Urphantomias

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Fantomius & Detta von Duz (© Egmont Ehapa)

Der Ur-Phantomias (ital. Fantomius) war ein Superheld der 1920er Jahre, der vorwiegend den Reichen nahm und den Armen gab. Gelegentlich beging er aber auch Kunstraub oder zerstörte Kulturgüter. Er hatte seinen Unterschlupf in der Villa Rosa. Die Überreste der Villa wurden von Donald in Die Verwandlung aufgesucht, dort fand er das Kostüm des ersten Phantomias und seine Tagebücher. Nachdem er diese studiert hatte, beschloss er selbst in die Rolle des Phantomias zu schlüpfen und so Rache verüben zu können. Somit war der Urphantomias Vorgänger des aktuellen Phantomias. Der erste Phantomias wurde von Guido Martina erschaffen, bedeutender ist hier aber wohl Marco Gervasio, der vor allem mit seiner Serie Die Legende des ersten Phantomias genauer auf den Gentlemandieb einging und diesen populär machte. Laut Gervasio steckt der Adelige John Quackett hinter der Maske des Gentlemandiebs.

Der Urphantomias bei Guido Martina[Bearbeiten]

Die Figur des Urphantomias wurde von Guido Martina entwickelt. Bereits in der ersten Phantomias-Geschichte Die Verwandlung wurde der Vorgänger des heutigen Helden erwähnt, von dem Donald – allerdings über Umwege – die Villa Rosa erbte und dessen Tagebuch Donald auf die Idee brachte, zu Phantomias zu werden. Prägend war auch die zweite Geschichte, Phantomias tritt in Aktion, in der Martina und Scarpa die blaue Kopfverhüllung des Urphantomias festlegten (eigentlich sollte diese auch schon in Die Verwandlung zu sehen sein, wozu es jedoch durch einen Kolorierungsfehler nicht kam) und seine Gefährtin Detta von Duz erschufen. In beiden Geschichten wurde der Urphantomias als Rächer dargestellt, der besonders die Neureichen, die sich über ihn lustig machten, bestraften.

Guido Martina legte auch den italienischen Namen Fantomius fest, der auf der Romanfigur „Fantômas“ beruht. Bereits in seinen beiden Geschichten bestehen auch Ähnlichkeiten zur Romanfigur Lupin, denn Fantomius wird als Adeliger geschildert, der sich an seinen bornierten, hochnäsigen Standeskollegen, die sich über ihn lustig machten, zu rächen versuchte.

Der Urphantomias wurde danach – wenn auch nur selten – immer wieder, in Phantomias-Geschichten erwähnt und abgebildet. Erwähnenswert ist vor allem die nicht von Martina geschriebene Geschichte Kampf um die Villa Rosa (erschienen in LTB 235), in der stark auf den Ersten Phantomias Bezug genommen wird und die als ein Sequel zu Die Verwandlung gesehen werden kann. Vor allem Klaas Klever fürchtet sich vor dem Zorn des Geistes des Urphantomias. Im Verlauf der Geschichte findet Donald weitere unterirdische Gewöbe des Ersten Phantomias und entdeckt sogar unter einem weiteren Sesselpolster ein zweites geheimes Tagebuch des Gentlemandiebes.

Größere Bedeutung erreichte die Figur erst in den 2000er-Jahren, zum einen, weil sich nun dänische Autoren mit der Figur zu beschäftigen begannen, zum anderen, weil Marco Gervasio sich der Figur annahm und ein aufeinander aufbauenes Universum um sie herum erschuf.

Der Urphantomias bei Marco Gervasio[Bearbeiten]

Marco Gervasio klärte als erster die Geheimidentität von Phantomias auf: In Wirklichkeit ist er der etwas schusselige und tollpatschige John Quackett. Der erste Phantomias begeht stets listige und raffinierte Diebstähle und Einbrüche, und natürlich kommt niemand auf die Idee, dass der schusselige Lord dahinterstecken könnte. Kommissar Pinkus ist stets hinter ihm her, doch Phantomias kann ihm stets entkommen. Unterstützt wird Phantomias von seiner Verlobten Detta von Duz. Technische Unterstützung erhalten die beiden von Darendorf Düsentrieb, einem Vorfahren Daniels. Die Handlung wurde in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts verlegt und wird aus Sicht eines Aristokraten und dessen Umfeld beleuchtet. Neben einigen fiktiven Adeligen werden auch Romanfiguren wie Agatha Christies Hercule Poirot (als Hercule Pierrot), Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes (als Herlock Sholmes), Sax Rohmers Dr. Fu Manchu (als Fu Man Haptschu) oder die Filmfigur Inspektor Jacques Clouseau von Blake Edwards (von dem Kommissar Pinkus einiges hat) in den Geschichten verarbeitet.

Gervasio zufolge habe Fantomius ein wenig von Arsène Lupin, Diabolik, Fantômas und Robin Hood, er sei zwar ein Gentlemandieb, aber trotzdem noch ein Dieb. Gervasio war bereits in seiner Kindheit von der mysteriösen Figur des Fantomius sowie seiner Gefährtin Detta von Duz fasziniert. Genauso wie ihm sei es auch vielen anderen Lesern ergangen. Besonders gefallen hätten ihm aber die technischen Gerätschaften, die bereits Fantomius einsetzte und Phantomias später – in Abwandlungen – übernahm.[1]

Näheres zur Geschichte ist dem Artikel Lord Quackett zu entnehmen. Sein näheres Umfeld ist im Artikel Die Legende des ersten Phantomias – Charaktere nachzulesen.

Frühe Geschichten von Gervasio[Bearbeiten]

Marco Gervasio griff die Figur des Urphantomias erstmals in der Geschichte Der einzig wahre Phantomias (LTB 316) auf. In dieser Geschichte bricht ein Gelegenheitsdieb in die Villa Rosa ein, entdeckt einige der Geheimnisse und verwandelt sich in den Urphantomias, um die Reichen der Gegenwart (will heißen Dagobert Duck) zu bestehlen. Dagobert verdächtigt natürlich Donald-Phantomias, der dementsprechend versucht, seine Unschuld zu beweisen. Am Ende kann er dem Kriminellen das Handwerk legen, indem er ihn mit seinem größten Schrecken konfrontiert: dem Urphantomias selbst, der ihn beschuldigt, sich widerrechtlich des Kostüms bedient zu haben und kein legitimer Nachfolger – im Gegensatz zu Donald – zu sein. Interessanterweise erwähnt Gervasio in dieser Geschichte erstmals, dass Lord John Quackett einst die Villa Rosa besaß, ohne allerdings klar zu sagen, dass Quackett gleich Fantomius sei.[1] In der deutschen Übersetzung fiel dieser eminent wichtige Hinweis weg.

Schon in Das verlorene Amulett ist Phantomias der Polizei weit überlegen (© Egmont Ehapa)

Eine größere Rolle spielt der Urphantomias in der Geschichte Das verlorene Amulett (LTB 376), in der er erstmals als handelnde Person in Erscheinung tritt. Gervasio verwendete hier auch erstmals wieder Detta von Duz, eine Figur, die von Guido Martina erfunden und dann Jahrzehnte lang nicht mehr verwendet wurde. In dieser Geschichte verliert Detta beim Einbruch in die Villa van Gnauseren ein Amulett, das den Schlüssel zur Schatzkammer des Urphantomias bildet. In der Gegenwart machen sich Dagobert, Gitta, Daisy und Donald auf die Suche nach dem Amulett. Nachdem er es gefunden hat, muss Dagobert allerdings feststellen, dass die Schatzkammer leer ist. Der erste Phantomias hat nämlich einen weiteren Schlüssel zu einer weiteren geheimen Kammer anfertigen lassen, wie Donald, der dessen Tagebuch gelesen hatte, sehr genau wusste.

In der dritten Geschichte, Das Geheimnis des ersten Phantomias (LTB 435) enthüllt Gervasio, dass Daniel Düsentriebs Urgroßvater Darendorf Düsentrieb der Erfinder war, der dem Urphantomias seine Ausrüstung zur Verfügung stellte. Phantomias selbst hatte diese Information nie in seinem Tagebuch festgehalten, um seinen Freund zu schützen, sodass es auch Donald nicht bekannt war. Deshalb schreibt sogar Stefan Kling nichts von Darendorf, sondern meint, Phantomias habe seine Ausrüstung selbst gebaut. In den darauffolgenden Nächten kommt es allerdings zu spektakulären Einbrüchen, die mittels der Ausrüstung des ersten Phantomias erfolgt. Donald-Phantomias geht dem auf die Spur und findet heraus, dass der Cousin von Daniel, Darius Düsentrieb, dahintersteckt, der in Darendorfs Aufzeichnungen vom Geheimnis erfahren hat und das Andenken an seinen Vorfahren ins rechte Licht rücken will.

Die vierte Geschichte schließlich ist Vergangenheit ohne Zukunft (LTB 447), eine Adaption des Films Zurück in die Zukunft von Robert Zemeckis. In dieser Geschichte gelangt Donald-Phantomias aus Versehen mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit und stört sogleich ein entscheidendes Ereignis: das erste Aufeinandertreffen von Fantomius und Detta von Duz. Da Detta Fantomius geraten hat Tagebuch zu führen (woraus Donald wiederum die Inspiration für seine eigene Geheimidentität gezogen hat), sieht Donald seine Zukunft als Phantomias in großer Gefahr. Detta muss unbedingt auf Fantomius treffen. Er sucht daher Rat bei Darendorf und beschließt, beim nächsten Einbruch von Fantomius ein Zusammenkommen der beiden zu arrangieren. Zu dem Zweck gibt er sich als Lord Quackett aus und lotst so Detta zu dem Treffpunkt. Es gelingt und anschließend kann Phantomias nach Hause zurückkehren, da Darendorf inzwischen selbst eine Zeitmaschine erfunden hat.

Vergangenheit ohne Zukunft ist äußerst relevant und gewissermaßen der Teaser für die folgende Serie Die Legende des ersten Phantomias, da bereits der Großteil der Geschichte in der Vergangenheit spielt. Auch das Layout und die Farben entsprechen bereits dem der Serie. Weiters enthüllt Gervasio endgültig hier die Geheimidentität von Fantomius und Detta und führt Kommissar Pinkus ein. Damit sind die wichtigsten Figuren für die Serie bereits festgelegt. Weiters legte Gervasio fest, dass die Ereignisse um den ersten Phantomias in den 1920er-Jahren spielen.[1]

In der Gestaltung von Lord Quackett in dieser Geschichte musste Gervasio ihn möglichst anders darstellen als Donald, um keine Verwirrung bei den Lesern auszulösen.[1] Dies erklärt wohl den für männliche Enten im Disney-Kosmos sonst unüblichen Haarwuchs.

Die Legende des ersten Phantomias[Bearbeiten]

Die Legende des ersten Phantomias ist wohl das wichtigste Werk in Bezug auf den Urphantomias. Es handelt sich hierbei um eine ganze Serie, die Abenteuern des ersten Phantomias gewidmet ist.
→ siehe Hauptartikel Die Legende des ersten Phantomias

Phantomias in modernen Zeiten[Bearbeiten]

In der inoffiziellen Comicserie Phantomias in modernen Zeiten ist der Urphantomias in der ersten Folge präsent. In der Geschichte Aller Anfang ist schwer (LTB 544 & LTB Ultimate 48) greift Gervasio in die Geschichte von Die Verwandlung ein, indem er enthüllt, dass der Postbote, der Donald scheinbar versehentlich das falsche Paket gebracht hat, Phantomias in Verkleidung war, der in die Zukunft gereist ist, um sicherzustellen, dass er einen würdigen Nachfolger in Donald hat, und ihm teilweise sogar hilft. Damit widerspricht er jedoch stark dem zuvor erschienen Comic Das Vermächtnis (LTB 340) von Andreas Pihl, wo der ältere Phantomias bei Gustav auftaucht im festen Glauben, dieser hätte wie geplant die Villa gewonnen und damit sein Erbe angetreten.
→ siehe Hauptartikel Phantomias in modernen Zeiten

Paperbridge[Bearbeiten]

(Diese Serie wurde bisher noch nicht auf Deutsch veröffentlicht und es ist auch nicht bekannt, ob es hinsichtlich einer Veröffentlichung auf Deutsch Pläne gibt. Sämtliche Informationen kommen aus italienischen Quellen).

Paperbridge mit dem jungen Lord Quackett (© Panini, © Disney)

Aufgrund des großen Erfolgs von Die Legende des ersten Phantomias wird seit 2020 eine Art Spin-off zu der Serie veröffentlicht, Paperbridge. Bisher sind zehn Teile in drei Staffeln erschienen (zusammen bisher 230 Seiten), die wieder von Marco Gervasio geschrieben und gezeichnet wurden. In der Serie geht es um den jungen Lord Quackett während seiner Zeit am angesehenen englischen College „Paperbridge“, wo er seine ersten Abenteuer erlebt und es unter anderem mit einer geheimen Bruderschaft und seiner ersten Liebe zu tun bekommt. In dieser Serie sind Bezüge zu anderen Werken enthalten, vor allem zu Phantomias ist phänomenal von Guido Martina.

Staffel 1:

  • Teil 1: La notte della confraternita
  • Teil 2: Il lato oscuro
  • Teil 3: La festa d'inverno
  • Teil 4: La regata
  • Teil 5: Il libro degli errori

Staffel 2:

  • Teil 6: Il mistero del lato oscuro
  • Teil 7: La biblioteca perduta
  • Teil 8: Il segreto di Famedoro

Staffel 3:

  • Teil 9: La notte del vandalo
  • Teil 10: Il sogno di Beth

Der Urphantomias bei dänischen Autoren[Bearbeiten]

Andreas Pihl griff ab 2005 ebenfalls die Figur des Urphantomias auf, auch wenn er sich nur wenig an den Hintergrundinformationen, die Guido Martina gab, orientierte. Seine Geschichten handeln alle in der Gegenwart, weisen aber Rückblenden in die Zeit, in der der Urphantomias gelebt hat, auf. In der ersten Geschichte, Das Vermächtnis (erschienen in LTB 340), kehrt ein gealterter Urphantomias nach Entenhausen zurück und erfährt dort, dass die Villa Rosa per Lotterie an Gustav Gans fiel. Im Glauben, Gustav sei der Phantomias geworden, den er in Zeitungsfotos sehen kann, muss er entsetzt feststellen, dass Gustav ein Faulenzer ist. Er beginnt ihn zu trainieren und will ihm am Ende eine schwierige Herausforderung geben. Dieser Comic widerspricht der oben erwähnten, später verfassten Eröffnungsgeschichte von Phantomias in modernen Zeiten (Aller Anfang ist schwer in LTB 544 & LTB Ultimate 48), wo Quackett als junger Mann per Zeitreise in die Zukunft sicherstellt, dass Donald Phantomias wird (er selbst war der Postbote, der den Brief „falsch“ zugestellt hat).

In zwei weiteren Geschichten nimmt Pihl auf den Urphantomias Bezug, indem er die Figur Ireyon einführt, die angeblich einst die Gefährtin des ersten Phantomias und Helferin bei dessen Raubzügen war. Abgesehen von einigen Rückblenden taucht der Urphantomias in diesen zwei Geschichten nicht auf. Weitere Geschichten zeigen ihn nur in Donalds Gedanken, wo sich Donald eine Konfrontation mit dem Urphantomias vorstellt, der nicht ihn, sondern Gustav als seinen Erben bevorzugt.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Geschichten von Guido Martina mit Bezug zum Urphantomias[Bearbeiten]

Von Marco Gervasio[Bearbeiten]

Anmerkung: Die Folgen der Serie Die Legende des ersten Phantomias sind im entsprechenden Artikel zu finden.

  • Das verlorene Amulett (LTB 376 & LTB Ultimate 32)
  • Das Geheimnis des ersten Phantomias (LTB 435 & LTB Ultimate 36)
  • Vergangenheit ohne Zukunft (LTB 447)
  • Aller Anfang ist schwer (LTB 544 & LTB Ultimate 48)
  • Fantômius e il giro del mondo in 80 furti (I CD 513-1 Rahmengeschichte)
  • Phantomiasland – nur als Referenz im letzten Panel (LTB 546 & LTB Ultimate 48)
  • Paperbridge – diese mehrteilige Geschichte ist ein Prequel zu den Fantomius-Geschichten und erzählt aus den Studienjahren von Lord Quackett
  • I misteri di Fantomius (I CD 529I-1 Rahmengeschichte)

Einseiter[Bearbeiten]

Von anderen Autoren[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Barbara Garufi: Il ritorno di Fantomius (intervista a Marco Gervasio). In: Topolino 2972.