Steamboat Willie

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Steamboat Willie
Steamboat Willie
Steamboat Willie Plakat.jpg
© Disney • Quelle: Disney
Uraufführung: 18. November 1928
Titelheld: Micky Maus
Regie: Ub Iwerks, Walt Disney
Animation: Ub Iwerks
Drehbuch: Walt Disney, Ub Iwerks
Produktion: Walt Disney, Roy O. Disney
Musik: Wilfred Jackson; Bert Lewis
Länge: 7:49 Minuten


Der Cartoon Steamboat Willie kam am 18. November 1928 in den USA in die Kinos. Es ist der dritte Micky-Cartoon, der produziert wurde, jedoch der erste, der öffentlich im Kino aufgeführt worden ist. Daher gilt dieser Trickfilm als der erste Micky-Maus-Cartoon.

Figuren[Bearbeiten]

Handlung[Bearbeiten]

Die berühmte Anfangsszene (© Disney)

Ein Raddampfer fährt über einen Fluss. An seinem Steuer steht ein fröhlich pfeifender Micky Maus mit Kapitänsmütze auf dem Kopf. Er betätigt die Schnur, sodass die Pfeifen auf dem Dach der Kapitänskabine zu pfeifen beginnen. Das lockt Karlo an, der eigentliche Kapitän des Dampfers. Entsetzt sieht er den Schiffsjungen Micky am Steuerrad. Sogleich packt er sich den Mäuserich und zieht ihn vom Steuer. Karlo schimpft Micky aus und sagt, dass er wieder unter Deck gehen soll. Bevor Micky dies jedoch tut, streckt er seinem Kapitän die Zunge heraus. Karlo bemerkt dies und will Micky treten. Doch der Mäuserich fällt aus Schreck, dass Karlo ihn erwischt hat, die Treppe hinunter, sodass sich Karlo selbst in den Hintern tritt. Micky landet beim Fall nach unten mit dem Fuß auf einem Stück Seife, auf dem er nach vorne schlittert, ausrutscht und dann mit dem Hintern in einen Eimer mit Wasser fällt. Ein Papagei, der das Ganze gesehen hat spottet über den Mäuserich. Zur Strafe wirft ihm Micky den Eimer auf den Kopf. Karlo packt seinen Kautabak aus und beißt ein großes Stück davon ab. Er öffnet eine Zahnlücke über die er den Tabak ausspuckt. Als er dies ein zweites Mal macht, weht der Wind die Spucke gegen eine kleine Glocke in der Steuerkabine, sodass ein Ton erklingt. Karlo erfreut dies sehr, weshalb er es nochmal versucht. Doch dieses Mal weht der Wind das Ausgespuckte in sein Gesicht, worüber sich Karlo sehr ärgert.

Am Anlegeplatz Podunk stehen eine Kuh, eine Ziege sowie Enten und Hühner im Käfig bereit. Der Raddampfer kommt angefahren um die Tiere an Bord zu laden. Micky bedient den Kran. Er legt den Gürtel um die Kuh. Doch weil sie so dünn ist, hat Micky Probleme, sie mit dem Kran nach oben zu ziehen. Da kommt ihm eine Idee. Mit einer Mistgabel packt er sich eine große Ladung Heu, die auf einem Wagen in der Nähe steht, und stopft die Kuh damit, sodass sie dick wird. Dadurch wird es möglich, die Kuh auf den Dampfer zu hieven. In der Ferne rennt Minnie mit einer Gitarre und einer Rolle Notenblätter in der Hand Richtung Steg. Doch sie verpasst den Dampfer, der alle Tiere aufgeladen hat und gerade abfährt. Also rennt sie laut rufend am Ufer entlang, da sie noch an Bord möchte. Micky kann sie hören. Mithilfe des Krans holt er sie an Bord. Bevor sie abgesetzt wird, fallen ihr die Noten und die Gitarre aus der Hand, die vor der Ziege landen. Diese sieht begeistert das Papier, das sie dann sogleich aufisst. Minnie wird abgesetzt, Micky kommt zu ihr. Doch mit Schrecken muss sie feststellen, dass die Ziege bereits alle Noten gegessen hat und sich nun an der Gitarre zu schaffen macht. Micky versucht noch, die Gitarre aus dem Maul der Ziege zu ziehen, doch es bringt nichts. Die Gitarre saust in den Bauch der Ziege hinein, wobei sie beim Hin- und Herschütteln Geräusche macht.

Der Dampferkapitän Kater Karlo (© Disney)

Dies bringt Micky auf eine Idee. Er öffnet das Maul der Ziege und bittet Minnie herzukommen. Sie weiß worauf er hinauswill. Sogleich formt sie aus dem Schwanz der Ziege eine Kurbel, wodurch sie das Tier nun als Drehorgel verwenden kann. Aus dem Maul der Ziege ertönt Musik, zu der Micky tanzt. Aber nicht nur das: Er musiziert auch zu der Melodie mit, indem er unterschiedliche Sachen und Tiere zu verwendet. Einmal trommelt er auf Geschirr und Mülldeckeln herum. Dann zieht er eine Katze am Schwanz und schleudert sie durch die Luft. Eine Ente wird als Dudelsack verwendet, eine Sau als Akkordeon. Der Papagei lauscht ebenfalls fröhlich der Melodie, zu der er auf der Stange tanzt. Dann geht Micky zur Kuh. Er öffnet ihr das Maul. Er hat zwei Schläger dabei, sodass er die Zähne der Kuh als Xylophon benutzen kann. Als er fertig ist, dreht sich Micky um und verbeugt sich. Da erblickt er den verärgerten Karlo, der ihn böse anschaut. Micky versucht sich davonzuschleichen, doch Karlo packt ihn und wirft ihn in die Kombüse. Zur Strafe muss Micky Kartoffeln schälen, was er verärgert tut. Am Bullauge kommt der Papagei angeflogen, der sich wieder über ihn lustig macht. Wütend wirft Micky eine Kartoffel nach ihm. Er trifft. Der Papagei landet im Fluss und ruft verzweifelt „Mann über Bord!“ Das findet Micky sehr lustig und lacht fröhlich.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten]

Nachdem Walt Disney „Der Jazzsänger“ (The Jazz Singer, 1927), einen der ersten Filme mit Ton, gesehen hatte, entschied er sich, dass er einen Cartoon mit Sound erstellen wollte. Zum damaligen Zeitpunkt waren Cartoons noch Stummfilme ohne Ton. Doch schon 1924 werkelten die Cartoonstudios von Max Fleischer an vertonten Kurzfilme. Sie nutzten dazu das Phonofilm-Tonfilm-Verfahren. Jedoch gelang es ihnen eine vollständige Synchronisation des Tons nicht. Disney nutzte bei der Produktion eine Klickspur, damit die Musiker bei der Aufnahme im Takt blieben.

Der Titel ist eine Anspielung auf den Film „Steamboat Bill, jr.“ des Stummfilmstars Buster Keaton. Dieser Film kam ebenfalls 1928 heraus, war aber ein so großer Flop, dass Keaton gezwungen war, das Studio zu wechseln und dabei einen Großteil der kreativen Kontrolle über seine eigenen Filme zu verlieren. „Steamboat Bill, jr.“ beinhaltet die bekannte Szene, in der eine Hausfront auf Buster Keaton fällt, da er aber genau an der Stelle einer Fensteröffnung steht, passiert ihm nichts. (Auf diese Szene wurde unter anderem in „Aladdin“ (1992) angespielt, als ein Turm über die Titelfigur rollt.) Keatons Film war lose vom Text des humoristischen Liedes „Steamboat Bill“ (1910) inspiriert, in dem zwei Dampfschiffe eine Wettfahrt machen. Die Handlung von „Steamboat Bill“ ist wiederum eine Parodie des Liedes „The Ballad of Casey Jones“ (ca. 1909), in dem zwei Züge sich ein Wettrennen leisten, ebenfalls mit fatalem Ende. „The Ballad of Casey Jones“ basiert auf der realen Persönlichkeit Casey Jones, dessen Geschichte im Trickfilm The Brave Engineer (1950) verfilmt wurde und dessen Name Pate für den Zug Casey Junior aus dem Film „Dumbo“ (1941) stand.[1]
Es wird heute vermutet, dass das Lied „Steamboat Bill“ wegen der Verbindung zum damals aktuellen Keaton-Film gewählt wurde.[2] Es wurde lange angenommen, dass das Lied damals im Public-Domain-Lizenzstatus war, dies war allerdings nicht der Fall.[3]

Musik spielt eine wichtige Rolle (© Disney)

Der Cartoon wurde zwischen Juli und September 1928 erstellt. Die Kosten betrugen dabei knapp 5.000 Dollar. Disneys Zeichner hatten jedoch Zweifel daran, dass ein vertonter Cartoon überzeugen könne. Deshalb sollte ein Test stattfinden. In einem Raum, der an Walts Büro grenzte, wurde die Vorführung abgehalten. Der Filmprojektor wurde nach draußen gestellt, sodass der durch ihn erzeugte Lärm nicht zu hören war. Gefilmt wurde durch ein Fenster auf eine Leinwand. Hinter der Leinwand war ein Bettlaken angebracht. Und hinter diesem stand ein Mikrofon. Von dort aus spielte Wilfred Jackson auf seiner Mundharmonika, Ub Iwerks schlug auf Töpfe und Pfannen, um ein Schlagzeug darzustellen; und Johnny Cannon war für die Geräuscheffekte zuständig. Walt selbst erzeugte Geräusche für die Figuren wie Grunzen oder Kreischen. Nachdem sie einige Male geprobt hatten, führten sie ihr Schaffen dem Testpublikum vor, das aus weiteren Disney-Mitarbeitern sowie den Ehefrauen bestand. Dies geschah am 29 Juli. Zu diesem Zeitpunkt war der Cartoon noch nicht vollständig fertig. Doch die überaus positiven Rückmeldungen seines Publikums bestärkten Disney darin, den Cartoon fertigzustellen.

Drei Gags im Cartoon wurden bereits in vorgehenden Cartoons der Disney-Studios verwendet:

  • Als Karlo Micky am Torso zieht und dieser sich dehnt, referiert das den Bären und Oswald in Tall Timber (1928).
  • Als die Ziege die Notenblätter und Gitarre frisst und Micky und Minnie ihren Schwanz wie eine Drehorgel spielen, spielt es auf die Szene in Rival Romeos (1928) an, in der Oswald eine ähnlich verfressenen Ziege „spielt“, um seiner Liebsten zu imponieren.
  • Der Gag, wie Micky durch das Schälen eine große Kartoffel in eine kleine verwandelt, fand sich bereits in Alice the Whaler (1927), wo es ebenfalls eine Maus ist, die Kartoffel so großzügig schält.[3]

Nun brauchte Disney nur noch eine Firma, um die Tonanlage produzieren zu können. Deshalb reiste er nach New York City, wo er auf Pat Powers traf. Dieser hatte schon versucht, Lee DeForests Phonofilm-Firma zu übernehmen, was ihm misslang. Daher heuerte er seinen ehemaligen Mitarbeiter DeForest am, damit er eine Kopie des Systems erstellen konnte, welches er dann als „Powers Cinephone“ anpries. Mit Walt Disney fand er einen Abnehmer seines Systems. In der Titelanzeige der Micky-Cartoons ist daher zu sehen, dass der jeweilige Kurzfilm mit Powers Cinephone aufgenommen wurde.

Der Soundtrack wurde von einem 19-köpfigen Orchester und der Green Brothers Novelty Band eingespielt, die von Carl Eduardo dirigiert wurde. Die Band bestand aus Joe, George Hamilton und Lew Green und spielte für den Cartoon Schlagzeug, Trillerpfeifen und Xylophon[2]. Pat Powers pries die Band bei Disney als Effektleute effects men an, und als solche Fachmänner pries auch Walt Disney die Band:

Micky musiziert mit allem Möglichen (© Disney)
„Die Green Bros. wissen, was für eine Aufnahme notwendig ist. Das Problem vorher war, dass die Schlagzeuger mit dem vertraut waren, was aus einem Orchestergraben gut klingen würde, aber nicht damit vertraut waren, wie es über das Mikrofon wiedergegeben werden würde. Das ist ein großer Unterschied... Die Green Bros. haben für zwanzigtausend Dollar spezielle Effekte für Aufnahmen gebaut. (Sie haben sie selbst erfunden und halten die Patente.) Sie werden sie bei diesem Film einsetzen. Sie sind Experten im Aufnehmen. Sie machen nichts anderes. Sie machen das schon seit etwa fünfzehn Jahren. Sie sollten gut sein. Sie sind auch Xylophon-Aufnahmekünstler. Alle Victor Records, die Effekte in der Musik haben, wurden von ihnen gemacht.“[2]

Nachdem die erste Aufnahme misslungen war, musste Disney eine zweite anfertigen. Um diese finanzieren zu können, verkaufte er sogar sein Auto. Ähnlich wie die Fähigkeiten der Band pries er auch diese Ausgabe bei seinem Bruder an, der die Finanzen des Studios regelte:

„Nun, heute Morgen haben wir endlich den Film auf Band bekommen. Alles lief großartig. Es hat funktioniert wie ein Uhrwerk. Das Orchester war während des gesamten Films perfekt synchronisiert. Es kam nicht ein einziges Mal aus dem Takt. Das war eine große Hilfe für die Effektleute, und das Ergebnis war, dass sie alle auf den Punkt trafen. Ich bin sehr zufrieden mit der ganzen Angelegenheit, denn sie beweist, dass es absolut machbar ist. Es gab nur ein paar Effekte, die mich nicht ganz zufrieden gestellt haben, aber im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass es verdammt nah an der Perfektion war.
Wir begannen um 10 Uhr mit den Orchesterproben und hatten um 11 Uhr alles fertig (einschließlich der Platzierung der verschiedenen Instrumente vor den Mikrofonen, die die meiste Zeit in Anspruch nahm). Wir begannen mit den Aufnahmen ein paar Minuten nach 11 Uhr und machten 2 verschiedene Aufnahmen des Films; beide waren sehr gut. Dann mussten wir das Orchester für die Wachsaufnahme komplett umstellen. Wir waren um 13:00 Uhr fertig.“[2]

„Steamboat Bill“, das in den 1910er Jahren von einem Bariton bekannt gemacht wurde, sowie „Turkey in the Straw“, das im 19. Jahrhundert populär war, wurden für den Cartoon als Melodien genutzt. Diese wurden nach einem Arrangement von Wilfried Jackson und Bert Lewis gespielt, die für die Musik zuständig waren.

Der Cartoon wurde weitgehend von Ub Iwerks gezeichnet, doch anders als bei „Bruchlandung“ (Plane Crazy, 1928) und „Der galoppierende Gaucho“ (The Gallopin' Gaucho, 1928) bekam er für „Steamboat Willie“ Unterstützung: Die erste Animation von Wilfred Jackson war Minnie Maus, die am Ufer hinter dem Dampfer herläuft, Les Clark animierte, wie Micky eine Kuh mit Heu ausstopft, damit sie besser zu transportieren ist. Die damals in den Disney Studios übliche Animationsmethode nannte sich straight ahead animation (sinngemäß Geradeaus-Animation), bei der die Zeichnungen in direkt hintereinander weggezeichnet wurden. Bis zum späteren Standard der Studios, key drawings (Schlüsselzeichnungen) zu benutzen und Inbetweeners einzustellen, vergingen noch Jahre.[3]

Vorführung[Bearbeiten]

Bei den Probevorführungen für Filmverleihern gratulierten die Filmverleiher Walt Disney zu seinem Cartoon, doch keiner nahm Disney den Cartoon ab. Promoter und Publizist Harry Reichenbach erklärte Disney, dass die Verleiher keine Ahnung davon hätten, was erfolgreich wäre, bevor ihnen das Publikum dies nicht sagt. Deswegen bot Reichenbach Disney an, für 500 Dollar wöchentliche Leihgebühr „Steamboat Willie“ als Vorfilm im Colony Theater zu präsentieren, damit der damit verbundene Erfolg das Blatt zwischen Disney und den Filmverleihern wende.[4]

Der Cartoon hatte seine Premiere am 18. November 1928 im Colony Theater in New York, wo er als Vorfilm zum Film „Gang War“ und zu einer Bühnenshow von Ben Bernie und seinem Orchester lief.[4] Das Datum wurde 1978 von Disney-Archivar Dave Smith als Mickys Geburtstag festgelegt.[3]

Obwohl 'Steamboat Willie' der erste offiziell veröffentlichte Disney-Cartoon ist, war er nicht der erste in Deutschland ausgestrahlte Micky-Maus-Cartoon. Im Januar 1930 lief „Tanz in der Scheune“ unter seinem Originaltitel „The Barn Dance“ als Vorfilm zum Ufa-Spielfilm „Wenn Du einmal Dein Herz verschenkst“ im Berliner Kino Universum.[5] Am 11. Februar 1930 durchlief „Steamboat Willie“ unter dem deutschen Titel „Ein Schiff streicht durch die Wellen“ die Filmprüfstelle Berlin.[6] Der gewählte deutsche Titel „Ein Schiff streicht durch die Wellen“ referiert das Schifferlied „Das Schiff streicht durch die Wellen“ von 1819.[7] Im März wurde „Ein Schiff streicht durch die Wellen“ von der Südfilm A.-G. als Teil einer Sondervorstellung für Kinobesitzer mit drei weiteren Cartoons ausgestrahlt: „Im Tiervarieté“ (The Opry House), „Die Geisterstunde“ (The Skeleton Dance) und „Im wunderschönen Monat Mai“ (Springtime).[5]

Der Titel „Ein Schiff streicht durch die Wellen“ wurde nach März 1930 nur noch selten verwendet, seit 1990 hat sich in Deutschland der Originaltitel „Steamboat Willie“ durchgesetzt,[8] unter dem der Cartoon auch 1999 auf der VHSMicky's größte Hits“ und 2009 auf der DVDWalt Disney Kostbarkeiten – Micky Maus in Schwarz-Weiß 1“ veröffentlicht wurde.[6]

Synchronisation[Bearbeiten]

Rolle Originalsprecher Deutsche Stimme
Micky Maus Walt Disney -
Minnie Maus Walt Disney -
Kater Karlo Walt Disney -
Papagei Walt Disney -

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Referenzen in anderen Medien[Bearbeiten]

  • Der Cartoon enthält unter anderem zwei bekannte Melodien von „Steamboat Bill“ und die des amerikanischen Volksliedes „Turkey in the Straw“. Walt Disney wollte die neu entdeckte Möglichkeit des Tons in Zeichentrickfilmen wohl voll ausschöpfen und erhoffte sich eine größere Besucherzahl durch bekannte Melodien in den Kinos.
  • Im Micky-Maus-Zeitungsstrip von 1.1.1931 („Micky macht Musik“) wird der Gag mit der notenfressenden Ziege parodiert: Im Zeitungsstrip frisst eine Ziege ein paar Seiten von Mickys Liebeslied an Minnie. Als Micky sie erwischt, hustet sie und fällt ihn Ohnmacht, weshalb Micky sein Lied noch einmal überdenkt. Bei der Ziege handelt es sich wahrscheinlich um eine Tennessee-Ziege, die bei Gefahr (wie einem schreienden Micky) in Ohnmacht fällt.[9]
  • Das gemeindefreie Lied „Turkey in the Straw“ wurde in mehreren späteren Cartoons wiederverwendet, am prominentesten in „Mickys Platzkonzert“ (The Band Concert, 1935). Kelly McCubbin sieht bei den beiden Einsätzen Parallelen: In „Steamboat Willie“ spielen Micky und Minnie das Lied als Rebellion gegen Kapitän Karlo, in „Mickys Platzkonzert“ spielt Donald es als Rebellion gegen Mickys Orchester.[2]
Die neue Fassung der „Deck-Szene“ (von [1])
  • 1998 fand der Film im italienischen Micky-Maus-Comic „Im Strudel der Zeit“ (erschien im deutschsprachigen Gebiet im LTB 267, „Ab ins Jahr 2000!“) eine Fortsetzung, in der Kater Karlo und Micky versuchen die versunkene Willie zu heben um einen Edelstein zu bergen, der 70 Jahre zuvor mit der Willie am Teufelshorn gesunken war. Gezeichnet wurde die Geschichte von Corrado Mastantuono, die Story stammt vom Autorenteam Francesco Artibani und Tito Faraci.
  • In der Simpsons-Episode Bart wird bestraft (1992) wird Steamboat Willie in der fiktiven Zeichentrickserie Itchy & Scratchy parodiert.
  • In der elften Folge von Mickys Clubhaus (deutsche Erstausstrahlung: 10. Februar 2002) gibt es eine Anspielung auf den Cartoon. Um einen Richter zu überzeugen, dass er der echte Micky ist, verwandelt sich erst Micky selbst, dann Mortimer unter anderem in eine Schwarz-Weiß-Version von Micky mit Steuerrad.[10][11][12] Micky verwandelt sich außerdem in sein Design und Kostüm aus „Mickys Platzkonzert“, „Tapferes kleines Schneiderlein“, „Mickey Mouse Disco“ und wieder zurück.
Steamboat Willie als LEGO-Bausatz (© Lego)
  • 2019 veröffentlichte der dänische Spielwarenhersteller LEGO das Boot mitsamt Micky und Minnie als baubares Modell. Das Set besteht aus 751 Teilen und kostete 89,99 €. Das Set ist von außen in schwarz-weiß gehalten. Zudem gab es einen Schwarz-Weiß-Micky mit Steuerrad als auch eine Schwarz-Weiß-Minnie in der Sammelserie der Minifiguren Disney 2 bei Lego.
  • Im 2022 veröffentlichten Videospiel Disney Speedstorm basiert die Rennstrecke „The Silver Screen“ auf diesen Cartoon.

Rechteverwertung[Bearbeiten]

Die Urheberrechte an diesem Zeichentrickfilm waren schon mehrmals fast abgelaufen, so dass er in den Besitz der Allgemeinheit übergegangen wäre. Doch jedes Mal wurden die Urheberrechte in den USA verlängert, so dass die Firma Disney die Rechte ab Werk behalten konnte. Bei der Verlängerung der Urheberrechte durch den US-Kongress wurde der Vorwurf laut, der Kongress sei durch die Lobbyarbeit von Disney stark beeinflusst worden. Die Urheberrechte galten noch bis zum 31.12.2023. Am 1. Januar 2024 wurde das Werk in den USA gemeinfrei. Somit ist es möglich, diese spezielle Version von Micky zu kopieren, wiederzuverwenden oder den Kurzfilm ohne Erlaubnis des Urhebers oder Zahlung von Lizenzgebühren zu zeigen. [13] Dennoch ist Vorsicht geboten. Da Disney den Steamboat-Willie-Micky im Vorspann seiner abendfüllenden Zeichentrickfilme verwendet, können sie immer noch markenrechtliche Ansprüche auf die Figur geltend machen. Eine Verwendung der Figur in einer Parodie oder Hommage ist jedoch möglich, solange deutlich gemacht wird, dass es sich nicht um eine Produktion von Disney handelt. [14] Erste Regisseure haben die Möglichkeit des Urheberrechtsverfalls sofort genutzt. So wurden Anfang 2024 bereits zwei kommende Horrorfilme angekündigt, in denen der Steamboat-Willie-Micky eine entscheidende Rolle spielt. Im Film "Mickey´s Mouse Trap" bringt jemand eine Gruppe von Freunden in einem Vergnügungspark um. Der Mörder trägt dabei eine schwarz-weiße Micky-Maus-Maske. Im zweiten Horrorfilm, der bislang noch keinen Titel hat, soll eine Maus die Passagiere einer Fähre quälen. [15]

In Deutschland hingegen ist die Rechtslage nicht eindeutig geklärt. Grundsätzlich gilt, dass das Werk eines Künstlers bis 70 Jahre nach seinem Tod geschützt ist. Im Falle des Cartoons bedeutet dies, dass das Werk erst 2041 gemeinfrei würde, 70 Jahre nach dem Tod von Ub Iwerks, dem letzten beteiligten Schöpfer des Cartoons. Laut der Berner Übereinkunft, einem 1886 völkerrechtlich erstellten Vertrag zum Schutz der Literatur und Kunst [16], darf ein Werk in anderen Ländern nur so lange geschützt bleiben wie im Ursprungsland, in dem es erstellt wurde. Allerdings wurde 1892 zwischen den USA und Deutschland vereinbart, dass die Schutzdauer in Deutschland nicht der in den USA entspricht. [17] Es ist daher ratsam, den Zeichentrickfilm und seine Figuren in Deutschland nicht zu kopieren oder wiederzuverwenden, bevor ein Urteil in dieser Sache ergangen ist.

Trivia[Bearbeiten]

  • Die Green Brothers Novelty Band spielte auch bei den späteren Cartoons „Ein kleines Konzert“ (The Opry House, 1929) und „Tanz der Skelette“ (The Skeleton Dance, 1929) die Effekte ein, laut Carl Stalling sogar beide Cartoons in derselben Sitzung.[2]
  • Außer des sprechenden Papageis („Hope you don’t feel hurt, big boy!“ und „Man Overboard!“) gibt es zwischen den Charakteren keinen Dialog. Lediglich unverständliches Gebrabbel oder Geräusche sind zu hören.
  • Mark Kausler vermutet, dass der wiederholte Satz „Hope you don’t feel hurt, big boy!“ des Papageien eine Anspielung an das Lied „Worn Down Daddy“ (1927) von Ida Cox ist. In dem Lied beleidigt die Sängerin ihren Liebsten und entschuldigt diese Beleidigungen im Refrain sarkastisch mit „I hope you don’t feel hurt“.[3]
  • Obwohl Podunk der umgangssprachliche Name für ein kleines, verlassenes Dorf ist, gibt es in den USA drei Orte, die so heißen.[18] Im späteren Silly-Symphony-Cartoon „Der Vetter vom Land“ (The Country Cousin, 1936) stammt der titelgebende Vetter auch aus Podunk.
  • Als Dave Smith 1970 für die Disney Archives das Büro von Walt Disney katalogisierte, fand er in einer der Schubladen den sechsseitigen Originalentwurf zu „Steamboat Willie“. Einer der Seiten wurde 2023 als Teil von „Disney 100 - Die Ausstellung“ präsentiert.[3]
  • 1994 wurde der Cartoon auf Platz 13 der „50 besten Cartoons aller Zeiten“ von Fans gewählt.
  • Seit Triff die Robinsons ist die Anfangssequenz mit dem „Steamboat Bill“-pfeifenden Micky vor jeder Produktion der abendfüllenden Zeichentrickfilme von Disney zu sehen.
  • Zum 100jährigen Disney-Jubiläum wurde 2023 ein Kurzfilm mit dem Namen Steamboat Silly für den Streamingdienst Disney+ produziert. Darin zeigt Micky seinen Freunden seine alten Kurzfilme. Da reißt das Band der Filmrolle und viele Schwarzweiß-Mickys fallen heraus, die für aller Chaos in der Stadt sorgen.
  • Der Einsatz von Musik in diesem Micky-Cartoon prägte den Begriff Mickey-Mousing, welcher beschreibt, wenn Aktionen in Cartoons punktgenau von Musik begleitet werden.[19]

Weblinks[Bearbeiten]


Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. „Casey Junior“. disney.fandom.com
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Kelly McCubbin (04.11.2022). „Disney A to G(#) — Part One“. boardwalktimes.net
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Jim Korkis (14.11.2012). „Secrets of Steamboat Willie“. mouseplanet.com
  4. 4,0 4,1 Wolfgang J. Fuchs (1985). „Micky Maus – ein Leinwandstar wird Comic-Held“ in: „Mickys Klassiker 1
  5. 5,0 5,1 „Chronologie zum Animationsfilm in Deutschland 1930–39“. diaf.de
  6. 6,0 6,1 „Steamboat Willie“. https://de.wikipedia.org/wiki/Steamboat_Willie
  7. „Das Schiff streicht durch die Wellen“. volksliederarchiv.de
  8. Andreas Guckes (05.02.2016). „Mickey-Mousing“. filmsprache.blogspot.com
  9. TierWelt (05.08.2022). „Wenn Ziegen umfallen“. tierwelt.ch
  10. Screenshots der entsprechenden Szenen im Disney Fandom
  11. Episodenguide auf fernsehserien.de
  12. Der Cartoon Mickey' s April Fools auf Youtube
  13. Katharina Wilhelm (03.01.2024). „Micky Maus für alle?“. tagesschau.de
  14. Lars Rieck (27.12.2023). „Urheberrecht an Mickey Mouse abgelaufen! Oder?“. anwalt.de
  15. (03.01.2024). „Urheberrecht erloschen: Erste Micky-Mouse-Horrorfilme in Arbeit“. n-tv.de
  16. „Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst“. wikipedia.org
  17. Daniel Herbig (02.01.2024). „Micky Maus wird gemeinfrei – aber wohl nicht in Deutschland“. heise.de
  18. „Podunk“. wikipedia.org
  19. „Mickey-Mousing“. wikipedia.org