatte sich bereits zuvor kritisch gegenüber Zeitungsberichten über Gerichtsprozesse und Kriminalität geäußert, denen er zuschrieb, verstörend auf die Leserschaft zu wirken. Er hatte bereits vor 1954 versucht, Verbote für den Verkauf von Comics zu erwirken. Seduction of the Innocent war damit weniger eine wissenschaftliche Publikation, als vielmehr ein Versuch, Stimmung zu machen. Dementsprechend illustrierte er sein Buch mit reißerischen Zeichnungen aus Superheldencomics, denen er pauschal Darstellung von Gewalt und Sexualität vorwarf.[3] Die große Öffentlichkeit, die Wertham mit seinem Buch erlangte, führten zu einem Einbruch der Verkaufszahlen von Comics und machten es für die Comicverlage notwendig, ein Regulativ zu erarbeiten, um den Inhalt der Comics zu zensurieren. Im Oktober 1954 wurde der Comics Code veröffentlicht, über den eine neu gegründete Comics Code Authority wachte. Der Code verbot Darstellungen von großer Gewalt, von Horror, Sexualität oder Nacktheit und verfügte, dass Kriminelle stets bestraft werden müssten.[4] Bis in die 1980er-Jahre durften in den USA nur noch Comics veröffentlicht werden, die von der Comics Code Authority genehmigt worden waren.

Zog viel Unmut auf sich und führte zur Verschärfung der Zensur: verführerische Frauen in Gefährliches Spiel (© Egmont Ehapa)

Der Western-Verlag, der die Disney-Comics verlegte, war offiziell nicht an den Code gebunden, da die verlegten „funny animals“-Comics ohnehin nicht zu Gewaltdarstellungen neigten. Dennoch, und um sich vor potentiellen Angriffen zu schützen, erstellte der Verlag im April 1954 eine Liste mit unzulässigen Themen (Hints on Writing for Dell Comics). Die Liste ging sogar weiter als der Code und untersagte die Darstellung von „Minderheiten, Politik, Religion, Arbeit, Suizid, Tod, Einschränkungen (wie Blindheit), Folter, Entführungen, Erpressungen, Schlangen, Sex, Liebe, weibliche Bösewichte, Rechtsverdreher und Übergewichtige, die nicht Weiße sind“.[5]

Basierend auf dieser Liste begann Western, immer stärker die künstlerischen und thematischen Gestaltungsfreiheiten seiner Comicautoren und -zeichner einzuschränken. In besonders großem Maße betraf dies die Arbeit von Carl Barks. Barks war bereits in den 1940ern und Anfang der 50er öfters mit dem Verlag aneinandergeraten und hatte einige seiner Geschichten umzeichnen müssen, aus anderen wurden Teile gestrichen und ein paar Geschichten wurden komplett zensiert. Zensur wurde etwa an den Geschichten Der Feuerteufel, Helden und Haie, Eine stille Nacht oder Wiedersehn mit Klondike geübt. Dennoch hatte Barks lange Zeit verhältnismäßig freie Hand und brach auch in den veröffentlichten Geschichten eine Menge der Tabus, die Western auf seine Liste setzte. Barks beschäftigte sich mit Krieg und Zerstörung, mit dem Tod, der Politik, stellte verführerische weibliche Bösewichte dar sowie krumme Anwälte. Besonders eklatant im Bruch von Tabus war Gefährliches Spiel, das dennoch unzensiert veröffentlicht werden konnte. Dennoch nimmt Thomas Andrae an, dass Hints on Writing for Dell Comics von den zahllosen Tabubrüchen bei Barks inspiriert war.[5] Da der Verlag auch einiges an negativer Post bekam, die sich an der einen oder anderen Barks-Geschichte entzündete, war Western bemüht, mögliche problematische Themen im Vorfeld auszusieben, bevor die Verkaufszahlen darunter zu leiden hatten (was sie aber trotzdem taten).[6]

Barks selbst passte bereits im Vorfeld Geschichten darauf an, ob sie dem Verlag zusagen würden, was sich, nebst seiner zunehmenden Desillusionierung, negativ auf die Qualität der Geschichten der späten 50er- und 60er-Jahre auswirkte. Der Verlag zwang Barks auch zu immer stärkeren Kürzungen, um mehr Werbeeinschaltungen zu ermöglichen.[7] Barks verzichtete daher auf Splash-Panels oder andere gestalterische Möglichkeiten, welche seine Geschichten interessanter gemacht hätten.

Europa

links: Bombie in der Barks'schen Fassung, aus Barks Donald Duck 4, rechts: umgezeichnete Version aus FAZ Klassiker der Comic-Literatur (© Egmont Ehapa)

Auch in Europa schritten Comicverlage immer wieder zu Zensurmaßnahmen, wenngleich nicht in dem Ausmaß wie Western in den USA. Wiederum betraf es auch Barks-Comics. Die Geschichte Der letzte Moribundus etwa wurde von Daan Jippes neu getuscht und einige der rassistischen Stereotype wurden bei der Überarbeitung entfernt, sodass die schwarzen Eingeborenen keine spitzen Zähne und vollen Lippen mehr hatten. In Wudu-Hudu-Zauber wurde auch Bombie etwas verändert und seine leeren Augenhöhlen mit Pupillen gefüllt.

Etliche italienische Geschichten der 1950er und 60er wurden stellenweise bei späteren Abdrucken zensiert. Ein bekanntes Beispiel ist die Geschichte Der Eulenspiegel geht um (LTB 7) von Carlo Chendi und Guido Scala. Im Original legt der zum Scherzbold mutierte Daniel Düsentrieb Donald herein, indem er ihn in eine Steckdose greifen lässt. Diese Sequenz wurde später von Giuseppe Perego verharmlost, der Donald lediglich ein stundenlanges Telefonat führen lässt. In anderen Geschichten wurden Waffen retuschiert.

Auch bei Barks griff die Übersetzung ein: Rechts ein Ausschnitt aus der Entenhausen-Edition, bei der die klassische Übersetzung von Erika Fuchs (links) leicht entschärft wurde (© Egmont Ehapa)

Andere potentielle Probleme und Tabus entschärfte die Übersetzung: In der Geschichte Das Korallenkänguru (LTB 29) lässt Romano Scarpa Micky Maus kurze Zeit als Verkoster einer Brauerei arbeiten, worauf er sich einen Rausch antrinkt. Die deutsche Übersetzung änderte dies zu alkoholfreier Limonade, beließ allerdings Mickys Rauschzustand.

Auch heute noch werden manche Geschichten wegen ihrer Thematik nicht mehr abgedruckt. Dies betrifft z. B. die Geschichten En laddad affär oder Ho sposato una strega. Andere gestalterische Elemente, die in früheren Comics noch verwendet werden konnten, sind heute tabu. So werden etwa Inspektor Issel und Kater Karlo nicht mehr mit Zigarre im Mund dargestellt. Die Verlage zensieren aber keine älteren Geschichten, bei denen die Zigarre noch als Issels Markenzeichen dient. Indirekte Formen der Zensur, bei denen der Verlag vorab in den kreativen Prozess des Zeichners eingreift und ihm gewisse Beschränkungen auferlegt, werden also auch heute noch angewandt. Laut Don Rosa verbot etwa Egmont einige Zeit lang, die Figur Primus von Quack in Eigenproduktionen einzusetzen. Auch andere Figuren sind mehr oder weniger tabu. Della Duck etwa wird nur äußerst selten verwendet, da sonst nicht erklärt werden kann, warum Tick, Trick und Track bei Donald und nicht bei ihrer Mutter leben. Bei DuckTales zum Beispiel kommt sie allerdings regelmäßig vor. Auch Dortel Duck soll bei in der Gegenwart spielenden Geschichten für Egmont nicht lebend gezeigt werden.

Ein anderes kritisches Thema ist der Tod. Grundsätzlich darf keine sterbende Figur gezeigt werden. So musste Don Rosa für seine Reihe Sein Leben, seine Milliarden besondere Mittel anwenden, um den Tod von Dietbert Duck und Dankrade Duck, Dagoberts Eltern, erwähnen zu dürfen. Grundsätzlich sollten sich ernste Themen nicht einmal erwähnt werden, hier gibt es allerdings hin und wieder Ausnahmen.

Zensur im Film

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Weblinks

Einzelnachweise

  1. Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 22–25.
  2. Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 26f.
  3. Amy Kiste Nyberg (1998): Seal of Approval. The History of the Comics Code. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 93f.
  4. Comics Magazine Association of America (1954): Comics Code.
  5. 5,0 5,1 Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 233.
  6. Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 231f., 235.
  7. Geoffrey Blum: Ausgebrannt. In: Barks Library Special Onkel Dagobert 17, S. 54.