Taran und der Zauberkessel
Walt Disney Meisterwerke
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Taran und der Zeuberkessel | ||||||
The Black Cauldron | ||||||
© Disney | ||||||
Uraufführung: | 24. Juli 1985 | |||||
Deutsche Uraufführung: | 5. Dezember 1985 | |||||
Produktion: | Joe Hale & Ron Miller | |||||
Regie: | Ted Berman & Richard Rich | |||||
Drehbuch: | David Jonas, Vance Gerry, Ted Berman, Richard Rich, Al Wilson, Roy Morita, Peter Young, Art Stevens & Joe Hale | |||||
Musik: | Elmer Bernstein | |||||
Länge: | 77 Minuten | |||||
Altersfreigabe: | FSK 6 | |||||
Weiterführendes | ||||||
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Taran und der Zauberkessel (beziehungsweise The Black Cauldron, wie er im Original heißt) ist der 25. Film in der Liste der Walt Disney Meisterwerke und basiert lose auf den Büchern „Das Buch der drei“ (auch bekannt als „Taran und das Zauberschwein“) und „Der schwarze Kessel“ (auch bekannt als „Taran und der Zauberkessel“) aus der fünfteiligen Buchreihe „Die Chroniken von Prydain“ von Lloyd Alexander. Seine Weltpremiere erlebte der Film am 24. Juli 1985 und außerdem ist es der erste Trickfilm der unter dem „Walt Disney Pictures“-Label erschien und zudem auch der erste, zu dessen Beginn das berühmte Logo des Studios verwendet wurde.
Handlung[Bearbeiten]
Taran ist ein junger Schweinehirt im mittelalterlichen Prydain und träumt davon, einmal ein großer Held zu werden. Eines Tages eröffnet ihm sein Arbeitgeber und Freund; der alte, weise Magier Dallben; ein großes Geheimnis über sein Schwein Hen Wen: Es hat seherische Fähigkeiten und kann damit auch den sagenumwobenen schwarzen Kessel aufspüren. Der grausame gehörnte König möchte diesen Kessel an sich reißen und somit seine Herrschaft über Prydain ausweiten und mit einer Armee der Toten, die er dank dem Kessel erschaffen kann, noch mehr Macht erlangen. Taran möchte dies verhindern, doch es kommt anders als er denkt: Taran verliert Hen Wen, die von den Schergen des Königs entführt wird. Um sie zu retten und somit auch ganz Prydain und möglicherweise auch die ganze Welt begibt sich Taran in das düstere Schloss des gehörnten Königs. Unterwegs begegnet Taran dem zotteligen Gurgi und der Prinzessin Eilonwy und dem Barden Fflewddur, beide Gefangene des Königs. Zunächst gelingt es Taran und seinen Freunden Hen Wen zu befreien, doch die Helfer des Königs verfolgen die Gruppe. Um die Pläne des Königs vereiteln zu können müssen sie zu einem Feenvolk und einer skurrilen Gruppe von drei Hexen, die ihnen das nötige Wissen und ein Zauberschwert für den Kampf übergeben. Ein gefährlicher Kampf beginnt und um die in Gang gesetzte Magie des Kessels zu beenden muss ein lebendes Wesen freiwillig in den Kessel und somit in den Tod stürzen...
Produktionsgeschichte[Bearbeiten]
Ein Wunschprojekt[Bearbeiten]
Nach dem nur mäßigen Erfolg von Cap und Capper, einem Film den die neusten Künstler der Disney Zeichentrickabteilung unter Mitarbeit der noch lebenden Nine Old Men produzierten, verlangten diese nach einer Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen. Sie wollten einen Film schaffen, der qualitativ an die Glanzleistungen ihrer Vorbilder heranreichte, zugleich jedoch völlig anders war und so manche Vorurteile gegenüber ihr Medium aus dem Weg schaffen sollte.
Diese noch jungen Männer fanden Gehör bei dem damaligen Präsidenten der Walt Disney Company, Ron Miller, der in den (vor allem männlichen) Jugendlichen ein lukratives, von Disney ungenutztes Publikum sah und zugleich hoffte die neuen Künstler zufrieden zu stellen.
Aus diesem Grund kaufte er schon 1971 auf Wunsch seiner neuen Zeichnergeneration die Rechte an der Buchreihe „Die Chroniken von Prydain“ des Autors Lloyd Alexander. Um den Wunsch der Nachwuchszeichner zu befriedigen gab er 1980 endgültig das „Okay“ für die Produktion für Taran und der Zauberkessel. Die Künstler fanden in dieser Pentalogie die Erfüllung ihrer Storyträume. Sie könnten in der Bearbeitung dieses Stoffes mehr Spannung und Thrill einbringen, aber auch mehr Herz. Miller versprach ihnen vorher, er gäbe diesem Projekt und den jungen Talenten eine Chance, aber erst nachdem diese sich an traditionelleren Stoffen bewiesen haben. Nach Projekten wie Der Esel von Bethlehem, Mickys Weihnachtsgeschichte, Bernard und Bianca sowie Cap und Capper gab Miller dann endlich das grüne Licht für die Produktion dieses Filmes. Die Entwicklungsphase war zu der Zeit schon weit vorangeschritten, schließlich wurde schon seit dem Kauf der Rechte an dem Projekt gefeilt, immerhin war es das Wunschprogramm der gesamten Abteilung.
Ambitionierte Vorproduktion[Bearbeiten]
Auch wenn Ron Miller selbst sehr begeistert von der Grundlage war, er erhoffte sich mit diesem großen Epos das gesamte Disney Studio zu retten, so war er sehr vorsichtig damit die Zukunft in die Hand noch unerfahrener Leute zu legen. Diese wiederum versuchten in der Wartezeit bis zum endgültigen Start der Produktion das Projekt bestmöglich zu pflegen. Don Bluth
etwa hoffte sogar, man könne mit dem Ergebnis das Publikum auf einer Art und Weise zu bewegen, von der Walt Disney selbst nur träumte. In dieser enthusiastischen Stimmung entwickelten sich viele Entwürfe betreffend der Handlung und der künstlerischen Gestaltung.
Mel Shaw zum Beispiel zeichnete einige Konzeptionsentwürfe, die voller Atmosphäre und Dramatik waren und deshalb unter seinen Kollegen erfreut aufgenommen wurden. Doch Miller befürchtete, dass der Stab nicht fähig sei diese Zeichnungen in einen Film umzusetzen. So verschob er das Projekt, weshalb Don Bluth, der sehr ambitioniert an Taran und der Zauberkessel arbeitete enttäuscht das Studio verließ und 13 seiner Kollegen mit zu „Aurora Productions“ nahm. Diese 14 Leute, immerhin ein Viertel der damaligen Zeichenstudios von Disney, hinterließen eine Lücke in der sich im Aufbau befindlichen Abteilung und vor allem im Wunschprojekt der Angestellten. Joe Hale sprang ein und kämpfte für den Film. Seine Hoffnung war es, dass Ron Miller die Produktion beginnen ließe, wenn das Projekt schnellstmöglich bereit dafür ist. Also schrieb er selbst das Skript um und setzte eigenmächtig den gehörnten König als Bösewicht ein (auch wenn dieser bereits im ersten Buch der Vorlage verstirbt). Außerdem machte er den Film noch epochaler, was seiner Meinung nach Miller umstimmen musste. So wurde Taran zum ersten Meisterwerk seit Dornröschen im 70mm-Format. Doch der größte Plan war es die Szene, in der die ersten untoten Geschöpfe aus dem schwarzen Kessel steigen so zu produzieren, dass sie zur ersten holographischen Projektion werden würde, die jedes Kino abspielen könnte. Die dreidimensionalen Geister, die über den Köpfen der Zuschauer hinwegschweben sollten waren dazu gedacht aus dem Film ein wahres Muss zu machen. Miller gab schließlich auch das okay und die Künstler gestalteten den Film als düsteres und dramatisches Fantasyabenteuer.
Zensur[Bearbeiten]
Als Taran und der Zauberkessel fertig gestellt wurde, war die Führung der Disney Studios bereits eine komplett andere: Michael Eisner, Frank Wells und Jeffrey Katzenberg modernisierten die Spielfilmproduktion und ließen Filme in Produktion gehen, die die alten Geschäftsführer nie zugelassen hätten. Man wollte mehr Jugendliche und Erwachsene ansprechen und wenn nötig auch neue Horizonte hinsichtlich den Altersfreigaben erkundschaften. Jedoch machten sie es unter dem Touchstone-Label und nicht unter dem Namen Disney. Und dass ihre Vorgänger auch noch ausgerechnet im traditionellem Bereich des Zeichentricks eine so untypische Geschichte mit Gewalt, gruseligen Szenen und Dramatik, dafür aber ohne Songs und nur wenig Humor verfilmen stieß nur auf Unverständnis. Als Jeffrey Katzenberg gemeinsam mit Roy Edward Disney den Film sah, fand er keinen Gefallen an der Handlung, dem Konzept und auch der Endfassung des Films. Auch Disney sagte, dass er wusste sie hätten große Probleme, doch auf so etwas sei er nicht vorbereitet gewesen. Also schnitt Katzenberg 2 bis 3 Minuten aus dem Film eigenständig heraus, etwas was bei Trickfilmen als Sakrileg gilt, da diese vor der Fertigstellung geschnitten werden.
Vor allem schnitt Katzenberg gruselige Szenen mit den Untoten heraus, doch auch einige gewalttätige Szenen mit Taran, der mit seinem magischen Schwert seine Verfolger tötet wurde geschnitten, ebenso wie eine Szene in der man Eilonwy zum Teil nackt sieht, weil sie ihre Kleidung aufreißt wird während sie mit Taran und Fflewddur im Kerker hängt. Der einzige im Film bemerkbare Schnitt jedoch zeigt, wie ein Untoter jemanden anspringt und seinen Nacken sowie Torso zerreißt. Das Entfernen dieser blutigen Szene hinterließ einen Sprung im Soundtrack. Der Film steuerte manchen Quellen nach in der ungeschnittenen Fassung eine PG-13 Freigabe an oder zumindest ein sehr harsches PG-Rating, bekam aber in der bearbeiteten Fassung, die auch als einzige für eine Freigabe vorgelegt wurde, ein normales PG-Rating. Aufgrund der schlechten Einnahmen, die hauptsächlich mit der düsteren Atmosphäre begründet wurde, läuft Taran und der Zauberkessel auf dem amerikanischen Disney Channel in einer noch weiter gekürzten Fassung. Und erst 16 Jahre später erschien mit Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt der nächste Disney-Zeichentrickfilm mit einer PG-Freigabe und im Format 70mm. Inwieweit dies mit dem schlechten Abschneiden von Taran zusammenhängt und auch Atlantis´ Untergang bedeutete ist unklar. Der erste Film unter dem Disney-Label, der dann auch wirklich ein PG-13 Rating erhielt ließ übrigens noch 2 weitere Jahre auf sich warten: Fluch der Karibik aus dem Jahre 2003 wurde zu diesem Meilenstein.
Einnahmen und Reaktionen[Bearbeiten]
Die damals neue Geschäftsleitung nahm, wie man an der Entscheidung den Film zu schneiden erkennen kann, Taran und der Zauberkessel sehr ablehnend auf. Die kostspielige Idee mit einer holographischen Szene wurde aufgegeben und konsequenterweise wurde kaum Merchandising hergestellt, lediglich ein Videospiel kam in den Handel und erst in jüngster Vergangenheit konnte man den gehörnten König auf einigen wenigen Produkten sehen. Zudem wurde Taran erst 1998 auf Video veröffentlicht, was von vielen so interpretiert wurde, dass die Company den Film in Vergessenheit geraten lassen wollte. Dies jedoch führte mit dazu, dass er einen Kultstatus erlang und sich eine treue Fangemeinde bildete. Das Internet schlussendlich sorgte mit vielen Fansites endgültig dazu, dass Taran aufgrund seiner kuriosen Stellung im Disney Kanon zu einem „vergessenen Juwel“ wurde. Dies ändert jedoch nichts daran, dass die damaligen weltweiten Einnahmen bloß 21 Millionen Dollar betrugen und die meisten Kritiker im Werk ein künstlerisches Desaster sahen.
Im Tokyo Disney Resort gab es allerdings jahrelang eine Attraktion die auf dem Film basiert, etwas das andere „Flops“ und „schwarze Schafe“ der Trickstudios nicht von sich behaupten können. Die Attraktion befindet sich unterhalb des Cinderella Schlosses und ermöglicht es den Gästen dem gehörnten König zu begegnen.
Stab und weitere Filmangaben[Bearbeiten]
- Regie: Ted Berman und Richard Rich
- Story: David Jonas, Vance Gerry, Ted Berman, Richard Rich, Al Wilson, Roy Morita, Peter Young, Art Stevens und Joe Hale
- zusätzliches Story Material: Tony Marino, Steve Hulett, Melvin Shaw, Burny Mattinson, John Musker, Ron Clements und Doug Lefler sowie Roy Edward Disney (zusätzliche Dialoge)
- Musik: Elmer Bernstein
- Produktion: Joe Hale
- Ausführender Produzent: Ron Miller
- Produktions Manager: Don Hahn
- Animatoren: Andreas Deja, Hendel Butoy, Dale Baer, Ron Husband, Shawn Keller, Mike Gabriel, Barry Temple, Ruben Aquino, Ruben Procopio, George Scribner, Mark Henn und David Pacheo, Al Wilson
- Effekts Animatoren: Barry Cook & Mark Dindal
- Zusätzliche Animation: Kathy Zielinski & Maurice Hunt
- Assistenz Animatoren: Jane Baer & David Pruiksma
- „Inbetweener“: Kelly Asbury & Robert Minkoff
- Effekts-„Inbetweener“: Gary Trousdale
- Länge: 80 Minuten
- FSK: ab 6 Jahren
Sonstige Informationen[Bearbeiten]
- Disneys erster gezeichneter Film mit einem PG Rating.
- Der erste Trickfilm, der mit „Silver Screen Partners II“ produziert wurde. Dies ist eine Institution, die es ermöglicht die Kosten zu verringern.
- Der erste (und letzte) Film seit Das Dschungelbuch, der die Multiplanekamera verwendete.
- Der erste Zeichentrickfilm von Disney, der Computer verwendete. Im Gegensatz zu Basil, der große Mäusedetektiv wurde hier mit dem PC allerdings nur das Volumen von Gegenständen berechnet und nicht etwa animiert.
- Der Film befand sich 12 Jahre in der Entwicklung, 5 Jahre lang in der Produktion, kostete 25 Millionen Dollar, verbrauchte über 1.165 verschiedene Farben und 35 Meilen Film.
- Der erste komplett gesangsfreie Disney-Zeichentrickfilm.
- Der erste Disneytrickfilm seit Schneewittchen und die sieben Zwerge aus dem komplette, fertig produzierte Szenen entfernt wurden.
- Das erste Meisterwerk seit Alice im Wunderland mit einem Abspann.
- Tim Burton entwickelte Monster ähnlich der „Facehugger“ aus „Alien“ für den Film.
- Hayley Mills sollte ursprünglich Eilonwy sprechen.
- Der Horrorfilm Armee der Finsternis aus dem Jahr 1992 spielt in einer Szene auf Taran und der Zauberkessel an.
- Ron Clements, John Musker, Burny Mattinso und Dave Michener waren von der schleppenden Produktion so sehr enttäuscht, dass sie aus dem Projekt ausstiegen und einen eigenen Film entwickelten: Basil, der große Mäusedetektiv.
- Ron Clements sagte einmal über Taran und der Zauberkessel, dass dies „unser Schneewittchen werden sollte. Wir waren aber noch nicht bereit dazu.“
- Zur deutschen Kinoauswertung des Films war dem Micky Maus Magazin eine Art „interaktives“ Heft als Extra beigelegt, in dem der Leser das Taran-Abenteuer nachspielen und dabei im gewissen Rahmen auch verschiedene Storylines „erzeugen“ (und selbstverständlich auch verlieren) konnte. Davon erschien später noch ein zweiter Teil. Man musste auch mit verschiedenen Gegenständen haushalten die man Spielverlauf gewinnen oder verwenden konnte. Es handelte sich quasi um ein single-Player-Rollenspiel für jüngeres Publikum.
- 1986 erschien ein von Sierra On-Line, Inc. entwickeltes Videospiel zu diesem Film.
Externe Links[Bearbeiten]
- Kommentar zur Cinderella Castle Mystery Tour in Tokyo Disneyland
- Jim Hill Media- Artikel über „Taran und der Zauberkessel“