Der Schatzplanet

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Walt Disney Meisterwerke

43

Der Schatzplanet
Treasure Planet
Treasplan2.jpeg
© Disney
Uraufführung: 5. November 2002
Deutsche Uraufführung: 5. Dezember 2002
Produktion: Ron Clements, Roy Conli & John Musker
Regie: Ron Clements & John Musker
Drehbuch: Ron Clements, John Musker & Rob Edwards
Musik: James Newton Howard
Länge: 95 Minuten
Altersfreigabe: FSK 6
Weiterführendes
Liste aller Walt Disney Meisterwerke

Der Schatzplanet (englischer Originaltitel: Treasure Planet) ist das 43. offizielle Walt Disney Meisterwerk und zugleich Disneys dritte filmische Umsetzung des klassischen Abenteuerromans Die Schatzinsel aus dem Jahre 1881 von Robert Louis Stevenson. Nach dem originalgetreuen Spielfilm Die Schatzinsel von 1950 und der Puppen- Menschenkomödie Muppets – Die Schatzinsel von 1996 verlegt dieser Zeichentrickfilm, der auch Gebrauch vom Computer macht, die Geschichte ins Weltall, wobei er jedoch nicht bloß dem Sci-Fi Genre zuzuordnen ist, sondern laut den Regisseuren mehr der Fantasy angehört. Dies erklärt die zahlreichen, absichtlichen und künstlerisch bedachten, Anachronismen und den Irrealismus in der Darstellung des Weltraums.

Dieser Film ist die fünfte gemeinsame Regiearbeit des Duos Ron Clements & John Musker und hatte in Frankreich am 5. November seine Weltpremiere. Die US Premiere fand am 17. November statt, 10 Tage später startete der Film regulär in den Kinos. Der Deutschlandstart war am 5. Dezember 2002.

Inhaltsangabe[Bearbeiten]

Kamerafahrt in ein Märchenbuch. So fangen nicht nur Disneys Märchenfilme an, sondern auch Der Schatzplanet. (© Disney)

Jim Hawkins ist ein kleiner Junge auf dem Planeten Montressor, dessen liebste Geschichte die über Käptn Flint und den Schatzplaneten ist. Er träumt davon, eines Tages genau diesen Planeten zu finden. Zwölf Jahre später wurde aus dem träumerischen, verspielten Kind ein rebellischer, gegen das Gesetz verstoßende Jugendlicher, der sämtliche Träume aufgegeben hat und keine Zukunftsperspektive hat. Befreiung von seinem depressiven Alltag findet der Sohn einer mittlerweile allein erziehenden Mutter lediglich beim Solarsurfen. Diese sportliche Aktivität bringt ihm jedoch nur noch mehr Probleme, da er ständig in Sperrgebieten surft und sein Leben aufs Spiel setzt. Eines Tages wird er, erneut, von Polizisten erwischt und nach Hause, ins Benbow Inn, gebracht. Dort versucht Jims Mutter Sarah mit den zahlreichen, anspruchsvollen Gästen fertig zu werden. Halt findet sie in Dr. Delbert Doppler, einem reichen, exzentrischen Astronom und Junggesellen, der seit langem ein Freund der Familie ist. Jims Mutter ist wütend, dass Jim schon wieder Ärger gemacht hat, und lässt ihrem Ärger auch Luft.

Jim beim solarsurfen (© Disney)

Jim sucht Flucht auf dem Dach des Benbow Inns, doch es beginnt zu regnen und ein Raumschiff erlebt eine Bruchlandung am Gasthaus. Jim rennt zum Raumschiff und hilft dem einzigen Passagier, Billy Bones. Diese warnt Jim vor dem Cyborg und gibt ihm eine Truhe mit einer holographischen Schatzkarte. Nachdem Jim Bones ins Benbow Inn getragen hat, stirbt dieser und eine Bande von Piraten stürmt in das Gasthaus. Familie Hawkins und Dr. Doppler können gerade noch fliehen.

In Dr. Dopplers Wohnung findet Jim heraus, wie man die Karte öffnen kann und entdeckt, dass sie zum legendären Schatzplaneten führt. Jim sieht, dass er seine Träume doch erfüllen könnte und möchte eine Reise zum Planeten beginnen, doch seine Mutter ist dagegen. Dr. Doppler, der sich einige wissenschaftliche Erkenntnisse durch die Reise erhofft, überredet Jims Mutter und finanziert die Tour aus eigener Tasche.

Der Raumhafen (© Disney)

Vom Raumhafen aus startet einige Zeit später die RLS Legacy, unter Leitung von Käpt'n Amelia und ihrem treuen Untergebenen Mr. Arrow. Jim soll sich auf Anweisung von Amelia in der Kombüse als Schiffsjunge nützlich machen. Der Smutje der Legacy ist John Silver, ein alter Cyborg, dem Jim nicht trauen möchte. Doch nachdem das Schiff ins Etherium segelte und Jim nur dank Silvers Hilfe großem Ärger entkam beginnt er ihm zu trauen.

Silver aber ist in Wahrheit der Anführer der nur aus Flints alter Besatzung bestehenden Crew der Legacy und weiß über die Schatzkarte Beschied. Um Jim ruhig zu stellen, scheucht er Jim herum, doch langsam schließt er seinen talentierten Schüler ins Herz und sie beginnen einander zu vertrauen. Als Silver und Jim ein persönliches Gespräch führen, gerät das Schiff in einen Sternehagel, der sich schließlich in ein schwarzes Loch wandelt. Jim hat die Aufgabe, sämtliche Crewmitglieder zu sichern. Mr. Arrow geht im Trubel über Bord, wird aber durch seine Halteleine vor dem Tod bewahrt. Doch Mr. Scroop, ein Pirat der zuvor Jim bedrohte und Silver kritisierte, durchtrennt die Leine und besiegelt somit Arrows Schicksal.

Der Legacy droht ein hartes Ende (© Disney)

Nachdem das Schiff aus der Gefahrenzone raus ist, beschuldigt die Crew Jim, er habe Arrows Tod zu verantworten. Silver aber tröstet Jim und gibt ihm wieder Lebensmut. Silver meint, Jim habe eine große Zukunft vor sich.

Später aber bekommt Jim mit, wie Silver und die Piraten eine Meuterei planen. Schließlich ist der Schatzplanet in Sicht, und die Meuterei beginnt. Jim greift Silver an, dessen Cyborgbein großen Schaden davonträgt. Der wütende Silver verfolgt Jim, der aber mit Amelia und Dr. Doppler sowie der vermeintlichen Schatzkarte auf den Schatzplaneten flieht. In Wahrheit ist die Karte jedoch noch auf dem Schiff, was sie aber erst nach der Bruchlandung auf dem Planeten bemerken. Während sich Doppler um die nun verletzte Amelia kümmert, erkundet Jim den Planeten und entdeckt B.E.N., den bioelektrischen Navigator der Flintcrew. Er hat seinen Gedächtnischip verloren und ist aufgrund der langen Zeit, die er alleine auf der Insel verbrachte verrückt geworden. Er führt Jim, Amelia und Doppler zu seiner Wohnung, von wo aus Jim den plan schmiedet, wie er wieder an die Karte gelangt. Gemeinsam mit Ben kehrt er zur Legacy zurück, wo er neben der Karte auch Scroop wieder findet. Scroop beginnt einen Kampf mit Jim, während B.E.N. aus Versehen die künstliche Schwerkraft außer Kraft setzt. Scrrop erzählt Jim, dass er Arrow tötete und ist im Inbegriff, nun auch Jims Leben zu beenden. Doch Jim schubst Scroop mit einem beherzten Tritt von Bord, worauf dieser ins All entschwebt.

Jim und B.E.N. (© Disney)

Jim kehrt in B.E.N.s Höhle zurück, wo bereits Silver und die restliche Crew auf ihn warten. Da aber nur Jim weiß, wie sich die Karte öffnet, nimmt Silver Jim mit. Sie folgen der Karte und werden zu einer Klippe geführt. Auf dieser ist eine Aussparung. Jim steckt die Karte in die Aussparung, und öffnet somit ein gewaltiges Teleportations-Portal. Mit diesem gelangt man auch zum Schatz. Allerdings lösen die Piraten einen Alarm aus. Nachdem die Crew den Schatz und Jim B.E.N.s Gedächtnis findet, drohen die Fallen, die vom Alarm in Gang gesetzt wurden, alles zu zerstören. Der Boden bricht weg, und der Schatz sowie einige Piraten stürzen in Lava. Auch Jim stürzt, kann sich aber halten. Silver, der versucht einige Dublonen und Juwelen zu retten, sieht Jim. Er kann allerdings nicht den Schatz und Jim retten. Er entschließt sich Jim zu retten. Gemeinsam fliehen sie zurück zur Klippe, doch der gesamte Planet droht in die Luft zu fliegen. Amelia und Doppler steuern die Legacy zu Silver und Jim, doch B.E.N.s Berechnungen sagen, dass sie es nicht mehr schaffen werden.

Jim in Action (© Disney)

Jim hat die Idee, dass sie mit dem Portal rechtzeitig fliehen können. Er baut einen Solarsurfer, mit dem er voran fliegt und das Portal umschaltet, so dass die Legacy zum Raumhafen von Montressor gelangt, was auch funktioniert.

Kurz bevor das Ziel erreicht ist, versucht Silver zu fliehen. Jim erwischt ihn, lässt ihn jedoch gehen. Silver überlässt Jim Morph und genügend Dublonen, um das Benbow Inn aufzubauen. Jim wird ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft und im Benbow Inn findet eine große Wiedereröffnungsfeier statt, auf der B.E.N. kellnert und Amelia und Doppler ihre gemeinsamen Kinder vorstellen. Jim indes denkt an seinen Ersatzvater und Mentor Silver.

Produktionsgeschichte[Bearbeiten]

Ein Wunschprojekt und seine Geschichte[Bearbeiten]

John Musker (l.) und Ron Clements warteten lange, um ihr Wunschprojekt zu erfüllen (© Disney)

Der Schatzplanet hatte einen langen Weg hinter sich, bis er ins Kino kam. 17 Jahre lang versuchte das Duo Ron Clements und John Musker diesen Film durchzusetzen. Angefangen hat die Odyssee des galaktischen Epos 1985. Zu dieser Zeit waren Michael Eisner, Jeffrey Katzenberg und Frank Wells erst seit kurzem die Vorsitzenden von Disney. Eines ihrer ersten Ziele war es, den Zeichentrickfilm wiederzubeleben. Dazu dachte sich Eisner die „Gong-Show“-Meetings aus. In diesen mussten die Künstler bei Walt Disney Feature Animation mögliche Projekte vorstellen. Sobald die Idee uninteressant wird, ertönt ein Gong, und das Projekt gilt als völlig abgelehnt. Bei einer der ersten „Gong-Shows“ von 1985 machte Ron Clements zwei Vorschläge. Sein erster war eine Verfilmung des Christain Andersen Märchens „Die kleine Meerjungfrau“. Das Treatment war stark und ausgereift, jedoch zeigte man Bedenken gegenüber der Idee eines Meerjungfrauenfilmes, da erst 1984 mit Splash ein solcher in die Kinos kam. Die zweite Idee von Clements war ein Film, der Stevensons Abenteuerroman Die Schatzinsel ins Weltall versetzt. Diese Idee wurde enthusiastisch angenommen und umfeiert. Besonders Roy E. Disney gefiel die Idee einer Zeichentrickversion dieses Romans, da er auch die Vorlage des ersten Disney Spielfilms war. Schließlich kam es aber so, dass Clements und Musker eine ältere gemeinsame Idee verwirklichen sollten: Basil, der große Mäusedetektiv.

Der Schatplanet in Blau (© Disney)

Nach Basil setzte Disney schließlich doch Arielle, die Meerjungfrau um und Clements & Musker führten Regie. Nach Arielle begann das Duo aus dem alten Vorschlag Der Schatzplanet ein tiefer gehendes Konzept zu machen. Als sie die Chance bekamen, Aladdin als Trickfilm zu verfilmen, landete das Wunschprojekt der beiden erneut in der Warteschleife. Während der Arbeit an Aladdin lernten sie die Autoren Ted Elliot und Terry Rossio kennen, die neben ihrer Arbeit am Skript für das Wüsten-Comedyabenteuer über den Straßenräuber aus Bagdad die Zeit fanden, aus Muskers und Clements Treatment ein richtiges Filmskript zu machen. Mit diesem Skript fragten Clements und Musker bei Disney, nach der Fertigstellung von Aladdin, ob sie nun das Projekt in Angriff nehmen dürfen. Die Chefetage wollte jedoch zunächst Hercules ins Kino bringen, und fand, dass Musker und Clements die richtigen dafür wären. Sie nahmen dieses Projekt an, jedoch unter der Bedingung, dass sie danach endlich Der Schatzplanet machen dürfen.

Während der Arbeit an [Hercules]] schrieben sie mit Rob Edward auf der Basis von Elliots und Rossios Skript das endgültige Drehbuch.

Muskers und Clements Vision[Bearbeiten]

Beinahe Kopie einer frühen Vorzeichnung, die den gesamten Film beeinflusste (© Disney)

Musker und Clements, große Fans des Romans Die Schatzinsel, planten eine Geschichte die alt und neu verbindet. Das alte, klassische sollte durch Stevensons Geschichte über Piraten und Erwachsenwerden beigesteuert werden, das neue sollten die Charakterisierungen der einzelnen Figuren und modernen Techniken sowie einige Sci-Fi Elemente wie holographische Karten sein.

Das sie für ihre Kombination aus alt und neu gerade „Die Schatzinsel“ umschrieben liegt daran, dass sie seit sie bei Disney anfingen einen Sci-Fi Film machen wollten, der aber nicht veraltet. Dazu verlegten sie den Sci-Fi Part in eine Fantasywelt, die nicht in wenigen Jahren altmodisch aussieht. Als Geschichte bot sich dann „Die Schatzinsel“ an, da sie bereits seit langer Zeit immer wieder aktuell ist und verfilmt wird. So kam man auf die Idee, den Film so zu gestalten, als hätte Stevenson damals keinen zeitgenössischen Roman geschrieben, sondern einen Zukunftsroman. Es gibt keine Computer, kein Fernsehen und keine Mikrowelle, aber etliche Dinge, von denen sich jemand aus dieser Ära vorstellen könnte, dass sie in der Zukunft existieren.

Die Regisseure erklärten es so: „In unserem Fantasy-Universum gibt es im Weltraum eine Atmosphäre – wir nennen sie ‚Etherium' – in der die Figuren atmen können. Wir haben unsere eigene Retro-Kombination aus verschiedenen Elementen mit viel Leidenschaft für die Vergangenheit erstellt und so dem Genre eine Wärme gegeben, die es normalerweise nicht hat.

In der Pre-Produktion erschufen Clements und Musker ein eigenes Universum, in dem alle Hintergründe geklärt wurden: Die Zivilisation, die den Schatzplaneten bevölkerte, die Herkunft der Figuren und das Etherium (das Wort stammt von „ether“, dem Element, von dem antike Philosphien dachten, dass es das All erfüllt), das Qualitäten von Luft und Wasser verbindet.

Eine der ersten Regeln war, dass es keine Magie geben soll. Alles hat technische und wissenschaftliche Erklärungen. Zugleich hatten das Duo Clements/Musker die Idee, dass Jim Hawkins in der modernen Fassung ein Teenager mit typischen Identitätsproblemen ist, er soll an einem Scheidepunkt seines Lebens stehen. Dem rebellischen doch auch introvertierten Jim fehlte sein Vater, was nicht nur seinen Charakter beeinflusste, sondern auch die anderen Figuren: Allen Figuren im Film soll etwas fehlen (Silver sein Arm, B.E.N. sein Gedächtnis, usw.)

Die Animation an Der Schatzplanet startete schließlich 1999. Als Walt Disney Pictures im Laufe der Produktion das Angebot erhielt, die Rechte an Ice Age zu erwerben, verzichtete die Studioleitung darauf, um mit dem so gesparten Geld die kostenintensive Produktion von Der Schatzplanet zu finanzieren.

Das Design[Bearbeiten]

Ein eigenes Universum[Bearbeiten]

Den Regisseuren Ron Clements und John Musker war es sehr wichtig, dass ihr Film einen sehr speziellen, eigenen Look erhält, der die Geschichte passend unterstreicht. Ron Clements beschäftigte sich in der Vorbereitungsphase am meisten mit dem Design des Films und beschrieb seine Vision in einem frühen Treatment so:

„Es ist wichtig, herauszustellen, dass dieser Film in einem Fantasie-Universum stattfindet. Er spielt weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Er spielt in seiner eigenen Zeit und in seiner eigenen Welt. Ästhetisch gesehen hat alles ein bisschen etwas vom 18. Jahrhundert. Aber die Technik ist sehr viel weiter fortgeschritten. Sie haben interstellare Galeonen, intelligente Roboter und die Menschen können mit Solarkraft und künstlicher Schwerkraft erstaunliche Dinge anstellen. Und am Wichtigsten: Man kann im All atmen. In unserem Film nennen wir den Weltraum ‚Etherium', und das ist voller Atmosphäre. So können diese offenen Schiffe mit den großen Decks segeln, und man kann sich den Wind um die Nase wehen lassen.

Dadurch, dass die Welt, die im Film geschildert wird keiner Zeit und keinem Ort anzuordnen ist, sollte der Film wahrlich zeitlos wirken, so wie die großen Disney-Klassiker. Außerdem sollte das Design die besonderer Wärme unterstreichen, die man bereits dem Skript geben wollte.

Die 70/30-Regel[Bearbeiten]

Nur augenscheinlich eine normale Galeone (© Disney)

Da sie bereits mit ihm an Hercules arbeiteten und dort mit seiner Arbeit zufrieden waren, holten Musker und Clements den Art Director Andy Gaskill an Bord, um die Vision Clements' zu verwirklichen. Die Regisseure schlugen ihm eine 60/40 Regel vor, um ein Universum zu schaffen, dass bisher noch nie gezeigt wurde. Es sollte zu 60% aus altmodischen Motiven und zu 40% aus modernen Elementen bestehen. Gaskill entwickelte einige Entwürfe und entschied sich während seiner Arbeit die Vorlage der Regisseure zu modifizieren. Er entschied sich zu einer 70/30-Regel, die seiner Meinung nach den Effekt ansprechender machte.

So sieht Jims Haus zuerst wie ein einfaches, britisches Bürger- oder Gutshaus aus, doch bei genauerem ansehen entdeckt der Zuschauer Metallteile, Röhren und Fantasyelemente. So wirkte der Look des Films auch wie die Geschichte: Eine Sci-Fi Geschichte, die im 18. Jahrhundert geschrieben wurde. Auch das Design von B.E.N. wurde dieser Regel angepasst. Damit er nicht zu technisch aussieht bekam er einen Kupfer-farbenen Anstrich, der ihn antik erscheinen lässt.

Die Brandywine Schule[Bearbeiten]

Neben Clements' Vision und Gaskills Umsetzung in der 70/30-Regel war eine sehr wichtige Inspiration für das Aussehen von Der Schatzplanet die so genannte „Brandywine Schule“. Dieser gehörten einst so bekannte Künstler wie Howard Pyle, N.C. Wyeth und Maxfield Parish an. Man entschied sich dazu, den Zeichenstil der Brandywine Schule in den Film einfließen zu lassen, da Wyeth für die Scribner-Ausgabe von Stevensons „Die Schatzinsel“ aus dem Jahr 1911 etliche bekannte Illustrationen anfertigte. Das Team von Der Schatzplanet analysierte die Werke von den berühmtesten Brandywine Schülern und deckten ihre größten Charakteristiken auf. So zeichneten sie die Oberflächen nie wirklich zu Ende, was bei richtiger Anwendung einen guten Effekt erzielte. Anfangs erschien es dem Der Schatzplanet-Team schwer, es den Vorbildern gleich zu tun, weshalb sie sehr eingeschüchtert waren.

Ganz im Stile der Brandywine Schule (© Disney)

Neben dem Zeichenstil der Brandywine-Schule nahm sich Associate Art Director Ian Gooding auch deren sehr warme Farbpalette an und übertrug sie auf den Film. Er verwendete in vielen Szenen ein besonderes Licht, dass den Fokus weg von den Details, hin auf die Action und Handlung legte. Einflussreich waren in dieser Hinsicht auch die Mantel- und Degenfilme der Dreißigerjahre.

Im Hinblick auf die 70/30-Regel und die Farbgebung des gesamten Films schuf der Produktionsdesigner Steven Olds den Look der „RLS Legacy“, die auch von dem Schiff Lady Washington inspiriert wurde. Die Lady Washington wurde später auch für die Dreharbeiten von Fluch der Karibik genutzt. Darüber hinaus schuf Steven Olds die Designs für Elemente an Silvers mechanischem Arm, für die Rettungsboote und den Solarsurfer. Frank Nissen, ein geachteter Storyboardkünstler von Disney, arbeitete ebenfalls als Produktionsdesigner und übte einen ungewöhnlich großen Einfluss auf die Konzeption des Looks aus.

Für die Hintergründe nahm man sich wiederum Ölgemälden der Brandywine-Schule an. Die Methode, Ölgemälde als Vorlage für die Hintergründe eines Disney-Films zu nutzen wurde seit Bambi nicht mehr genutzt. Der Grund war, dass Ölgemälde mehrere Monate zum Trocken brauchen. Für Der Schatzplanet kam erschwerend hinzu, dass man sie hätte einscannen müssen, etwas das schier unmöglich war.

Um dennoch den Ölgemälde-Look in den Film einfließen zu lassen entwickelte Dan Cooper, der künstlerische Leiter der Hintergrundabteilung, mit seinem Team eine Möglichkeit, im Computer Bilder zu entwickeln, die wie Ölgemälde aussehen, etwas das bisher noch niemand gemacht hat.

Zeichentrick trifft Computeranimation[Bearbeiten]

John Silver (© Disney)

Der Schatzplanet ist nicht nur der erste Film mit im Computern generierten Ölgemälden als Hintergründe, sondern auch der erste Film überhaupt, dessen Hintergründe komplett am PC entstanden. Dan Cooper erklärte die Arbeit an diesen Hintergründen wie folgt:

Noch immer müssen wir Pinselstrich für Pinselstrich ausführen, aber anstelle eines Pinsels benutzen wir jetzt ein Computertool. Wenn wir den Look der Ölmalerei per Hand erreichen wollten, wäre das ein Ding der Unmöglichkeit – ein solches Gemälde braucht sechs Monate bis ein Jahr, um zu trocknen. Mit dem Computer können wir den Look simulieren, und es ist ruck, zuck erledigt. Vom künstlerischen Standpunkt aus nutzen unsere Maler den Computer nur, um ihre Pinselstriche direkt ins System einzugeben, anstatt ihre handgefertigte Kunst auf den Scanner zu legen. Es ist der reinste und direkteste Prozess, den wir je hatten.

Dieser Prozess veränderte auch die Arbeitsteilung bei der Produktion. Bislang gab es nur wenige Animatoren bei Disneys Meisterwerken, und diese hatten ihre eigene Abteilung, die einige Szenen bearbeitete. Bei Der Schatzplanet dagegen waren zahlreiche Computeranimatoren in sämtlichen Abteilungen und in beinahe alle Entscheidungen involviert. Sehr früh verfeinerten sie die „Deep Canvas“-Technik, mit der nun nicht nur die Kameraführung vereinfacht wurde, sondern auch Figuren und „virtuelle Sets“ geschaffen werden konnten. Außerdem ermöglichte die verbesserte „Deep Canvas“-Technik das Beleuchten der Szenerie wie in Spielfilmen und das Erstellen Ölgemälde-ähnlicher Hintergründe. Deep Canvas ist ein perfektes Beispiel für die Technik dieses Films, da sie Computertechnologie mit Zeichentrick verbindet. Normale Deep Canvas Bilder werden einmal genutzt, für genau einen Moment. Die neuen virtuellen Sets für den Deep Canvas Prozess werden „gebaut“ (ähnlich wie die Sets von CGi Produktionen), und können jederzeit mit jeder Kamerastellung und jedem Lichtverhältnis genutzt werden. Fast 75 Prozent der Schauplätze wurden als dreidimensionale Landschaften konstruiert, die für verschiedene Szenen beleuchtet und immer wieder benutzt werden konnten und auch die restlichen 25 Prozent entstanden im Computer.

Der Schatzplanet in grün (© Disney)

Wie wichtig die virtuellen Sets für den Film sind, wurde erst während der Produktion klar. Ein Großteil des Films spielt auf detaillierten Sets, auf denen die Kamera frei beweglich sein musste. Das wäre mit klassischen Hintergründen, auch digitalisiert, unmöglich. Andy Gaskill erklärte die „virtuellen Sets“:

Aber was Der Schatzplanet so einzigartig macht, ist die Art, wie wir die Technik der digitalen Gemälde mit 3-D-Modelltechniken kombiniert haben. Unsere Hintergründe sind fließend und wir können uns durch sie bewegen – aber dennoch sehen sie aus wie Gemälde. Im Falle von ‚virtuellen Sets' haben wir im Rechner dreidimensionale Sets konstruiert, in denen sich die Kamera frei schwebend bewegen konnte. Das hat uns Tür und Tor für alle möglichen Kameraeinstellungen und -bewegungen geöffnet. Wenn ein Set erst mal im Computer konstruiert war, konnten wir es wie ein echtes Set nutzen, das man neu ausleuchten und immer wieder benutzen kann. Wir konnten die Kamera dort platzieren, wo wir sie brauchten – und darüber hinaus alle Kamerabewegungen ausführen, inklusive Fahrten und Kranbewegungen. Diese Technik gab uns eine enorme Freiheit.

Die 3D Sets waren besonders wichtig in Actionszenen (um Dynamik einzubringen) und in Momenten, in denen die Charaktere im Vordergrund standen. Sie erhielten so mehr Spannung und, im wahrsten Sinne des Wortes, mehr Tiefe.

Roy Conli (© Disney)

Dave Tidgewell war für die Leitung von 40 Effektanimatoren und -technikern zuständig, die alle visuellen Effekte in Der Schatzplanet herstellten. Zu den Spezialeffekten gehört alles, was sich bewegt und keine Figur ist, also alles von den Bewegungen der Legacy selbst, denen von Jims Solarsurfer und „klassische“ Spezialeffekte wie explodierende Sterne, kosmische Stürme, strudelförmige schwarze Löcher, Blitze, Feuer, Regen, Wasser, Dampf – und Hunderttausende von Golddublonen. „Vom Standpunkt der visuellen Effekte ist 'Der Schatzplanet' wahrscheinlich der ambitionierteste Zeichentrickfilm, den das Studio je produziert hat“, meinte Tidgewell, da wirklich jede Szene irgendeinen Effekt in sich hat, von einfachen Schatten zu schweren Dingen wie Himmel und Sternen oder Explosionen. Schwer war es, herauszufinden, wie Explosionen aussehen, damit sie zum „Brandywine“-Look passten. Ebenfalls kritisch war die Kombination von 2D und 3D Effekten, da man die Welten verschmelzen lassen wollte. Es durfte keinen sichtbaren Unterschied geben. Als die ersten Test für B.E.N. (eine reine Computerfigur in einem Zeichentrickfilm) und John Silver (eine Kombination aus CGI und Zeichentrick) beendet waren, waren die Künstler sicher, dass ihre Vision funktionieren wird.

Die Figuren[Bearbeiten]

Schauspielerische Fähigkeiten und technische Meilensteine[Bearbeiten]

Thomas Schumacher, Präsident von Walt Disney Feature Animation, fand, dass Zeichentrickfilme noch nie bessere Schauspielkünste zeigten als in Der Schatzplanet. Der Grund dafür war, dass die Animatoren neben den technischen Neuerungen zurück zu den grundlegenden Faktoren für Animation kehren wollten, die sie von den Nine Old Men gelernt hatten: Ausstrahlung, Wahrheit, Glaubhaftigkeit und Tiefe in den Figuren. Dafür orientierten sie sich an persönlichen Erinnerungen und der emotionalen Tiefe des Skripts.

So kommt es, dass die Figuren nicht neben der Action und den Effekten verblassen. Diese bestehen zum Teil aus neuen technischen Errungenschaften, die aber in langwierigen Tests ausprobiert wurden. So verpasste man Käpt'n Hook aus Peter Pan einen Cyborgarm, um zu sehen, ob die gute Animation auch mit CGI-Zusatz funktioniert. Das Ergebnis war überzeugend und beruhigte vor allem Glen Keane, der befürchtete, dass das Publikum die animierten Teile seiner Figur ablehnen könnte.

John Silver[Bearbeiten]

Glen Keane war mit seinem Freund John Lasseter der erste, der als Experiment Zeichentrick mit Computeranimation verband. Deshalb war er auch dementsprechend begeistert, als ihn Ron Clements und John Musker anboten, mit John Silver eine aus diesen Meiden kombinierte Figur auf die Leinwand zu bringen.

John Silver und Jim Hawkins (© Disney)

Die Entscheidung, diesen Vorschlag auch umzusetzen, wurde ihm vereinfacht, als klar wurde, dass Silver eine komplexe Figur zwischen gut und böse sein sollte, etwas das Keane sehr reizte. Sehr früh hatte er die Idee, Silver einzuführen, indem er wie ein japanischer Koch Essen zubereitet, und zwar mit seinem Cyborgarm. Allerdings stellte sich heraus, dass es für ihn zu schwer wäre, das alleine zu machen. Also bat er Eric Daniels, der für Tarzan die Deep Canvas erfand, mit ihm zusammenzuarbeiten und die Cyborgteile Silvers (ein Arm und ein Bein sowie Teile des Kopfs) zu animieren. Das erste Ergebnis ihrer Arbeit war Keanes Wunschszene in der Kombüse, die zur ersten fertigen Szene des Films wurde. Silver hatte für Keane zwei große Vorbilder: Robert Shaw aus Der weiße Hai und Keanes Assistentrainer beim Football aus Jugendtagen. Als Keane die Stellung als Quarterback verlor, traf er ihn auf dem Parkplatz des Stadions. Sie begannen ein Gespräch und am Ende standen ihnen die Tränen in den Augen, während der Trainer Keane umarmte. Dieser Moment war eine Inspiration für die Szene, in der Silver Hawkins tröstet.

Glen Keane (© Disney)

Eine typische Szene mit Silver begann mit einer Rohzeichnung von Keane. Er nahm die Darstellung und das Timing der Szene zurück und zeichnete auch die mechanische Seite der Figur. Danach brach er die Arme in simple Umrisse hinunter und animierte Gesten und Bewegungen. Als die Animation vollendet und abgenommen war, wurden die Zeichnungen im Computer eingescannt und Daniels begann, die Schichten des mechanischen Roboterarms darüber zu legen. Silvers technische Seite basierte hauptsächlich auf einer alten Trockenreinigungsmaschine und Ollie Johnstons eigener Eisenbahn, die in seinem Hinterhof fährt. Dieser Look vereinfachte auch die Animation, da ein zu roboterhafter Arm vom Computer statisch animiert worden wäre. Dennoch musste Keane seine Zeichnungen detaillierter machen und Daniels die Animationen des Arms vereinfachen, damit sich die beiden Techniken auf einem Mittelweg trafen und alles glaubwürdig erschien. Den Rest Silvers gestaltete Keane als alten Alien-Bären um in das restliche Arsenal von Aliens zu passen und ihn sympathischer zu machen. Außerdem stimmten so die Größenverhältnisse zwischen Jim und Silver mit seiner Vision überein.

So erhielt Silver auch eine eigenwillige Silhouette, die für Keane genutzt wurde, um besondere Bilder in den Film einzubringen. Auch Daniels mochte Silvers Silhouette: „ Für mich war es wichtig, dass Silver nicht aussieht wie ein Kerl in einem Anzug. Das Metall sollte seinen Arm nicht umschließen – es sollte so aussehen, als sei es sein Arm. Um das zu erreichen, mussten wir so viele Negativräume öffnen wie möglich, damit man hindurchschauen und bemerken konnte: Da ist gar kein Arm. Darüber hinaus wollte ich erreichen, dass sein künstlicher Arm so glaubwürdig funktionstüchtig wie möglich wirkt.

Silver war zudem die erste Figur bei Disney, deren Referenzskulptur nicht ausschließlich per Hand angefertigt wurde. Eine moderne Lasertechnik fertigte den mechanischen Teil der Figur an.

Jim Hawkins[Bearbeiten]

Jim Hawkins schnuppert frische Luft im Weltall (© Disney)

Für Jim Hawkins suchte man sich den noch jungen Animator John Ripa aus. Der Grund dafür war, dass der Zeichner von Jim Hawkins eng mit Keane zusammenarbeiten musste, was Ripa bereits tat, da er für den Film Tarzan den jungen Tarzan zeichnete, während Kenae den erwachsenen Dschungelhelden animierte.

Ripa hat in der Vorbereitungszeit, die Keane sehr für die technischen Aspekte nutzte, sich stark in die Figur hineingedacht. So kam er auf die Idee, dass er Jim Hawkins an James Dean anlehnen sollte, da seine Charaktere ähnliche Schicksale hatten wie Jim.

John Ripa (© Disney)

Jim ist fünfzehn Jahre alt, und er ist an einem Punkt in seinem Leben angelangt, an dem er nicht mehr genau weiß, wer er ist“, erklärte Ripa seine Entscheidung.“ Er hat ein schwaches Selbstwertgefühl, realisiert das Potenzial nicht, das in ihm schlummert, und glaubt nicht, dass er der Welt etwas zu geben hat. Ich habe Bücher über die Entwicklung von Kindern gelesen und habe mir eine Menge Notizen darüber gemacht, was Kinder und Teenager beschäftigt. Ich habe mir auch jedes Teenager-Drama angeschaut, das mir in die Finger kam – James Dean war besonders inspirierend. Er hatte etwas in seinen Augen, was mich fasziniert hat. Sein schauspielerischer Ausdruck war brillant und gab ihm gleichzeitig eine Verletzlichkeit und Defensivhaltung. Es war interessant, seine Kopfhaltung und seine Arbeit mit den Augen zu studieren. Er hatte eine unglaubliche Subtilität in seinem Spiel, auf das ich immer wieder zurückkam.

Diese Vorgehensweise entsprach auch der von Ripa, der im Gegensatz zu vielen Kollegen nicht cartoonähnliche Figuren liebt, sondern ruhige Figuren, die mit den Augen ihren Gefühlen Ausdruck verleihen. So entschied er sich früh, Jim Augenringe zu geben, die ihn gemeinsam mit seiner Jacke bedrückt erscheinen lassen sollten. Erst als Jim alle seine Probleme löste, sollten die Augenringe verschwinden.

Schüler und Mentor auf einem Fanposter (© Disney)

Ripa dachte sich darüber hinaus auch Jim Hawkins' kompletten Look aus, und verpasste ihm früh eine moderne Frisur mit Pferdeschwanz. Zum Ausgleich gab er ihm ein traditionelles Piratenhemd, -hosen und -gürtel, wie man sie in den Illustrationen der Schatzinsel findet. Jims Mantel dagegen mutet eher an wie aus den vierziger Jahren und seine Stiefel sind eine Mixtur aus Piratenstiefeln und Snowboardschuhen.

Ripa dachte sich auch Jim Hawkins komplette Biografie aus, die er zwar nicht im Film verwenden wollte, aber im Hinterkopf behielt, um Hawkins besser animieren zu können. Einige der Momente wurden später aber doch genutzt, nämlich für die Musiksequenz im Film. Die Idee dazu hatte Glen Keane.

Früh entschieden sich Keane und Ripa dazu, etwas im Zeichentrickfilm ungewöhnliches zu tun, was aber eine Schlüsselfunktion für den Realismus in der Beziehung zwischen Jim und Silver werden sollte:

Sie arbeiteten sehr eng zusammen und zeichneten einige Sequenzen sogar gleichzeitig und gemeinsam auf demselben Blatt Papier. Diese Arbeitsweise war sehr spontan und offen, was die Szenen verbessern sollte.

Die beiden Zeichner lernten auch voneinander: Keane übernahm einiges von Ripas Vorgehensweise an Figuren, die Konzentration auf die Augen. Ripa dagegen sah in Keane einen erfahrenen Mentor, der ihm geduldig einige Grundlagen zeigte.

Die anderen Figuren[Bearbeiten]

Amelia (© Disney)

Früh entschied man sich, aus dem ruhigen Ben Gunn einen hyperaktiven Roboter namens B.E.N. zu machen. Um ihn überzeugend darzustellen, übergab man diese Figur an Oskar Urretabizkaia, der in Hercules die Hydra animierte. Er hatte die Idee, B.E.N. ausschließlich am Computer zu erstellen. Nach langen Testphasen fand er die richtige Technik, mit der er ihn perfekt in die Zeichentrickwelt einfügen konnte.

Die restlichen Figuren in Der Schatzplanet sind dagegen klassisch per Hand gezeichnet. Dennoch fanden sich auch hier ungewöhnliche Dinge. So zeichnete Ken Duncan sowohl Käpt'n Amelia, als auch den bösen Scroop. Erst stellte man ihn für Amelia ein, doch er bettelte, lieber Scroop zeichnen zu dürfen, da er ihn als Bösewicht interessant fand. Als sich aber niemand fand, der an Duncans Stelle Amelia zeichnen könnte, übernahm er beide Figuren.

Der gebürtige Spanier Sergio Pablos zeichnete Dr. Doppler, ursprünglich wie Jim und seine Mutter als Mensch gedacht. Dies fanden Clements und Musker allerdings zu unoriginell. Da Duncan sich entschied, Amelia aufgrund ihrer Reflexe, ihrer ruhigen Art und ihres Muts als Katze zu zeichnen, dachte Pablos, dass Dr. Doppler als Hund interessant wäre. Da er sich die Animation nicht erschweren wollte, gab er ihm aber bloß 20% eines Hundes: Die Nase, die Ohren und die Hände. Der Rest entspricht der ursprünglichen menschlichen Variante.

Mike Show schließlich übertrug das Motiv der nachplappernden Papageien aus Piratenromanen und -filmen, indem er aus Silvers Begleiter den Formwandler Morph machte, einen Blob mit zwei Augen und unschuldigem Gemüt.

I'm still here[Bearbeiten]

John Rzeznik (© Rzeznik/Disney)

Da Der Schatzplanet ein großes Abenteuer werden sollte, war klar, dass die Figuren nicht ständig anhalten können um zu singen. An einer Stelle plante man aber eine Montage zu einem älteren U2 Song, in welcher das zunehmende Schüler-Mentor Verhältnis zwischen Silver und Jim Hawkins beleuchtet werden sollte. Glen Keane gestaltete das Storyboard um und brachte Jims Vergangenheit mit ein. Dazu nutzte er mehrere Elemente von John Ripas Biografie für Jim, vor allem die Szene, in der Jims Vater für immer verschwindet und sich Jims Schmerz in Wut verwandelt.

Kenae unterlegte sein neues Storyboard mit dem Goo Goo Dolls Song „Iris“. Clements und Musker entschieden sich deshalb dazu, den Sänger und Texter der Goo Goo Dolls, John Rzeznik anzurufen, um zu fragen, ob er nicht gerne ein Lied für den Film schreiben möchte. Nachdem er eine kurze Zusammenfassung der Geschichte erhielt, schrieb er die Alternative-Rockballade „I'm still here“, ohne auch nur ein Bild vom Film gesehen zu haben. Er traf die Stimmung, die Clements und Musker wollten genau. Inspiration fand Rzeznik in seiner eigenen Vergangenheit, die der von Jim Hawkins sehr ähnelt. Rzeznik erklärte später: „Jim wurde eine echte Person für mich. Er geht los, um ein Abenteuer zu erleben, und findet seine Identität. Und obwohl er mit ein paar Narben aus der Sache heraus kommt, wird er am Ende zum Mann. Es ist eine tolle Geschichte, und die Animation ist atemberaubend. Ich konnte mich leicht in Jim hineinfühlen, weil ich in seinem Alter genauso war.“

Zu „I'm still here“ arrangierte Keane allein am Lake Arrowhead das Storyboard neu, war aber unsicher, ob das Ergebnis funktionieren könnte. Er rief seine Frau an und erklärte ihr das Storyboard. Als sie plötzlich still wurde und vor Rührung anfing zu weinen, wusste Keane, dass er es so lassen kann.

Rzeznik schrieb auch ein zweites Lied, dieses Mal für den Abspann. Dieses sollte den ganzen Film nochmal zusammenfassen und mit seiner Stimmung das Glücksgefühl am Ende betonen.


Erfolg und Rezeption[Bearbeiten]

Einspielergebnisse[Bearbeiten]

Der Schatzplanet wurde ein unglaublich großer Flop an den Kinokassen. Er kostete 140 Millionen Dollar und spielte 38.2 Mio. Dollar in Nordamerika ein. Auch in anderen Ländern waren die Einspielergebnisse sehr unerfreulich, weshalb Disney im letzten Quartal 2002 seine Gewinnerwartungen runtersetzen musste. Insgesamt spielte der Film 109 Millionen Dollar an den Kinokassen ein, was unter Berücksichtigung der 40 Millionen Dollar Marketingkosten einen Verlust von 125 Millionen bedeutete.

Kritiken[Bearbeiten]

Die Kritiker waren dem Film durchweg positiv gestimmt, wobei einige in ihm sehr solide Familienunterhaltung sahen, andere aus dem Lob nicht mehr herauskamen und ihn als wahre Perle sahen. Auch die Test Screenings vor Publikum waren durchweg hervorragend, was die schlechten Einspielergebnisse noch unerklärlicher machte. Das meiste Lob erhielt Der Schatzplanet aber von Disney Fans, die ihn aufgrund der emotionalen, reifen Story in Kombination mit Abenteuer und Action sowie bahnbrechenden Techniken lobte.

Einfluss auf das Medium Zeichentrick[Bearbeiten]

Auf dem Schatzplaneten wartet der Schatz der tausend Welten... und ein Kinoflop (© Disney)

Der Schatzplanet wird von einigen Kritikern als Wendepunkt in Disneys Denken über Zeichentrickfilme gesehen. Innerhalb kürzester Zeit wurde Thomas Schumachers Posten des Präsidenten von Walt Disney Feature Animation mit David Stainton neu besetzt, die Zeichenstudios in Florida wurden geschlossen und zahlreiche Projekte eingestellt. Für die Meisterwerke nach Der Schatzplanet wurde kaum geworben und man stellte mit Himmel und Huhn auf CGI-Meisterwerke um. Die Zeichner wurden entweder in die DisneyToon Studios versetzt (welche nach einigen Monaten auch nur noch aus einem Zeichentrickstudio bestanden), umgeschult oder entlassen.

Dadurch, dass nicht nur Der Schatzplanet, sondern auch Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt, Titan A.E: von 20th Century Fox und die Dreamworks Produktion Sinbad an den Kinokassen scheiterten, entschieden viele Studios, dass Trickfilme nicht zu sehr an Erwachsene gerichtet werden sollte. Die Folge waren zahlreiche an Kinder und junge Teenager gerichtete CGI-Filme in den Jahren nach diesem Musker/Clements-Film.

Zugleich bedeutete das Scheitern von Der Schatzplanet auch mehr oder weniger das Aus für die Deep Canvas-Technik. Bei der Produktion von Tarzan entwickelte man sie so, dass sie Hintergründe rendert, die keine Ecken und Kanten aufweisen und wie vom Pinsel gemalt, für Der Schatzplanet fügte man die Möglichkeit hinzu, eckige und flächig gemalte Hintergründe und Figuren zu zeichnen. Der hohe Entwicklungsaufwand hat sich allerdings nicht rentiert, weshalb das Projekt Angel and Her No Good Sister, welches viele Deep Canvas-Sequenzen beinhaltet hätte auf Eis gelegt wurde.

Des Weiteren weigerte sich Disney ein Jahr nach der Veröffentlichung von Der Schatzplanet, die Verträge von Clements und Musker (trotz bisheriger Erfolge) zu verlängern. Oktober 2004 wurden sie gerufen, um das Projekt „Fraidy Cat“ weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit einem eigenen Storyteam brachten sie diesen Comedy-Thriller, der ihr erster CGI Film werden sollte auf Hochglanz. Doch David Stainton verwarf den Film. Ron und John verließen das Studio erneut. 2006 kehrten sie, nach Erneuerungen im Management und der Übernahme von Pixar wieder zurück, um mit The Princess and the Frog das „erste“ Zeichentrick-Meisterwerk seit 2005 zu schreiben und produzieren.

Stab und weitere Filmangaben[Bearbeiten]


  • Budget: 140 Millionen Dollar
  • Ausgaben für Marketing und Promotion: 40 Millionen Dollar
  • Länge: 95 Minuten
  • FSK: ab 6 Jahren

Synchronisation[Bearbeiten]

Englischsprachiges Original[Bearbeiten]

Jim, Doppler und Amelia (© Disney)
Stimmen
Songs
  • I'm still here' (Jim's Theme):
Geschrieben und gesungen von John Rzeznik
  • Always Know Where You Are
Geschrieben von: John Rzeznik
Gesungen von BBMak

Deutsch[Bearbeiten]

Stimmen
Songs

Die Songs wurden in der deutschen Fassung im Original belassen.

Weitere Filminformationen[Bearbeiten]

Ein actionreiches Poster (© Disney)
  • Der Schatzplanet kam gleichzeitig als „klassische“ 35mm Kopie in die amerikanischen Kinos und als speziell formatierte 70mm Fassung in die amerikanischen IMAX-Kinos. Dies ist das erste Mal in der Geschichte der Filmindustrie, das ein Film in zwei Bildformaten in die konkurrierenden Kinotypen kam.
  • In der Szene, in der Jim Hawkins und B.E.N. heimlich auf die RLS Legacy zurück gekehrt sind, stimmt B.E.N. ein Lied an. Dieses Lied heißt Yo ho, Yo ho, a Pirate's Life for me und stammt aus der Disneyland Attraktion Pirates of the Caribbean, welche die Vorlage für den Spielfilm Fluch der Karibik aus dem Jahr 2003 war.
  • In Deutschland, Österreich und Spanien startete Der Schatzplanet am 5. Dezember 2002, also an Walt Disneys 101. Geburtstag.
  • Der letzte bekannte Kinostart des Films fand am 25. November 2003 in Kuwait statt: 385 Tage nach der Weltpremiere.
  • Als der junge Jim zu Beginn des Films zu seiner Mutter sagt „Ich lieb' dich auch“, kann man im Hintergrund in seinem Regal eine Stofffigur von Stitch aus Lilo und Stitch (ebenfalls aus dem Jahr 2002) sehen.
  • Wenn Dr. Doppler und Jim Hawkins am Raumhafen angelangen, erklären ihnen zwei Figuren den Weg. Diese zwei Figuren sind Karikaturen von Ron Clements (seine Karikatur ist die dünne Roboter-ähnliche Figur auf der Leiter) und John Musker (dargestellt als rothaariges Ungetier, welches die Leiter hält). Diese „Cameos“ der Regisseure sind eine Tradition, die sie seit Aladdin durchführen.
  • Vom 27. November 2002 bis zum 5. Januar 2003 befand sich in einem Zelt hinter dem El Capitan Theater in Hollywood Disney's Port of Discovery, eine passend zum Film thematisierte Attraktion. Dieser riesige „Spielplatz“ für die ganze Familie war in mehrere Locations unterteilt, an denen man u.a. Figuren treffen konnte, Experimente durchführen durfte, aber auch Videospiele oder Gruppenspiele spielen konnte.
  • Der Name des Schiffes, R.L.S. Legacy, bedeutet ausgeschrieben „Robert Louis Stevenson's Legacy“ („Robert Louis Stevensons Erbe“).
  • Dr. Doppler paraphiert Dr. McCoy aus der Serie „Star Trek“, als er seinen unter Fans berühmten Satz „Darn it, Jim, I'm an astronomer, not a doctor!“ sagt.
  • Der Schatzplanet wurde von Clements und Musker 17 Jahre lang vorbereitet, war 4,5 Jahre lang in der Produktion und benötigte 350 Künstler zur Fertigstellung.
Zum Film gab es auch eine Graphic Novel (© Disney)
  • Ursprünglich sollte der gesamte Film vom erwachsenen Jim Hawkins erzählt werden, doch den Regisseuren wurde dadurch der Anfang zu emotionslos und undynamisch. Deshalb entschied man sich, auch in Anlehnung an ältere Disney-Filme, für die Eröffnung mit einem Märchenbuch.
  • Glen Keane hat auch an dem jungen Jim Hawkins mitgearbeitet, um sich von der Arbeit am hässlichen Silver zu erholen.
  • Als Hommage an Der Fänger im Roggen war eine Szene geplant, in der Jim einem Alien bei der Arbeit an seinem Roller helfen sollte. In dieser Szene wollte man auch mehr von der verletzlichen Seite Jims zeigen, da er durch das Erscheinen des Alien-Vaters geknickt ist. Jedoch musste die Szene aufgrund Änderungen im Ablauf gestrichen werden.
  • In den anfänglichen Szenen des Films verwendete man möglichst wenig grün, da diese Farbe für den Schatzplaneten reserviert war. Der Grund dafür war, dass man mit grün das exotische, gemütliche und moralische verbindet.
  • Die Kamerafahrt von Dopplers Haus zum Raumhafen von Montressor brauchte 2 Jahre um fertig gestellt zu werden.
© Disney
  • Mr. Snuff wurde von seinem Animator, Adam Dykstra, gesprochen, was eine Seltenheit im Trickfilm ist.
  • Elliot und Rossio waren diejenigen, die aus Kapitän Smollet eine weibliche Figur machten.
  • Jims Sprecher änderte eigenständig seine Texte, wenn sie seiner Meinung nach nicht zu Jim passten.
  • Die Animatorin von Billy Bones entwickelte eine komplette Backgroundstory über ihn und seinen Planeten.
  • In der Szene, in der Billy Bones stirbt, war eine Star Trek-Anspielung geplant: Dr. Doppler untersuchte Bones und sagte „Er ist tot, Jim.“ Da die Szene zu ernst für solch einen Gag war, wurde die Zeile gestrichen.
  • Morph wurde von drei Dingen inspiriert: Lavalampen, Hundewelpen und kleinen Kindern.
  • Während der Pre-Produktion wurden 15.000 Kunstwerke geschaffen, die als Inspiration für Figuren und Hintergründe dienen sollten.
  • Die Rochenvögel und Wale sind die ersten (und wahrscheinlich auch letzten) Figuren, die komplett mit der Deep Canvas geschaffen wurden.
  • Auf Wunsch von Vera Pacheco ließ man John Silver im Laufe des Films die Hose wechseln. Die gestreifte Hose vom Anfang des Films war zu schwer zu zeichnen.
  • Nach dem 11. September entschied Disney, dass es nicht lustig ist, wenn Menschen mit Schwertern bedroht werden. Deshalb sollten die Zeichner möglichst viele Schwerter aus dem Film entfernen.
  • Beginnend mit der „Das schwarze Loch“-Szene nutzten die Animatoren mehrere Todesfälle der Piraten, um sich schwierigen Figuren zu entledigen. Je komplizierter eine Figur zu zeichnen war, desto früher stirbt sie.
  • Ursprünglich sollte Jim Scroop mit einer Gefrierpistole in Eis verwandeln und in tausende Splitter zersprengen. Da aber bereits in Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt etwas ähnliches passierte, änderte man den Kampf zwischen Jim und Scroop ab.
  • Auszüge aus dem Soundtrack von Der Schatzplanet wurden unter markante Stellen des Fluch der Karibik-Soundtracks gemischt und wurden als musikalische Untermalung für das Halloween-Feuerwerk 2003 in Disneyland Resort Paris verwendet.



Offizielle Walt Disney Meisterwerke

Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937) • Pinocchio (1940) • Fantasia (1940) • Dumbo (1941) • Bambi (1942) • Saludos Amigos (1942) • Drei Caballeros (1944) • Make Mine Music (1946) • Fröhlich, Frei, Spaß dabei (1947) • Musik, Tanz und Rhytmus (1948) • Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte (1949) • Cinderella (1950) • Alice im Wunderland (1951) • Peter Pan (1953) • Susi und Strolch (1955) • Dornröschen (1959) • 101 Dalmatiner (1961) • Die Hexe und der Zauberer (1963) • Das Dschungelbuch (1967) • Aristocats (1970) • Robin Hood (1973) • Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh (1977) • Bernard und Bianca (1977) • Cap und Capper (1981) • Taran und der Zauberkessel (1985) • Basil, der große Mäusedetektiv (1986) • Oliver & Co (1988) • Arielle, die Meerjungfrau (1989) • Bernard und Bianca im Känguruland (1990) • Die Schöne und das Biest (1991) • Aladdin (1992) • Der König der Löwen (1994) • Pocahontas (1995) • Der Glöckner von Notre Dame (1996) • Hercules (1997) • Mulan (1998) • Tarzan (1999) • Fantasia 2000 (1999) • Dinosaurier (2000) • Ein Königreich für ein Lama (2000) • Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001) • Lilo & Stitch (2002) • Der Schatzplanet (2002) • Bärenbrüder (2003) • Die Kühe sind los (2004) • Himmel und Huhn (2005) • Triff die Robinsons (2007) • Bolt – Ein Hund für alle Fälle (2008)  Küss den Frosch (2009)  Rapunzel – Neu verföhnt (2010) • Winnie Puuh (2011) • Ralph reichts (2012) • Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013) • Baymax – Riesiges Robowabohu (2014) • Zoomania (2016) • Vaiana (2016) • Chaos im Netz (2018) • Die Eiskönigin II (2019) • Raya und der letzte Drache (2021) • Encanto (2021) • Strange World (2022)  Wish (2023)