LTB 9: Rezension

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© Egmont Ehapa
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In diesem Artikel wird das LTB 9 rezensiert. Ob dieser Band tolles Top, ein fataler Flop oder einfach nur müdes Mittelmaß ist, erfährst du hier. Dranbleiben ;-) Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 9.

Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 9 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight Highlight, Gut Gut, Mittelmaß Mittelmaß oder Schlecht Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!

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Cover

Mittelmaß Ein wahrhaft königlich gewandeter Micky – und das meint nicht nur die Krone – lässt eine Schar unterschiedlichster Disney-Figuren (zwei der Neffen Donalds, Schlafmütz von den Sieben Zwergen sowie Jacki und Karli aus Cinderella), die alle auf seinem linken Fuß stehen, den gleichen Band lesen, den die Leser gerade in ihren Händen halten: „Micky ist der Größte“!

Bis Band 320 („Winterspass mit Donald Duck“) sollte dies für 35 Jahre das einzige Cover mit einem weißen Hintergrund bleiben. Aber das Seltsamste bleibt doch das geradezu skurrile Motiv mit den überhaupt gar nicht zusammenpassenden, und schon gar nicht im vorliegenden Band auftauchenden Figuren. Gegen dieses abermals von Giuseppe Perego gestaltete Cover ist nun wirklich genug einzuwenden, und doch gibt es diese schöne Meta-Ebene, dass das Cover selbst Teil des Cover-Motivs wird, und auch die singuläre Bildfindung, die so viele Fragezeichen lässt, ist durchaus auf der Habenseite zu verbuchen. Hobrowili (Diskussion) 10:52, 19. Aug. 2024 (CEST)

Ein Blick in Dalmasso/Peregos Rahmengeschichte zu "Micky ist der Größte" (© Egmont Ehapa)

Rahmengeschichte

Schlecht Auf dem Weg mit Mack, Muck und Pluto zu Tante Linda gerät Micky in einen Hinterhalt Kater Karlos und eines Komplizen. Die waren mit dem Auto des Bankdirektors der Bank, die sie gerade überfallen hatten, in der Einöde liegengeblieben. Sie entwenden Mickys Wagen, auf dessen Rücksitz Mack und Muck noch schlafen, bevor Micky, von Pluto wachgeleckt, den Wagen der Gangster wieder flottbekommt, aber von der Polizei als Autodieb ins Gefängnis gesteckt wird. Mit Plutos Hilfe entkommt er, doch gerät er, auf der Suche nach seinen Neffen, in einer Raststätte, in der sich einige Disney-Figuren des Entenhausener Wäldchens (unter anderem Ede Wolf sowie Gevatter Fuchs und Bär) gute Nacht sagen, in neue Gefahren, aus denen der Kleine Wolf ihn befreit. Gemeinsam können sie in ihrem Unterschlupf Kater Karlo und seinen Komplizen überwältigen und die Neffen endlich wie zu Beginn geplant zu Tante Linda bringen. Gegen diese abenteuerlichen Aufregungen läppert der letzte Teil der Rahmengeschichte in Gag-Story-Manier so vor sich hin: Micky wird in seinem eigenen Haus ständig nass und will deshalb nach Indien entkommen: „Trotz Regenzeit bleibt man dort im Zimmer trocken!“…

Mit der 08/15-Handlung um Micky und Kater Karlo eigentümlich verwoben ist der Auftritt der Bewohner des Entenhausener Wäldchens, die es sonst kaum je in ein I Classici schafften. Das sind aber auch die einzigen im Ansatz interessanten Passagen einer Rahmengeschichte, die wie so häufig unter dem überzogenen Anspruch leidet, eine eigene Kriminalhandlung auserzählen zu wollen. Ungeschickt überdies, dass diese auf S. 155 bereits komplett zu Ende ist. Hobrowili (Diskussion) 10:52, 19. Aug. 2024 (CEST)

Atomare Trauma-Arbeit in Scarpas "Micky Maus und die Irokesenkette" (© Egmont Ehapa)

Micky Maus und die Irokesenkette

„Erst will ich dir eine alte Geschichte erzählen!“ (Tante Linda taut endlich auf)

Highlight Seit kurzem wird Micky von unerklärlichen Schwindelanfällen gepeinigt. Auf Anraten des Arztes fährt er mit seinem Freund Atömchen zum Ausspannen zu Tante Linda, die ihn einst auf ihrem Schoß wiegte. Doch warum reagiert die Tante so seltsam, wenn man sie auf eine alte Indianerkette anspricht, die sie auf einem schönen alten Jugendfoto trägt, über deren Verbleib sie aber Ausflüchte sucht?... Da wird Micky von Kommissar Hunter per codierter Nachricht nach Entenhausen zurückgerufen – die Stadt ächzt unter einer mysteriösen Diebstahlsserie. Selbst der Motor von Mickys Wagen wird während der kurzen Zeit im Kommissariat geklaut. Erst einmal schaut Micky im Gefängnis nach dem Rechten, aber sein Erzfeind Kater Karlo scheint dort sicher zu sitzen. Mickys Aufmerksamkeit erregt vielmehr dessen Freundin Trudi, die er dort zum ersten Mal sieht, denn sie trägt: Tante Lindas Kette! Micky und Atömchen folgen Trudi bis zu einer abbruchreifen Hütte, in der sie verschwindet. Micky verliert dort wieder das Bewusstsein und erwacht erst wieder im Haus von Tante Linda. Dank Atömchens Gedankenstrahlen und weil die Tante nun doch ins Reden kommt, erhellt sich nun die Vergangenheit: Karlo und Trudi, die damals noch Kinder waren, hatten den kleinen Micky entführt und von Linda die Kette erpresst. Zumindest zum Teil ist das Schwanken, unter dem Micky jetzt leidet, auf die damalige Traumatisierung zurückzuführen. Sie kehren zurück zu der Hütte, in der die Gauner Micky damals freigelassen hatten, und finden dort den Eingang zu einer wahren Gangsterhöhle, samt einem Supermarkt, in dem die angehenden Räuber ihr Handwerk lernen sollen, und einem Ausbildungszentrum. Micky und Atömchen fliegen als Spione auf, doch auf der Flucht landen sie zufällig im Chefzimmer, wobei sie auch die Chefin Trudi ausschalten. Die Polizei, von Tante Linda rechtzeitig benachrichtigt, trifft ein und hebt die Räuberbande aus. Doch der eigentliche Chef ist Kater Karlo, der aus dem Knast heraus die Bande per vermeintlichem Rasierapparat angefunkt hatte. Er erzählt, wie Trudi und er schon damals, bei der Entführung Mickys, unter der Hütte eine verlassene Diebeshöhle entdeckt und sich vorgenommen hatten, von dieser aus eines Tages ein Ding zu drehen. Tante Linda erhält ihre Indianerkette zurück und der Kreis schließt sich…

„Micky Maus und die Irokesenkette“ wurde erstmals 1960 veröffentlicht und ist ein weiteres Meisterwerk Romano Scarpas aus dessen früher Schaffensphase. Es handelt sich um eines der im World Wide Web meistbesprochenen Werke Scarpas: Die Duckipedia hat auch dazu einen enzyklopädischen Artikel, im F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F. findet sich bereits eine von McDuck verfasste erschöpfende Rezension, und schließlich wurde auch in einem der großartigen LTB-Duelle der Comic ausführlich besprochen. Ich kann es deshalb an dieser Stelle bei einigen ergänzenden Bemerkungen belassen. Vermutlich gibt es Comics Scarpas mit geschliffenerem Plot (und vor allem pfiffigerem Ende), doch brennen sich einige großartige Sequenzen ein: Dazu zählen die Szenen aus der straff, fast schon behördlich “organisierten Kriminalität“ (vor allem zu Beginn, S. 47-50), besonders aber die an Hitchcock und die Freudsche Psychoanalyse angelehnte Verbildlichung der Panikattacken Mickys (S.31/32). Die bald folgenden verzerrten POV-Erinnerungsbilder Mickys seiner eigenen Entführung aus der Wiege, seinem Kindheitstrauma, gehören wahrscheinlich zum Besten und vor allem eindrucks- und wirkungsvollsten, was über alle Jahrzehnte hinweg in einem LTB erschienen ist. Gerade in der Gestaltung dieser Traumsequenz wächst Scarpa völlig über das Kind- und Jugendgemäße der italienischen Disney-Schule und selbst über die stärksten Bildfindungen seiner Vorbilder Floyd Gottfredson und Carl Barks hinaus. Hobrowili (Diskussion) 10:52, 19. Aug. 2024 (CEST)

Micky und die Erbschaft von Goofy Goofinger

„‘Das [den Orden] kann ich nicht annehmen‘, sagt Micky, ‚der Löwe ist nämlich mein Freund Goofy!‘ ‚Irrtum! Das ist ein echter Löwe, der aus dem Zoo ausgebrochen ist‘, antwortet der Wärter!“ (Zwischentitel eines von Micky und Goofy wunderbar neugedrehten nostalgischen Disney-Stummfilms)

Hoch geht's her auf Pralinen- bzw. Zigarettenjagd in Chendi/Bottaro/G.B. Carpis "Micky und die Erbschaft von Goofy Goofinger" (© Egmont Ehapa)

Highlight Damit eine Testamentseröffnung stattfinden kann, machen sich Micky und Goofy auf die Suche nach Gamma und Fips, die sie in einer abgelegenen Höhle im Gebirge finden. Beim Notar dann die Überraschung: Goofys Onkel Goofy Goofinger, der die größte Pralinenschachtelsammlung der Welt besaß, hat sein Vermögen Fips vermacht. Dieser kann sein Erbe aber nur antreten, wenn er die einzige fehlende Schachtel der Marke Zuckerli in die Sammlung einverleibt. Die Freunde machen sich auf die Suche, doch ehe Micky bei dem ersten recherchierten Zuckerli-Kunden in der Schokoladengasse 7 eintrifft, wurde dessen Schachtel bereits von einem schwarzen Phantom vernichtet, das allerdings trotzdem einen hohen Kaufpreis daließ. Auch in der Handelskammer hinterlässt das Phantom seine zerstörerischen Spuren, Mickys Verfolgung bleibt zunächst erfolglos. Schließlich gerät Micky per Zufall in die Kostümparty eines Neffen der beiden Unternehmer, die Zuckerli-Pralinen herstellten. Indem er einen alten Disney-Film, in dem er selbst und Goofy mitgewirkt hatten, nachdreht, organisiert er die Versöhnung der beiden Brüder, die sich über unterschiedliche Erinnerungen an das Ende des Films zerstritten hatten. Das Phantom hatte zuvor versucht, die Filmrolle gemäß seiner Art zu verbrennen, wurde jedoch von Micky gestellt, aber nicht enttarnt. An zwei weiteren Orten, an denen eine solche Schachtel zu finden sein könnte, kommt das Phantom Micky zuvor. Zuletzt erzählt Goofy noch von seinem Freund Karli, der nach einem großen Festessen stets eine Zuckerli-Praline zu genießen pflegt. Gamma rührt ein furchtbares Essen zusammen, doch Karli schmeckt es, er isst seine Praline und gibt dem Koch die Pralinenschachtel mit. Nun wird der sich schon vorher sehr verdächtig benehmende Gamma von Micky als Phantom enttarnt. Er, der Geld ja nicht riechen kann, hatte Sorge, sein treuer Fips könne große Mengen davon erben und sie damit trennen. Der „Verräter“ Gamma schnürt schon sein Bündel, da kommt Goofy mit einer großen Kiste vom Notar zurück: Sie enthält Naphtalinkugeln, also Gammas Leibspeise. Alles ist vergessen, und Gamma muss Fips schier anbetteln, um eine Kugel von dessen Erbe probieren zu können…

Man kann sich ganz gut vorstellen, welchen Heidenspaß Luciano Bottaro (von dem der Plot stammt) und Carlo Chendi beim Schreiben dieser im Winder 1960/61 ersterschienenen Geschichte gehabt haben müssen. Von Giovan Battista Carpi ebenfalls recht inspiriert umgesetzt, zünden die beiden hier ein wahres Gag-Feuerwerk mit nur sehr wenigen wirklichen Rohrkrepierern. Faszinierend, wie mithilfe einer eingewobenen, nicht einmal unspannenden Kriminalhandlung auch eine Gagstory von langen 67 Seiten kein einziges Mal langweilig wird. Gamma und Fips waren ja auch den italienischen Comics bereits seit langen Jahren erfolgreich eingeführt, doch interessant ist die Bezugnahme der ersten Seiten auf die allererste Gamma-Geschichte Floyd Gottfredsons, Der Mensch der Zukunft, in der die erste Begegnung Mickys mit dem seltsamen Wesen in einer unterirdischen Höhle geschieht (in welche sich Gamma nunmehr also wieder zurückgezogen habe). Diese Origin-Story Gammas geriet später nicht nur bei den Italienern einigermaßen in Vergessenheit, war aber Bottaro und Chendi offenbar noch wohlbekannt. Spannend ist es übrigens auch, die Geschichte erneut mit dem Wissen zu lesen und anzuschauen, dass es sich im italienischen Original nicht um Pralinenschachteln, sondern um Zigarettenpackungen (der Marke „Dromedar“ als Anspielung auf die damals verbreiteten „Camel“-Zigaretten) handelte. Einige Merkwürdigkeiten in der Bildgestaltung werden erst dadurch verständlich, zum Beispiel die für Pralinen doch erstaunlich geringe Größe der Packungen, die Selbstverständlichkeit, mit welcher sie von Phantom verbrannt werden (S. 103, 134), die ungeschickt ins Bild hineingezeichneten vermeintlich fallengelassenen Pralinen (S. 133/134) oder die seltsame „Praline im Flug“ (S. 138), die sich Goofys Freund Karli nach dem Essen genehmigt, während die Zigarette im folgenden Panel (S. 139) nicht mehr wegretuschiert ist. Also, als Kind fielen mir diese Taschenspielertricks des Ehapa-Verlags – denn hier handelt es sich offenbar um eine Umgestaltung nur für den deutschen Markt – nicht auf. Hobrowili (Diskussion) 10:52, 19. Aug. 2024 (CEST)

Micky und die Piraten des Gelben Meeres

„Leck im Achtellaum!“ – „Leck im Voldellaum“ – „Leck übelall!“ (Chinesen in pulel Panik)

Mittelmaß Minnis Schiff wird auf einer Kreuzfahrt durch das Gelbe Meer von Piraten gekapert. Eine Aktion dieser Bande kündigt sich stets durch eine riesige Flutwelle an. Micky und Goofy geben sich als Diener und Radscha in Seenot aus und spüren das Inselversteck der Piraten auf. Falsches Momentum: Deren Chef – Kater Karlo – hatte Minni schon zuvor, aus Angst vor Micky, in die Heimat zurückgeschickt. Die Flutwelle wurde durch eine an Ballons schwebende Dschunke ausgelöst, die in dem Moment fallengelassen wurde, als ein neues Opferschiff ausgespäht war. Goofy wird enttarnt, während Micky noch unterwegs ist, um ein Lösegeld für den vermeintlich steinreichen Fürsten zu beschaffen. Zuvor hatte er aber noch Holzwürmer ihre Arbeit an dem Holzschiff beginnen lassen. Mit dieser Sabotage können Micky und Goofy gemeinsam mit der Küstenwache das Piratennest ausheben…

Geballte Bandenpower hat Goofy und Micky im Griff in Dalmasso/Chierchinis "Micky und das Hypnotisier-Niespulver" (© Egmont Ehapa)

In Logik und Plot stimmt in dieser von Ennio Missaglia geschriebenen und Giovan Battista Carpi gezeichneten Geschichte nur recht wenig. Dass Karlo Minni hier um keinen Preis als Geisel will, passt so gar nicht zu ihm. Und wo sind eigentlich die ganze Geschichte über die anderen Entführten? Das – na ja - an großen Partyballons aufgehängte Schiff nun ist zwar ein Hingucker, aber mit ein wenig Wissen um wahrhaft zerstörerische Tsunamis ist es lächerlich anzunehmen, damit könne im Gelben Meer eine „gefürchtete Flutwelle“ ausgelöst werden. Es bleiben vor allem ein paar ganz hübsche und recht abenteuerliche Szenen mit „Radscha“ Goofy und „Diener“ Micky übrig, die verhindern, dass das ganze Ding ein Fall für die Tonne wird. Gut gefällt mir immerhin der Gag, dass Goofy von Karlo erst an seiner unter dem abgenommenen Turban verborgenen blauen Mütze erkannt wird (S. 185/186). Hobrowili (Diskussion) 10:52, 19. Aug. 2024 (CEST)

Micky und das Hypnotisier-Niespulver

„Die Bank hat Null! Aber sie hat alles gewonnen!“ (ein Gangster umreißt ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell nicht nur für Spielbanken)

Gut Die „Spielhöllenbande“ erleichtert nicht nur die Gäste einer Spielbank um Millionenwerte, sondern auch den Juwelier Edelstein und den Bankier Bankhoff. Die Gauner setzen ein Hypnotisier-Niespulver ein, das die Opfer dem Willen desjenigen unterwirft, der es ihm gibt. Auf diese Weise wird auch Inspektor Issel von dem Bandenmitglied Kater Karlo vorgeführt, als er versucht, den alten Bekannten im Hotel zu verhaften. Doch der Vorfall ist der Bande eine Warnung und unter der Führung Professor Popps, des Erfinders des „Niesovit“, will sie ein letztes großes Ding im Patentamt drehen und sich mit den entwendeten Patenten nach Amerika absetzen. Micky, Kommissar Hunter und das ganze angerückte Polizeiaufgebot wird von der Bande eingenebelt und damit hypnotisiert. Auch Goofy ist ein Opfer des Pulvers. Er lässt auf dem Kommissariat von dem erneut betäubten Hunter Pässe für die Bandenmitglieder ausstellen. In der „Goldküste“, einem Nachtlokal, trifft Micky die versammelte Bande an. Obwohl unter die Droge gesetzt, verspürt er keinen Willen, dem Professor zu gehorchen. Er hatte im Nebenraum soeben, ohne dass er es ahnte, von dem Gegenmittel getrunken. Er gibt auch den Polizisten davon, welche die Maschine, mit der die Gauner soeben gestartet sind, auf den Flughafen Entenhausen zurückbeordern. Das Niesovit hat keine Macht mehr über die Umstehenden: „Es passiert nichts!“ – „Keiner weint!“ müssen der Professor und Kater Karlo konstatieren und sich in ihr Schicksal ergeben…

Diese Geschichte war die erste, für welche der Zeichner Giulio Chierchini mit einem anderen Autor als dem italienischen Disney-Mastermind Guido Martina zusammenarbeitete: Nämlich mit Gian Giacomo Dalmasso, der früher im Jahr 1960 zusammen mit Giovan Battista Carpi seinen Parodie-Klassiker Donald, Prinz von Duckenmark abgeliefert hatte (LTB 58). Insgesamt tut beiden die neue Kombination recht gut. Herausgekommen ist nämlich ein für sowohl Autor als auch Zeichner ziemlich prototypischer Micky-Krimi. Das wirkt oft ungelenk, ist von der gagtechnischen Seite aber auch gelegentlich ganz interessant. Charme haben die ersten sieben Seiten, die – mit Ausnahme von Kommissar Hunter – nur von One-Shot-Charakteren getragen werden. Auch die Sequenz im Patentamt (S. 224/225) ist von sympathisch skurrilem Humor. Dem zeichnerisch limitierten Chierchini sind vor allem die Darstellung der unter dem Einfluss des Niesovit stehenden Figuren gut gelungen und wie sie sich mit beduselt-dämlichem Gesichtsausdruck in den Willen der Gangster fügen: „Kater Karlo hat recht! Um diese Zeit sollte man in den Federn sein!“ (Kommissar Hunter, S. 232) Später in der Mäusewelt kaum noch aufgegriffen wird die Idee, eine größere Bande mit individuell gezeichneten Mitgliedern, in die auch Kater Karlo aufgeht, in ihrem verbrecherischen Tun zu beobachten. Das Haupt der Bande, Professor Popp, ist recht deutlich an den in Italien kurz zuvor von Romano Scarpa wiederbelebten Professor Wunderlich angelehnt, aber letztlich doch eine andere Figur. Wie schon in der „Erbschaft von Goofy Goofinger“ fallen in dieser Geschichte ziemlich widersprüchliche Jugendschutzentscheidungen auf. Während Inspektor Issel die Pistole wegretuschiert wurde (S. 208), darf Micky später (S. 243/44) eine haben. Und am Ende genehmigt sich Kommissar Hunter eine große Zigarre, während die Darstellung des Rauchens im „Goofy Goofinger“ zum Anlass einer weitreichenden Umgestaltung der Geschichte genommen wurde. Hobrowili (Diskussion) 10:52, 19. Aug. 2024 (CEST)

Fazit

Titelgerecht handelt es sich um einen großen Klassiker unter den frühen Maus-Bänden. Scarpas „Irokesenkette“ überstrahlt zwar alles weitere, aber die gutgelaunte „Erbschaft des Goofy Goofinger“ rangiert nicht weit dahinter. Wie meistens in den frühen Bänden nimmt tendenziell die Qualität von Geschichte zu Geschichte ab, doch auch die Niesovit-Geschichte von Dalmasso und Chierchini hat ihre Vorzüge. Für Wermutstropfen sorgen die meist ziemlich unnötigen, jedenfalls das Original ärgerlich verfälschenden Umgestaltungen aus Jugendschutzgründen. Hobrowili (Diskussion) 10:52, 19. Aug. 2024 (CEST)